Unmoralische Auszeit | Erotischer SM-Roman - Alexandra Gehring - E-Book

Unmoralische Auszeit | Erotischer SM-Roman E-Book

Alexandra Gehring

4,5

Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 208 Taschenbuchseiten ... Vor dem Einstieg in das Berufsleben hat sich Elena vorgenommen, noch eine Auszeit zu nehmen. Zu ihrer eigenen Überraschung geht sie für sechs Monate in die Villa zu zwei gut betuchten Herrschaften. Sie erlebt knallhart das Abenteuer SM. Schläge und Züchtigung sind auf einmal ein Teil ihres Lebens, auf den sie auch in Zukunft nicht verzichten möchte. Es werden unvergessliche und sehr prägende sechs Monate! Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Unmoralische Auszeit | Erotischer SM-Roman

von Alexandra Gehring

 

Alexandra Gehring lebt im Südwesten Deutschlands und arbeitet in einem sozialen Beruf. Sie selbst lebt SM und hat darin eine neue Welt für sich entdeckt. Eines Tages begann sie, ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Daraus ist ihr erstes Buch „Die Abrichtung“ entstanden. Auch in ihrem zweiten Roman „Schläge der Lust“ ist so manches Erlebte in eine fiktive Handlung eingeflossen.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Tattoboo @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964778659

www.blue-panther-books.de

Das Angebot

Wie immer, wenn sie Probleme zu wälzen hatte, lag Elena gedankenversunken mit seitlich ausgestreckten Armen auf ihrem Bett und starrte gegen die Decke.

Nachdem sie einige Wochen zuvor ihr BWL Master Studium mit Bravour bestanden hatte, hatte sie erneut einen Grund, zu Recht stolz auf sich zu sein. Man hatte ihr einen Job angeboten, nach dem sich viele ihrer Mitbewerber die Finger lecken würden. Elena hatte die Möglichkeit, für einen Weltkonzern zu arbeiten, der Niederlassungen in vielen Ländern dieser Erde besaß. Zunächst sollte sie ihre Ausbildung in der nur dreißig Minuten entfernten süddeutschen Zentrale beginnen. Zumindest perspektivisch konnte sie später einige Zeit beruflich im Ausland verbringen. Auch diese Möglichkeit sprach dafür, diesen Job anzunehmen, und kam ihrem Faible für Fremdsprachen und ihrer Sehnsucht, etwas von der Welt zu sehen, sehr entgegen. Englisch und Französisch sprach sie schon perfekt. Ihr Spanisch war noch ausbaufähig. Für ihre Ausbildungszeit in diesem Konzern könnte sie zunächst hier wohnen bleiben. Bei den extrem gestiegenen Mietpreisen auch ein gewichtiges Argument.

Ihr war bewusst, sollte sie ablehnen, müsste sie sich erneut bewerben, und das mit all der Ungewissheit, die aus einer neuen Bewerbung resultieren würde.

Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum eigentlich noch darüber nachdenken, lag ihre nahe Zukunft doch wie ein offenes Buch vor ihr.

Mit Freunden und Freundinnen hatte sie gestern ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag gefeiert. Nicht nur dazu erhielt sie Glückwünsche, alle hatten ihr auch zu diesem tollen Job gratuliert. Etwas ironischen Spott musste sie sich anhören. Ihre Freundinnen sahen sie schon gestresst, zehn Stunden am Tag und mies gelaunt hinter ihrem Schreibtisch sitzen.

»Wenn man solche Freunde hat, was kann einem da noch passieren!«, hatte sie in die Runde gerufen, und alle hatten sie abgeklatscht. Ihre Freunde freuten sich für Elena.

Als ihre Freundin Selina einige Geschichten und Episoden aus Elenas Leben vortrug, gab es kein Halten mehr. Es wurde geklatscht und mit den Füssen getrampelt. Dann der Höhepunkt: Eine weitere Freundin setzte sich eine Perücke auf und gab eine ausgelassene Tina Turner Parodie zum Besten. Alle sangen lauthals mit und deuteten auf Elena, als sie »Simply The Best« von sich gab. Nach all dem Druck des Studiums und der Jobsuche war es eine denkwürdige und ausgelassene Geburtstagsfeier.

Besonders ihr Freund Alex sah für sie beide schon eine erfolgreiche, rosige und gemeinsame Zukunft vor sich. Ja, ihr Freund Alex …

Elena presste ihre Lippen aufeinander und zog sich ein weiteres Kissen unter ihren Kopf. Es war später Nachmittag und die Sonne zeichnete ein flimmerndes Streifenmuster an Wand und Decke. Sie hatte bewusst den Rollladen nicht dicht geschlossen. Elena liebte diese träumerische Sommerstimmung. Ein Gefühl von Dankbarkeit kam ihr in den Sinn. Vom Abi bis hin zum Master hatte sie alles perfekt gemeistert. Die denkwürdige Geburtstagsfeier, das Stellenangebot … Zurzeit lief alles bestens für sie. Eigentlich ein Grund, total entspannt zu sein.

Aber es gab einen gewichtigen Grund, warum sich Elena an diesem sonnigen Nachmittag auf ihr Bett gelegt hatte. Da waren zwei Dinge, die sie nicht aus dem Kopf bekam. Hier, in aller Ruhe auf dem Bett liegend, wollte sie sich endlich Klarheit verschaffen. Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Es ging um ihren Freund Alex und um den Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit. Elena liebäugelte schon lange mit dem Gedanken, vor dem Einstieg ins Berufsleben noch eine mehrmonatige Auszeit zu nehmen. Am liebsten würde sie sich für ein paar Monate in der weiten Welt umsehen, wenn da nicht das liebe Geld wäre. Ihre Oma hatte ihr etwas Geld vererbt, aber ihr war bewusst, dass sie noch weiteres Kleingeld dazuverdienen musste. Ihre Eltern würden sie auch etwas unterstützen, obwohl Elena sich sicher war, dass insbesondere ihr Vater eindeutig und mit Nachdruck zu dem Job raten würde. Aus seiner Sicht hatte er ja recht. Finanziell und zukunftsorientiert sprach alles dafür.

Es trieb sie schon mächtig um, zumal ihr Bauchgefühl und ihre oft hilfreiche weibliche Intuition sie seit Tagen kläglich im Stich ließen. Das war sie so nicht gewohnt. Ihre Gedanken waren verschwommen, verschleiert und unklar. Abenteuer oder Vernunft? Das war die Frage. Sie allein musste das mit sich ausmachen. Es ging um ihre Zukunft.

Dann war da noch Alex. Sie zog eine Hand unter ihrem Hinterkopf hervor und fuhr sich mehrfach über die Stirn. Ihr vier Jahre älterer Freund arbeitete im Unternehmen seines Vaters. Er ging in seinem Beruf auf. Als Sohn des Inhabers war sein Weg vorgezeichnet. Das stand wohl schon eine Stunde nach seiner Geburt fest, wie ihm Elena direkt und vorwurfsvoll auf den Kopf zugesagt hatte. Beide lachten über die Bemerkung, aber es war mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit. Es war die Wahrheit!

Wieder dieses vor sich hin sinnen. Wie sollte es weitergehen mit Alex? Ihre Liebe zu ihm hatte sich in den letzten Wochen merklich abgekühlt. Dachte sie an ihr letztes Treffen mit ihm, dachte sie an ihren letzten Kuss, ihren letzten Fick, war ihre Begeisterung eher verhalten. Er war ein sehr attraktiver, liebenswerter junger Mann, aber es fehlte Elena an jeglicher Leidenschaft. Alles an ihm wirkte statisch, Spontaneität war ein Fremdwort für ihn. Immer mehr spürte Elena, dass sie so nicht ihren weiteren Lebensweg gehen wollte. Das Feuer ihrer Liebe war auf Sparflamme angekommen. Er brachte ihr Kopfkino einfach nicht richtig ins Laufen. Seine Nüchternheit und Sachlichkeit gingen ihr immer mehr gegen den Strich.

»Mann! Was soll ich bloß machen?«, rief sie gegen die Decke und klatschte mit beiden Händen und mit voller Wucht auf die Bettdecke. Sie haderte seit Tagen mit sich selbst.

»Verdammt!«, brach es aus ihr heraus und sie drehte sich trotzig auf den Bauch.

Sein Vorgänger Roman war das genaue Gegenteil gewesen. Ein aufgedrehter Spinner und Tagträumer, aber ein sau­geiler, fordernder Kerl, wenn es zur Sache ging. Er sagte, wo es langging.

Elena schloss die Augen und schmunzelte vor sich hin. Einmal hatten sie sich spontan, ohne Vorbereitung, ins Auto gesetzt und waren nach Paris gefahren. Einfach so. Es wurde ein denkwürdiges, tolles Wochenende. Ein andermal fuhren sie für wenig Geld mit der Bahn kreuz und quer, ziellos durch Deutschland. Auch das geschah einfach so. Ein Kaffee in Hamburg, ein Eis vor dem Kölner Dom … Was hatten sie gelacht und herumgealbert.

Auch sexuell war Roman der Macher. Er nahm sie richtig ran, wie sie es bis dato noch nicht erlebt hatte. Es gefiel ihr. Was ihr besonders gefiel, sexuell konnte sie sich fallenlassen. Sie hatte nicht zu denken, er gab ihr alles vor. Roman forderte, verbesserte, trieb sie an, aber er lobte sie auch. Er verband ihr die Augen, fesselte sie, zwang sie, vor ihm auf die Knie zu gehen. Er brachte es fertig, sie in einen Taumel zu versetzen. Er nannte sie Votze und Ficksau. Er traf ihre Sinne. Sie verstand seine Wortwahl, verstand, wie er es meinte. Sie waren zu zweit. Unter sich. So konnte sie es akzeptieren. Er bediente ihre unterbewussten Fantasien und Sehnsüchte. Sie sah die Bilder vor sich. Der schöne Sommertag, der herrliche Waldspaziergang. Sie trug ihr rotes, luftiges Sommerkleid. Er forderte sie auf, ihren Slip auszuziehen. Auch jetzt noch spürte sie, was für ein Kick der weitere Spaziergang für sie war. Sie hatte ihr Kleid hochzuziehen und sich mitten auf den Weg zu setzen. Er gab ihr die Anweisung, ihre Pisse laufen zu lassen. Jetzt sofort. Als sie nach Passanten Ausschau hielt, wurde er laut und wies sie zurecht. Er würde für sie aufpassen. Das sollte sie sich für alle Zeit merken, schließlich sei er ihr Herr. Es kickte sie, ging ihr unter die Haut. Es war konträr zu ihrer konservativen Erziehung, zu ihrem bis dato fast überbetonten, anständigen Verhalten.

Auch jetzt noch meinte sie, die Wärme der Pisse zu spüren, die im Waldboden versickerte. Sie durfte kein Papiertuch benutzen, hatte sich mit der bloßen Hand zu säubern. Etwas lief auch über ihre Beine. Beim Weiterlaufen hatte sie den Wind auf ihrer leicht nassen Haut gespürt. Ihr Kleid hatte doch einige feuchte Flecken abbekommen. In ihren Augen sahen die vorbeilaufenden Spaziergänger, was sie getrieben hatte. Waren deren Blicke nicht eindeutig?

Ihr erster Arschfick kam ihr in den Sinn. Er hatte es einfach durchgezogen, auch als sie verkrampfte, es etwas schmerzte und sie es abbrechen wollte. Es wurde ein berauschendes, befreiendes Erlebnis. Schließlich hatte er seine Drei-Loch-Ficksau, wie er sie mit dem ihm eigenen Stolz von diesem Tag an ab und zu nannte.

Elena spürte, wie ihr Atem jetzt und hier schneller ging. Es war damals eine aufwühlende, geile Zeit mit vielen verrückten Momenten gewesen. Auch aus heutiger Sicht … Missen wollte sie die Monate mit Roman nicht. Am liebsten wäre ihr, der Dreckskerl käme jetzt zur Tür herein und sie würden es miteinander treiben. Nur für eine Stunde. Und wie er es ihr besorgen würde! Aber er war eben auch ein Saukerl. Er hatte nebenbei, wie selbstverständlich, zeitgleich noch weitere Kontakte zu anderen Mädels gehabt. Elena hatte es zwar vermutet, war aber zuversichtlich, dass sich das bei weiterem Kennenlernen erledigen würde.

Als sie ihn eines Tages direkt darauf ansprach, gab er ihr ohne Umschweife offen zu verstehen, dass er sich schließlich noch umsehen müsse. Andere Mütter hätten auch hübsche Töchter … Diesen saublöden, abgedroschenen und albernen Spruch hätte er sich sparen können. Eine andere Erklärung hätte sie vielleicht akzeptiert. Aber diese, seine Erklärung war einfach nur bescheuert. Sie war zwar leidensfähig, aber alles hatte seine Grenzen. So nicht! Zwei Minuten später hatte sie die Tür hinter sich zugeknallt. Das war es dann. Aus! Vorbei!

Jetzt war alles anders. Alex und sie hatten sich anfänglich heftig ineinander verliebt. Heute, nach etwa einem Jahr, trat bei Elena allerdings eine große Nüchternheit ein. War Alex der richtige Partner für ihr weiteres Leben? Wenn sie ehrlich mit sich war, passte ihr Einiges nicht. Hier funktionierte ihr Bauchgefühl. Er war ihr zu brav, zu konservativ, zu unspontan und stark von seinem Vater geprägt. Er sollte und wollte in erster Linie Karriere machen. Immer mehr zweifelte sie, ob er für ihr künftiges Leben der Richtige war. Für viele wäre er sicherlich der liebenswerte, auch finanziell erfolgreiche, gut aussehende Traummann. Ihr fehlte einfach ein Schuss Frechheit, Spontaneität und Lockerheit. Elena wurde immer mehr bewusst, in diesem Punkt war sie anders gestrickt. Sie hatte eine andere Lebensphilosophie. Noch war Zeit, sich auszutoben, das Leben locker angehen zu lassen. Eines wurde ihr immer mehr bewusst: Sie musste und würde ihren eigenen Weg gehen. Darin war sie sich absolut sicher! In diesem Punkt funktionierten ihr Bauchgefühl und ihre weibliche Intuition. In diesem Punkt war sie mit sich im Reinen.

Elena brauchte jetzt dringend die Meinung ihrer Freundin Selina. Schnell war die WhatsApp geschrieben. Die Antwort kam prompt. Sie sagte zu, später vorbeizukommen.

Ihre Freundin Selina arbeitete in einem großen Fitnessstudio hier in der Stadt. Dort hatte Elena sie vor Jahren kennengelernt. Der Job war ihrer Freundin auf den Leib geschnitten. Durch intensive Weiterbildung nahm Selina heute eine führende Position in dem Studio ein. Elena sah in ihr eine lockere, umtriebige und lebenslustige junge Frau im gleichen Alter. Man sah ihr ihre Sportlichkeit an. Ihre perfekte weibliche Figur, ihre langen, blonden Haare … Sie war schon eine hochattraktive, mehr als begehrenswerte Frau für die Männer da draußen, wie es ihr Elena schon des Öfteren gesagt hatte. Selinas Lachen, ihr freches Denken, ihre unbändige Neugierde auf das Leben, hatten Elena schon immer fasziniert. Selina lebte nach vorn. Fehler, die sie in der Vergangenheit gemacht hatte, tat sie mit einem Lachen ab. Für diese Einstellung bewunderte Elena ihre Freundin. Auch ihre nicht immer nur guten Erfahrungen mit Männern hatten Selina nicht aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil. Sie amüsierte sich darüber, wie naiv und mitunter tollpatschig sie sich verhalten hatte. Solche selbstlosen Eingeständnisse machten sie für Elena ungemein sympathisch.

»Alles Schnee von gestern«, war eine ihrer Lieblingsantworten. Selina lebte heute, hier und jetzt. Auch sexuell war sie umtriebig und ungemein neugierig. Offen redete sie vertraut über ihre Abenteuer, über ihre sexuellen Neigungen. Keine andere von Elenas Freundinnen kam so aus sich heraus und war so selbstkritisch ehrlich mit sich selbst. Auch darum war ihr Selina ans Herz gewachsen.

Ein Prickeln ging durch Elenas Körper, als ihr Selina vor Wochen von ihrer Veranlagung nach härterem Sex berichtet hatte. Ihr derzeit aktueller Freund hatte sie sexuell ins Traumland gebracht … hinter den Horizont … – wie ihr Selina mit ihrem herzerfrischenden Lachen erzählt hatte. Er hatte all ihre Sinne, ihre Fantasien und Sehnsüchte auf eine neue Ebene gebracht und das, obwohl sie ihn erst seit drei Monaten kannte.

Elena zog beide Hände hinter dem Kopf hervor und strich sich mehrfach über die Stirn. Mit Alex war das anders. In Gedanken versunken, schloss Elena ihre Augen und legte sich auf die Seite. Alle Gedanken lösten sich und sie schlummerte ein.

***

Nach ihrer Mittagsschicht im Studio machte sich Selina auf den Weg zu Elena. Kaffeegeruch empfing sie. Nach einigen Minuten waren beide beim Thema und sprachen über ihre derzeitigen Beziehungen.

»Zumindest sexuell passt es«, kam es mit einem Seufzer von Selina, »aber wir sehen uns einfach zu selten. Das ist der Fluch von solchen Internet-Bekanntschaften. Die Distanz macht es zu einer Tagesbeziehung und ich frage mich natürlich, wie lange das gut geht. Will ich das? Meine Sehnsucht nach Zweisamkeit wird größer. Sex allein ist es eben auch nicht. Obwohl …« Verschmitzt lachte sie Elena an. »Ich muss dir etwas ganz offen sagen. Ich liebe es, sexuell einiges auszutesten, auch, um mich selbst zu finden. Es ist geil, wenn ich mich losgelassen von meiner eigenen Kontrolle hingeben kann. Seit ich Dominik kenne, verstehe ich das Spiel zwischen devot und Dominanz. Ich verstehe, was man unter SM versteht. Mal schauen, wie sich das alles weiterentwickelt. In vielen Bereichen liegen wir auf einer Ebene. Wenn da eben nicht die Distanz wäre. Spannende, aufwühlende Zeiten! Aber das liebe ich ja!«

Selina trank einen Schluck Kaffee, nahm den Süßstoff in die Hand und klickte zwei weitere Stückchen davon in ihre Tasse.

Dann begann Elena, über ihr Verhältnis mit Alex zu sprechen: »Du kannst dir ja denken, was mich zurzeit bedrückt, und ich brauche einfach deine Meinung dazu. Du kennst Alex. Er ist ein sehr nüchterner Mensch. Sein Weg ist vorgezeichnet. Leider scheint auch Leidenschaft ein Fremdwort für ihn zu sein. Unser Sex ist gut, aber damit hat es sich auch. Gut reicht mir auf die Dauer nicht.« Sie sah Selina fast unmerklich nicken. »Vor Wochen habe ich mit ihm darüber gesprochen. Natürlich war er etwas zerknirscht und er hatte mich anscheinend auch verstanden, aber geändert hat sich nichts. Das ist nicht abwertend gemeint, versteh es bitte nicht falsch. Es gehören immer zwei dazu. Es liegt sicherlich auch an mir. Aber es gelingt mir nicht, ihn aus der Reserve zu locken. So ab und zu möchte ich schon mal härter rangenommen werden und bewusst spüren, wie geil er auf mich ist. Je länger wir zusammen sind, desto mehr vermisse ich das gewisse Etwas. Immer nur liebenswürdig, achtsam und rücksichtsvoll kann es auch nicht sein. Um eins klarzustellen: Was viele sich in einer Beziehung wünschen und erträumen, bekomme ich im Überfluss. Bin ich noch normal, wenn ich mich darüber beklage? Alles wirkt glattgebügelt und läuft in geordneten Bahnen.« Elena stand auf und schloss das Fenster. Dann fuhr sie fort: »Ich aber möchte Leben erleben, vieles ausloten, auch mal über die Stränge schlagen und etwas Unvernünftiges tun. In manchen Momenten fühle ich einen Kloß in meinem Hals. Alles ist eingeengt. Es tut mir weh, wenn ich mir das eingestehen muss, aber das ist nun mal die Wahrheit.«

Elena hatte ihren Kopf gesenkt, schaute leicht verlegen auf ihre Fingernägel. Sie fühlte sich nicht wohl, so über Alex zu urteilen, auch wenn sie hier unter sich waren.

Aufmerksam hatte ihr Selina zugehört und übernahm jetzt das Wort. »Einerseits passt Alex zu dir, da er ein liebenswerter, zuverlässiger Freund und Partner sein kann. Früher hätte man gesagt: Er ist eine gute Partie. Wahrscheinlich sogar eine sehr gute. Aber ganz ehrlich … Ich sehe dich nicht als angepasste Ehefrau, die mit ihm durchs Leben geht. Das bist du einfach nicht, dazu bist du viel zu lebenslustig, viel zu neugierig und weltoffen, um als Anhang durchs Leben zu gehen. Das klingt hart. Sei mir nicht böse, aber ich sehe das einfach so.« Sie blickte Elena mit ernstem Gesichtsausdruck an. »Du bist meine beste Freundin, und wir haben uns geschworen, ehrlich zueinander zu sein. Es ist mein Blick von außen auf euch. Natürlich kann ich mich irren, denn irren ist bekanntlich menschlich. Nur, es wirkt einfach so auf mich. Im Prinzip hast du alles eben gerade bestätigt.«

Elena nickte ihr zu. Sie war ihr dankbar für ihre klare Ansage, denn Selina hatte ja recht. Sie würde sich entscheiden müssen. Hatte sie das aber nicht schon längst getan? Hatte sie sich nicht in den letzten Wochen immer mehr in ihr Schneckenhaus zurückgezogen?

Elena stand auf und holte eine Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank. »Das brauch ich jetzt!«, kommentierte sie. »Danke, du hast mir gerade sehr geholfen. Auf uns beide!«

Umgehend musste sie nachschenken, was beide amüsiert registrierten.

Plötzlich knallte Selina ihre offene Handfläche auf den Tisch. »Komm, lass mich mal machen! Trübsal blasen sollen andere! Apropos blasen!« Selina kicherte jetzt lauthals los. »Endlich sind wir beim Thema. Bringst du mir bitte deinen Laptop! Du vermisst doch Spontaneität! Die kannst du haben. Komm, jetzt lassen wir die Sau raus!«

Dann ging alles sehr schnell. Elenas Laptop wurde geöffnet und Sekunden später klickte Selina ein Portal an.

»Mach jetzt einfach mit. Wir melden dich an. Der erste Monat ist kostenlos. Mein jetziger Typ hat mich in diesem Portal angeschrieben, wie ich dir ja schon vor Wochen erzählt habe. Auch wenn er nicht gerade um die Ecke wohnt, ich bin ungemein froh, ihn getroffen zu haben. Er hat schon jetzt mein Leben bereichert, und wann kann man das schon von einem der Männer dieser Welt behaupten.«

Elena blickte auf den Monitor und sah, wie Selina auf »Anmelden« tippte.

»Aber jetzt Konzentration für deinen Auftritt hier. Du bist mit einem Pseudonym unterwegs, bist also in dem Portal vollkommen anonym, aber das alles ist für dich ja nichts Neues. Deine Daten und Neigungen geben wir real an. Fakes können die anderen. Dann warte einfach ab, was passiert. Es ist schon ein gewisser Kitzel, darauf zu warten, ob man eine neue Zuschrift bekommt. Du hast mir ja gesagt, dass Alex dir sexuell zu zaghaft, zu liebevoll ist. Also, dann sind wir hier richtig. Stell einfach alles auf Neubeginn. Mach es einfach!«

Selina schaute ihre Freundin mit aufforderndem Blick an.

Die zauderte, war auch etwas irritiert. Erst nach nochmaliger Aufforderung seitens Selinas gab sie dann doch nach und machte das Spiel mit. »Na gut. Warum nicht! Gelöscht ist das Profil ja schnell«, sprach Elena etwas kleinlaut und unsicher in Richtung ihrer Freundin. Allein hätte sie diesen Schritt nicht unternommen. Zuviel ging gerade durch ihren Kopf.

Selina machte es sichtlich Spaß, Elena bei der Erstellung ihres Profils zu helfen. Immer wieder lachten die beiden lauthals los.

»Komm! Schreib das so!«

Verschmitzt schauten sie sich in die Augen. Auch Elena war jetzt voll bei der Sache und amüsierte sich über jede neue Angabe, die sie eintippten.

»Jetzt noch ein Foto!«, kam es auffordernd von Selina.

Elena schaute ihre Freundin entgeistert an. »Bist du verrückt! Nie im Leben!«

Minuten später hatten sie mit dem Handy ein aktuelles Foto von Elena gemacht. Es zeigte Elenas Haarpracht, ihren Hinterkopf. Erkennbar war sie so nicht.

»Etwas geheimnisvoll kommt immer gut an. So mancher würde dich bestimmt gern von vorn sehen. Das heizt alle Fantasien an. So … und jetzt ab damit!«

Selina streckte Elena die Faust entgegen, die ihre dagegenhielt. Nochmals füllte sie die beiden Gläser.

»Auf viele hocherotische, interessante Anschreiben. Auf die guten tollen Männer! Aber in erster Linie auf uns!«, kam es aufgedreht von Selina. »Das wäre doch gelacht!«

***

Wie erwartet erhielt Elena in den folgenden Tagen eindeutige Angebote und Annoncen auf ihrem Profil. Sie musste zugeben, es hatte was, wenn sie abends neugierig ihre neuen Anschreiben durchsah. Täglich musste sie Selina berichten, die neugieriger schien, als die Adressantin selbst. Kopfschüttelnd löschte Elena einige sofort. Spinner und Idioten gab es überall. Sie war nicht überrascht, damit hatte sie gerechnet und auch Selina hatte sie vorgewarnt. Einfach löschen und abhaken.

***

Einige Tage später lag ein nicht erwartetes Anschreiben in ihrem Postfach. Was für ein verrücktes, ungewöhnliches Angebot! Ganz anders, als alle anderen Anschreiben. Nochmals las Elena Teile des Textes durch. Skeptisch wog sie jedes Wort ab.

»Wir bieten Ihnen ein Abenteuer der besonderen Art. Besuchen Sie uns zu einem unverbindlichen Gespräch. Alle anfallenden Unkosten übernehmen selbstverständlich wir. Mein Mann und ich versprechen Ihnen absolute Seriosität und Diskretion. Finanziell werden wir uns bestimmt einig. Wir würden uns über ein unverbindliches Treffen aufrichtig freuen!«

Diese beiden Worte »unverbindliches Treffen« machten das Angebot für Elena erst interessant. Wäre es ein reines Blind-Date-Angebot, hätte sie die Annonce sofort gelöscht. Man redete sie aber auch per Sie an. Ungewöhnlich in einem solchen Forum. Da war doch vieles, das sie erstaunte. Auch, über was man sich finanziell einigen wollte …

Mit offenem Mund hatte sie den Text wiederholt durchgelesen. Das war kein Allerweltsangebot. Bei aller Vorsicht und Skepsis … dieses Anschreiben wirkte seriös und korrekt.

Elena ließ sich in ihre Sitzecke fallen, zog die Beine an und legte ihre Hände unter ihren Kopf. Sie wollte noch mehr bei sich sein, mehr in sich hineinhören und schloss dazu ihre Augen.

Wie bewertete das ihr Bauchgefühl, ihre weibliche Intuition? Wie wichtig waren ihr Werte wie Moral und Anstand? Sie war in einem SM-Portal, hatte sich hier angeboten. Elena war bewusst, dass es von Fakes in solchen Portalen nur so wimmelte. Vor einiger Zeit hatte sie einen Fernsehbericht über solche Single-Portale gesehen. Der Tenor war eindeutig. Bei den Angaben über die eigene Person wurde viel beschönigt, das fing schon bei der Altersangabe an. Trotzdem. Ihre Intuition, ihr Bauchgefühl, nahmen dieses Anschreiben ernst. Auch jetzt, hier liegend, spürte Elena, wie ihre Körpertemperatur leicht anstieg. Typisch für sie. Sie presste ihre Lippen zusammen und sinnierte weiter vor sich hin.

Sollte sie das überhaupt ernst nehmen? Sollte sie sich wirklich ernsthafte Gedanken über dieses Anschreiben machen? War das nicht nur eine Träumerei, eine Spinnerei von ihr?

Ihre Zerrissenheit tat ihr nicht gut. Sie öffnete ihre Augen und klatschte ihre Hand mit voller Wucht auf das Kissen neben sich. Hatte sie nicht schon genug Entscheidungen zu treffen?

»Mann, was ist nur mit mir los?«, brach es aus ihr heraus.

Nochmals schlug sie auf das unschuldige Kissen. Sie erinnerte sich, wie sie damals nach ihrem Abschluss das Uni-Gebäude verlassen hatte, wie sie befreit tief durchgeatmet hatte. Sie hatte es geschafft. Was für ein Moment von Freiheit in ihrem bisherigen Leben. Natürlich war ihr schon bewusst, dass der Ernst des Lebens sie bald wieder einholen würde, aber musste das so schnell sein?

Als sie Selina auf WhatsApp über das Anschreiben informierte, kam die Antwort prompt: »Ich komme später bei dir vorbei. Nach der Arbeit gehe ich noch einkaufen. Bis gleich!«

***

Elena schaute ihre Freundin mit einem fragenden Blick an. Sie trank einen Schluck Cola und entnahm der Tüte eine Handvoll Paprika Chips. Schließlich sagte sie: »Was meinst du? Das hört sich doch alles vernünftig und seriös an, oder? Anscheinend handelt es sich um ein gut situiertes Ehepaar, das eine gewisse sexuelle Neigung hat. Sie suchen eine junge Frau, die noch nicht viele Erfahrungen in diesem Bereich besitzt. Das konnten sie aus meinem Profil ersehen. Ich hatte ja ›Neuling mit wenig realer SM-Erfahrung‹ angegeben. Sie wollen und suchen anscheinend eine Anfängerin und das nicht nur für ein kurzes Abenteuer. Ist doch alles ganz schön verrückt!«

Als Selina den Text zu Ende gelesen hatte, war diese sofort Feuer und Flamme. »Eine Auszeit für sechs Monate. Mann, was ist das denn für ein Angebot! Geiler geht’s ja nicht! Wenn du das nicht annimmst, packe ich sofort meinen Koffer und ab geht’s!«

Beide sahen sich lachend an.

»Aber im Ernst, Elena. Du fährst hin und siehst dir das Ehepaar an. Allein schon das birgt doch einen Kitzel in sich.«

Elena hatte von ihrer Freundin keine andere Antwort erwartet.

Selina sagte: »Die Entscheidung allerdings, ob du dir ein solches Abenteuer moralisch, seelisch und psychisch überhaupt zutraust, liegt allein bei dir. Das ist einfach zu persönlich. Das ist kein Spiel. Das geht schon tief unter die Haut. Du musst es wollen. Deine Instinkte, deine sexuellen Sehnsüchte, alles muss einfach passen. Aber wem sage ich das.«

Angeregt unterhielten sie sich noch viele Minuten.

»Aus den Altersangaben folgere ich, dass das Ehepaar viel Erfahrung auf diesem Gebiet hat«, sagte Elena. »Das erzeugt eine Neugierde bei mir. Ich kann das nicht leugnen.«

Selina spürte, dass es Elena ernst war, dass sie sich eingehend mit dem Angebot auseinandergesetzt hatte. Sie glaubte, ihre Freundin zu kennen. Zeitlich würde es absolut passen. Sollte Elena allen Ernstes diesen Weg gehen? Das Leben hält zwar immer Überraschungen bereit, aber hier ging es um viel mehr … Um Moral, Anstand und um eine ganz bestimmte sexuelle Neigung.

Jetzt nahm Selina die Chipstüte in die Hand und griff nochmals beherzt zu. Kauend sagte sie: »Wenn du das Angebot zum persönlichen Kennenlernen annimmst, dann fahr ohne jegliche Erwartungen zu dem Treffen, lass dich einfach überraschen. Natürlich muss mindestens eine Empathie für diese Frau und ihren Mann deinerseits vorhanden sein.« Sie nahm nochmals Chips. »Eines ist allerdings klar: Das Paar hat dich in einem SM-Portal angeschrieben. Die wollen dich nicht nur zum Kaffeekochen oder Bettenmachen. Ihrem Alter entsprechend, verfügen sie über Erfahrung, die du in diesem Bereich sicherlich noch nicht hast. Aus dem Anschreiben ist das eindeutig zu entnehmen … Genau das wollen sie. Maso ist nicht nur Augenverbinden oder Händefesseln, da klatscht schon mal ein Rohrstock knallhart auf deinen Arsch. SM ist ungemein facettenreich. Da kann es schon heftig zur Sache gehen. In einem Gespräch werden sie dir ihre Wünsche und Vorstellungen von Angesicht zu Angesicht sicher mitteilen. Versuch einfach, alles offen zu halten. Lass uns jetzt zusammen nochmals über SM reden und uns einige Filmchen im Internet ansehen. Vielleicht erledigt sich dann schon alles.«

Selina tippte ihre Idee in Google ein und sagte währenddessen: »Du musst dir einfach vollkommen im Klaren sein, auf was du dich da einlässt. Steh bitte mal auf, ich muss dich einfach kurz in den Arm nehmen. Das wühlt mich alles richtig auf.«

Beide umarmten sich, drückten sich innig.

Elena schenkte beiden etwas Cola nach, dann sahen sie sich angeregt die Videos an, unterhielten sich offen über das Gesehene. Elena musste zugeben, manches erregte sie mehr, als sie zugeben wollte, und ließ ein Kribbeln durch ihren Körper ziehen, anderes törnte sie aber total ab.

Skullfuck, Gagging, Spanking, Atemkontrolle, Bastonade, Tunnelspiele, Dirty Talk, Figging oder Rimming waren einige der Begriffe, von denen Elena nur wenige geläufig waren. Ihre bisherigen sexuellen Beziehungen hatten sie erfüllt und befriedigt. Auch mit Alex hatte sie ihren Spaß gehabt, auch wenn der letzte Kick dabei fehlte. In den Filmchen ging es deutlich zur Sache. Es ging knallhart um Sex, um Lust, um das Aufbrechen von Tabus.

Etwas ernüchtert, aufgrund ihres Wissensstandes über diese sexuellen Spielarten, lehnte sich Elena nachdenklich zurück. Selina schaute ihre Freundin mit ernstem Gesicht an und nahm nochmals einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas.

»Also mich macht das richtig geil!«, sagte Selina. »Schon der Gedanke, was da auf dich zukommt, ist so verrückt. Halt mich ja ständig auf dem Laufenden. Mann oh Mann! Wenn das keine spannenden Zeiten sind!«

»Jetzt mach aber mal langsam. Erst, wenn sie mir bestätigen, dass sie eine, wie in dem Video gesehen, Novizin suchen, eine Anfängerin in Sachen SM, denke ich weiter darüber nach. Das ist alles hochspannend, aber noch verrückter ist, dass ich mich tatsächlich darauf einlasse und es nicht ablehne. Ich kenne mich ja selbst nicht mehr.«

Der Besuch

Während der Fahrt im ICE in die dreihundert Kilometer entfernte Stadt am Rhein, hatte Elena Zeit, ihre Gedanken, ihre Erwartungen und ihre Ängste nochmals zu reflektieren.

Was waren ihre bisherigen Erfahrungen? In verspielter Form hatte sie schon einmal die Augen verbunden gehabt und ein paar feste Schläge mit der Hand auf ihren Allerwertesten bekommen. Auch ihre Titten, ihre Nippel wurden schon heftiger benutzt und ab und an mit Klammern versehen. Auch einen Sack hatte man ihr über den Kopf gestülpt, sie so einem Teil ihrer Sinne beraubt. Alles aber spielte sich innerhalb des normalen Sex’ ab. Es ging um Lust, um Ficken, nicht primär um Sado- oder Maso-Spielchen, geschweige denn, um eine Session mit klaren Ansagen, oder gar mit völlig Fremden.

Mehrfach hatte sich Elena hinterfragt, ob sie sich devot oder unterwürfig hingeben könnte? Sie war eine starke, selbstbewusste, mitten im Leben stehende Frau. War der Wunsch nach rangenommen werden ein deutliches Zeichen, sich sexuell benutzen zu lassen, sich mitnehmen zu lassen auf eine Reise ins Nirwana? War das eine schlummernde Sehnsucht in ihr, oder spielte sie sich gerade selbst etwas vor?

Da war noch vieles im Unklaren, aber ein Teil würde sich in den nächsten Stunden bei ihrem »Vorstellungsgespräch« klären. So oder so!

Mitreisende hier im Zug hatten sicherlich andere Sorgen. Schmunzelnd schaute Elena aus dem Zugfenster, blickte in die vorbeifliegende Landschaft. Allein wenn sie nur an die kommenden Gespräche dachte, ging ein Schauer durch ihren Körper. Sie änderte ihre Sitzposition. Das Ziel dieser Fahrt hatte es in sich. Sie war tatsächlich auf dem Weg zu diesem Ehepaar. Ihr wurde ein zeitlich begrenzter Job als Au Pair Mädchen angeboten. Diese Definition gefiel ihr. Unter diesem Oberbegriff würde sie es ihren Eltern verkaufen, das stand für sie fest.

In ihrer Tasche vibrierte das Handy. Selina wünschte ihr nochmals alles Liebe und Gute in der Fremde. Schmunzelnd nahm es Elena zur Kenntnis. Sie war nicht allein. Das war einfach ein gutes Gefühl. Ihre Freundin dachte an sie, drückte ihr die Daumen.

Der Zug verlangsamte die Fahrt.

***

Als Elena auf den Bahnsteig trat, spürte sie eine deutlich hochkommende Nervosität und Anspannung. Es hätte sie auch gewundert. In wenigen Minuten würde sie immerhin mehr über ihren Weg in naher Zukunft erfahren. Ihr erster Blick ging auf die Bahnhofsuhr. Der Zug hatte nur wenige Minuten Verspätung. Elena schaute sich um und lief dann in Richtung Bahnhofskiosk, dem vereinbarten Treffpunkt. Hier sollte sie abgeholt werden.

Nochmals wuschelte sie sich durch ihr Haar, richtete den Kragen ihrer weißen Bluse und fixierte gespannt die umstehenden Frauen.

Jemand tippte ihr auf die Schulter. »Elena?«

Leicht erschrocken drehte sie sich um und nickte.

»Ich bin Christina!« Die Frau streckte ihr freundlich lächelnd die Hand entgegen. »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind und dass Sie unser Angebot interessiert. Willkommen hier bei uns!«

Elena erwiderte die herzliche Begrüßung. Sofort löste sich ihre Anspannung. Vor ihr stand eine Frau, dezent, aber perfekt gestylt und geschminkt. Ihre schulterlangen, schwarzen Haare hatte sie mit rötlichen Strähnchen aufgepeppt. Ein ausgesprochen hübsches freundliches Gesicht mit lebendig leuchtenden Augen sah ihr entgegen. Eine interessante Frau. In ihrem dunkelblauen, eleganten Kostüm ordnete man sie sofort der Oberschicht zu. Diese Frau hatte Esprit. Elena hatte diesen Ausdruck noch nie gebraucht, aber hier schien er absolut angebracht. Im Profil hatte Christina ihr Alter mit Mitte vierzig angegeben. Wenn der erste Eindruck eine so gewichtige Aussage über eine Person zulässt, dann war hier alles stimmig. Erleichtert atmete Elena durch.

»Kommen Sie, mein Wagen steht auf dem Parkplatz gleich hier gegenüber. Gestatten Sie mir ein aufrichtiges Kompliment. Ich bin wirklich positiv überrascht. Sie sind eine bezaubernde junge Frau, und ich sage das nicht nur so dahin.«

»Danke!«, mehr fiel Elena dazu nicht ein. Etwas verlegen machte sie dieses Kompliment schon. Wichtig war etwas anderes: Beide konnten miteinander. Die Chemie passte. Das stand schon jetzt für Elena fest.

***

Der dunkelblaue Mercedes machte richtig was her. Das Interieur war vom Feinsten. Elena versank regelrecht in dem Ledersitz, der sich automatisch sofort ihrer Größe anpasste.

»Mein Mann sieht es nicht gern, wenn ich allein mit dem Wagen fahre. Ihm wäre es lieber, ich würde mich immer chauffieren lassen. Das ist aber etwas, was ich mir ab und an nicht nehmen lasse. Diese Wagen sind inzwischen vollgepackt mit Elektronik, da muss man einfach auf dem Laufenden bleiben, sonst steigt man eines Tages ein und muss zunächst die Anleitung lesen. Manches an Ausstattung und Elektronik ist schon übertrieben. Übrigens, dort oben im Penthouse, auf der linken Seite, dort ist der Arbeitsplatz meines Mannes.«

Elenas Blickrichtung ging kurz nach links.