Verbrechen in der Weihnachtszeit – 6 kurze und längere Krimis zum Fest - Alea Raboi - E-Book

Verbrechen in der Weihnachtszeit – 6 kurze und längere Krimis zum Fest E-Book

Alea Raboi

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Beschreibung

Weihnachten, für den Großteil der Menschen das Fest der Liebe, der Besinnung, der Freude und der Gemeinschaftlichkeit; doch es gibt auch einige, für die ist es ein »Fest« des Hasses, des Neides und der Kaltblütigkeit. Und diese Menschen nehmen Weihnachten zum Anlass, sich an ihren Mitmenschen zu rächen, sie zu hintergehen, sie zu betrügen oder manchmal auch aus dem Weg zu räumen …
Zu »Weihnachtliche Rachelust«: Die Eigenbrötlerin Eevke Janssen arbeitet als Journalistin für einen großen Medienkonzern. Am liebsten allein, doch eines Morgens wird ihr der verwöhnte Sohn des Konzernchefs zugeteilt.
Unverhofft treffen sie in einer einsamen Hütte in der Peripherie des idyllischen Städtchens Obersund aufeinander, wo Eevke eigentlich Ruhe und Erholung sucht.
Die beiden reißen sich zusammen, um doch noch so etwas wie Erholung zu genießen, schließlich ist Weihnachten. Doch schnell wird klar, dass in dieser Hütte an Ruhe und Entspannung nicht zu denken ist, denn schlimme Dinge geschehen sind – und es ist noch nicht vorbei.
Die Geschichte ist im fiktiven Ort Obersund auf Sylt bei Hörnum angesiedelt.


In diesem Band sind folgende kurze und längere Weihnachtskrimis enthalten:
› Es gab auch gute Tage – von Sanela Egli
› Der verlorene Sohn – von Alea Raboi
› Der Killer von Vitte – von Alea Raboi
› Pub der guten Hoffnung – oder nicht – von Alea Raboi
› Liebe geht durch den Magen – von Alea Raboi
› Weihnachtliche Rachelust – von Alea Raboi

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Sanela Egli und Alea Raboi 

 

 

 

Verbrechen in der Weihnachtszeit

 

 

 

 

 

6 kurze und längere Krimis zum Fest

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Kerstin Peschel, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Es gab auch gute Tage 

Der verlorene Sohn 

Der Killer von Vitte 

Pub der guten Hoffnung – oder nicht 

Liebe geht durch den Magen 

Weihnachtliche Rachelust 

Prolog 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

26. Kapitel 

27. Kapitel 

28. Kapitel 

29. Kapitel 

Epilog 

Weitere Weihnachtsbände sind erhältlich: 

 

Das Buch

 

 

Weihnachten, für den Großteil der Menschen das Fest der Liebe, der Besinnung, der Freude und der Gemeinschaftlichkeit; doch es gibt auch einige, für die ist es ein »Fest« des Hasses, des Neides und der Kaltblütigkeit. Und diese Menschen nehmen Weihnachten zum Anlass, sich an ihren Mitmenschen zu rächen, sie zu hintergehen, sie zu betrügen oder manchmal auch aus dem Weg zu räumen …

Zu »Weihnachtliche Rachelust«: Die Eigenbrötlerin Eevke Janssen arbeitet als Journalistin für einen großen Medienkonzern. Am liebsten allein, doch eines Morgens wird ihr der verwöhnte Sohn des Konzernchefs zugeteilt.

Unverhofft treffen sie in einer einsamen Hütte in der Peripherie des idyllischen Städtchens Obersund aufeinander, wo Eevke eigentlich Ruhe und Erholung sucht.

Die beiden reißen sich zusammen, um doch noch so etwas wie Erholung zu genießen, schließlich ist Weihnachten.

Doch schnell wird klar, dass in dieser Hütte an Ruhe und Entspannung nicht zu denken ist, denn schlimme Dinge geschehen sind – und es ist noch nicht vorbei.

Die Geschichte ist im fiktiven Ort Obersund auf Sylt bei Hörnum angesiedelt.

 

In diesem Band sind folgende kurze und längere Weihnachtskrimis enthalten:

› Es gab auch gute Tage – von Sanela Egli

› Der verlorene Sohn – von Alea Raboi 

› Der Killer von Vitte – von Alea Raboi

› Pub der guten Hoffnung – oder nicht – von Alea Raboi

› Liebe geht durch den Magen – von Alea Raboi

› Weihnachtliche Rachelust – von Alea Raboi 

 

 

***

 

 

Es gab auch gute Tage

 

von Sanela Egli

 

 

 

Ich habe meinen Mann getötet.

Kein Witz, das habe ich wirklich. Und falls Sie jetzt denken: »In der Hölle sollst du schmoren!«, möchte ich Ihnen erzählen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Von vorne zu beginnen würde den Rahmen hier sprengen. Ich beginne einfach am Ende, ich bin sicher, dass das reichen wird, um sie zum Nachdenken zu bewegen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte Sie weder bekehren noch Ihnen mein Gedankengut aufzwingen. Mit meiner Geschichte will ich Sie einfach nur zum Nachdenken einladen.

Sind Sie am Ende immer noch der Meinung, ich gehöre in die Todeszelle eines texanischen Gefängnisses, weil ich meinen Mann getötet habe, dann muss ich wohl damit leben.

Mein Name ist Ella B., und ich habe meinen Ehemann getötet.

Seitdem bin ich auf der Flucht.

 

*

 

»Bitte schön, ein Drink für mein Baby.« Damian stellte das Glas mit orangefarbenem Inhalt vor mich hin.

»Danke.«

Während er seine Bierdosen leer trank, nippte ich an meinem Longdrink. Bereits nach wenigen Schlucken bemerkte ich, wie ich in einen Zustand geriet, für den ich normalerweise mehrere Drinks benötige. Damian feuerte mich regelrecht an, schneller zu trinken, er hätte noch einiges vor mit mir. Was das bedeutete, wusste ich aus Erfahrung. So gehorchte ich und freute mich auf einen erotischen Abend. Ich setzte das Glas an. In einem Zug schüttete ich das Getränk meine Kehle hinunter.

Jählings verlor ich die Kontrolle über meinen Körper. Als hätte ich das Zehnfache getrunken und dabei eine illegale Substanz eingeworfen.

Rücklings ließ ich mich in die Lehne fallen. Ich blickte Damian an, wollte ihm mitteilen, dass mit mir etwas nicht stimmte, doch ich brachte keinen Laut über meine Lippen.

Ich versuchte es wiederholt, es gelang mir aber nicht.

Ich sah, wie seine Lippen sich zu einem anmaßenden Grinsen formten. Dann spürte ich seine Finger über meine Brüste fahren.

»Na, gefällt dir das?«, fragte er.

Nein!

Nein!

Ich will das nicht!

Hör auf!

Wieder kein Laut, auch wenn ich mich noch so anstrengte.

Er beugte sich über mich und wisperte mir ins Ohr: »Ich liebe es, wenn du dich nicht wehren kannst.«

Was? Nein!

Was soll das, Damian?

»Komm, wir gehen unter die Dusche.«

Oh nein! Was hast du vor? Wieso unter die Dusche?

Ein böser Verdacht beschlich mich.

Nein!

So weit würde er nicht gehen.

Niemals!

Beruhige dich, Ella. Das ist doch schön, er meint es nur gut mit dir.

Ich dachte, vielleicht funktionierte sein Plan ja tatsächlich, und das Wasser würde mir helfen, wieder klar im Kopf zu werden.

Er musste mich stützen, sonst wäre ich auf den Boden geknallt. Er stellte mich an die Wand, damit ich nicht umkippte und ließ das Wasser laufen. Dann schob er mich unter die Regendusche.

Das tut gut, wollte ich mich mitteilen, schaffte es aber nicht.

Mehr als ein Gedanke war es nicht.

»Leg dich hin«, ertönte es garstig.

Ich brachte gerade einmal ein leises »Nein« über die Lippen.

»Leg dich auf den Boden«, sagte er energischer.

So sehr ich es auch versuchte, ich brachte kein weiteres »Nein« heraus.

Angst überkam mich.

Rücklings legte ich mich hin, voller Bangnis, was nun käme.

Lieblos spreizte er meine Beine. Kniete sich vor mich hin. Führte seine Krallen in meine Scheide. Ich spürte nicht, wie viele es waren, mit Sicherheit aber bewegten sich in meinem Unterleib mehr als nur ein Finger.

Ich war gefangen in meinem eigenen Körper. Unfähig, seine Hand wegzuschieben. Unfähig, etwas zu sagen. Unfähig, irgendwas zu tun.

Zum Fenster hinausblickend sah ich, wie es zu schneien begann. Die weißen Flocken wiegelten sich sanft vom Himmel herab.

Die Stöße mit den Fingern wurden härter.

»Ich liebe es, dich so wehrlos zu sehen.«

Eine Träne rann aus meinen Augen, er übersah sie geflissentlich. Zog seine Hand aus mir und stand auf.

Kaltes Wasser rieselte auf mich.

Scheiße!

Das ist so verdammt kalt!

Ich wollte aufstehen, schaffte es aber nicht. Ich streckte ihm meine Hände entgegen, damit er mich hochziehen konnte.

Nichts weiter als hämisches Lachen schoss mir entgegen.

Ich zitterte.

Ich fror.

Ich fühlte mich jämmerlich.

»Hi…fe«

»Hilfe? Brauchst du Hilfe?«

Sein Lachen wurde lauter und giftiger, fast so wie ein Bösewicht in einem Cartoon – nur war das die Realität.

Scheiße, es ist so kalt!

Warum kann ich nicht aufstehen?

Eine gefühlte Ewigkeit verging. Noch immer stand er da, schaute mir zu, wie ich aufzustehen versuchte, und ergötzte sich dabei an meiner Hilflosigkeit und Angst. Dann schaffte ich es endlich. Stützte mich an der Wand entlang zu einem Badetuch.

»Ist dir kalt?«

Ich hielt einen Augenblick inne. Konnte nicht verstehen, was hier gerade passierte. Ich legte mir die Worte zurecht, die ich loswerden wollte.

Meine Lippen formten die Worte.

Ohne Laut.

»Hier«, sagte er und legte mir das Badetuch um die Schultern. »Lass uns ins Bett gehen, das bringt so nichts.«

Endlich.

Endlich gehen wir schlafen und er lässt mich in Ruhe.

 

*

 

Ich dachte, die Scheiße in der Dusche wäre schlimm gewesen, doch was dann im Schlafzimmer passierte, war das Schlimmste, was ich je erlebt hatte.

Unsanft, ja fast schon gewaltsam zog Damian mir das Tuch von meinem Leib.

Ich schaute ihn an. Seine Augen, seine sonst so wunderschön strahlenden Augen, waren voll des Bösen. Er sah anders aus als sonst – lieblos, ganz ohne jegliches Gefühl, geschweige denn Mitgefühl.

Grob presste er mich in die Matratze und drückte mehrere Finger in meine Scheide.

Nein!, schrie ich lautlos.

Nein!

Ich will das nicht!

Hör auf!

Als hätte er mich gehört, zog er seine Finger aus mir. Innerlich atmete ich bereits erleichtert aus, als er sich auf mich legte und nach einigen Anläufen mit seinem Glied in mich eindrang.

 

*

 

Mich hin und her wälzend hatte ich wohl Damian geweckt.

»Ich wollte dich nicht wecken.«

»Schon okay.« Er setzte sich auf. »Was ist denn los? Kannst du nicht schlafen?«

Mit meinen Blicken durchbohrte ich ihn. »Stell dir vor, nach all dem Scheiß kann ich tatsächlich nicht schlafen. Ich kann einfach nicht glauben, was passiert ist. Warum hast du das getan? Ich verstehe es nicht.« Die Tränen, die ausbrechen wollten, schluckte ich hinunter.

»Was? Ich versteh nicht … Was ist passiert?«

»Na, dass du Sex mit mir hattest, ohne dass ich es wollte. Das, was in der Dusche geschehen ist und hier auf dem Bett.«

Erschrocken starrte er mich an.

»Ich habe alles gesehen, gehört, gespürt, gefühlt, Damian. Ich konnte mich nicht wehren oder sonst irgendwie mitteilen.«

»Na, entschuldige bitte. Woher soll ich denn wissen, dass du das nicht willst. Ich dachte, es gefällt dir.«

Die Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten. »Ich konnte doch nicht … Ich habe nur die ganze Zeit gehofft, dass du bald aufhörst. Ich war gefangen in meinem eigenen Körper. Jetzt geht es langsam wieder.«

Einen Augenblick beherrschte eine eisige Stille das Zimmer.

»Ich hab Mist gebaut, tut mir leid. Ich weiß, ich bin manchmal ein ganz schönes Arschloch. Aber ich bin kein böser Mensch. Ich dachte wirklich, du wolltest das.«

Er rollte zu mir herüber, schürzte die Lippen und drückte mir dann einen Kuss auf den Mund.

»Sieh es doch positiv«, fuhr er launig fort. »Das heißt, ich begehre dich.«

Natürlich.

»Weißt du, als böser Mensch hätte ich nicht aufgehört. Ich habe aufgehört. Und ich habe dich sogar zugedeckt, damit dir nicht kalt wird. Ich achte immer auf dich, und ich will doch nicht, dass du frierst.«

Natürlich nicht.

All meinen Mut fasste ich zusammen, indem ich einmal durchatmete. »Zuerst der Vorfall in der Dusche, dann das im Schlafzimmer …« Tränen erstickten meine Stimme.

»Hey, du musst mich verstehen. Ich bin auch nur ein Mann. Und ich bin nun mal scharf auf dich. Ich denke, wir haben beide Mist gebaut.«

»Ich konnte mich doch nicht wehren, Damian.«

»Mensch, ich habe dich nach der Dusche sogar ins Badetuch eingewickelt. Ich habe dich doch nicht vergewaltigt, wenn ich nicht einmal zum Höhepunkt gekommen bin. Ja, es war geil, dich so wehrlos vor mir liegen zu haben. Aber ich habe ja gemerkt, dass es nichts bringt und habe aufgehört.«

»Dass es nichts bringt? Ist das dein Ernst? Ich wollte das nicht!«

»Aber ich habe ja aufgehört. Ich bin nicht einmal gekommen. Siehst du? Wenn ich ein böser Mensch wäre, hätte ich weitergemacht, bis zum Orgasmus.« Er fuhr mir über den Arm. »Abgesehen von … dem, was passiert ist, an dem wir beide unsere Schuld haben, sind wir doch glücklich zusammen, oder?«

»Ja, sind wir«, erwiderte ich mimiklos.

Nach einigen Sekunden der Stille sagte ich: »Es gibt viele gute Tage in unserer Beziehung. Aber auch viele schlechte.«

Ich spürte, wie er mich von der Seite anstierte.

»Ja, die gibt es. Aber es gibt mehr gute.« Er fuhr mir durch das Haar. »Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben.«

Ich spürte, wie mir ein Lächeln über das Gesicht huschte. Die guten Tage gab es tatsächlich. Es gab einige gute Tage in unserer Ehe. Es gab verdammt guten Sex und viel zu lachen.

Er rutschte näher zu mir. »Ich lasse dich jetzt in Ruhe, damit du mal über dich nachdenken kannst. Keine Sorge, ich werde mich nicht von dir trennen. Aber manchmal … nun, du kannst ganz schön anstrengend sein.« Seine Zunge glitt über meinen Oberarm.

Ich schluckte leer.

Die guten Tage waren vergessen.

»Morgen … oh, Baby, morgen ist ein neuer Tag. Ich liebe dich. Und ich begehre dich. Morgen vernasche ich dich, ob du willst oder nicht. Schlaf gut.« Er presst seine Lippen auf meine.

Sein Mundgeruch war schier unerträglich. Ekel überkam mich.

Wut.

Scham.

Alles zusammen.

»Gute Nacht.«

Er ließ seinen Körper zurückrollen und sank abermals in den Schlaf.

Einige Zeit lag ich rücklings im Bett. Den Blick zur Decke gerichtet, die Gedanken kreisten um das Geschehene.

Mein Mann ist ein Vergewaltiger, schoss es mir durch den Kopf.

Ich blickte auf seine Seite. Er schnarchte nicht, doch der laute Atem ließ Wut in mir aufflammen. Seine Fratze schrie förmlich danach, geschlagen zu werden.

Ich verwarf den dunklen Gedanken, schälte mich aus dem Bett und bewegte meinen Körper zu dem bodenlangen Fenster. Ich fühlte mich ausgelaugt und meine Scheide brannte ein wenig. Ich ließ meinen Blick über die Dächer der Stadt schweifen. Der Schnee hatte sich wie eine Decke aus weißem Pulver über die Häuser gelegt. In den Gärten leuchteten die Lichterketten. Ich liebte die Weihnachtszeit. Die Zeit der Liebe. Das Nachbarhaus hatte im Wohnzimmer keine Vorhänge, so konnte ich direkt hineinblicken. Der geschmückte Tannenbaum stand neben dem Flügel.

Ich versank in Gedanken, als mich schmerzlich die Realität zurückholte. Ich sah, ja ich spürte regelrecht, wie Damians Hand grob in mich eindrang.

Kaltes Wasser prasselt auf mich herab.

Ich friere.

Hämisches Lachen.

Im nächsten Moment liege ich im Bett, unfähig mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Unlieb schiebt er mein Kleid hoch. Er will es ausziehen, bringt mich aber nur aus einem Ärmel.

Ich will ihn wegstoßen, versuche es wiederholt, kann mich aber nicht bewegen. In meinen Gedanken schlage ich mich aus meinem Gefängnis, doch mein Körper will nicht auf mich hören. Damian leckt meine Brustwarzen, knabbert herum. Manchmal so heftig, dass ich aufschreien will, doch außer einem Stöhnen kommt nichts über meine Lippen.

Plötzlich spüre ich abermals seine Hand in meiner Scheide. Seine Bewegungen sind schmerzhaft. Er scheint sich an meinem wehrlosen Körper zu ergötzen, sein Atem beschleunigt sich. Er atmet mir ins Gesicht, es riecht nach faulen Eiern.

Dann drückt er seinen Penis in mich.

»Oh, Baby, du bist so geil, wenn du wehrlos bist.«

Ich will schreien. Versuche es immer und immer und immer wieder.

Wut.

Trauer.

Enttäuschung.

Er kommt nicht zum Höhepunkt, kurz davor zieht er ihn raus.

 

*

 

Ich drehte mich um. Er schlief friedlich.

Scheißkerl!

Gottverdammtes Arschloch!

Wie von einer fremden Macht gesteuert fassten meine Hände ein Kissen. Ich ging um das Bett. Stand vor ihm.

Einen Wimpernschlag zauderte ich. Dann drückte ich das Kissen in sein Gesicht …

Erschrocken über mein Handeln, musste ich mich zunächst sammeln, meine Gedanken sortieren. Hastig packte ich meine wichtigsten Sachen ein, dachte auch an den Pass und die Geburtsurkunde, und verließ das Haus.

Ich blickte nicht zurück.

Fröhliche Weihnachten, Arschloch!

 

*

 

Und? Sind Sie immer noch der Meinung, alle Mörder seien gleich und haben die Todesstrafe verdient? Bedenken Sie, ich habe Ihnen noch lange nicht die ganze Geschichte erzählt. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Ende meiner Beziehung.

Fragen Sie sich, warum ich so lange bei Damian geblieben bin? Nun, das ist nicht so einfach zu beantworten. Zunächst einmal war da verdammt viel Liebe mit im Spiel. Zu viel. Und zum anderen führten wir eigentlich eine sehr harmonische Ehe. Es gab unglaublich viele gute Tage. An solche Tage hält man sich fest. Von solchen Tagen zehrt man lange. Doch mit der Zeit gewannen die schlimmen Tage überhand.

Und es kam, was kommen musste.

Die logische Konsequenz.

 

 

ENDE

Der verlorene Sohn

 

von Alea Raboi

 

 

Eine weiße, märchenhafte Decke hatte sich in der Nacht über die Baumwipfel gelegt. Ich saß auf der Veranda, eingemummt in einer dicken Jacke und mit selbst gestrickter Mütze auf dem Kopf, schlurfte heißen Kaffee mit einem Schuss Baileys und vertiefte mich in die Zeitung. In Brunnenberg war nicht wirklich was los, hier oben gab es mehr wilde Tiere als Menschen. Nicht einmal Google Earth würde dieses Kaff finden können. Wie denn auch, hierher kam nur selten einer und das auch nur im Sommer. Im Winter gab es hier keine Touristen, die sich hierher verirrten.

Ich war noch nicht lange in Brunnenberg, vier Monate, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit. Ich fror überall und ständig, dabei hatte der Winter, laut der Einheimischen, noch nicht einmal richtig begonnen. Es war schließlich erst Anfang Dezember. Was soll ich sagen, ich war schon immer ein Sonnenkind. Bevor ich in die eisige Höhe zwangsversetzt worden war, lebte ich in einem sonnigen, kleinen Dorf am Bodensee und verbrachte meine Urlaube in Spanien, Portugal oder reiste in Südfrankreich herum.

Ich hatte mich völlig in der Zeitung verloren. Als ich auf die Uhr linste, schnellte ich vom Stuhl hoch, eilte ins Haus und machte mich für die Arbeit fertig.

---ENDE DER LESEPROBE---