Ultraviolett - Flurin Jecker - E-Book

Ultraviolett E-Book

Flurin Jecker

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Beschreibung

JEMAND BRINGT DICH AUS DEM TAKT - ABER HÖRST DU DESHALB AUF ZU TANZEN? MIT WUMMERNDEN BÄSSEN IM BAUCH AUF DER SUCHE NACH EINEM ZUHAUSE IN SICH SELBST Bass vibriert von den Fußsohlen und Ohren bis ins Innerste, tief hinein, da, wo das warme Gefühl wohnt. Gesichter, Arme, Haare kommen näher, entfernen sich wieder. Schweiß, Nebelmaschinengeruch, Prickeln auf der Zunge. Farben in der Luft, Hitze, Gänsehaut. - Jahre schon tanzt Held sich in den Clubs durch Nächte und Tage. Doch seit sich KUMPEL Eule aus dem Staub gemacht hat, bekommt die GROSSSTADT-VERHEISSUNG Schrammen. Der Eule, der ihn nach seiner Ankunft in Berlin Held taufte. Und der jetzt in Lappland beim Weihnachtsmann lebt, wie er das in seinem ABSCHIEDSBRIEF nannte. Dann taucht MIRA zwischen den tanzenden Körpern auf. IHR RHYTHMUS IST NEU, ANDERS. Und bringt Held aus dem Takt. "MAN HAT NUR ANGST, DEN GEWOHNTEN SCHEISS ZU VERLASSEN UND HERAUSZUFINDEN, WIE SCHEISSE ER WIRKLICH IST." Mit Mira sind DIE GEISTER VON FRÜHER zurückgekommen. Das KAFF seiner KINDHEIT. Die NICHTBEZIEHUNG ZUM VATER. Die MUTTER, die Lebenshungrige, die am Ende doch in der kleinen Welt verhaftet blieb. An seinen Schultern die Hände, die ihn in Richtung Abzweigung schieben wollen. Schließlich muss der Spaß auch mal ein Ende haben. Oder? MIRA, die Held herausfordert, DIE EINEN PLAN HAT. Dazwischen er, der nicht aufhören will zu tanzen und seinen alten Namen nur ungern ausspricht. In ihm die Angst davor, DEN LEBENSWEG VON JEMAND ANDEREM ZU GEHEN und sich selbst zu verlieren. Wie findet man DAS FÜR SICH RICHTIGE MASS AN UNABHÄNGIGKEIT UND FREIHEIT, ohne Familie und Liebe auszuschließen? EIN BERAUSCHENDER ROMAN ÜBER DIE SYMBIOSE VON NÄHE UND UNABHÄNGIGKEIT. Wir alle WACHSEN und VERÄNDERN uns. Wir nehmen Raum ein und platzen in den der anderen. Mit unseren VORSTELLUNGEN VOM RICHTIGEN LEBEN überlappen wir uns - oder schaffen Gräben. - In "Ultraviolett" wird getanzt, gesehnt, in offene Arme gerannt, sich ihnen wieder entzogen. Im Flackern des Stroboskops bewegen wir uns an der Seite von Held zwischen Angst- und Glücksgefühlen, ABSCHIED UND VERSÖHNUNG, STADT UND LAND. Flurin Jeckers Roman ist ein Abgesang auf die alte Erzählung vom Erwachsenwerden als Sprung von der einen in die andere Welt. Und ein Aufruf, dem Ernst des Lebens zwischendurch ruhig mal die Tür vor der Nase zuzuschlagen. "Es gibt einen Punkt, an dem Hirngespinste zu Geisterbeschwörungen werden. Und es gibt einen Punkt, an dem sich Panik in Musik verwandelt. Durch eine bestimmte Feinsinnigkeit lassen sich diese beiden Punkte überlagern. Dort beginnt es zu glühen, dort gibt es Sonnenuntergänge, Abschiede und Euphorie. Von diesem Glühen erzählt Flurin Jecker." Joshua Groß

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Flurin Jecker

Ultraviolett

Roman

Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Eule
Die gescheckte Frau
Lustiges Rumpurzeln
Vermisst du das eigentlich nicht?
Espresso im Hörnchen
Die Geister
Heinis Baumhaus
Sorry, dass ich ein Alien bin
Luftanhalten
Ich will noch nicht zum Nikolaus
Mira
Sorry, Mira
Der Kater
Die Chohl
Suchst du deinen Vater?
I want to fly away
Komm, wir gehen in den Wald!
Blödmann!
Der Knirps ist eingeschlafen
Phasenverschoben
Held
Wem soll ich jetzt noch schreiben?
Für immer auf Sendung
Heute schreiben wir uns
Flurin Jecker
Zum Autor
Triggerwarnung
Impressum

Für meine Eltern

Eule

Die gescheckte Frau

Sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet hab, alter Kumpel. Aber du hast mir ja keine Adresse dagelassen, du bist ja nicht blöd, aber darum konnte ich dir nicht schreiben, bis jetzt. Zum Glück hat die Polizei endlich rausgefunden, wo du steckst. Nein, keine Angst, die sind kein einziges Mal aufgetaucht, wahrscheinlich könntest du auch einfach wieder zurückkommen, die interessieren sich überhaupt nicht für dich. Jetzt fragst du dich sicher, wie ich auf die Idee gekommen bin, dir zu schreiben. Aber ich wünsche mir halt schon lange, dass ich dir ab und zu sagen könnte, was hier so läuft. Und heute traf ich eine in der Perle, und als ich ihr von dir erzählte, sagte sie, dass ich dir doch einfach schreiben solle, das komme schon bei dir an. Und zuerst dachte ich, sie wolle mich verarschen, aber weil sie dann nicht zu mir nach Hause kam, dachte ich, egal, ich schreibe jetzt Eule. Ob das nun tatsächlich bei dir ankommt, ist dann eine andere Frage.

Hier ist eigentlich alles in Butter. Ich wohne immer noch in unserer Wohnung, und die sieht eigentlich auch immer noch aus, wie du sie verlassen hast. Dave findet das lustig, dass es aussieht, als ob du immer noch da wohnen würdest. Er denkt, ich sei wie diese Eltern, deren Kind entführt wurde, und die das Zimmer jahrelang nicht anfassen, weil sie hoffen, dass es irgendwann wieder zurückkommt. Mit dem Unterschied, dass ich wirklich weiß, dass du irgendwann wieder da sein wirst.

Heute war Party in der Perle, draußen auf dem Schiff. Sveni, Dave, Sara und Daniel waren auch da, und es war heiß, und schön, und die Frauen auch, und die Typen werden irgendwie auch immer geiler, wenn du mich fragst. Das kommt wohl, weil niemand mehr neben mir steht, der die ganze Zeit sagt, dass ich der da hinten doch mal hallo sagen solle. Irgendwie vermisse ich das eben schon. Aber wahrscheinlich hast du halt einfach nicht an mich gedacht, als du dich entschiedst, abzuhauen. Weil du das fürdich gemacht hast, was ja nicht das schlechteste Argument wäre. Es war halt einfach schade, dass du nicht da warst, heute, das ist alles.

Ich stand mit Sven auf der Kajüte über dem DJ, und schaute runter zu den tanzenden Leuten auf dem Schiff, und es kam mir vor wie auf dem Meer, weil sie wegen der Hitze die ganze Zeit den Zerstäuber laufen ließen, und alle so farbig in der Sonne glitzerten. Es war kein normales Fest, wahrscheinlich das letzte in diesem Sommer, das schienen alle zu spüren. Sogar Sven sagte einmal, das sei ja richtig gut heute. Wir hampelten eine Weile nebeneinanderher, und ich hielt mich am Geländer fest, und schaute, wer zurückschaute. Es waren alle da, die immer da sind, Fiat und die Mädchengang, die Leute aus der Elke und so weiter. Die Einzige, die schlecht gelaunt zu sein schien, war Sara, weil Daniel den Rave quasi schon vor dem Start gewonnen hatte. Er stand neben ihr, drückte ihr die Hand, und schwitzte wie ein Kamel. Irgendwie erinnern sie mich in letzter Zeit an Michael Schumacher und Rubens Barrichello vor weiß nicht wie vielen Jahren. Sara wäre ja locker gut genug, um selbst Weltmeisterin zu werden, wenn sie nicht ausgerechnet mit dem Jahrhunderttalent im Team gelandet wäre.

Dave dagegen ging es spitze wie immer. Er stand am Bug vor der Bar, und konnte wieder mal nicht glauben, wie geil das alles war. Er zeigte mir den Vogel, und rief mir über die Leute zu: «BRU-TAL!» In Daves Schatten stand eine, die dreinschaute, als wollte sie gleich wieder nach Hause. Sie sah sehr jung aus, und hübsch, keine Frage, mit kurzen, dunklen Haaren, nur schien sie sich irgendwie nicht bewegen zu wollen. Sie stand einfach nur da wie ein Ochse. Und natürlich fand ich das lustig, ich fragte mich eben nur, was sie da wollte. Ich starrte sie an, und hoffte, dass sie mich sehen würde. Dann sah ich, dass sie einen Fleck im Gesicht hatte.

«Schau dir die mal an!», sagte ich. «Die neben Dave, mit dem Fleck im Gesicht.» Sven kramte in der Hosentasche, und gab mir eine Zigarette. «Ich sagte, du sollst dir die da hinten reinziehen. Ich will keine Zigarette. Oder doch, gib mir doch bitte eine.» Ich fragte mich, ob sie spürte, dass ich sie anschaute, weil sie plötzlich so geradeaus starrte. Ich fixierte meinen Blick, und dachte, warte nur, gescheckter Ochse, dich werde ich schon zum Tanzen bringen! Dann schaute sie zu mir hoch.

Ich ging die Treppe runter zu Dave, und fragte ihn, ob es ihm gut gehe. Er sagte: «Wenn das so weitergeht, haben wir ein Problem, Heldi. Danzig regelt das hier extrem.» Dann erst sah ich den DJ in der Kajüte: «Wie sieht der denn aus?!» – «Schon sehr scheiße, da hast du recht.» Ich drehte mich um, und tippte sie an die Schulter. «Hey, hallo! Ich bin Held.» – «Was?» – «Held, freut mich.» – «Du heißt Held?» – «Ja, und du?» – «Mira.» Sie war aus der Schweiz, und darum hörte ich dich bereits, wie ich dich immer reinreden höre: Kein Wunder, dass sie ihren Arsch nicht bewegen kann! Ich stellte ihr Dave vor, er gab ihr zwei Küsschen, und tanzte weiter. «Er liebt Techno. Er ist einer der ganz großen Fans.» – «Du siehst auch so aus.» – «Wie was?» – «Wie ein Fan.» – «Soll ich eigentlich wieder gehen? Geh ich dir auf den Sack?» Und weil ich sie auf Schweizerdeutsch gefragt hatte, fragte sie, wie ich ihr es angehört hätte: «Ich dachte, man hört es nicht.» – «Das dachte ich auch mal.» – «Und jetzt?» – «Nicht mehr.» – «Eigentlich habe ich mir vorgenommen, nur Deutsch zu reden. Ich muss üben.» – «Klar.» – «Dann solltest du aber auch.» Und vielleicht erinnerst du dich, wie ich am Anfang auch dachte, so reden zu müssen wie du, bis du mir sagtest, dass ich endlich aufhören solle mit dem Quatsch! Ich dachte, dass es dir doch egal sein konnte, wie ich redete, aber natürlich war dir das nicht egal.

Sie fragte dann auf Hochdeutsch, ob ich hier wohnen würde. Dann lachte sie über sich selbst. Als ich sagte, ich sei seit neun Jahren da, sagte sie, sie seit zwei Wochen. «Und warum bist du hier?» – «Hier in der Stadt? Oder hier hier?» – «Egal», sagte ich. «Weiß nicht», sagte sie. «Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht genau gewusst, was das hier sein soll.» – «Eine Party.» – «Das wusste ich.» – «Das ist auch schon alles. Und das ist übrigens auch der Grund, warum ich zu dir gekommen bin. Ich habe dich gesehen. Und irgendwie habe ich gedacht, dass dir ein bisschen Bewegung gut tun würde.» – «Hast du gedacht.» – «Und darum dachte ich, dass wir eine kleine Abmachung treffen könnten. Einen kleinen mündlichen Vertrag.» – «Du willst, dass ich für dich tänzle?» – «Für uns beide, quasi.» – «Und du vergibst dann Punkte?» – «Ich verspreche dir im Gegenzug, dass es lustig wird.» Ich hielt ihr die Hand hin, worauf sie ihre so weit zurückzog, dass sie Dave fast den Ellbogen ins Gesicht gerammt hätte. Dann schaute sie mich an, und sagte: «Also gut. Aber nur, wenn du nicht gleich wieder abhaust, du Arsch.»

Siehst du!? Ich mache im Großen und Ganzen immer noch dasselbe wie früher. Darum würde ich lieber mal gerne wissen, was du so machst, die ganze Zeit, in deiner scheiß Tundra. Und wie du da überhaupt hochgekommen bist. Ich stelle mir vor, wie du an der Straße standest, mit dem Schild in der Hand: Lappland, schnell! Und natürlich hoffe ich, dass du gefunden hast, was du dir wünschtest. Übrigens habe ich dir ja gar nie Danke gesagt für den Brief. Und dass ich wirklich lachen musste. Ich habe den wenigsten erzählt, warum du gegangen bist, ich sagte meist einfach, dass du von den Bullen gesucht wurdest, und darum abhautest, weil ich halt glaube, dass dich sowieso niemand verstehen würde, da es mir ja selbst vor dir peinlich ist, zuzugeben, dass ich gerne wissen würde, ob du den Weihnachtsmann nun gefunden hast oder nicht. Ich möchte mich auf jeden Fall für die fünf Minuten bedanken, in denen ich wirklich lachen musste. Es war halt einfach, dass die Zeit danach viel länger dauerte. Eigentlich bis heute. Ich will damit nicht sagen, dass mein Leben scheiße ist. Am Anfang schaffte ich es ja sogar, so weiterzuleben, als ob nichts passiert wäre. Wenn ich spät nach Hause kam, schenkte ich mir einen Schnaps ein, und stieß mit dem Gläschen an meinem Kopf an, und lachte, weil ich wusste, dass du auch gelacht hättest. Schlimm wurde es eigentlich erst im Winter, als ich realisierte, dass ich mir den Whiskypunsch nun selbst zubereiten musste. Und ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich Nelken reintun solle, oder nicht, weil ich sie einerseits immer noch scheußlich fand, ich andererseits wollte, dass er schmecken würde wie dein Original-Punsch. So stand ich dann eine Ewigkeit vor dem Topf und dachte, du musst sie ja nicht reintun, er ist ja nicht da, mach, was du willst. Dann schmiss ich sie in die Spüle, und die Teile rieselten alle herum, dass die Wohnung am Ende roch nach, keine Ahnung, scheiß Nelken halt.

Im Frühling ging es dann besser, weil es auch wieder mit dem Sex lief, weil ich plötzlich so viel Zeit dafür hatte. Aber irgendwie sagten die meisten irgendwann etwas wie, so ist halt das Leben, was mir dann die Lust an ihnen nahm, und ihnen ja gleichzeitig recht gab. Aber das klingt jetzt alles schlimmer, als es ist. Ich habe ja immer noch Dave und Sveni und die beiden Ferrariracer, und die sind auch immer noch die Alten.

Ich hatte dann also eine Abmachung mit Mira, und weil ich ihr versprochen hatte, dass es lustig werden würde, holte ich uns erstmal ein Bier, stieß mit ihr an, und fragte, ob sie Drogen nehme. «Also nicht, dass du müsstest. Darüber steht nichts im Vertrag. Ich und Dave würden nur langsam mal nachlegen.» – «Du hast mir versprochen, dass du da bleibst», sagte sie. «Keine Angst.» – «Ich habe keine Angst, du Held. Zeig mal.» Ich gab ihr eine Pille, und sagte, wenn sie wolle, könnten wir uns eine teilen. Sie guckte sie sich an, und ich hielt die Hand davor, damit nicht alle noch dachten, bei mir gäb’s was umsonst. Als ich sagte, dass sie sie mir zurückgeben solle, schloss sie die Faust, und steckte sie sich in den BH. Ich wusste nicht, was das heißen sollte, aber immerhin tanzte sie jetzt zum ersten Mal richtig.

«Das macht dann bitte sieben Euro, Freundschaftspreis», sagte ich. «Ich dachte, das sei ein Geschenk!» – «Wir können uns gerne eine teilen, wenn du willst. Die Halbe geht aufs Haus!» Aber sie wollte die Ganze haben. Sie sagte, sie hätte noch nie eine live gesehen. «Du hast ja sicher noch viele von denen.» Und als ich sagte, dass sie auf keinen Fall die Ganze auf einmal nehmen solle, zuckte sie nur mit den Schultern. «Wenn du eine Ganze nimmst, schaust du am Ende aus wie ein Chamäleon. Und wenn du Pech hast, musst du neu lesen lernen.» – «Das wollte ich schon immer einmal wissen.» – «Was?» – «Wie das ist, wenn man nicht lesen kann.» – «Dann nimm vielleicht lieber gleich zwei.»

Ich haute Dave an, gab ihm eine Pille, er biss die Hälfte ab, und gab mir den Rest. Und jetzt pass auf: Ich sagte, sie müsse nur noch Ja oder Nein sagen. Also sagte sie, nein. Und ich nahm mein Teil. Dann sprang sie mich an, hielt meinen Kopf fest, und versuchte meinen Kiefer auseinanderzudrücken. Sie sagte, dass ich die Pille wieder ausspucken solle. «Spuck sie wieder aus!» Und es kann sein, dass ich etwas überreagierte, weil ich sie dann so von mir wegschubste, dass Dave gedacht haben musste, ich sei in eine Schlägerei geraten. Und natürlich musste ich spätestens jetzt zugeben, dass du recht gehabt hattest, dass es ein Fehler gewesen war, mit diesem Ochsen einen Deal abzuschließen. Aber dann lachte sie, und sagte, das sei doch nur Spaß gewesen. «Du musst halt nicht sagen, dass du hierbleibst, wenn du es keine fünf Minuten aushältst, hierzubleiben.» Ich erklärte ihr, dass mich eine Halbe nicht gleich auf den Mond schießen würde. «Wir machen das schon ein Leben lang, musst du wissen.» Dann hätte sie eigentlich was sagen wollen, sagte dann aber nichts. «Sag doch!» Und wahrscheinlich gab es dann keinen Grund mehr, noch länger nebeneinander zu stehen. Aber irgendwie blieben wir eben doch da, und tanzten schweigend nebeneinanderher.

Irgendwann dachte ich, dass ich den Mund vielleicht doch zu voll genommen hatte, weil ich nicht mehr ganz bei ihr war, sondern irgendwo da oben in den Wölkchen. Ich gab ihr die Hand, auch wenn das erst recht verriet, dass ich gerade dabei war, mein Versprechen zu brechen. Dann hörte ich dich sagen, dass ich mit diesem Ochsen im Schlepptau niemals richtig würde abfliegen können. Aber ehrlich gesagt, hatte ich die ganzen letzten Monate nicht richtig abfliegen können. Es hatte sich die ganzen letzten Monate angefühlt, als ob ich herumschweben würde wie ein scheiß Heißluftballon. Mit ihr an der Hand spürte ich wenigstens, dass das unter mir das Schiff, das hinter mir die Sonne, und das in meinen Ohren der Bass war, der nicht aufhörte zu stampfen.

Erwachen tat ich dann, als sie sagte, sie gehe jetzt nach Hause. Die Sonne stand nur noch knapp über den Häusern, und ich war wohl doch irgendwie weg gewesen. Sie sagte tschüss, und ich hörte mich sagen: «Ich komme mit.» Sie lachte, wie man über ein Kind lacht: «Ich nehme dich nicht mit nach Hause.» Ich sagte, ich wolle sie nur begleiten, nur kurz, dann käme ich wieder hierhin zurück, versprochen. Und weil sie dann meinte, sie müsse sowieso noch zur Garderobe, sagte ich Dave, ich sei gleich wieder da. Dann standen wir vor dem Club, und die Musik war weg, und die Autos rauschten an uns vorbei. Und bevor ich realisieren konnte, dass es keine gute Idee gewesen war, mit ihr rauszugehen, fragte ich sie, ob sie den schönsten Ort der Stadt sehen wolle. Es seien nur fünf Minuten von da. «Ich wusste, dass so etwas kommt», sagte sie. Ich klopfte bei einem Taxi. «Vergiss es!» Und weil ich an ihrer Stelle auch nicht eingestiegen wäre, sah ich mich schon wieder neben Dave stehen, als wäre ich nur kurz auf die Toilette gegangen. Dann fragte der Fahrer sie, wohin. Und ich sagte: «Zur Bucht!» Und sie sagte: «Wehe, du verarschst mich.» Auf der Fahrt redeten wir nicht viel, und weil sie vor mir saß, konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, und wie es sie wohl nervte, mich nicht abgewimmelt zu haben. Gleichzeitig glaubte ich, dass sie wissen wollte, was das für ein Ort war: der schönste Ort der Stadt.

Als wir bei der Ziegelei ausstiegen, an deren Stelle jetzt übrigens eine dieser neuen Siedlungen steht, sagte ich, dass ich mal da gewohnt hätte, also nicht da, sondern in einer alten Ziegelfabrik. Rundherum habe alles brachgelegen, und da hätten wir so viel Platz gehabt, dass wir hätten Golf spielen und Speer werfen können. «Aber das ist eigentlich nicht, was ich dir zeigen wollte. Das war vielleicht mal ein schöner Ort, aber wirklich schön ist es hinter diesen Bäumen da.» – «Gell, du machst das immer so … dass du Frauen an den schönsten Ort der Stadt mitnimmst. Das ist dein Trick.» – «Immerhin ist es der schönste Ort der Stadt! Und dass ich während einer Party hierherkomme, hat noch niemand geschafft.» – «Jajaja …» Zum Glück war sie dann aber wirklich überrascht, als wir zur Bucht kamen, wo, außer uns, niemand war. Nur das Hausboot auf dem See hatte Licht. Als ich vorschlug, dass wir uns auf den Baum setzen könnten, konnte sie nicht glauben, dass da eine Palme wuchs. Sie hängt inzwischen so weit über das Wasser, dass man mit den Füßen den See berühren kann. Es ist eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie bricht, und wenn sie bricht, nehme ich den nächsten Zug, und komme zu dir, das kann ich dir sagen.

Sie wollte dann wissen, ob ich noch etwas anderes tun würde, als die ganze Zeit Party zu machen. Ich sagte, dass ich grundsätzlich ein ruhiger Typ sei. «Das heißt?» – «Ich mache auch anderes. Sag lieber du mal, warum du hier bist.» – «Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich das nicht weiß», sagte sie. «Du bist Künstlerin.» – «Bin ich nicht.» – «Du schreibst ein Buch», sagte ich. Dann versuchte sie mich vom Baum zu schubsen. «Du musst wissen, dass alle hierherkommen, um ein Buch zu schreiben.» – «Du auch?» – «Nein, ich lebe hier.» – «Und was machst du in deinem Leben?» – «Ich bin kein Penner, falls du das denkst.» Und weil sie dann darauf wartete, dass ich sagte, was ich sonst sein solle, sagte ich: «Ich plakatiere. Und gebe Nachhilfe. Und ab und zu schreibe ich für ein Heft.» – «Was für ein Heft?» – «Hauptberuflich bin ich Plakatierer. Es heißt Strom, und es ging da mal um Techno. Inzwischen geht’s aber vor allem um Kleiderläden.» – «Aber du schreibst bestimmt über Techno!? Der letzte seiner Art!» – «Ich mache Interviews. Und habe eine Kolumne: Heldenhaft durch die Nacht!» – «Du hast eine Kolumne, die Heldenhaft durch die Nacht heißt?» Das hatte ich schon lange niemandem mehr erzählt. Wahrscheinlich, weil mir dann immer auffällt, was für ein Penner ich eigentlich doch bin.

«Jetzt sag lieber du mal, was für ein Buch du schreibst.» – «Nein, das ist peinlich.» – «Lass mich raten, du schreibst über eine Frau, die auf den Tag genau so alt ist wie du, so spricht und dasselbe tut wie du, dafür einen geileren Namen hat als du!?» – «Vielleicht solltest du das Buch für mich schreiben!» – «Tut mir leid, es interessiert mich wirklich.» Und weil sie dann immer noch nichts sagte, merkte ich, dass es stimmte, was ich gesagt hatte: «Komm schon!» – «Ich weiß nur, dass es so anfängt, dass eine Frau mit ihrem Sohn nach Südamerika will. Er ist sechzehn, und heißt Theo, und ist Autist, und spielt Cello. Und darum will sie dorthin, um mit ihm Straßenmusik zu machen. Vielleicht auch, um seinen Vater zu finden, das weiß ich noch nicht so genau.» – «Und für ihn ist das okay, so, mit seiner Mutter?» – «Er ist Autist! Mann, ich weiß doch auch nicht. Können wir über etwas anderes reden?» – «Gut …» Ich schaute zu ihr rüber: «Warum bist du wirklich da?» Ich berührte ihren Fleck an der Wange, und fragte, was das sei. «Vitiligo.» – «Ist das schlimm?» – «Wird immer schlimmer mit der Zeit.» – «Das sieht schön aus», sagte ich. Dann durfte ich sie küssen.

Als sie endgültig nach Hause wollte, versuchte ich alles, um sie zu überreden, zu uns zu kommen. Ich sagte, wir hätten den besten Kaffee der Welt, er komme aus Peru – aus Südamerika! –, vor allem könne sie mich jetzt nicht allein lassen, da ich, seit mein bester Freund Eule abgehauen sei, jedes Mal in ein Loch fallen würde, wenn ich nach Hause käme, und darum gehe es mir um vieles – nur nicht um Sex. «Wer ist Eule?» – «Mein bester Freund.» – «Und warum ist der weg?» – «Weil er von der Polizei gesucht wurde, weil er Drogen verkaufte, und es immer sein Traum gewesen war, einmal wegzugehen, nach Lappland, zum Weihnachtsmann, wenn du es genau wissen willst.» – «Und was macht er da?» – «Ihm helfen.» – «Und wo ist er wirklich?» – «Keine Ahnung.» – «Was ist das denn für ein Arschloch?» Natürlich ging ich gleich in die Verteidigung, weil ich weiß, dass du das Beste gemacht hast, das du tun konntest. Wahrscheinlich war es einfach, dass ich spürte, dass ich wieder mal allein heimgehen musste, dass ich zum ersten Mal, seit du gegangen bist, dachte: Stimmt, Eule, was bist du eigentlich für ein Arschloch?

Was wir dann genau über dich redeten, ist jetzt nicht so wichtig. Sie sagte auf jeden Fall, dass sie mir empfehlen würde, dir zu schreiben, egal, wo du seist. Dann fragte sie mich lustigerweise dochnoch, ob ich zu ihr kommen wolle, ich müsse nur wissen, sie stehe auf Frauen. Und natürlich dachte ich im ersten Moment, scheiße. Aber dann dachte ich, egal, Hauptsache, sie schläft neben dir, die gescheckte Frau. «War ein Witz», sagte sie dann. «War schön heute mit dir. Aber ich gehe jetzt nach Hause.»

Lustiges Rumpurzeln

Ich kann mir schon vorstellen, dass die Post bei dir oben nicht die schnellste ist, aber irgendwie glaube ich eben, dass du dich nicht meldest, weil du denkst, das tue mir gut, der Heldi soll ruhig einmal alleine klarkommen, gell, Papa!? Auf jeden Fall wünsche ich dir einen frühen Wintereinbruch, damit du dich an die guten Tage erinnerst, wenn du bis zu den Ohren eingeschneit sein wirst. Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, ob du dir wirklich überlegt hast, was auf dich zukommen wird. Vielleicht meldest du dich ja auch deshalb nicht, weil du seit einem Jahr darauf wartest, dass du dich melden kannst, ohne zugeben zu müssen, dass es eine scheiß Idee war, nach Lappland zu fahren.

Ich, meinerseits, hätte ihr am liebsten gleich am Montag geschrieben, das Kaffeeangebot stehe noch. Zum Glück schaffte ich es aber, mich zurückzuhalten, weil ich ihr sonst auch gleich hätte sagen können, dass nichts los ist in meinem Leben. Am Freitag schrieb sie dann, dass sie doch gewusst habe, was ich für einer sei. «Du wolltest mich nur ficken!» Ich schrieb, dass das nicht stimme. «Also, nicht, dass du mich falsch verstehst, du gefällst mir gut. Wenn du willst, können wir gerne am Abend raus.» Doch wollte sie mich gleich jetzt treffen, weil ihr jetzt langweilig sei, und sie am Abend schreiben müsse. Aber weil ich nicht wollte, dass sie dachte, dass ich den ganzen Tag nichts anderes zu tun hätte, als nichts zu tun zu haben, sagte ich, ein Nachhilfeschüler komme gleich, um sechs hätte ich Zeit. Und das hätte eigentlich reichen müssen, um die Wohnung und mich etwas in Ordnung zu bringen, wenn sie nicht bereits nach einer halben Stunde geklingelt hätte, als ich unter der Dusche stand. «Du bist nicht Nachhilfelehrer! Du lügst. Du lügst die ganze Zeit. Findest du das lustig, die ganze Zeit zu lügen?» Sie ging an mir vorbei, und ich stand da mit einem Tuch um den Bauch, und sagte, sie dürfe gerne reinkommen. «Wohnt sonst noch jemand da?» – «Das andere Zimmer gehört Eule.» – «Dem Arschloch?» – «Er ist kein Arschloch. Wirklich nicht.» – «Dann wohnst du alleine in der WG?» Sie zeigte auf das Tuch, und fragte, ob sie uns einen Kaffee machen dürfe, sie sei auf dem Weg hierher fast eingeschlafen. «Vor allem musst du dann nicht die ganze Zeit so herumlaufen. Also, du darfst natürlich, wenn du willst.» Ich sagte, es sei alles in der Küche. außer die Spezialröstung aus Südamerika, die sei leider aufgebraucht.

Als ich in die Küche kam, wartete sie mit dem Kinn aufgestützt, und schaute dem Kaffeekocher zu. Und ich glaubte ihr ja, dass sie das machte, weil sie zusehen wollte, wie der Kaffee hochkam. Aber so kam es dann eben, dass ich sie schon wieder fragte, ob ich sie küssen dürfe. Und weil ich wirklich nicht weiß, ob in dieser Hinsicht bei dir oben alles in Ordnung ist, werde ich es mal dabei belassen. Auf jeden Fall war der Kaffee am Ende kalt und bitter und abgestanden, bis wir ihn hätten trinken können. Und als wir ihn hätten trinken können, setzte sie sich auf, und machte die Augen zu. Als ich fragte, was sie da mache, tätschelte sie den Platz neben sich, und sagte, ich solle mich aufhocken. Ich machte, was sie sagte, und war froh, dass sie ihre Augen geschlossen hatte, weil ich dasaß, während ich immer noch quasi einen Ständer hatte. Dann sagte sie, ich solle einatmen. «Zuerst ganz nach unten, dann in den Bauch, dann in die Brust. Du musst aber gerade sitzen.» Dann schaute sie so zu mir rüber, und um sie irgendwie von mir abzulenken, fragte ich sie, ob sie an Buddha glaube. Sie drückte mir mit der flachen Hand ins Kreuz, und sagte, sie sei keine Buddhistin, falls ich das wissen wolle. Aber das hieß doch irgendwie, dass sie genau das war, eine scheiß Buddhistin. «Jetzt atme einfach!» Mein Bauch fühlte sich an, als versuchte ich, unter Wasser einen Ballon aufzublasen. Da ging irgendwie nicht so viel Luft rein, wie gut gewesen wäre. Also kämpfte ich mich schön ein und aus, während ich leise meinen Tinnitus lauter werden hörte.Dann stand ich auf, und ging in die Küche, um uns einen neuen Kaffee zu machen.

Irgendwann stand sie in Unterhosen neben mir, und fragte, ob wir was kochen könnten, sie habe nach dem Ficken immer Hunger wie ein Bär. Sie schaute in den Kühlschrank, und als ich sagte, dass wir nichts dahätten, durchsuchte sie die Schränke, bis sie eine Dose Tomaten in der Hand hielt. Als sie anfing, Wasser aufzusetzen, sagte sie, dass sie einen Job als Buchhändlerin gefunden habe. Sie nannte mir den Laden, und sagte, dass er neben diesemFlügelgeschäft liegen würde. Und weil ich dann nur okay sagte, sagte sie: «Interessiert dich nicht.» – «Doch, klar. Kann man das einfach so, Buchhändlerin sein?» – «Ich bin Buchhändlerin.» – «Ich dachte, du seist Schriftstellerin.» – «So wie du Nachhilfelehrer bist, vielleicht.» Ich ging ins Wohnzimmer, um mir die Bar anzusehen, um auf ihren Job anzustoßen. Dann legte ich eine deiner Platten auf. Und das ist jetzt wohl der Moment, in dem ich dich fragen könnte, warum du sie alle dagelassen hast. Ich dachte immer, dass du lieber sterben würdest, als deine Platten wegzugeben, weshalb ich ja auch immer dachte, dass du wieder zurückkommst. Das soll nicht heißen, dass ich keine Freude daran hätte. Wenn ich dasitze, und deine Musik höre, denke ich immer, dass das alles ist, was ich brauche, wenn nicht vielleicht sogar schon zu viel.

Beim Essen fragte ich Mira, ob sie vorankomme mit ihrem Buch. Dann sagte sie, dass sie dank mir nicht mehr wisse, wie es weitergehen solle. «Also nicht, dass du jetzt denkst, viel Gescheites gesagt zu haben. Nur glaube ich eben, dass das stimmt, was du gesagt hast, dass der Sohn gar nicht nach Südamerika will, und die Frau das gar nicht für ihn, sondern für sich macht. Eigentlich habe ich das schon immer gewusst.» – «Und jetzt?» – «Jetzt glaube ich irgendwie, dass sie den Sohn hasst. Also nicht richtig, natürlich liebt sie ihn auch.Auf jeden Fall kann sie ihn ja nicht allein lassen.» – «Und wenn doch? Vielleicht lernt er eine hübsche Peruanerin kennen, die vielleicht gar nicht merkt, dass er Autist ist, weil es dieses Wort in ihrer Sprache gar nicht gibt.» – «Und vielleicht würde dir eine kleine Kulturreise gut tun. Was glaubst du denn, wie die dort leben? Vor allem kann ich nicht einfach sagen, was passiert.» – «Warum nicht? Ist doch dein Buch.» – «Es können sich nicht alle einfach Heldnennen, nur weil sie finden, dass das lustig ist. Wieso machst du das eigentlich?» – «Weil ich ein Held bin, natürlich. Und weil Eule mich so genannt hat. Also eigentlich mein Chef.» – «Er war dein Chef?» – «Nein, er war Drucker bei diesem Heft.» – «Aber ihr wart zusammen da?» – «Wir haben uns da kennengelernt.» – «Gibt es eigentlich etwas, das ihr nicht zusammen gemacht habt?»

Dann erzählte ich ihr, wie man mich vor dir gewarnthätte, weil du keine Freude hattest, wenn man zu spät mit dem Text fertig wurde, und du länger im Büro bleiben musstest. Und dass ich dich gleich beim ersten Mal bei Michalski ausrufen hörte, dass er dem verdammten Praktikanten gefälligst helfen solle, wenn er schon solche Lahmärsche einstelle! «Ich hatte ein Interview mit meinem Nachbarn gemacht, der mir im Treppenhaus gesagt hatte, dass er in der Streetartszene so etwas sei wie ein kleiner Star. Im Gespräch hatte er dann aber leider alles Lustige weggelassen. Und darum wusste ich nicht, was ich jetzt noch schreiben sollte. Aber plötzlich, mit dem Dicken im Nacken, begann ich mit der Frage, ob man sagen könne, dass er in der Szene so etwas sei wie ein kleiner Star. Den Rest hämmerte ich rein, egal, was er tatsächlich gesagt hatte.» – «Und darum heißt du Held!?» – «Das ist es nicht», sagte ich. «Also schon, irgendwie.» Sie lachte. «Ich habe ja nicht viel erwartet … Und was machte der Interessantes, der kleine Star