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Unglaubliches tut sich in Husum. Mit einem unerklärlichen Vorfall am Grab von Theodor Storm beginnt eine Serie von Vorfällen, die den Lokalreporter Thomas Weißroth auf den Plan rufen. Menschen verschwinden, lösen sich einfach in Luft auf und schon nach kurzer Zeit fühlt Thomas sich verfolgt. Er weiß nicht, von welchen dubiosen Behörden die Männer stammen, die ihm nun ständig über den Weg laufen, ihn verfolgen oder davon abhalten wollen, weiter zu recherchieren, er weiß nur, dass die Burschen mit den unheimlichen schwarzen Augen vermutlich keine Staatsdiener sind - jedenfalls nicht seines Staates. Auf jeden Fall wird da etwas vertuscht und Husum wird auf den Kopf gestellt: ohne mit der Wimper zu zucken lassen die Behörden Parkhäuser dem Erdboden gleichmachen, Türme werden eingerissen und Bäume gefällt. Das alles nur, damit die Bevölkerung nicht mitkriegt, was sich unter ihren Augen Geheimnisvolles tut.
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Seitenzahl: 252
Veröffentlichungsjahr: 2018
Ernst Friedrichsen
Grabgeflüster
oder
Das Böse ist unter uns
Copyright: © 2018 Ernst Friedrichsen
Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net
Umschlaggestaltung & Satz: Erik Kinting
Verlag und Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40-44
22359 Hamburg
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Grabgeflüster
Es ist endlich Wochenende! Das hat aber auch gedauert. Genau gesagt ist schon Freitagnacht, ich weiß nicht genau … null Uhr? Ich habe die Nase voll von dem täglichen Trubel. Mein Job bei den Husumer Nachrichten macht Spaß, aber er schlaucht zuweilen und dann ist es sehr erholsam, die Beine lang zu machen.
Meine Verlobte liegt bereits im Bett und schläft, ihr Schnorcheln dient als Hintergrundmusik für den Film, den ich mir ansehen will. Ich bin müde, aber noch nicht schlafwillig … dass mir die Augen zufallen merke ich gar nicht. Ob ich träume oder ob es der Film ist … keine Ahnung.
Dass ich beim Fernsehen einschlafe kommt nicht selten vor, das passiert, ohne dass ich es bemerke. Ich erinnere mich genau: Vor einem Jahr – ich war hellwach, hatte mir ein Bier bereitgestellt und wartete auf meinen Lieblingsfilm – sah ich den Vorspann und freute mich … und dann kam auch schon der Abspann. Den Film samt Werbung hatte ich verschlafen. Mein Name ist Thomas Weißroht, nicht zu verwechseln mit Pommes rot-weiß, und mir passiert so was öfter.
Nun liege ich also wieder auf dem Sofa, unbequem, aber was tut man nicht alles fürs Fernsehen. Ein Bier steht auf dem Tisch und ein zweites unterm Tisch. Es ist wie gesagt Mitternacht durch, wie ich vermute, und ich werde von einem seltsamen Geräusch, einem Knall, aus dem Fernsehschlaf gerissen. Etwas Kräftiges schlägt mir auf die Schulter. Ich schieße hoch … und falle vom Sofa. Im Fernsehen läuft irgendetwas Schmalziges Liebesromantik mit Landschaftsbildern und einlullender Musik. Ich habe meinen Film verschlafen. Na so was. Da war kein Knall. Auch war mir, als hätte ich einen Blitz wahrgenommen. Ob es gewittert? Ich sehe aus dem Fenster, aber der Himmel ist frei von Wolken und die Sterne funkeln, kein Mond am Firmament. Die Straße ist menschenleer.
Ich gehe ins Bett. Ich habe Wochenende, sage ich mir und bin ganz gerädert vom Sofa. Das ist einfach kein Ort zum Schlafen.
Martinshorn-Gedröhne reist mich erneut aus den Schlaf, diesmal im Bett. Ich sehe auf den Wecker: 3 Uhr morgens. Blaulicht kurvt nervend an der Zimmerdecke. Wir sitzen beide senkrecht im Bett … wach und sauer zugleich.
»Was für eine Scheiße ist denn nun schon wieder?« Ich sehe vorwurfsvoll meine Verlobte an.
Die Ärmste zuckt nur mit den Schultern und legt sich wieder hin. Ich gehe ans Fenster und sehe nach draußen. Am Grab von Storm … Ich kann von meinem Schlafzimmer hinschauen. Zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen, aber in der Straße stehen Streifenwagen und ein Krankenwagen, die Feuerwehr mit zwei Fahrzeugen und die Spurensicherung trudelt auch gerade ein – ich kenne berufsbedingt die Fahrzeuge zur Genüge. Aber es tauchen auch Fahrzeuge der Bundeswehr auf. Man beginnt sofort mit dem Absperren. Mit leistungsstarken Lampen wird der Bereich ausgeleuchtet. Die ersten Anwohner laufen zusammen …
Ich schnappe mir meinen Fotoapparat, ziehe mir einhändig Hose und Schuhe über, dann renne ich los.
»Bitte weitergehen, nicht stehenbleiben!« Die Ansage ist deutlich. Kein Zweifel: Notfalls würde die Aufforderung auch mit Gewalt umgesetzt.
Ich taste mich heran und suche den Augenkontakt zu einem bekannten Beamten.
Der gibt mir einen Rat: »Geh lieber weiter und mach auf keinen Fall Bilder, das gibt nur Ärger.« Sachte aber bestimmt drückt er mich von der Absperrung weg. Dann geht er schnell wieder auf seinen Posten.
Ich versuchte einen anderen Weg, aber alle Zugänge sind schon abgeriegelt. Aber wozu wohne ich im ersten Stock?
Ich laufe schnell zurück nach Hause und krame mein Teleskop vom Schrank.
Meine Verlobte steht nun auch am Fenster. »Was ist da los?«, fragt sie.
»Ich habe keine Ahnung, aber die machen einen Aufstand, als sei der Papst erschossen worden.«
Ich kann trotz Teleskop nichts sehen, alles ist mit Sichtschutzplanen verdeckt. Außerdem sind da mittlerweile zu viele Menschen. Aber wozu gibt es Telefone? Ich habe die Handynummer vom Chef der Spurensicherung und der tobt da ja auch rum …
Nach dem fünften Klingeln geht er ran. Ich spüre seine Anspannung bis zu meinem Fenster.
»Kannst du mir sagen, was da los ist?«, frage ich ihn.
»Mensch Thomas, leg auf.« Er drückt mich weg.
Ich betrachtete den Hörer, als wäre der schuld..
Ich hänge mich nun enthusiastisch aus dem Fenster. Meine Verlobte hält mich fest, denn sie befürchtet, ich könnte abstürzen. Aber diese Neugier … Ich kann deutlich erkennen, wie man etwas in einen Bundeswehrlaster lädt, obwohl man sich bemüht, auch das durch Sichtschutzplanen zu verdecken. Der Lkw fährt mit Streifenwagenbegleitung und Blaulicht los. Ich mutmaße, dass sich vielleicht ein Soldat das Leben genommen hat … hatten wir schon vor vielen Jahren: Mit einer Handgranate hatte der sich den ganzen Kopf weggeblasen, sein Hirn hing im Geäst der Sträucher.
Ich beschließe, das Wochenende Wochenende sein zu lassen, und lege mich wieder hin, schlafe auch auf der Stelle ein.
Ich erwache durch das Herumfuhrwerken meiner Verlobten, die freundlicherweise den Haushalt regelt, aber keine Rücksicht auf meinen Schlafbedarf nimmt.
»Ich gehe duschen«, rufe ich ihr durch die geschlossene Tür zu. Das heißt so viel wie: Mach schon mal Kaffee. Wahre Liebe kann man nur mit Kaffee ausdrücken.
Ich bekomme keine Antwort.
Ich dusche ausgiebig. Mir fehlt etwas Schlaf, darum gibts zum Abschluss einen kalten Schauer zum Erwachen. Ich bekomme eine Gänsehaut, aber es erfrischt.
Am Tisch versuche ich, die Kaffeekanne in der Hand, die Gedanken an die letzte Nacht zu verdrängen.
»Wir haben keine Brötchen … oder möchtest du Brot?« Sie hat eine Tüte mit altbackenen Resten in der Hand.
»Ich gehe ja schon«, murre ich und stehe auf.
Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. Diese alte Weisheit schlauer Denker führt mich zum Bäcker. Dabei komme ich am Grab von Storm vorbei, das auf der anderen Straßenseite liegt. Die Absperrungen sind entfernt, alles sieht aus wie immer.
Die Neugier treibt mich über die Straße – nicht nur die berufliche. Ich werfe einen sichernden Blick in alle Richtungen und bemerke dann gleich etwas Bemerkenswertes: Da ist an der Wand zum Kloster ein verbrannter kreisförmiger Fleck, ein knapper halber Meter im Durchmesser, zwischen zwei Fenstern … mit deutlichen Kratzspuren – ich vermute, die Spurensicherer haben da ihre Proben abgeschabt. Ich gehe hin und fahre mit der Hand drüber … es fühlt sich an wie Eingebranntes in der Pfanne, es riecht aber nicht nach Verbranntem. Ich sehe mich genauer um: Nichts Ungewöhnliches zu sehen.
Die Brötchen!, schießt es mir durch den Kopf und ich will gehen, da sehe ich etwas am Boden liegen; sieht aus wie eine Schuhsohle, aber es ist keine. Ich stupse mit dem Fuß dagegen, denn es könnte auch von einem Hund verloren geworden sein, vom hinteren Ende, aber nein … Ich beschließe, es mitzunehmen und, bücke mich danach. Es fühlt sich ledrig, gummiartig an.
»Was machen Sie da? Da haben Sie nichts zu suchen!«, sagt eine Männerstimme harsch.
Ich schrecke auf. »Meine Senkel sind aufgegangen und ich schnüre sie nur zu«, sage ich schnell und stecke mir das Fundstück in den Schuh.
Ich richte mich auf und gucke, wer mich da unterbrochen hat. Es ist ein Uniformierter, der wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Ich hatte ihn vorher nicht bemerkt.
Der Bursche schaut mir auf die Hände und ungefragt zeige ich die diese vor, erwische mich bei einem Schuldgefühl. »Bin auf dem Weg Brötchen zu holen.«
»Dann machen Sie hin.« Der Mann wirkt gereizt, bleibt aber freundlich.
Nach dem Frühstück … das Teil steckt immer noch in meinem Schuh, lege ich es auf den Tisch und betrachtete es von allen Seiten. Es hat einen kaum wahrnehmbaren Hauch von verbranntem Haar und das auch nur, wenn man es sich genau unter die Nase hält. Es fühlt sich ledrig an aber eher so wie Teer, lässt sich biegen, ohne zu brechen … Ich nehm eine Lupe. Alles was ich erkennen kann ist, dass es etwas geschmolzen ist, aber was es ist, bleibt mir ein Rätsel. »Was hast du da?« Meine Verlobte nimmt mir das Ding aus der Hand, betrachtet es von allen Seiten, biegt und verdreht es. Es krümelte etwas ab, sieht aus wie Asche. Dann die unausweichliche Frauen-Logik: »Du brauchst ein Labor.«
Ein Gedanke, der unvermittelt und notgedrungen auftaucht. Da gibt es einen studierten Schulfreund– wozu sind solche Kontakte nütze, wenn man die nicht nutzt? Der arbeitet in Kiel in einem Labor für die Pharmaindustrie.
Ich rufe ihn an und erkläre ihm, was ich möchte.
Er sagt: »Brings vorbei.«
Ich fahre, mehr oder weniger noch mit Brötchenresten im Mund, los nach Kiel.
In seinem Keller betreibt Bernhard ein Labor, zusammengeschustert aus ausgemusterten Geräten.
Er betrachtete meinen Fund von allen Seiten. »Komisches Teil.«
»Ich weiß auch nicht, was es ist.« Ich sehe ihm über die Schulter.
»Das haben wir gleich.«
Mit einer Zange zwackt er Bruchstücke ab und gibt sie in verschiedene Lösungen.
»Das ist ja … Ich wiederhole den Test zur Sicherheit noch mal. Nimm dir noch Kaffee, das kann dauern.« Dabei schaut er mich mit einem Gesicht an, das nichts Gutes vermuten lässt.
Ich setze mich in seine Küche und spiele mit seinen drei Kindern Schwarzer Peter.
Dann der Ruf aus dem Keller: »Thomas, magst mal kommen?«
Ich springe auf und flitze los. Die Kinder machen lange Gesichter.
»Was hast du gefunden?«, frage ich erregt.
Er steht mit einem Bier in der Hand da und schluckt schwer. »Das sind eindeutig menschliche Überreste, verschmolzen mit Kleidung – ein Gummiregenmantel könnte ich mir denken – und Knöpfen eines Hemdes. Das Opfer muss sehr großer Hitze ausgesetzt gewesen sein, das Wasser in den Zellen ist in einem Moment verdampft und die Zellen sind geplatzt, alles ist zusammengeschmolzen, bei tausendfünfhundert Grad vermute ich. Das muss vom äußeren Rand des Feuers sein … nicht heiß genug, um zu verbrennen, aber die umgebende Kleidung, größtenteils eine Nylon-Mischung wurde heiß genug, um flüssig zu werden und zu einer Pampe zu verkleben. Der Rest, der dieser Hitze direkt ausgesetzt war, dürfte schlagartig verdampft sein, ohne Spuren zu hinterlassen. Am Ort des Geschehens müsste reichlich Asche vorhanden sein. Genaueres kann nur ein spezielles Labor herausfinden …« Es klang wie: Ich hätte da lieber nichts mit zu tun. Aber ich kenne ihn, schon zur Schulzeit war er der Ängstlichere von uns, aber immer der, der vorne mitmischen musste.
Ich frage: »Wüsstest du eins?«
»Ja, mein Dozent von der Uni hat die Möglichkeit. Der arbeitet in einem Molekular-Labor. Wir tauschen uns ständig aus. Ich will nicht so weit gehen und uns Freunde nennen, aber ja, der wird uns helfen. Ich werde ihm das schicken. Wo hast du das gefunden?«
»Durch Zufall. Magst mir das einmal teilen?«
Er hat Mühe, es mit einer Schere zu zerschneiden. Ich wundere mich, dass er so unbefangen an diesem Leichenteil-Dingsbums rumschnippelt.
Ich stecke meine Hälfte in die Hosentasche und mache mich nach lässigem Dank auf den Heimweg.
Auf der Heimfahrt beschließe ich, den Ort beim Grab von Storm genauer unter die Lupe zu nehmen, und schon spekuliere ich schon mal wild drauf los: Die Bundeswehr hat eine neue Art von Waffe entwickelt und jemand ist damit getürmt. Ich sehe Schlagzeilen und meinen Namen in den Medien als Retter der Nation. Schön, schön. Na, mal sehen.
Zu Hause stelle ich mein Auto ab und gehe zu Fuß zum Grab von Storm, aber da ist die Bundeswehr mittlerweile schon eifrig dabei, alle Spuren zu beseitigen. Mit Hochdruckreinigern, Harke und Besen wird alles penibel gereinigt, jedes Staubkorn beseitigt. Ich komme zu spät. Was ich noch zu finden erwartet habe, weiß ich sowieso nicht, die Experten von der Spurensicherung haben ja schon alles umgegraben, aber das verschmorte Teilchen ist ihnen ja auch entgangen.
Ich nehme mein Handy und frage bei den Kollegen in der Redaktion nach, was die inzwischen über diese Nacht wissen, aber Pustekuchen: keiner hatte eine Ahnung … wird wohl nichts von Bedeutung sein, meinen sie. Ich spüre Frustration, sehe eine Bombenstory davonschwimmen … Du spinnst dir da was zusammen, sage ich mir. Was soll da schon groß hinter stecken … Die Bundeswehr ist zwar maximal für Deichrettungen zuständig, solange kein Krieg herrscht, aber … Hm. Und warum wischen die erst jetzt auf? Verschlafen? Einer Berufsarmee sollte das nicht passieren. Na ja … Ich betrachte das Treiben. Eine Person mit viel Glitzer auf der Schulter bedeutet mir, dass ich ein Zuhause hätte, das ich am besten von innen betrachten sollte. Ich gehe mal lieber.
Meine Verlobte begrüßt mich mit einem Kuss. »Wo warst du solange?«
»In Kiel bei Bernhard Grönemann, meinem alten Schulfreund.«
Ich gehe an ihr vorbei ins Schlafzimmer ans Fenster. Meine Verlobte stellt sich neben mich und lehnt ihren Kopf an meine Schulter.
»Die sind schon den ganzen Tag dabei aufzuräumen. Die haben etliche Müllbeutel auf einen Laster geladen. Und Neugierige davongejagt. Einem haben die das Handy zertreten, weil der ein Bild gemacht hat. Meinst du, die haben was zu verbergen?«
»Die Soldaten haben das Handy zertreten?« Ich schaue ihr in die Augen.
»Nein, zwei in Zivil … die waren außerordentlich aggressiv.« »Aha?«
»Ja. Keiner durfte stehen bleiben, jeder wurde unmissverständlich weggejagt. Ich habe versucht, mit deiner Kamera Bilder zu machen.«
Ich sehe ihr in die Augen. »Du bist eine Wucht.« Und sehe mir sofort die Aufnahmen an: Alle verwackelt und unscharf.
Sie schaut bedrückt drein. »Nicht gut? Ich bin eben kein Profi.« Sie zieht traurig die Schultern hoch.
Ich küsse sie und lege die Kamera wortlos wieder auf den Schrank.
»Ich habe Hunger, gehen wir was beißen. Ich lade dich ein«, sage ich, aber nicht als Trost – ich habe einfach Hunger, schließlich war ich den ganzen Tag auf Achse.
»Wo? Können wir chinesisch essen?«
»Nein, mag ich nicht. Hab auch keine Ahnung. Wir gehen einfach durch die Stadt und wo es uns gefällt, da fallen wir ein.«
Spät nachts – im Kino waren wir auch – kehren wir heim. Auf der Höhe vom Storm-Grab bleibe ich stehen und sehe über die Straße, die von den Lichtern der Häuser und Laternen in ein Schatten-Licht-Spiel getaucht wird. Ich gehe – ich muss einfach – über die Straße. Meine Verlobte begleitet mich ohne zu zögern. Ich will noch sagen: Bleib besser da, aber lasse es dann doch.
So stehen wir im Halbdunkel der Stadt vor Storms Grab, unsere Schatten fallen dorthin, wo wir unsere Augen haben, und wir sind uns dadurch selbst im Wege.
»Was suchen wir?« Eine Frage, die nur Frauen mit ihrem klaren Blick fürs Unwichtige stellen können.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
Sie ergreift meine Hand. »Komm, lass uns nach Hause gehen und noch was mit der Nacht anfangen.« Sie lächelt mich vielsagend an. Beim Gehen streift sie mit den Fingerspitzen über den Deckel der Gruft, schaut mich an und fragt: »Kann es mit dem Storm zusammenhängen?«
Ich lege mein Ohr auf den Betondeckel – mit Kopf natürlich –, mache ein ernstes Gesicht und höre … natürlich nichts. »Da ruft einer!«, sage ich frech und gehe einen Schritt vom Grab zurück.
»Sollen wir den Deckel öffnen … die Polizei rufen?«
Ich grinse blöde und lache laut los.
Sie boxt mir in den Magen. »Du Arsch«, sagt sie. »Los, ich will nach Hause.«
Ich folge ihr. Mir ist auch nicht wohl … Nicht das ich mir erklären kann, woher dieses Gefühl kommt, es ist doch nur ein altes Grab eines weltbekannten Schriftstellers.
Mit einem Mal sehe ich das Gerippe eines Pferdes durch die Straße galoppieren, kneife mich und sage erschrocken: »Aua.«
»Was ist?«
»Ich habe nur getestet, ob ich träume.« Ich lache hilflos.
Ich kenne diese Grabstelle von Kindesbeinen an, habe hier oft mit den Kindern aus der Nachbarschaft gespielt, auf dem Deckel gesessen und mit den anderen Gruselgeschichten erzählt … an den Haaren herangezogenen Mist. Wir sind mit den großen Augen der Mädchen belohnt worden, besonders gerne spät abends und besonders gruselig bei Vollmond. – Ein wenig ist dieses Gruselgefühl wieder da.
Ich versuche, den Rest des Wochenendes nicht daran zu denken oder davon zu reden. Ich sage mir, dass ich Gespenster jage. Und mal im Ernst: Was sollte in Husum am Grabe von Storm schon los sein? Der Bund hat da irgendwas verschüttet und wills weghaben, bevor die Medien drin rumrühren. Gibt schon genug Ärger mit den kaputten Gewehren, den schlaffen Hubschraubern und durchgerosteten Fregatten, da hat ein kaputter Hitzestrahler grade noch gefehlt.
So richtig zufrieden stellt meine Antwort mich nicht, aber jede Spekulation treibt nur die Fantasie voran und ich finde mich am Ende noch in einer Nervenklinik wieder. Nee, nee. Ich beschließe, dass es mich nichts angeht und Punkt.
***
Montag: Ich fahre mit dem Rad zur Redaktion, nur Minuten von meinem Haus entfernt, muss aber am Storm-Grab vorbei – wie jeden Tag. Aber heute klebt mein Blick an dem Betonkasten, als sei der magnetisch; ich krache fast mit ein paar Fußgängern zusammen.
»Mensch pass doch auf du Sack«, wird mir freundlich, wie die Husumer nun mal sind, nachgerufen.
Der Tag beginnt mit einem Wochenrückblick und der Frage, was wir in den nächsten Tagen drucken. Ich kann nicht anders, auch weil wir eine Große runde sind, als die Frage zu stellen. »Was war am Wochenende am Grab von Storm los?«
»Du wohnst doch da, musst du doch wissen.«
Ich hüstele und wende mich sogleich der täglichen Flut von anderen Ereignissen zu.
»Thomas, magst du den Bericht über den Einbrecher machen, den die Polizei gefasst hat. Der ist noch in der Poggenburg.«
In der Poggenburg Straße ist das Polizeipräsidium. Warum nicht, ist womöglich interessant.
Ich spreche mit den ermittelnden Beamten, die natürlich nur wenig sagen dürfen, den Gefangenen darf ich selbstverständlich nicht sprechen – warum bin ich überhaupt hergekommen? Ich reime mir aus den paar Informationsbrocken die übliche Geschichte einer gescheiterten Existenz zusammen: mieses Elternhaus, früh an Drogen gekommen, dann Beschaffungskriminalität, Husumer Drogenstrich … na, vielleicht doch nicht ganz so dick auftragen.
Vor dem Gebäude läuft mir Klaas van der Bloom, seines Zeichens Kommissar für Kapitalvergehen über den Weg. Ich bremse ihn reflexhaft, denn er hat es eilig. Da ist wohl was los und das muss ich wissen.
»Thomas mach schnell, ich muss los. Mein Kollege wartet bereits, wir haben eine Entführung am Hals.«
Ich bin baff. »Gibt es Informationen von dem Vorfall am Stormgrab?«, sage ich blöderweise.
»Halt dich da raus, das ist nicht unser Fall … da sind die Kollegen von BKA und BND dran und auch der MAD hat seine Finger im Spiel … Verbrenne dir nicht deine, lass besser stecken. So, muss los.« Weg ist er.
***
Die Tage gehen ins Land. Ich Berichte über den Ausbau der Windenergie und den Unfall auf der B5: Lkw von der Fahrbahn abgekommen, Straße den gesamten Nachmittag gesperrt und andere Jahrhundertstorys.
Es ist Mittwoch geworden. Ich habe Feierabend. Mittwochs gehe ich gegen den Protest meiner Verlobten in den Ratskeller – sie mag es nicht riechen, wenn ich eine Bierfahne habe, aber egal. Ihr Protest ist zur Kenntnis genommen. Also sitze ich im Keller vor einem Bier und gestalte meinen Text für die nächste Redaktionsbesprechung.
»Moin … Sie sind Herr Weißroht?« Ein Mann, etwas nervös wirkend, steht vor mir und deutet auf einen Stuhl.
Ich nicke und biete ihm den Platz gegenüber an.
Er legt mir sein Handy auf den Tisch. »Sehen sie sich das an«, sagt er und schiebt es mir zu.
Ich sehe drauf und sehe nichts.
»Ja ich weiß, es ist unscharf. Sie müssen genau hinsehen.«
Also fokussiere ich und sehe weiterhin nur unscharf.
Der Mann mir gegenüber zeigt mit dem Finger aufs Display und fährt einen Umriss ab, schaut mit Entsetzen in seinen Augen in meine. »Das ist ein toter Mann! Ich gehe jeden Abend mit meinem Hund Gassi, auch in der Nacht von Freitag auf Samstag … bin bereits ein gutes Stück am Grab vorbei, als es meinem Dackel gelingt, endlich zu kacken. Wie ich so den Beutel fülle, sehe ich einen Feuerball und höre ein Zischen.«
»Wo?« Ich weiß genau wo, aber ich will es von ihm hören.
»Beim Grab von Storm! Ich sehe, wie ein Körper zu Boden geht … und ein Feuerball an die Wand vom Kloster knallt. Ich höre, wie sich Schritte … es hörte sich mehr an wie Sprünge, aber sehen konnte ich niemanden. Ich sehe im Dunkeln nicht gut, müssen sie wissen. Die Typen gingen Richtung Innenstadt. Es brannte also an der Wand zum Kloster und ich bin hin, aber das Feuer verlosch von alleine und das recht schnell. Da sah ich den Mann liegen, es fehlte der gesamte Bauch-Brust-Bereich, nur die Beine und Teile vom Oberkörper lagen da noch. Auch die Unterarme waren nicht mehr da. Ich machte in aller Eile dieses Foto und bin dann weg. Also sorry für die schlechte Qualität.« Er zeigt auf sein Handy.
Ich erkenne nun langsam ein Objekt, nur schemenhaft, aber ich erkenne es … der Umriss eines Kopfes, vom Dunkel der Nacht verborgen, vom Schatten des Mannes verdeckt, aber mit etwas Fantasie … könnte es … eventuell … ein Mensch sein. Vielleicht. Womöglich will ich es auch nur zu gerne glauben.
»Und warum kommen Sie damit zu mir? Das ist doch Sache der Polizei.«
»War ich. Bin sofort in die Poggenburg. Ich wurde begutachtet, als sei ich bekloppt. Dann klingelte bei denen plötzlich jedes Telefon und es brach Hektik aus. Ich wurde mit einem Danke nach Hause geschickt. Aber ich habe nichts von all dem in den Medien gesehen, darum bin ich hier. Ich …« Die Nervosität des Mannes legt sich kein bisschen. »Ich höre immer noch Schritte, im Dunkel, stets hinter mir, als würde mir jemand folgen … Ich sehe aber nie jemanden und habe inzwischen ehrlich gesagt eine Heidenangst. Sobald ich stehen bleibe, verstummen die Schritte immer. Also … in jener Nacht, da war ja jemand. Es müssen zwei Mann gewesen sein. Ich höre noch ihre Schritte. Genauer gesagt klang es mehr wie ein Hüpfen.« Er beugt sich über den Tisch ganz nah an mein Ohr, ich spüre seinen Atem und sein Rasierwasser nimmt mir den Atem – beim Auftragen wohl gezittert. »Die Mörder rannten nicht wie normale Menschen, die sprangen, in einer seltsamen Weise, aber flott. Ich konnte niemanden sehen, aber es ging eine seltsame Spannung von ihnen aus. Ich weiß, dass die mich gesehen haben … Klar haben die mich gesehen … Die müssen mich gesehen haben! Scheiße! Ich habe eine scheiß Angst. Ich habe meiner Frau nichts davon erzählt … Ich …«
Er setzte sich wieder hin und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. Dass der Mann ein Problem hat, ist unübersehbar. Aber auch an seiner Geschichte scheint alles echt zu sein, wenn sie auch etwas verdreht klingt – der Mann jedenfalls glaubt daran. Wenn da nicht diese Übereinstimmung mit meinen Beobachtungen wäre, würde ich natürlich kein Wort von dem Blödsinn glauben, aber so … Vielleicht hat er nur ein paar Kleinigkeiten falsch mitbekommen, mal sehen.
»Haben Sie der Polizei die Geschichte genau so berichtet wie mir gerade?«
»Nein, nur das mit dem Toten. Das mit dem Verfolgen …« Er schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich es mir nur eingebildet hatte.«
»Sie sollten auch das der Polizei berichten. Wenn nichts dran ist, ist ja gut. Wenn doch … sind Sie womöglich in Gefahr. Verstanden? Und das Bild … zeigten sie es der Polizei?«
»Nein.«
»Schicken sie es mir bitte.« Ich gebe ihm meine E-Mail-Adresse.
Er geht und lässt mich und mein Bier nachdenklich zurück. Ich fantasiere mir wilde Bilder zusammen, muss aber letztlich wieder an meine aktuellen Reportagen zurück. Immer wieder schweifen meine Gedanken zur Frage ab, was da gewesen sein mag.
Auf dem Heimweg führt mich mein Weg geradewegs zur Gruft. Öffnen oder nicht? Grabschändung ist kein Spaß, schießt es durch meinen Kopf.
»Nach Hause, die Mail abrufen und im Bearbeitungsprogramm die Auflösung bearbeiten«, sage ich laut, damit ich es auch höre.
Ich renne an meiner Verlobten vorbei, die mit gespitzten Lippen im Flur steht und einen Kuss erwartet.
»Du hast es aber eilig.«
»Ich erwarte eine Mail.«
Ich klappe den Laptop auf, aber keine Mail im Postfach, jedenfalls keine wünschenswerte, nur die üblichen Offerten zu Penisvergrößerung und billigen Krediten ohne Schufa. Mist. Enttäuscht lehne ich mich in den Stuhl.
»Doch nichts angekommen?«, fragt meine Verlobte, die hinter mir steht.
»Nee … Da war ein Typ, der behauptet, er habe ein Foto von einem Toten beim Stormgrab gemacht, einen Feuerball habe er auch gesehen.«
Wir sehen uns schweigend an, alles ist irgendwie stimmig, aber unvorstellbar.
»Da nimmt dich einer auf den Arm. Der kennt deine Leidenschaft für Geheimnisse und nun spielt der dir einen Streich.«
Ich beschließe, dass sie recht hat. Es fällt mir schwer, muss ich zugeben. Ziemlich.
Meine Verlobte kennt mich genau und weiß von meiner Neugier … sie ahnt wohl schon, dass ich weiterbohren werde. »Samstag früh fahre ich nach Berlin, werde erst am Dienstag zurückkehren«, sagt sie in den Raum.
»Was?«, frage ich – ich höre gelegentlich nicht zu.
»Das halbe Jahr ist um und ich fahre zu meinen Eltern, das weißt du doch … mache ich doch jedes halbe Jahr … das haben wir doch schon besprochen gehabt. Du hast aber auch ein Gedächtnis … du brauchst eine eigene Gedächtniskirche.«
»Ja, stimmt … ist es schon wieder soweit?«, sage ich einfach mal.
***
Es ist Freitag. Ich sitze in der Redaktionsbesprechung, die Samstagsausgabe planen. Es liegt ein Foto auf dem Tisch und mir stockt der Atem. Das fällt einem der Kollegen auf, der daraufhin sofort aufspringt: »Was ist, kennst du den Mann?«
»Jain … Ich habe ihn kurz gesprochen, das war am Mittwochnachmittag im Ratskeller. Aber kennen? Nein, nicht die Bohne. Was ist mit ihm?«
»Der ist als vermisst gemeldet. Was wollte der von dir?«
»Nichts, der war nur Gast und suchte einen Sitzplatz.«
Ich ahne eine Bombenstory und brauche keine Trittbrettfahrer. Die dürfen den Vermissten suchen, ich suche nach einem Zusammenhang mit den Ereignissen beim Stormgrab.
So suche ich nach Feierabend die Ehefrau des Vermissten auf, Karin Böckmann.
»Guten Tag, mein Name ist Thomas Weißroht, ich bin von den Husumer Nachrichten und hätte Fragen zum Verschwinden Ihres Gatten«, sage ich, als die Frau die Tür öffnet.
»Ich habe schon der Polizei alles gesagt.«
»Oh, ich weiß, aber mich interessiert auch der Hintergrund.«
»Keine Ahnung, von was Sie reden.«
»Na … sagen wir mal, in einem entspannten Gespräch kommen manchmal Erinnerungen hoch, die man vergessen glaubte … Das kann bei der Suche hilfreich sein.«
»Na gut, kommen Sie rein. Einen Kaffee?«
»Gerne.« Ich setze mich auf die Couch. »Seit wann genau vermissen Sie Ihren Gatten?«
Sie beginnt spontan zu weinen. Ich reichte ihr mein Taschentuch, das ist noch gut, kaum gebraucht.
»Er ist Donnerstagmorgen mit dem Hund gegangen. Der Hund hat Verdauungsstörungen und braucht immer länger. Mein Mann geht stets denselben Weg, die Mönke rauf, die Osterende entlang, den Plan durch, dann über die Süder zurück in die Mönke. Manchmal sind sie schnell, manchmal dauert es zwei Stunden. Die Polizei brachte den Hund … den hatten Fußgänger aufgegriffen, weil er herrenlos durch die Süderstraße lief. Der war auf dem Weg nach Hause, er kennt den Weg. Da war mir klar, dass meinem Mann etwas zugestoßen ist. Ich machte mich mit den Beamten gleich auf die Suche, aber ohne Ergebnis, er war wie vom Erdboden verschluckt. Keiner hatte etwas mitbekommen, er wurde auch nicht ins Krankenhaus eingeliefert, das hat die Polizei überprüft. Er ist weg, einfach weg.«
Sie schnäuzt in mein Taschentuch. Ihre Stimme ist zittrig und Tränen rinnen ihre Wangen hinab.
Ich drücke ihr mein Bedauern aus, aber ich muss weitermachen und reden: »Was ist mit seinem Handy?«
»Haben wir auch schon versucht, es geht gleich die Mailbox an.« »Kann er etwas auf den Computer runtergeladen haben?«
Die Frau betrachtet mich skeptisch.
»Wissen Sie etwas, was die Polizei und ich nicht wissen?« Ihr Schluchzen stoppt. Sie schaut mich forschend an.
»Nein, ich lade nur immer alles vom Handy auf meinen PC und denke halt, dass es jeder so macht.« Das ist gelogen, aber wenn ich Glück habe, dann bekomme ich die Bilder, die Böckmann gemacht haben könnte.
Und es klappt: Sie schaltet den PC ein. »Ab wann?«
»Gehen wir von heute an zurück.«
Sie sucht jede Datei durch, aber es sind nur Bilder von Festen oder Sonnenauf- und –untergänge. Und vom Hund: von links, rechts, oben und hinten. Ich bin enttäuscht.
»Kannten Sie meinen Mann?«
»Nein, aber ich sprach ihn kurz im Ratskeller. Das war am Mittwoch.«
»Ratskeller? Da war der noch nie drinnen, kann ich kaum glauben.« Sie sieht mich durchdringend an.
Ich spüre, dass sie vermutet, ich wüsste, wo ihr Gatte ist und der hätte mich geschickt um Spuren auf seinem PC zu beseitigen oder so.
»Sie verheimlichen mir etwas, das spüre ich. Sie sind wirklich von der Zeitung?«
Ich zeige meinen Presseausweis. »Ich versuche nur, zu helfen, das können Sie mir glauben.«
Sie zögert kurz. »In der Nacht zum Samstag kam er von seiner Runde nach Hause. Mitten in der Nacht und sehr viel später als gewohnt. Wie gesagt, unser Hund hat es mit der Verdauung. Er sagte nichts, aber er wirkte verwirrt. Ich fragte und bohrte, aber er muckschte rum und wollte in Ruhe gelassen werden.« Sie sieht mich mit flehenden Augen. Sie weiß, dass ich mehr weiß, Frauen sind da unschlagbar.
»Ich unterrichte Sie über jeden Fortschritt, versprochen«, sage ich mit viel Überzeugungskraft und mache mich auf den Weg.
Ich komme zu Hause an, meine Verlobte packt bereits ihren Koffer. Ich stelle mich in den Türrahmen des Schlafzimmers und betrachte ihr Treiben, mag mir nicht vorstellen, sie zu verlieren. Auf den Lippen habe ich Worte wie bleib bei mir. Es tut mir weh, ich weiß nicht, aus welchem Grund, sie besucht schließlich nur ihre Eltern. »Hast du noch irgendwelche Aktivitäten am Grab beobachtet?«, frage ich sinnlos in den Raum.
»Nein, ich habe auch Wichtigeres zu tun.« Sie wirft mir einen flüchtigen Blick zu. »Und du solltest es auch vergessen. Da ist nichts. Das waren nur Lausebengel, die einen Böller gezündet haben.«