Über Miss Marple - Irmela Brender - E-Book

Über Miss Marple E-Book

Irmela Brender

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wer weiß schon, daß Miss Marple ihren ersten Fall im zarten Kleinmädchenalter löste? Und wer ahnt, wie reizend die altjüngferliche Detektivin als junge Dame war, wenn sie im Damensattel über Südenglands grüne Wiesen ritt und auf jeder dritten Gartenparty zumindest ein Viertel Herz brach? Im Ton vertraulicher Klatschereien erzählt Irmela Brender das Leben der Miss Marple von A–Z und übertrifft so selbst Agatha Christie, die Jane Marple ja erst in reiferen Jahren kennenlernte. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 73

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Irmela Brender

Über Miss Marple

Mit Illustrationen von Herbert Joos

FISCHER E-Books

Inhalt

Die fabelhafteste aller alten [...]Die zwei Gesichter der alten Jungfer oder Wie war Miss Marple wann und wo?Baby Jane oder Wie ein Himbeertörtchen mit SahneDer Küster und die zersägte Dame oder Jane Marples Studium der menschlichen NaturSkandal im Mädchenpensionat oder Jane am KreuzwegJane zwischen allen Betten oder Über GentlemenMythologie oder Das Schicksal in PersonMit Fernrohr und Pistole oder Jane Marples WandlungenRuhe vor dem Sturm oder Liebe gute Tante JaneMord hier und da und überall oder Miss Marple, Detektivin ohne AuftragDie Unrast der alten Dame oder Miss Marple wirkt weltweit

Die fabelhafteste aller alten Jungfern! Eine alte Dame mit einem reizenden, sanften Altjungferngesicht und mit einem Geist, der alle Tiefen des menschlichen Wesens kennt und sie als etwas Alltägliches hinnimmt. Bei allem, was mit dem Aufspüren eines Verbrechens zusammenhängt, ist sie ganz groß!

Sir Henry Clithering, Polizeikommissar a.D.

Typisch Provinz. Aber gar nicht übel, das alte Mädchen. Vielleicht etwas zerstreut, vielleicht aber auch nicht. Erstaunlich wacher Blick.

Mr. Broadribb, Rechtsanwalt

Sie ist die schlimmste Katze im Dorf. Und sie weiß immer alles, was passiert – und zieht daraus die schlimmsten Schlüsse.

Griselda Clement, Pfarrfrau

Ein herrliches Prachtstück aus einer vergangenen Zeit. Konservativ bis ins Herz. Sie ist kein Dummkopf. Sie schwärmt für Denksportaufgaben.

Raymond West, Schriftsteller

Miss Marple war viel umständlicher und altjüngferlicher als meine Großmutter. Nur eines hatte sie mit ihr gemeinsam: so heiter und aufgeschlossen sie auch war, erwartete sie doch von ihren Mitmenschen immer nur das Schlechteste – und behielt gewöhnlich mit ihren düsteren Voraussagen recht.

Agatha Christie, Schriftstellerin

Die zwei Gesichter der alten Jungfer oderWie war Miss Marple wann und wo?

Im Dorf von St. Mary Mead in der Nähe von Loomouth, eine knappe Autostunde von London entfernt, ging wie überall in England ein Fernsehabend zu Ende. Während der Sprecher von BBC1 die letzten Nachrichten verlas, wurden im Ortskern und in der Siedlung Fenster und Türen zum Lüften geöffnet, Türen klapperten, Wasserspülungen rauschten. Nur in der Villa von Mrs. Price Ridley neben dem Pfarrhaus blieb alles still, obwohl Mrs. Price Ridley Gäste hatte: Ihre Freundinnen Miss Hartnell und Miss Wetherby waren zu Besuch gekommen.

Die drei Damen saßen im Wohnzimmer, dem Bildschirm zugewandt, und befanden sich in einer Verfassung, die jedem, der sie kannte, höchst befremdlich, ja unnatürlich vorkommen mußte: Sie waren sprachlos.

Miss Wetherby hielt sich ein Batisttüchlein an die spitze Nase und hatte die blaßblauen Augen halb geschlossen, damit ihr nichts von dem entging, was sie eigentlich nicht sehen wollte.

Miss Hartnell rang die fleischigen Hände, mit denen sie sonst kratzige Wollstrümpfe für die Armen strickte, und goß sich dann nach einem raschen Blick in die Runde noch einen Sherry ein.

Mrs. Price Ridley fand als erste die Sprache wieder, obwohl sie sofort behauptete: »Mir fehlen die Worte! Es ist unglaublich! Jane Marple im Fernsehen – so taktlos! Ich muß euch sagen, ich bin völlig erledigt, ich kann es nicht fassen, das ist das Unfeinste, was ich je gesehen habe!«

»Ganz recht, Liebste«, stimmte Miss Hartnell mit dröhnendem Baß zu. »So etwas tut man einfach nicht! Jane Marple hatte zwar schon immer einen Hang zum Indiskreten, aber diese Mordfälle in Rutherford Hall so aller Öffentlichkeit preiszugeben, das geht nun doch zu weit. Schließlich waren Leute aus unseren Kreisen in die Sache verwickelt – die Crackenthropes, Lucy Eiyelesbarrow, und dann noch Elspeth McGillicuddy, ihr wißt schon.«

Die beiden anderen nickten. O ja, sie wußten!

»Nie mehr«, stöhnte Miss Wetherby hinter dem Batisttüchlein hervor, »werden wir mit dem Bummelzug 16. Uhr 50 ab Paddington von London zurückfahren können – was sollten die Leute denken. Auch wenn wir mit dieser Geschichte nichts zu tun hatten –«

»Leider«, sagte Miss Hartnell.

»– wird man von einem Fall auf den anderen schließen, und dann sind wir dem Gerede der Leute ausgeliefert.«

»Schutzlos«, ergänzte Mrs. Price Ridley, die wie ihre Freundinnen nichts Schöneres kannte, als über andere Leute zu reden. »Aber sagt mal, findet ihr nicht, daß Jane Marple sich entsetzlich verändert hat? Sie war immer zart und zäh und zimperlich, und heute abend sah sie aus wie ein fetter alter Haudegen, zwei Zentner schwer.«

»Nicht fett – stattlich«, berichtigte Miss Hartnell, die zwei Zentner zehn wog. »Aber es stimmt – Jane war klein und mager. Und sie hatte nicht dieses Kinn.«

»Und sie gab sich nicht mit – äh – Männern ab«, sagte Miss Wetherby und schlug die Augen nieder. »Dieser Stringer, der da dauernd um sie herumscharwenzelt ist und ihr Kriminalromane aus der Bibliothek gebracht hat – unglaublich!«

»Jane Marple las immer nur Erbauungsbücher, solange sie in St. Mary Mead war.« Mrs. Price Ridley wußte es genau. »Noch nicht mal die Romane ihres Neffen Raymond West hat sie gelesen. Ich verstehe nicht, wie sich ein Mensch so verändern kann.«

»Vielleicht war sie es gar nicht?« flüsterte Miss Wetherby. »Überlegt doch mal – manches von dem, was heute abend im Fernsehen war, wirkte sehr ausgedacht – wie erfunden.« Die drei Freundinnen sahen sich ängstlich an. Natürlich wurde im Fernsehen viel Ausgedachtes, viel Erfundenes gezeigt – aus New York oder San Francisco oder, am allerschlimmsten, aus Dallas, wo die Leute zwar auch nicht schlimmer waren als in St. Mary Mead, aber so ungeheure Mühe hatten, das glaubwürdig auszudrücken. Wenn jedoch erfunden und ausgedacht sein konnte, was ihre Nachbarin Jane Marple miterlebt hatte, dann …

Die alten Damen wagten nicht weiterzudenken. Es flimmerte ihnen vor den Augen, das bißchen Welt, in dem sie saßen, verschwamm und zerfloß, und alles hätte so enden können, daß kein Anfang mehr möglich wäre – aber da räusperte sich Mrs. Price Ridley energisch und sagte: »Unsinn! Jane Marple hat, wir wissen es schließlich, in St. Mary Mead existiert. Und – Moment mal, ich habe mir dazu etwas Passendes aufgeschrieben.« Mrs. Price Ridley erhob sich schnaufend und ging zu ihrem Zettelkasten. Sie hatte gleich die Notiz gefunden, die sie suchte. »Und weil das, was existiert hat, in Ewigkeit weiterbesteht«, las sie vor und fuhr dann fort, den Blick fest auf die Freundinnen gerichtet, »darum ist Miss Marple immer noch Miss Marple.« Sie sah wieder auf den Zettel. »Es schmerzt mich nicht mehr, an sie zu denken.«

Miss Wetherby schaute sie dankbar an. Ja, Mrs. Price Ridley war klug. Und kannte sich aus. Sie hatte schließlich auch eine – äh – Ehe durchgemacht und alles, was – äh – damit zusammenhing. Ein Glück, daß sie Mrs. Price Ridley hatten.

Miss Hartnell goß sich noch einen Sherry ein. »Auch mich schmerzt es nicht, an Jane Marple zu denken. Sie hat sich zwar hier kaum mehr sehen lassen, nachdem sie die zwanzigtausend Pfund von Mr. Rafiel geerbt hatte – er war für sie tatsächlich das Schicksal in Person! Und auch wenn sie zugenommen hat und ein bißchen grob geworden ist und im Umgang – nun, nicht wählerisch, so schmerzt es mich doch nicht, an sie zu denken. Du hast das sehr schön ausgedrückt.« »Nicht ich.« Mrs. Price Ridley war stolz auf ihren Zettelkasten. »Agatha Mary Clarissa Mallowan.«

»Ach? Eine von den Sussex-Mallowans?«

»Nein. Eine geborene Miller aus Torquay. War mal mit einem Colonel Christie von der Luftwaffe verheiratet. Hat geschrieben.«

»Gut?« fragte Miss Wetherby.

»Nicht besonders«, antwortete Mrs. Price Ridley mit einem seltsamen Lächeln. »Aber – existenzerhaltend.«

Eine Pause entstand. Miss Hartnell trank Sherry. »Denk an deine Leber«, sagte Miss Wetherby zu ihr, und zu Mrs. Price Ridley: »Dennoch denke ich an Jane Marple am liebsten so, wie sie war, als wir sie kannten.«

»Als Kind –«

»Als junges Mädchen nach dem Internat –«

»Als Braut –«

»Im Krieg –«

»Und nach dem Krieg –«

»Und wieder im Krieg –«

»In ihren besten und ihren allerbesten Jahren – da war sie doch am interessantesten!«

»Ach, wißt ihr«, sagte Mrs. Price Ridley, als sie ihre Freundinnen endlich zur Tür brachte, »wir müssen mal wieder ausführlich über Jane Marple reden.« Sie schnaufte erregt.

Miss Hartnell und Miss Wetherby strahlten. Nichts, was sie lieber täten!

Baby Jane oderWie ein Himbeertörtchen mit Sahne

Martha Price Ridley, Amanda Hartnell und Caroline Wetherby wußten nicht nur alles, sie wußten auch alles besser, aber wann Jane Marple zur Welt gekommen war, das wußten sie nicht.

»Ich kann mich einfach nicht daran erinnern«, sagte Miss Wetherby. Sie stand im Garten und polierte mit dem Jackenärmel einen schrumpeligen Apfel. Sie wollte ihn Miss Hartnell mitgeben, für die Armen.

»Natürlich nicht, du warst auch nicht dabei.« Mrs. Price Ridley hatte auf dem Weg zum Fischhändler eine kleine Pause am Haus ihrer Freundin eingelegt. »Du bist jünger als ich, und ich bin jünger als Amanda, und Jane Marple war älter als wir alle drei. Um wieviel, hat sie nie verraten.«

»Immer ein bißchen geheimnisvoll, die gute Jane«, bemerkte Miss Hartnell. Sie war heute so früh auf ihrem Gang der Barmherzigkeit, weil sie ein paar Arme überraschen wollte, die sie sonst nie zu Hause antraf.