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Um den Glauben scheint es heute schlecht bestellt zu sein. Zumindest dann, wenn man sich das Engagement der Menschen in den Ortsgemeinden ansieht. Desinteresse am Glauben? Zügelloser Individualismus? Untergehen in der virtuellen Welt des Big-Data? Wegbrechen jeder Sinnperspektive? Allerdings wird pessimistisches Schwarzweiß-Denken der Wirklichkeit nicht gerecht. Das Leben ist vielfältig! Stefan Knobloch spürt deshalb den heutigen bedrängenden Ungewissheiten, aber auch den hoffnungsvollen Aufbrüchen für authentische und Leben ermöglichende Glaubensformen nach. Er konfrontiert sie mit biblischen Erfahrungen und zeigt, wie auf unscheinbare Weise Grenzen überschritten werden und so Sinn neu erfahrbar wird. Ein eindringliches Plädoyer, in unruhigen, lauten Zeiten die Leben öffnende Kraft des Säuseln Gottes wahrzunehmen.
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Seitenzahl: 266
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Über den Autor
Über das Buch
Impressum
Stefan Knobloch
Überschreitungen
Biblische Glaubenserfahrungen als Schlüssel heutiger Sinnsuche
Matthias Grünewald Verlag
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Weitere interessante Lesetipps finden Sie unter:
www.gruenewaldverlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.
© 2016 Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern
Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart
Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck
Hergestellt in Deutschland
ISBN 978-3-7867-3076-7 (Print)
Inhalt
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Inhalt
Vorwort
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Erstes Kapitel: Die gegenwärtige Zeit – „Brutstätte der Ungewissheiten“
Empfundene Bedrängnisse
Ein Zug zum Spirituellen
Metaphysisches Bedürfnis und Ritualisierungen
Das Phänomen des Pilgerns
Kirche – eine Zombie-Institution?
Der Gläubige – ein Erinnerungsmensch
Zweites Kapitel: Signaturen der Gegenwartsgesellschaft
Die Big-Data-Welt
Kolonialisierung der Öffentlichkeit durch die Privatsphäre
Das heutige Raum-Zeit-Verhältnis
Komplexes Unbehagen an der gegenwärtigen Weltlage
Labyrinthische Welt
Drittes Kapitel: Wegmarkierungen
Hermeneutik
„Ortswechsel“
Glaubensprozess
Transzendenzsehnsucht
Die „Vielleicht-Position“
Sensibler Atheismus
Liebe und Solidarität
Viertes Kapitel: Die Bibel – eine Welt interpretierter Erfahrung
Offenbarung
In Sprache gefasste erfahrene Offenbarung
Schrift gewordene interpretierte Erfahrung
Fünftes Kapitel: Grenzen überschreiten in adaptierten biblischen Erfahrungen
Unterbrechungen
Verknäuelungen
Heiliger Boden
Ein stilles, sanftes Säuseln
Aufatmen in Staub und Asche
Neugeboren werden
Hier ist Wasser! Hier ist Leben!
Wer bist du, Herr?
Deine Sünden sind vergeben
Wer ohne Sünde ist …
Ans andere Ufer
Sechstes Kapitel: Du führst mich hinaus ins Weite
Vorwort
„Man vergisst […], dass die klassischen religiösen Texte für alle Zeiten von Bedeutung sein können und eine motivierende Kraft besitzen. […] Ist es vernünftig und intelligent, sie in die Verborgenheit zu verbannen, nur weil sie im Kontext einer religiösen Überzeugung entstanden sind?“
Papst Franziskus, Evangelii Gaudium
Vor mehr als zehn Jahren sprach der Soziologe Zygmunt Bauman von der Gegenwart als einer „Brutstätte der Ungewissheiten“. Die Ungewissheiten beziehen sich auch auf die Verlässlichkeit von Institutionen, zumal auch religiöser Institutionen. Die über Jahrhunderte wie in Stein gemeißelten religiösen Traditionen und Normen haben an Glanz verloren, der Einzelne macht sich längst in deutlicher Distanz zu institutionellen Vorgaben auf den Weg eigener, auch religiöser Sinnsuche.
In dieser Situation ist es angezeigt, ohne hier ein geschöntes Bild zu zeichnen oder gar in seichte Frömmelei abzudriften, aus einer zeitgemäßen Perspektive auf die Bibel zu schauen. Aus ihr spricht nicht wie in Stein gemeißelt Gottes Wort zu uns. Die Texte der Bibel stellen Texte von Menschen dar, die in ihnen im Prozess gemeinschaftlichen Glaubens und gemeinsamer Überzeugung ihre Offenbarungs- und Gotteserfahrungen im Horizont ihrer Zeit interpretierten. Und das steht zu jeder Zeit von neuem an. In den Narrationen, in den Erzählungen der Bibel als Texten interpretierter Glaubenserfahrung können und sollen wir unsere heutigen Lebens- und Glaubenserfahrungen spiegeln. Damit ist nicht weniger gesagt, als dass das reale Leben den Text darstellt, aus dem anhand biblischer Erfahrungen die Transparenz auf das Religiöse von selbst erwächst.
Dem liegt in der Bibel eine Überzeugung zugrunde, die in der Genesis in die Worte gefasst ist: „Der Herr blies in die Nase des Menschen den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen (Gen 2,7). Man kann auch sagen, so wurde der Mensch eine lebende Seele. Des Menschen Existenz gründet demnach konstitutiv in der Beziehung zu Gott. Das klingt, wenn man das so hinsetzt, leicht angesäuert. Und doch steht es nicht unter einem Verfallsdatum, das längst überschritten ist.
In unseren Tagen, in denen Institutionen sozusagen unter Generalverdacht stehen, sollen wir nicht auch noch unser Leben unter den Generalverdacht stellen, auch mit ihm habe es nicht viel auf sich. Die Fragen, was heute noch zuverlässige Relevanz gewähre, was heute noch Orientierung gewähre, werden lauter. Die Sinnsuche, auch die Suche nach Spiritualität werden vernehmlicher. In dieser Situation können die Bibel und deren neue Deutung aus der Kompetenz des eigenen Lebens neue Wege aufzeigen. Dabei geht es nicht um empirisch-naturwissenschaftlich gewonnene Einsichten, sondern um Wichtigeres: um das Einpendeln in ein Vertrauen, das die zur Rede stehende Beziehung zu Gott zwar nicht durchschaut, ihr sich aber gleichwohl anvertraut. Überschreitungen werden so möglich, die vom Leben nicht weg-, sondern in seine tieferen Dimensionen hineinführen.
Wer sich entlang der im vorliegenden Band vorgetragenen Überlegungen auf den Weg machen will, dem wünsche ich Geduld, Ausdauer und Vertrauen.
Stefan Knobloch
Passau, im Oktober 2015
Erstes Kapitel:Die gegenwärtige Zeit–„Brutstätte der Ungewissheiten“1
Wir leben in unruhigen Zeiten. In unruhigeren, als wir das mit dem Ende des Ost-West-Konflikts vor 25Jahren erwartet hätten. Manche glaubten damals im Überschwang der sich überstürzenden Ereignisse gewissermaßen vom Ende der Geschichte reden zu dürfen. Jetzt würden heile Zeiten einer pax universa, einer pax mundana, eines weltweiten dauerhaften Friedens anbrechen. Es kam anders. Vieles, zu vieles baute sich auf, was die Menschen heute herausfordert, ohne dass sie auf die vielen Fragen und Bedrängnisse einfache Antworten hätten. Welche Bedrängnisse und welche Hoffnungspotenziale nimmt ein erster, längst nicht das Ganze erfassender Blick wahr?
Empfundene Bedrängnisse
Da ist der Klimawandel, den man zwar auf internationalen Klimakonferenzen thematisiert, gegen den aber nur halbherzige Entscheidungen getroffen werden, bei denen meist nationale Interessen die Oberhand behalten.2 Allein die Schadstoffemissionen aus der weltweiten Kohleverstromung belasten die Umwelt im Übermaß. Alpengletscher schmelzen ab, der Abschmelzprozess der Eisberge des Nordpols lässt den Meeresspiegel ansteigen. Die Erdbevölkerung hat die 7Milliardenmarke überschritten. Zumal in den ärmsten Regionen der Erde nimmt die Bevölkerung zu. Mit den Folgen von Unterernährung und Hunger, Mangel an Wasser, medizinischer Versorgung, Bildung und Infrastruktur. Not und Unterdrückung, Kriege und Genozide erzeugen Migrationswellen, die nach Europa, in den EU-Raum und anderswo hereinschlagen. Von der Entwicklung des so verheißungsvoll begonnenen arabischen Frühlings, der „Arabellion“, von dem Phänomen der „Gotteskämpfer“ des IS-Staates, von den Spannungen zwischen dem Westen, der Nato und Russland und vielem anderen ganz zu schweigen.
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