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Ein Weg vom eher ängstlichen Fluchttier-Menschen mit viel Respekt vor den großen Tieren - schön hinter dem Elektrozaun stehenbleibend - zum respektvollen auf sie zugehen ohne Angst und innerlich niederknieend vor ihrer liebenden Lebensweise. Getoppt mit einer Verständigung in Verbindung, die sie sich niemals zuvor hat träumen lassen.
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Seitenzahl: 306
Veröffentlichungsjahr: 2021
Impressum
© 2022 Petra Bürger
Herausgeber: Tredition-Verlag
Autorin: Petra Bürger, www.petrabuerger.com
Lektorat: Anna-Maria Ostrovski
Satz und Layout: Annette Bökkerink, appleandeye.de
Umschlaggestaltung: Michael Faulhaber, faulhaber-gestaltet.de
Umschlag-Photos: © Petra Bürger
Titelphoto: Im Vordergrund Cassian, im Hintergrund seine Mutter Charis Autoren-Photo: Katharina Pauline Bürger Verlag & Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN:
978-3-347-50256-7 (Paperback)
978-3-347-50256-4 (Hardcover)
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Unterwegs ins Paradies
Die Pferde weisen den Weg
Gespräche und Geschichten, inspiriert von Menschen, denen der Michaelihof in der Steiermark in Freude und Verbundenheit mit den Pferden als Treffpunkt am Herzen liegt.
lyrisch-poetisch geschrieben von Petra Bürger
Die Autorin
Petra Bürger, Jahrgang 1953, studierte Photographie und Journalismus in Dortmund und Hamburg.
Als Photojournalistin arbeitete sie lange im Ruhrgebiet.
In den 1990ern hatte sie viele Ausstellungen mit ihren poetischen Schwarz-Weiß Photographien (Bundesverband Bildender Künstler).
Heute arbeitet sie als freie Photographin und Autorin und lebt ihre Lebenskunst mit ihrem Van Megy.
Auch bei TREDITION erschienen:
“Erotik ist Madonna töten – mehr als 50 Gründe, zu genießen, eine Frau zu sein“
“Ja, ich will… mein Buch schreiben - Lyrische Poesie als Inspiration beim Schreiben“
Widmung an die Pferde
Wenn sich die Abendstille auf diesen Ort legt,
auf diese Oase der Begegnung von Menschen und Pferden,
kannst Du in Ruhe reflektieren und Frieden finden.
Schläfst Du in einer Jurte,
kannst Du die Pferde schnauben hören.
Die Stille,
die von ihnen ausgeht,
wenn sie da des Nachts alle zusammenstehen,
verbindet Himmel und Erde
und Du bist mittendrin.
TEIL 1
Meine Wahrnehmung und Reflektion
lyrisch-poetisch
TEIL 2
Familien „Chronik“
Geschichten und Erzählungen
konstruktiv-visionär
TEIL 3
Gespräche und Geschichten,
inspiriert von Freund*innen des Michaelihof, denen der Michaelihof in der Steiermark in Freude und Verbundenheit als Treffpunkt am Herzen liegt
Gesprächspartner der Familie
Franz Prenner, Bauernhof-Erbe seit über 30 Jahren und Auftraggeber zu diesem Buch. Franz hat fünf Kinder. Drei davon tauchen im Buch auf. Die Mutter der beiden jüngsten Kinder, Waltraude Krehan, arbeitet als Köchin auf dem Hof.
Elfriede Magdalena Prenner, Großmutter, Oma Friedetante, Mutter von Franz und Rita. Sie ist die Wald- und Wiesen-Fee des Hofes.
Rita Reifbäck, geb. Prenner, Franz’ Schwester. Sie ist die Haus- und Hof-Fee mit ihrem Ehemann Reinhold.
Rebecca Prenner, 30-jährige Tochter und als einzige der fünf Kinder Pferdebäuerin. Eine Bäuerin des Heute - just geboren, als Franz seinen Traum, die Gründung der Pferdeherde, begann.
Nora Prenner, lebt ein paar Dörfer weiter mit Ehemann und Sohn Matthias, Franz’ erstem Enkelkind, und kommt so oft wie möglich zum Michaelihof.
Nathanael Prenner, Sohn in technischer Ausbildung.
Und Menschen denen die Existenz des Michaelihofes als Treffpunkt am Herzen liegt:Edith Becklas-Karrer, Peter Bielohaubek, Lukas Bürger, Dorfi Dorfstetter, Giovanni Faun (Pseud.), Theodor Feldner, Wolfgang Groß, Inge Hauser, Angelus Huber, Mladen SunCircle Krizancic, Alfred Kwasny, Walter Laurer, Gudrun Liemberger/GuGabriel, Dr. Bärbel Lorenz, Yvonne Mayer, Thomas Pfister, Claudia Renner, Hans-Joachim Rösler, Andreas Schlüter, Michl Schneider, Arabella Simmons, Thomas Tatosa, Evelyn Wysoudil.
INHALTSVERZEICHNIS
Autorin/Intro
TEIL 1
Meine Wahrnehmung und Reflektion, lyrisch-poetisch
Heute ist es soweit
Am Bach entlang
Pferdesprache mit Eskara
Ursprungs-Können
Freies Leben
Sie machen mir den Weg frei
Song: Aus der Zeit gefallen
Im Jurten Garten
Erstes Aufsitzen
Tanzen auf allen Vieren
Mit Sharis im Gleichschritt
In einem Schwung
TEIL 2
Familien „Chronik“, Geschichten und Erzählungen
konstruktiv-visionär
Franz Prenner
Rebecca im Schnee
Elfriede Magdalena Prenner
Rezepte zum Gesundbleiben
Rita Reifbäck, geb. Prenner
Die Großmutter – Ahnenfolge
Mein Sohn Franz
Oma Friedetante
Das Leben mit den traumatisierten Jugendlichen
Nora Prenner
Nathanael Prenner
Giovanni Faun (Pseudonym)
Adrian spricht mit dem Wasser
Wolfgang Groß
Rebecca Prenner – Bäuerin des Heute
Rebecca und Papa
Bäuerin
Michl Schneider
Franz Prenner
TEIL 3
Die Redestabrunde
Mich mal wieder fühlen
Thomas Tatosa
Alfred Kwasny
Theodor Feldner
Andreas Schlüter
Peter Bielohaubek
Walter Laurer
Dorfi Dorfstetter
Thomas Pfister
Arabella Simmons
Angelus Huber
Thomas Tatosa
Lukas Bürger
Dr. Bärbel Lorenz
Evelyn Wysoudil
GuGabriel
Claudia Renner
Edith Becklas-Karrer
Inge Hauser
Yvonne Mayer
Mladen Sun Circle Krizancic
Nachwort
Autorin – Schreiben als heilendes Glück
Schlüsselposition meiner Mutter
Autorin/Intro
Mein Interesse, eine Zeitlang in Österreich am Michaelihof in der OstSteiermark zu leben und zu arbeiten (Nov. 2018 bis Juni 2020), um dies Buch zu schreiben, liegt in der Präsenz der Pferde, dem Wesen der Pferde – den Pionieren der Liebe. Sie leben die Leit-Stuten-Energie und die Leit-Hengst-Energie, denn sie kennen das Grundvokabular beider sich ergänzender Energien.
Ist nicht jetzt die Zeit, in der die Menschen die Fähigkeit zurückerlangen, mit allem Leben auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren? Umbrüche, die wir überall erleben. Frei wollen wir sein und doch in Verbundenheit – das ist es doch was die Liebe vermag und was nur gemeinsam geht.
Das Ziel dieses Buches ist Partnerschaft. Mein Kernthema ist, herauszufinden — wie, wodurch, womit — ist die Kruste aufzubrechen, damit Mann und Frau aus dem Konkurrenzgebaren raus in Ergänzung zueinander finden können. Mein ‚Stemmeisen‘ dazu ist die lyrische Poesie, ethisch angelegt.
Im ländlichen Raum liegen die Strukturen offener, die Menschen sind eher aufeinander angewiesen und auf einem Hof mit dieser Entwicklungsgeschichte kann man nicht einfach so bewusst-los dahinleben.
Wie sich das Neue am Michaelihof in den letzten 30 Jahren entwickelt hat, dazu habe ich zahlreiche Gespräche geführt. Ich habe zugehört, nachgefragt, nachgeforscht und gelauscht, was hinter den Worten zu hören war. Das Wesentliche dabei ist, mich immer wieder meiner eigenen Echtheit, meiner eigenen Wahrheit zu vergewissern und da sind die Pferde auf der Wesen-Ebene als Spiegel ebenso gnadenlos wie gnadenvoll. So eröffneten sich Geschichten, Anekdoten und Reflektionen, inspiriert von mehr als 30 Menschen aus dem engeren und weiteren Umfeld des Michaelihofes, die etwas beitragen wollten, nicht zuletzt, weil sie hier schon viel bekommen haben.
TEIL 1
Meine Wahrnehmung und Reflektion
lyrisch-poetisch
Heute ist es soweit
Wir gehen zur Weide. Die Weide liegt oben am schrägen Hang. Langsam kommen wir den Pferden näher. Sie haben uns im Visier. Als erster Cassian, aber er verliert das Interesse und wendet sich ab. Und da tauchen über dem Kamm der Böschung die Köpfe von drei anderen auf. „Neugierig sind sie“, sagt Franz – und – da sie eine Weile stehen bleiben, muss ich einen guten Eindruck auf sie machen, sagt er, sonst würden sie wieder weggehen und sich weiter dem Grasen zuwenden. Also nähern wir uns weiter an, und sie — kommen uns ein paar Schritte entgegen.
Ich nehme das gesamte Panorama wahr. Sie stehen im Gegenlicht. Majestätisch erscheinen sie mir von dort oben herab und doch so gar nicht ‚von oben herab‘, und ich, ja ich empfinde sie tatsächlich nicht als bedrohlich. Sie sind einfach nur wunderschön. Schweif und Mähne sonnendurchflutet und winddurchweht. Langsam kommen sie herunter zu uns. Und dann dieser Moment. Eines der Pferde steht direkt vor uns oben auf der Böschung, ich darunter auf dem Weg. Einen Moment streift mich der Gedanke, dass dieses große Pferd da über mir steht, der große Kopf sich in meine Richtung senkt, bedroh…, nein! Die Augen – sie sind so groß, dass ich sie sehr klar sehe und gleichzeitig dreht sich etwas um, es verrückt sich etwas in mir — und es sagt – Hingabe. Ja, ich habe es gehört – Hingabe – und es entspannt mich vom Kopf über den ganzen Rumpf bis hin zu den Füßen. Auch ich kann dem Pferd jetzt meinen Kopf zuwenden, spüre Nähe aus meinem eigenen Entspannen heraus.
Franz legt ihm das einfache Knotenhalfter um und klinkt mit einem Karabinerhaken ein Seil an. Wir gehen. Ich bleibe in der Nähe, gehe neben dem Pferd, mit viel Respekt vor seiner Größe mit einem gewissen Abstand. Vereinzelt kommen Autos, mal von vorn, mal von hinten. So gehe ich mal neben oder dahinter her. Ich bewundere ihre Formen und meine, meine eigenen Formen wiederzufinden.
Sein Warten auf mich
Wir gehen am Straßenrand — eine Karawane, zwei Pferde, drei Menschen und, ganz wichtig, Chicco der Collie, dessen liebste Aufgabe es ist, um uns zu laufen und dafür zu sorgen, dass alle zusammenbleiben — wie ein Hütehund. Er ist ein Hütehund charmantester Sorte. Streift mich manchmal fast, sodass ich, um nicht über ihn zu stolpern, innehaltend, erneut in Zuwendung zum Pferd gehe. Mir fällt auf, dass ich den Namen des Pferdes nicht weiß. Jetzt wüsste ich gerne den Namen – der ausgeprägte Bauch – „Mama“, sage ich leise und die Tränen sind nah. Oh ja, die Tränen. Sie fließen zunehmend, wenn ich glücklich bin, mich aufgehoben fühle, da, wo ich bin und — Mama – ein Synonym für Sicherheit.
Ich fasse es nicht. Das Pferd ist frei. Ohne Seil. Franz geht ein ganzes Stück vor. Er schaut sich gar nicht um. Er hat das Seil einfach abgekoppelt.
Hat er das getan, weil er meint, ich wäre soweit? Soweit für was? Auf das Pferd zu achten? Kann es allein? Sicher kann es allein. Aber, es bleibt zurück – und – jetzt bin ich an seiner Seite. Wir gehen nebeneinander. Fein.
Oh je, ein Auto kommt entgegen – ich will mich wohl hinter dem Pferd einreihen, um Platz zu schaffen. Es geht weiter, allerdings mitten auf der Straße. Ich denke, oh nein, das geht nicht, ich muss wohl an der Straßenseite bleiben, so wie Franz eben noch. Ich will also schnell hintenherum an die Straßenseite – und – trete ihm in die Hacke, gegen einen Huf. Das Pferd, bleibt ganz ruhig, und bleibt sogar stehen. Wartet? Ja, wartet. Auf mich? Als sagte es mir: Ich warte auf dich, komm hol mich ab. Auch das Auto ist stehengeblieben.
Mich beruhigt sofort die Ruhe des Pferdes – sein Warten auf mich.
Es läuft wieder los und auch mehr zum Straßenrand – ich bleibe in seiner Kopfhöhe und wir gehen gemeinsam weiter. Auf Kopfhöhe, ja, auf seiner Kopfhöhe. Wahrnehmen kann ich erst jetzt, als ich neben seinem Kopf hergehe – in Augenkontakt immer wieder.
Franz hat es mir zugetraut? Er hat mir sein Pferd anvertraut? Oder, hat er mich seinem Pferd anvertraut? Ich fasse es nicht – ja – Franz hat mich seinem Pferd anvertraut. Könnte er auch umgekehrt, mir sein Pferd anvertrauen? Nein! Zumindest jetzt noch nicht. Dazu muss ich erst seine Sprache verstehen lernen. Die Sprache, die die Pferde untereinander sprechen. Franz kann offensichtlich intuitiv seine Pferde für den Moment einschätzen. Diese nicht bevormundeten Pferde haben so viel Erfahrung mit Menschen. Mit Menschen, die sie nicht wirklich kennen, aber ihre Nähe suchen. Als wüssten die Pferde, dass das der erste Schritt ist.
Der erste Schritt, wohin?
Der erste Schritt zu Franz‘ Motto: Miteinander Sicherheit geben im Freien Tun und Denken, denn dominieren macht keinen Spaß.
Ja, so ist’s gedacht. Sowohl zwischen Menschen als auch zwischen menschlichen und tierischen Wesen. Sich miteinander aufgehoben fühlen. Führen und Folgen im Wechsel – Führen jeweils von der Seite aus, wo die Erkenntnis-Energie gerade am besten ist.
Es erinnert mich an Spaziergänge mit Jungs, neu kennengelernt, Anziehung da – und jetzt – was anfangen, wie schnell, wie langsam. Der Hals schien immer so starr, Kopfbewegung in seine Richtung? Unmöglich! Die Erwartung, dass ER meine Hand nimmt, den Arm um mich legt, vielleicht – mich küsst – plötzlich und unerwartet? Man sagte, wenn, dann müssten die Jungs das tun, sonst hättest du schnell deinen Ruf ruiniert. Außerdem müssen Jungs Beschützer sein, die einem nichts tun und Mädels blicken bewundernd zu ihnen auf.
Mit Bewunderung hatte ich es nicht so. Wenn ich ihn mochte, habe ich mir irgendwann die Hand geschnappt. Aber auch das hat sich nicht gut angefühlt. Was wussten wir schon voneinander, denn fragen war auch keine Alternative. Fragen stellen galt als frech sein und hatte auch was mit verlorenem Ruf zu tun. Und wenn doch mal einer was gemacht hat, bin ich immer weggerannt, spätestens, wenn es Spaß gemacht hat – die Erziehung hatte mich affektiv im Griff.
Dieses Pferd macht auch nix. Aber jetzt hier, wird mir ganz warm und weich ums Herz und ich sage Danke zu ihm, komme ihm sogar etwas näher, seinem Kopf, seinen Augen. Wir gehen so parallel wie früher mit den Jungs – mit gewissem Abstand – und jetzt kann ich hinschauen, kann meinen Hals bewegen, es anschauen – es macht Bewegungen mit dem Kopf, eher etwas von mir weg, so als wollte es sagen Ich tue dir wirklich nichts. Keine Angst.
Jetzt gehen wir auf Franz zu, der wartend dasteht am offenen Gatter. Die Pferde laufen los auf die Weide und Franz sagt: „Ja, der Tarian …“ Das Pferd ist ein ER???
Später kommt er von weit hinten auf der Weide wieder zurück auf uns zu gesprengt. Der ganze Körper ein Bündel verspielter Kraft. „Ja“, sagt Franz, „sich weit vorwagen, ein Wagnis eingehen in dem Wissen, immer zurück kommen zu können. Da spürst du die Bindung.“
Ich denke immer noch: Ein ER! Und merke, dass ich wieder bei der Unterscheidung männlich-weiblich bin, obwohl der vier Jahre junge Tarian mich doch gerade eines Besseren belehrt hat. Mit welchen Befürchtungen wäre ich einher gegangen, hätte ich gewusst, dass er ein ganz junger Wallach ist – ungestüm, gar unberechenbar?
Tarian hat schon gelernt Sicherheit zu geben und hat es bei mir angewandt, sodass auch ich in meine Sicherheit und Ruhe kommen konnte. Beim Rückweg bleibt Tarian ganz eng bei Franz – knabbert an seiner Jacke, will mit ihm schmusen, scheint mir. Er ist sein Jüngster und Franz sagt ihm deutlich, dass er das alles richtig gut gemacht hat.
Was er damit meint? Das finde ich erst allmählich heraus.
Am Bach entlang
Ich stapfe durch dicken Schnee,
So nah wie möglich am Bach entlang.
Das Rauschen, das Fließen – alles Eins.
Ich fließe mit
dem Strom,
dieser Zeit.
Die Sprache hier,
das Steirische,
ich versteh‘ nicht alles,
frage oft nach, ob ich richtig verstanden habe. Fühle mich wohl
unter den Menschen.
Schreibe – Wort an Wort,
mir ist wichtig, zu fühlen,
zu fühlen – Wort an Wort.
Das Schreiben ist verbunden. Verbunden sein ist Leben, das fließt,
am Bach entlang.
Laufe,
unter Regen,
durch Schnee, auf Eis,
in der Sonne,
am Bach entlang.
Horche des nachts
auf den Fluss
des Baches.
Bringt mich raus aus Gedankengängen.
Gedankenwirbel lösen sich.
Das Wasser umfließt sie sprudelnd fordernd
und nimmt sie einfach mit.
Eisinseln werden unterhöhlt,
sachte und doch stetig, ohne Unterlass.
Am ganzen Bach entlang,
Halbinseln aus Eis.
Auf Ästen und Steinen leicht aufliegend,
lassen sie sich herausfordern
vom Überfließen des Wassers, des Lebens,
heute mehr, morgen vielleicht weniger.
Das Eis, kein Grund, keine Bedeutung,
nur es selbst in glitzernder Schönheit im Licht.
Die Schattenseite ist auch da,
ohne Klage, nicht gesehen zu werden,
im Bewusstsein, dazu zu gehören ohne Frage,
als Selbstverständnis – Naturgesetz.
Jemand von Bedeutung?
Wofür?
Sich bewusst sein
des jetzigen Augenblicks,
das ist der Zauber -
am Bach entlang.
Ich kraxle den Hang hoch
Ich kraxle den Hang hoch, die Kamera im Arm und habe vor, Portraits von den Pferden zu machen. Ganz sachliche, weil ich hoffe, schneller zu lernen, sie zu unterscheiden, wenn ich Photos von ihren unterschiedlichen Blessen habe.
Mir gelingt kein einziges. Und – wundert mich das? Nein! Warum nicht? Weil es genau wie bei den Menschen ist. Ich hatte es nur schon wieder vergessen.
Meine erste Erfahrung als 20jährige fällt mir ein. Ein malerisches Bild. Das Stadttor von Jerusalem. Ein arabisch bunt gekleideter Mann mit Turban sitzt chillend im Schneidersitz am Boden an die Mauer gelehnt. Ich denke, oh, ein schönes Bild und hebe die Kamera. Was mich nachhaltig beeindruckt hat, ist die enorme Geschwindigkeit, mit der der Mensch vor mir steht und die Entschiedenheit, mit der er mir sehr deutlich macht, dass ich nicht einfach ein Photo von ihm machen darf. In dem Moment bin ich erstmal um Papas Photoapparat besorgt und es gelingt mir tatsächlich, sie vor dem wütenden Zugriff zu retten. Aber, warum fällt es mir jetzt wieder ein? Es ist viele Jahre her.
Ich habe damals das Photographieren aufgegeben und dennoch zehn Jahre später ein Studium begonnen, Schwerpunkt Photographie und Journalismus.
Und jetzt fällt mir auch noch ein, dass ich als Kind auf den wenigen Familienphotos die es damals gab, sehr auffällig, zwangsweise dazugestellt, mucksig den Kopf nach unten, die Faust auf den Mund gepresst, nicht in die Kamera schaue, sondern mich in mich zurückziehe – nichts von mir zeigen kann, außer mürrisch sein und abweisend schweigen, denn wütend sein war nicht akzeptiert.
Ich weiß jetzt, warum ich dennoch ausgerechnet das Studium Photo-Journalismus gemacht habe: Ich war damit auf der ‚sicheren‘ Seite. Immer von außen geschaut, auf andere. Andere Anliegen dokumentiert. Nicht selbst beteiligt. Nicht verbunden. Kontaktaufnahme nur bis zum Erfolg – einem gelungenen Photo – die meisten Menschen wollen drauf sein. Dann konnte ich wieder gehen, kein persönliches Risiko.
Erst ein großer Schock hat mich aus dieser Starre katapultiert – als Felix, ein 20-jähriger junger Mann, der mir wie ein Sohn nahestand, tödlich verunglückt ist.
Dieser Schmerz,
ein Orkan der vor nichts zurückschreckt,
stärker als alles,
fegt die Starre beiseite,
bricht den konstruierten Schutzpanzer.
Mühsames Funktionieren,
nicht mehr möglich – bricht weg.
Noch im Zusammenbruch – Erlösung!
Denn, zur Echtheit gehört die Wut
und auch die zeigt sich im Orkan.
Unterdrückt erzeugt die Wut permanent Angst —
Angst verschlägt Sprache.
Auflösung, in Liebe zu sich selbst.
Einzige Chance, die Selbstliebe,
der Trost.
Dieser Trost
legt sich wie Balsam
um Körper, Seele und Geist,
um ein Vielfaches stärker als Schmerz.
Rauskatapultiert aus Vorwurf und Groll,
eröffnen sich mir neue Sichtweisen,
neue Perspektiven und ganz andere Bilder.
Alles war dann zu sehen in Photos,
Schwarz und Weiß und die gesamte Bandbreite an Grautönen dazwischen,
Licht und Schatten — gefunden in der Natur.
So wie ich meine, irgendwo von Goethe gelesen zu haben, „dass alles menschliche Empfinden sich in der Natur finden lassen müsse“.
Nun suche ich den Augenkontakt mit dem jeweiligen Pferd, das auf mich zukommt. Es ist jedes Mal anders – und – jedes Mal sehr schön. Dann frage ich, ob ich ein Photo machen darf – und – gehe wohl davon aus, dass es JA sagt – und – hebe die Kamera. In dem Moment – jedes Mal – bei jedem Pferd – schwenkt der Kopf weg. Ich habe keine Chance. Und ich? Überrascht? Ja klar. Und doch, freue mich, freue mich riesig – so deutlich – so deutlich vor Augen geführt zu bekommen, was Wesen Kommunikation ausmachen kann. Erst mal ein deutliches: ‚Nein, SO will ich nicht‘, verstehen lernen.
Von Chicco beschützt
Ich bin hin und weg.
Warum?
Ich bin beschützt.
Von wem?
Von Chicco.
Von Chicco, dem kleinen Kerdl, Ritas großem Collie mit dem so dicken wunderschönen rot-braunen Fell, dem Opa mit vierzehn Hundejahren. Seit drei Monaten wohne ich hier und jedes Mal ist es eine Begegnung. Sehr unterschiedlich, jedes Mal. Das eine Mal rauscht er vorbei – er hat zu tun! Ein anderes Mal kommt er direkt auf mich zu, schiebt seine Schnauze an mich ran und ich greife fest in sein Fell und ruckle ihn. Wie oft habe ich ihn schon gefragt, ob er mit mir laufen will. Klare Absage, jedes Mal. Er bleibt einfach liegen. Naja, ich gehe jeden Tag zwei Mal, vielleicht doch etwas viel? Oder langweilig?
Und dann geht mir auf, sobald ich mit jemandem losgehe, die oder den ich noch nicht kenne – die Gästeschar am Michaelihof fluktuiert – dann ist er dabei. Er läuft einfach mit. Ich denk‘ ich seh‘ nicht richtig. Es ist völlig unvorhergesehen, dass jemand mitgeht – und doch ist Chicco dann einfach da. Und mir geht auf, der Unterschied ist groß, ob ich allein im Wald bin, mit Hilfe der Natur immer wieder in Balance zu kommen suche oder mich auf einen anderen Menschen einstelle. Gleichzeitig Beimir-sein und In-Verbindung-sein ist ja sowieso die Gratwanderung, auf der ich balanciere während des gesamten Projekts, hier zu leben und am Buch zu arbeiten – ein ständiger Prozess.
So nehme ich Chiccos Auswahl seiner Begleitung als Zeichen, dass ich künftig niemanden mehr einlade, meinen meditativen Naturverbindungsspaziergang mit mir zu teilen.
Die Nähe, Chicco und ich, braucht keine Ausnahme, kein Highlight. Manches Mal nur ein kurzer Augenkontakt und ich fühle mein Wohlbefinden und er bleibt in seinem – bleibt wohlig liegen.
Pferdesprache mit Eskara
Heute eine Pferdestunde mit Eskara zusammen. Sie ist eine weiße Stute.
Michl geht mit uns ins Round-Pen. Das ist ein runder, eingezäunter Platz, auf dem mit dem Pferd auf einer Kreisbahn gearbeitet wird. Ein Test, inwieweit mir die Pferdesprache schon gelingt.
Es geht so: ich stehe in der Mitte in diesem Round-Pen und Eskara ist da. Ich soll ihr einfach über die Präsenz meiner Körpersprache vermitteln, dass sie lostraben soll. Ein- zweimal geht es auch ganz leicht, weil ich sehr konzentriert bin und beim dritten Mal tut sie es einfach nicht, wendet sich ab von mir und frisst erstmal Gras. Dann hole ich mir wieder ihre Aufmerksamkeit, indem ich mit der Zunge schnalze. Sie geht auch und ich halte wieder eine ganz bestimmte Position zu ihr ein. Wenn ich im inneren Kreis schneller gehe, fällt sie sogar in Galopp und das sieht wirklich sehr schön aus und ich muss vor Freude lachen. Das allerdings ist für sie ein Zeichen von Entspannung, sodass sie gleich langsamer wird und wenn ich nicht anders kann, als in dieser Freude zu bleiben, dann ‚nutzt sie das aus‘. Mir erscheint sie schelmisch und äußerst liebenswert, wie sie da zu mir in die Mitte kommt und gestreichelt und geklopft werden will, als Zeichen dafür, dass sie alles richtig gemacht hat. Hat sie ja auch, nur ich kann die Pferdesprache eben noch nicht richtig.
Michl sagt, sie kommen dann gerne zu dir in die Mitte, wenn da eine Ruhe ist. Ja und das merke ich, dass das auch so ist. Und dennoch ist es für mich ein sehr beglückender Moment, wenn ich merke, wie gerne sie mein Umbekümmertsein ‚ausnutzt‘. Sie kann ja ihre Sprache und hat viel Übung darin, sich auf immer wieder andere Menschen einzustellen.
Aus der Zeit gefallen
Die zielgerichtete Konzentriertheit beizubehalten, ist dann leicht, wenn die Verbindung zueinander aufrechterhalten bleibt. Und diese Momente der Verbundenheit scheinen mir das gleiche zu sein, wie aus der Zeit gefallen, buchstäblich! Als würde ich getragen, so fühlt sich das an.
So langsam weiß ich, was gemeint ist, wenn gesagt wird, Pferde seien Grenzgänger zwischen den Welten. Sie seien sowohl im Himmel als auch auf der Erde zuhause, im Materiellen und im energetischen Freiraum – permanent gleichzeitig.
Wenn nun über die Verbindung mit den Pferden zu lernen sein kann, den Himmel auf Erden zu erfahren, so sollte es doch auch zwischen Menschen möglich sein. Ich ahne, dass das der besonderen Verbindung, Verbindlichkeit und Bindung von Liebenden vorbehalten ist. Zuerst einmal soll ich wissen, was ich will, und zwar jetzt und hier. Und wenn ich möchte, dass Eskara trabt, weil das jetzt hier für das Gelände am besten ist, dann denke ich zuerst – der Verstand braucht das Denksignal – jetzt Traben! Und ich spüre, auch mein Körper bremst innerlich ab und DAS versteht Eskara.
Jetzt bin ich gerade am Zug. Wir sind im Rondell und ich ‚gebe den Ton an‘, meint: ich mache den Vorschlag und Eskara, weil sie sich mir zugewandt fühlt, will auf meinen Vorschlag eingehen. Sie startet im Aussenkreis des Rondells zu traben und ich gehe aktiv mit in meinem inneren Kreis.
Es ist, als lehnte sie sich bei mir an und ich lehne dagegen, sodass wir freiwillig gemeinsam einen Rhythmus finden.
Neuerdings weiß ich: Das ist auch beim Freien Tango so.
Eskara erscheint
Ich kenn mich aus, hole das blaue Seilhalfter für über die Nase und das Seil mit Karabinerhaken aus dem Stall und wir gehen rüber zur Sommerweide am Bach, um Eskara zu holen.
Dort angekommen, sind alle da – außer Eskara. Wir schauen uns um, weit und breit keine Eskara – ah, da ganz unten am Bach bewegen sich Zweige.
Eskara erscheint,
wie Elfenbein schimmernd,
im Gegenlicht der tiefstehenden Sonne.
Kommt sie auf uns zu? Nein, sie schwenkt zur Seite aus, in Richtung der anderen Pferde. Mich scheint sie gar nicht zu sehen — Michl macht sich bei ihr bemerkbar – aber nein – zielstrebig trabt sie mitten zwischen all die anderen und beginnt in aller Seelenruhe zu Grasen.
Ich schaue zu Michl. Er erwartet, dass ich sie mir hole – oh nein, das traue ich mich nicht – immer noch habe ich großen Respekt vor ihrer, ihnen selbstverständlichen Kraft. In der Gruppe alle zusammen, verstärkt sich das zu enorm viel mehr. Ich bitte Michl, sie mir zu holen.
Er tut es einfach – und schon sind sie weg – äh und ich, stehe plötzlich mittendrin – oh das kommt mir nun doch zu plötzlich, hey, ich rufe: „Michl, nehmt mich mit“, und er sagt: „Ja, komm einfach!“ Und, naja, ich will mir schnell einen Weg bahnen, und merke, alle kommen mit – alle – ich schreite kräftig aus, so als wäre das jetzt das Selbstverständlichste mit einer Herde mitzugehen und ja, ich komme bei Michl am Zaun an, den er schon geöffnet hält. Ich durch – und stehe nun allen gegenüber – der Zaunfaden dazwischen – schau sie an und denke, hä, was war denn da eben mit mir los, das ging doch nun wirklich schonmal anders.
Wir gehen zum Round-Pen. So allein mit Eskara fühle ich mich wohl – so wie wir uns kennengelernt haben, bin ich in bestimmter Erwartung: Wir, beide sensible Wesen, sanft, entspannt und voller Freude.
Im Round-Pen dann geht gar nichts. Ich weiß ja, wie es geht, ich kanns, stehe in der richtigen Position zu ihr, (volle?) Konzentration auf den Verbindungsfaden meiner Körperpräsenz zu ihr mit dem Auftrag, sie möge traben, rund um mich herum.
Sie geht, doch so schleppend, dass allen langweilig werden muss – ich spüre kaum noch Energie, sie geht mir immer mehr verloren. Ist sie überhaupt da, frage ich mich. Und da komme ich mir auf die Schliche. Denn, wisst ihr was? Ich bin verknallt, aber sowas von und der einzige Faden, der immer stärker zu werden scheint, ist der zu meinem Anvisierten. Und Eskara? Sie steht da, schaut mich an als sagte sie: Du bist besetzt von diesem Faden, den du immer stärker werden lässt, das mag für dich ja ganz schön sein aber du vergisst, dass das Leben, deine Lebendigkeit, NUR im jetzigen Moment stattfindet. Da du aber gar nicht hier bist, deinem Verstand erlaubst, die eine einzige Verbindung so festzuzurren, dass für all die Fäden des Moments die Sicht versperrt ist, na dann kann ich dich einfach nicht sehen, deine Signale verschwinden im Nirgendwo.
Ich möchte dich gerne kennenlernen, aber so bist du verschlossen und zu gedeckelt – macht keinen Spaß!
Ich begreife, gehe zu ihr, entschuldige mich für die Respektlosigkeit und lehne mich ganz sachte an sie an, fühle, wie gut es tut, mich anlehnen zu können, bedanke mich, dass sie mir ihre Irritation zeigt: Was soll ich hier, wenn du gar nicht DA bist?
Einen Tag später begreife ich erst die Tragweite dessen, was ich kapiert habe.
Warum scheitern Beziehungen?
Im Sehnen festgefahren. Wenn man dann miteinander ist, hat man das Sehnen als Sucht geübt.
Ich bin also mal wieder total verknallt und ich wollte es doch nicht mehr – dieses verknallt sein, wo alles andere aufhört, nur noch das wichtig ist, nur noch wichtig scheint, dieses Band zu halten, das Glücklichsein in jedem Moment festhalten und ja, genau DA steckt der Irrtum. Ich brauche es nicht ständig festzuhalten, um glücklich zu sein.
Wenn ich meine, ich müsste es ständig festhalten, das Glücklichsein, dann rutsche ich aus dem jetzigen Moment raus. Fühlen geht doch nur im jetzigen Moment, also gebe ich dem Verstand die Chance, mich zu bevormunden, in jedem einzelnen Moment des: Ich denke NUR an dich. Denken ist der Verstand, und zwar allein. Das ist so anstrengend, dass, wenn man es dann nicht mehr gehalten kriegt, man zumindest schlechte Laune hat. Und warum? Weil man in vielen Momenten nicht lebendig war. In den Momenten, in welchen man den Verstand hat regieren lassen. Die sind nicht wahr!!!
Und was sind wahre Momente? Wahre Momente entstehen aus bewussten Entscheidungen. Die Entscheidung, eine Stunde mit Eskara zusammen zu verbringen und dann auch mit ihr zu sein. Erst dann macht es Spaß, und zwar beiden. Erst dann ist das eine lebendige Verbindung. Ohne die Entscheidung dafür ist es Ablenkung, Mittel zum Zweck, um die Zeit zu verbringen, bis man wieder mit dem Geliebten zusammen sein kann.
Und was ist dann, wenn es soweit ist?
Wenn ich jetzt so viele Momente nicht lebendig gelebt habe, bin ich aus der Übung und die Zeit mit dem Geliebten kann ich dann auch nicht genießen, denn die Zeit ist vom Verstand vollgepackt mit all den Erwartungen des vollkommenen Zusammenseins – und schon ist es nicht mehr wahr.
Und weißt du, was wahr ist?
Jeder Moment in dem ich präsent bin.
Was wahr ist, bleibt
Willst du festhalten,
zerreißt das zarte Band,
denn es besteht aus Angst.
Bist du im Moment,
kannst du wahrnehmen,
dass alle noch so feinen Fäden als Verbindungen alle gleichzeitig vorhanden sind, denn, was wahr ist, bleibt.
Alles andere ist nie gewesen, also gibts auch nichts zu bleiben.
Die Verbindungsfäden laufen nicht über den Verstand – der kann nix halten. Guck dir deine Gedanken an, was die oft für dusselige Kreise und Rauf- und Runter-Spiralen veranstalten.
Selbst-Reflektion
Die Selbst-Reflektion ist es, die mich in ihrer möglichen Konsequenz mit Neuem und mit großem Glück erfüllt.
Die Erfahrung an sich ist mir nicht neu. Das Erfüllend-Entspannende schon mehrfach erlebt. Aber eben auch, wie schnell ich buchstäblich immer wieder rausfalle.
Irgendein Gedanke und schon ist es futsch. Eskara macht was sie will. Bleibt z.B. einfach stehen und scheint sich von keinem meiner Schnick- und Schnalzgeräusche beeindrucken zu lassen, geschweige denn, sich zu bewegen.
In Verbindung bleiben …
Ich laufe die Runde,
pendle mich ein, in Mitte, Sonnengeflecht,
mit Eskara in Verbindung.
Ganz in Verzückung, erfüllt es mich völlig,
brech in Jubel aus
– und da – kommt der Ruf Hey – du erschreckst das Tier.
Ich laufe die Runde,
pendle mich ein, in Mitte, Sonnengeflecht,
mit Eskara in Verbindung.
Ganz in Verzückung, erfüllt es mich völlig,
bin vollkommen bei mir
und da kommt der Ruf Hey - Eskara verloren.
Sie ist stehengeblieben und ich habe es nicht bemerkt. Ergo: Ich war zu sehr bei mir. Wir gehen erneut, ich halte seitlich neben mir den Augenkontakt zu ihr – und bleibe, bleibe. Das nun irritiert sie wohl eher – sie hat das nicht nötig, den Versuch von mir, als Krücke zur beständigen Aufmerksamkeit zu dienen.
In Verbindung bleiben und bei sich, das ist das Spannende, das ist das Lebendige, DAS ist das Geheimnis – das ist das, was uns das Ganze lehren und glücklich machen kann.
Verbindung abbrechen ist keine Kunst – viel zu lang geübt.
Verbindung halten, ohne sich zu verlieren und DAS üben, gar hunderttausendmal. So oft eben, wie Verbindung abgebrochen wurde und wir dennoch Verbindungen nachgehangen sind.
Mit dieser Erkenntnis bräuchten wir so genannte Verbindungen/Verstrickungen, wie auch immer genannt, gar nicht mehr zu lösen, ihnen nicht nachzuhängen.
Der Zauber liegt im Nachspüren,
war es überhaupt in Verbindung oder
hat der Verstand da was konstruiert,
weil es so attraktiv gewesen wäre?
In Verbindung mit sich selbst
Ida lernt laufen.
Ihre Mama filmt sie – von hinten.
Ida macht ihren Weg,
plumpst hin und schon ist sie wieder auf den Beinen.
Ida lernt laufen.
Ihre Mama filmt sie – von vorn.
Ida macht ihren Weg,
hat schon mehr Stabilität.
Ida lernt laufen.
Ihre Mama filmt sie – von der Seite.
Ida macht ihren Weg,
ist ganz bei sich,
freut sich quietschvergnügt.
Ida läuft.
Ihre Mama filmt sie.
Ida macht ihren Weg,
ist ganz bei sich,
Balanceausgleich mit den Ärmchen.
Da ruft die Mama: „Hallo!“
Ida schaut auf – und – sagt auch: „allo“,
und winkt sogar mit einem Händchen
und – oh – beinahe…
Nein – sie bleibt kurz stehen und fängt sich — den Oberkörper bisschen nach vorne, bisschen nach hinten geschwankt.
Sie bleibt in ihrer Mitte und geht unbeirrt weiter.
Auch das Laufen lernen ist ein Spiel, frei und unbekümmert. Ein Kind fängt von sich aus damit an.
Will selbst entscheiden, geh ich diese Stufe noch auf allen Vieren hoch oder schon aufrecht – spannend, ob ich das wohl schon schaffe?
Findet die richtige Anforderung für sich, denn es will doch wachsen.
Ursprungs -Können
Was ist das, was uns eifrig süchtig macht. Die einzigen Momente die wirklich zählen fürs lebendige Leben, sind die Momente, die ich in Verbindung bin, mit mir, mit der Natur, mit einem anderen Menschen. Wir sind ein Teil des Ganzen, verbunden mit allem und jedem.
Wie kann ich mit allem in Verbindung sein? Können wir Menschen es ursprünglich, sind nur rausgefallen? Was hat uns so weit weggebracht vom verbundenen Sein, vom Fühlen? Was hat uns so weit weggebracht, dass ein kurzer Moment, indem es klappt, mich so in Verzückung versetzt, dass ich auch schon wieder rausfalle (und das Pferd erschrecke). Kann es sein, dass das die Kunst ist, die wir hier auf der Erde zu erlernen haben? Kann es sein, dass das die ganze Kunst ist, die wir hier auf der Erde zu erlernen haben? Kann es sein, dass die ganze Kunst ist, das, was wir tun, was es auch ist, es in Verbindung zu tun?
Ihr Lachen kullert
Ihr Lachen kullert.
Sie lacht. Und wie.
Ihr Lachen kullert.
Hast du schon mal Lachen kullern hören? Nein?
Hast du schon mal Wasser glucksen hören? Ja? Siehst du, und das in Groß.
Und weißt du was?
Du gehst einfach mit,
kannst gar nicht anders,
wirst mitgerissen und plötzlich stehst du da,
hältst dir den Bauch und lachst und lachst und weißt gar nicht warum. Das ist auch völlig egal.
Es geht nur ums Lachen.
Das Lachen ist selbstständig.
Du lachst um des Lachens Willen und es tut dir einfach nur gut.
So ist ihr Lachen.
Sie fliegen heute
Ich hätte es wissen müssen,
sie fliegen heute und ich habs nicht bemerkt.
Seit Tagen schon ist das Gezwitscher ohrenbetäubend. Die Eltern hasten hin und her, immer was im Schnabel, doch es ist nie genug.
Ich hätte es wissen müssen,
vis à vis zu meinem Draußen-Schreibtisch bei den Seidls, ganz oben in der Ecke, kurz unter der Decke, fast eine Kugel, nur ein Löchlein oben zum Reinschlüpfen.
Ich hätte es wissen müssen,
die Eltern flogen schon längst nicht mehr rein ins Nest, luden nur noch das Futter ab und weg waren sie wieder.
Wie jedes Jahr, so sagen mir Elfi und Gottfried, auf ihrem Hof hier in der Ost-Steiermark. Wie jedes Jahr von Mai bis Juni wird das gut gebaute Nest wieder bewohnt.
Gottfried hat ein Regalbrett drunter geschraubt, so haben die Kleinen draußen eine erste Stufe, bevor es in die Tiefe geht.
Jetzt sitzen sie da auf der Treppe, zwei Kleine, ganz frisch aus dem Nest.
Die Eltern rufen:
Hey, ihr könnt fliegen, erinnert euch!
Und was tun sie?
Sie trippeln noch etwas aufgeregt von einem Beinchen aufs andere und dann – mit einem Schwung – überqueren sie souverän den Hühnerhof.
Freies Leben
Die Nähe zu den Pferden hat mich nochmal genauer ausgerichtet. Ausgerichtet auf Verbindung, auf Verbindlichkeit, zu mir. Zu mir und zu den Menschen in meiner Umgebung. Ausgerichtet auf das Göttliche in mir und auf das Göttliche in den Menschen meiner Umgebung. Und hier, mit mir und meiner Umgebung bin ich handlungsfähig. Genau hier, wo immer ich gerade bin, kann ich meine Aufgabe erfüllen, meine Lebensaufgabe – erkannt – ich habe sie erkannt.
Die Pferde haben mich nochmal genauer ausgerichtet, um die anerzogene Vergangenheit noch weiter aufzulösen. Leer – leergeräumt war mein Leben.
Alles Verrückte verdrängt. Die Liebe verkorkst. Was gelehrt wurde? Die Liebe sei abstrakt. So genannte Heilige werden unerreichbar hoch auf den Sockel gestellt und alles andere sei schmutzig. Das hat mich in Abhängigkeiten gehalten und meine Eigenverantwortlichkeit verhindert.
Es geht um die Erlösung aus künstlich erzeugter Abhängigkeit, das Beziehungsgefüge so zu entwickeln, dass Eigenverantwortlichkeit für alle Beteiligten zum Selbstverständnis wird. Das gilt für alle Beziehungen — aufzuräumen mit dem Mythos des untergebenen Wesens, hier, dem Pferd.
Und da ist dann auch das 5. Element zu finden. Wir haben nicht nur Vier. Wir sind umgeben und eingefügt in fünf Elemente.
Dieses Sex-Ding aus dieser Blickrichtung — Äther, das 5. Element, die Bewusstseinsebene – das ist ganz was anderes – der Blick wird frei – die Tür geht auf — ich kann frei schauen.
Und was sehe ich?
Die Liebe, die Erotik und der Sex sind nicht drei, sind Eins, als Selbstverständnis. Im Sexzentrum wird die Lebensenergie entfacht. Die entsteht aus Verbindung und Verbindlichkeit, das ist anziehend und damit, nur damit werden Körper, Geist und Seele genährt, das Gesamte und das, das ist heilig. Das ist das Heilige!
Die Liebe ist selbst da