Ultra Violence - Ana D. Rocky - E-Book

Ultra Violence E-Book

Ana D. Rocky

0,0

Beschreibung

 Er gehört zu deiner Familie. Er ist sein bester Freund. Sie sind DIE Twins. Er ist sein Mentor. Und du bist das Mädchen, das Londons Boden zum Beben brachte. Weil ULTRA zu einem Spiel aus Nähe, Schuld und verbotenem Verlangen wurde. Wie viel Wahrheit kannst du noch ertragen, und was bist du bereit zu entfesseln?    The Losers are Winners …   Was, wenn mein Fall nach jener Nacht, in der ich mein erstes Mal erlebte, nie endet? Wenn das, was ich für den Abgrund hielt, nur die oberste Stufe hinab in eine Welt ist, in der Schmerz und Verlangen untrennbar sind? Was, wenn mein Kopf nicht mehr kann, weil mein Herz längst zu viel fühlt? Für Robbie, meinen Cousin, dessen Nähe verboten ist und doch alles bedeutet. Für Jordan, seinen besten Freund, der Masken trägt und dunkle Spiele spielt. Für die Twins, die mich in Ketten legen und ihre Wahrheit nicht länger verbergen. Und für Ash, den undurchsichtigen Mentor, der mich zerbricht und dabei etwas in mir zum Leben erweckt.    Was, wenn Big Ben für immer schweigt und mich der Weg in die Freiheit alles kostet, was ich liebe?   Band 2, das Finale der ULTRA Dilogie. Back to the Morata-Universe. DANIELLES Story.   Dark New Adult, Forbidden Love, One Night – All in, Found Family with blurred boundaries, Reverse Harem & Age Gap Vibes. Deep, Emotional, Morally Grey. Enthält direkte Sprache und explizite Szenen. Bitte verantwortungsvoll lesen und die Triggerwarnung bei Bedarf am Ende des Buches beachten. 

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 454

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ULTRA VIOLENCE

FATE

ANA D. ROCKY

INHALT

Sei dir bewusst …

Wie alles endete

Bücher von Ana D. Rocky

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Morata Universe: Atomic Blond

Bonuskapitel

Nachwort

Danksagung

Dark Reverse Harem

Dark Romantasy

Über die Autorin

DARK NEW ADULT

Was erwartet dich in diesem Buch?

Stell dich auf ein Inferno aus Leben, Lieben, Verlieren, Gewinnen, Wahrheit und Lüge ein. Du wirst mit Londons Clique über deine Grenzen gehen. Du wirst dich fragen, wer du bist, was du brauchst, und vor allem: wie du es brauchst. Entfessle dich, oder lass dich zerreißen. Am Ende ist es deine Entscheidung. Egal, wie die Würfel fallen. Welches Mädchen willst du sein?

Willkommen im Finale

P.S. Das Morata-Bonuskapitel wartet am Ende auf dich. Nicht vorher lesen. Es spoilert.

IMPRESSUM

1. Auflage

Copyright ©Ana D. Rocky, Deutschland

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Sternfeder Verlag & Ana D. Rocky

Illustrationen: Ana D. Rocky & eyekonix4u

Lektorat & Korrektorat: Sternfeder Verlag

Herausgeber: Sternfeder Verlag

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich.

Jede Verwendung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig.

Personen und Handlungen sind frei erfunden und etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen rein zufällig.

Mehr über die Autorin Ana D. Rocky:

www.facebook.com/anadrocky

Instagram:@ana.d.rocky.autorin

www.anadrocky.com/shop

[email protected]

WIDMUNG

Weil das Leben manchmal zum verdammten Himmel stinkt. Und wir nichts anderes tun können, als uns vom Wind treiben und das Schicksal entscheiden zu lassen. Egal, wo wir am Ende ankommen. Es wird passen. Vertraue darauf.

SOUNDTRACK

Ultra Violence Fate Vibes

Every Generation Got Its Own Disease –

Fury In The Slaughterhouse

Robbie Gallagher (Reaper)

Prodigal – Blacktop Mojo

Danielle Barnett (Nel)

Colors – CrazyEightyEight

Jordan Knight (Ghost)

Crawling In The Dark (Acoustic) – Hoobastank

Ashley Carmack (Ash)

Down With The Sickness – Disturbed

Kyle & Penny (The Twins)

Half-Way & One Step Forward – Marilyn Manson

Bonuskapitel

Times Like These – Foo Fighters

Soundtrack on Spotify

by Ana D. Rocky

SEI DIR BEWUSST …

Wenn du dich auf meine Bücher einlässt, löst du das Ticket in den Himmel UND in die Hölle. Du wirst fühlen, mit allen Sinnen erleben und dich manchmal fragen, ob du selbst ein Teil der Geschichte bist. Ich schreibe direkt, dennoch poetisch, mit Stil und absolut ungeschönt. Nimm dir bitte Zeit, lass dich fallen, werde zu den Figuren in deinem Kopf. Denn vor dir liegt eine dunkle Reise, die du entweder gar nicht erst antrittst oder sie mit Haut und Haaren genießt. Das Leben ist zu kurz für halb. Sei ganz. Sei hier. Sei bereit für alles und mehr.

Eine ausführliche Lesewarnung findest du am Ende dieses Buches. Sie wird dich spoilern.

Bitte pass auf dich auf!

WIE ALLES ENDETE

Pull me out from inside

Ich zittere am ganzen Körper. Fühlt es sich so an, wenn man bereit ist? Dieses Kribbeln im Bauch, das Flirren im Kopf, das Pochen an anderer Stelle? »I am ready«, flüstere ich erneut. »Schlaf mit mir, Robbie Gallagher.«

»Bist du dir sicher?«

»Sicherheit existiert in dieser Welt nicht. Nur der Moment. Bitte mache ihn nicht kaputt, indem du nicht willst. Wenn du etwas wiedergutmachen möchtest, dann schlaf mit mir.«

Geräuschvoll landet das Skateboard auf dem Boden und ich zucke zusammen, beobachte das filigrane Muskelspiel auf seinem Rücken, athletische Arme, schmale Hüften und doch ist sein Körper nicht perfekt. Ich sehe blaue Flecken, Narben von Stürzen mit dem Board und wer weiß, wovon noch. Es ist mir unmöglich, den Blick abzuwenden. Von meinem Cousin, der ein Herz aus Stein und Gold besitzt.

»Warum nicht Jordan? Wieso hast du nicht mit ihm geschlafen, als du die Gelegenheit dazu hattest?«

»Weil ich da noch nicht so weit gewesen bin.«

»Dann könnte jetzt jeder Kerl vor dir stehen und du würdest ihm freiwillig deine Jungfräulichkeit schenken?«

»Nein, nur ein gepiercter Bad Boy der Story mit einem Hammerschwanz.«

»Wow …, das ist mal ’ne Antwort.«

»Liegt in der Familie.«

»Das macht es nicht besser. Cousin schläft mit Cousine. Ich muss zugeben, dass mich das nur ein bisschen in die Geilheit treibt.«

»Nur ein bisschen?« Robbie und ich neigen das Kinn zeitgleich eine Etage tiefer. Es ist …, er ist …, beeindruckend. Automatisch kaue ich auf meiner Unterlippe herum, obwohl diese klassisch weiblich-nervöse Eigenschaft nicht zu meinem Repertoire gehört. Vielmehr ist es typisch für mich, meine Haarsträhne zu greifen, nicht zu zwirbeln, sondern zu ziehen.

»Lass uns reingehen, Danielle. Hier draußen haben wir zwei jetzt nichts mehr verloren.«

»Dani oder Nel. So nennen mich Freunde und Familie.«

Anstatt etwas darauf zu erwidern, nimmt er mich an die Hand. Gemeinsam schlagen wir den Weg zur Garage ein. Jeder Schritt durchzuckt mich wie ein Erdbeben. Nur kurz lassen wir voneinander ab, um das Rolltor zu öffnen, das Licht einzuschalten und die Welt auszusperren. Was hatte ich erwartet? Ganz sicher Chaos, zertrümmerte Möbel von seiner letzten Raserei in meinem Beisein, Flaschen und Scherben. Nichts davon nehme ich im Rausch der Sinne wahr.

»Wieder nicht das Ritz, aber für mich ausreichend.«

»Stimmt, das hier ist besser.« Ich lächele ihn an und er zwinkert zurück. Wellenförmige Hitzeschauer erfassen mich. Dieser Mann ist eine gänzlich andere Version als noch vor zwanzig Minuten. Staunend drehe ich mich um die eigene Achse, betrachte Lichterketten, ein Schlafsofa mit zerknautschtem Kissen und einer Decke mit aufgedruckten Katzenpfoten. Sofort grinse ich im Kreis. »Billy the Cat hat dein Herz erweicht und jetzt stehst du auf alles, was mit Katzen in Verbindung steht. Hab ich recht?«

»Leider muss ich dich enttäuschen …« Mit einem lockeren Satz aus den Knien heraus greift er über sich und baumelt gestreckt an einer montierten Klimmzugstange herum. »Wer bis zum Exzess säuft, der kotzt und ist dann dazu genötigt, alles auszutauschen. Auf die Schnelle gab es im Superstore nur Blümchen oder Pfötchen. Und da ich bereits eine Ladung Premium-Trockenfutter im Einkaufswagen hatte, entschied ich mich für das, worauf ich dich gleich flachlegen werde.«

Tu es bitte nicht. Er tut es. Fünf Klimmzüge, die Waden überkreuzt, hervortretende Adern, ich bin lost in Body-Translation. Dass es am Eingang schabt, ist meine Rettung. Noch zwei von diesen athletischen Dingern vor meinen Augen und ich wäre ohnmächtig geworden.

»Wenn das jetzt der verfluchte Kater ist, bekommt er seinen Arschtritt. Heute muss er draußen schlafen.«

»Nein, lass ihn rein. Billy sucht sich schon ein gemütliches Plätzchen aus.«

»Ja klar, als notgeiler Gaffer. Hinterher rammelt das Vieh meine Möbel an.«

»Das ist kein Hund, Ronny Gallagher.«

»Ach, so ist das, Donna Barnett. Neuerdings gibst du den Ton an.« Groß und breit baut er sich vor mir auf. »Dann sei mutig und fass mich an.«

Ein Anflug von Selbstsicherheit überkommt mich. Der Bird of Prey fährt die kurzen Fingernägel aus. Sachte berühre ich zuerst das Kreuz, dann tippe ich sein Brustwarzenpiercing an, weiche sofort zurück. Grob wird meine Hand gepackt und nach unten gedrückt.

»Nicht dort, sondern d o r t. Wichs deinen Cousin.«

»Scheiße.«

»Hey, du musst dich mit ihm schon etwas vertraut machen, die Scheu davor verlieren. Okay?«

Wieder schabt es und ich husche zum Seilzug für das Rolltor. »Bitte, darf ich ihm Einlass gewähren?«

Ernst betrachtet er mich, streicht sich durch die kurzen Haare, setzt meinen Körper durch diesen unverschämt dreckigen Blick hochgradig in Flammen. »Unter einer Bedingung, D a n. Danach gehen wir ins Bett.«

»Wiederhole diesen Namen.«

Langsam kommt er auf mich zu. Hauchzart berühren seine Lippen meinen Mundwinkel. Er atmet. Einmal. Zweimal. Ich zittere. »D a n …, ich will mit dir schlafen.«

Es ist amtlich. Meine Mädels können diese Abkürzung nie wieder benutzen, ohne bei mir für Kopfkino zu sorgen. In Teamarbeit entriegelt er das Schloss, ich ziehe am Seil, Billy stolziert herein. Sofort umschmiegt er meine Beine, blickt hinauf zu seinem Herrchen und dem überdimensionalen Wurm, der senkrecht in die Luft ragt. Wir beide denken exakt dasselbe.

»Am besten fütterst du ihn, bevor er sich festbeißt. In der Zwischenzeit nutze ich noch einmal die piekende Strauchtoilette.«

Ehe ich nach draußen verschwinden kann, ist er bei mir, hebt mich hoch und ich lande weich gebettet auf dem Schlafsofa. »Das Gefühl ist intensiver, wenn die Blase voll ist.«

»Sagt der Mann, der sicher ein Dutzend erste Male verschafft hat.« Obwohl ich nicht gekränkt wirken will, passiert es.

»Nein, Danielle, das habe ich nicht. Du bist wieder die Erste. Vielmehr spreche ich da aus eigener Erfahrung.«

»Und …, wenn etwas danebengeht?«

»Nach deinem Malheur im Bad und unserer Reaktion darauf. Meinst du, wir brechen deshalb ab?«

Die meisten Menschen teilen die Leidenschaft gemeinsamer Kinobesuche, wir etwas anderes. Mein Herz spricht. »Ich wünschte, es könnte so ungezwungen und friedlich zwischen uns bleiben.«

Ein Schatten huscht über Robbies Gesicht. Nicht einen Tropfen hat er angerührt, sein Atem duftet frisch, die Augen sind klar, weniger flüssige Violence ätzt durch seine Venen. Anstatt mir beizupflichten, erhält der Kater seine hochwertigen Knäckerchen und ich kuschele mich in die Decke. Jede Bewegung schmerzt bis in entlegene Regionen hinein und doch habe ich keine Angst.

»Was hältst du von leiser Musik, die im Hintergrund spielt?«

»Okay«, antworte ich zurückhaltend, weil mich dieses Lied immer an diese Nacht erinnern wird.

»Dann schlag etwas vor. Zu welchem Song möchtest du mit mir schlafen, Dani Barnett?«

»Vielleicht gefällt es dir nicht?«

»Vielleicht spielt das keine Rolle. Du hast mich vorhin gebeten, etwas wiedergutzumachen. Dann lass es mich versuchen.«

»Counting Cows mit Colorblind.« Sofort halte ich den Atem an, weil Robbie nichts erwidert. Geschwind tippt er etwas auf seinem Smartphone ein, runzelt mehrmals die Stirn. Absolut sicher bin ich mir, dass er Nachrichten liest. Nervös ziehe ich mir die Decke über den Kopf, denke sofort an Ash Carmack und unseren Deal. Oder an das, was ich heute unter Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen zu den Twins gesagt habe: Hardcore, Schmerz und Schmutz. Tiefste Abgründe schlummern in mir. Dazu passend klopft Jordan an die deepe Tür. Unziemliche Versionen gewisser Dinge lassen mich vor mir selbst erröten. Wie es wohl wäre, wenn … Leise Klänge vertreiben die Ausbaustufe von erstem Sex zu zweit. Über so eine Konstellation würde ich ohnehin zuerst mit Fleuri reden. Meine Bestie ist Expertin auf diesem Gebiet.

Hinter mir gibt das Polster nach. Robbie rutscht ebenso vollständig unter die Decke, küsst mein Schulterblatt, dann den Nacken. »Noch immer ready, Dan? So, wie im Song?«

»Ich denke schon.«

»Ja, oder nein? Für Zweifel ist hier kein Platz.«

»Berühre mich.«

Die Hitze steigt. Hungrig gebe ich mich seiner Liebkosung hin, fühle ihn an so vielen Stellen. Finger, Lippen, sein steifer Penis, der sich sanft gegen meinen Po drückt. Vergessen sind die Strapazen der letzten Stunden, die Welt vor dem Rolltor, dass wir Cousin und Cousine sind. Ich stöhne haltlos, Schweißperlen bilden sich auf meiner Haut, langsam drehe ich mich auf den Rücken, suche in den Schatten nach seinem Gesicht. Er atmet schwer und ich mit ihm. Endlose Sekunden verstreichen, wir kommunizieren nonverbal. Lust. Die pure Lust bricht sich Bahn. Dieser Kuss ist das Tor zu einer neuen Welt. Intim. Verliebt? Den Grundstein für mehr legend? Immer wieder taucht seine Zunge in mich, sendet Stromstöße gen Süden. Ich will ihn. Verflucht. Ich will den Reaper mit Haut und Haaren erleben.

Wie ein Krieger, der sich von einer Last befreit, landen aufgedruckte Pfötchenabdrücke auf dem Boden und Robbie thronend über mir. Im Schein der dezenten Beleuchtung glänzt seine Haut leicht golden. Und doch bleiben mir die Erinnerungsstücke an schlimme Zeiten nicht verborgen.

»Woher stammen die feinen Narben auf deiner Haut?«, wispere ich leise. »Verletzt du dich selbst?« Sofort beiße ich mir auf die Zunge. So eine offensive Frage wollte ich nicht stellen.

»Früher habe ich das. Dann kamen die Straßenschlägereien. Irgendwann landete ich in Ashs Büro und die Zertrümmerung meiner Haut stoppte. Jetzt lasse ich mir ab und an ein Piercing stechen, wenn der Druck zu groß wird.«

»Hilft es dir?«

»Ja, aber der Effekt ist nicht von Dauer. Möchtest du nachhelfen?«

Der frisch gestochene Schmuck lässt mich schlucken. »Ich möchte dir nicht wehtun.«

»Glaub mir, das ist vollkommen okay.«

Robbies Hand gewährt mir einen ersten Eindruck, wie es richtig zu machen ist. Fasziniert beobachte ich nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, explizite Armbewegungen. Es ist mir unmöglich, den Blick abzuwenden, so geschmeidig liebt er sich selbst. Automatisch lecke ich mir die Lippen, atme hörbar ein und aus. Wie viel Droge fließt noch durch meinen Organismus? Oder bin das schlicht wieder voll und ganz ich, die sich Dinge vorstellt?

»Hast du das schon mal gemacht? Einer Frau die Pussy gefistet?«

»Fucking Shit, wie kommst du jetzt auf so etwas?«

»Du hast es mir an den Kopf geworfen, bevor ich vor Jordan und dir geflohen bin. Gerade kam mir das wieder in den Sinn.«

»Ja, Danielle, auch auf diesem Gebiet besitze ich Erfahrung, aber das ist kein Maßstab, oder Thema für jetzt. Du bist davon meilenweit entfernt. Und das ist gut so.«

»Hat es dir gefallen?« Erneut beginnt das Lied von vorn, wir starren uns an, so viele Fragen schwirren mir durch den Kopf. »Falls du nicht darüber reden willst, verstehe ich das.«

»Mach die Augen zu und gib mir deine Hand.«

Ein Stück richte ich mich auf, lehne mich gegen das halbhohe Kopfteil. Blind taste ich mich vor und werde von etwas Samtigem in Empfang genommen. »Oh …«

»Genau, spüre es. Denn das zählt in den nächsten Stunden: Gefühl. Wenn du aber lieber auf die harte Tour gefickt werden willst, bin ich heute nicht der Richtige für dich. In diesem Fall räume ich den Weg für Ash Carmack frei. Er hat ebenso große Fäuste im Angebot.«

»Nein, danke«, erwidere ich innerlich schaudernd von der Vorstellung, mit diesem Mann allein zu sein. »Mein Cousin reicht vollkommen.« Deutlich fester packt er zu und ich somit ebenfalls. Gemeinsam gleiten wir an seiner Erektion auf und ab. Sie ist so weich und warm und glatt. Zügig halte ich es nicht mehr aus. Verschleiert reiße ich die Augen auf. Tiefes Atmen weicht abgehackten Lustgeräuschen, die mich so verdammt erregen. Wir sind an einem Punkt angekommen, der mich alles erleben lassen will. Abrupt stoppe ich unsere Bewegungen, beuge mich vor und küsse seine glänzende Spitze ein einziges Mal. »Ich bin so weit.«

Mit leicht geöffnetem Mund legt er den Kopf in den Nacken, sein Brustkorb hebt und senkt sich mit jedem Atemzug langsamer. Kontrolle. Er sucht sie. Schweigend lasse ich ihn gewähren und erlaube mir, diesen widersprüchlichen Mann erneut von Kopf bis Fuß zu betrachten. Ich kenne ihn kaum. Ich hatte und habe Angst vor ihm, wenn er wütend wird. Ich finde ihn sexy, weil er Skateboard fährt und zugleich abstoßend, wenn er trinkt. Ich möchte mehr Zeit mit ihm und seinen Freunden verbringen und dann wird mir klar, dass mich das unendlich viel kosten wird. Ich möchte die Vergangenheit abschließen, einen Neuanfang starten, die Probleme vom Wind davontragen lassen. Er und ich werden jetzt Sex miteinander haben. Und damit alles weiter verkomplizieren.

Gemeinsam rutschen wir zurück in eine liegende Position. Robbie kommt über mich, positioniert seine Ellenbogen neben meinem Kopf. »Du musst deine Beine schon ein Stück für mich öffnen, sonst habe ich keine Gelegenheit, dir nah zu sein.«

»Entschuldige, ich habe geträumt.«

»Mach sie auf, Dan.«

Zögerlich spreize ich meine Schenkel, er legt sich dazwischen, haltlos stöhne ich meine Lust heraus. Wir küssen uns, hören nicht mehr auf. Sein Becken kreist und ich kralle mich in das zerknitterte Laken. Oh mein Gott … Oh mein Gott … Dieser Kerl besitzt mindestens fünf Hände und zehn Zungen. Ich spüre ihn überall. Auf meinen Brüsten, versengend auf meiner Haut, zwischen meinen Beinen. So was von intensiv zwischen meinen Beinen. »OH. MEIN. GOTT. Was stellst du mit mir an?«

Unsere Nasenspitzen berühren sich, während wir uns gegenseitig in den Mund keuchen. »Sag, dass du mich willst. Sag, dass ich in dich eindringen soll. Sag es jetzt.«

Billy the Cat antwortet mit einem Maunzen aus dem Hintergrund und ich imitiere ihn schmunzelnd. »Miau. Reicht das?«

»Verfickter notgeiler Kater. Aber ja, das reicht.«

Ein letztes Mal verändern wir die Position, sodass mein Becken etwas höher liegt, die Beine nicht weiter geöffnet sein könnten. Vollkommen offenbart liege ich vor dem Reaper, der mit zwei Fingern in mich gleitet, den Blickkontakt nicht abreißen lässt.

»Am Anfang wird es ziehen. Womöglich muss ich sogar etwas Druck ausüben, um überhaupt die erste Barriere durchbrechen zu können. Ist dieser Punkt überwunden, bewege ich mich zuerst vorsichtig in dir, dann steigere ich das Tempo. Danach geht’s dosiert zur Sache.«

»Mit Druck kenne ich mich bestens aus. Und jetzt schlaf mit mir. Pull me out from inside. Ich will dich.«

»Hast du nicht etwas vergessen, Dan?«

»Keine Ahnung.« Ich raufe mir normal die Haare, winde mich unter der süßen Folter, die meine Blase in hellste Aufruhr versetzt. »Nun sag es schon.«

»Das Kondom.« Meine Augen werden riesengroß, dafür bleibt mein Mund geschockt verschlossen. »So etwas darfst du bei Typen wie mir niemals vergessen, einzufordern. Versprochen?« Ich nicke. »Für dich habe ich ein Gummi übergezogen.«

»Wann?«

»Vor fünf Minuten, als du dir träumend überlegt hast, wie heiß du mich findest und was für eine bodenlose Dummheit wir anstellen.«

»Ich finde dich höchstens in Verbindung mit deinem Skateboard sexy«, spotte ich neckend.

»Ah, ein klassischer Fall von Coolness-Fetisch. Soll ich es neben dich legen, wenn es dich noch mehr auf Hochtouren bringt?«

»Du könntest es mir beibringen? Irgendwann. Falls es sich mal ergeben sollte. Keine Erwartungshaltung von mir. War nur laut gedacht. Oder eine dumme Idee.«

Prompt landet Robbies Hand auf meinem Mund, stoppt meinen dämlichen Versuch, es weniger wie eine Zukunft klingen zu lassen. »Kopf aus, Klugscheißerin. Jetzt wird Liebe gemacht.«

Sanft, so unendlich sanft, bittet er um Einlass. Meine Gedanken wirbeln durcheinander. Ich verliere mich in seinen Pupillen, die deutlich geweitet sind. Fast lese ich Angst in seinem Blick, ganz sicher jede Menge Leidenschaft. Stück für Stück gleitet er in mich, gibt meinen Mund frei. Hatte ich erwartet, die komplette Garage zu unterhalten, sind es zuerst leise Töne. Kurz verkrampfe ich, biege den Rücken durch. »Dein Ring, er ist so präsent.«

»Tut er dir weh, Dan?«

»Nein, er …, er stimuliert mich intensiv. Glaube ich.«

»Das soll er. Ich spüre es ebenfalls. Ist ebenso mein erstes Mal mit Intimschmuck heute.«

Dieses Statement gibt mir den Rest. Haltlos kralle ich mich in seine Pobacken und sorge für die letzten Zentimeter. Mit einem Ruck ist er so tief in mir, dass wir zeitgleich einen derben Fluch ausspucken. Kurz verharren wir in dieser Stellung, bis ich rhythmisch auf und ab geschaukelt werde. Denken, glauben, hoffen, verzweifeln, vermissen, lieben. Mein Herz schmerzt, dann jubelt es. Ich erlebe mein erstes Mal mit meinem Cousin, der mich hasst und aus dem Land getrieben hat.

»Mehr …«, keuche ich. »Gib mir mehr von dir.«

»Du bist verletzt. Ich will es nicht übertreiben.«

»Tu es.«

»Scheiße, Danielle, du lockst den Dämon hervor.«

Fest schaue ich ihm in die Augen. »Ich bin wie du. Zwei Seelen teilen sich einen Körper. Dunkel und hell. Gib. Mir. Mehr.«

Grob werden meine Kniekehlen gepackt, die Nasenflügel gebläht, ein Sturm zieht auf. »Wenn ich eskaliere, schließe die Augen. Das ist mein Zeichen. So lange brauche ich deine volle Aufmerksamkeit. Ich will sehen, wie ich dich zum Orgasmus bringe und du loslässt. Und damit meine ich alles. ALLES.«

»Liebe deine Cousine, Reaper. Hast du gehört? Sei ihr Erster. Lass ihren Druck ab.«

Der Rest ist Geschichte:

Was er mit mir anstellt. Wie sehr ich es genieße, so dominant genommen zu werden. Dass jegliche Anspannung aus meiner Seele fliegt, durch Lust und Ekstase ersetzt wird. Wie vollkommen normal es sich anfühlt, so nass zwischen den Beinen zu sein. Mein Körper empfängt, worauf Robbie steht und umgekehrt. Wir keuchen, atmen, wispern, verlieren uns in rhythmischen Bewegungen. Mal schneller, mal langsamer, unendlich tief dringt er bei jedem Stoß in mich ein. Dann hält er die Position, schenkt mir ein warmes Lächeln, das Augen nicht nur zum Funkeln bringt, sondern zum Strahlen. Lippen öffnen sich, wir atmen zügiger. Mit größter Hingabe treibt er mich in ein Gefühl von Zuhause. Und wir kommen. Ich für ihn und er für mich. Cousin und Cousine feiern eine sinnliche Orgie zu zweit.

Bis es klopft, seine Erektion heftig in mir pulsiert und ich mich glühend vor Lust unter ihm winde. Wiederholt keuche ich schmutzige Sachen, während seine Hand an meinem Hals die Luftzufuhr reguliert, die andere abwechselnd in meine Brustwarzen kneift. Der Winkel ist perfekt. Wir kommen erneut, schwimmen in unseren Körperflüssigkeiten. Nichts davon fühlt sich falsch an. Deutlich energischer bittet jemand um Einlass.

»Nicht aufmachen. Weitermachen. Nicht aufhören.« Ich bin wie in Trance, wiederhole die Not wie ein Roboter. »Ich will nicht zurück in diese Welt.« Hilflos kralle ich mich in seine Schultern, blicke ihm tief in die Augen. »Dann bist du, wieder du. Und ich, wieder ich.«

Immer härter dreht er mich auf links. Haut klatscht erbarmungslos auf Haut, die Verzweiflung tropft von Robbies Stirn, hämmert sich in meine Eingeweide. Ebenso wenig wie ich will er die Geister der Gegenwart in unsere sichere Zone lassen. Die nicht hier sein dürften. Niemand kennt doch diesen Unterschlupf. Ohne Vorwarnung lande ich auf seinem Schoß, um das vollständig durchnässte Laken gemeinsam zu verlassen, mit dem Rücken polternd gegen das Rolltor gedrückt zu werden. Egal, wer dort draußen den Weg hierher gefunden hat, es ist unüberhörbar, was zwischen uns passiert. Robbie quält sich und fickt mich.

»Ashley Carmack …«, presst er heiser und stöhnend hervor. »Ich weiß, dass du es bist. Verpiss dich. Du hast hier nichts zu suchen.«

»Provoziere ihn nicht.« Wimmernd stehe ich vor der nächsten Explosion. »Er ist gefährlich.«

»Ich.« Stoß. »Bin.« Stoß. »Gefährlich.« Stoß, der mich fast in der Mitte entzwei teilt. Ohne Pause schnellt ab jetzt sein Becken vor. »Dein Cousin ist ein Henker. Meine Aufträge bedeuten das Ende anderer. Und ich habe dir in den letzten Stunden die Unschuld geraubt. ICH. Der die Unverdorbenheit von Logans Juwel zertrümmert hat.«

Mit aller Kraft versuche ich, den nächsten Höhepunkt zurückzudrängen. Es funktioniert nicht. Wir beide kommen gemeinsam, leiden gemeinsam, fliegen gemeinsam, zerschellen gemeinsam. Am Rande der Ohnmacht sacke ich vor ihm in die Knie, halte mich an seinen zittrigen Oberschenkeln fest. Es ist mir egal, dass wir verschwitzt sind, kleben, meine Stirn gegen seinen Penis drückt. »War das hier echt oder unecht, Robbie?«

Eine Antwort erhalte ich schon wieder nicht, dafür landet das bis zum Rand gefüllte Gummi platschend neben mir auf dem Boden. Ich möchte diesen Anblick verabscheuen, dennoch starre ich fasziniert auf die Spuren seiner Lust. Er ist gefährlich. Ich bin abnormal. Weil mich das anturnt. Diese Gier. So viele Male in mir. Leidenschaft pur.

»Der Stille zwischen euch entnehme ich, dass die rasante Vögelei vorbei ist.«

»Fick dich, Ash. Und verpiss dich. Ich wiederhole das nicht noch einmal.«

»Nein. Fick dich, Robbie. Du hast mein Vertrauen in dich respektlos missbraucht. Aber deshalb bin ich heute nicht hier. Mach das verfluchte Tor auf!« Total verschreckt zucke ich zusammen. War das ein Tritt?

Harsch werde ich am Oberarm gepackt, zurück auf das Schlafsofa gezerrt. Direkt vor einen roten Fleck, der sich durch die viele Nässe etwas verwässert hat. Für einen flüchtigen Moment wirkt Robbie wie ein gebrochener Junge, der dringend eine Umarmung UND Hilfe benötigt. Meine Gedanken rotieren, weil ich fieberhaft die Möglichkeiten durchgehe. William hatte sich nicht mehr gemeldet. Mich jetzt auf ihn zu verlassen, reicht nicht. Es muss etwas Stärkeres her. Vorsichtig und doch entschlossen greife ich nach seiner Hand, spreche so leise wie möglich.

»Komm mit mir in die New Yorker Hamptons. Die Männer meiner besten Freundin sind einflussreich, mächtig, beschützend und verdammt krass drauf, wenn es notwendig ist. Sie können dir helfen. Einer hat sogar Erfahrung im Umgang mit Suchtproblemen. Falls wir es bis dorthin schaffen, kannst du dir in Ruhe überlegen, wie es weitergehen soll.« Bittstellend knie ich mich vor ihn. »Robbie …, vertrau mir in diesem Fall. Du musst dich deinem Mentor nicht weiter unterordnen, seine Marionette sein. Niemand von deiner Clique muss das. Bitte, bring mich hier raus, dann nehme ich Kontakt auf. Ich benötige nur mein Smartphone. Wenn wir Glück haben, hat Kyle es zu meiner Reisetasche gepackt, die er auf dem Parkplatz verstecken wollte.«

»Ich bin kein Feigling, Dan. Meine Freunde brauchen mich. Lisa braucht mich. Außerdem habe ich schlimme Dinge getan, an die ich mich teilweise nicht einmal erinnern kann. Es steht so viel auf dem Spiel.«

»Ja, dein Leben. Was nützt du ihnen, wenn du tot bist?« Wie eine Abrissbirne schlägt mein Satz zu. »Egal, auf welche Weise es passiert. Du bist der Junge mit den Schwefelhölzern, fackelst dich entweder selbst ab, oder Luzifer höchstpersönlich übernimmt das für dich. Ohne Schützenhilfe bist du ihm unterlegen. Du brauchst einen ebenbürtigen Gegner an deiner Seite. Zufällig kenne ich einen.« Billy the Cat hüpft neben mich, blickt abwechselnd zwischen uns beiden hin und her. Einmal kurz streichele ich durch sein weiches Fell, blende das gestellte Ultimatum vor dem Tor aus. Uns bleiben fünf Minuten, die Festung zu verlassen. »Move …, mit mir zusammen.«

Die Uhr tickt, obwohl kein Mucks mehr zu hören ist. Sechzig Sekunden. Zwei Minuten. Drei. Vier. »Wie ich in der Klinik am Telefon zu dir sagte. Es tut mir leid für all das, was noch passieren wird.« In Windeseile bedient er sich an einem alten Metallspind, zerrt eine Jogginghose hervor und etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

»Bitte, Robbie«, flehe ich, »es muss einen anderen Weg geben. Mit diesem Teil könntest du ihn umbringen.«

Seelenruhig wird der silberne Schlagring betrachtet, sich dann in die Hosentasche gesteckt. Jeder Versuch, ab jetzt zu ihm durchzudringen, scheitert. Fast brutal packt er meine Haare, zerrt mich vom Schlafsofa, direkt vor das Tor. Hart schlage ich mit den ohnehin schon geschundenen Knien auf dem Boden auf, nehme eine gekrümmte Schutzhaltung ein. Das nasse Laken wickelt er wie ein Cape um mich. Mit einem Ruck ist der Eingang offen und ich blicke auf die Beine eines Mannes, der nicht in auf Hochglanz polierten Schuhen den Weg hierher gefunden hat. Ashs Füße stecken in Springerstiefeln.

»Du kannst Donna haben. Für ein paar Runden auf deiner Faust dürfte ihre Kondition sicher reichen. Dann ist sie weit und bereit für die legendäre Party.«

Heiße Tränen schießen mir in die Augen. Was redet er denn da? Sicher gehört das zu seiner Taktik. So muss es sein, oder?

»Stopp, Robbie. Wo willst du so schnell hin? Ich bin nicht hergekommen, um mir von dir das Messer in den Rücken stechen zu lassen.«

»Ich muss pissen, stinke nach ihrer Cunt und brauche dringend Abstand von Logans naivem Töchterchen. Auf deine fünf Minuten schlage ich zehn drauf. Die wirst du mir gewähren, wo ICH es doch gewesen bin, der deine Auserwählte zurück auf die Insel gelockt hat. Außerdem ist das hier mein Ort, mein Boden, auf dem du nichts zu suchen hast.«

Die Springerstiefel kommen ein Stück näher. »Du hast deine Cousine trotz des Verbots gevögelt, mit ihr bis zum Äußersten zu gehen. Neuerdings verhältst du dich wie ein Feind, definitiv nicht wie mein Ziehsohn. Und du zwingst mich in den Zweifel an deiner Loyalität, den Signs, deiner echten Familie, hauptsächlich mir gegenüber.«

»Alle Achtung, Ashley. Dabei bin ich nicht derjenige, der ungefragt in deine Privatsphäre eingedrungen ist, mich hat überwachen lassen.«

»Du hast keine Ahnung, wie fahrlässig du dich immer verhältst. Sind dir die Konsequenzen überhaupt klar? Hast du jemals einen echten Überblick? Oder, Danielle? Was sagst du dazu?«

»Ich möchte bitte nach Hause, Ash. Das ist alles.«

»Steh auf.« Zitternd, das Laken dichter um meinen Körper wickelnd und doch nicht genug Schutz findend, verharre ich unterwürfig kniend. »Steh. Auf.«

Wieder sind es meine Haare, an denen gezogen wird. Mit gesenktem Kopf spüre ich die Blicke zweier Männer auf mir, würge und schlucke im Wechsel. Ash hebt mein Kinn an, zwingt mich in den Augenkontakt. Zugleich streicheln seine Fingerspitzen mein Schlüsselbein.

»Pfoten weg«, blaffe ich giftig und klinge doch eher wie eine Krähe, deren Hals heute zu oft gewürgt wurde.

»Na na, wer ist denn da gleich so kratzbürstig? Hier, ich schenke dir sogar meine Jacke, damit du sein Sperma und dein jungfräuliches Blut loswirst.«

»Wir haben verhütet, Sir Hiss. Kaum vorstellbar, was?!« Wütend reiße ich ihm das Jackett aus der Hand, lege es mir um die Schultern. Der Stoff reicht nicht ansatzweise. »DEIN Schützling ist weit verantwortungsvoller, als du glaubst. Er braucht dich nicht.«

»Sei still, Dani.«

»Wie herzallerliebst, ihr zwei seid bereits bei Kosenamen angekommen.« Wieder tätschelt Ash Robbies Gesicht. Diesmal übertrieben sanft. »Darauf solltet ihr bei den frischen Enthüllungen besser verzichten, sofern Logan Barnett recht behält und sich im betrunkenen Schädel nichts hinzugedichtet hat. Daddy leidet, Danielle. Deinetwegen. Und das, was ich erfahren habe, verändert die Konstellation nachhaltig.«

»Wovon sprichst du?«, frage ich, getroffen von seiner Anmerkung. Kaum eine Sekunde habe ich in den letzten Stunden an Dad gedacht. Robbie und ich werden umkreist. Aus dem Augenwinkel versuche ich, eine Regung bei ihm zu erhaschen, irgendeine Reaktion wahrzunehmen. Starr wie ein Soldat blickt der Mann geradeaus, der mir ein erstes Mal schenkte.

»Eure Familien machen sich große Sorgen und stehen kurz davor, Scotland Yard einzuschalten. Schließlich passierte Danielles Verschwinden fast zeitgleich mit dem von Robbie aus der Klinik. Daher hatte ich ihm und Lisa versprochen, einen letzten Versuch zu unternehmen, euch ausfindig zu machen. Das Netzwerk von Ash Carmack ist groß und ich kenne die Vorlieben meiner Schützlinge. Dass ihr die Hütte fast zum Einsturz gebracht habt, überrascht mich jedoch. So leicht zu haben, hätte ich dich nicht eingeschätzt, DANI.«

Ohne darüber nachzudenken, spucke ich dem Mentor ins Gesicht und lasse mein Knie präzise vorschnellen. Innerhalb eines Wimpernschlags bricht die Hölle los. Welche Faust wen trifft, entgleitet mir. Bis auf eine. Vorsatz, Fahrlässigkeit oder ein Unfall? Am Ende ist es gleich. Ein dumpfer Schmerz breitet sich in meinem Kopf aus, die Nase knackt, um mich herum wirbelt alles durcheinander. Kraftlos sacke ich in mich zusammen. So viel Ultra Violence, neben einer andersartigen Love, die ich nicht habe, kommen sehen.

Schwach strecke ich meine Hand aus, weil ich nicht will, dass heute jemand stirbt. Könnte ich noch einmal dazwischengehen? Billy antwortet, schiebt sich in mein flackerndes Sichtfeld. Geh. Lauf. Hol Hilfe. Finde mein Smartphone. Gedachte Worte verpuffen, weil es nichts bringt. Das schützende Nest ist für den Bird of Prey unerreichbar geworden. Schnurrend schmiegt sich der Kater an mich, wacht über Danielle Barnett, der Blut aus der Nase in den Mund fließt. Kraftlos fallen mir die Augen zu, ohrenbetäubend kracht es, dann ist Stille. Robbie, Ash? Was, wenn sie sich gegenseitig umgebracht haben?

Jemand hebt mich hoch, trägt mich eilig davon. Wir hetzen durch ein furchtbares Minenfeld. Im Sekundentakt explodieren Bomben in meinem Schädel, machen es mir unmöglich, mehr als schmerzverzerrte Geräusche von mir zu geben.

»Alles wird gut.«

Die Stimme klingt wie ein ausgeleiertes Tonband, sendet auf der falschen Frequenz. Nicht ansatzweise bin ich imstande, den Klang korrekt einzuordnen. Hilflos treibe ich durch Zeit, Schmerz und die Frage nach dem Wieso. Wieso sind wir, wer wir sind? Wieso stehen manche Menschen auf der Sonnenseite des Lebens, während andere durch das Tal der Tränen schreiten müssen? Wieso ist für die einen das Leben luftig leicht und für die anderen ein immerwährender Zwang? Und wieso tut mein Herz ständig so weh? Take me home … Das bin ich. Nicht mehr. Nicht weniger. Und doch habe ich mich meilenweit verirrt.

Wieder erschüttern kleinste Sprengsätze meinen gepeinigten Kopf, obwohl sich die Hast in ein ruckartiges Stoppen wandelt. Zurück auf hartem Beton rolle ich mich zusammen wie ein Igel, wimmere, zittere, weine. Der Mann über mir verlangt etwas, das ich nicht verstehe. Hektisch gesprochene Töne dröhnen, verschwinden, dröhnen, verschwinden.

»Verdammt, Danielle, sieh mich an. Ich brauche deine Hilfe.« Für einen flüchtigen Moment lichtet sich der Schleier und ich kehre zurück aus der Benommenheit. »Wen von deinen Freunden soll ich anrufen? Du musst es mir sagen. Jetzt.«

»Du bist schlimm verletzt«, flüstere ich, bin zu mehr nicht fähig.

»Wird schon wieder. Der Name. Das ist wichtiger.« Robbie atmet schwer und rasselnd. Panik kriecht an mir hinauf. Hat er Ash getötet? Wie lange wird er selbst durchhalten? Ohne dass ich es kontrollieren könnte, verdrehen sich meine Augen. »Dan, verdammte Scheiße. Wir haben es bis zu deiner zurückgelassenen Reisetasche geschafft. Jetzt bist du an der Reihe. Ich brauche einen verfickten Namen, der zu einer Person gehört, die sofort alles stehen und liegen lässt, um dich nach Hause zu holen.«

»Nur mich?«

Aufgeplatzte Lippen berühren meine, unser Blut vermischt sich, die frühe Sonne schenkt uns ein paar Strahlen auf dem verwaisten Parkplatz. Zwischen all dem Irrsinn und Leid erleben wir einen flüchtigen Moment Frieden. Mein Cousin und ich. Viel zu schnell löst sich Robbie von mir, wischt das Blut von meinem Gesicht. Sturmgrau bannt mich mit der Wahrheit.

»Ja, nur dich.«

Und wieder schmerzt mein Herz so sehr. Verzweifelt ziehe ich Luft in meine Lunge, lasse die Tränen haltlos fließen. Es nützt nichts. Das Ende eines ersten Males ist gekommen. »3.2.0.1.9 ist der Code.«

»Wie von Patientin 10239. Nur vertauscht.«

»Deiner Mum?«

Er nickt, hustet nicht gesund, tippt die Zahlenkombination auf dem Display ein. »Wer hätte gedacht, dass etwas, was mit ihr zu tun hat, eine positive Bedeutung in meinem Leben haben könnte.«

»Wenn du an sie denkst, denkst du nun automatisch an mich. An das Mädchen, dem du allererste Momente des puren Glücks geschenkt hast.« Mein Blick schweift in die Ferne, verliert sich im zarten Glanz der Morgendämmerung. Ich bin eine Verliererin, schaffe nichts allein. Daher lasse ich das Schicksal entscheiden und nenne Robbie zwei Namen. Wie viele Versuche notwendig sind oder wer das Gespräch entgegennimmt, entgleitet mir. Kurze und knappe Informationen werden ausgetauscht, Anweisungen erteilt, der Klang dieser Stimme vermischt sich mit einem lauten Brüllen in der Ferne. Ein Satz schwebt wie ein Tornado durch die Luft, der alles vernichtet. Und die finale Bombe in meinem Kopf platzen lässt.

»Hast du gehört, Robbie? Danielles Daddy ist damals mit Audrey fremdgegangen. Deiner Mum. Du Mistkerl hast vermutlich deine kleine Schwester gevögelt.«

Ashs überhebliches Lachen erklingt und meines zerschellt für immer an der Wahrheit. Der Mann, der mich zum ersten Mal liebte, gibt mich geschockt frei. Allein verliere ich das Bewusstsein und der Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Mein Bruder … Kann das sein?

PROLOG

Hellraiser

So sehr ich versuche, aus dem Dämmerschlaf zurück an die Oberfläche zu kehren, gelingt es mir nicht. Ashs Treffer waren zu präzise gesetzt. Seitdem wiederholen sich zwei Worte in meinem dröhnenden Schädel in Endlosschleife.

Schwer verliebt. Schwer verliebt. Schwer verliebt.

Bin ich das? Mit welcher Konsequenz? Was passiert, wenn ich den Hellraiser entfessele? Wenn Ghost ein Gesicht bekommt und wir alle gegeneinander antreten? Wie viel Schicksal steht uns dann bevor? Und wie viel weitere Violence?

Schwer verliebt?

Beste Freunde, Twins, ein Mentor. Nel ist der Druck auf unserem Kessel. Meine Supanova, seine Donna, für zwei der Bird of Prey und für ihn das Experiment. Blutige Zeiten brechen über uns herein. Ich weiß es. Verdammt, ich weiß es.

SCHWER VERLIEBT!