Über die Schädlichkeit des Tabaks - Christoph Hein - E-Book

Über die Schädlichkeit des Tabaks E-Book

Christoph Hein

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Beschreibung

Eure Freiheit ist unser Auftrag
Eine Rede und ein Brief an (fast alle) Ausländer – wider das Gerede vom Fremdenhass der Deutschen



Das E-Book Über die Schädlichkeit des Tabaks wird angeboten von Suhrkamp Verlag und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Abitur;Integration;Junge Generation;Toleranz;Zukunft

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 38

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Christoph Hein

Über die Schädlichkeit des Tabaksoder:

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2016

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des Sonderdrucks in der edition suhrkamp 2016.

© Suhrkamp Verlag Berlin 2016

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Inhalt

Über die Schädlichkeit des Tabaks oder: Ein älterer Herr hält eine Rede vor Abiturienten

Eure Freiheit ist unser AuftragEin Brief an (fast alle) Ausländer – wider das Gerede vom Fremdenhass der Deutschen

Unsere Brüder im Geist

Über die Schädlichkeit des Tabaks

oder: Ein älterer Herr hält eine Rede vor Abiturienten

»Meine sehr verehrten Damen und gewissermaßen sehr verehrten Herren. Mir wurde der Vorschlag gemacht, ich solle hier für wohltätige Zwecke einen populären Vortrag halten. Nun gut. Wenn's ein Vortrag sein soll, dann eben ein Vortrag, mir ist wirklich alles einerlei. Ich bin natürlich kein Professor und weit davon entfernt, einen wissenschaftlichen Grad zu besitzen, aber nichtsdestoweniger arbeite ich nun schon dreißig Jahre lang unaufhörlich, ja, man kann sagen, zum Schaden meiner eigenen Gesundheit und so weiter, an Fragen streng wissenschaftlichen Charakters, ich denke nach, und manchmal schreibe ich sogar, stellen Sie sich das vor, wissenschaftliche Abhandlungen, das heißt nicht direkt wissenschaftliche, sondern, verzeihen Sie den Ausdruck, eine Art wissenschaftliche, gewissermaßen. Unter anderm verfasste ich dieser Tage einen ungemein langen Aufsatz mit der Überschrift: ›Über die Schädlichkeit einiger Insekten‹. Meinen Töchtern gefiel er sehr, besonders die Stelle über die Flöhe, aber ich las ihn durch und zerriss ihn. Da kann man noch so viel schreiben, aber ohne persisches Insektenpulver kommt man trotzdem nicht aus. Bei uns sind sogar im Klavier Flöhe … Zum Gegenstand meines heutigen Vortrags wählte ich sozusagen den Schaden, den der Gebrauch des Tabaks der Menschheit zufügt. Ich selbst bin Raucher, aber meine Frau wollte, dass ich heute über die Schädlichkeit des Tabaks spreche, und da gibt es keine Widerrede. Wenn's über den Tabak sein soll, bitte, dann eben über den Tabak, mir ist wirklich alles einerlei. Ich möchte jedoch Sie, meine sehr verehrten Herrschaften, ersuchen, meinem heutigen Vortrag mit gebührendem Ernst zu folgen, sonst kann noch wer weiß was passieren.«

Mit diesen Worten beginnt Iwan Iwanowitsch Njuchin, der Protagonist in dem Einakter »Über die Schädlichkeit des Tabaks« von Anton Tschechow, seinen Bühnenmonolog. Ich wählte den etwas vertrottelten alten Zausel Njuchin und sein Vortragsthema für meine heutige Ansprache, weil ich annehme, dass Sie genau mit derlei rechnen: Ein älterer Herr hält eine Schulrede, spricht zu den Abiturienten des Jahrgangs 2009 – was haben Sie da schon anderes zu erwarten als sogenannte gute Ratschläge, altbackene, unendlich zerkaute Belehrungen, die Lebensweisheiten und Erfahrungen der älteren Generation, alle so richtig wie peinigend und nervtötend?

In den vergangenen achtzehn, neunzehn Jahren haben Sie es nie oder doch höchst selten anders erlebt: Die älteren Herrschaften versuchen unentwegt, Sie zu belehren. Und wenn Sie noch vor fünfzehn Jahren von der unendlichen Weisheit und Allmacht Ihrer Eltern und Lehrer überzeugt waren, so haben sich doch da in den letzten Jahren einige Zweifel eingeschlichen, und Sie ziehen es zunehmend vor, sich auf Ihre eigene Generation zu orientieren und lieber mit den Altersgenossen über die Welt und das Leben zu diskutieren, anstatt sich weiterhin die fertigen und unveränderbaren Ansichten der ergrauten Vorfahren anzuhören. Die Stunden mit den älteren Herrschaften, seien es die Eltern oder Verwandten, die Lehrer oder Ausbilder, werden seitdem nur noch notgedrungen hingenommen oder vielmehr erduldet, und Sie hören nur mit halbem Ohr hin, zumal in beiden Ohren die Headphones Ihres MP