Unnützes Wissen für Marvel-Nerds - Lino Wirag - E-Book

Unnützes Wissen für Marvel-Nerds E-Book

Lino Wirag

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  • Herausgeber: Riva
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Keine Frage: Marvel ist Kult. Seit Jahrzehnten begeistert der unverwechselbare Stil der Comics und Filme immer neue Generationen. Doch weshalb tauchen die X-Men eigentlich nicht in den Avengers-Filmen auf? Wieso schreibt sich Spider-Man mit Bindestrich, anders als Superman? Aus welchem Grund boykottierten 700 Kinos in Deutschland »Age of Ultron«? Und wie kam es dazu, dass einst Avengers-Sexspielzeug auf den Markt kam? Dieses Buch bietet erstaunliche Fakten, witzige Einblicke und absurde Anekdoten rund um die beliebten Superheld*innen und ihre finsteren Gegenspieler*innen. Ein höchst unterhaltsames Sammelsurium, in dem alle Fans gerne stöbern werden – so bunt und facettenreich wie das Marvel-Universum selbst.

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Seitenzahl: 194

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Stefan Mesch | Lino Wirag

UNNÜTZES WISSEN FÜR MARVEL NERDS

Stefan Mesch | Lino Wirag

UNNÜTZES WISSEN FÜR MARVEL NERDS

Spannende Fun Facts zu den legendären Comics, Filmen und deinen Lieblingsfiguren

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe

1. Auflage 2023

© 2023 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Philipp Bühler

Umschlaggestaltung: Manuela Amode

Umschlagabbildung: Shutterstock.com/Christos Georghiou, Yuravector, Kate Kalita

Abbildungen Innenteil: Shutterstock.com/Fourleaflover

Satz: feschart print- und webdesign, Michaela Röhler, Leopoldshöhe

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2530-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-2292-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2293-4

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Erste Hits

Das Marvel Cinematic Universe (MCU)

Die 40er

Für Spider-Nerds

Die 50er

Die Basics

Die Kreativen

Die 60er

Mehr als das MCU

Die 70er

Für X-Nerds

Die 80er

Das Ultimate Universe

Skandale

Die 90er

Vielfalt

Die 00er

Für Avengers-Nerds

Die 10er

Star Wars & Lizenzen

Die 20er

Super-nerdy

Buchtipps

Uff, Marvel!

Yeah, Marvel!

Wir haben viel gelernt aus

Über die Autoren

Viele Marvel-Filme sind für Menschen ab 12.

Grausamkeit, abwertende Sprache und sexualisierte Gewalt sind Teil der Marvel-Welt(en) – und darum auch hier im Buch ein Thema.

Wichtig: Auch vor Spoilern wird im Buch nicht gewarnt.

Die Marvel-Welt wird immer interessanter – je mehr man über die Figuren weiß.

Denn Wrestling, Seifenopern und Held*innen-Comics sind die drei großen Kunstformen, bei denen die meisten Fans deutlich öfter sagen »Ich liebe Figuren – und ihr Potenzial!« statt »Mich überzeugt vor allem der aktuelle Plot.« (Darum lernen und klauen Soaps, Comics und Wrestling auch so oft und gern voneinander!)

Für uns wäre es leicht, ein drei- oder viermal so dickes Marvel-Buch zu schreiben. Das wäre teurer (und belehrender). Darum zeigen wir – in aller Kürze – was wir spannend finden: an den Figuren, den Kreativen und an Marvels Versuchen, uns immer neu zu überraschen.

Viele Marvel-Comics erscheinen auf Deutsch bei Panini. Wir geben das Jahr an, in dem die Original-Comics in den USA zum ersten Mal erschienen sind.

Uns ist wichtig: Zeichner*innen tragen oft genauso viel oder mehr zu einem Comic bei wie Autor*innen. Im Buch kommen sie etwas zu kurz.

Erste Hits

Fast jede Sprechblase, fast jeder Satz in frühen Marvel-Comics endet mit einem Ausrufezeichen! Oft sind es sogar zwei!!

Marvel-Figuren zeigen Gefühle. Sie streiten schnell, sind überfordert und direkt, verunsichert und regen sich auf. Sie sind nervöser, leidenschaftlicher, menschlicher und moderner als fast alle Comic-Held*innen vor ihnen.

»Nov« steht auf dem Cover des Hefts, mit dem alles beginnt: Fantastic Four #1 (Text: Stan Lee, Zeichner: Jack Kirby). Schon ab August 1961 werden die 25 Seiten zum Hit – denn das »Cover Date« November ist nur gewählt, damit das Heft im Handel länger frisch und aktuell wirkt.

Für Heldin Susan Storm (Invisible Girl) nimmt Stan Lee seine Frau als Vorlage: die Britin Joan Boocock Lee. Auch Peter Parkers Uni-Freundin und erste große Liebe Gwen Stacy (ab 1965 in den Spider-Man-Comics) ist von Joan inspiriert.

Als einzige Frau im jeweiligen Team kämpft bei den Fantastic Four nur Sue Storm, bei den X-Men zuerst nur die Telepathin Jean Grey (Marvel Girl) und bei den Avengers die schrumpfende und fliegende Janet van Dyne (Wasp). Die Hexe Wanda Maximoff (Scarlet Witch) und die Sowjet-Agentin Natasha Romanoff (Black Widow) werden ab 1964 zunächst als Schurkinnen eingeführt.

1965 heiraten Dr. Reed Richards (Mister Fantastic) und Sue Storm. S.H.I.E.L.D.-Agent Nick Fury macht die Security, Tony Stark (Iron Man) ist VIP-Gast, auch die X-Men und viele Avengers feiern mit. Nur Stan Lee und Jack Kirby haben keine Einladung – und kommen darum nicht am Türsteher vorbei. Erzählt wird das in einem Sonderheft, wie es sich viele erfolgreiche Heftreihen einmal im Jahr leisten: Fantastic Four Annual #3, 1965.

2007 wiederholt sich die Hochzeits-Szene im Kinofilm Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer. Auch hier steht Stan Lee nicht auf der Gästeliste und muss gehen. Jack Kirby stirbt schon 1994, hatte aber schon 1979 – lange vor Stan Lees berühmten Cameo-Kurzauftritten – eine Mini-Rolle als Phantombild-Zeichner in der TV-Serie The Incredible Hulk (1978 bis 1982).

Sue kann sich selbst unsichtbar machen – und ihre Kleidung. Zuerst ist sie als tragische Figur geplant, die keine Kontrolle darüber hat und deshalb unsichtbar bleibt: Um gesehen zu werden, bräuchte sie Perücken und Gesichtsmasken. Um unentdeckt zu kämpfen, müsste sie nackt sein.

Sues Bruder Johnny (Human Torch) wird in zwei recht unbeliebten Filmen 2005 und 2007 von Chris Evans gespielt. Auf die Hauptrolle in Captain America (2011) hat Evans darum zuerst gar keine Lust. Doch 2022 – nach neun Auftritten als Steve Rogers (Cap) – erklärt Evans, er würde lieber neu als Johnny Storm ins Marvel Cinematic Universe zurückkehren, nicht als Steve.

Das Marvel Cinematic Universe (MCU) beginnt 2008 mit Iron Man – und bis heute sind Evans’ Auftritte als Johnny Storm nicht mit dem MCU verknüpft, gehören also nicht in den »Canon« der MCU-Erzählwelt.

»Kanonisch« sind alle Momente und Szenen, die offiziell »zählen«. Alles, was nie gezählt hat oder heute nicht mehr zählt, liegt außerhalb: »out of continuity«.

Canon in den Marvel-Comics ist: Johnny Storm (Human Torch) ist der engste Helden-Kollege von Peter Parker (Spider-Man); und kurz vor Weihnachten treffen sie sich jedes Jahr an der Freiheitsstatue, um Geschenke zu tauschen.

Die Freiheitsstatue steht auf Liberty Island: Es gibt am Ufer keine hohen Gebäude, von denen sich Peter an seinen Spinnenfäden die 300 Meter übers Wasser schwingen könnte. Als Fans das kritisieren, bessert Autor Dan Slott 2005 im Comic Spider-Man/Human Torch #5 den Canon nach: Johnny fragt Peter, wie er die Insel erreicht. Peter sagt, er kralle sich an Fähren, an Hubschrauber oder webe sich ein Floß aus Spinnenfäden.

Details aus alten Comics werden oft nachträglich erklärt oder geändert. Sues und Reeds Hochzeit ist weiterhin Canon. Nur kann das Fest nicht mehr im Jahr 1965 stattgefunden haben – sonst wären die Fantastic Four in aktuellen Heften über 80 Jahre alt.

Peter Parker ist in den Comics von 1962 etwa 15 Jahre alt und hat am 10. August Geburtstag. George W. Bush, Sally Field, Sylvester Stallone und Steven Spielberg sind 1946 geboren und damit eigentlich exakt in Peters Alter. In aktuellen Heften ist Peter aber höchstens Ende 20.

Sue Storm kann Kraftfelder um ihren Körper erzeugen, die das Licht auf eine Weise brechen, die sie unsichtbar macht. Doch weil Fans die Superkraft passiv und nutzlos finden, lernt sie ab Fantastic Four #22, die Kraftfelder auch als unsichtbare Mauern, Gefängnisse, Geschosse, fliegende Plattformen oder Löcher und Blockaden zu formen – im Extremfall auch in der Lunge oder im Gehirn von jeder Person in ihrer Nähe.

Superman, Batman und The Flash sind Figuren von Marvels Konkurrent DC Comics und haben 1938 (Superman) und 1939 ihre ersten Auftritte. 1940 folgen Captain America (bei Timely Comics, dem Marvel-Vorläufer), Wonder Woman und Aquaman (beide DC) – und dann 1961 bei Marvel die Fantastic Four, 1962 Hulk, Thor und Spider-Man, 1963 Iron Man, Doctor Strange und die X-Men, 1966 Black Panther, 1974 Wolverine. Recht junge Kultfiguren sind Deadpool (1991) und Harley Quinn (1992, DC).

Aufregend neu an den ersten Marvel-Comics ab 1961 ist, wie schnell und frech Szenen und fremde Figuren aus viel älteren Comics an aktuelle Hefte geknüpft und in den Canon geholt werden. Lange vor Johnny Storm trägt schon eine ganz andere brennende Figur den Namen »Human Torch«: der Roboter Jim Hammond (im Heft Marvel Comics #1, 1939 bei Timely Comics).

Marvel Comics #1 ist eine Comic-Anthologie: sieben kurze Geschichten zu sieben Figuren (alles Männer), die nicht miteinander verknüpft sind. Batman hat in Heft 27 der Anthologie Detective Comics Premiere; Spider-Man im letzten Heft einer Anthologie, über deren Aus schon entschieden ist und die trotz Spideys Erfolg dann nicht verlängert wird: Amazing Fantasy #15 (1962).

1934 heiratet Stan Lees Cousine Jean Davis einen Verleger von Groschenheften und (ab 1939) Comics: Martin Goodman. Stan Lee wird 1939 Assistent bei Goodmans Timely Comics – er ist erst 16 Jahre alt. Lees Karriere beginnt (wörtlich) mit Vetternwirtschaft.

Die Hochzeitsreise von Jean und Martin Goodman führt 1937 durch Europa. Zur Rückreise nach New York nehmen sie das Flugzeug, weil sie im Luftschiff, das sie eigentlich gebucht haben, nicht nebeneinandersitzen können. Bei der Landung in New Jersey fängt das Luftschiff Feuer: 35 von 97 Menschen an Bord der Hindenburg sterben.

Captain America soll zuerst »Super-American« heißen, um Fans von Superman anzusprechen.

Beim Namen »Spider-Man« besteht Stan Lee 1962 (21 Jahre nach Captain Americas Erfolg) auf dem Bindestrich – damit sich das Schriftbild vom Wort »Superman« unterscheidet.

Vorbild für erste Comic-Held*innen sind Sagen-, Roman- und Filmfiguren wie Herkules, Siegfried aus den Nibelungen, Robin Hood, Tarzan, Zorro, Meisterdiebe wie Fantomas und Diabolik, maskierte Pulp-Helden wie The Shadow sowie Gewichtheber beziehungsweise »Circus Strongmen«, die oft bunte Kostüme tragen und sich biblische Namen wie Samson und Goliath geben.

Erste Heldinnen sind fast immer weiß und blond. Der brünetten Jungle Goddess – ein Kino-Serial in 15 kurzen Episoden, 1922 – und der Neufassung Queen of the Jungle (1935) folgen Comics wie Sheena: Queen of the Jungle (1938) und Fantomah: Mystery Woman of the Jungle (1940, beide nicht von Timely/Marvel). Martin Goodman verlegt ab 1936 Erzählungen zum Tarzan-Abklatsch Ka-Zar, ab 1939 auch Ka-Zar-Comics. 1972 erscheinen bei Marvel fünf Hefte Shanna the She-Devil.

»Wann hat die erste Marvel-Figur ihren ersten Auftritt?« ist keine leichte Frage. Kauft der Verlag die Rechte an einer bestehenden Figur, darf sie in Comics gezeigt werden. Oft werden die Rechte aber nur für eine Weile lizensiert: Conan, Godzilla und die Transformers gehören zwar jahrelang offiziell zur Erde-616 – der Welt, in der die meisten Marvel-Comics spielen. Doch aktuell dürfen sie dort keine großen Auftritte haben, weil Marvel die Rechte abgab.

Ab 1961 entsteht das »Marvel-Universum« aus immer mehr parallelen Comic-Heftreihen, die zuerst alle zwei Monate erscheinen und deren Geschichten sich verknüpfen. Schnell werden auch Figuren aus alten Timely-Comics neu und weiter erzählt, in aktuelle Comics eingebunden und damit: kanonisch.

Darum startet Marvel 1961 – und andererseits bereits 1939. Erst mit Fantastic Four #1 (1961) wird »Marvel Comics« als Verlagsname auf Hefte gedruckt. Dabei arbeitet Stan Lee seit 1939 für die Comic-Reihen von Martin Goodmans Verlag Magazine Management Co. – Reihen, die zuerst als »Timely Comics« erscheinen, dann als »Atlas Comics«, und deren erstes Heft schon 1939 Marvel Comics #1 heißt.

Alles aus Heften vor 1961, das Marvel-Autor*innen interessant erscheint, darf nachträglich »zum Marvel-Universum« gehören – teilweise, soweit es denn gerade (halbwegs) passt und je nach Fall, Rechtslage und Figur.

Shanna und Ka-Zar heiraten 1983, im Heft Ka-Zar #29 – aber ein Mann aus Timely-Kurzgeschichten von 1936 und eine Frau aus Marvel-Comics ab 1972 … die 1983 im etwa selben Alter sind? Und über deren Hochzeit wir im Jahr 2023 sagen können: »Für die Figuren sind seit der Hochzeitsfeier, gezeigt in einem 40 Jahre alten Heft, etwa acht Jahre vergangen.«?

Komplex und paradox wird das, weil Marvel im Jahr 2023 auch immer wieder Comics veröffentlicht, die das Jahr 1983 erwähnen: Ein Comic 2023 kann zeigen, dass Shanna 1983 noch gar nicht geboren ist. Zugleich sind 2023 Rückblenden »zur Hochzeit damals« möglich, die eine Welt vor kaum acht Jahren zeigen: das Jahr 2015. In Rückblenden kann Ka-Zar ein Smartphone nutzen, das im Original-Comic von 1983 nicht vorkommt: Beides wäre kanonisch und kein Widerspruch.

Die Beatles geben in Strange Tales #130 (1964) ein Konzert: Johnny Storm und Ben Grimm (The Thing) laden ihre Freundinnen Doris und Alicia ein. Auch auf Sues Hochzeit 1965 feiern die Beatles mit.

Das MCU nennt oft konkrete Geburtsdaten, und bei allen Filmen und Serien ist recht klar, in welchen Jahren sie spielen. Die »Sliding Timeline« der Comics – alte Ereignisse rutschen mit der Zeit immer näher an die jeweilige Gegenwart – wird so vermieden.

Avengers: Endgame (2019) spielt im Oktober 2023. Bucky Barnes (Winter Soldier) ist im MCU 1917 geboren, Steve Rogers (Captain America) 1918, Carol Danvers (Captain Marvel) 1964, Peter Parker 2001, Kamala Khan (Ms. Marvel) 2008 oder 2009.

In keinem Comic nach 1941 und vor 1965 wird Ka-Zar erwähnt: 1941 hilft er noch Frankreichs Kolonialregime dabei, die U-Boote der Nazis an der Mündung des Kongo zu versenken. 1954 druckt der Verlag lieber Comics über Lo-Zar – einen neuen (weißen) Dschungel-Helden im Kongo. 1965 entdecken die X-Men dann am Südpol das versteckte tropische »Savage Land« (Wildes Land) voller Saurier und Mystik und finden dort einen blonden, Tarzan-haften Mann mit Säbelzahntiger: Ka-Zar.

Ka-Zar in Afrika heißt Danny Rand (geboren 1918): Das Flugzeug von Rands Eltern stürzt im Kongo ab, Rand wird vom Löwen Zar erzogen, »Ka-Zar« heißt »Sohn des Löwen«. Doch Ka-Zar am Südpol ist fast 30 Jahre jünger und heißt Kevin Plunder. Graf Plunder, ein britischer Forscher, wird von Affenwesen im Savage Land getötet, Säbelzahntiger Zabu rettet den Sohn, »Ka-Zar« heißt »Sohn des Tigers«.

Claire Voyant (Black Widow) ist 1940 die erste Comic-Heldin mit Kostüm und Doppel-Identität und (!) Superkräften: Die Hellseherin tötet in Satans Auftrag sündige und böse Menschen und schickt ihre Seelen in die Hölle.

The Vision (1940) heißt Aarkus und ist eine Art Polizist aus der Dimension »Smokeworld«. Von einem Forscher zur Erde geholt, kann er unter anderem fliegen, sich teleportieren und alles gefrieren lassen – aber nur, wenn Rauch in der Nähe ist.

1968 will Comic-Autor Roy Thomas, dass The Vision festes Team-Mitglied der Avengers wird. Stan Lee ist dagegen – also erfindet Thomas eine neue Figur: einen Androiden mit dem Namen Vision, der fast die gleichen Farben trägt. Er wird vom bösen Roboter Ultron erbaut, aus dem alten Körper des Androiden Jim Hammond (Human Torch).

Welche 40er-Jahre-Abenteuer der drei erfolgreichsten Timely-Helden (Captain America, Jim Hammond und Namor, Prinz aus Atlantis) sind in Marvel-Comics ab 1961 »wirklich passiert« und kanonisch? 1941, in Human Torch #5, kämpfen Hitler und Stalin um die Ukraine. Weil Namor es hasst, dass dabei viele Kriegsschiffe sinken und Namors Unterwasser-Reich verschmutzen, überflutet er Berlin – und als die USA sich einmischen, auch New York.

Weil Namors Fluten Ka-Zars Dschungel bedrohen, lässt Ka-Zar von Affen und Elefanten eine Arche bauen: Alle Tiere retten sich selbst. Heute ist kanonisch: Keine Geschichte aus Comics vor 1961 ist exakt so passiert. Doch viele Held*innen der 40er Jahre sind weiter Canon. Sogar ihre Comic-Hefte existieren im Marvel-Universum, auf Erde-616. Nur sind sie Propaganda der US-Regierung – und darum voller Übertreibungen.

Das Marvel Cinematic Universe (MCU)

Die Filme des MCU werden in zusammenhängenden »Phasen« veröffentlicht – die deutlich kürzer werden: Phase 1 dauert von Iron Man (2008) bis zum ersten Crossover-Film The Avengers (2012), Phase 2 von 2013 bis 15, Phase 3 von 2016 bis 19, Phase 4 nur noch von 2021 bis 22 (2020 ist Corona-Pause). Phase 5 läuft von Februar 2023 bis Herbst 2024. Phase 6 soll 2026 enden, mit dem vierzigsten MCU-Film.

Ab 2022 hat jeder Avenger aus The Avengers (2012) eine direkte Nachfolge- oder Alternativ-Figur: Jennifer Walters (She-Hulk statt Hulk), James Rhodes (War Machine statt Iron Man), Yelena Belova (White Widow statt Black Widow?) sowie Kate Bishop als Hawkeye, Jane Foster als Thor und Sam Wilson als Captain America.

Weil Comics viel mehr Männer als Frauen zeigen, ändert das MCU Männer aus den Comics manchmal in weibliche Versionen – Ghost in Ant-Man and the Wasp (2018), Mar-Vell in Captain Marvel (2019), Taskmaster in Black Widow (2021) oder Makkari, Ajak und Sprite in Eternals (2021). Auch Cosmo, die Weltraumhündin in Guardians of the Galaxy, ist in den Comics ein Rüde (anders als die reale Hündin Laika, 1957 an Bord von Sputnik 2).

Clint Barton (Hawkeye) nutzt in Comics ab 1983 ein fliegendes »Sky-Cycle«, das oft aussieht wie ein Schneemobil. An Neujahr 2023 wird Hawkeye-Darsteller Jeremy Renner von seiner eigenen, 6,5 Tonnen schweren Pistenraupe überrollt und bricht sich über 30 Knochen. Im April 2023 kann er, auf einen Stock gestützt, wieder gehen.

Zwei große (und zahllose kleine) Rollen im MCU nutzen superstarke Arm- und Handprothesen: Bucky Barnes (Winter Soldier) und Mercedes »Misty« Knight (aus Luke Cage, kürzer auch in Defenders). Weil Darth Vater im zweiten Star Wars-Film (1980) Lukes Hand abtrennt, zeigen auch alle sechs MCU-Filme der Phase 2, wie jemand einen Arm oder eine Hand verliert. Bei Yellowjacket in Ant-Man (2015) ›zer-schrumpfen‹ erst die Hände, dann der Rest des Schurken.

Ein alternatives Ende, das für Avengers: Age of Ultron (2015) gedreht wird, zeigt, dass Pietro Maximoff (Quicksilver) überraschend überlebt hat. In einem neuen Outfit steht er als Mitglied der Avengers neben seiner Schwester Wanda. Wie wäre Wandas Geschichte um Trauma und Verlust (in WandaVision und Doctor Strange 2) verlaufen, hätte sich Marvel Studios für dieses Ende entschieden?

Ab Green Lantern (2011) haben viele DC-Filme Stinger (zu Deutsch: Stacheln oder Stiche): kurze Szenen, die oft nach dem – oder mitten im – Abspann zu sehen sind. Im MCU hat jeder Film außer Avengers: Endgame (2019) einen oder mehrere Stinger. Die bisher meisten – fünf! – zeigt Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017).

Im Stinger von The Avengers (2012) isst Captain America als Einziger keinen Bissen seines Schawarmas: Chris Evans trägt eine Gesichtsprothese – um den Bart zu verdecken, den er für seine Rolle in Snowpiercer (2013) behalten muss. Weil die Prothese recht auffällig ist, hält er sich zusätzlich die Hand vors Gesicht.

Captain America: The Winter Soldier (2014) kommt im deutschsprachigen Raum als The Return of the First Avenger ins Kino. Nachfolger Captain America: Civil War (2016) läuft als The First Avenger: Civil War. Teil 1 darf 2011 den Originaltitel noch behalten (Captain America: The First Avenger), wird aber in Südkorea, Russland und der Ukraine nur als The First Avenger veröffentlicht – aus Angst, dass »Captain America« vor Ort als hurrapatriotisch und kulturimperialistisch empfunden wird.

Drehbuchautor Eric Pearson bemerkt am Set von Black Widow (2021), wie sich Florence Pugh über die »lächerlichen« Kampfposen lustig macht, die Scarlett Johansson im MCU oft einnehmen muss. Darum nimmt er mehrere neue Momente ins Drehbuch auf, in denen Yelena (Pugh) Natasha (Johansson) wegen ihres – angeblich absichtlichen – Posierens verspottet.

In der Internet Movie Database (IMDb) sind Thor: Love and Thunder (2022) und Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023) die MCU-Filme, die aktuell von Nutzer*innen am schlechtesten bewertet werden. Bei Marvel-Serien haben, so das Portal Metacritic, aktuell Inhumans und Iron Fist (beide 2017) sowie Helstrom (2020) die schlechtesten Presse-Kritiken.

Die besten MCU-Filme laut IMDb sind zurzeit Avengers: Infinity War (2018) und Avengers: Endgame (2019). Beide spielen über 2 Milliarden Dollar ein und sind damit zugleich die bisher erfolgreichsten MCU-Filme. Die Presse lobt – laut Metacritic – die MCU-Serien Legion (2017), WandaVision (2021), Jessica Jones (2015) sowie die Doku-Reihe Marvel’s 616 (2021).

Fünf Kurzfilme aus dem MCU (Marvel One-Shots, 2011 bis 2014) zeigen in drei bis fünfzehn Minuten vor allem S.H.I.E.L.D.-Figuren wie Phil Coulson oder Peggy Carter beim Meistern kleiner Krisen. In All Hail the King (2014) streichelt ein Mithäftling Aldrich Killians Nacken: Killians »Not here, baby« (»Nicht hier« vor der Kamera, »Schatz«) gilt als erster direkt queerer Moment im MCU.

Wer sich eine Beziehung (Relationship) zwischen Figuren wünscht, findet online Fan-Art und Fanfiction via Shipping-Hashtags wie #Shuriri (Shuri und Riri), #FitzSimmons (Fitz und Simmons), #PepperOny (Pepper und Tony), #DrPepper (Pepper und Bruce), #IronHusbands (James Rhodes und Tony) und – am populärsten – #Stucky (Steve und Bucky). Brie Larson und Tessa Thompson mögen die Idee, dass ihre Figuren ein Paar werden: #ValCarol (Valkyrie und Captain Marvel). Sonys Film Venom hat 2018 auch durch den Hashtag #Symbrock (Eddie Brock und der Venom-Symbiont) online viel Resonanz.

Shang-Chi (2021) ist der erste MCU-Film mit großteils asiatischer Besetzung und einer asiatischen Figur als großer Haupt- und Titelrolle. Etwa ein Viertel der Dialoge wird auf Mandarin gesprochen und fürs Publikum untertitelt. Der erste Satz auf Englisch (oder Deutsch) fällt nach etwa zehn Minuten.

In Shang-Chi sorgt Morris für lustige Szenen: ein Flausch-Wesen mit sechs Beinen und vier Flügeln, das auf Hundun basiert – einem Gott des Ursprungs und des ungeformten Chaos’, so vorzeitlich, dass er noch keine Körperöffnungen (und kein Gesicht) hat. Regisseur Destin Daniel Cretton und Drehbuchautor Dave Callaham sind anfangs unsicher, ob es die Figur in den fertigen Film schafft … und schließen eine Wette ab. Als Morris (benannt nach Crettons Hund) bleibt, muss sich Callaham ein Morris-Tattoo stechen lassen.

Spider-Man: No Way Home (2021) darf nur in chinesische Kinos, wenn die Freiheitsstatue nicht gezeigt wird. Die Statue bekommt im Film eine Ergänzung (Captain Americas Schild) und ist als Handlungsort so präsent, dass Sony sich weigert, sie für die chinesische Fassung digital zu entfernen.

Zwischen September 2019 und Januar 2023 erlaubt China den Kinostart keines einzigen MCU-Films: Black Widow, No Way Home, Eternals, Shang-Chi, Doctor Strange 2 und Thor: Love and Thunder werden von den chinesischen Behörden gesperrt. Weitere Gründe nennt China nicht. Eternals-Regisseurin Chloé Zhao hat China 2013 in einem Interview kritisiert. Saudi-Arabien und Ägypten verbieten Doctor Strange 2, weil Heldin America Chavez mit zwei Müttern aufwächst.

Seit 1999 liegen die Rechte an Spider-Man (und Figuren wie Venom und Carnage) bei Sony: Spidey darf zwar ab 2016 im MCU auftreten – doch jeweils nur in Absprache mit Sony. 1993 bis 2019 liegen die Rechte an den X-Men (und damit auch an Wolverine und anderen Mutant*innen) bei Fox. Doch weil Scarlet Witch Mutantin ist, aber aus Avengers-Comics stammt und nicht aus X-Men, teilen sich Fox und Marvel die Rechte.

Erst seit Ms. Marvel (2022) fällt das Wort »Mutant*in« im MCU. Davor werden Figuren oft nur »gifted« (begabt) genannt. Auch alle Marvel-Comics zeigen statt der X-Men von 2013 bis 2017 so oft wie möglich die Inhumans – denn erst 2019 übernimmt Disney Fox und hat damit die Filmrechte an den X-Men und am Begriff »Mutant*in« zurück.

Die Rechte an Fantastic Four gehen 1986 an die deutsche Constantin Film, von dort 2004 an Fox und sind seit 2019 zurück bei Marvel/Disney. Lionsgate hat 2004 bis 2010 die Rechte an Punisher und an Man-Thing (ein Film von 2005 erhält vernichtende Kritiken). Sony und Disney teilen sich die Rechte für die Figur Kingpin. Fox und Disney teilen sich (bis 2019) die Skrulls. Und weil Universal noch heute die Vertriebsrechte für neue Filme mit Hulk in der Titelrolle hat, gibt es seit 2008 keinen (Solo-)Film über die Figur: Disney müsste zu viel Gewinn abgeben.

Erst ab Phase 4 können Schauspieler*innen im MCU etwas flexibler entscheiden, in welchen Filmen und Serien sie dabei sein wollen: 2009 muss Samuel L. Jackson noch für neun Filme im Voraus fest zusagen. 2010 soll Chris Evans für zehn Filme unterschreiben, will aber fürs erste nur sechs. Stars wie Joaquin Phoenix haben darum MCU-Rollen abgelehnt.

Disneys Filmverleih will 53 Prozent der Einnahmen aus jedem Kinoticket, das für Avengers: Age of Ultron (2015) verkauft wird. Das ist so viel, dass 686 Kinos (»in 193 Orten Deutschlands«) den Film boykottieren – denn zuvor hat Disney immer 48 Prozent verlangt.

2021 wehrt sich Scarlett Johansson gegen Disneys Corona-Vorsichtsmaßnahme, Black Widow