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Es gelingt, eine Überlebende vom untergegangenen Volk der Krsutner aus ihrem todesähnlichen Schlaf aufzuwecken. Sie, die aus über 50.000 organischen Naniten bestehende Krsutnerin, ist die Letzte ihrer Art. Das Alte Geschlecht von Krsutner, das Urvolk aller organischen Naniten in der Galaxie, ist untergegangen. Das organische Raumschiff Paurusheya sowie die Xxiin, aus denen Aletheas Körper besteht, stammen von ihnen ab, genauso wie die Weltraumnaniten, die Sigurd einst in das Erdsystem umgesiedelt hatte. Alethea erinnert sich an Paurusheya, dessen Avatar sie einst gewesen war. Das Xxiin Schiff kann auch größere Entfernungen problemlos überbrücken.
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Seitenzahl: 91
Veröffentlichungsjahr: 2022
STAR-DUST
Im Bannfluch der Naniten
Band 22
Urvolk der Sterne
© 2022 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
Neuauflage von ‚Der Spezialist MBF‘
ISBN: 978-3-96674-482-9
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Die Liebe ist universell. Die Begierde nicht weniger. Die Sehnsucht steht über beidem und der Ausgleich ist die Ablehnung von nichtmenschlichen Gefühlen.
Wage es nicht, die Liebe herauszufordern, ob du nun ein Mensch oder ein Alien bist.
Inhalt
Die Letzte ihrer Art
Eskalation
Die Krsutnerin
Saviiers letzte Chance
Cellas Entführung
Ur-Xxiin
Mullokks Entscheidung
Angriff der Akkattarier
Die Macht des Geistes
Das Ende des Anfangs
Das Alte Geschlecht von Krsutner war und ist das Urvolk aller organischen Naniten in der Galaxie. ANUN’HA, die Urmutter und späterer Heimatplanet einer Rasse, die einst über viele Planetensysteme geherrscht hatte, war schon lange tot.
Ihre Kinder und Kindeskinder lebten aber. Sie waren verstreut über die ganze Galaxie.
Das Urvolk war jedoch untergegangen.
Mit der Vernichtung der letzten Bastion des Sternen-Zikkurats ging eine Ära zu Ende.
In den Äonen der Ewigkeit seit ihrer Entstehung und ihrem Untergang war viel geschehen, das im Nachhinein nicht mehr nachzuverfolgen war.
Zu groß war der Zeitverfall. Zu gewaltig waren die räumlichen, - und zeitlichen Entfernungen.
Zu nichtmenschlich und fantastisch waren die Entwicklungen einer völlig fremdartigen Umwelt, um für den menschlichen Verstand eine einigermaßen verständliche Analyse der Geschehnisse zu erstellen.
Irgendwann in der fernen Zukunft, die heute bereits Vergangenheit war, kam es zu einer Spaltung des Intellekts und es entstand eine Abart von organischen Naniten, die ihre Heimatwelt verließ.
Sie wurden zu den Ur-Xxiin und zu den Weltraumnaniten, die von Sigurd später zum Teil in das Erdsystem umgesiedelt wurde.
Diese Ur-Xxiin waren später wiederum die Entstehungsbasis für das organische Raumschiff Paurusheya oder die Stationen MAITRI und TRISHARANA im Erdsystem.
Alethea, einstiger Avatar des Nanitenschiffs Paurusheya, war das letzte, noch lebende Individuum, das ein direkter Nachfahre des Alte Geschlechts von Krsutner ist.
Sie weiß wenig über ihre Herkunft. Selbst als ihr Bewusstsein noch mit dem Schiff Paurusheya vereint gewesen war, hatte sie keine Erinnerung an die Vergangenheit.
Als sie unter dem Vulkan Teide-Pico Viejo auf der Insel Teneriffa im Erdsystem aus langer und tiefer Bewusstlosigkeit wieder zu sich kam, waren alle Erinnerungen an ein früheres Leben gelöscht worden.
Es war lediglich Sigurd Westalls paranormalen Kraft zu verdanken gewesen, dass sie überhaupt aus ihrem langen Schlaf aufgeweckt worden war.
Aletheas Gedanken schweiften zurück zu der Anfangszeit ihrer Begegnung.
Es war Disco-Nacht im Hotel Sombrairo am oberen Ende der Calle la Ladera. Bunde Lichtkaskaden erstrahlten in die Dämmerung hinein.
Zunächst noch leise Musik war zu hören. Kleine Lichter gingen an. Laternen und Stablampen, die mit einem Spieß in die Erde gesteckt wurden, beleuchteten einen Weg hinüber zu der mit Zeltplanen überdachten Veranstaltung.
Die ersten Stimmen von lachenden und fröhlichen Menschen schallten herüber.
„Me paso la vida soplando“, hörte man rufen und „Viva El Trio Zapatista!“
Dort stand er, wie verloren und schaute mit ernster Miene auf die drei Sänger mit den schwarzen Hüten, die sich wie Pinguine bewegten, während sie Gitarre spielten und sangen, Sigurd.
Sie hatte ihn schon aus fünf Metern Entfernung erkannt.
Selbst aus einer Entfernung von zwanzig Kilometern, vom Rand des Pico del Teide, hatte sie seine paranormale Ausstrahlung gespürt.
Alethea war fast vollkommen in Gedanken versunken und hatte kein Blick für ihr Umfeld. Sie trottete brav hinter Mullokk und seinen Leuten her, während ihr Geist in der Vergangenheit weilte.
Als sich das Deckengewölbe plötzlich erweiterte, blieb Mullokk stehen. Sie reagierte zu spät und stieß gegen ihn.
Sie machte große Augen, als sie die mit Wandmalerei geschmückten Wände sah. Es handelte sich um ein Dekorationssystem aus geometrischen Figuren und Ranken.
Die Malerei begann an den Wänden und zog sich übergangslos in die Decke hinein, wobei sie sich dort langsam weiter ausbreitete.
Das indirekte Leuchten hatte sich verstärkt. Ihre ursprüngliche Annahme, dass es durch das Tageslicht ausgelöst wurde, war nicht mehr haltbar. Sie befanden sich jetzt viel zu tief im Planeteninneren.
Mullokk hatte nicht reagiert, als sie in ihn hineingelaufen war. Jetzt zeigte er auf eine bildhafte Darstellung, die sich über eine Wandfläche von drei Mal zwei Meter zog und anscheinend vollkommen von den anderen Malereien abwich. Sie wirkte auch inhaltlich abgeschlossen.
„Ich habe so etwas schon einmal gesehen. Es war auf einem sehr alten Planeten. In den Ruinen einer längst vergangenen Spezies waren ähnliche Zeichnungen vorhanden. Dort zierten sie Grabkammern.“
Alethea blickte Mullokk erstaunt an. Sie konnte damit nichts anfangen. Er schaute sie wiederum wie fragend an.
Sie reagierte jedoch nicht, sondern ließ ihren Blick weiter über die Wände gleiten.
Am Ende des länglichen Raums waren überwölbte Mauernischen zu erkennen. Sie konnte von hier jedoch nicht erkennen, ob sie irgendwelche Artefakte beherbergten.
Trotzdem hatte sie unvermittelt den Eindruck, dass sie den Weg dort drüben fortsetzen sollten.
„Da geht es lang.“
Sie zeigte mit ausgestrecktem Arm in die angegebene Richtung und ging einfach los.
Eine Art von Melodie erklang leise vom Boden her, genau vor dort, wo ihre Füße den Bodenbelag berührten. Mullokk gab seinen Leuten ein Zeichen ihr zu folgen.
Er hatte Aletheas Gesichtsausdruck bemerkt, der sich spontan verändert hatte. Sie wirkte wie in Trance.
Der Boden war mit Ziegelplatten ausgelegt, die jetzt ebenfalls wie die Wände aus sich heraus stärker zu leuchten begannen.
Feine Staubpartikel flogen einzeln aber auch in wolkenartigen Formen durch die Luft.
Sie ging jetzt einen Gang entlang, der links und rechts von Mauernischen begleitet wurde. Es roch muffig.
Die Maul’aafen hinter ihr unterhielten sich jetzt nur noch leise.
Mullokk selbst hatte einen Handstrahler aus dem Gürtelhalfter gezogen und schien nervös zu werden. Er ließ Alethea nicht mehr aus den Augen und versuchte aber auch gleichzeitig, die nähere Umgebung zu analysieren.
Beides zusammen verursachte eine verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen.
Alethea wechselte unvermittelt zu einem seitlich versteckt gehaltenen Durchgang und kam in einen quadratischen Raum, in dessen Mitte drei Tischreihen mit Sitzgelegenheiten aus glattem Stein sichtbar wurden.
Sie ignorierte die klaren Hinweise auf die Anwesenheit von intelligenten Leben und durchquert mit schnellen Schritten den Raum.
Bevor Mullokk und seine Leute ihre auch für Maul’aafen schnelle Bewegungen folgen konnten, ertönte das Donnergeräusch einer schweren Explosion.
Der Boden begann sich zu heben.
Die massiven Marmor,- und Ziegelplatten wölbten sich auf und versperrten ihnen den Weg.
Als Alethea die Tische hinter sich gelassen hatte, kam genau dort mit einem Donnergetöse die Decke herunter und begrub den halben Raum mit Schutt und Asche.
Mullokk fluchte lautstark und rief: „Alethea bleib stehen. Wir kommen hier zunächst nicht weiter!“
Er stand direkt vor einem Graben, der sich gebildet hatte und der etwa fünf Meter lang war. Seine Tiefe konnte er nicht abschätzen.
Er verlegte ihnen den weiteren Weg, da er sich von einer Seitenwand zur anderen zog.
Merkwürdigerweise bildeten sich keine Staubwolken, obwohl immer noch Rinnsale von Asche, welche sich in dem klaffenden Deckenloch gebildete hatten, zu erkennen waren.
„Wir benötigen Einmann-Antigrav-Geräte.“
Mullokk konnte Alethea nicht mehr sehen und fluchte umso lautstarker.
Wieder vernahm er lautes Donnern. Diesmal kam es tatsächlich von unten. Was war hier los? Hatten die Akkattarier etwa den Ring der Kampfboote durchbrochen?
Das konnte nicht sein, sonst hätte man ihn bereits über Funk informiert. Er blickte auf das Armbanddisplay und zuckte zurück.
Es war tot.
Die Energieanzeige war schwarz. Das konnte nicht sein. Das Gerät verfügte über einen Energiespeicher aus Tekla-Lithium-Kristallen. Die Haltbarkeit lag bei einhundert Jahren.
„Wir ziehen uns zunächst zurück. Schnell. Seit wachsam, es ist mit Feindberührung zu rechnen!“
Ich spürte mehr, als ich sah. So jedenfalls war der Eindruck, der sich immer stärker in mir manifestierte.
Ich hatte schon mitbekommen, dass hinter mir der Raum eingestürzt war und ich sehr wahrscheinlich diesen Weg nicht mehr zurück beschreiten konnte.
Ich ignorierte auch Mullokks Aufforderung. Er und seine Leute würden schon zurechtkommen.
Der feine, melodische Klang unter meinen Füßen gab mir irgendwie die Gewissheit, dass ich das Richtige tat, als ich jetzt weiterging. Dann war der Gang plötzlich zu Ende und ich stand vor einer metallisch glänzenden Wandfläche.
Das indirekte Licht, das aus den Wänden und der Decke kam, spiegelte sich in ihr.
Ich glaubte mich zu erinnern, dass ich solch einen Zugang bereits einmal im Sternen-Zikkurat zusammen mit Sigurd gesehen hatte. Dahinter hatte sich ein Raum befunden, in dem eine Wand vollständig mit Schubladenfächern bestückt war.
Zwei dieser sargähnlichen Behältnisse waren aus der Wand hervorgezogen und ragten in den Raum hinein.
In ihnen hatten unzweifelhaft die Körper der Fremden gelegen. Sigurd hatte etwas von Stasiskammern gemurmelt.
Die Wandfläche vor mir wies keinen Öffnungsmechanismus aus, noch war sonst irgendetwas zu sehen, was erkennen ließ, dass es hier weiterging. Hatte ich mich geirrt? Wohl kaum.
Die Erinnerungen der letzten Tage mit Sigurd standen mir überdeutlich im Bewusstsein.
Er hatte mich in letzter Sekunde aus dem Observatorium des Sternen-Zikkurats gerettet, bevor dieses explodierte.
So etwas vergisst man nicht einfach.
Mehr intuitiv als bewusst ging ich einfach weiter, direkt auf die metallisch glänzende Wand zu und durchdrang sie tatsächlich ohne Probleme.
Also gab es dahinter einen Hohlraum. Unvermittelt stand ich in einem ähnlichen Raum, wie damals mit Sigurd.
„Also doch“, dachte ich, als sich die bisherige diffuse Beleuchtung plötzlich veränderte und von der Decke ein im Vergleich dazu sehr helles Licht erstrahlte.
Meine Pupillen benötigten eine ganze Sekunde, um sich von der Blendung zu erholen und das, obwohl die Körpernaniten normalerweise solche von außen kommenden Belastungen unverzüglich ausglichen.
Jetzt bemerkte ich erst, dass es doch einen Unterschied zu dem damaligen Raum gab.
Dieser war viel kleiner und in seiner Mitte stand ein Tisch und um ihn herum waren drei Sitzmöbel verteilt.
Das Material, aus dem das Mobiliar bestand, erinnerte mich an beige geschliffenen Marmor.
Als ich die Rückenlehne eines Sitzes berührte, bestätigte sich meine Annahme. Kalter, glatter Stein! Staubpartikel flirrten unvermittelt in größeren Mengen durch die Luft.
Sie begannen sich zu formieren. Also doch! Es musste sich um Naniten Populationen handeln, ohne Zweifel.
Sie bewegten sich jetzt in mehreren Gruppen in eine Richtung, nämlich von mir weg zur gegenüberliegenden Wand hin. Zunächst verfolgte ich ihre Flugbahn mit den Augen.
Als ich an der Wand einen Kasteneinschub erkannte, ging ich langsam darauf zu. Sofort erklang wieder ein feiner Akkord unter meinen Füßen.
Ich spürte eine Leichtigkeit in meinem Körper, die mich etwas irritierte und ich blieb spontan stehen.
Etwas Merkwürdiges ging hier vor sich. Jetzt konnte ich das Schubladenfach genau erkennen.
Damals, mit Sigurd zusammen, war die ganze Wand mit Schubladenfächern bestückt. Hier jedoch gab es nur ein einziges davon. Etwa einen halben Meter vor meinen Augen schwebte unvermittelt eine Nanitenwolke.
Ich erhob wiederholt meine Hand und griff nach ihr. Diesmal teilte sie sich nicht.
Ganz im Gegenteil hatte ich das Gefühl, sie wartete regelrecht auf die Berührung.
Mein Blick fixierte meine Hand, als ich in die Wolke griff. Ich spürte zunächst nichts. Dann erhöhte sich die Wolkendichte und ich sah nur noch eine weiße, aus sich heraus hell schimmernde Masse.
Die Verbindung war hergestellt!
Meine Körper-Xxiin erkannten das Urvolk.
Ein Rausch überkam mein Bewusstsein und verging ebenso schnell, wie er gekommen war.
Millionen und Abermillionen von Informationen in Form von Qubits überrollten mein Bewusstsein und wurden sofort noch in codierter Form irgendwo abgelagert und gespeichert, sodass ich trotz des Overflows an Informationen noch handlungsfähig blieb.
Eines wusste ich sofort.
Die hier noch existierende Stasiskammer der Krsutner, die sich mir als Schubladenfach präsentierte, beinhaltete meine Vergangenheit, nach der ich Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende lang gesucht hatte.
Jetzt brauchte ich, bildlich gesehen, nur noch zuzugreifen.
Als sich die Nanitenwolke jetzt wieder von meiner Hand zurückzog, konnte ich nicht sagen, ob sich nicht auch einige von ihnen immer noch in meinem Körper befanden.
Ich ging wie unter Trance auf die für mich nun gut sichtbare Stasiskammer zu und berührte mit zwei Fingern eine kleine, fast unsichtbare Kerbe in der Wand.
Ich wusste sofort, dass normalerweise eine Kammer immer nur von zwei aktiven Individuen geöffnet werden konnte.