Überraschung auf dem Monte Falcone - Gerhard Brenner - E-Book

Überraschung auf dem Monte Falcone E-Book

Gerhard Brenner

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Beschreibung

Die Geschwister Leonie und Tobias sind zu einem mehrtägigen Aufenthalt ins Schloss des Grafen Fridolin von Falkenberg eingeladen worden. Nächtlicher Spuk, bei dem es sich tatsächlich nur um technische und akustische Effekte handelt, hat sie erschreckt und so haben sie dem Grafen mithilfe ihrer antalonischen Handys und deren Sonderfunktionen eine entsprechende Antwort gegeben. Dann waren sie sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie damit nicht ein Stück weit übers Ziel hinaus geschossen sind. Was wird wohl der Antalonier Caron, von dem sie die Superhandys erhalten haben, dazu sagen? Ein neuer Besucher in bayrischer Tracht erweitert den Kreis der Schlossbewohner. Durch ein Comicalbum über den Stauferkaiser Friedrich Barbarossa kommen sie zu der Besichtigung des Kyffhäuserdenkmals in Thüringen und der nicht weit davon entfernten Barbarossahöhle. Später dürfen die Geschwister mit ihrem antalonischen Freund Caron in dessen Heimat reisen. Allerhand Abenteuer erwarten sie auf dem geheimen Kontinent Antalon.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 200

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Überraschung auf dem Monte Falcone

Ein herzlicher Dank geht an Hendrik Hansen für fachlichen Rat und hilfreiche Recherchen

Überraschung auf dem Monte Falcone

Gerhard Brenner

© 2022 Gerhard Brenner

Layout und Coverdesign: Heinz Renz (www.renzdesign.de)

Verlagslabel: brennusbooks

ISBN Softcover: 978-3-347-49496-1

ISBN Hardcover: 978-3-347-49497-8

ISBN E-Book: 978-3-347-49498-5

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH,

Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Was bisher geschah

1. Ein neuer Gast

2. In großer Sorge

3. Auf den Spuren des Stauferkaisers

4. In der Barbarossahöhle

5. Action im Entdeckerstollen

6. Original oder Fälschung?

7. Gefährlicher Überfall

8. In den Händen der Bankräuber

9. Das Raumschiff

10. Glücklich vereint

11. Die Einladung

12. Unterwegs

13. Auf der Kroneninsel

14. In Thulis

15. Der Präsident erinnert sich

16. Kino auf Antalonisch

17. Wie Antalon entstand

18. Im jenseitigen Meer

19. Wald unter Wasser

20. Schloss in der Kugel

21. Rote Sonne – Roter Mann

Anhang: Unsere Hauptpersonen

Der Autor stellt sich vor

Was bisher geschah

Die 15-jährige Leonie hatte von dem Antalonier Caron ein Handy geschenkt erhalten, mit dem man beliebige Gegenstände ferngesteuert bewegen kann. Sie darf niemandem etwas von den besonderen Funktionen ihres Smartphones verraten und es nur zum Guten anwenden. Sofort gerieten sie und ihre Freunde in allerlei Abenteuer, in denen das besondere Smartphone oft zum Einsatz kam.

Dann hatte Tobias den Lageplan der Vulkanhöhle entdeckt und war plötzlich im Gewölbe aufgetaucht. Zur Freude des Mädchens war Caron nicht böse gewesen, weil er Leonies Bruder sowieso später in die Geheimnisse eingeweiht hätte. Die Geschwister durften das Raumschiff des Antaloniers besichtigen und auch Tobias bekam am Ende ein Handy mit den besonderen Funktionen.

Jede Menge Abenteuer folgten für die Geschwister, wie zum Beispiel im Zirkus bei einem gefährlichen Zwischenfall mit einem schwarzen Panther. Abstürzende Deltadrachen sorgten später auch für entsprechende Aufregung.

Dann lernte Leonie in ihrem Heimatort einen sympathischen jungen Mann namens Sebastian kennen, der am Ende eine große Überraschung für sie darstellte.

Durch ein Preisausschreiben landeten Leonie und Tobias auf einem bayrischen Schloss, in dem sie durch nächtlichen elektronischen Spuk erschreckt wurden. Um dem Hausherrn, Graf Fridolin von Falkenberg, die Gefahren seines Tuns deutlich zu machen, schlugen sie in einer anderen Nacht mithilfe ihrer Superhandys zurück. Die Frage blieb, ob sie mit dieser Aktion nicht zu weit gegangen sind?

1. Ein neuer Gast

Am nächsten Morgen saßen Leonie und Tobias am Frühstückstisch.

„Ab wann ist denn der Graf zu sprechen?“, wollte Tobias wissen.

„Kann ich nicht sagen“, bedauerte Butler Alfons. „Herr Graf hatte eine ungewöhnlich schlechte Nacht, müsst ihr wissen.“

Leonie und Tobias sahen sich an und schmunzelten. Wussten sie nur zu gut, dass sie mit ihren Smartphones den Grafen um seine Nachtruhe gebracht hatten.

Nach dem Frühstück verließen sie das Schloss und spazierten auf die nahe Anhöhe des gräflichen Anwesens. Sie kamen auch an der Kapelle vorbei, aber die war wie immer abgeschlossen.

„Das Rätsel mit der Steinorgel haben wir noch nicht gelöst“, bemerkte Leonie.

„Wahrscheinlich gibt es da auch gar nichts zu lösen“, vermutete Tobias. „Irgend so ein spleeniger Vorfahre des Grafen hatte da eine Schnapsidee – und seither wundert sich eine Generation um die andere, was das Ganze denn soll. So kann man natürlich auch über den Tod hinaus im Gespräch bleiben.“

Heute ließen die Geschwister die Kapelle hinter sich und spazierten bis an den jenseitigen Rand der Anhöhe. Dahinter fiel das Gelände steil ab. Ein schmaler Pfad führte in Serpentinen ins Tal. Die beiden setzten sich auf eine Bank.

„Schau mal“, meinte Leonie plötzlich und zeigte abwärts, „da kraxelt doch einer den Weg herauf.“

„Der Graf kriegt offenbar Besuch“, bemerkte Tobias.

Die Geschwister vertieften sich in die Schönheit der Natur, dann zog Leonie das Comicalbum über „Friedrich Barbarossa“ aus ihrer mitgebrachten Tasche hervor und schlug die Seite auf, wo sie zuletzt stehen geblieben war. Sie hatte es von Tobias zum Geburtstag geschenkt bekommen und war noch nicht ganz fertig geworden mit der reich bebilderten Lektüre. Ihr Bruder nutzte die Gelegenheit und warf auch einen Blick hinein.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Kraxler aus dem Tal plötzlich vor ihnen stand. Er war ganz in bayrische Tracht gekleidet. Der Kopf war unter einem großen dunkelgrünen Filzhut mit zünftigem Gamsbart verborgen, das blauweißkarierte Hemd ging in eine original braune Lederhose über, die bis über die Knie reichte. Ein hellgrünes Jackett rundete die Oberbekleidung ab. Von den grauen Socken war nur sehr wenig zu sehen, denn die Füße steckten in derben Wanderstiefeln. Ein Wanderstock mit allerlei Abzeichen und ein wohlgefüllter Rucksack ergänzten die Ausrüstung.

Eben schob der Ankömmling den Hut etwas aus dem Gesicht. Blondes Haar kam zum Vorschein.

„Caron!“, riefen Leonie und Tobias wie aus einem Mund. „Wie in aller Welt kommst ausgerechnet du hier her?“

Der Antalonier, denn er war es wirklich, musste erst ein wenig verschnaufen.

Vielleicht gibt’s dort, wo er her kommt, keine Berge, dachte Leonie, als sie das sah.

Caron legte Hut und Stock in der Nähe auf den Grasboden. „Immer mit der Ruhe“, sagte er dann und setzte sich zu ihnen. „Ein alter Mann ist doch kein D-Zug.“

Erst nach ein paar tiefen Atemzügen begann der 17-Jährige mit seinem Bericht. „Also, die Sache ist die“, meinte er, „dass ich mit meinen Aufgaben fürs Erste fertig bin. Da hat mich das Heimweh nach euch beiden gepackt. Also bin ich los gedüst. Mein Raumschiff parkt voll getarnt irgendwo weit unten in einer Senke.“

„Du siehst schon abgefahren aus“, bemerkte Tobias und schmunzelte dabei.

„Wie meinst du das? Die Leute hier kleiden sich so, hab ich im Fernsehen gesehen. Und ich wollte nicht unhöflich sein…“

Leonie und Tobias konnten sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Caron wunderte sich zwar über ihren Ausbruch von Begeisterung, lachte dann aber herzlich mit.

Dann berichteten die Geschwister von ihren bisherigen Erlebnissen und wie sie mit den verschiedenen Möglichkeiten ihrer Smartphones den „Spuk“ gegen den Grafen selbst angewendet hatten.

Da machte Caron ein bedenkliches Gesicht. „Mal sehen“, meinte er, „wie sehr sich der Graf das Ganze zu Herzen genommen hat. Wir müssen damit rechnen, dass er unbedingt erfahren will, wie sich das alles zugetragen hat.“

Da hast du Recht, dachte Tobias. Hoffentlich sind wir mit dem Scherz nicht zu weit gegangen!

Nach einem ausführlichen Rundblick über die von der Sonne beschienene Landschaft schaute auch Caron mit ins Comicalbum. Leonie wusste, dass er sich für historische Gebäude und Begebenheiten interessierte, also schlug sie nacheinander die Seiten auf, die sie bisher am meisten beeindruckt hatten. Und schon konnte der Antalonier von den Planwagen, Schiffen oder Booten und Zelten gar nicht mehr genug kriegen.

„Das würde ich mal gerne mal im Original sehen“, sagte Caron und zeigte dabei jeweils auf die gezeichneten historischen Abbildungen.

„Die Menschen in Europa leben heutzutage natürlich nicht mehr so“, gab Tobias zu bedenken. „Aber es gibt Museen oder auch Freilichtmuseen, wo man all das noch in Originalgröße erleben kann.“

„Bei Mittelaltermärkten oder Ritterspielen geht es sogar mit historischen Waffen ganz schön zur Sache“, wusste Leonie.

„Na, dann wird es mir auf Dauer nicht so schnell langweilig auf der Erde“, freute sich der Antalonier.

Auf dem Rückweg zum Schloss kamen sie wieder an der Kapelle vorbei. Leonie zeigte Caron durch das Gitter hindurch die Steinorgel. Sie erzählte alles, was sie bisher darüber in Erfahrung hatten bringen können.

„Hm, mal sehen“, meinte der Antalonier und richtete sein Handy auf die Orgel aus. Dann tippte er etwas auf das Display und wartete.

Während der nächsten Minuten hörten die Geschwister Worte wie spezifische Dichte, Volumen, Materialbeschaffenheit, Keramiküberzug und anderes, konnten sich aber keinen Reim darauf machen. Dann stieß Caron einen überraschten Pfiff aus.

„Wenn ich meine Analyse richtig deute, dann hat diese Orgel einen massiven Kern aus purem Gold“, sagte er und schaltete sein Handy ab. „Wenn wir jetzt im Raumschiff wären, könnte ich auf Durchblick schalten und wir würden den Goldschatz sehen.“

„Klasse“, meinte Tobias. „Da wird sich der Graf aber freuen, denn der Umbau des Schlosses verschlingt Unsummen!“

„Dann gehen wir doch rasch hin und bringen ihm die gute Nachricht“, schlug Leonie vor.

Butler Alfons wunderte sich sehr, als die Gäste des Grafen plötzlich einen weiteren Besucher anschleppten. Noch mehr wunderte er sich darüber, dass die drei jungen Leute den Grafen unbedingt und auf der Stelle sprechen wollten. Sie baten ihn so lange und so eindringlich darum, bis er endlich nachgab und sie in die Gemächer von Graf Fridolin führte.

Der Graf sah heute etwas blasser aus als sonst. Als die drei herein geführt wurden, hob er verwundert die Augenbrauen.

„Das ist unser Freund Sebastian“, stellte Tobias den Antalonier mit seinem zweiten Vornamen vor. „Er hat eine Entdeckung gemacht, die Sie interessieren wird.“

Die vier setzten sich auf Sofa und Sessel und Caron berichtete von den Ergebnissen seiner Untersuchungen. Gespannt sahen alle den Grafen an. Der sagte eine Weile nichts. Dann schüttelte er den Kopf.

„Die ganzen Jahre über habe ich die Steinorgel für einen Spleen der Ahnen gehalten. Und jetzt das! Hm, das Gold kann ich wirklich sehr gut brauchen!“

Nach kurzem Überlegen wandte er sich Caron zu: „Sind Sie Archäologe, junger Mann?“

„Nicht direkt. Ich interessiere mich für alles Antike, das stimmt schon. Aber Altertumsforscher würde ich mich deshalb nicht gerade nennen.“

„Wie haben Sie das rausgekriegt? Man sieht es der Orgel doch nicht an, dass sie nicht nur aus Stein ist.“

Caron wusste nicht, was er sagen sollte. Da wechselte Tobias kurzerhand das Thema.

„Ach, Herr Graf, wie haben Sie denn vergangene Nacht geschlafen?“

Die Augen des Grafen wurden traurig. „Nicht gut. Um ehrlich zu sein: Nach Mitternacht habe ich gar nicht mehr geschlafen.“ Er erzählte die Begebenheiten, wie er sie erlebt hatte. Dann meinte er: „Ich muss jetzt davon ausgehen, dass es in meinem Schloss tatsächlich spukt. Und das ist nicht gut fürs Geschäft. Wenn das an die große Glocke kommt, kann ich lange auf Besucher warten. Dann ist das Hotel umsonst gebaut.“

Caron und die Geschwister sahen sich an. Jetzt war guter Rat teuer. Einerseits wollten sie den Mann beruhigen, andererseits sollte doch nichts von den geheimnisvollen Smartphones verraten werden. Nach einer Weile des Schweigens gab sich Caron einen Ruck.

„Herr Graf“, begann er, „Sie sind es sicher gewohnt, Geheimnisse zu wahren. Und ich bitte sie jetzt darum, bevor ich ihnen den Spuk und die Sache mit dem Gold erkläre, dass Sie das Folgende nicht weitersagen.“

Der Graf gab sein Einverständnis, dann lauschte er gebannt den Worten des Antaloniers, der nur so viel von sich und seinem Auftrag auf der Erde preisgab, wie hier unbedingt erforderlich war. Zum Schluss führten die drei noch ihre Handys vor und überzeugten Graf Fridolin davon, dass es keinen Spuk in seinem Schloss gegeben hatte. Dann durfte er noch Fotos von der Steinorgel und der Goldorgel in ihrem Inneren sehen. Mehrere Ausrufe des Erstaunens ließ er dabei hören.

Der Adlige bot Caron daraufhin eine beträchtliche Summe als Finderlohn an, der lehnte aber ab. „Ich habe, was ich brauche, vielen Dank“, sagte er höflich, aber bestimmt.

Am Ende der Audienz wurde der Antalonier vom Grafen eingeladen, so lange im Schloss zu bleiben, wie er wollte. Darauf ging er gerne ein. „Vielen Dank“, meinte er. „Das freut mich. Und die Zahnbürste habe ich im Rucksack bereits mit dabei.“

Caron bekam das Zimmer neben Tobias, das wie die anderen ausgestattet war. Er hatte sichtliches Vergnügen an den antiken Möbeln, dem nächtlichen Gewand und dem ganzen historischen Flair.

Von Leonie und Tobias bekam er eine ausgezeichnete Schlossführung. Die Geschwister ließen dabei keinen Winkel aus. Es war schon sehr spät an diesem Abend, als man sich endlich Gute Nacht wünschte.

Am nächsten Tag erkundeten die drei wiederum das Schloss und die nähere Umgebung. Am Nachmittag hielt der Lieferwagen eines Fotostudios auf dem Parkplatz an. Der Fotograf hatte den Auftrag, Werbeaufnahmen von dem ganzen Anwesen zu schießen. Natürlich ließ er es sich auch nicht nehmen, die Gewinner des Preisausschreibens in historischer Tracht auf ihren Himmelbetten abzulichten.

„Kommt das in der Zeitung?“, wollte Caron wissen, der in seinem bayrischen Outfit dabei stand und das ganze Geschehen interessiert beobachtete.

„In der nächsten Ausgabe von Young People“, gab der Fotograf bereitwillig Auskunft. „Die erscheint in zwei Wochen.“

Am Abend saßen die drei jungen Leute mit dem Grafen und Alfons zusammen. Sie unterhielten sich über die Umbaupläne und spielten sogar ein paar Brett- und Kartenspiele miteinander. Dann ging es – nicht allzu spät – in die Himmelbetten.

2. In großer Sorge

Am nächsten Morgen hörte Tobias beim Aufwachen ein Geräusch aus dem Nebenzimmer.

„Caron, was ist los?“, fragte er, aber es kam keine Antwort.

Schnell stieg er aus dem Bett und huschte zur Verbindungstüre, die sich zwischen den beiden Gemächern befand. Vorsichtig drückt er die Klinke herab. Jetzt hörte Tobias ein Stöhnen. Er stieß die Türe auf und eilte an Carons Bett. Dieser wand sich hin und her, hatte Schweiß auf der Stirn und sein Gesicht und die Hände schimmerten grünlich.

Tobias musste kurz an das Knochengerüst im Obergeschoss denken, das auch grünlich geschimmert hatte, aber das war ein Scherz gewesen – und hier war es bitterer Ernst!

Auf dem Beistelltisch stand ein Glas und eine Flasche Mineralwasser. Tobias schenkte ein und drückte das Glas an Carons Lippen.

„Trink was“, sagte er und überlegte fieberhaft, wie er dem antalonischen Freund helfen könnte.

Caron wälzte sich hin und her und schien das Glas nicht zu bemerken.

Jetzt fiel Tobias ein gelbes Blinklicht an Carons Smartphone auf. Er nahm es zur Hand, damit er das Display besser sehen konnte. Es erschien das Bild von dem mit dem Raumfahreranzug umhüllten Caron. Es bewegte sich wie in einem farbigen Minifilm und dann waren auch Worte zu verstehen.

„Hallo Tobias“, sagte der Antalonier in dem Filmchen unter seinem golden schimmernden Helm hervor, „wenn du das hier siehst, ist irgendetwas mit mir passiert oder ich bin krank geworden. Bring mich schnellstens ins Raumschiff. Dort musst du mich in der Krankenstation an einen silbernen Diagnosehelm anschließen. Alles Weitere erfährst du vom Bordcomputer. Bitte informiere kein Krankenhaus, die Ärzte dort könnten mir nicht helfen!“

Caron warf sich mit einem Stöhnen herum. Der Film war zu Ende. Tobias überlegte fieberhaft. Das Raumschiff war unten im Tal, mit seinem Handy konnte er es aufspüren. Aber erst mal musste der Antalonier ins Auto geschafft werden.

Tobias wollte gerade Leonie wecken, da stand sie auch schon an der Türe. Sie hatte die beiden zum Frühstück abholen wollen. Ihr Bruder berichtete in kurzen Worten.

Leonie erschrak, dann setzte sie sich an Carons Bett und hielt seine Hand. Als sie ihren Finger auf Carons Handydisplay legte, begann der kleine Film von neuem, nur dass Caron zu Beginn „Hallo Leonie“ sagte.

Tobias verschwand in seinem Zimmer und zog sich blitzschnell an. Als er wieder zu Caron zurückkam, befand sich Butler Alfons mit am Bett.

„Ich habe den Notarzt bereits verständigt“, erklärte dieser und versuchte, die Geschwister zu beruhigen.

„Sebastian muss an die Klingelschnur gekommen sein, da hab ich schnell gemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt.“

„Wir brauchen keinen Notarzt“, rief Tobias. „Ich muss ihn dringend ins Tal bringen.“

„Kommt gar nicht in Frage“, schaltete der Butler auf stur. „Euer Freund ist alles andere als transportfähig, das seht ihr doch selbst! Außerdem höre ich schon den Helikopter.“

Damit eilte er aus dem Raum, um dem Doktor und seinem Team den Weg zu weisen.

„Leonie, bleib du bei Caron – auch wenn sie ihn ins Krankenhaus bringen“, sagte Tobias schnell. „Ich will sehen, ob ich das Raumschiff holen kann. Ich hoffe, dass die Automatik dort so fortschrittlich ist, dass das funktioniert!“

Aufmunternd nickte er seiner Schwester zu, dann rannte er in den Hof. Dort war der Hubschrauber eben gelandet und der Notarzt samt Rettungsassistent stürmten in das Schloss.

Tobias warf sich in den Schalensitz seines Astra OPC. Mit flinken Fingern gurtete er sich an. Dann schoss das blaue Coupé durch den Tunnel und die verschiedenen Tore und in rascher Fahrt dem Tal zu.

Unten setzte Tobias die Peilfunktion seines Handys in Gang. Hoffentlich hat Caron nicht mitten in der Pampa geparkt, dachte er, sonst komme ich mit dem Auto gar nicht hin.

Aber seine Befürchtungen waren unbegründet, denn ein breiter Feldweg führte von der Landstraße ab in Richtung Wald.

Und dort, auf einer Wiese, kam Tobias plötzlich unter den Schutzschirm des Raumschiffs. Mitten zwischen den vier Standsäulen hielt er an und sprang aus dem Wagen.

Am nächstgelegenen Fuß des Raumschiffs drückte er die Hand gegen eine helle Fläche und nannte seinen Namen. Die Tür schwang auf, er betrat den Aufzug und ließ sich in die Kommandozentrale bringen. Dort setzte er sich korrekt auf einen Sessel und sagte: „Tobias Bernstein an Computer: Kontaktaufnahme.“

„Computer an Tobias: Identität okay.“

„Caron ist krank. Ich muss ihn auf die Krankenstation bringen.“

Tobias wartete. Zunächst regte sich nichts. Dann hatte er den Eindruck, als ob das unsichtbare Raumschiff die Füße eingezogen habe und gestartet sei. Plötzlich wurde die Kuppel, die bisher undurchsichtig gewesen war, an einer Seite hell. Man sah den fliegenden Helikopter, der offensichtlich Caron mit an Bord hatte.

„Auf Durchblick schalten“, sagte Tobias.

Kurz darauf konnte er in das Innere des Helikopters sehen. Tatsächlich, auf der Trage lag Caron, immer noch grün im Gesicht und an den Händen und voller Schweiß. Daneben saß Leonie und hielt seine Hand. Der Arzt überwachte eine Infusion.

„Wie soll ich Caron nur hier herein ins Raumschiff bringen?“, fragte Tobias verzweifelt.

„Computer an Tobias: Leite Datenübermittlung ein von Carons Uhr. Er hat antalonische Grippe. Das Serum ist in der Krankenstation, Schrank A3, drittes Fach von oben.“

Tobias eilte in die Krankenstation. Ein Glück, Caron hatte die Schränke inzwischen mit Zahlen und Buchstaben versehen, die für Erdenbürger lesbar waren. So fand Tobias den richtigen Schrank auf Anhieb.

Der Schrank öffnete sich durch Berühren eines Schaltfeldes. Allerlei Medizin in flüssiger und fester Form war da zu sehen, schön eingeteilt in verschieden große Fächer.

Leonies Bruder ließ sich vom Bordcomputer noch einmal die genaue Lage der Medizin anzeigen, dann entnahm er eine Ampulle mit rötlichem Serum.

„Wie soll ich ihm das Ganze denn verabreichen?“

„Als ITM im Raumschiff oder auf der Erde als Infusion“, antwortete der Bordcomputer.

ITM heißt ausführlich Injektionstransmitter, was immer das auch bedeuten mag, erinnerte sich Tobias an ein früheres Gespräch mit Caron.

Das hatten sie geführt, als Leonie und er den Test auf Weltraumtauglichkeit gemacht hatten. Schade, dass wir uns da nicht weiter drüber unterhalten haben. Dieses Wissen könnte ich jetzt sehr gut brauchen!

Er nahm den Behälter mit und setzte sich im Kommandoraum wieder zurecht.

Noch immer flog das unsichtbare Raumschiff dem Helikopter in gebührendem Abstand hinterher. Und es dauerte nicht mehr lange, bis der Hubschrauber auf dem Dach eines Krankenhauses landete.

Was soll ich nur tun? dachte Tobias. Er wartete, bis die Rotorblätter zum Stillstand gekommen waren.

„Setze mich beim Hubschrauber ab“, sagte er dann zum Bordcomputer.

Der Platz auf dem Krankenhausdach hätte für das unsichtbare Raumschiff nicht zum Landen ausgereicht. Deshalb flog es von oben bis auf etwa drei Meter Höhe an das flache Dach heran, dann fuhr eines der Standbeine aus.

Tobias fuhr im Fahrstuhl nach unten, öffnete die Schleuse und sprang auf das Dach. Das Raumschiff zog den Fuß ein und stieg wieder nach oben. Die Menschen, die sich auf dem Dach befanden, bemerkten nichts von alledem.

Leonie ging hinter der fahrbaren Trage her, die vom Notarzt und den Sanitätern in großer Eile auf den Krankenhausaufzug zugeschoben wurde.

Plötzlich gesellte sich Tobias zu ihr. Sie erschrak sehr, fasste sich aber sofort, denn es durfte ja nichts auffallen.

„Was können wir tun?“, flüsterte sie.

„Ich hab das Serum. Das muss in seine Infusion.“

Tobias zog die Ampulle kurz unter dem Hemd hervor. Leonie nickte. Aber auch sie hatte keine Ahnung, wie sie das unbemerkt bewerkstelligen sollten.

Als der Aufzug im Stockwerk der Intensivstation hielt, wurden die Geschwister von einer Krankenschwester zurückgehalten.

„Hier hat nur das Personal Zutritt“, sagte sie.

Dann brachte sie die beiden in ein Wartezimmer. Da saßen sie nun mit ihrer Ampulle und wussten nicht, was sie tun sollten. Leonie zitterte vor Aufregung. Tobias ging im Zimmer auf und ab.

„Hoffentlich ist die antalonische Grippe nicht so heftig“, sagte er dann, mehr zu sich selbst.

„Antalonische Grippe? Wie kommst du darauf?“ Leonie war neben ihren Bruder getreten.

„Das hat der Bordcomputer ermittelt. Er hat die Verbindung zu Carons Uhr hergestellt und die Daten von ihren Sensoren ausgewertet.“

„Ob wir Caron mit den Smartphones anrufen sollen?“, fragte Leonie. „Vielleicht kann er uns weiterhelfen.“

Das kam aber nicht in Frage, denn die Krankenschwester kam eben zurück und brachte Carons Armbanduhr und das historische Nachthemd, das er immer noch getragen hatte.

„Der junge Mann muss leider eine Weile bei uns bleiben“, sagte sie und schüttelte bedauernd den Kopf. „Unsere Medizin spricht noch nicht auf seine Krankheit an.“

Tobias überlegte einen Augenblick, dann meinte er: „Wir haben hier ein Serum, das ihm bestimmt helfen würde. Aber wir können es ihm leider nicht verabreichen.“

„Na, dann lassen Sie mich mal sehen“.

Die emsige Krankenschwester war neugierig geworden. Aufmerksam betrachtete sie die Ampulle mit der roten Flüssigkeit und las den aufgedruckten Text, der offenbar allerlei lateinische Ausdrücke enthielt.

„Na, wenn das drin ist, was drauf steht, glaube ich kaum, dass es viel nützen wird“, meinte sie und sah in die enttäuschten Gesichter der Geschwister. Dann gab sie sich einen Ruck: „Schaden wird’s auch nicht, also könnte ich den Versuch wagen, wenn ihr so überzeugt davon seid.“

Am liebsten wäre ihr Leonie um den Hals gefallen. Aber so bedankte sie sich artig und die Warterei begann erneut.

Die Geschwister vertrieben sich die Zeit mit den Zeitschriften und Büchern, die im Wartezimmer auslagen, aber sie konnten sich natürlich nicht so recht darauf konzentrieren.

Eine sehr lange und bange Stunde war vergangen, da kam die Schwester wieder.

„Ein Wunder“, rief sie schon an der Türe. „Der junge Mann ist wieder fit wie ein Turnschuh, das ist nicht zu fassen. Auch die Ärzte stehen vor einem Rätsel.“

„Darf er gleich mit uns nach Hause?“, wollte Leonie wissen.

„Der Chefarzt ist gerade bei ihm. Wenn der nichts dagegen hat – warum nicht?“

Die Schwester nahm den beiden Carons Nachthemd samt Zipfelmütze wieder ab und verschwand damit.

„Juhu“, jubelte Leonie und ballte die Fäuste.

„Geschafft“, freute sich Tobias und die beiden klatschten die Handflächen gegeneinander.

Wieder eine halbe Stunde später stand ein glücklicher Antalonier vor ihnen. Er trug einen weißen Bademantel, ebensolche Badelatschen und war frisch geschniegelt und gestriegelt. Die verschwitzte Nachtkleidung aus dem Schloss hatte er in einer Tüte unter dem Arm dabei.

Leonie schaute ihn ganz genau an. „Keine grüne Farbe mehr im Gesicht und an den Händen“, stellte sie zufrieden fest.

„Heiß bist du auch nicht gerade“, meinte Tobias und nahm die Hand von Carons Stirn.

„Und ob ich heiß bin – und zwar auf ein gutes Mittagessen“, schmunzelte der Antalonier. Dann ließ er sich die neuesten Erlebnisse berichten.

Die freundliche Krankenschwester kehrte noch einmal zurück und fragte, wohin denn die Rechnung zu schicken sei. Caron schaute die Geschwister kurz an und nannte dann die Bernsteinsche Adresse in Steinburg.

Leonie und Tobias nickten ihm zu, denn sie wussten sehr wohl, dass man zum Vulkan keine Post schicken lassen konnte.

„Soll ich ein Taxi rufen?“, meinte die Schwester noch, doch die drei schüttelten die Köpfe.

Mit dem nächsten Lift ging es hinunter in den Park des Krankenhauses. Dann legten sie ein paar Hundert Meter zu Fuß zurück. Caron rief sein unsichtbares Raumschiff und im Schutz von Bäumen und Sträuchern wurden die drei darin aufgenommen.

Als Erstes legte der Antalonier bequeme Freizeitkleidung an, die ihm viel besser stand als die bayrischen Klamotten, wie Leonie fand. Dann steuerte er sein Raumschiff so, dass es genau über der Schlosskapelle zum Stillstand kam.

Leonie und Tobias schauten gespannt auf den Boden des Kommandoraumes, der die Kapelle von oben zeigte. Caron schaltete auf Durchsicht Stufe 1, jetzt war die Kapelle von innen zu sehen. Bei Stufe 2 sahen sie dann die Orgel in Originalgröße in schönstem Gold erstrahlen. Carons Analyse war also richtig gewesen.