Vampire im Ruhrpott: Fluch der Nacht - Valentina Schmidtke - E-Book

Vampire im Ruhrpott: Fluch der Nacht E-Book

Valentina Schmidtke

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Stell dir vor, du lebst in einer Stadt, in der die Dunkelheit mehr als nur ein Schatten ist. In Bochum, tief unter den Straßen, lauern uralte Vampire, die das Ruhrtalzentrum und die umliegenden Gebiete bei Nacht durchstreifen. Madeleine, eine junge Frau, entdeckt, dass sie das Tor zwischen Licht und Dunkelheit ist – eine mächtige, aber gefährliche Verbindung, die über das Schicksal der Welt entscheiden könnte. Als sie von den Vampiren in einen tödlichen Pakt verwickelt wird, steht sie vor der Wahl: die Dunkelheit freizulassen oder sie zu binden – und dabei sich selbst zu verlieren. Während die Grenzen zwischen Feind und Verbündeten verschwimmen, wird Madeleine in einen brutalen Kampf um Macht, Opfer und das Gleichgewicht zwischen Licht und Schatten gezogen. Ein intensiver Horror-Thriller, der tief in die Seele blickt und die Dunkelheit hinter jeder Entscheidung zeigt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Vorwort

Stell dir vor, du lebst in einer Stadt, in der die Dunkelheit mehr als nur ein Schatten ist. In Bochum, tief unter den Straßen, lauern uralte Vampire, die das Ruhrtalzentrum und die umliegenden Gebiete bei Nacht durchstreifen. Madeleine, eine junge Frau, entdeckt, dass sie das Tor zwischen Licht und Dunkelheit ist – eine mächtige, aber gefährliche Verbindung, die über das Schicksal der Welt entscheiden könnte. Als sie von den Vampiren in einen tödlichen Pakt verwickelt wird, steht sie vor der Wahl: die Dunkelheit freizulassen oder sie zu binden – und dabei sich selbst zu verlieren. Während die Grenzen zwischen Feind und Verbündeten verschwimmen, wird Madeleine in einen brutalen Kampf um Macht, Opfer und das Gleichgewicht zwischen Licht und Schatten gezogen. Ein intensiver Horror-Thriller, der tief in die Seele blickt und die Dunkelheit hinter jeder Entscheidung

 

 

 

 

 

 

 

 

Über den Autor / die Autorin:

 

Valentina Schmidtke wurde in einer kleinen Stadt geboren und wuchs umgeben von Geschichten und Mythen auf, die sie schon früh inspirierten. Ihre Leidenschaft für düstere, emotionale Erzählungen entwickelte sich durch lange Nächte mit Büchern und ihre Faszination für das Unbekannte. Heute lebt sie in einer größeren Stadt, wo sie sich von urbanen Szenerien und der stillen Melancholie verlassener Orte inspirieren lässt. In ihrer Freizeit liebt sie es, durch nächtliche Straßen zu streifen, Gesprächen in Cafés zu lauschen und neue Perspektiven für ihre Geschichten zu entdecken. Ihre Werke sind geprägt von intensiven Gefühlen, spannungsgeladenen Momenten und einer Prise des Mystischen, die immer an den Rändern der Realität zu lauern scheint.

 

Titel: "Vampire im Ruhrpott: Fluch der Nacht"

Kapitel 1: Nachtschicht im Schatten

Der Regen hatte aufgehört, aber die Straßen glänzten noch wie frisch lackiert, ein endloses Meer aus dunklem Asphalt und grell flimmernden Neonlichtern. Madeleine zog ihren Mantel enger, während sie durch die Gasse hinterm Ruhrtal Zentrum lief. Der Geruch von nassem Beton, ranzigem Frittierfett und Müll lag schwer in der Luft. Ihre Füße klatschten auf die Pfützen, die sich in den Rissen der Straße gesammelt hatten. Es war spät, zu spät, und sie hasste es, allein zu laufen. Aber was blieb ihr übrig? Taxi Geld war Luxus, den sie sich nicht leisten konnte.

Im Club hatte der Abend wieder mal alles gegeben. Betrunkene Idioten, die ihre Nummer wollten, einer, der sie an den Arm gefasst hatte, und am schlimmsten die ewige Frage: „Warum trinkst du nicht mal einen mit uns, Süße?“ Madeleine hatte nur ein müdes Lächeln übrig und dann ihre Mandelmilch hinter der Bar geschnappt. Ihr Chef hielt sie für komisch. Wer arbeitet in einem Club und lebt vegan? Aber Madeleine konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals für ihre Lebensentscheidungen gefragt worden wäre.

Die Gasse war schmal und zog sich wie ein enger Korridor zwischen den hohen Backsteinwänden. Kein Wind, keine Bewegung, nicht mal ein streunender Hund. Nur dieses Dröhnen irgendwo aus der Ferne. Güterzüge vielleicht, oder ein Rohr, das seinen Geist aufgegeben hatte. Sie hasste diese Stille. Sie fühlte sich an wie eine unsichtbare Hand, die nach ihrem Hals griff. Sie zwang sich, nicht zurückzuschauen. Der Gedanke, dass da jemand sein könnte – sie wollte es nicht wissen. Ihre Schritte wurden schneller.

Der Hunger in ihrem Bauch krampfte sich zusammen. Der Gedanke an die Tofu-Bolognese, die sie gestern gekocht hatte, blitzte auf, aber genauso schnell war er wieder weg. Heute Abend gab’s nichts mehr. Kühlschrank leer, Geld knapp, und morgen? Morgen wurde schon irgendwie.

Ein Geräusch. Nicht laut, eher ein leises Kratzen, wie von einer Katze, die sich am Müllsack vergreift. Madeleine blieb abrupt stehen. Ihr Atem hing als Wolke in der kalten Luft, und sie drehte sich um. Niemand. Nur die Dunkelheit, die sich zwischen die Backsteine drängte und alles verschluckte, was sich zu weit wagte. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie glaubte, es würde aus ihrer Brust springen.

„Hör auf“, flüsterte sie zu sich selbst, aber ihre Stimme klang brüchig, falsch. Sie zog den Mantel enger, tastete nach ihrem Handy. Das verdammte Ding war fast leer, wie immer. Der Bildschirm leuchtete kurz auf, aber die erhoffte Sicherheit brachte das nicht. Vielleicht sollte sie eine Nachricht schicken, irgendeine Versicherung, dass sie da war. Aber an wen? Es gab niemanden, der auf sie wartete. Niemanden, der sich Sorgen machte, wenn sie nach Mitternacht allein durch Bochum lief.

Ihre Finger glitten über den glatten Bildschirm, als plötzlich ein Schatten aus der Gasse vor ihr schoss. Schnell, so schnell, dass sie nur den dunklen Umriss wahrnahm, eine Bewegung, die nicht zu stoppen schien. Sie wich einen Schritt zurück, stolperte, und das Handy fiel klatschend in eine Pfütze. Scheiße! Ihr Blick huschte nach vorne, suchte, tastete die Dunkelheit ab, aber nichts. Nur das dumpfe Geräusch ihres eigenen Pulses, das ihr in den Ohren dröhnte.

„Hallo?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch selbst das hallte zwischen den Mauern wider. Kein Echo hätte sie gebraucht, kein Beweis, dass sie allein war. Oder eben nicht.

Dann – ein Geräusch. Kratzen, das eindeutig lauter wurde, näher kam. Madeleine hielt den Atem an, spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Ihre Füße wollten losrennen, weg von diesem Ort, der plötzlich wie ein Schlund wirkte, bereit, sie zu verschlingen. Aber ihre Beine hörten nicht auf sie. Die Kälte kroch ihren Rücken hoch, bis sie das Gefühl hatte, ihre Glieder wären aus Blei.

Eine Gestalt trat aus dem Schatten, hochgewachsen, schlank, mit einer unheimlichen Eleganz, die nicht hierher passte. Nicht in diese Stadt, nicht in diese Gasse. Die Augen der Gestalt glühten in einem Rot, das aussah wie die letzte Glut eines Feuers, kurz bevor sie erlischt. Madeleine wollte schreien, doch ihre Stimme blieb irgendwo in ihrer Kehle stecken.

„Läufst du immer so spät rum?“ Die Stimme war tief, fast ein Knurren, aber die Worte klangen so beiläufig, als wäre es das Normalste der Welt, jemanden mitten in der Nacht in einer verlassenen Gasse anzusprechen.

Madeleine öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut hervor. Die Gestalt kam näher, langsam, so als würde sie ihre Angst auskosten. Und dann, mit einem Ruck, war die Kälte weg. Die Welt um sie herum drehte sich, und alles, was sie hörte, war ihr eigener Atem, der sich überschlug.

 

Kapitel 2: Glas und Schatten

Madeleine stürzte nach vorne, stolperte fast über ihre eigenen Füße, aber sie zwang sich, nicht hinzufallen. Die Dunkelheit hinter ihr lebte. Sie konnte es fühlen. Schritte, ein leises Knirschen auf dem nassen Asphalt, und das Kratzen, das nicht mehr aus der Ferne kam. Es war nah, zu nah. Ihre Brust hob und senkte sich heftig, der Atem brannte wie Feuer in ihrer Kehle. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie lief. Die Stadt, die sie in- und auswendig kannte, war plötzlich ein Labyrinth aus Schatten und Geräuschen, die nicht da sein sollten.

Die Lichter des Ruhrtal Zentrums tauchten vor ihr auf, blass und kalt, wie eine verlogene Rettung. Der Glanz der Schaufenster spiegelte sich auf den regennassen Straßen. Sie klammerten sich an die Stadt wie sterbende Sterne, und doch schafften sie es nicht, die Dunkelheit zu vertreiben, die sie verfolgte. Madeleine stolperte, stützte sich an der kalten Scheibe eines Cafés ab. Ihre Hand hinterließ einen feuchten Abdruck, und ihr Herz raste so laut, dass sie glaubte, jeder in der Nähe müsste es hören.

Sie warf einen Blick durch das Glas. Drinnen war es leer, bis auf ein paar zurückgelassene Tische, auf denen halb ausgetrunkene Tassen und Teller mit Linsensuppe standen. Die Suppenreste sahen aus wie schlammige Pfützen, kalt und klumpig. Madeleine spürte, wie ihr Magen sich vor Hunger zusammenzog, und gleichzeitig schob sich ein Schauer über ihren Rücken. Es war nicht nur die Situation, nicht nur die Angst. Es war dieses Gefühl, dass etwas Grundlegendes falsch war, dass selbst alltägliche Dinge wie eine Schale Suppe plötzlich fremd und bedrohlich wirkten.

Ihr Blick wanderte nach draußen, zurück auf die Straße. Die Fenster des Cafés spiegelten nur Dunkelheit wider. Aber war da nicht ein Schatten, der sich bewegte? Sie drehte sich hastig um, ihre Augen huschten durch die Gasse, über die glänzenden Pflastersteine, die sich in schwarze Löcher verwandelten. Es war nichts zu sehen. Und doch war da etwas. Sie spürte es.

Madeleine zwang sich, ihre Beine in Bewegung zu setzen. Ihr Ziel war die Hauptstraße, wo die Laternen vielleicht stark genug wären, das Grauen zu vertreiben. Jeder Schritt war ein Kampf, jeder Atemzug ein verzweifeltes Ringen um Kontrolle. Sie biss die Zähne zusammen, ignorierte die schmerzenden Muskeln und die Kälte, die sich wie Nadeln in ihre Haut bohrte. Bochum war sonst nie so still. Wo waren die Menschen, die Autos, der Lärm, der sie immer umgab?

Ein flüchtiger Blick in das Schaufenster eines Secondhand-Ladens brachte sie fast zum Stehen. Es war nur eine Puppe, die in einem abgetragenen Kleid dastand, aber ihre Haltung war zu real, zu lebendig. Madeleine riss den Kopf weg. Bloß nicht stehen bleiben. Weiter, immer weiter.

Plötzlich war da eine Bewegung, schnell und lautlos, wie ein Schatten, der über den Asphalt schoss. Madeleine fuhr herum, und diesmal sah sie ihn klar. Hoch, schlank, mit Augen, die in der Dunkelheit glühten wie vergessene Kohlen im Zechenfeuer. Es war keine Illusion. Kein verdammter Traum. Er war echt.

„Lauf doch weiter“, sagte er mit einer Stimme, die tief und doch sanft war, wie ein Messer, das durch weiches Fleisch schneidet. „Oder hast du dich schon aufgegeben?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das nichts Menschliches hatte. Kein Trost, keine Wärme, nur eine grausame Freude, die sie wie ein kalter Schauer durchfuhr.

Madeleine wich zurück, spürte das kalte Glas der Schaufensterscheibe im Rücken. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, und sie schüttelte den Kopf, obwohl sie keine Worte fand.

„Warum gerade du?“ Er trat näher, sein Blick bohrte sich in ihre Augen, und sie konnte sich nicht abwenden. „So ein langweiliger kleiner Mensch. Mandelmilch, Tofu, und Linsensuppe, richtig? Ihr alle seid gleich. Ihr denkt, das macht euch… besser.“

„Was willst du von mir?“ Die Worte kamen heraus wie ein Krächzen, ihre Kehle trocken und rau. Ihre Knie fühlten sich an, als würden sie jeden Moment nachgeben, und doch zwang sie sich, stehen zu bleiben.

„Ich?“ Sein Lächeln wurde breiter, und sie konnte die langen Zähne sehen, die in der Dunkelheit glänzten. „Nichts. Aber sie wollen dich. Und ich bin nur hier, um zuzusehen.“

Bevor sie etwas erwidern konnte, verschwand er. Kein Geräusch, keine Bewegung – er war einfach weg. Die Gasse war still, so still, dass Madeleine glaubte, sie würde den Verstand verlieren.

Sie brach zusammen, ihr Rücken gegen das kalte Glas, und ihr Atem ging stoßweise. Der Regen begann wieder, tropfte von den Dächern und über ihre Haare, aber sie spürte es kaum. Alles, was blieb, war das Gefühl, dass er noch da war. Irgendwo, in der Dunkelheit, wartete er.

 

 

Kapitel 3: Hunger und Schatten

Der Regen wurde stärker, prasselte wie tausend winzige Nadeln auf den Asphalt. Madeleine zitterte, die Nässe kroch durch ihren Mantel, legte sich wie ein eiskalter Schleier auf ihre Haut. Sie presste ihre Knie an die Brust und versuchte, den Gedanken zu verdrängen, dass sie gerade mit etwas konfrontiert worden war, das nicht existieren sollte. Nicht konnte. Aber die Augen, dieses Lächeln, das war echt gewesen. So real wie die klamme Kälte, die sie jetzt umgab.

Sie musste aufstehen, weg hier, irgendwie nach Hause. Doch ihr Körper bewegte sich nicht. Alles fühlte sich schwer an, ihre Muskeln, ihre Gedanken, selbst die Luft, die sie einatmete. Ihr Kopf lehnte an der Scheibe des Schaufensters, und der Hunger meldete sich, ein dumpfes, dröhnendes Loch in ihrem Bauch. Der Geruch der Linsensuppe im Café kam ihr wieder in den Sinn. Ihr Magen knurrte so laut, dass es fast peinlich war, selbst hier, allein im Regen.

„Hier.“

Die Stimme kam aus der Dunkelheit, und Madeleine schrak hoch, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Da stand er wieder. Der Typ aus der Gasse. Hochgewachsen, reglos, mit einer Ruhe, die mehr beunruhigte, als wenn er sich bewegt hätte. In seiner Hand hielt er etwas, das sie im schwachen Licht der Straßenlaterne nicht sofort erkennen konnte.

„Du siehst aus, als könntest du was zu essen gebrauchen.“ Seine Stimme war ruhig, fast beiläufig, als wäre das hier das Normalste der Welt. Als würden sie sich in einem Diner treffen und nicht in einer gottverlassenen Gasse, wo alles nach Verfall roch.

Madeleine konnte nichts sagen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und gleichzeitig riss der Hunger an ihr, schrie danach, dass sie zugreifen sollte. Er trat näher, und sie konnte jetzt sehen, was er in der Hand hielt. Eine braune Papiertüte, wie von irgendeinem billigen Imbiss, Fettflecken durchzogen das Papier. Sie roch es sofort. Pommes. Und noch etwas. Irgendwas Würziges, das ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.

„Nimm es.“ Er hockte sich vor sie, ohne sie aus den Augen zu lassen. Seine Bewegungen waren unnatürlich geschmeidig, wie bei einem Raubtier, das sich an seine Beute anschleicht. „Du verhungerst doch fast. Oder willst du dir von deinem Stolz den Magen füllen?“

Seine Worte waren ein Hieb, der sie traf, obwohl sie nicht wusste, warum. Ihre Finger zitterten, als sie die Tüte nahm. Der Geruch war jetzt überwältigend. Sie griff hinein und zog eine Portion Pommes heraus, noch warm, wenn auch schon ein bisschen labbrig vom Fett. Egal. Sie schob sich eine in den Mund, dann noch eine, kaute hastig, als hätte sie Angst, dass man sie ihr wieder wegnehmen würde.

Er sagte nichts, beobachtete sie nur. Seine Augen glitten über sie, fixierten jeden ihrer Züge, und es fühlte sich an, als würde er sie nicht einfach ansehen, sondern in ihr lesen, Schicht für Schicht. Es machte sie nervös, und doch konnte sie nicht aufhören zu essen. Ihre Finger tasteten nach dem, was noch in der Tüte war, und fanden einen veganen Burger. Der Geschmack war überwältigend, würzig und salzig zugleich, und sie hätte weinen können vor Erleichterung.

„Wie…?“ Ihre Stimme war heiser, kaum mehr als ein Krächzen. „Woher…?“

„Hab ich mitgebracht“, sagte er nur und zuckte mit den Schultern. „War nicht schwer. Du siehst aus wie jemand, der keine Lust auf Tierleichen hat.“

Ihr Kopf fuhr hoch, ihre Augen verengten sich. „Woher weißt du das?“ Ihre Stimme war lauter als sie wollte, und in der Dunkelheit klang sie seltsam fehl am Platz. „Kennst du mich etwa? Hast du mich verfolgt?“

Er lachte, ein tiefes, raues Geräusch, das sie erschaudern ließ. „Ich brauche dich nicht zu verfolgen. Du trägst alles, was du bist, auf deiner Stirn. Das ist eine Gabe. Oder ein Fluch, je nachdem, wie man’s sieht.“

Madeleine wollte widersprechen, irgendetwas sagen, das ihre Angst verstecken würde, aber die Worte blieben aus. Stattdessen starrte sie ihn an. Sein Gesicht war fast makellos, aber irgendwie falsch. Zu glatt, zu perfekt, als hätte jemand die Details weggelassen, die einen Menschen menschlich machen. Und doch war da etwas an ihm, das sie anzog, gegen ihren Willen.

„Du hast nichts zu befürchten“, sagte er schließlich. „Noch nicht.“

„Noch nicht?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern, und sie hätte schwören können, dass er dabei lächelte.

„Iss zu Ende.“ Er stand auf, streckte sich in einer Bewegung, die fast zu flüssig war. „Du wirst die Energie brauchen.“

„Für was?“ Sie wusste nicht, warum sie fragte. Sie wollte es gar nicht wissen. Aber die Frage war raus, und er sah sie an, als hätte sie etwas Seltsames gesagt.

„Für die Nacht.“ Seine Stimme war leise, fast sanft, und doch hatte sie das Gewicht von etwas, das sie nicht verstehen konnte. „Die hat gerade erst angefangen.“

Bevor sie reagieren konnte, war er weg. Einfach so, wie eine Kerzenflamme, die ausgeblasen wird. Kein Geräusch, keine Bewegung. Nur die Stille, die wieder auf sie herabfiel, schwer und kalt wie der Regen. Madeleine hielt die leere Papiertüte in den Händen, starrte auf die fettigen Ränder und fragte sich, ob sie träumte. Aber der Geschmack auf ihrer Zunge war echt, und der Hunger, der endlich verschwunden war, genauso.

Trotzdem blieb das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, dass dieser Fremde nicht einfach irgendein Typ war. Es war nicht nur seine Art, sich zu bewegen, oder die Art, wie er sie angesehen hatte. Es war etwas Tieferes, etwas, das sie nicht in Worte fassen konnte. Und doch wusste sie, dass sie ihm wieder begegnen würde.

 

 

Kapitel 4: Rettung in der Finsternis

Der Regen hatte aufgehört, aber die Luft war schwer, so schwer, dass Madeleine sie kaum in ihre Lungen ziehen konnte. Sie blieb auf dem Gehweg stehen, die Straßenlaternen flimmerten über ihr, als hätten auch sie die Kraft verloren. Die Papiertüte mit den fettigen Resten hielt sie noch in der Hand, aber ihre Finger waren längst taub vor Kälte. Sie hatte keine Ahnung, warum sie sich nicht einfach bewegte. Vielleicht war es die Müdigkeit, die ihre Glieder lähmte, oder die Ahnung, dass etwas Schlimmeres in der Dunkelheit lauerte.

Die Stadt um sie herum wirkte stiller als jemals zuvor. Keine Autos, keine Stimmen, nur das leise Tropfen des Regens, der von den Dächern auf die Pflastersteine fiel. Madeleine atmete flach, lauschte in die Nacht, aber das leise Rauschen in ihrem Kopf ließ sie nichts Klareres hören. Sie fühlte sich beobachtet, nicht mehr von ihm – wer immer er war –, sondern von der Dunkelheit selbst, als hätte die Stadt Augen bekommen.

Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie zusammenzucken. Eine Katze? Nein. Es war größer. Viel größer. Sie drehte sich um, die Straße war leer, aber das Gefühl, nicht allein zu sein, ließ ihre Kehle zuschnüren. Ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen, und der Hunger, den sie gerade gestillt hatte, kehrte als dumpfer Schmerz zurück.

Sie machte einen Schritt nach vorn, dann noch einen. Ihre Füße waren schwer, als hätten sie sich in den Asphalt gesenkt. Ihre Schritte hallten in der Stille, klangen viel zu laut, fast wie ein Echo, das nicht ihr gehörte. Plötzlich ein Geräusch, ein Knacken, so leise, dass es nur jemand mit gespitzten Sinnen gehört hätte. Madeleine blieb stehen, ihr Kopf ruckte zur Seite. Wieder nichts. Nichts außer Dunkelheit und dem flackernden Licht der Laternen.

„Du bist so schlecht darin, wegzulaufen.“

Die Stimme kam von hinten, direkt hinter ihr, und ließ ihr Herz stehen bleiben. Sie wirbelte herum, das Blut rauschte ihr in den Ohren. Es war er. Der Fremde. Er stand keine zwei Schritte entfernt, genauso ruhig wie zuvor. Seine Augen, die in der Dunkelheit fast schwarz wirkten, musterten sie mit einer Mischung aus Belustigung und etwas anderem, das sie nicht benennen konnte.

„Was… was willst du?“ Ihre Stimme zitterte, aber sie brachte die Worte hervor. Das war mehr, als sie erwartet hatte.

„Ich will, dass du am Leben bleibst.“ Seine Antwort kam so beiläufig, dass sie für einen Moment nicht wusste, ob er sie verarschte.

„Warum?“ Sie wich einen Schritt zurück, aber er bewegte sich nicht. Nicht näher, nicht weiter weg. Er stand da wie eine Statue, die nur darauf wartete, lebendig zu werden.

„Weil es da draußen schlimmere Dinge gibt als mich.“ Sein Blick huschte an ihr vorbei, in die Dunkelheit hinter ihr. Seine Schultern spannten sich, als hätte er etwas gehört, das sie nicht hören konnte. „Und weil ich keine Lust habe, dich auf dem Asphalt kleben zu sehen.“

Madeleine wollte etwas erwidern, aber dann war es da. Ein Geräusch. Lauter, tiefer, wie ein Kratzen, das durch Metall schnitt. Sie drehte sich um, ihr Herz raste, aber ihr Blick fiel nur auf die Straße. Leer. Trotzdem spürte sie, dass sie nicht mehr allein waren.

„Beweg dich nicht.“ Seine Stimme war plötzlich anders, härter, eindringlicher. Es war keine Bitte. Es war ein Befehl. „Kein Schritt. Kein Laut.“

Ihr Körper gehorchte ihm, bevor ihr Verstand überhaupt realisieren konnte, was passierte. Ihre Beine erstarrten, ihre Hände krampften sich um die Tüte, die sie noch immer festhielt. Sie wollte fragen, was los war, aber ihr Mund war trocken, und ihre Kehle fühlte sich an, als wäre sie zugeschnürt.

Etwas bewegte sich in der Dunkelheit. Kein Schatten, keine Katze, kein Mensch. Es war… falsch. Der Umriss war verzerrt, als würde die Luft um es herum flimmern, sich verbiegen. Madeleine konnte den Atem nicht anhalten, auch wenn sie wusste, dass es das Einzige war, was sie jetzt tun sollte.

Das Ding kam näher, lautlos, und trotzdem hörte sie es in ihrem Kopf. Ein Summen, ein tiefes, bösartiges Geräusch, das sich in ihre Gedanken fraß. Ihre Beine zitterten, ihr Atem ging stoßweise, und sie konnte spüren, wie ihr Körper die Kontrolle verlor. Es war vorbei. Sie wusste es. Es war vorbei.

Plötzlich spürte sie einen Ruck. Eine Hand packte sie an der Schulter, hart, fast schmerzhaft, und zog sie zurück. Der Fremde war schneller, als sie es sich vorstellen konnte. Mit einer einzigen Bewegung brachte er sie hinter sich, stellte sich zwischen sie und das Ding.

„Bleib ruhig“, sagte er, ohne sich zu ihr umzudrehen. Seine Stimme war so ruhig, so kontrolliert, dass sie beinahe daran glaubte, alles würde gut werden. Fast.

Das Summen wurde lauter, füllte die Gasse wie eine unsichtbare Welle, die sie beide zu verschlucken drohte. Und dann bewegte er sich. Schnell, fließend, wie ein Schatten, der plötzlich lebendig wurde. Sie sah nicht genau, was er tat, nur die Silhouette seiner Gestalt, die sich mit dem Ding verwickelte. Ein Knall, ein Zischen, und dann… Stille.

Sie saß auf dem Boden, ihre Knie hatten nachgegeben, ihre Hände krallten sich in die nassen Pflastersteine. Der Fremde stand über ihr, sein Atem ging ruhig, als wäre nichts passiert. Sein Blick war auf sie gerichtet, und diesmal war da keine Belustigung, kein spöttisches Lächeln. Nur Ernst.

„Du solltest nicht hier draußen rumlaufen.“ Seine Worte waren leise, fast sanft, und doch lagen sie schwer in der Luft. „Nicht mehr. Nicht in dieser Stadt.“

Madeleine konnte nicht antworten. Ihr Mund öffnete sich, aber es kam kein Laut heraus.

„Mein Name ist Elias“, sagte er schließlich. „Du wirst ihn dir merken müssen.“

 

Kapitel 5: Schatten im Nebel

Elias. Der Name hallte in Madeleines Kopf wider, wie ein Echo, das sie nicht loswurde. Sie saß immer noch auf dem kalten Boden, ihre Knie waren taub, ihre Finger zitterten, und die Papiertüte lag irgendwo neben ihr, vergessen. Der Regen hatte aufgehört, doch die Straßen waren immer noch nass, und die feuchte Luft kroch ihr in die Haut. Sie starrte zu ihm hoch, suchte nach etwas, das sie verstehen konnte. Aber da war nichts. Nichts außer diesen Augen, tief und dunkel, wie ein Loch, das alles verschlang.

„Elias“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm. Der Name fühlte sich falsch an, wie ein Stück Metall auf der Zunge, scharf und unangenehm. „Was… war das?“

Er sah sie an, sein Blick schien für einen Moment weich zu werden, aber dann zuckte er mit den Schultern, als wäre es nichts. „Etwas, das du nicht sehen solltest.“

„Das ist keine Antwort!“ Ihre Stimme war plötzlich laut, fast schrill. Sie fühlte, wie die Wut in ihr aufstieg, ein verzweifelter Versuch, gegen das zu kämpfen, was sie nicht begreifen konnte. „Ich habe das Ding gesehen! Ich habe gehört, was es getan hat. Und du—“ Ihre Worte brachen ab, als sie sich an das Geräusch erinnerte, dieses Summen, das durch ihre Knochen gedrungen war. „Was bist du?“

Elias lachte leise, aber es war kein echtes Lachen. Es klang hohl, wie ein Echo in einem leeren Raum. „Das willst du wirklich wissen?“ Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern, aber es traf sie wie ein Schlag. „Manchmal ist es besser, unwissend zu bleiben, Madeleine.“

„Ich will es wissen.“ Ihre Stimme war ruhiger, aber sie konnte die Angst nicht verbergen, die in ihr kochte. „Nach allem, was ich heute gesehen habe, kannst du nicht erwarten, dass ich einfach… nichts frage.“

Er trat einen Schritt näher, beugte sich zu ihr hinunter, bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Seine Augen bohrten sich in ihre, und sie konnte den kalten Hauch seines Atems spüren. „Ich bin jemand, der dafür sorgt, dass Leute wie du am Leben bleiben. Das sollte reichen.“

Sie wollte ihn wegstoßen, ihm ins Gesicht schreien, dass sie keine verdammte Marionette war, die er herumkommandieren konnte. Aber ihre Hände waren wie eingefroren, und ihre Worte blieben irgendwo in ihrer Kehle stecken.

„Warum ich?“ Sie flüsterte, und ihre Stimme brach fast. „Warum hilfst du mir?“

Er richtete sich auf, seine Silhouette ragte über ihr auf wie ein Schatten, der zu viel Platz einnahm. „Weil du heute Abend zur falschen Zeit am falschen Ort warst. Und weil ich zufällig da war. Nicht mehr und nicht weniger.“

Seine Worte trafen sie härter, als sie erwartet hatte. Sie spürte, wie ihre Brust sich zusammenzog, als hätte er ihr die Luft abgeschnürt. Das war es? Keine tiefere Bedeutung, keine Erklärung, warum sie das alles erleben musste? Einfach nur Pech?

„Steh auf.“ Er streckte ihr die Hand hin, und sie starrte sie an, als wäre es ein Messer, das er ihr reichte. „Wir können nicht hier bleiben.“

„Wohin?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch.

„Irgendwohin, wo sie uns nicht finden.“

„Sie?“ Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Was… was ist mit ihnen? Was war das Ding?“

Er zog sie ohne weitere Worte hoch, seine Hand fest, fast schmerzhaft. Ihre Beine zitterten unter ihrem Gewicht, und sie musste sich an ihm festhalten, um nicht wieder hinzufallen. Er war kalt, seine Haut fühlte sich an wie Stein, und doch war er da, greifbar, real. Sie wollte ihn loslassen, aber ihre Finger klammerten sich an seinen Arm, als wäre er die einzige Sache, die sie vor dem Abgrund bewahrte.

Elias führte sie durch die Gassen, weg von den flackernden Lichtern, hinein in eine Dunkelheit, die noch schwerer war als die Kälte. Die Stadt wirkte anders, fremd. Die Straßen waren leer, die Fenster der Häuser dunkel, und die einzigen Geräusche waren ihre Schritte, die auf den Pflastersteinen widerhallten.

Madeleine spürte, wie ihr Herz schneller schlug, je weiter sie gingen. Jede Ecke, jede Biegung schien neue Schatten zu verbergen, und ihr Kopf drehte sich bei dem Versuch, alles im Blick zu behalten. Sie fühlte sich wie eine Maus, die in ein Labyrinth aus Raubtieren geraten war.

„Bleib dicht bei mir.“ Elias’ Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah zu ihm hoch, aber sein Gesicht war hart und unlesbar. „Wenn du zurückbleibst, kann ich nichts mehr für dich tun.“