Västerbotten Land der Abenteuer - Kristen Benning - E-Book

Västerbotten Land der Abenteuer E-Book

Kristen Benning

0,0

Beschreibung

Västerbotten ist eine unbekannte Region im Norden Schwedens. Sie liegt immerhin 500 Kilometer nördlicher gelegen als Anchorage in Alaska. Damit ist sie deutlich rauer als Alaska. Aber dort leben Menschen. Die meisten wohnen in der Hauptstadt Umeå. Ich selbst wusste lange nicht mehr über Umeå, als dass die Fußballspielerin Marta dort einige Jahre gespielt hat. Das machte mich neugierig, diese Stadt kennen zu lernen. Wie hält es eine Brasilianerin so weit nördlich aus? Dieses Buch bringt Ihnen Region und Region über Reportagen und Interviews mit Einheimischen näher. Sie können alle Touren selbst nacherleben, denn nichts davon ist Fiktion! Adressen und Telefonnummern helfen Ihnen bei der Planung Ihres Urlaubs. Umeå hat mit einer Oper und guten Museen einiges anzubieten. Die Region brachte gar Spitzenliteratur hervor, auf deren Spuren sich Reisende leicht begeben können. Dabei stößt man zum Beispiel unweigerlich auf den zum Wildwasser-Rafting einladenden Vindel älv und auf die zum Segeln hervorragend geeignete Küste.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2019

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalte

Neuer Artikel

Neuer Artikel 1

Neuer Artikel 2

Neuer Artikel 3

Neuer Artikel 4

Neuer Artikel 5

Neuer Artikel 6

Neuer Artikel 7

Neuer Artikel 8

Neuer Artikel 9

Neuer Artikel 10

Neuer Artikel 11

Neuer Artikel 12

Neuer Artikel 13

Neuer Artikel 14

Neuer Artikel 15

Neuer Artikel 16

Neuer Artikel 17

Neuer Artikel 18

Neuer Artikel 19

Neuer Artikel 20

Neuer Artikel 21

Neuer Artikel 22

Kristen Benning
Västerbotten
Land der Abenteuer
Inhaltsverzeichnis
2 Nordschweden
3 Umeå und das Umland
4 Kulturerlebnis zwischen märchenhaften Birkenalleen
„Stadt der Birken“ ist jetzt Kulturhauptstadt
23 Interview mit dem Galeristen Stefan Andersson
„Umeå ist eine kleine Stadt, 500 Kilometer nördlicher als Anchorage in Alaska gelegen. Es ist ein Wunder, dass wir hier so weit oben im Norden „überleben” und eine Oper und eine Kunstakademie besitzen.“
29 „Umeå in meinem Herzen“
Jan-Erik Sellgren verewigt sich mit einem Stadtlied
45 Ein Paradies für Segler
An der Küste vor den Toren Umeås
59 Rafting auf einem der letzten Naturflüsse
Freizeitaktivitäten in den Wäldern Västerbottens
72 Skellefteå und das Umland
79 Einst bedeutender als Umeå
Skellefteå - die kleine Schwester der Kulturhauptstadt
86 Reich an Erzählungen
Streifzüge durch die Umgebung Skellefteås
106 Interview mit dem Journalisten Åke Lundgren
„Die Natur und die Tatsache, dass Menschen in Lappland und in Västerbotten nah an der Natur leben, hat Menschen seit Generationen geformt. Die Menschen sind an Stille, Schönheit und die Weite um sie herum gewöhnt.“
110 Die Besten im Norden
Nordschweden im Spiegel moderner Schriftsteller
134 Interview mit dem Schriftsteller Torgny Lindgren
„Das Erzählen war eine mächtige zusammenhaltende Kraft“
138 Literaturverzeichnis
Västerbotten
Nordschweden
Für eine dünn besiedelte Region hat Nordschweden viel zu bieten. Was Menschen dazu bewegt, so weit nördlich zu leben, sind Natur und Freiheit. Die Natur und die Tatsache, dass Menschen vor allem in Lappland und in Västerbotten nah an der Natur leben, hat sie seit Generationen geformt. Sie sind an Stille, Schönheit und die Weite um sie herum gewöhnt. Dies erklärt die Bedeutung der Freiheit, die auch der Grund ist, warum sich Menschen hier seit Generationen niederlassen.
Norrland ist der nördlichste der drei schwedischen Landesteile Götaland, Norrland und Svealand. Norrland macht mit einer Fläche von 261.292 km² etwa 59 Prozent der schwedischen Gesamtfläche aus. Mit 1.116.000 Einwohnern ist das Gebiet dünn besiedelt. In Västerbotten selbst leben gut 270.000 Menschen.
VisitSweden
Österreich: Tel. +43 192 86 70 2
Fax: +46 (0) 63 663 55 66
aus Deutschland:
Tel: +49 69 22 22 34 96
Voltvägen 32
Schweiz: Tel: +44 580 62 94
Telefonische Auskünfte:
www.visitsweden.com/schweden
831 48 Östersund
Umeå und das Umland
Öffnungszeiten
Renmarkstorget 15
Tel: +46 (0) 90 16 16 16
903 26 Umeå
Sa + So: geschlossen
Weitere Informationen
Es überrascht, dass Umeå zur Kulturhauptstadt 2014 erkoren wurde. Ausschlaggebend war gegenüber Lund, dass es dort samische Kultur gibt. Davon gibt es nicht viel zu sehen, aber in der Stadt wurde jüngst fleißig gebaut, indem ein Bildermuseum ans Flussufer verlegt wurde, ebenso gibt es jetzt ein Kulturhaus. Für die Entwürfe der Gebäude zeichnen bedeutende Architekten verantwortlich. Umeå gilt heute als dynamischste Stadt Schwedens. Sie liegt 500 Kilometer nördlicher als Anchorage.
Um die Umgebung zu erkunden, sollte man auf den Radweg am Ume älv radeln. Er führt durch Wälder, Wiesen und Flussauen. Das Umland der Stadt ist ein Freizeitparadies.
Am Fluss Vindel, einem der wenigen Naturflüsse Schwedens, ist nichts begradigt. Dort gibt es kein Kraftwerk. Touristen können an Wildwasserrafting teilnehmen oder Vögel beobachten. An der Küste lockt eine schöne Inselwelt, die nicht nur Natur bietet, sondern auch zum Segeln einlädt und regionale Traditionen vermittelt.
www.visitumea.se
Umeå turistbyrå
Kulturerlebnis zwischen märchenhaften Birkenalleen
„Stadt der Birken“ ist Kulturhauptstadt seit 2014
In Nordschweden gibt es Strecken, auf denen Touristen pro Stunde nur ein Auto entgegenkommt. Selbst auf der fast schnurgeraden Europastraße 4 kann das Verkehrsaufkommen so gering sein. Anders vor Umeå, der Hauptstadt der Provinz Västerbotten, Kulturhauptstadt des Jahres 2014. Dort rauscht auf der großen Einfahrtstraße 363 für nordschwedische Verhältnisse erstaunlich viel Verkehr, weil die Stadt in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. Nun ist diese Strecke aber schon lange vor der Stadt so eintönig, dass die Einwohner etwas dagegen unternehmen wollten. Sie bauten Kunstwerke, stellten Skulpturen an der E4 auf. Die silbrige Außenhaut einer Kapelle beispielsweise weckt die Lebensgeister der Autofahrer rechtzeitig vor der Fahrt über die Stadtgrenze auf. Innerhalb Schwedens gibt es solche Kunstwerke vor einer Stadt sonst wohl nicht. Es ist also einzigartig. Fürs Aufwachen auf langen eintönigen Straßen sorgt sonst höchstens das auch am Tage eingeschaltete Frontlicht der Autos, witzeln manche Schweden.
Der aus Einkaufs- und Fachmarktzentren bestehende Gürtel um die Stadt wirkt nicht attraktiv. Ebenso muss man im modern gestalteten Zentrum interessante Viertel mit der Lupe suchen. Denn die funktionalistische Denkweise in Beton-, Stahl- und Glasarchitektur führt zu einer entsetzlichen Eintönigkeit, die vor allem in den Städten Nordschwedens weit verbreitet ist. Die 1960er Jahre waren auch in Schweden geprägt von Optimismus, Fortschrittsglauben, Wirtschaftswachstum und dadurch steigendem Wohlstand.
Picknickkorb mit Leckereien
Aber es gibt auch schöne Seiten,wenn man die Stadt mit dem Fahrrad oder zu Fuß am Ume älv erkundet. Im Sommer tummeln sich hier tagsüber Familien und Studenten auf dem Rasen am Flussufer, dem im Zentrum besten Platz. Beliebt ist es, sich aus einem nahen Café eine Decke mitzunehmen, dort auch einen Picknickkorb mit Leckereien zu kaufen, sich auf dem Rasen zum Gespräch mit Freunden niederzulassen und Freiheit und Geselligkeit zu genießen. Neben einem, durch viele Blumen paradiesisch wirkenden, kleinen Park steht die Kaffeebude eines Studentencafés. Kaffee, Kuchen und Eis genießend, kann man Studentinnen beim Sonnenbaden zuschauen, Väter entwenden den Kindern die Fernbedienung ihrer Motorboote und werden selbst wieder Kinder. Selbst die Angestellten aus den städtischen Betrieben nehmen an diesem Sommerleben teil Sie speisen auf den Sonnendecks der Restaurantboote, die auf dem Fluss schwimmen, den im nahen Botten und in den Flüssen gefangenen Fisch. Umeå weist offiziell die meisten Sonnenstunden Schwedens auf.
So entspannt diese Szenen wirken, lange störte ein großer Parkplatz die Ruhe am Wasser. Entweder parkten dort Einheimische. Oder dort versammelten sich Liebhaber amerikanischer Straßenkreuzer zur Classic-Car-Woche an einem Sommerwochenende und ließen die Motoren aufheulen.
Polierte Schlitten
Schweden lieben den American-Way-of-Life und rollen mit polierten Schlitten auch heute noch wie in den Straßen von San Francisco durch die Innenstädte. Hier wirkt es noch belebend in den an Wochenenden und in der Urlaubszeit oft menschenleeren nordschwedischen Stadtzentren. An solchen Tagen lockt es die Nordschweden aus ihren oft einsam gelegenen Hütten und Ferienhäusern in den Wäldern und auf den Schären in die Stadt, um wie bei einem Straßenrennen Spalier zu bilden und begeistert zu applaudieren. Die Chance für eine schöne, natürlich wirkende, Uferpromenade als Freizeitraum für Bürger wurde lange vertan. Das wissen auch die Entscheidungsträger, die aus der Stadt ein Kraftzentrum Nordschwedens formen wollen, bis zum Jahr 2050 soll die Stadt 200.000 Einwohner umfassen. Aktuell weist Umeå über 115.000 Einwohner auf, davon wohnen 76.000 im Stadtgebiet, die anderen im Umland. Wenn man bedenkt, dass auf etwa zwei Drittel der Fläche Schwedens nur etwa 20 Prozent der schwedischen Gesamtbevölkerung lebt, ist Umeå eine herausragende Stadt in Nordschweden. Aber gilt dies auch in kultureller Hinsicht? Die Lokalpresse sieht das nicht so, denn sie ist nicht so gesellschaftskonform wie die deutsche. Sie verhält sich weit kritischer und macht sich darüber lustig, dass bis zum Jahre 2014 die Zeit wie in einer Sanduhr verrinnen werde. Am Ende müsse man hier wohl Kulissen aufstellen, witzelte ein Autor der Zeitung „Västerbottens Kuriren“ schon im Sommer 2010. Wenn man sich heute den Bebauungsplan anschaut, der am Ufer ein Kulturzentrum mit Bibliothek und frauenhistorischem Museum vorsieht, ist man nicht weit gekommen.
Futuristisches Kulturzentrum
Der Neubau mit seiner futuristisch wirkenden Kulisse bietet zwar ästhetischen Genuss, wird es aber auch zur Entwicklung eines Lebensraums, in dem Bürger in qualitativ anspruchsvollen Geschäften mit benachbarten lebendigen Werkstätten wie es zum Beispiel in Graz versucht wird, beitragen? Vielleicht ist es auch der eher kühlen Art der Stadtbevölkerung zuzuschreiben, der man als Ortsfremder sehr häufig begegnet. Die Menschen auf dem Land sind da anders. Sie laden gerne zum Kaffee oder Bier ein.
Vor drei Jahren haben umfangreiche Bauarbeiten begonnen. Sie umfassen das Flussufer nahe dem Zentrum. Es soll nichts „Verstaubtes“ angeboten werden. Umeå ist eine junge Stadt, stark gewachsen seit 1945, da der schwedische Staat viel Geld in den Aufbau von Bildungs-, Dienstleistungs- und Forschungsunternehmen investiert hat: besonders in den Aufbau der Universität und des bedeutendsten Krankenhauses Nordschwedens. So sollen vor allem junge Menschen motiviert werden, im Norden bei Familien und Freunden zu bleiben. Man betont bewusst die moderne Kunst und Architektur, zumal Umeå nur wenig traditionelle Bauten hat. Die Holzstadt ist im Verlaufe ihrer Geschichte mehrfach abgebrannt. Zuerst zerstört im nordischen Krieg mit Russland im 18. Jahrhundert, dann fand 1888, zu Mittsommer, ein verheerender Stadtbrand statt; zu den wenigen Juwelen der alten Holzarchitektur gehört das hübsche ehemalige Krankenhaus an der Birkenallee in Zentrumsnähe.
Für gut 72 Millionen Euro entstand am Ufer ein weißes dreistöckiges Gebäude, ein Kulturzentrum, das „Kulturäven“. Moderne Architektur, belebt durch eine aus wellenartig geschwungene Fassade, an ein Kreuzfahrtschiff erinnerndes Gebäude, von dessen Heck aus der strömende Fluss zu sehen ist. Schafft es die erwarteten Illusionen, wenn die Besucher auf jedem Stock an langen Fensterfassaden spazieren gehen? Es beherbergt auf 15.000 Quadratmetern eine Bibliothek, Geschäfte, Kinos sowie Multifunktionsräume für Tanz, Musik und Theater. Solch eine Konstruktion entspricht den Bildungszielen eines Wohlfahrtsstaates für den Kern des sozialen städtischen Lebens. Die gesellschaftlichen Gruppen vor Ort können sich dort treffen, aber auch informieren: Die Schweden gehen gerne und regelmäßig in Bibliotheken. Selbst kleine Orte besitzen daher eine Bibliothek.
Renommierte Architekten
Neuester Clou: das erste frauenhistorische Museum Schwedens mit den Themen Macht, Geschlecht, Widerstand und Kampf um die Gleichstellung wird im Herbst 2014 eröffnet. So ergibt sich die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der Universität, die auf dem Gebiet der Frauenforschung innerhalb Schwedens führend ist. Nur so ist zu verstehen, dass das Museum mit 345.000 Euro für die Jahre 2014/15 vom Staat gefördert wird. In das Museum einbezogen werden auch die frauenhistorischen Sammlungen der allerdings weit entfernten Universitätsbibliothek Göteborg. Dort lagert ein reicher Fundus an Filmen, Büchern, Zeitschriften, Fotos und historischen Quellen. Mit dieser Einrichtung zu vergleichen sind nur das Frauenmuseum „Kvindemuseet“ im dänischen Aarhus und die englische Bibliothek „Women's Library London“.
Die Schöpfer des Kulturhauses sind auch in Deutschland bekannt: Es sind die Architektenbüros Norska Snöhetta aus Norwegen und White aus Schweden. White hat zum Beispiel in München die Mensa der TU München gestaltet, den neuen Bahnhof in Umeå Ost und Teile des vom Stadtteil Gammlia ans Flussufer verlegten Bildermuseums. Norska Snöhetta ist in Deutschland durch den Entwurf der norwegischen Botschaft in Berlin und der John-Cranko-Ballettschule in Stuttgart bekannt. Die Architekten wollen, dass sich das Kulturhaus räumlich jederzeit neuen Situationen anpassen kann; daher werden dessen Räume bewusst so gebaut, dass sie leicht umzugestalten sind zum Beispiel für Forschung, Kreativität und Erleben.
Klar ist: Das Kulturhaus soll die Innenstadt beleben. Aber werden solche Einrichtungen überhaupt von Einheimischen und Touristen genutzt? Ein Blick auf das Kulturhaus der noch weiter nördlich liegenden Nachbarstadt Luleå zeigt, das es eine nur im Stadtkern ästhetisch und kulturell ansprechende Innenstadt schon beleben kann. Es kommen viele Touristen aus dem In- und Ausland dort hin. Ihr Hauptinteresse ist es, zur berühmten von historisch wertvollen Holzhäusern umgebenen Kirche zu pilgern, die zurecht den Rang eines Weltkulturerbes innehat. Denn diese Häuser zeigen, wie die Gesellschaftsstruktur des Mittelalters aussah. Alt-Luleå ist seit dem Mittelalter kirchliches Zentrum des Raumes. Aber die Kunstausstellungen des Kulturhauses bleiben weniger beachtet. Und abends ist das Stadtzentrum leer. Nur noch ein paar Einheimische sitzen auf der Terrasse einer Bar am Kulturhaus, von der aus sie Spaziergängern auf der hölzernen Uferpromenade zuschauen und den in die paradiesische Inselwelt fahrenden Booten nachschauen. Ein ähnliches abendliches Szenario ist auch in Umeå nach der Zeit als Kulturhauptstadt zu erwarten.
Wenig gemütlich
Mehr aber nicht: Das Kulturzentrum wirkt eher wie ein Fremdkörper. Trotz erheblicher Investitionen findet man nicht einmal die Andeutung einer gemütlichen Atmosphäre wie in Kopenhagens Stadtviertel Nyhavn oder Trondheims Zentrum um den Nidaros-Dom und das Flussviertel mit den bunt leuchtenden Holzhäusern. Die Fußgängerzone im Zentrum Umeås könnte deutlich aufgewertet werden. Heute dient sie rein dem Konsum, nicht aber der Kreativität. Zwar sorgen immerhin Straßenmusiker im Studentenalter am einzigen Platz, an dem man zum Zuhören sitzen kann, für Aufheiterung. Doch bieten sonst nur Cafés und Restaurants Sitzgelegenheiten an. Plätze zum Verweilen ohne Konsumzwang existieren nicht im Zentrum. An Geschäften dominieren nur solche minderer Qualität wie Handy-Geschäfte sowie Fast-Food-Restaurants und Pizzerien, obwohl die Geschäftsleute offiziell auf Erlebnis-Gastronomie setzen. Hier rächt es sich auch, dass man die großen Einkaufszentren an den Rand der Stadt gelegt hat, da man dort als Käufer günstigere Preise erwartet. Die Preise für Speisen sind, abgesehen von den viel zu früh gegen 18 Uhr schließenden Cafés, fast durchgehend astronomisch hoch wie leider oft in Skandinavien üblich. Das Durchschnittsalter in der Stadt liegt aber bei 38 Jahren; solche Menschen wollen etwas erleben. Hier gibt es aber für gut 36.000 Studierende und die übrige Bevölkerung nur eine richtige Kneipe, den im englischen Stil eingerichteten Pub „Lottas Krog“ in der Nähe der städtischen Bibliothek, der allenfalls die Ansprüche nach einem gemütlichen Abend mit Bier und gutem Steak erfüllt. Wenn Sportveranstaltungen wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 mit Public Viewing anstehen, ist damit zu rechnen, dass auch die im amerikanischen Stil errichtete Sportbar „All Star“ und das gegenüber liegende gute Restaurant Invito mit italienischer und norrländischer Küche gut besucht  sind.
Larsen plante Bildermuseum
Da das Stadtzentrum wenig Platz für Kultur wie Galerien oder Kunsthandwerk bietet, bleibt dem Besucher nur noch der Marsch zum Bildermuseum, einen Bau des Kopenhagener Architekten Henning Larsen, in Deutschland als Erbauer der Siemens-Konzernzentrale in München, des Redaktionsgebäudes des „Spiegel“ in Hamburg und der Kunsthalle A. Würth in Schwäbisch Hall bekannt. Wie das Spiegel-Hochhaus liegt auch das 2012 eröffnete Bildermuseum am Wasser. In den Augen der Kulturschaffenden ist es natürlich einzigartig und aufregend, wie Museumsdirektorin Katarina Pierre sagt. Von hier aus sieht man direkt in die Fluten des Flusses, das gegenüberliegende Ufer wird durch den Stadtwald belebt. Larsen kam es auf die Lage des Gebäudes an der Uferpromenade und auf die Nähe zum Stadtzentrum an. Das Museum ist eigentlich ein Turm: 22 mal 22 Meter im Grundriss, bei einer Höhe von 36 Metern  mit einer Außenhaut aus edelstem Material, Lamellen, aus sibirischer Lärche gefertigt. Dadurch erhält der Turm ein geschmackvolles Äußeres mit typisch dänischer Handschrift. Dabei ließen sich die Gestalter von den Birkenalleen der Stadt und der Wasserspiegelung des Flusses inspirieren. Der Bau ist der Umgebung angepasst. Die Stadt bewies also einen guten Griff mit der Auswahl dieses Architekten. Es ist nicht der übliche Betonklotz am falschen Platz. In die Lamellenhaut sind die Fenster in größere und kleiner Öffnungen integriert, das genaue Gegenteil des in den USA entworfenen und in der ganzen Welt nachgeahmten Stahl-Glas-Baus. Durch diese Nischen fließe das Tageslicht in die drei übereinander liegenden, 240 Quadratmeter großen, lebendig und dynamisch wirkenden Ausstellungssäle, schreiben die dänischen Architekten, die die Innenräume selbst aus weißem geölten schwedischen Kiefernholz aus Schweden verkleidet haben. Außen wie innen entspricht das Gebäude der nordeuropäischen Natur.
Präsentieren andere Museen wie das Leipziger Bildermuseum Künstler vom Mittelalter bis zur Moderne in einem monolithisch geschlossenen und außen mit einem leichten Glaskleid versehenen Gebäude, sieht sich das Museum in Umeå als öffentliche Kunstgalerie für internationale Gegenwartskunst, Design, Architektur sowie moderne Kunstfotografie und Filmkunst.
Wechselnde Ausstellungen
Jährlich soll es über 25 wechselnde Ausstellungen geben. Begleitet werden diese durch Lesungen, Aufführungen, Konzerte und Workshops, in denen es um lokale und globale Probleme aus den Gebieten von Ethik, Ästhetik und dem sozialen Bereich gehen soll. Bedeutende lokale Künstler wie Stieg Larsson mit seinen bekannten Figuren Lisbeth Salander und Mikael Blomqvist scheint es nur in der Literatur zu geben. Doch wird Larsson in Umeå wenig Raum gegeben, was viele Besucher überraschen wird. Er ist schließlich der bekannteste Sohn der Stadt. Andere Prominente sind Musiker und Wintersportler. Die Ausstellungen versuchen eher allgemeine regionale und sogar globale Probleme zu behandeln. So widmete sich eine jüngere Ausstellung der Bergbaustadt Kiruna: „Kirunatopia – Symbol für die Modernisierung und Kolonisierung des Nordens“ wurde sie genannt. An Kiruna lässt sich exemplarisch die jüngere Entwicklung Norrlands zeigen, zumal auch in Väster- und Norrbotten schon früh Bergwerke gegründet wurden, die bis heute betrieben werden. Diese Problemstellung geht bis ins Jahr 1635 zurück: Der Reichsrat Carl Bonde drückte damals seine Hoffnung aus, dass die nördlichste Region Norrland, die von Kiruna im Norden bis Umeå im Süden reicht, sich aufgrund des Vorkommens von Eisenerz „zum schwedischen Westindien“ entwickeln könnte. Dazu ist es auch mit dem Industriezeitalter dank seiner enormen Ressourcen an Eisenerz, Holz und Wasserkraft gekommen. „Die Modernisierung Norrlands verlief schnell und dramatisch. So kam es zu scharfen Konflikten und moralischen Diskussionen“, schreibt der Historiker Sverker Sörlin.