Übung - Rosalind Brown - E-Book

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Rosalind Brown

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Beschreibung

Dieses sinnliche, kluge und fesselnde Debüt ist eine Liebeserklärung an das Lesen und Schreiben – und an die verführerischen Ablenkungen, die es immer wieder unterbrechen.

Ein Sonntag bleibt der Oxford-Studentin Annabel, um ihr Essay über Shakespeares Sonette fertigzustellen. Sorgfältig und achtsam plant sie die nächsten Stunden, kocht Tee, schaltet das Telefon aus; nur Yoga, Meditation und ein Spaziergang sollen die Arbeit unterbrechen. Doch die Menschen in ihrem Leben fordern Annabels Aufmerksamkeit, ihre Gedanken beginnen zu wandern, sexuelle Fantasien schleichen sich ein. Und dann sind da noch die zwei erfundenen Alter Egos, der Gelehrte und der Verführer, deren Geschichten in ihrem Kopf ein Eigenleben entwickeln. Der Tag droht ihr zu entgleiten und einem inneren Abgrund Platz zu machen.

»Ein Buch, das sich auf eindrucksvolle Weise den intellektuellen und körperlichen Begierden einer jungen Frau widmet, geschrieben in genauer, zarter Prosa.« Sarah Moss

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EPUB
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Seitenzahl: 236

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Das Buch:

Ein Sonntag bleibt der Oxford-Studentin Annabel, um ihr Essay über Shakespeares Sonette fertigzustellen. Sorgfältig und achtsam plant sie die nächsten Stunden, kocht Tee, schaltet das Telefon aus; nur Yoga, Meditation und ein Spaziergang sollen die Arbeit unterbrechen. Doch die Menschen in ihrem Leben fordern Annabels Aufmerksamkeit, ihre Gedanken beginnen zu wandern, sexuelle Fantasien schleichen sich ein. Und dann sind da noch die zwei erfundenen Alter Egos, der Gelehrte und der Verführer, deren Geschichten in ihrem Kopf ein Eigenleben entwickeln. Der Tag droht, ihr zu entgleiten und einem inneren Abgrund Platz zu machen.

Dieses sinnliche, kluge und fesselnde Debüt ist eine Liebeserklärung an das Lesen und Schreiben – und an die verführerischen Ablenkungen, die es immer wieder unterbrechen.

Die Autorin:

Rosalind Brown, geboren 1987, wuchs in Cambridge auf und lebt heute in Norwich. Ihre Texte erschienen u. a. in The Paris Review, Best British Short Stories 2017, Lighthouse, Ambit, MAI: Feminism and Visual Culture und Propel Magazine. »Übung« ist ihr Debütroman.

ROSALIND BROWN

ÜBUNG

ROMAN

Aus dem Englischen von Eva Bonné

Blessing

Das Buch erscheint unter dem Titel PRACTICE bei Weidenfeld & Nicolsen / The Orion Publishing Group, London

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Zitiert wird aus:

John Keats: »Ode an die Nachtigall«, in: Englische und amerikanische Dichtung 2. Von Dryden bis Tennyson. C.H. Beck, München 2000, S. 315.

John Keats: »An den Herbst«, s.o., S. 319.

William Shakespeare: Die Sonette. Englisch und in ausgewählten deutschen Versübersetzungen. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 9729, Ditzingen 1974 (2014).

Virginia Woolf: Tagebücher 3. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1999, S. 440.

Copyright © 2024 by Rosalind Brown

und Karl Blessing Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Friederike Arnold

Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München

Umschlagabbildung: Originalübernahme © Alex Merto

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-31323-4V001

www.blessing-verlag.de

Für meine Eltern

Die enge Zelle stört die Nonne nicht,

dem Eremit die Klause wohl gar tut,

auch in des Türmers Stub’ studiert’s sich gut,

und glücklich ist, wer webt und Kränze flicht

in seiner Kammer. Hoch steigt auf ins Licht

die Biene, die des Fjälles Blüten sucht,

doch immerfort summt’s hier im Fingerhut:

Ja, das Gefängnis, das erwählt’ man sich,

wenn frei man wählte, kein Gefängnis ist!

Erholung war es mir, wenn ich mich band

an des Sonetts bescheidnes Stückchen Land.

Die lob ich mir, die fühlend das Gewicht

von zuviel Freiheit, kurz mal trösten sich

durch ein Sonett, ach oft so Trost ich fand!

William Wordsworth(übertragen von Dietrich H. Fischer)

Oxford2009

Der Wecker klingelt.

Eine kleine Spinne in der dunklen Zimmerecke könnte sehen, wie sie sich im Bett bewegt und dann langsam und klaglos eine Hand auf den Wecker legt. Er verstummt.

Sie stößt ein leises, kehliges Grunzen aus. Tastet vorsichtig nach dem Lampenschalter und drückt darauf. Als das Licht angeht, zucken alle Gegenstände im Zimmer zusammen, als wäre es nicht fast jeden Morgen dasselbe, sechsmal pro Woche.

Sie setzt sich auf, greift nach dem Wasserglas und trinkt einen schalen Schluck.

Sechs Uhr an einem Sonntagmorgen im abgenutzten Spätjanuar.

Sie holt tief Luft, stellt die Füße auf den Boden und erhebt sich. Schaltet den Wasserkocher ein und verschwindet im Bad, während das Brodeln immer lauter wird. Sie sitzt da und spürt, wie ihr Becken sich leert. Und dann wieder hinaus, mit der Spülung.

Sie verschiebt den Riegel, drückt die Fensterflügel auf und steckt den Kopf in den dunklen, gefrorenen Morgen hinaus. Die Luft riecht eiskalt. Das Fenster noch vor Tagesanbruch zu öffnen, ist ihr kleines Geheimnis. Es ist wie der Anfang eines Romans, oder vielleicht das Ende: Irgendwo hoch oben im College ging ein Licht an, ein Vorhang wurde beiseitegezogen und ein Fenster geöffnet. Weil alle noch schliefen, sah niemand, wie eine Frau mit Flechtfrisur den Kopf hinausreckte, tief einatmete und in den dunklen Garten blickte. Niemand sah, wie sie anmutig erschauderte und das Fenster wieder schloss.

Sie trägt den Teebecher und das Wasserglas zum Schreibtisch und schaltet die zweite Lampe ein, und sofort kommt das Zimmer zur Ruhe; Licht aus zwei Richtungen, das spricht für ein Beleuchtungssystem.

Auf dem Regal stapeln sich Bücher. Sie nimmt das oberste herunter – ein kleiner, roter Band mit Shakespeares Sonetten – und legt es mitten auf den Schreibtisch. Dreht sich um und schaltet abermals den Wasserkocher ein.

Sie hängt einen Beutel Pfefferminztee in den bereitgestellten Becher und wartet neben dem aufbrausenden Wasserkocher, bis der Hebel triumphierend in die Höhe springt. Sie hebt den Behälter an und positioniert die Tülle vorsichtig über dem Becher. In den nackten Füßen ein Kribbeln bei dem Gedanken, sie könnte etwas verschütten und sich verbrühen. Der Teebeutel steigt mit dem heißen Wasser in die Höhe, schaukelt, saugt sich voll und gibt seinen Geschmack frei.

Die Heizung wird vorläufig ignoriert. Das Zimmer soll kalt, dämmrig und vollkommen still sein. Am Thermostat wird sie erst drehen, wenn die Kälte alle angelegten Schichten durchdrungen hat, das Sweatshirt und die Strickjacke, die dicken Socken und die Fleece-Hausschuhe ebenso wie die hellblaue Decke, die im Laufe des Vormittags verschiedene Positionen einnehmen wird: strategisch um Hüfte und Oberschenkel gewickelt; abgestreift über der Stuhllehne, während sie sich das Frühstück macht; eng um den Leib gewickelt, nachdem sie eine Schale Müsli mit kalter Milch gegessen hat.

Nun denn. Ihr Blick wandert ruhig über den Schreibtisch und durchs Zimmer. Hat sie irgendwas vergessen.

Eigentlich möchte sie noch einmal das Fenster öffnen. Sie möchte wissen, wie genau sich das kalte blaue Licht anfühlt, sie möchte keine Phase der langsamen Dämmerung verpassen, des widerwilligen Wintermorgens …

»Annabel, hör auf«, sagt sie sanft. Ihre weltliche Stimme erinnert sie daran, dass diese Sätze von nirgendwo stammen und für nichts die Verantwortung übernehmen. In ein paar Stunden ist es taghell, in der Ferne werden träge Glocken läuten, irgendwann werden auf dem Flur Türen geöffnet und geschlossen und die Leute werden ihren Sonntag beginnen, aber bis dahin kann sie hier sitzen und in aller Ruhe arbeiten, bis in den Vormittag hinein.

Sie schüttelt die Decke aus, wickelt sie sich um die Taille und nimmt Platz. Zieht das Lesezeichen aus dem Buch: Sonett 49. Für jene Zeit (käm je die Zeit heran). Für jene Zeit vergrabe ich mich hier. Für sie bedeutet jene Zeit ganz konkret bis morgen Nachmittag, denn dann ist das Essay fällig. Schon bald wird sie eine These aufstellen und mit Zitaten belegen müssen. Doch fürs Erste wird sie lesen, ganz ohne Eile, und nach einem Thema Ausschau halten. Sobald es sich einmal herauskristallisiert hat, muss sie zweckgebunden lesen, aber bis dahin kann sie einfach nur lesen.

Dies ist die Stille ohne Handy und ohne Computer. Beide Geräte sind ausgeschaltet und halten einen großzügigen Abstand zum Schreibtisch ein, damit sie ihr nicht so früh am Morgen das Denken kräuseln. Auf dem Regal stehen unverzichtbare und verzichtbare Bücher, ihre abgehefteten Notizen, Kaffee-Utensilien, eine kleine Teekanne und eine Tüte mit losem Tee. Sie würde von sich behaupten, dass sie alles, was sie macht, sehr gründlich macht. Getrocknete Kamillenblüten in einem luftdichten Glas. An den Wänden keine Poster, nur einige kleine Drucke, wie sie in Italien an Touristen verkauft werden. Am Fenster ein winziger Kaktus – weißes, akkurates Stachelmuster auf grünem Fleisch – in einem von zu Hause mitgebrachten Übertopf.

Für einen ersten Eindruck kann man jedes Shakespeare-Sonett in einer oder zwei Minuten lesen. Für eine vorläufige Analyse braucht es fünf bis sechs Minuten. Die Schwierigkeit besteht darin, die Sonette auseinanderzuhalten. Offenbar heben sie einander auf: Plötzlich ist nicht mehr jenes gültig, sondern dieses. Sie verschmelzen zu einer Masse aus Merkmalen, Wendungen, Besonderheiten, Andeutungen, Vorwürfen und Ausflüchten. Besondre Stunde bringt besondre Gnade. Die leide Zwischenzeit sei Ozean. Auch schelt ich nicht der Stund endlose Dauer. Wie die winzigen Rädchen eines großen Mechanismus rasten immer neue Bezüge ein. Komplex wäre eine passende Beschreibung, oder auch ermüdend. Die kleinen, dichten Textblöcke. Wahrscheinlich hat er zum Schreiben viele Jahre gebraucht, aber sie soll sich nun innerhalb von zwei Tagen eine These aus den Fingern saugen und möglichst überzeugend beweisen.

Sie trinkt einen Schluck von dem warmen, klaren, bräunlichen Wasser; es schmeckt erbarmungslos gesund.

Letztes Jahr hat ihre Tutorin Sara, eine Mediävistin, ihnen geraten, sich so viele Stunden wie möglich mit dem Primärtext zu beschäftigen. Aber bitte ohne Stift in der Hand, zum Stift greift ihr nur, wenn es unbedingt sein muss, andernfalls eilt der Stift euren Gedanken voraus. Wenn es sein muss, könnt ihr den Blick vom Text lösen und zum Fenster hinausschauen. Versucht, euren Verstand auf einer einzigen Sache ruhen zu lassen. Konzentriert euch auf den Moment: Ihr lest diesen Text jetzt. Und ruft euch immer wieder in Erinnerung, dass er irgendwann von irgendwem geschrieben wurde.

Als sie später einem der älteren Studenten davon erzählte, sagte er: Was soll man erwarten, sie ist bestenfalls eine Phänomenologin. Das bestenfalls fand sie sehr interessant; sie notierte sich den Satz auf einem Post-it und klebte ihn über ihrem Schreibtisch an die Wand.

Jedenfalls verbringt sie nun Zeit mit den Sonetten, die eine bessere Gesellschaft sind als jeder Mensch; einer Daunendecke gleich schmiegen sie sich willig und fast gewichtslos an die Leserin an. Sie lässt die Sonette auf ihren Verstand einwirken, lässt sich voll und ganz auf ihre Haltung ein und macht sich kaum Notizen; sie liest einfach nur.

Auf einem anderen Post-it steht: Finde deine Grenzen und atme hinein, aber das war von einer Yoga-Lehrerin.

Sie blättert um und liest weiter. Zeit sticht ins Grün der Jugend ihre Spur und höhlt die Linie in der Schönheit Braue.

Sonett um Sonett um Sonett, alle im fünfhebigen Jambus. Er hat im englischen Kanon gewütet wie ein Virus, bis er den Leuten als das eigentliche, das einzige Versmaß erschien, als die alleinige Möglichkeit sinnhaften Sprechens. Manchmal verlagert er ganz leicht sein Gewicht, um sich den Gegebenheiten anzupassen. Ihr Blick wandert zu den Anmerkungen: Klage über die Vergänglichkeit der Zeit.

Dieser Mann. Sie versucht, ihn sich sitzend an einem wie auch immer beschaffenen Tisch vorzustellen. Er sinniert. Seine Feder ist gespitzt. Oder vielleicht ging er pfeifend in Southwark spazieren und ließ die Sonette in seinem Kopf Gestalt annehmen. Den ganzen Tag auf der Bühne stehen, unbekümmert Geschäftsentscheidungen treffen, dem Schauspielkollegen lachend eine Hand auf die Schulter legen, einen Schluck Ale trinken, du hast recht, ich werde die Szene überarbeiten usw. Und währenddessen staut sich in seiner Brust die Besessenheit an und zerfrisst ihn von innen. Schnell nach Hause. Alles zu Papier bringen. Und eben Argwohn ist der Schöne Zier. Warum ist neuer Pracht so bar mein Sang. Meine Liebe heißt mich wachen. Kein Mittel gibt es wider diese Fehle, die in mein tiefstes Herz sich eingesenkt.

Vierhundert Jahre später, und sie liest weiter.

Ihre Lippen stoßen gegen den schlaffen, schweren Teebeutel. Sie neigt den Becher vor und zurück, um den restlichen Tee am Beutel vorbei zu trinken. Anschließend steht sie auf und schaltet noch einmal den Wasserkocher ein.

So beginnt sie den Tag, mit nichts als Pfefferminztee und Wasser; die flüssige Schicht in ihrem Magen ist eine Arbeitsgrundlage. Später kommen Samen, Nüsse, Müsli, Banane und Milch hinzu. Zuletzt der herrliche Kaffee, der ganz eigene Reaktionen nach sich zieht. Sie hat es mit Joghurt versucht, der sich aber nicht mit dem Kaffee vertrug und ihr Magenkrämpfe bescherte. Gebutterter Toast mit Kaffee ist ein besonderes Vergnügen, führt aber manchmal ebenfalls zu Magenkrämpfen. Vor ein paar Wochen haben sie es in Bridgets Zimmer gewagt, Croissants mit Butter und Marmelade zu essen und dazu starken Kaffee zu trinken. Hinterher hatte sie so schlimme Magenschmerzen, dass sie zwei Stunden im Bett liegen und Brennnesseltee trinken musste. Kaffee ist zweifellos ein Problem, wundersamerweise aber auch die Lösung.

Das Mittagessen, mit Kräutern und Hülsenfrüchten angereicherte Rohkost, spielt in ihrer Ernährung die wichtigste Rolle. Abends isst sie im Speisesaal des College, danach geht sie sofort hoch und verrichtet ihre Notdurft. Es läuft immer gleich ab; anscheinend liegt es an irgendwelchen Zusätzen im Essen; nie geplant, aber immer unausweichlich.

Ihre kleinen Regeln – keine Äpfel nach dem Essen, Kaffee nie auf leeren Magen – sind vermutlich nur der Anfang. Demnächst wird sie auf Schweinefleisch verzichten; viel zu fettig. Und auf Wein, weil er zu schwer ist und zu süß. Doch sobald sie etwas aufgibt, sieht sie sich prompt mit etwas Neuem konfrontiert, das ihr plötzlich unvertretbar erscheint, fast so, als machte Rücksicht auf ihre Empfindlichkeiten sie umso empfindlicher.

Sie steht am dunklen Fenster, bis das Wasser kocht. Sie kippt es über denselben Teebeutel, als hätte sie beim ersten Aufguss etwas verpasst. Weil sie aus einer wohlhabenden Familie kommt, muss sie in allem sehr gründlich und achtsam sein und darf niemals etwas verschwenden. Abgesehen davon gefällt es ihr, das Spektrum zwischen aromatisiertem, leicht verfärbtem Wasser und dem zu erkunden, was gemeinhin als Pfefferminztee gilt. Ein einsames Land zu bereisen, das die meisten Leute nicht unbedingt Tee nennen würden.

Sie setzt sich mit dem Becher hin (und ignoriert ihre Blase, die sich langsam bemerkbar macht), hält ihre Gedanken beisammen und liest vier Sonette am Stück, langsam und mit voller Konzentration.

Ah, da tut sich etwas auf. Für einen kurzen Moment hat sie ihn im Ohr, den Ton der Sonette: geschmeidig – bitter – gekonnt; so ist das also. Ein winziger, schleppender Fortschritt, aber schon ist der Ton wieder weg.

Sie schreibt die drei Wörter auf das von der Lampe beleuchtete Papier, aber um Gottes willen, der Aufsatz ist morgen fällig, sie braucht mehr als ein paar Adjektive. Vom Ärmel ihrer Strickjacke zupft sie eine kleine Feder, die in einer natürlichen Spiralbewegung zu Boden schwebt.

Dein Freund Will: Ich habe ein paar Sonette geschrieben, würdest du sie mir zuliebe lesen?

Du liegst voll im Trend, Will. Ich weiß noch nicht, ob ich Zeit dafür habe, Will. Okay, wenn es unbedingt sein muss, sehe ich sie mir an, Will. Und nach dem Abendessen sitzt du da, in einer Hand das Manuskript und in der anderen den Weinbecher. Als deine Frau dir eine gute Nacht wünscht, bekommst du kaum noch Luft. Gütiger Himmel. Dein Freund Will.

Sie schnippt mit dem Fingernagel gegen die Schreibtischkante. Wie unerquicklich. Ein mittelalter Mann mit Halbglatze, Bauchansatz und einer beschämenden Verliebtheit, die sich partout nicht abschütteln lässt. Ab wann wiegt die Qualität eines Werks die jämmerlichen Umstände seiner Entstehung auf? Ab wann lassen diese sich durch nichts mehr aufwiegen? Vielleicht ist sich in Schweigen zu hüllen besser, als denselben alten Mist von sich zu geben. Als längst Dargebrachtes noch einmal darzubringen.

Sie dreht sich zum Fenster um. Draußen zieht kaltes Licht auf, dunkle Silhouetten heben sich vom dunklen Himmel ab. Ein notensicheres Rotkehlchen stimmt sein liebliches Lied an, anscheinend rechnet es damit, jeden Moment als Zeremonienmeister ausgerufen zu werden. Wenn sie jetzt das Licht löscht, könnte sie vielleicht sehen, wie die Dämmerung vorsichtig – oder auch zögerlich – Gestalt annimmt, wie der Morgen graut und das Sonett langsam auf dem Papier erscheint. Was, wenn ihre alten Lehrerinnen sie jetzt sehen könnten. Wahrscheinlich würden sie ihre Fixierung auf Stille und Tonwerte ein bisschen prätentiös finden. Sie könnte sich jeden Tag ganz vernünftig von neun bis siebzehn Uhr in die Bibliothek setzen und dort arbeiten, sie müsste einfach nur und so weiter. Aber sie bleibt überzeugt, dass alles eins ist; die Sonette und das Zimmer, in dem die Sonette gelesen werden.

Jedenfalls sieht sie hinaus und kann erkennen, wie sich in der Ferne die Bäume anordnen. Vermutlich würden die Bäume allein die Vorstellung eines Sonetts lächerlich finden. Aber vielleicht auch nicht; vielleicht ist ihr Zuständigkeitsbereich größer, als man ahnt.

Lautlos und ganz allmählich wird es hell. Der Begriff quälend langsam wurde für Situationen wie diese erfunden, genau so empfindet sie jetzt. Kaum zu glauben, dass selbst dieses dunkelblaue Licht von der Sonne kommt, von der einen, alles überstrahlenden Sonne.

Wenigstens ist der Winter an sich keine Qual. Den tiefsten Winter, wenn Widerstand sich nicht lohnt und man sich nur einkuscheln und warten kann, findet sie sogar tröstlich. Der Frühlingsanfang mit seinem frischen neuen Weiß, Grün und Gelb auf dunkler, nasser Erde tut hingegen weh, alles streckt und dehnt sich, und dann schwillt der Sommer an, bis er kippt, hängt und verdorrt. Zuletzt kommt der Herbst, alles darf sich abermals entspannen und dankbar dem Verfall hingeben, dem matschigen, stillen Winter.

Doch auf dem College-Gelände wachsen jetzt schon Schneeglöckchen, die ersten grünen Krokusspitzen schieben sich aus der Erde, wieder kriechen die Tage etwas länger dahin. Alles ist ein bisschen weiter; das Jahr schreitet voran wie gewohnt.

Sie sitzt auf ihrer Ferse. Aus dem Harndrang wird ein Stechen, ein Zwicken in der Harnröhre, jenem hochempfindlichen Fleischkanal, der demselben Komplex zugehörig ist wie die Klitoris. Kurz hält sie das Wort in Gedanken fest. Komplex: Burgen, Paläste und Abteien, Nischen und Ränder aus Fleisch, das wie ein Ring aus Nebenkapellen das große, gewölbte Hauptschiff ihrer Möse umschließt. Die heilige Energie bündeln. Der Anbetung ein Ziel bieten.

Die Metaphern entlocken ihr ein Schnauben. Zurück zu den Sonetten.

Wie spät ist es jetzt, kurz nach sieben. Sie konzentriert sich auf die Seite. Die Gedichte erzeugen ein Gefühl der Leere, bleich erwidern sie ihren Blick. Wenn Jonathan ihnen doch nur eine konkrete Aufgabe gestellt hätte. Ihr bleibt noch wie viel Zeit, acht oder neun Stunden, um sich mit Lektüre vollzusaugen, ein Thema zu finden und auszuformulieren, die entsprechenden Sonette herauszusuchen und mit kurzen, umsichtig gewählten Versen aus anderen auszubalancieren und zu einer Schlussfolgerung zu gelangen, die wenigstens scheinbar auf ihre Ausgangsthese verweist.

Aber Scheiße noch mal, die Sonette sind selbsterklärend. Sie haben kein Geheimnis und sind so makellos wie Knochenporzellan. Sie sind transparent wie Wasser, ja, oder wie Wodka; ohne es zu merken, sieht man hindurch statt hinein. Sie sind wie Geister: Auf einmal findet man sich dahinter wieder, und das Schwert hinterlässt nicht die geringste Spur.

Nach kurzem Zögern hält sie die Gedanken schriftlich fest. Transparent. Wodka. Geister. Vielleicht werden ihr die Begriffe noch nützlich sein, später, wenn sie vor der allerletzten Pforte des Zeitdrucks steht.

Endlich gibt sie dem körperlichen Bedürfnis nach und steht auf, besser gesagt entsteigt sie dem Stoff und lässt die Decke halb auf dem Stuhl und halb am Boden zurück. Sie wankt kurz seitwärts und ärgert sich. Yoga hat sie geschmeidiger gemacht, aber auch anspruchsvoller, und nun hegt sie die hohen Erwartungen eines Menschen, der Achtsamkeit praktiziert. Auf einmal ist es durchaus möglich, auf die falsche Weise ins Bad zu gehen.

Sie senkt den nackten Hintern ab. Der Urinstrahl schießt im Zickzack aus ihr heraus, verfängt sich an einer kleinen Vulvafalte und tröpfelt ihr warm gegen das Bein. Sie presst, bis die Anatomie sich fügt und einen geraden Strahl freigibt, einem langen Ausatmen gleich. Endlich, denkt ihr Becken und fühlt sich sofort leicht und sauber. Sie steht auf und betrachtet den blassen Urin; völlig normal zu dieser Zeit; sie hat einen großen Schwall aus Wasser und Pfefferminztee durch ihr Kanalsystem geschickt, eine Flut, die abgebrochene Äste und Eisklumpen mitreißt. Bald, schon bald: die dunkle Flamme des Kaffees.

Sie macht sich wieder an die Arbeit, beugt sich über das Buch, stützt rechts und links die Hände auf. Komm schon. Da muss doch irgendwas zu finden sein. Sie nimmt das Buch in die Hand, blättert es an willkürlicher Stelle auf und liest: Dort ist der Liebe Heim. Irrt ich auch weit, getrieben hat mich’s doch, zurückzueilen zu rechter Zeit, nicht anders durch die Zeit …

Vielleicht sollte sie etwas frühstücken.

Während sie Schüssel, Löffel und Müslischachtel zusammensucht, fällt ihr ein, dass sie etwas über die spezielle Dynamik homosexueller Liebesbeziehungen in jener Epoche schreiben könnte. Sie stellt sich zwei Männer vor, beide sind weit gereist und überaus kontaktfreudig, und trotz des Sex stellt sich die Ehefrage natürlich gar nicht erst; derlei kleinliche, energieraubende Verhandlungen bleiben ihnen erspart. Das Müsli rieselt in die Schüssel, sie stellt die Schachtel ab und geht zur Tür … Auf einmal sieht sie diese Männer überall, sie torkeln durch Straßen und Tavernen, während sie die Zimmertür öffnet, den Riegel vorschiebt und, huch!, im Schein der Leuchtstoffröhren die Augen zukneift. Aber gäbe es für die zwei überhaupt die Aussicht auf etwas Ernsthaftes, wie könnten sie, denkt sie und nimmt dabei die Milch aus dem Kühlschrank, ihren Bindungswillen bekunden, einander Sicherheit und Vertrauen schenken und sich sagen: Ja, das ist es, wir gehören zusammen … Sie geht zurück in ihr Zimmer und schließt leise die Tür. Nein. Anscheinend muss es immer ein so lange geben; es dauert, so lange es dauert.

Gestern hat sie in Katherine Duncan-Jones’ Vorwort das Folgende gelesen:

Möglicherweise übt das »bescheidne Stückchen Land«, dieser begrenzte Raum mit seinen vorwiegend reflexiven und introspektiven Inhalten, einen besonderen Reiz auf die weibliche Leserschaft aus. Möglicherweise sind Leserinnen eher fähig, angesichts der maskulinen, homoerotischen Stoßrichtung der Sonette 1 – 126, die unter Generationen männlicher Leser für so viel Aufruhr gesorgt haben, eine Haltung der betrachtenden Gelassenheit einzunehmen und doch emotional empfänglich zu bleiben.

Sie hat die Passage abgeschrieben, nicht um später daraus zu zitieren, sondern weil der trockene Humor ihr gefällt. Durch die akademische Prosa schimmert ein kleines Lächeln.

Jetzt knackt, plättet und schluckt sie und starrt dabei ins Nichts. Würde sie sich als gelassene Beobachterin beschreiben. Emotional empfänglich, ja … aber da ist noch mehr … in gewisser Hinsicht fühlt sie sich, was wäre das passende Wort … sie fühlt sich einbezogen. Sie sieht in die leere Schüssel hinunter, tupft eine nasse Haferflocke auf und führt sie sich an die Lippen. Ja, die beiden sind Männer und sie ist eine Frau; aber irgendwie sehnt sie sich danach, dort zu sein, bei ihnen.

Wie dem auch sei. Erst mal Kaffee. Wieder steht sie am Fenster, der Wasserkocher brodelt einem neuen Höhepunkt entgegen. Dort unten, hinter der Mauer, liegt der akkurat gepflegte Garten des benachbarten College. Die Rasenflächen sind weiß von Raureif, die Blumenbeete schwarz. An manchen Wochentagen gehen zwei Männer dort spazieren. Der eine hält die Hände hinter dem Rücken verschränkt und denkt wahrscheinlich über Aristoteles nach, oder über Thomas von Aquin, Milton oder Matthew Arnold. Der andere, er ist ein bisschen jünger, bemüht sich offenbar, den Gedankengängen des Älteren zu folgen. Aber sie lachen auch. Manchmal bleiben sie stehen und betrachten einen Busch, und wenn sie etwa zehn Minuten lang zwischen den Blumenrabatten umhergelaufen sind, verschwinden sie wieder. Einmal haben sie kleine Mengen einer Flüssigkeit aus einer Thermosflasche in ein Becherchen gegossen und abwechselnd daraus getrunken. Sie sieht diese beiden Männer immer nur zusammen, und nie sind andere Leute dabei.

Was, wenn sie sich ihnen nackt am Fenster präsentiert, mit über die Schultern gebreitetem Haar, von der Kälte zusammengezogenen Brüsten und ruhigem, vollkommen entspanntem Gesicht. Ein Mann würde dem anderen zuraunen: Dreh dich nicht zu schnell um, aber da oben gibt es was zu sehen. Die Männer wüssten nicht, ob sie sich unterhalb des Fensterbretts selbst berührt. Fortan würden sie jedes Mal einen Blick riskieren. Eines Tages würden die beiden sie vielleicht sogar herunterbitten und wortlos in ein verstecktes Hinterzimmer des alten College führen, wo sie dann endlich, endlich etwas lernen könnte.

Der Wasserkocherhebel springt abermals empor. Sie nimmt den Behälter und gießt das heiße Wasser in die leere Kaffeekanne, eine Dampfwolke steigt auf. Eigentlich hätte sie lieber einen dieser Espressokocher, die man auf die Herdplatte stellt; zu gern malt sie sich aus, wie das Wasser druckvoll in die Höhe schießt und der Kaffee durch das heiße, harte Metall gezwungen wird. Zu Hause pflegen sie ein bestimmtes Sonntagsritual: Sie wartet barfuß auf den Steinfliesen der Küche, während ihre Mutter vier Kaffeebecher auf dem Tresen aufreiht. Der Kaffee ist schwarz und riecht nach dunkler Hitze, die Zeitung wird in ihre Segmente zerlegt und auf dem Küchentisch ausgebreitet. Sophys lange Gliedmaßen stehen in alle Richtungen ab, Caro hat im Sitzen die Knie angezogen und döst still vor sich hin wie eine Katze.

Aber es gibt in ihrem Zimmer keinen Herd, außerdem ist sie völlig zufrieden, mehr Luxus braucht sie nicht. Sie nimmt die Kaffeekanne, trägt sie ins Bad und gießt das heiße Wasser vorsichtig ins Waschbecken. Die Kanne ist ein äußerst zerbrechliches Gefäß. Die letzte hat sie in der Küche gegen den Wasserhahn geschlagen und eine lange, schmale, schöne Scherbe herausgebrochen. Die vielen kleinen Splitter mit Küchenpapier aus der Spüle zu holen, hat zwanzig Minuten gedauert. Die schöne, lange Scherbe bewahrte sie auf, bis Maggie, die Putzkraft des College, eines Tages beim Staubsaugen darauf zeigte und fragte, ob sie das sicher entsorgen solle. Sie nickte widerwillig und verabschiedete sich stumm von dem langen, spitzen Splitter. Er wurde in ein Stück Pappe gelegt und mit Klebeband umwickelt, und sie fragte sich, für welches nun endgültig vereitelte Forschungsprojekt sie ihn eigentlich aufbewahrt hatte.

Der Kaffee fällt in die nasse, warme Glaskanne wie Kompost. Sie gießt heißes Wasser dazu und setzt den Deckel auf; der Kaffeebereiter ist wieder komplett. Sie trägt die Kanne und den kleinen braunen Becher zum Schreibtisch und setzt sich.

Der Kaffee dringt in sie ein wie ein heißer, dunkler Satz. Seine Bitterkeit und Säure sind zutiefst befriedigend; er kommt im Magen an, sie seufzt. Sie nimmt einen zweiten Schluck. Fuck, Kaffee ist wundervoll. Er packt ihre Gedanken und zieht sie langsam auseinander, und schon schimmern Nuancen und Feinheiten durch wie silbriges Licht. Sie liebt die Sonette, o Gott, dieses elegante Funkeln; die Sonette leuchten in ihrem Kopf wie Laub in der Sonne. Seid wo Ihr wollt; Euer Freibrief räumt euch ein, dass Ihr Euch selbst die beste Zeit erwählt; tut was Ihr wollt; es ist an Euch allein. Während das Koffein alles beschleunigt, beginnen die Wörter zu hecheln; der Freibrief breitet sich aus, bis ihr Hirn davon durchtränkt ist; am liebsten würde sie den schweren Kopf auf die Schreibtischplatte krachen lassen. Der Kaffee fährt durch ihre Gedanken wie Wind durch dünnes Gras.

Sie blättert ein gutes Stück vor, liest ein anderes Sonett und muss lächeln. Von dir war ich entfernet im Frühling. Heute ist Sonntag, niemand muss zu den Vorlesungen rennen, alle stehen gemächlich auf, um dann später zum Sport zu gehen oder in die Kirche oder zu einem ausgiebigen Brunch. Sie weiß genau, welcher Tag heute ist, denn egal, wie viel Arbeit sie hat, aus irgendeinem Grund wird der Sonntag immer ein Ruhetag bleiben.

Der Kaffee schmeckt jetzt nach vierhundert komprimierten Jahren, die plötzlich hervorbrechen. Sie blättert weiter. Der Dichter ist zermalmt, zerschunden von des Alters Zahn. Wie ihr auffällt, beharrt er auf Glamour; Glamour von der schäbigen Sorte, ja, aber auch von hämischer Gerissenheit. Sie dreht sich zum hellen Fenster um und betrachtet dann wieder das Gedicht. Ja, da ist sie, die müde Verbitterung des alten, genialen, unerhörten Dichter-Liebhabers. Ein kalter englischer Winter, Männer mit roter Nase stehen an den Docks von Southwark, frag doch mal Will Shakespeare, der hat in letzter Zeit ganz schön viele Sonette rausgehauen. Schiefes Lächeln. Wenn du verstehst, was ich meine.

Sie stupst den Gedanken an und schaut zu, wie er sich entwickelt: die Sonette als schräge Glorifizierung des unattraktiven Dichters. Dass sich rätselhafterweise ein gewisser Glamour darin findet … dass er womöglich schäbig ist … und damit (noch rätselhafter) der beste Glamour überhaupt. Der Dichter kennt sich aus. Zugegeben, was er kennt, ist ziemlich krank; aber, bei Gott, er ist darin Experte.

Ein weiteres Sonett. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf neue Metaphern für die verstreichende Zeit und die Bedrohung durch einen Rivalen; dass ein anderer Dichter ein Loblied auf denselben jungen Mann anstimmen könnte, ist eine Katastrophe. Doch feilt ihm deine Gunst die Zeile glatt. Bedrückend wäre die richtige Beschreibung: Zwei trockene Hände legen sich an das welke Herz und drücken langsam zu. Die weiße Kälte der Leerzeilen. Jedes einzelne dieser Sonette braucht einen Eispickel und eine Thermosflasche.

In der Tat fängt sie jetzt an zu frieren. Zuerst spürt sie es an den üblichen Stellen: den Handrücken, den kleinen Fingern, den Fußrücken. Die Nasenlöcher sind leicht irritiert, aber noch nicht verstopft. Sie wird warten, bis die Decke enger um sich zu ziehen nichts mehr bringt; dann erst wird sie die Niederlage eingestehen, aufstehen und die Heizung aufdrehen. Irgendwo im College stehen große Boiler herum und laufen pausenlos, fluten ihr Zimmer mit Wärme, wann immer sie es wünscht. Das Problem ist nur, dass sie das Geräusch und die spröde Hitze nicht erträgt. Ihre Augen werden tränen, ihre Hirnwindungen vertrocknen.



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