Unnützes Wissen über Manga und Anime - Jasmin Dose - E-Book

Unnützes Wissen über Manga und Anime E-Book

Jasmin Dose

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Beschreibung

Comics und Zeichentrickfilme sind aus der japanischen Popkultur kaum wegzudenken und liegen auch hierzulande voll im Trend. Sie faszinieren eine riesige Fangemeinde – und das nicht erst seit dem weltweiten Erfolg von Kultserien wie »Pokémon« und »One Piece«. Von den Anfängen des Manga in Japan bis zu den größten Anime-Hits hält »Unnützes Wissen über Manga und Anime« die unglaublichsten Fakten, Geschichten und Anekdoten rund um die spannendsten Charaktere, Filme und Serien bereit. Warum war »Sailor Moon« bis 1998 in Südkorea zensiert? Warum haben Manga-Figuren fünf Finger, doch westliche Trickfiguren häufig nur vier? Und was haben der Igel Sonic, der »Dragon Ball«-Held Son Goku und Naruto gemeinsam? Ein Muss für Otaku und alle, die mehr über die Manga- und Anime-Kultur erfahren wollen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 188

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.deabrufbar.

Für Fragen und [email protected]

Originalausgabe

1. Auflage 2024

© 2024 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 MünchenTel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Umschlaggestaltung: Sabrina Pronold

Umschlagabbildung und Abbildungen Innenteil: AdobeStock/alexmu, warmtail, ken, ろじねこ, Chorna_L

Satz: feschart print- und webdesign, Michaela Röhler, Leopoldshöhe

Ebook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2764-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-2539-3

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2540-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

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Inhalt

Vorab

Weltweit geliebt

Anime-Hits

Ab 1945

Manga für Kinder

Die 50er

Die Basics

Die Kreativen

Die 60er

Anime im TV

Die 70er

Manga für alle (all ages)

Die 80er

Skandale

Die 90er

Vielfalt

Die 00er

Manga für ­Erwachsene

Die 10er

Deutschland in Manga & Anime

Die 20er

Ghibli-Fakten

Vor 1945

Empfehlungen

Uff, Manga!

Yeah, Manga!

Wir haben viel ­gelernt aus

Über die ­Autorin und die Autoren

Vorab

Es gibt Katzen-Manga. Zombie-Manga. Zombie-Katzen-Manga.

Anime zeigen Welten, Figuren, Farben, Bewegungen – und können in jeder Sekunde neu entscheiden, wie realistisch oder wie fremd. Wie genau oder wie abstrakt.

Weil Englisch viel gelehrt wird, nennen wir bei Manga und Anime, die noch keinen deutschen Titel haben, englische Titel – nur selten japanische. Um zu markieren, dass mit »Schwarz« kein Hautton beschrieben wird, sondern eine Identität, schreiben wir Schwarz groß.

Grausamkeit, abwertende Sprache und sexualisierte Gewalt sind Teil vieler Manga – und darum auch hier im Buch ein Thema. Tod und Suizid werden in fast jedem Kapitel erwähnt.

Fakten sind sachlich und neutral. Doch ihre Auswahl ist immer subjektiv. Wir wollen zeigen, was uns begeistert, beschäftigt oder enttäuscht: »Fun Facts« und Meinung, Empfehlungen und Streitfälle.

Wichtig: Auch vor Spoilern wird im Buch nicht gewarnt.

Manga sind in Deutschland erfolgreicher als Fantasy- und Science-Fiction-Bücher.

»Meine Tochter ist blass vor Sorge«, klagt Malikkas Vater im Manga ­Buddha (8 Bände ab 1972). »Blass?«, ruft ein Diener. »Sie meinen weiß: Farbdruck können wir uns nicht leisten.«

Zwei Nazis lauern 1940 im Gebüsch – mit einer Fotokamera, denn ein Kumpan spricht freundlich zu einer Jüdin auf einer Parkbank (Adolf, 5 Bände ab 1983). »Was reden die?« Aber da hilft kein Foto: »Sprechblasen werden doch nicht mit-fotografiert!«

Pro Jahr erscheinen etwa 300 japanische Trickserien und -filme (Anime). Japanische Comics (Manga) machen pro Jahr zwölf Milliarden Euro Umsatz, Anime 30 Milliarden (2023, weltweit).

1995 werden in Japan mehr Manga-Magazine und -Sammelbände verkauft als je zuvor. Seitdem sinken die Verkäufe. Trotzdem ist der Profit 2023 fast doppelt so hoch – vor allem durch Manga-Apps: Japans Comicverlage machen aktuell 70 Prozent des Gewinns mit digitalen Angeboten.

Pirat*innen werden so oft mit Augenklappe, Papagei, Holzbein und Haken-statt-Hand gezeigt, dass der erfolgreichste Manga (One Piece, seit 1997) den Figuren meist ganz andere, originelle Merkmale gibt. Weil Oda Eiichirō (der Mangaka: Autor und Zeichner) 2007 sagt, jemand mit Augenklappe kommt »in den finalen Szenen« vor, achten Fans darauf, wer sich am Auge verletzt.

»Hancock« ist ein britischer Nachname. Boa Hancock aus One Piece nutzt eine Boa-Schlange als Thron und als Schwert, doch »Hancock« ist Boas Vorname. Auch bei Eustass Kid, Edward Newgate und Trafalgar Law steht, wie in Japan üblich, der Familienname vorne. Wir nennen hier im Text japanische Kreative in japanischer Reihenfolge (Miyazaki Hayao) – doch alle anderen (Ariana Grande) sowie Figuren (Violet Evergarden) nicht.

Pokémon, Godzilla, Mario und Sonic. Hello Kitty, Biene Maja, Wickie und die Transformers. Power Rangers, Tamagotchi, Zelda und Final Fantasy: Viele Figuren gehören zur japanischen Comic- und Trickfilm-Kultur, weil sie dort entstanden sind – oder dort neu erzählt werden.

1971 reist Miyazaki Hayao nach Schweden, damit Autorin Astrid Lindgren grünes Licht für eine Pippi Langstrumpf-Trickserie gibt. Lindgren lehnt ab – wohl auch, weil eine befreundete Autorin (Tove Jansson, Die Mumins) die japanische Mumins-Trickserie (65 Folgen ab 1969) brutal und plump findet.

Sollen Kinder in den USA fünf Heldinnen aus Japan sehen – im Sailor Moon-Anime, 1992? Nein, glaubt der US-Sender Fox. Darum wird Sailor Moon weiß, Sailor Mars zur US-Asiatin, Sailor Venus wird Latina, Sailor Jupiter Schwarz, Sailor Merkur nutzt einen Rollstuhl. Das US-Remake (1993) mischt Trickfilm-Kämpfe und gefilmte Szenen mit US-Schauspielerinnen. Es bleibt bei einer halben Testfolge, nie gesendet. Ins US-TV (und auch ins deutsche, ins ZDF) kommt Sailor Moon erst Ende 1995.

Der Profit von Pokémon, seit 1996: 80 Milliarden Euro weltweit. Die zweit-erfolgreichste Erzählwelt ist Star Wars – mit 40 Milliarden Euro seit 1977.

Die US-Sängerin Ariana Grande hat über 60 Tattoos. Zwei der größten sind die junge Chihiro aus Chihiros Reise ins Zauberland (2001) und Evoli aus Pokémon, beide am rechten Arm – gestochen 2018 und 2019. Julian Brandt spielt 2023 bei Borussia Dortmund: Er liebt One Piece und macht, als er ein Tor schießt, eine Hand-Geste von Trafalgar Law.

Der britische Schauspieler Daniel Radcliffe mag Anime; auch viele im Westen weniger bekannte Serien wie Initial D, über Straßenrennen. John Boyega mag Shōnen-Anime (für Jungs, darunter Naruto und Hunter x Hunter). Will Smith, Tobey Maguire und Keanu Reeves loben in den Nullerjahren einige Science-Fiction-Anime, die sie gern in den USA neu verfilmen würden.

Nintendo verdient an Super Mario weltweit acht Milliarden Euro – seit 1981. Der Fantasy-Manga Demon Slayer (23 Bände, dazu eine Anime-­Serie und -Filme) schafft denselben Profit seit 2016, in Rekordzeit. Demon ­Slayer: Mugen Train ist der weltweit erfolgreichste Film 2020.

Die russische Eisläuferin Evgenia Medvedeva tritt mit 16 bei Kunstlauf-Wettbewerben im Sailor-Moon-Kostüm an (2016, 17). US-Rapperin Megan Thee Stallion ist Anime-Fan und -Expertin. Sie zeigt Fingernägel mit Demon Slayer-Motiven, schminkt und kleidet sich (Cosplay) wie Figuren aus Jujutsu Kaisen (26+ Bände ab 2018) und JoJos Bizarre Adventure (134+ Bände ab 1987). Ihr Song und Musikvideo Boa (2024) feiert Boa Hancock.

Krillin ist ein Mensch – stark, aber ohne Auffälligkeiten. Bakterian stinkt extrem und furzt Gegner*innen gern ins Gesicht, bis sie ohnmächtig werden. Bei einem Turnier hat Krillin keine Chance – bis Son Goku auffällt: Krillin hat keine Nase, und kann wohl eh nichts riechen! Krillin (damals 13) ist überrascht, freut sich und gewinnt den Kampf (Kapitel 36 von Dragon Ball: 42 Bände ab 1984).

Son Goku ist ein Außerirdischer (Saiyajin). Sein schwarzes Haar steht in viele Richtungen ab. Im Videospiel Sonic 2 (Ende 1992) wird der blaue Igel Sonic zu Super Sonic – die Stacheln sind jetzt goldblond und stehen stärker nach oben. Das Vorbild? Ab Mitte 1991 wird Goku zum Super-­Saiyajin: mit goldblondem Haar, das stärker nach oben steht und sich besser, schneller zeichnen lässt.

Kurz trägt Naruto (72 Bände ab 1999) eine Schutzbrille auf der Stirn – die aber so viel Mühe beim Zeichnen macht, dass sie bald durch ein Stirnband ersetzt wird. Weil der Mangaka Son Goku mag, hat Naruto ähnliches Haar. Und Naruto »ist blond und blauäugig, damit er in einer Verfilmung von jedem Kinderschauspieler in den USA gespielt werden kann.«

Slump heißt »Durchhänger« oder »Sich-Hängen-Lassen«: Toriyama Akira (1955 bis 2024) ist Langschläfer – doch muss als Illustrator für eine Werbeagentur früh raus. Darum wird er 1979 Vollzeit-Mangaka (und bald auch Figuren-Designer für Games wie Dragon Quest). 18 Bände Dr. Slump zeigen ab 1980 Arale, ein Roboter-Mädchen mit Sehschwäche. »Sie hat keine Nasenlöcher«, merkt Kellnerin Aoi. »Du doch auch nicht«, motzt Arales Erbauer: »Wir sind nunmal in einem Manga!«

Arales Auftritt soll nach Kapitel 1 (15 Seiten) enden. Doch weil Heldinnen so selten sind im Jungs-Magazin Shōnen Jump (seit 1968; das erfolgreichste wöchentliche Manga-Magazin), weil Fans mit Brille die bebrillte Arale lieben und, weil Toriyamas Jump-Redakteur Arale interessanter findet als ihren Erfinder, wird sie die Hauptfigur.

War Sonic Vorbild für Ideen in Dr. Slump und Dragon Ball? Nein. Ein Dr. Slump-Manga ab 1993 (nicht von Toriyama gezeichnet) zeigt Sonic und Arale kurz beim Wettlauf (sie gewinnt); und wie der Fuchs Tails zu Sonic aufschaut, ist inspiriert von Son Gohan und Piccolo in Dragon Ball. Die ­Sonic-Titelgrafik (1991) kopiert das Intro der Dr. Slump-Anime-Serie (243 Folgen ab 1981), und wie Arale im Tanuki-Kostüm rennt, wird Vorlage für Marios Tanuki-Look in Super Mario Bros. 3 (1988).

Der Kopf von Hello Kitty ist größer als ihr Körper. Weil der Game-Designer Miyamoto Shigeru nur 16 mal 16 Pixel hat, um eine Figur zu zeigen, hat Jumpman – in Donkey Kong 1981; ab 1985 heißt die Figur dann Mario – den Körperbau von Hello Kitty. Auch Arale passt in enge Comic-Bildkästen (Panels) besser, je ovaler und gestauchter man sie zeichnet (putzig gequetscht: super-deformed, SD).

Hikaru ist 16, verschwindet in den Bergen und kommt freundlicher zurück. Im verstörend gefühlvollen Horror-Manga Der Sommer, in dem Hikaru starb (5+ Bände ab 2021) fragt sich ein schüchterner Schüler: Liebe ich ­Hikaru? Was für ein Wesen bewohnt und steuert Hikarus toten Körper? Soll ich ihn outen, um das Dorf zu schützen? Oder können wir Freunde sein?

Nanas Tochter wird im Vorschulalter krank und stirbt – doch steht plötzlich vor ihr. Im Wohlfühl-Manga False Child (4 Bände ab 2022) will ein Tanuki ein Ehepaar zum Weinen bringen und tut, als sei er ihr totes Kind. Echte Tanuki erinnern an Waschbären. Magische Tanuki spielen in Japans Märchen oft Verwandlungs-Streiche. False Child und Der Sommer, in dem Hikaru starb teilen dieselbe Prämisse (Grundidee). Sie haben ganz andere Zeichenstile – aber eine warme, überraschend ähnliche Erzählstimmung.

Dieselbe Grundidee läuft in ganz neue Richtungen. Aus einer Prämisse wachsen jeweils andere Plots. Hinter Bildwelten und Zeichenstilen, die kaum etwas gemeinsam haben, zeigt sich dieselbe Stimmung. Leichtes wird plötzlich schwer, Schweres wird überraschend leicht: Ob Manga Lust machen aufs Lesen, entscheidet die Prämisse. Doch welche Manga dich persönlich noch auf Seite 1000 fesseln und berühren, entscheidet diese Erzählstimmung: der (für Fans aus dem Westen oft ungewohnte, widersprüchliche) Blick und Tonfall.

Die Schülerin Bella trifft eine stolze, ländliche Vampirfamilie (und Werwolf-Clans). Sie selbst bleibt passiv-mütterlich: Vier Twilight-Jugendbücher (USA, 2006 bis 2009) ernten viel Wut und Spott für ihr frommes Frauenbild. The Wolf’s Daughter (3+ Bände seit 2022) nutzt die Twilight-Stimmung und ändert die Prämisse nur recht wenig. Ein ländlicher, stolzer Werwolf-Clan mit Weingut sagt Schülerin Tsukina: »Du bist Wölfin!« Noch auf Seite 600 ist faszinierend unklar: Bleibt sie ein Spielball, verknallt wie Bella? Was will Kodama Yuki, eine feministische Mangaka, hier Twilight antworten und entgegen setzen?

Nur eine einzige, letzte Person überlebt das Spiel: Die Grundidee zur südkoreanischen TV-Serie Squid Game (2021) hat Autor Hwang Dong-hyuk, als er in einem Manga-Café (in Korea: Manhwabang) 2008 Reihen wie Battle Royale (Roman von 1999), Liar Game (19 Bände ab 2005) und ­Gambling Apocalypse (91+ Bände seit 1996) liest. Viele Ideen und Aspekte aus Squid Game sind in Manga schon lange beliebt und erprobt (oder bereits ein Klischee).

Arale muss nie aufs Klo – darum ist sie fasziniert von Kot. Ein Kot-Kringel mit lachendem Gesicht aus Dr. Slump wird ab 1997 eines der beliebtesten Emoji. Einheitlich werden die Symbole erst 2008: weil das erste iPhone (2007) keine Emoji anzeigt und in Japan kein Erfolg wird. Dort sagen Paare und Cliquen: »Beim Chatten müssen wir dieselben Emoji sehen – darum bleiben wir den Handys einer Firma treu!«

Alle lieben Höschen und Unterwäsche, glaubt ein respektloser Greis in Ranma ½ (36 Bände ab 1987) und tauft ein Baby Pantyhose (Feinstrumpfhose) Taro. Auch Bulma und ihre Kinder Trunks und Bra (BH) in Dragon Ball sind nach Wäsche benannt. Panty & Stocking with Garterbelt (13 Folgen, 2010) zeigt zwei Engel und einen Priester namens, übersetzt: Schlüpfer, Strumpfhose, Strapse.

»Two-Piece«-Bademode braucht ein Oberteil und eine Hose. »One Piece« sind Einteiler. Im Manga selbst meint »One Piece«: Die einmalige Beute von Pirat Gol D. Roger ist nicht geteilt, sondern in einem Stück, als Gesamtes versteckt.

18 neue Seiten pro Woche, fünf Jahre am Stück: Das ist 1997 der Plan für One Piece (bis 2024: 1130+ Kapitel, 1110+ Anime-Folgen, 15 Kinofilme und eine Realverfilmung mit minimal zwei Staffeln). Genug Kapitel für zwei Sammelbände: Das ist 1994 der Plan für Detektiv Conan (105+ Bände mit 1125+ Kapiteln, 1130+ Anime-Folgen, 27 Filme, dazu ein J-Drama: eine Realverfilmung im japanischen TV, 13 Folgen).

Die meisten Texte werden aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Dann kommt Japanisch – vor Französisch! »Zwei von drei verkauften ­Comics in Deutschland gehören mittlerweile zur Sparte Manga«, meldet der Hessische Rundfunk 2023. Und Manga-Lektor Michael Cheng ­(Egmont) feiert im BuchMarkt: Seit 2020 sind Manga-Verkäufe »an der Warengruppe ›Science Fiction/Fantasy‹ vorbeigezogen und von der Größe her vergleichbar mit den Reiseführern«.

Ōtani Ikue ist die japanische Stimme (Seiyū) von Pikachu – seit Mitte von Staffel 1 auch auf Deutsch. In Pokémon Horizonte (2023) spricht sie neben Pikachu auch die menschliche Rolle der Coralia. Die Schurkin sieht ein Pikachu, und befiehlt ihrem Eis-Pokémon die Attacke »Finale«. Es soll sich selbst sprengen, um Pikachu auszuschalten.

Die Titel klingen schlimm: Cannon God Exaxxion (7 Bände ab 1998), RahXephon (26 Folgen, 2002), Genesis of Aquarion (26 Folgen, 2005). Wird der Klassiker Neon Genesis Evangelion (26 Folgen, 1995) extra-plump und extra-oft kopiert? Nein. Nach jedem Anime- und Manga-Erfolg wird jede Prämisse in Varianten neu erzählt. Gern mit extra-ähnlichem Titel. Doch oft genug mit einem Twist oder in überraschender, neuer Stimmung.

Der Kampfroboter (Mecha) in Darling in the FranXX (24 Folgen, 2018) heißt FranXX und wird von Duos gesteuert. Tengen Toppa Gurren Lagann (27 Folgen) wird 2007 bei Gainax animiert (dem Eva-Produktionsstudio). Das Studio Sunrise hilft bei der US-Trickserie Batman (ab 1992) – darum hat der Mecha-Krimi The Big O (28 Folgen ab 1999) Szenen wie aus ­Gotham City, mit Figuren wie Butler Alfred.

Chroniken, Stammbäume, Link- und Empfehlungslisten online zeigen Hunderte Verknüpfungen und Traditionslinien zwischen verschiedenen Anime und Manga. Der Eva-Vorspann lernt aus dem Vorspann der Gainax-Serie Die Macht des Zaubersteins (39 Folgen ab 1990) und der britischen Serie UFO (26 Folgen ab 1970), der Titel Neon Genesis Evangelion baut auf Space Runaway Ideon (39 Folgen, 1980) und Genesis Climber MOSPEADA (25 Folgen, 1983).

Besonders an Heldin Mikasa Ackermann in Attack on Titan (34 Bände ab 2010, 94 Folgen ab 2013): Sie hat Waschbrett-Bauchmuskeln, weil der Mangaka Mixed Martial Arts mag und Mikasa wie eine MMA-Sportlerin zeichnet. Mikasas Name ist ein Verweis: Das Schlachtschiff Mikasa hilft Japan im russisch-­japanischen Krieg 1904/05 zum Sieg. Fast jede Eva-Figur hat ein Kriegsschiff als Nachnamen – die meisten sinken vor 1945. Ikari, der Nachname von Hauptfigur Shinji, heißt »Anker«.

Ganz alleine 25 Minuten Anime schreiben, zeichnen, animieren? Respekt. In Voices of a Distant Star (2002) schickt Mikaku (16) Kurznachrichten an ihren Freund auf der Erde: Sie soll als Mecha-Pilotin Aliens stoppen, der Flug durchs All dauert Jahre. Mit aufwändigen Hintergründen und gehemmten Teenagern wird Shinkai Makoto, geboren 1973, zum erfolgreichsten Animator nach Miyazaki. Sein Film Your Name (von 2016: spannend und ergreifend) spielt in Japan etwa 150 Millionen Euro ein, und weltweit weitere 200 Millionen.

2013 führen Frauen Regie bei 16 Anime (von 150) – davor liegt die Zahl fast immer unter zehn. Als Regisseurin gefragt sind Yamada Naoko (A Silent Voice, 2016), Utsumi Hiroko (Sk8 the Infinity, 2021), Okada Mari (Maquia, 2018), Ishizuka Atsuko (A Place further than the Universe, 2018) sowie ­Yamamoto Sayo (leider keine großen Aufträge mehr seit 2017: Yuri!! on Ice und 13 grandiose Folgen Lupin III.: The Woman Called Fujiko Mine, 2012).

»Der Name ist Takagi«, sagt Schauspieler Takagi Wataru im Tonstudio, als er für Detektiv Conan einen Ermittler spricht, der nur am Rand vorkommt. Ursprünglich als namenlose Figur angedacht, wird die Rolle so beliebt, dass sie bald auch im Manga auftritt – benannt nach ihrem Sprecher: ­Inspektor Wataru Takagi.

Der Erklär-Manga Satoshi Tajiri, the Man who created Pokémon (2018) zeigt kindgerecht, wie auch beim Games-Entwickeln Yūjō (Freundschaft), ­Doryoku (Anstrengung, Durchhalten) und Shōri (Sieg) zählen – die Grundwerte für Jungs-Manga bei Shōnen Jump. Pikachus Trainer heißt Satoshi, ohne Nachname. Im Westen heißt er Ash Ketchum (nach »Schnapp sie dir alle – gotta catch ‘em all«), damit die Silben aufs Mundbild von »Satoshi« passen. US-Trickserien wie Die Simpsons lassen Gaststars improvisieren: Dort wird der Mund erst nach dem Einsprechen animiert. Doch beim Vertonen von Anime sind die Münder meist schon fertig animiert.

Die jüngste Zeichnerin bei Ghost in the Shell: Stand Alone Complex (26 Folgen, 2003) ist 22. Ihr Manga Animeta! (5+ Bände ab 2015) zeigt Ausbeutung und Angst einer Animatorin (19), die höchstens 800 Yen (4,60 Euro) pro Bild erhält und keine 500 Bilder pro Monat schafft. Gefeiert – und von ihr empfohlen: Shirobako (24 Folgen ab 2014), über Mitglieder der Animations-AG einer Schule, die nach dem Abschluss versuchen, in der Anime-Industrie Fuß zu fassen.

1997 bis 2006 begeistert Kon Satoshi als Regisseur von vier Filmen und einer Serie. 2010 stirbt er an Krebs, mit 46. Madonna zeigt Szenen aus Kons Perfect Blue (1997) auf Konzerten (2001). US-Regisseur Darren Aronofsky zitiert/kopiert Perfect Blue in Requiem for a Dream (2000) und Black Swan (2010). Christopher Nolans Inception (2010) hat dieselbe Prämisse wie Kons Paprika (2006, nach dem gleichnamigen Roman von ­Tsutsui Yasutaka, 1993).

Das Animationsstudio Gainax legt 2007 gut 40 Prozent des Budgets der Serie Gurren Lagann für die finalen Folgen zurück – weil 1996 kaum Geld blieb für das Evangelion-Finale, Regisseur Anno Hideaki Morddrohungen erhielt (aus Zorn über die Spar-Tricks, -Experimente und den unerwartet philosophischen Ton der finalen Eva-Folgen) und im Studio eingebrochen und randaliert wurde.

Hat ein Studio Geld- und Zeitnot, leiden »Freie« (ohne Festanstellung oder fixes Gehalt) oft am meisten: 2018 steht bei My Sister my Writer (10 Folgen, Studio NAZ) im Abspann der ›Name‹ Shōjiki Komata (wörtlich übersetzt: »Im Ernst, wir brauchen Hilfe«), weil das Team kaum Lohn erhält. »Outsourcing« und »Sub-Contracting« heißt: Studio A bekommt Geld, um eine Serie zu animieren, doch gibt viel Arbeit (und wenig Geld) an Studio B oder C ab. Studio B will die Zusage und verspricht: »Unser Team ist schnell!« Die meiste Arbeit bleibt an möglichst schlecht bezahlten Freien hängen.

Isayama Hajime (geboren 1986) erhält 2013 »tausende Morddrohungen« (viele aus Korea), weil der kluge Kommandant Pixis in Attack on Titan eine Hommage ist – an den General und Kriegsverbrecher Akiyama Yoshifuru. Ab 1905 wird Korea von Japan erobert. Auch ein damals von Russland und Japan umkämpfter Teil Chinas, die Mandschurei, wird 1930 dem japanischen Kaiserreich einverleibt. Isayama schreibt online, dass er ­Akiyama für seinen simplen und sparsamen Lebensstil respektiert. Vorbild für Erwin, den anständigen Taktiker in Attack on Titan, ist der Nazi-General Erwin Rommel.

Das kultige Space Battleship Yamato (77 Folgen ab 1974) ist nicht nach dem realen Schlachtschiff Yamato, versenkt 1945, benannt – das Schiff ist das Original-Wrack selbst, für Krieg im All nachgerüstet. Saber Rider heißt im Original Star Musketeer Bismark (51 Folgen ab 1984): Der Cowboy-­Mecha ist nach Preußens Reichskanzler Otto von Bismarck (gestorben 1898) benannt.

Strike Witches (Light Novels ab 2006) zeigt historische Luftkriege – in Unterwäsche: Teenie-Hexen, oft inspiriert von Nazi-Piloten und -Flugzeugen, tragen magische Robo-Düsen an den Beinen und darum weder Hose noch Rock. Im Online-Game Kantai Collection (2013) werden die Kriegsschiffe Japans als Mädchen zum Sammeln sexualisiert. Auch die Kriegsmarine der Nazis wird hier vermenschlicht (anthropomorphisiert).

Akira (sechs Bände ab 1982) spielt im Jahr 2019, zeigt bewusst nur westliche Schrift auf dem Cover und wird als kolorierte Version in den USA (Hefte bei Marvel, ab 1988) und Deutschland (19 Bände bei Carlsen, ab 1991) ein erster größerer Manga-Erfolg im Westen. Weil Tokyo im Akira-Anime am 16. Juli 1988 explodiert, kommt der Film am selben Tag ins Kino. Und weil Akira fast nur Jungs und Männer zeigt, kann er mit allen Kumpels von Bart Simpson nachgespielt werden: Für Bartkira (2013 bis 2017) zeichnen 768 Fans alle 2200 Seiten neu – mit Milhouse, Flanders und Ralph Wiggum.

Auffällige, sehenswerte Intros haben die Serien Cowboy Bebop (Weltraum-Western, 1998), Paranoia Agent (Mystery-Thriller, 2004), Beastars (Disneys Zootopia in düster, 2020), Intro 1 von Naruto Shippuden (Ninja-Fantasy, 2007), Intro 2 von Mashle (Kampfkunst-Farce, 2023), Spare me, Great Lord! (Geister-Action, China 2021). Originell sind auch der 6-Minuten-Film Jumping (Tezuka Osamu, 1984) und zwei Fan-Filme, Daicon III und Daicon IV, gezeigt zur Eröffnung zweier Science-Fiction-Conventions in Osaka (1981, 1983): Das studentische Team gründet 1984 Gainax.

Damit TV-Sender Anime in Auftrag geben und senden, müssen sie preiswerter sein als gefilmte Serien – denkt Tezuka Osamu und macht Fuji TV ein fatal günstiges Angebot für Astro Boy (1963: Japans erste halbstündige Anime-Serie, basierend auf 23 Bänden ab 1952). Als Tezuka 1989 stirbt, schreibt Miyazaki Hayao, Tezuka habe »nichts Gutes getan« für die Anime-Industrie und viele Tezuka-Anime seien »billig pessimistisch« und »bankrott«.

Bis in die 90er Jahre – so lange man im Trickfilm jedes einzelne Bild auf eine Folie (Cel) druckt (oder komplett von Hand malt!) und dann fotografiert – muss jede neue Farbe extra »erfunden« und angerührt werden. Akira zeigt 160.000 Folien und 327 Farben (davon 50 neue). Astro Boy ist schwarzweiß und braucht in 25 Minuten gut 1500 Folien. Akira bietet 1200 – pro Minute!

1988 kann Akira kaum die Hälfte der Kosten für Produktion und PR einspielen. Auch Mein Nachbar Totoro gilt als riskant und wird nur finanziert, weil ihn Japans Kinos 1988 im Doppel mit Die letzten Glühwürmchen zeigen. Japans Wirtschaft stagniert ab 1990 – und erst Sailor Moon (200 Folgen ab 1992, parallel ein Manga in 18 Bänden) und Evangelion (1995) geben dem Anime-Markt Aufwind. Totoro macht 1988 sieben Millionen Euro Gewinn: passabel. Der Gewinn durch Totoro-Merchandise wie Plüschtiere, bis 2019: über tausend Millionen.

Misato aus Eva hat ähnliches Haar und dieselbe japanische Sprecherin wie Bunny/Usagi (Sailor Moon). Rei aus Eva ist nach Rei Hino (Sailor Mars) benannt. Shinji aus Eva hat das Gesicht von Nadia aus Die Macht des Zaubersteins (1990); und Disneys Atlantis (2001) nutzt dieselbe Prämisse – Milo ist wie Jean, Kida wie Nadia. König der Löwen (1994) kopiert den Plot von Hamlet und die Prämisse/Figuren von Tezukas Kimba, der weiße Löwe (3 Bände ab 1950, Anime-Serien 1965 und 1989). Tezuka liebt Disney – darum ähnelt Astro Boy (1952) Disneys Pinocchio (1940).

Für Hitler steuert Otto Carius einen Panzer (Modell Tiger). Später wird er Apotheker und nennt die Apotheke »Tiger-Apotheke«. Miyazaki bewundert Carius, zeichnet ab 1998 die Memoiren Tiger im Schlamm (1960) als Farb-Manga nach und besucht ihn 1999 in Rheinland-Pfalz. Fiktive Nazis mit vielen Fans sind das Letzte Bataillon in Hellsing (Manga 1997, Anime 2001 und ab 2006), Brocken Jr. in Kinnikuman