Überzeugend und sicher präsentieren. Praktische Rhetorik für Schule und Studium - Almut Schnerring - E-Book

Überzeugend und sicher präsentieren. Praktische Rhetorik für Schule und Studium E-Book

Almut Schnerring

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Beschreibung

Überzeugendes Präsentieren gilt als Schlüssel für den beruflichen Erfolg und wird früh trainiert – in Schule und Studium. Doch für die wenigsten ist das Halten von Vorträgen und Referaten eine durchweg angenehme Situation. Fachkundig und sympathisch führt Almut Schnerring in die Dos und Don'ts rund um Gliederung, Recherche, Argumentation, Medieneinsatz, Gestik und Blickkontakt ein – und zeigt: Vortragspanik und Redeangst müssen nicht sein! Mit praktischen Checklisten, Infoboxen und Übungen. Kompaktwissen XL - Schülergerechte Darstellungen - Einprägsam und leicht verständlich - Zweifarbiges Innenlayout

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Seitenzahl: 107

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Almut Schnerring

Überzeugend und sicher präsentieren

Praktische Rhetorik für Schule und Studium. Kompaktwissen XL

Reclam

Kompaktwissen XL | Nr. 15241

2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH,

Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH,

Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2020

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961556-1

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015241-6

www.reclam.de

Inhalt

1 EinleitungZur inkludierenden Schreibweise2 Der Anfang vor dem Anfang2.1 Themenwahl2.2 Das Publikum2.3 Du selbst2.4 Ort, Raum und Bühne2.5 Wann soll der Vortrag stattfinden?2.6 Welche Medien stehen zur Verfügung?2.7 Checkliste »Bevor es losgeht«3 Überzeugen anstatt Überreden3.1 Recherche3.2 Ergebnisse ordnen und Quellen prüfen3.3 Am Anfang steht das Ziel3.4 Wo beginnt Manipulation?3.5 Ethos – Pathos – Logos3.6 Das Argument und Argumentationstechniken3.7 Eine Auswahl an Argumentationstechniken4 Gliederung4.1 Einleitung4.2 Der Hauptteil und die Fünfsatz-MethodeDie Reihe4.3 Schluss5 Verständlichkeit5.1 Einfachheit5.2 Satzbau und Wortwahl5.3 Kürze und Prägnanz5.4 Anschaulichkeit6 Medien und Hilfsmittel6.1 Stichwortzettel6.2 Digitale Präsentation6.3 Weitere Medien6.4 Überraschende Mitbringsel7 Vorhang auf!7.1 Körpersprache – die sichtbaren Kriterien7.2 Stimme und Artikulation – die hörbaren Kriterien7.3 Erste-Hilfe-Koffer7.4 Generalprobe7.5 Wahrnehmungsschule8 SchlussZur Autorin

1 Einleitung

Abliefern. Gut rüberkommen. Authentisch sein. In den letzten Jahren haben Castingshows und Laufsteg-Serien die Regeln für den richtigen Auftritt maßgeblich beeinflusst. Sie vergeben Punkte fürs Aussehen, verschenken Autos für den schönsten Klang und versprechen Verträge für alle jene, von denen die Jury sagt: »Du kommst einfach super rüber!«. Bei diesen Kriterien bleiben die Inhalte gern mal außen vor, die Botschaft aber ist immer dieselbe: »Sei ganz du selbst! Aber vergiss dabei nicht unsere Bedingungen!« Und die Liste dieser Bedingungen, die Fülle an Normen und Forderungen, ist so lang wie unerfüllbar. Am Ende wird das ›Selbst‹, das doch ganz bei sich bleiben soll, in jedem Fall Schwierigkeiten haben, sich wiederzuerkennen. Ob The Voice, Next Topmodel oder X Factor‚ ob YouTube, Musical.ly oder Insta, sie alle fordern den perfekten Auftritt, und tricksen doch hinter den Kulissen. Sie schaffen eine Norm, die nur mit Hilfe von Photoshop, Vocoder und Personal Coach zu erreichen ist, falls überhaupt. Mit der »Bleib authentisch!«-Forderung jedenfalls ist sie nicht vereinbar.

Nun ist ein Referat kein Schönheitswettbewerb, der Hörsaal ist nicht YouTube, das Textverarbeitungsprogramm hat keinen ›Verbessern‹-Button und das nächste Referat muss ohne Personal Coach fertigwerden. Obwohl klar ist, dass es sich im Zusammenhang hier um verschiedene Bühnen handelt und es im Zusammenhang von Schule und Studium um einen anderen Gewinn geht, stehen die Anforderungen und Normen rund um den authentischen Auftritt trotzdem wie der sprichwörtliche Elefant im Raum. Das heißt, die Erwartungen an den eigenen Vortrag und seine Wirkung auf das Publikum sind oft unrealistisch und überhöht, was schnell zu Enttäuschung und Unsicherheit führen kann. Seit Lernplakate und erste kleine Präsentationen schon zu den Aufgaben für Grundschulkinder gehören, ist es immer schwieriger geworden, sich ›einfach so‹ vor eine Gruppe zu stellen. »Wie hat mein Sohn performt?« – was nach schlechtem Drehbuchtext klingt, ist tatsächlich eine Frage, die auf Elternabenden gestellt wird!

In der weiterführenden Schule und durchs ganze Studium hindurch spielen Vorträge und Referate eine zunehmend wichtige Rolle. Inhalte vor Gruppen präsentieren zu können, gilt als Schlüsselkompetenz für den späteren beruflichen Erfolg und soll deshalb möglichst früh trainiert werden. Trotzdem sind Rhetorik und Präsentation keine Unterrichtsfächer. Dabei ist es für die wenigsten eine durchweg angenehme Situation, einen Vortrag oder ein Referat zu halten. Dass die Dos und Don’ts rund um Gliederung, Gestik, Blickkontakt kein Geheimwissen sind, macht es nicht einfacher, diese Aspekte richtig umzusetzen. Im Gegenteil, oft ist der Druck ›abzuliefern‹ so hoch, dass sich manche in der Fülle der Informationen verlieren, anstatt sich Schritt für Schritt dem Thema und seiner Präsentation anzunähern. Manche ziehen es vor, den Auftrag irgendwie – Hauptsache schnell! – hinter sich zu bringen, halten ihre Referate in einem Nebel und beginnen erst zurück an ihrem Platz zum ersten Mal wieder zu atmen.

Dazu kommt die Sorge, durch ein Redetraining nicht mehr authentisch zu sein, das eigene Wirken durch zu viel Übung zu manipulieren und damit falsch und aufgesetzt rüberzukommen. Nicht beim Sport, nicht in der Kunst, nicht in der Wissenschaft – in keinem anderen Fachgebiet käme jemand auf die Idee, dass Dazulernen und Sich-Entwickeln eine Gefahr, ein Nachteil sein könnten. Das Ziel der Rhetorik in ihrem antiken Verständnis ist ja nicht, die ungeübte Rednerin in eine Heuchlerin zu verwandeln oder aus einem Vortrag eine Theaterinszenierung zu machen. Durch Übung und mit rhetorischem Handwerkszeug eine überzeugendere Sprechweise und eine neue Redetechnik zu erlernen, heißt ja nicht, einfach Effekte, Hacks und Tricks anzuwenden, sondern bedeutet vor allem, sie sich ›zu eigen‹ zu machen, sie sich zu erarbeiten, bis sie verinnerlicht sind und zur Person gehören. Und wie kann etwas, das mir und zu mir gehört, nicht authentisch sein?

Dieses Buch soll Schüler*innen und Studierenden helfen, individuelle Antworten auf diese Herausforderungen zu finden, so dass der nächste Vortrag nicht nur zur Pflicht wird, sondern auch eine positive Herausforderung werden kann. Schließlich kann ein Auftritt, wenn er gut vorbereitet ist und das Publikum erreicht, Spaß machen und ein tolles Erlebnis sein. Authentisch wird er damit dann fast von alleine.

Zur inkludierenden Schreibweise

De oratore lautet eine der grundlegenden Schriften über die Rhetorik und wird mit ›Über den Redner‹ ins Deutsche übersetzt. Das entspricht sicher dem, was der römische Rhetoriker Cicero aussagen wollte, denn Frauen waren nicht »mitgemeint« in dieser Form des generischen Maskulinums. Die Rhetorik galt lange als männliche Disziplin, die Reden von Frauen, die in der Antike öffentlich sprachen, wurden nicht überliefert.

Auch danach hatten Frauen jahrhundertelang keinen Zugang zu rhetorischer Bildung. Doch dieses Buch handelt vom Präsentieren und Überzeugen und richtet sich an alle, die sich dafür interessieren, unabhängig vom Geschlecht. Es verzichtet deshalb auf das generische Maskulinum und versucht, die meisten Stellen mit dem Gender*stern zu lösen. Um Sternhäufungen zu vermeiden, wird aber darauf verzichtet, beispielsweise über »den*die Redner*in« zu schreiben, »der*die sein*ihr Anliegen« möglichst einfach vermitteln möchte. Außerdem wird in Sätzen, die ein konkretes Beispiel anschaulich machen, entweder das generische Femininum verwendet oder die männliche und weibliche Form abgewechselt. Und zuletzt macht die Verwendung des Partizips »Der Redende« bzw. »die*der Vortragende« bewusst, dass damit etwas anderes ausgedrückt wird, als mit »Der Redner«. Da es die rundum passende Lösung (noch?) nicht gibt, wollen wir lieber mit einem Kompromiss für die Problematik sensibilisieren, anstatt alte Muster zu bemühen, durch die letztlich antike Rollenbilder reproduziert werden.

2 Der Anfang vor dem Anfang

Aaalso … räusper …! Noch haben wir ja gar nicht angefangen. Hier ist noch der Moment ohne konkrete Bilder, ohne klare Vorstellung von dem, was kommen wird. Eher grau als bunt, eher verschwommen als scharf. Viel Nebel, wenig klare Gedanken. Aber vielleicht weißt du schon, wie der Raum aussehen wird, in dem du sprechen wirst, und hast schon einen Termin? Kennst du dein Publikum? Dann stehen zumindest schon einige Zutaten fest. Dem Rest nähern wir uns gemeinsam Schritt für Schritt, so dass sich der Nebel ganz von alleine lichten wird.

2.1 Themenwahl

Worum soll es überhaupt in der Präsentation, in der Rede oder dem Vortrag gehen? Steht das Thema schon? Darfst du aus einem bestimmten Themenbereich selbst wählen, hast vielleicht sogar die Gelegenheit, zu deinem Lieblingsthema zu sprechen? Falls du noch vor dem großen Berg der Möglichkeiten stehst und nicht weißt, wofür du dich entscheiden sollst, hier ein paar erste Fragen, die du dir stellen kannst, um dir die Qual der Wahl zu erleichtern:

Infobox: Das Thema frei wählen

Was könnte das Publikum interessieren? Wenn schon feststeht, wer zuhören wird: Womit könnte man genau diese Gruppe gut unterhalten und zugleich informieren?

Gibt es einen Themenbereich, der alle Eingeladenen bzw. alle im Raum betrifft, ohne dass ihnen das auf den ersten Blick bewusst wäre?

Habe ich Zeit, mich in ein Thema einzulesen, mit dem ich mich noch gar nicht auskenne?

Habe ich in letzter Zeit etwas erlebt, beschäftigt mich etwas besonders, so dass ich mehr darüber erfahren und das auch anderen mitteilen möchte?

Kenne ich mich mit einer Sache gut aus, von der ich weiß, dass sie viele Menschen fasziniert?

Gibt es ein Thema, das mir wichtig ist, und von dem ich finde, dass Menschen mehr darüber erfahren sollten?

Kenne ich mich mit einer Sache besser aus als die meisten, zu denen ich sprechen werde?

Steht das Thema dagegen schon, wurde dir etwas vorgegeben, ist es wichtig, den Gegenstand deines Vortrags so zuzuschneiden, dass du ihn in der vorgegebenen Vortragszeit bewältigen kannst (vgl. Kap. 5.3 »Kürze und Prägnanz«). Folgende Fragen helfen dir dabei:

Infobox: Das Thema einengen

Wo berührt das Thema mein eigenes Leben? Durch welchen Aspekt bekomme ich einen persönlichen Bezug dazu?

Welcher Aspekt des Themas ist so wichtig, dass man ohne ihn die gesamte Problematik nicht wird verstehen können?

Welcher Aspekt des Themas lässt sich anschaulicher darstellen als andere?

An welcher Stelle berührt der Themenbereich den Alltag des Publikums?

Welcher Bereich lässt sich in der gegebenen Zeit darstellen, ohne zu weit ausholen zu müssen?

Was kann ich weglassen?

2.2 Das Publikum

Manches Publikum hat keine Wahl. Wer mitten im Vortrag einfach den Raum verlässt, bekommt vielleicht keinen Schein für sein Studium, einen Eintrag ins Klassenbuch, nichts zu essen oder sein Geld nicht zurück. Manches Publikum ist also gezwungen zu bleiben, aber kein Mensch kann gezwungen werden, wirklich zuzuhören. Das Interesse an dem, was auf der Bühne passiert, muss sich der*die Vortragende mit dem Einstieg erarbeiten und es im Lauf des Vortrags immer wieder neu gewinnen. Das geht nur, wenn man sein Publikum schon bei der Vorbereitung mit im Blick hat. Es hilft, sich dafür einmal die Bausteine des folgenden Satzes vor Augen zu führen:

Ich (1) spreche mit dir (2) über etwas (3) in einer bestimmten Absicht (4).

Die (1) ist klar. Sie beherrscht am Anfang alles: »Ich bin so aufgeregt!«. Dicht gefolgt von der (3) »Was soll ich sagen? Womit soll ich anfangen?«. Darüber werden die (2) »Wer sitzt denn da überhaupt im Saal?« und die (4) »Was möchte ich bei denen eigentlich erreichen?« oft vergessen oder zumindest so vernachlässigt, dass das Publikum das Gefühl bekommt, beliebig und austauschbar zu sein. Der Vortrag wirkt dann, als sei er letzte Woche schon einmal in exakt derselben Form vor einem anderen Publikum ›abgeliefert‹ worden – ohne Bezug zum Ort, ohne Bezug zu den Interessen, Wünschen und Besonderheiten, die jede neue Situation mit sich bringt. Um also flexibel reagieren und dich auch schon in der Vorbereitung auf dein Publikum einlassen zu können, kläre vorher folgende Fragen:

Infobox: Sich auf das Publikum einstellen

Wie viele Personen werden dir zuhören? Eine Schulklasse von rund 30 Schülerinnen und Schülern? Ein Kurs mit 50 Studierenden? Ein Saal mit über 100 Leuten?

Aus welchen Fachrichtungen kommen sie? Wie gut kennen sie sich mit dem aus, worüber du sprechen wirst?

Gibt es Punkte, die du voraussetzen kannst? Oder andere, die zu Beginn geklärt werden müssen, damit der Rest verständlich wird?

Gibt es Fragen zu deinem Thema, die so verbreitet, so häufig sind, dass auch dein Publikum die Antwort interessieren wird?

Gibt es Fachbegriffe, die zum Thema gehören, die erläutert werden müssen?

Was verbindet die Gruppe? Wo gibt es einen Ansatz, mit dem alle etwas anfangen können? – Das könnte dann der Einstieg in deinen Vortrag sein.

2.3 Du selbst