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Unter dem Titel »Und alles angelt« legt Martin Möllerkies die Gesamtausgabe seiner komischen Gedichte vor, ein Produkt jahrelanger Recherchen in deutschen Reimwerkermärkten. Wo Gedichte anderer Dichter aus dem Reim gehen, nutzt Möllerkies den Reimvorteil und erzielt spektakuläre Reimerfolge. Möllerkies bearbeitet ein weites Feld von Themen und widmet sich auch Gegenständen, die in der Lyrik sonst gerne ausgespart werden, etwa dem Wellenflansch oder der menschlichen Atmung. Er knüpft auch an klassische Stoffe an, von der Ilias über Balladen Schillers bis zu Gedichten Gottfried Benns, und gewinnt ihnen eigene bis eigenwillige Aspekte ab. In seinen »Bildbetrachtungen« finden sich Meditationen über klassische Werke der Malerei, oft mit überraschenden Schlussfolgerungen. Den Leser erwartet die unterhaltsame Lektüre von 156 komischen Gedichten, pointenreich und in gekonnter Manier, die in die folgenden Abteilungen untergliedert sind: Leben; Menschliches; Zwischenmenschliches; Meine Choronik; Natur; Durchs Jahr; Reisen; Schreiben; Spitzen-Verse (Akrostichen); Vorbilder; Sprache; Kunstfehler (Bildbetrachtungen); Musik; Öffentliches Leben; Religion. Anmerkungen des Autors zu verwendeten poetischen Mitteln und Formen sowie zu Bezügen auf Personen, Werke und Ereignisse verhelfen dem Leser zu einem tieferen Verständnis. Ein alphabetisches Verzeichnis der Gedichttitel und Gedichtanfänge erleichtert das Wiederauffinden von Gedichten. (In)Direkt Ede sagt zutiefst empört zu Atze, dass er, Ede, gleich vor Ärger platze, weil er, Atze nämlich, mit ihm, Ede, nur in indirekter Rede rede. Atze kontert frostig mit dem Satze, dass er, Ede, dämlich sei: Er, Atze, müsse leider sagen, dass er, Ede, wieder ausgemachten Schwachsinn rede. Ede gibt, vom ersten Schock genesen, zu, dass sei doch sehr direkt gewesen.
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Seitenzahl: 103
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Motto
Leben
Lob der Schöpfung
Der Mensch
Leben
Und alles angelt
Ungebetener Gast
Grillen
Der Frühaufsteher
Die Atmung
Menschliches
Vom Verlust
Unverträglichkeiten
Online-Meeting
Der Wasserschaden
Standesgemäß
Der kleine Getränke-Ratgeber
Der Heimweg
Folgen der Trunksucht
Berufswechsel
Der Partizipienreiter
Ego-Shooter
Lotterie
Der Samurai
Krass
Phobie
Die Krönung
Zwischenmenschliches
Verwechslung
Wehmut/Demut
Ach Saskia
Haarpflege
Heinrich und Mathilde
Einem (nicht ganz so guten) Freund
Der Wellenflansch
(
In)Direkt
Meine Choronik
Bekanntmachung des Robert-Koch-Instituts zum neuartigen Coronavirus
Maskenball
Er ist’s
Zur Impfo
Natur
In der Steppe
Der Trieb
Der Wind
Möllerkies’ Tierleben
Zoobesuch
Mein Lieblingstier
Irrelefant
Der Ozelot
Biberverse
Kynologisches Brevier
Späte Reue
Metamorphose
Verschollen
Zitronenfalter
Durchs Jahr
Geschüttelter Jahresbericht
Mit den Reimschemata durchs Jahr
Primo vere
Sommerabend
Sommerthaeter – pardon: -theater
Einem Raubein
Auf einem Feldweg nahe Zerbst
Verweht
Krippen lachen, Spötter gucken
Zum Jahreswechsel
Zweiundzwanzig Gedanken zum Jahreswechsel
Reisen
Nachtzug Dortmund–München
Siderodromophobie
Einladung
Kreuzfahrt
Sommer, Urlaub, Meer
Inselhopping
Seestück
Der Strom
Reiseführer Paris
Toskanische Meditation
Die Klassenarbeit
Schreiben
Kühn
Reitstunde
Erfunden
Der Reimwerker
In eigener Sache
Hat die Literatur Folgen?
Köchin und Dichter
Dichter und Richter
Meinen Lesern
Zum ersten Mal
Dichter und Leser
Schreiben und Lesen
Die Lesung
Adieu
Abschied vom Autorenweb
Vier Kavauer
An die Buchbinderei
Reimraum
Memento
Gedichte sind
Kleine Verslehre
Easy
Bescheuert
Spitzen-Verse
Akrostichon
Was bin ich?
Hälfte des Lebens
Beidseits
erlöschen
Banausen
Vorbilder
Dichter am Werk: Goethe und Schiller
Dichter im Gespräch
Ilias (von Möllerkies)
Odysseus blendet Polyphem (Rekonstruktion einer Heldentat in drei Teilen)
Glutaeus maximus
Auf die Glocke
Die Bürgschaft (von Möllerkies)
Der Handschuh (von Möllerkies)
Im Eichenhaine
Er ist’s
Dekalog
Einem hehren Ahnen
Dienst nach Vorschrift
Astern
Nur die allerdümmsten
Nichts außer
Apokryph
Neue Bahnen
Sprache
Lied vom Leid
Los!
Deutschkurs: Übungen zu Adjektivsuffixen
Deutschkurs: Übungen zum Präteritum
Nur Flach(’)s
Dreiundvierzig Epigramme
Vetter, Träger, Dichter
Von Schiffen, Küsten und Rochen
Einundzwanzig Epigramme
Kunstfehler: Bildbetrachtungen
Bildbetrachtungen
Bildbetrachtung: Feldhase
Bildbetrachtung: Portrait der Lisa Gherardini, Gemahlin des Francesco del Giocondo
Bildbetrachtung: Drawing Hands
Bildbetrachtung: Les valeurs personnelles
Bildbetrachtung: Nu accroupi
Musik
Trio
Soso
Lyrisches Opfer
Beethoven: Alle Symphonien
Alle neune
Öffentliches Leben
Lob des Revolutionärs
Das Wort zum Sonntag
Deal
Meinem Lehrer
Altphilologie in der Praxis
Aus Einsteins Tagebuch
Sternstunden der Wissenschaft: Einstein entdeckt die Äquivalenz von Masse und Energie
Schnelle Bälle
Herbstmeister
Vom Kegeln
Religion
Gleichnis
Bergpredigt 2.0
Wunderbar
Kleiner Knigge für Kreuzigungen und andere Gelegenheiten
Klosterfreuden
Aus den Geheimarchiven des Vatikans: Private Korrespondenz der Päpste
Anmerkungen des Autors
Verzeichnis der Gedichttitel und Gedichtanfänge
Ein sauber konstruierter Reim,
das ist das Wichtigste beim Schreim.
Es ist das Gelbe und das Gelbe
nicht in jedem Fall dasselbe:
Gelb ist einerseits die Pampel‐
muse, aber auch die Ampel,
falls sie nicht, was unvermeidbar
ist, auf Rot springt oder Grün –
dadurch ist sie unterscheidbar
von der Südfrucht ohne Müh’n.
Also findet der, der dies gedichtet
hat: Die Welt ist sinnvoll eingerichtet.
Der Mensch, er ist ein nacktes Tier,
er komponiert Sonaten,
er sieht gern fern bei Chips und Bier
und zählt zu den Primaten.
Des Menschen Dummheit ist immens,
da hilft ihm auch kein Beten.
Er nennt sich Homo sapiens
und schießt gern mit Raketen.
Es irrt der Mensch solang er strebt,
auch hat er kaum Behaarung.
Wenn er die Dummheit überlebt,
dann nennt er das Erfahrung.
Leben heißt –
wirken und weben,
trachten und streben,
nehmen und geben,
mal einen heben,
sich übergeben
vom Saft der Reben,
mal holprig, mal eben,
manchmal daneben,
mal ruhen, mal beben,
mal stolpern, mal schweben,
sich niemals ergeben,
Probleme beheben,
vergessen, vergeben,
haften, nicht kleben.
Und wiederum hat alle Welt
sich durch der Wochentage Kreis gehangelt.
Damit es sich gesund erhält,
fährt alles raus aufs Land – und alles angelt.
Du folgst im Schatten der Allee
dem Kind, das fröhlich mit Gefährten rangelt.
Du sitzt auf einer Bank am See,
wo alles sich vergnügt – und alles angelt.
Ein Schwan das Haupt ins Wasser tunkt,
er ruht in sich – das ist es, was dir mangelt:
Es fehlt dir jener feste Punkt,
um den sich alles dreht – und alles angelt.
Still trittst du zu mir herein gleich,
in mein Häuschen hinterm Rheindeich,
wo ich grade Wäsche einweich
und dem Gast ein Gläschen Wein reich,
sprichst: »Verzeih, dass ich mich einschleich,
es ist Zeit, folg mir in mein Reich.
Deine Lebenszeit ich einstreich,
ob du arm bist oder steinreich.«
Jetzt, wo ich den Abschied einreich,
werden mir vor Angst die Bein’ weich.
Bitte ende meine Pein gleich,
dass ich nicht so bang durchs Sein schleich.
Deine Hand mir nun, Freund Hein, reich,
wisse, dass ich dir allein weich.
Sensenmann, schon trifft mich dein Streich,
bald schon schimmert mein Gebein bleich.
Am Morgen, wenn die Wecker schrillen,
muss man sich mit Gymnastik drillen.
Wir blättern müde in Postillen;
bei Tee aus Minze und Kamillen
verfliegen unsre Träume: Grillen.
Am Tag sind wir dem Chef zu Willen.
Wir schlucken tapfer bittre Pillen,
doch wünschen wir uns oft im Stillen,
er diene fern auf den Antillen
dem Kannibalen-Hobby: Grillen.
Der Abend kommt. In Hütten, Villen
heißt es jetzt Durst und Hunger stillen.
Nach einem Schnäpschen aus Marillen
sehn wir die Welt durch rosa Brillen –
und dann gibt’s Steak und Würstchen: Grillen.
Jetzt ist es Nacht, wir können chillen
und eine Flasche Rotwein killen.
Im Dunkel weiten sich Pupillen.
Wir sitzen lange noch im Stillen
und lauschen ihrem Zirpen: Grillen.
Der Wecker klingelt früh um vier,
man sieht den Wurm sich strecken.
Willst du was schaffen, sagt er dir,
dann lass dich zeitig wecken.
Er scheut nicht Regen und nicht Sturm
und kriecht aus seinem Haufen.
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Ich sag nur: Dumm gelaufen.
Atmung, dir sei heut’ das Lied gesungen,
dir, der steten Tätigkeit der Lungen.
Auf und nieder geht der Korb der Brust:
Sauerstoff, wir atmen ihn mit Lust.
Aus den Lungen führen Blutes Wellen
ihn zu den Geweben und den Zellen.
Der verbrauchte Atem diffundiert
durch die Zellwand und wird transportiert
mit dem Blut zurück in unsre Lunge –
und dann ausgehaucht mit starkem Schwunge.
Und das Ende von der Atmung Lied
lautet immer: Kohlendioxid.
(streng jambisch vorzutragen)
Auch wenn ein Gegenstand entbehrlich,
stimmt sein Verlust uns meist ärgerlich.
Hängt er an der Erinn’rung Bänder,
macht uns sein Fehlen noch wütender.
PS:
Das Versmaß, es ist lern- und lehrbar.
Beherrscht man es, klingt es wunderbar.
Doch hier ist nicht das Lehrbuch Sieger –
mit Absicht, denn so klingt’s lustiger.
Anna, gramgebeugt, zitiert oft dies
Bonmot des Dichters Martin Möllerkies:
»Makrelenöl ist mir ein wahrer Graus.
Reklame löst in mir meist Brechreiz aus.«
Stets verfügbar sein ist trendy.
Als ich dusche, summt das Handy.
Ich steh da und hab nichts an;
ist egal, der Chef ist dran.
Meine Hände sind voll Seife,
als ich nach dem Laptop greife.
Aus der Dusche, rein ins Web,
starte schon die Meeting-App.
Und in einer Wasserlache
bring ich Punkt um Punkt zur Sprache:
Umsatz, Kosten und Profit.
Wasser tropft von meinem Glied.
Guter Vortrag, wird versichert,
auch wenn ein Kollege kichert.
Ich kratz mich am linken Ei,
und das Meeting ist vorbei.
Will mir noch die Zähne putzen,
doch ein Pop-up lässt mich stutzen.
Dessen Botschaft lautet so:
Disconnecting video.
Läuft in ein Gebäude Wasser,
wird das Inventar oft nasser,
als es der Bewohner mag.
Erst vermeint er, schlecht zu träumen,
dann muss er die Wohnung räumen –
so was ist ein schwerer Schlag.
Löst die Nässe die Tapeten,
hilft kein Klagen und kein Beten,
dabei liegt die Lösung nah:
Wasser ist ins Haus gedrungen?
Dafür gibt’s Versicherungen –
melde es der DVK!
Und schon fließen, und zwar pronto,
hohe Summen auf das Konto,
lindern so die Wucht des Schocks.
Zwischen Rosenheim und Wesel
weiß sogar der größte Esel:
Wasserschaden? Frag Herrn Ochs!
Tja, der Hausherr würde strahlen,
würde die Versich’rung zahlen,
wenn die Flut die Wohnung netzt.
Doch Herr Ochs muss das bestreiten,
denn er sieht Obliegenheiten
auf das Gröblichste verletzt.
Er erklärt in einem Briefe:
Zwanzigtausend, drauf beliefe
sich der Maximalbetrag.
Damit, schreibt er unumwunden,
wären Sie dann abgefunden,
und er wünsche guten Tag.
Frag doch, rät mein Bruder Stephan,
mal per Vers bei seinem Chef an,
ob er dreißigtausend zahlt.
Schreib ihm vom Verlust des Heimes,
derart, dass die Kraft des Reimes
Ochsens Prosa überstrahlt.
Doch ich sage: Komm, lass stecken,
das soll meinen Ehrgeiz wecken?
Nein, es wäre paradox,
darauf Verse zu verschwenden.
Lass uns den Disput beenden
mit dem Esel namens Ochs!
Er versinkt in tiefes Sinnen –
während die Minuten rinnen,
sitzt er stumm bei fahlem Licht.
Schließlich äußert er zufrieden:
Ich kann selber Verse schmieden.
Bitte, hier ist mein Gedicht:
Läuft in ein Gebäude Wasser,
wird das Inventar oft nasser,
als es der Bewohner mag.
Erst vermeint er, schlecht zu träumen,
dann muss er die Wohnung räumen –
so was ist ein schwerer Schlag.
Usw.
Wenn eines später feststand:
Wir trafen ihn am Feststand.
Man ahnte, was bevorstand:
Er fluchte auf den Vorstand.
Das war doch wohl kein Zustand –
kein Bier da, das uns zustand!
Weil ihm das Haar wild abstand,
ging jeder gleich auf Abstand.
Und als er dann noch aufstand,
das war vielleicht ein Aufstand!
Ich war es, der dabeistand,
und leistete ihm Beistand,
indem bei seinem Einstand
ich zahlend für ihn einstand.
Das Zechen, das jetzt anstand,
bestritten wir mit Anstand,
bis es für alle feststand,
dass keiner von uns fest stand.
Und jeder, der herumstand,
begrüßte diesen Umstand.
Wie vertreibt man sich das Päuschen
zwischen zwei gepflegten Räuschen?
Erstmal sollten ein paar Döschen
Bier den gröbsten Nachdurst löschen.
Danach Malz mit einem Prischen
Hopfen und mit Wasser mischen.
Gibt’s im Waschsalon ein Gläschen,
macht man leicht zu viele Wäschen.
Willst du blau sein wie ein Meischen,
musst du ständig Nachschub heischen.
Wenn dir schlecht wird, schon dein Blüschen,
übergib dich in den Büschen.
Kehrst du heim, schleich wie ein Mäuschen –
wer will seine Frau enttäuschen?
Ich sitz im Wirtshaus, grad kommt Bier,
da schwankt der Boden unter mir,
und jäh springt mich der Tresen an –
nur gut, dass ich ihn stoppen kann.
Und während ich noch überleg,
macht sich die Kneipe auf den Weg,
so dass ich, eh ich mich verseh,
verlassen auf der Straße steh.
Der Gehweg schaukelt unter mir,
die Häuser stehen schief Spalier.
Mein Haus rauscht fast an mir vorbei,
dann bremst es, und der Weg ist frei.
Die Haustür stolpert auf mich zu.
Sie lehnt sich an mich, doch im Nu
umgibt mich schon der Korridor
und hält mir kurz den Spiegel vor.
Jetzt tut die Zimmertür sich auf,
die Dinge nehmen ihren Lauf:
Das Zimmer kippt um 90 Grad,
das Bett schnellt hoch, das Kissen naht
und trifft mich mitten im Gesicht –
ich lass es zu, ich wehr mich nicht.
Und dann deckt Schwärze alles zu,
die laute Welt gibt endlich Ruh.
Kompressen her! Und leg sie auf die Stirne!
Am Gaumen klebt die Zunge. Ich brauch Wasser.
Tret vor den Spiegel: War ich jemals blasser?
Es pocht in meinem Kopf. Mir platzt die Birne.
Reich mir das Aspirin! O diese Schmerzen!
Für mich gibt’s heut’ nur Hering – meine Güte:
Reanimierung durch Elektrolyte.
Üb Nachsicht bitte, mir ist nicht nach Scherzen.