Und auf einmal wird es wahr... - Friederike von Buchner - E-Book

Und auf einmal wird es wahr... E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Es war Abend. Die Sonne stand tief über den Bergen. Die Schneefelder, Gletscher und der nackte Fels der Bergspitzen war in purpurnes Licht getaucht. Wendy saß auf der Bank am Bergsee. Sie schaute zu, wie Bella im Wasser tobte. In Abständen brachte die Neufundländerhündin einen Stock und legte sie ihr vor die Füße. Dann musste Wendy aufstehen und Bellas Spielzeug weit in den Bergsee schleudern. »Ach, Bella, spiele allein! Frauchen muss nachdenken.« Dabei wusste sie, wie unnütz dieser Befehl war. »Grüß Gott, Wendy!«, drang eine Frauenstimme an ihr Ohr. »Darf ich mich kurz zu dir setzen?« »Oh Ella, sicher! Ich freue mich, dich zu sehen.« Wendy stand auf und half Ella, den großen Tragekorb vom Rücken zu nehmen. Ella Waldner, die von allen Waldkogeler liebevoll die ›Kräuterhexe‹ genannt wurde, setzte sich neben Wendy auf die Bank. Sie nahm eine Flasche aus ihrem Umhängebeutel und einen Becher. Dann schenkte sie ein und reichte Wendy den Becher. »Hier, trink!

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Toni der Hüttenwirt Extra – 23 –

Und auf einmal wird es wahr...

Wendy und Henk trauen sich endlich!

Friederike von Buchner

Es war Abend. Die Sonne stand tief über den Bergen. Die Schneefelder, Gletscher und der nackte Fels der Bergspitzen war in purpurnes Licht getaucht. Wendy saß auf der Bank am Bergsee. Sie schaute zu, wie Bella im Wasser tobte.

In Abständen brachte die Neufundländerhündin einen Stock und legte sie ihr vor die Füße. Dann musste Wendy aufstehen und Bellas Spielzeug weit in den Bergsee schleudern.

»Ach, Bella, spiele allein! Frauchen muss nachdenken.« Dabei wusste sie, wie unnütz dieser Befehl war.

»Grüß Gott, Wendy!«, drang eine Frauenstimme an ihr Ohr. »Darf ich mich kurz zu dir setzen?«

»Oh Ella, sicher! Ich freue mich, dich zu sehen.« Wendy stand auf und half Ella, den großen Tragekorb vom Rücken zu nehmen.

Ella Waldner, die von allen Waldkogeler liebevoll die ›Kräuterhexe‹ genannt wurde, setzte sich neben Wendy auf die Bank. Sie nahm eine Flasche aus ihrem Umhängebeutel und einen Becher. Dann schenkte sie ein und reichte Wendy den Becher. »Hier, trink! Es ist ein warmer Abend.«

»Und du?«, fragte Wendy.

»Ich trinke ohnehin lieber aus der Flasche«, antwortete Ella.

Der Saft aus Ellas Sirup schmeckte gut.

Ella sah Wendy prüfend an. »Du siehst ein bisserl gestresst aus, wie man heut’ gern sagt, Wendy, erschöpft und müde. Dabei solltest du strahlen, so kurz vor deiner Hochzeit.«

Wendy seufzte kaum hörbar.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte Ella. »Hast du Kummer?«

Wendy schüttelte den Kopf. »Nein, es ist kein richtiger Kummer, Ella.«

»Gut, dann ist es unrichtiger Kummer«, lachte Ella. »Willst du mir sagen, was dich bedrückt? Du kannst sicher sein, dass ich niemandem etwas sage.«

»Ich weiß, wie verschwiegen du bist, Ella. Es ist nur so, dass ich kaum Schlaf finde. Ich trinke jeden Abend einen großen Becher von deinem Kräutertee mit viel Honig. Aber entgegen früherer Erfahrung hilft er mir nicht mehr so gut. Ich bin stundenlang am Grübeln.«

»Das hört sich nicht gut an. Hast du in Henk keine Stütze?«, fragte Ella.

»Doch, Henk ist wunderbar. Er sagt, alles soll so werden, wie ich es haben will. Ich meine damit die Feier zu unserer Hochzeit. Aber ich sollte besser sagen, die Feiern zu unserer Hochzeit. Jeder hat andere Erwartungen und ich will niemand enttäuschen.«

»Jeder? Wie meinst du das?«, fragte Ella erstaunt.

»Nun, es ist so, dass alle versuchen, die Hochzeitsfeierlichkeiten zu beeinflussen. Henks Großtante Addi möchte eine Feier in München. Sie ist überglücklich, dass Henk heiratet, und will ganz groß feiern mit allen Bekannten und Freunden.«

»Das musst du verstehen, Wendy. Addi will ein bisserl angeben mit dir. Du bist ein Madl nach ihrem Herzen, und sie freut sich, dass ihr Lieblingsgroßneffe und Erbe dich zur Frau bekommt. Ich kann aber auch verstehen, dass du davor zurückscheust. Du willst nicht ausgestellt werden wie ein Äffchen im Zoo.«

Wendy musste laut lachen und sagte: »Ich kenne niemand von Henks und Addis Freunden und Bekannten in München. Wenn ich Addi zuhöre, wie sie in der Villa und in dem Riesenpark feiern will, bekomme ich Beklemmungen.«

»So schlimm?«, fragte Ella nach.

»Oh ja, sie will Zelte aufstellen lassen und alles auffahren, was gut und teuer ist.«

»Dann will sie, dass ihr in München heiratet?«

Wendy schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich ihr ausreden können«, seufzte sie. »Wir heiraten hier in Waldkogel. An einem Tag gehen wir aufs Standesamt und am nächsten Tag in die Kirche. Aber das ganze Drumherum! Verstehst du?«

»Nein, du musst schon deutlicher werden, Wendy.«

»Gut! Addi will, dass nach der Trauung alle in einer geschmückten Autokolonne nach München fahren. Nach der standesamtlichen Feier möchte Toni, dass wir auf der Berghütte feiern, im Rahmen eines besonderen Hüttenabends. Die Baumberger Großeltern wollen unbedingt die Feier nach der Eheschließung im Rathaus ausrichten und zwar im großen Gastraum ihres Wirtshauses, den sie dann zum Tanzsaal machen. Sicherlich würden viele Waldkogeler kommen, die nicht zur Hochzeitsfeier direkt eingeladen sind. Ole, mein norwegischer Papa, meint, wenn es mein Wunsch sei, sollte ich ruhig auf der ›Kuhalm‹ feiern. Auf dem Parkplatz hinter der Almhütte gebe es genug Platz. Außerdem sei die ›Kuhalm‹ ein wichtiger Ort für mich, da ich immer dort war, seit ich in Waldkogel bin. Addi meint dagegen, wenn schon, dann wäre die größere ›Ziegenalm‹ günstiger.«

»Dass Toni will, dass ihr auf der Berghütte feiert, verstehe ich. Er ist dein leiblicher Vater. Auf der anderen Seite verstehe ich dich sehr gut, Wendy. Die ›Kuhalm‹ ist so etwas wie ein Elternhausersatz für dich.«

Wendy nickte. »So kann man es sehen. Ich hatte bald auf der Oberländeralm Wurzel geschlagen, als ich damals als Sennerin nur für einen Sommer nach Waldkogel kam. Und später habe ich sie immer als den Ort betrachtet, wo ich hingehöre. Ich will mit Henk nach der Hochzeit dort wohnen. Addi macht schon eifrig Pläne für einen Anbau. Es wird ihr Hochzeitsgeschenk.«

»Ein Anbau kann nicht schaden. Ihr werdet wahrscheinlich irgendwann ein Kinderzimmer brauchen.«

»Nicht irgendwann, Ella, bald. Ich will, dass wir bald eine Familie sind, und ich will auch kein Einzelkind. Aber wenn sich alle in die Erziehung einmischen, wie sie es jetzt bei der Hochzeitsplanung tun, nehme ich mein Kind oder die Kinder und verschwinde nach Norwegen. Natürlich kommt Henk mit.«

Ella Waldner lächelte und tätschelte Wendy die Hand.

»Ach, tut das gut, du verstehst mich«, sagte Wendy gerührt. »Ich habe nämlich den Eindruck, keiner versteht mich.«

»Keiner? Wirklich? Auch Henk nicht?«

»Doch Henk versteht mich. Er betont ständig, dass, egal, wie ich mich entscheide, er auf meiner Seite ist. Ich hatte aber auch erwartet, dass er mich mehr unterstützt. Wir hatten deswegen fast einen Streit. Henk meinte, ich sei ungerecht. Ich solle mich entscheiden, wo und wie ich feiern möchte, nur das sei wichtig. Und er sei immer auf meiner Seite. Aber kommt in seinem Beisein das Gespräch darauf, dann ist er sehr zurückhaltend, wenn Toni, Addi oder Ole mich beeinflussen wollen. Er wiederholt nur immer, er sei mit allem einverstanden. Das nervt, Ella. Er könnt dem ganzen Hin und Her doch Einhalt gebieten, oder?«

Ella Waldner lächelte gütig. »Du willst niemanden kränken und Henk auch nicht. Dazu sage ich nur, die Hauptperson bei einer Hochzeit ist die Braut. Der Tag der Hochzeit soll der schönste Tag im Leben einer Frau sein. So besagt es die Tradition, Wendy. Also, du entscheidest, wie du es haben willst.«

»Das ist es doch, was mir so schwerfällt, Ella. Toni und seine Eltern haben mich mit offenen Armen aufgenommen. Ich will sie nicht enttäuschen.«

»Das ist wirklich sehr lobenswert, Wendy. Du bist ein liebes Madl. Aber es geht bei deiner Hochzeitsfeier nicht darum, dass du Rücksicht nimmst, sondern darum, was du willst. Es ist dein Tag.«

»Trotzdem fällt es mir schwer, eine Entscheidung zu treffen. Und dann ist da ja noch die Sache mit der Feier nach der kirchlichen Trauung. Da wird es noch schwieriger. Addi will das ganze Hotel ›Zum Ochsen‹ mieten.«

Ella musste lachen.

Sie steckte mit ihrem Lachen Wendy an.

»Ich weiß nicht genau, wie viele Zimmer das Hotel hat«, sagte Ella. »Wer wird denn alles kommen, der dort übernachten will oder muss?

Wendy zuckte mit den Schultern. »Henks Familie und seine ganze Verwandtschaft wird kommen. Addi hat eine Liste gemacht. Ich kenne die Leute nicht.«

»Das ist bei Hochzeiten immer so, Wendy. Meistens kennen die Braut und der Bräutigam nur die nächsten Angehörigen. Die ganze Sippe kommt dann auf der Hochzeit zusammen. Hochzeiten, Kindtaufen und Beerdigungen sind wichtige Familientreffen.«

»Henk steht nicht so gut mit den Verwandten, weil er eigentlich immer mit Addi zusammen war. Da spielt viel Neid hinein.«

»Das ist normal, Wendy. Neid und Missgunst sind Bestandteil des Lebens. Darüber müsst ihr hinwegsehen. Reichtum und Ansehen lösen immer Neid aus.«

»Das weiß ich, Ella. Neid ist mir fremd. Wäre es nicht wunderbar, wenn es keinen Neid gäbe?«

Ella schmunzelte. »Liebe Wendy, das ist ein frommer Wunsch. Er wird nicht in Erfüllung gehen. Es ist am besten, den Neid, den Mitmenschen hegen, nicht zu beachten. Sie sollen allein damit fertig werden. Wenn sie sich ihr Leben damit vergiften, ist es ihre Sache.« Ella Waldner klatschte in die Hände. »So, genug der trüben Gedanken! Grübele nicht so viel. Denke nicht daran, wem du es recht machen willst. Werde dir klar, wie du es haben willst, wie du dir deine Hochzeit vorstellst. Dann sagst du, so wird des gemacht. Du suchst dir doch auch dein Brautkleid aus oder? Mit wem bist du einkaufen gewesen?«

Jetzt strahlte Wendy. »Oh, ich war mit niemand einkaufen. Wozu habe ich eine Modeschöpferin als Stiefschwester? Die Brautkleider, die sie in ihrem Modeladen in New York kreiert und verkauft, sind ein Traum. Tanja verdient damit gutes Geld. Es gibt auf Jahre hinaus Vorbestellungen. Trotzdem ist Tanja selten in Übersee. Sie fliegt nur alle paar Wochen für einige Tage hin. Dann empfängt sie die reichen Bräute und präsentiert ihnen beim nächsten Besuch die Entwürfe. Ihre Schneiderei näht die Kleider. Tanja hat drüben ein gutes Team. Aber sie ist hier glücklicher. Mein Brautkleid und was ich auf dem Standesamt trage, ist Tanjas Geschenk. Sie hat meine Maße und weiß, was mir gefällt. Sie wird mich damit überraschen. Ich bin mir sicher, es wird ein Traum.«

»So, so, dann kommt dein Brautkleid aus Amerika«, fasste es Ella zusammen.

»Nein, das nicht. Tanja näht es in München. Ich habe keine Ahnung, was sie sich ausgedacht hat. Es wird eine Überraschung.«

»Das wird es sicherlich. Du musst Tanja sehr vertrauen, Wendy.«

»Oh ja! Tanja und ich verstehen uns richtig gut«, sagte Wendy und schmunzelte. »Am Anfang gab es ein paar Schwierigkeiten. Aber das hing nicht mit mir zusammen. Sie hatte niemals gedacht, dass ihre Mutter wieder heiraten könnte. Sie war eifersüchtig auf Ole. Doch das ist Schnee von gestern, Ella. Ich freue mich. Ich bin sicher, dass Tanja das schönste Brautkleid näht, das es geben kann. Das gilt auch für das Kleid zur standesamtlichen Eheschließung.«

»Aber du musst es doch anprobieren?«

»Natürlich muss ich es anprobieren. Ich fahre am Wochenende nach München. Henk wird mitkommen. Ole wird ihn in einen Biergarten entführen, damit wir in Ruhe die Anprobe machen können. Der Bräutigam darf die Braut nicht vor der Hochzeit im Brautkleid sehen, sonst bringt es Unglück. So sagt man jedenfalls.«

»Ja, so heißt es. Ob es wirklich so ist, weiß ich nicht. Aber es ist ein schöner Brauch«, sagte Ella.

»Erika weiß, wie es aussieht. Ich habe versucht, sie ein bisserl auszufragen. Aber sie hat nichts verraten. Sie hat es Tanja versprochen.«

»Und wenn eine Mutter ihrer Tochter ein Versprechen gibt, dann muss sie es halten. Sie will doch Tanja nicht die Freude an der Überraschung nehmen.«

Wendy seufzte.

Ella Waldner tätschelte erneut Wendys Hand. »Madl, du bist ein bisserl durcheinander. Ich sage dir, das ist bei allen Bräuten so. Eine Hochzeit ist ein bedeutendes Ereignis für die Familien. Ich könnte dir viele Fälle nennen, in denen Madln sich genauso Gedanken gemacht haben wie du. Es ist normal, dass jeder in den Familien seine Vorstellungen verkündet. Keiner meint es böse. Alle wollen, dass du einen schönen Tag hast. Du darfst es nicht so ernst nehmen, Wendy. Ich weiß, dass du ein großes Herz hast. Du willst, dass alle um dich herum glücklich sind. Du bist in der Beziehung ganz Tonis Madl. Aber bei der Hochzeit geht es nur um Henk und dich. Ihr müsst euch einig werden, wie ihr euch euren Hochzeitstag vorstellt. Und dann macht ihr es so und lasst euch von niemand reinreden. Ich schlage vor, du machst mit deinem Henk eine schöne Wanderung. Ihr beide geht alleine für ein oder zwei Tage in die Berge. Dann kommst du zur Ruhe. Und wenn noch helfende Hände auf den Almen benötigt werden, dann helfe ich gerne.«

»Ach Ella, du bist so lieb. Ich komme mir so dumm und albern vor. Dass ich mir so viele Gedanken mache, kenne ich nicht von mir. Meistens weiß ich genau, was ich will.«

»Im Grunde deines Herzens weißt du das auch, Wendy. Demgegenüber steht nur die Angst, jemand könnte sich verletzt oder zurückgesetzt fühlen. Ich bin sicher, wenn du klar und deutlich sagst, was du willst, dann werden alle zufrieden sein.« Ella Waldner stand auf. »Ich würde dir noch gern Gesellschaft leisten, Wendy. Aber Zenzi wartet auf mich. Ich habe ihr Waldbeeren versprochen. Sie will sie einmachen.«

Wendy half Ella, den Tragekorb auf den Rücken zu heben. »Ella, du solltest nicht so schwer tragen. Ich nehme ihn und gehe mit dir.«

»Nix da, Wendy!«, empörte sich die alte Ella Waldner. »Das Gewicht schaffe ich gut. Nur das Rauf und Runter ist ein bisserl schwierig. Doch ich weiß mir zu helfen. Ich stelle den Tragekorb irgendwo drauf. Dann kann ich bequem in die Gurte schlüpfen. Man muss sich nur zu helfen wissen. Und ich sage dir noch etwas. Nix ist schlimmer, wenn man alt ist, als ständig Hilfe angeboten zu bekommen. Sicher ist es gut gemeint. Ich halte es so, dass ich um Hilfe bitte, wenn ich sie brauche. Basta! Außerdem: ›Wer rastet, der rostet!‹ Tut man nix, dann wird man schnell steif. So genug damit. Jetzt siehst du zu, dass du ein bisserl egoistisch wirst, Wendy. Es geht darum, wie du deine Hochzeit feiern möchtest.«

Wendy bedankte sich für die Ratschläge. Sie verabschiedeten sich herzlich.

Ella ging weiter und Wendy setzte sich wieder auf die Bank.

Es dauerte nicht lange, dann bimmelte Wendys Handy.

Auf dem Display erschien Sebastian Baumbergers Foto. »Grüß dich, Sebastian! Ich freue mich über deinen Anruf. Mei, ich habe gerade an dich gedacht.«

»Grüß dich, Wendy! Dann wirst du dich gleich noch mehr freuen. Ich bin auf dem Weg nach Waldkogel. Wo bist du, ›Kuhalm‹, ›Ziegenalm‹ oder auf der Berghütte?«

»Sebastian, wirklich? Ich freue mich. Ich bin am Bergsee. Wo bist du?«

»Zwischen Kirchwalden und Waldkogel, näher an Waldkogel. Ich bin gleich bei dir. Pfüat di, Wendy!«

Noch bevor sie antworten konnte, legte er auf.

*

Es dauert nicht lange, dann kam Sebastian. Er parkte auf dem Weg und stieg aus.

Wendy lief auf ihn zu. Sie begrüßten und umarmten sich.

»Ich freue mich so, dich zu sehen«, wiederholte Wendy mehrmals.

»Wo ist Henk?«, fragte Sebastian.

»Auf der ›Ziegenalm‹.«

»Hattet ihr Streit?«, fragte Sebastian. »Es ist der perfekte Abend für Romantik zu zweit.« Er schaute dabei über den See, in dem sich die Sterne und der Mond spiegelten.

»Du bist lieb, Sebastian. Ganz der besorgte Bruder. Nein, wir hatten keinen Streit. Henk und Addi sitzen über den Einladungslisten. Da ich keinen einzigen Menschen von Henks Bekannten und Verwandten kenne, dachte ich, ich lasse sie allein. Außerdem war Bella in der letzten Zeit etwas zu kurz gekommen. Sie sollte sich im Wasser mal wieder richtig austoben. Wie geht es dir?«

Sie gingen zur Bank und setzten sich. Bella kam und wollte Sebastian begrüßen. Wendy hielt sie zurück, weil sie nass war.

»Gut geht es mir, Wendy. Ich habe heute Abend freigemacht. Ich dachte, ich besuche dich. Gegen Mitternacht fahre ich wieder zurück.«

»Oh Sebastian, das ist so schön, dass du vorbei gekommen bist.« Wendy lächelte ihren Stiefbruder an.

»Ich habe lange nichts von dir gehört, da dachte ich, ich schaue mal nach dir. Nein, ganz so war es nicht«, grinste Sebastian verlegen. »Es wäre unfair, dir einen Bären aufzubinden und dich zu belügen. Tanja hat im Hotel vorbeigeschaut. Sie sagte, du würdest in einem Hochzeitsvorbereitungschaos stecken. Brauchst du Hilfe? Schließlich bin ich Fachmann, was die Ausrichtung von Festlichkeiten angeht.«