Verbrechen wider Willen - Werner Pentz - E-Book

Verbrechen wider Willen E-Book

Werner Pentz

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei zwielichtige Typen geraten zufällig in eine Situation, die es ihnen ermöglicht, an Geld mittels Erpressung zu gelangen. Damit beginnt eine Spirale der Gewalt, die sie nicht immer selbst zu verantworten haben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 211

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Verbrechen wider Willen

Verbrechen wider Willen1. Plötzlich ändert sich alles...2. Arme wollen auch ihren Anteil...3. Nichts ist zu hoch, wenn man ganz unten liegt...4. Wer keine Wahl hat, hat die Qual...5. Pornodarsteller haben's schwer...6. Langeweile gebiert Ungeheuer...7. Das Spiel noch einmal, nur schärfer...8. Die Krankenschwester packt aus...9. Einer muss es ja machen...10. Ein Pistole gehört zum Entführer wie der Tag zur Nacht...11. Frivole Küchenspiele...12. Ein Schnüffler kennt keine Grenzen...13. Operation "Jäger und Sammler"...14. Der Stärkere bestimmt, wo es langgeht...15. Adlerauge verfolgt Dich...16. Wer zu spät kommt, bestraft das Leben...17. Wenn man nur das Motiv wüsste...18. Verschämte Befragte...19. Lieber rächen als klagen...20. Angepisst werden, wenn andere zuschauen...21. Der perfide Plan...22. Liebe ist nur ein Wort. Gift die Lösung...23. Rastlose Phantasie...24. Der Schwache ist immer der Böse...25. Gelegenheit macht Mörder...26. Schrecken ohne Ende...27. Einigkeit vertuscht...27. Der werfe den ersten Stein, der...Impressum

Verbrechen wider Willen

1. Plötzlich ändert sich alles...

Weiße Blitze wie Supernova fläschten durchs rot-schwarze Nichts, was der erstaunte Betrachter seinem beginnenden, fulminanten Höhepunkt zuschob. Hingebungsvoll ruhte sein Kopf mit geschlossenen Augen auf der Sitzstütze. Kurz vor seinem absoluten Kick war zwar das Geräusch des langsamen Öffnen des Cabriolet-Verdeck wahrnehmbar, aber er hörte es einfach nicht (nachdem die Beifahrerin versehentlich an den Schalter auf der Mittelkonsole gekommen ist).

Das Verdeck öffnete sich in Zeitlupe, seine Partnerin musste versehentlich an den Knauf auf der Mittelkonsole gekommen sein, über den sie sich beugt, um seinen Schniegel zu bearbeiten - aber egal, dachte er, mit Gaffern ist kaum zu rechnen, am Abend jetzt. dass er seinen Orgasmus vollkommen auskosten wollte, war der eine Grund, nicht zu handeln, der andere, es musste ohnehin abgewartet werden, bis das Verdeck richtig offen stand, bevor es wieder zugefahren werden konnte.

"Um so besser. Vielleicht können wir den Film als Porno ins Internet stellen! Gegen Geld, verstehst!" Stimmen, die er gar nicht richtig wahrnahm, da er noch hin und her gerissen wurde von den Verzückungen seines Orgasmus.

Weiterzu blitzte es, als er langsam runterkam. Das war irritierend. Schlagartig öffnete er die Augen und schaute in eine rotblinkende Kamera, welche ein Mann in der Hand hielt, während ein anderer etwas weiter hinten verdeckt stand.

„He, nicht aufhören. Kamera läuft!“, und ein dreckiges, lautes Lachen erfolgte.

Mit einem Camcorder wurden sie gefilmt - Menschlein, die so frei oder schamlos waren wie Gott sie schuf, im Adamskostüm, blank, unverhüllt und offen nackt, als befänden sie sich allein im Paradies und ließen sich dabei gehen, wie es ihnen beliebte.

Er stößt die Frau abrupt weg und hebt daraufhin schnell den Schoß, um seinen Reißverschluss zuzubekommen. Die Frau reibt sich mit einem Taschentuch hastig den schleimigen Mund ab.

Der Kameramann filmt auch dies und lacht dabei freudig. Der andere hinter ihm rückt ein bißchen näher aus dem Dunklen.

Einer ist blond und hochgeschoßen, wohingegen der andere sich deutlich durch seinen dunkleren, breiteren Habitus abhebt. Wegen dessen Bulligkeit und Dunkelheit von Haus auf wirkt er schon mal nicht so amüsiert wie der Blonde, der sich fast nicht mehr einkriegt vor Lachen. Blacky steht mit seinem lauernden, schmalschlitzigen Blick noch einen Meter hinter Blondy und wäre er nicht angesprochen worden, hätte man ihn genausogut übersehen können.

In Blondys Mundwinkel steckt eine Zigarette.

Vielleicht Drogenabhängige?

Anbei in diesem Bezirkskrankenhaus gab es eine Abteilung für Drogenentzug und Rehabilitation. Hatten die Ausgang? Waren sie aber gerade stiften gegangen, konnte es noch sehr unangenehm werden. Von einer Behörde, Drogenberatungsstelle zum Entzug hierher eingewiesen worden, brachen sie diesen ab und weil sie Repressalien erwarten mussten, griffen sie zu ungesetzlichen, rapiaden Mitteln, nur um fliehen zu können.

Und hier entdeckten sie ein gefundenes Fressen.

Unwillkürlich dachte der Arzt an seine 1000 Euro, die er im Geldbeutel in seiner vorderen Jeanstasche hatte und griff reflexartig danach. Das hätte er nicht tun sollen! Das war unvorsichtig, gedankenlos, leichtsinnig.

Blondy und Blacky, wie ein Hund, der sofort reagiert, wenn sein Gegenüber Angst hat, merkten die Unsicherheitsgeste, der eine schnüffelte mit seiner Koksnase, dem anderen zuckten nervös die Lider. Junkies, Kleinkriminelle oder was immer sie waren, merken nun einmal Unsicherheiten eines Gegenübers sofort, stecken sie oft genug in Situationen, wo es um die Wurst geht. Jede falsche Bewegung ist ein Todesurteil.

Das silberne, kleinen Messerchen am Anhänger um die Brust Blackys pendelten hin und her, als er wie ein Tiger um die erlegte Beute im Wagen mit offenen Verdeck stolzierte.

"Ei, was haben wir denn da?"

Der Arzt hatte zwar die Hände sofort wieder vom neuralgischen Punkt weggetan, aber es war zu spät. Blacky interpretierte diese Geste nicht so, dass die Ertappten wie die begossenen Pudel und die geschorenen Lämmer nun nicht wussten, wohin mit den Händen und sich selbst. Auf die Fahrerseite angekommen, fiel sein Blick ungehindert auf die verdächtig ausgebeulte Hosentasche des Mannes.

Diesem fiel die Klappe herunter vor Angst und steif und starr wartete er auf die Dinge, die da kommen mochten. Er rechnete bei diesen Typen mit allem, was seine Angstperlen auf der Stirn glitzernd verkündeten.

Jetzt rächte sich, dass er das Schwarzgeld vom vermieteten Haus eingesteckt hatte und nicht via Bankverbindung sich überweisen ließ.

2. Arme wollen auch ihren Anteil...

In dem Mercedes-Benz-Cabrio hing ein Emblem mit dem Äskulap-Zeichen.

„Mensch, schau mal hin, das ist ein Arzt. Und der Medizinmann verbirgt doch etwas!“

Und schon griff er dem Arzt an die Hose. Dabei umpackte er die Börse.

„Männchen, rück mal mit die Piepen raus! Aber dalli!“

Er ließ los und machte eine flache Hand. Der Arzt reichte ihm seinen Geldbeutel.

„Schau'n ma mal, was Ärzte so verdienen!“

Und zu seinem Erstaunen fischte er einen umbrabraunen Euroschein mit spitzen Fingern heraus,.

Blondy warf die Zigarette weg, kam um die Karosserie gerannt, ergriff sich den Schein und schrie auf: „Was ist denn das für ein Scheinchen, he? Wau.“

Er langte sich mit einer Hand vor Ungläubigkeit an den Kopf, hob die Blüte in die Höhe und rief laut aus: „Schau Dir das mal an!“

Ein Tausend-Euro-Schein wedelte in seinen Händen.

Der andere rang sich kaum ein Lächeln ab, da er längst von etwas anderem angezogen war: Sein Blick fiel auf diese milchig-gelbe Hautfarbe im Beifahrersitz des Cabriolet, die eine Schulterpartie freigab, um die über die Achseln BH-Träger verliefen.

Davon bekam Blondy natürlich nichts mit, denn er war noch immer in Unruhe versetzt wegen seines Fundes. Und zu recht.

„Weißt Du, wie lange ich hierfür Flaschen sammeln muß?“

Dabei fiel ein drohender Blick auf dem unter ihm sitzenden Geldsack. Kurze Stille – zum Nachdenken – zum Nachrechnen. „Jahre, Jahre, kann ich Dir sagen, Jahre!“

Er drehte sich jetzt mit dem 1000 Euroschein um sich selbst, bis er abrupt innehielt und wieder drohend und bohrend auf den Arzt niederblickte und verkündete: „Das kommt mir jetzt gerade Recht. Nachdem ich ins Krankenhaus eingeliefert worden bin und pro Tag 10 Euro zu zahlen habe. Mann, ja, das habe ich! Trotz propagierten Sozialstaat. He, wo bleibt er, wenn man krank ist? Dann zeigt er seine Fratze, he: bezahlen mußt Du fürs Kranksein, he! In ihrem verfickten Krankenhaus pro Tag 10 Euro! He!“

Der Chefarzt fühlte sich beschämt. Aber peinlich war ihm nicht dieser Umstand, dass es wahr war, sondern wegen des geringen Geldbetrages. Was sind schließlich schon 10 Euro, was sind 100 Euro? Bei 10 Tagen Aufenthalt. Und überhaupt!

Verlegen schaute er seine Partnerin an.

So viel Armut war ihm hochnotpeinlich. Diese seine Mitgefangene, die Krankenschwester, blickte nur starr drein: offenen Auges stand ihr das Entsetzen im Gesicht und in den Augen die vage Angst um ihr Leben.

Klar, bei der fand man außer guten, sterilen Sex keine anderen Gefühle.

Er fühlte sich als einziger angeklagt und am Pranger stehen. Zur Angst paarte sich ihm zudem Peinlichkeit und Hilflosigkeit.

„Na, los Daktari, sprich. Wie stehst Du dazu?“

„Tja, ich weiß auch nicht!“

Er fand keine Worte. Geldnot kannte er nur vom Wort her.

„Hört Euch den Daktari da an. Sahnt ab von den Kranken Gelder, was das Zeug hält, und wenn man ihn darauf anspricht, meint er:“ Blondy äfft den Arzt nach: „Ich weiß auch nicht!“

Blondy wurde jetzt richtig wild und schoß unerwartet schnell mit seinem Kopf über den Volant ins Coupé hinein, mit seiner Nase und seiner bedrohlichen Stirn kurz vor des Doktors Kopf verharrend. „He, Doktor, warum?“

„Ich, ich bin auch nur ein kleines Rädchen im Getriebe.“

Dem Arzt rollten inzwischen die Schweißperlen von der Stirn in die Augenwinkeln.

„Pah, das sagen sie alle!“

Blondy zog sich wieder zurück in aufrechte Körperhaltung und sagte zu Blacky: "Ganz schön platt der Arzt hier!"

Er steckte sich wieder eine Zigarette an.

„Und letzthin. Einweisung ins Klinikum. Krankenkasse hat mir die Fahrkosten zugesagt. Ich also ein Taxi genommen, dem Taxifahrer die Erlaubnisschein von der Krankenkasse gegeben und ab in die Klinik. Nun kommt heute ein Schreiben vom Taxiunternehmer, dass ich die volle Kosten der Fahrt von 40 Euro zu zahlen habe. Die Krankenkasse weigert sich, weil sie keine Verordnung zur Fahrt herausgegeben haben will. Da hast Du den Salat!“

Blacky nickt weise, wissend und betroffen mit den Kopf. „Mann, da bist Du nicht allein!“

Der Arzt weiß auch nichts dazu zu sagen, denkt, dass der Patient gutgetan hätte, eine Kopie von der Verordnung anzufertigen, aber solche Leute haben a) keinen Kopierer und b) stehen sie derartig unter Druck und leiden meist derartig unter Geldnot, dass ihnen die Kopiererei unerträgliche Umstände bereitet, so dass sie's sein lassen. Wenngleich sie ohnehin meist so vertrauensselig sind, dass sie nicht daran denken, sich durch eine Blaupause abzusichern. Sie rechnen nicht mit der Kleinlichkeit, den Neid und der Engstirnigkeit der Bürokraten. Viele von letzteren zieren sich, als ginge es bei den Zuwendungen, Unterstützungen und "Leistungen" um ihr eigen Hab und Gut. Als ob dies nicht schon längst Allgemeingut geworden wäre.

Er schüttelt ratlos-verhalten den Kopf. Beißt sich auf die Lippen. Wagt keine Antwort zu geben.

„Und woher hast Du eigentlich die 1000 Euro, Mann!“

Der Arzt weiß, reden hat keinen Sinn.

Blondie merkt das und schleudert ihm die Antwort ins Gesicht: „Bakschisch, Mann, gib's schon zu! Du hast eine Sonderbehandlung eingelegt, beim einem Geldsack, he! Hast ihm vielleicht ein seltenes Herz, Niere oder Leber verpasst und der hat Dich für diese Extrabehandlung diese Schmiere zugesteckt, ist's nicht so?“

Der Arzt rührt keine Wimper, keine Lippe und kein Glied.

„Mir brauchst Du nichts vorzumachen, mir ist klar, was mittlerweile falsch läuft im Staate Dänemark!“

Blacky: „Dänemark?“

„Das sagt man halt so!“

„Hä?“

„Statt Deutschland sagt man Dänemark. Irgendetwas ist faul im Staate Dänemark, so sagt man!“

„Wieso sagt man das, wenn wir hier im korrupten Deutschland leben, he! Willst Du mich verarschen!“ Er macht die Bewegung des Zu-allem-Bereit-Sein, nämlich selbst zu einer Handgreiflichkeit.

„Ist ja egal!“

„Mir aber nicht! Ich laß mich nicht verarschen. Also, warum?“

„Mann, weiß ich auch nicht. Hab's halt irgendwo gehört.“

„Achso, und Du weißt nichts besseres, als solch einen Blödsinn nachzuplappern!“

„Du hast's erfaßt!“

„Für so dumm hätt ich Dich aber nicht gehalten!“

„Ja, ich mich auch nicht!“

„Hä!“

„Ist gut, Mann. Von mir aus: es ist etwas faul im Staate Deutschland! Gut so?“

„Ja, das brauchst aber nicht extra zu betonen. Das weiß ja wohl mittlerweile ein jeder, Mann!“

„Da hast Du verdammt recht, Mann!“

„Na also, sag ich doch!“ Und Blacky begibt sich wieder in Entspannungs-Modus und macht einen tiefen Schluck aus der Dose.

Blondy wendet sich indes erneut dem Arzt zu, versucht Gedanken zu lesen, merkt aber nur, dass die Mauer wacklig und brüchig geworden ist, gegen die er geprescht ist. Befriedigend, aber nicht genug. Er zutzelt an seinem Glimmstengel wie an einer Lutsche, dann schnellt er mit seinem Kopf wieder vor - nah bis wenige Zentimeter vorm Arztkopf.

„Seitdem wir mit 16 in der Scheißmaloche stecken, hat man uns gesagt: Sozialbeiträge fürs Alter entrichten. Hä! Wofür? Für den Sozialstaat. Wo ist er denn jetzt? Wo, wenn man ihn schließlich braucht? Dann, wenn man in der Scheiße sitzt? Ans Alter dürfen wir gar nicht denken. Werden es sowieso nicht! Steckst Du aber in der Scheiße, dann hilft Dir keine Sau. Bezahlen heißt es jetzt wieder. Blechen, dass man krank sein darf, dass man ärztliche versorgt wird, im Krankenhaus behandelt und operiert. Aber wehe, Du bist krank, dann überlegst Du Dir es zweimal: lass ich mich einweisen oder nicht, oder besser, kann ich es mir noch leisten oder nicht? So sieht's aus!“

Wieder nuckelt er an seiner Zigarette, fischt sich aus seiner Tasche eine Schachtel mit Pillen und wirft sie sich ein.

3. Nichts ist zu hoch, wenn man ganz unten liegt...

Blacky flüstert Blondie etwas ins Ohr.

„Bei dem ist mehr zu holen! Denk nur mal an die Fotos, äh, die Aufnahmen, die wir haben.“

Blondy denkt einige Sekunden angestrengt nach, bevor er bedächtig grinsend nicken kann.

„Kapiert!“

Aber klar, diese Bilder sind Gold wert. Und klar, es ist kaum anzunehmen, dass diese geile Schwanzlutscherin seine Ehefrau ist. Wo gibt's das, dass Ehepaare in ihren piekfeinen Autos Sex miteinander haben? Dazu haben sie ihre großflächigen Schlafzimmer- oder lila-blaß-blauen Himmelbetten.

Die beiden werden jetzt eiligst dazu aufgefordert, das Auto zu verlassen und die Geiselnehmer präsentieren sich damit deutlich.

Blondy hat dünne, strähnige Haare, die ihm ungekämmt in Stirn und Gesicht hängen, während er eine richtige große Tonsur hat, fast eine Platte - ungewöhnlich für so einen jungen Kerl. Sein wildes Erscheinungsbild ängstigt unversehens, könnte ein derartig ungewöhnlicher Haarausfall dort, wo das dafür zuständige Organ ruht, doch Zeichen eines Psychopathen sein.

Aufgrund des anderen borstigen Dreitagebarts in einem kugelrunden, großen Schädel ist von diesem zunächst nur Augen und Stirn zu sehen, dann aber fällt die platte Nase mit zu großen Nasenlöchern auf und dessen Stirnnackigkeit, da der Kopf übergangslos in die Schultern hineingeht, sprich kaum einen Nacken sehen lässt. Sein Anblick ist aggressiv, wütig und verhalten explosiv und Zuckungen an Händen und Armen offenbaren seine unterdrückte Nervosität und Angespanntheit.

Blondy fordert den Arzt auf, auszusteigen und als geschehen, dreht er ihn um und biegt ihm die Hände nach hinten. Dieser schreit schmerzhaft auf. „Damit Du spürst, was auf Dich zukommen kann, wenn Du Muckser machst!“ „Ja, ja, keine Gefahr!“, stammelt der Leidtragende. „Dann ist gut, Doktorchen!“

Blacky nimmt sich die Frau vor.

Er öffnet den Verschlag, hilft der Dame jedoch nicht beim Aussteigen, sondern tritt einen Schritt zurück, um diese in ihrer ganzen blühenden Erscheinungsform besser beobachten zu können, als sie mit den Beinen zuerst aus den Auto steigen will und er noch befiehlt: "Hure, steig aus!" Erschrocken fährt diese wieder die Beine zurück, eine Geste, die besagt, dass sie das Gegenteil dessen, was ihr befohlen worden ist, machen will- so zumindest von Blacky interpretiert. dass es ein aus einem Schreckmoment heraus geschehen ist, ist bar jeder Betrachtung. Für Blacky aber Grund genug, regelrecht vorzustechen, sie an den Händen zu packen und aus dem Auto zu zerren.

"Dir werd' ich's zeigen!"

Aus dem Fahrzeug heraussen schleudert er sie so stark weg, dass sie in den parkplatzbegrenzenden Sträuchern landet, ein Glück, denn damit fügt sie sich nur Schürfwunden zu und nicht härtere Belessuren vom kruden Asphaltboden etwa.

Blondy kümmert sich inzwischen um das offene Verdeck: "Wo muss man hier drücken?", und er fuchtelt an der Konsole erfolgreich herum. Mit den Autoschlüsseln schließt er das gute Stück ab und behält diesen bei sich.

Blacky Finger schließen sich fest um ein Handgelenk der Krankenschwester und dreht ihr die Hand auf den Rücken. „Die andere auch!“ Sowie geschehen, bindet er ihr die Hände mit seinem Hosengürtel zusammen. „So, jetzt kann's losgehen!“ Und schon schubst er sie Richtung Weg nach Hause, sofort hinter ihr sich anschließend. Er Arzt folgt darauf, den man nicht gefesselt hat und so marschieren alle vier im Gänsemarsch los.

Es geht quer durch den Wald, einen Weg entlang, der nach unten führt, bis kurz vor einen kleinen Tunnel, der unter den Bahngleisen hindurchführt.

„Jetzt müssen wir uns die Hände geben, sonst könnte einer verlorengehen in den dunklen, schwarzen Schacht. Haha!“

Blondys ekliger Lacher fährt durch Mark und Bein.

„Und nun wie die Gänse hintereinander aufgestellt! - Schön! - Im Gänsemarsch, los! - Macht Euch jetzt ein bisschen kleiner!“, ist die letzte Verkündigung, bevor sie das schwarze Loch verschluckt. Händereichen, Gänsemarsch und Kleinermachen sind hilfreich, ist es doch dort drinnen eng, niedrig und stockdunkel.

„Passt auf, dass ihr nicht auf der Kacke ausrutscht!“

Ist das ernst gemeint oder ein derber Scherz?

Nein, denn schon befinden sie sich inmitten eines bestialischen Urin- und Fäkaliengestanks, der beißend in die Nase greift. Weil nur wenig Platz herrscht, sind die schwarzen, kohle- und granitartigen feuchten Gesteinsbrocken richtig gefährlich, die außerhalb die Bahndämme und hier drinnen den Boden belegen und da zudem die Wände tropffeucht sind, kann man leicht ausrutschen, weil nicht festhalten und sich ernsthaft verletzen. Der Gestank dringt einem scharf in die Nase, die man instinktiv zuhalten möchte, wenn sie die Beteiligten nicht wie ein Reigenkreis festhalten würde. Immerhin sieht man noch etwas, so dass es keiner ausrutscht oder gegen die Wand kracht.

Die Abenddämmerung draußen schützt vor unliebsamen Fragen von Fußgängern, sollten sie welchen begegnen. Nicht der Fall, ist doch Freitagabend, die Leute sitzen jetzt am Abendtisch, vor den Abendnachrichten und versuchen sich von der Arbeitswoche zu entspannen. Folglich treffen sie auf niemanden. Hinzu kommt, dass es schnell geht, liegt doch das Zielobjekt, ein Familienhaus aus den 40ern, fast direkt am Bahndamm und keine 50 Meter entfernt vom kleinem Tunnel. Eine ungepflegte, kaum geschnittene Hecke umgibt einen nicht minder vernachlässigten Garten, so dass das Haus vom Gehweg aus kaum einsehbar von der Außenwelt abgeschottet ist. Im Eingang, einer Tür, worauf ein paar Treppen führen, verschwinden die vier im kleinen Familienhaus. Idyllisch anzusehen ist dieses Refugium schon, sieht man zum Beispiel im Garten eine alte, schepse Hundehütte, einen windschiefen, alten Geräteschuppen, ein verfallenes Treibhäuschen aus Plastik und verunkrautete, vernachlässigte, ungepflegte Beete. Ein wahres Biotop. Allerlei nicht entsorgtes Gerümpel, ausrangierte Möbel und undefinierbare Gegenstände liegen verstreut herum. Anders gesehen: Eine bleierne Stagnation hat über diesen Privatbesitz sein eisernes Mäntelchen gebreitet und im festen Griff.

Man geht nicht fehl, vom Außen aufs Innere zu schließen. Es ist zwar gemütlich, nachgerade durch das Durcheinander von verschiedensten, nicht zusammenpassenden Möbelstücken, die zwar schäbig und auf ein geschmackvolles Auge beleidigend wirken, aber gewiss nicht steif, eckig und kahl. Wäre vielleicht nur nicht das verkrustete ungewaschene Geschirr, und die verbogenen, gebrauchten und muffelnden Pizzaschachteln und die bis über den Rand herausquellenden Eimer für Papier, Bioabfall und Sondermüll, hätte man es noch als idyllisch, gemütlich und romantisch betrachten können, so aber...

Sowie sie im Haus sind, wird der Gürtel von der Frau gelöst, die sich aber ihr Handgelenk übertrieben reibt, wie Blacky findet: „Zimperlieschen heult gleich oder was?“ Und schon packt er sie an der betreffenden Stelle am Handgelenk mit all seiner Kraft in seinen Händen. „Aua, Du tust mir weh!“

„Ich tu Dir vielmehr, wenn Du willst!“

Sofort schweigt die Frau.

4. Wer keine Wahl hat, hat die Qual...

Blondy ging nach Betreten der Wohnung stracks in die Küche zum Kühlschrank, fischte sich ein Sechser-Pack Bier heraus, riss die Plastikhülle ab, entlaschte eine Dose, spülte den Inhalt in einem Zug hinunter und griff sich die nächste. Die Dritte folgte sogleich und dann trat er mit dem Rest Bierdosen an den großen Tisch inmitten des Raums, um sie dort abzustellen. Daraufhin ließ er sich in einen Sessel plumpsen, die Füße auf den Tisch gelegt.

Sein Partner hatte unterdessen die Geiseln einfach in die enge Rumpelkammer, die in diesem Küchen- und Wohnraum eingelassen worden war, geschoben, verstaut und eingesperrt. Vorerst - das konnte nur ein Provisorium darstellen.

Nun überlegten beide beim Blechdosenbiertrinken das weitere Vorgehen.

Nur wurden sie dabei von den Gefangenen gestört, die mit ihrem neuen Asyl nicht zufrieden waren, da sie immer wieder an die Tür der Rumpelkammer stießen und maulten, dass es hier so düster und eng sei.

„Der Arzt wünscht ein Fünf-Sterne-Hotel!“, sagte Blondy sarkastisch.

„Ja, das kann er haben!“, und Blacky stand auf, ging zur Seitenkammer und schlug mit den Füßen gegen die windige Holztür.

„Haltet Eure Fresse, ihr Blödmänner und, äh, -frauen. Sonst könnt ihr etwas erleben!“

Sofort war Ruhe.

Blacky zeigte kein bisschen Mitgefühl: „Die treten sich wohl auf die Füße?“

„Na, wie sehr die auf vertrauten Fuß miteinander verkehren, ist das kein Unglück!“

„Ohoho!“, stießen sie darüber mit den Blechdosen an.

„Auf die fette Beute!“

„Und die kommende Ausbeute!“

Danach verfielen sie ins Nachdenken.

Blondy kriegt jetzt Katzenjammer: "Scheiße, dass der Arzt soviel Pinke-Pinke in der Hosentasche mit sich herumschleppen muß. Da wird man ja zum Diebstahl gezwungen!"

Blacky gefällt das gar nicht.

"Wie meinst das?"

"Naja, ich weiß auch nicht."

"Willst 'nen Rückzieher machen, Blödmann! Denk mal an den Batzen Geld. Stell Dir vor, wie sich das anfühlt, wenn Du es in Händen hälst!"

"Ja Mann, das ist es eben!"

"Hä!"

Aber mit Blacky ließ sich schlecht philosophieren, wenn man so sagen darf. Die einzige Erkenntnis, der sie schließlich habhaft wurden, war: die Würfel waren gefallen.

Dann begannen sie die verschiedenen, vielfältigen Umstände, die mit so einer Entführung und der zwangsläufigen Erpressung zu bedenken waren, zu bedenken.

Allmählich wurde ihnen klar, dass sie viel zu wenig forderten: „He, 1000, was ist das schon? Für die Fuzzis da. Wir sollten 500 000 verlangen!“

„Oha, das sollten wir!“

Die Frau des Arztes solle es beischaffen. Selbst wenn sie zögere, bei der Höhe der Knete war von auszugehen, dann würde ihr der Arzt schon Beine machen. Und wenn nicht, ein bisschen Druck würde dem schon Vorschub leisten. „Schließlich, der hat bestimmt das Zepter in der Hand!“

„Du sagt es!“

Anderes konnte sie sich nicht vorstellen. Eine Ehefrau, die das Sagen in der Ehe hatte – bei einer Arztehe – eh, da war doch wohl ganz klar der Arzt der King.

Und so würde er schon tun, wie geheißen. Was blieb ihm schließlich übrig? dass seine Gemahlin von der Nebenbuhlerin erfuhr?

Sie lachten bei dieser Vorstellung heftig: „Auwei!“ Nicht einmal Gewalt würden sie anwenden müssen. Man bedenke die Sprengkraft dieser Pics, dieser Bilder mit Sexszenen – eh, zu kompromittierend! Welcher Involvierte würde zu einer Veröffentlichung dazu gleichgültig stehen?

Bedenke man der Konsequenzen!

Die Öffentlichkeit!

So ein Arzt steht im Zentrum der Öffentlichkeit. Was gebe es da für ein Gerede und Getratsche. Nein!

Und seine Ehefrau erst! Scheidung wird sie wollen, ganz klar! Oder auf jeden Fall wird das weitere Eheleben eine Hölle werden. Nee, nee, eine derartig gestörte Beziehung einer Ehe zu führen, wird auf Dauer zu schmerzhaft und stressig werden für ihn. Der wird parieren und alle Hebel in Bewegung setzen, um dieser Hölle zu entgehen: „Worauf Du Gift nehmen kannst!“

„Prost!“

Sie stoßen auch deshalb immer wieder an, um Zeit zu gewinnen, weiterdenken zu können. Ganz so sicher sind sie sich doch nicht. Und das Denken fällt ihnen schwer. Wundert es in ihrer Lage? Die Kompetenzen für eine Erpressung mussten auch erst erworben, erarbeitet und erdacht werden. Die Fähigkeiten dazu würden niemanden in die Wiege gelegt.

Man plant, das Lösegeld in den leerstehenden Mercedes Benz Cabriolet deponieren zu lassen. Die Frau muss die halbe Mille Euro von der Bank abheben, das Geld zum Auto transportieren und in diesem ablegen, woraufhin sie verschwinden muss. Danach werden sie sich das Geld holen. Daraufhin werden Krankenschwester und Arzt freigelassen. Wenn der Arzt zur Polizei gehen wird, werden die Bilder überall, wo es sinnvoll und weniger sinnvoll erscheint, veröffentlicht. Der Arzt hat keine Chance, die Bilder zu löschen, unwiederbringlich zu löschen. Diese sind millionenfach kopierfähig. Keine Chance für diesen. Hält er ruhig, dann ist es nicht notwendig, die Pics zu verbreiten. Damit wären sie vor einer Polizistenverfolgung sicher.

Der Arzt und seine Familie werden das Geld locker aufbringen können, mit Sicherheit. Die Beschaffung der hohen Summe stieß auf kein Bedenken, solch ein Arzt hat Kohle ohne Ende und die Familie und Verwandtschaft wird schon ein bisschen nachhelfen, sollte es nicht reichen.

Das waren die Konditionen, Bedingung, Umstände.

Nun kam der Zeitpunkt, dass er dazu angehalten werden musste, seiner besseren Ehehälfte den Auftrag zu erteilen, das Geld zu besorgen.

„Angehalten“ ist ein bisschen zu sanfter Ausdruck. Deckt sich dieser nämlich damit, dass er jetzt rüde aus der Rumpelkammer gezogen wird, so, dass gleichzeitig ein Besen und der einfach kunterbunt zusammengewürfelte Inhalt samt eines Staubsauger mit herausfällt? Hinterher kommt die Krankenschwester herausgerutscht, die über diese Dinge rutscht und vor ihnen auf dem Boden landet.

„Wer hat gesagt, dass Du rauskommen sollst?“

Blondy ist über das Verhalten der Krankenschwester verärgert, zieht sie in seiner Wut nach oben und stößt sie in eine Ecke.

„Bleib dort und halt still, Schlampe.“

Dann nehmen sie den Arzt ins Kreuzverhör.

Blacky schildert die Bedingungen der Erpressung.

Der Adressat hört sich die Konditionen stumm an und als ihm schließlich sein Telefon in die Hand gedrückt worden ist, tippt er gleich drauf los, eine Geste, ein Verhalten, so ohne Widerspruch,- vielleicht, eh, das ist aber zu viel Geld, was sie verlangen - stößt doch auf Misstrauen.

Blacky entreißt ihm wieder das Gerät.

„Weißt Du!“, sagt er zum Blonden. „Ich glaube, für den sind 500 000 ein Pappenstiel."

Der Blonde zieht die Augenbrauen hoch.

„Laß uns einfach verdoppeln. Wir können, wenn's wirklich zu viel ist, immer noch heruntergehen. Immer mehr verlangen zunächst!“

Der Blonde verzieht den Mund um einen breiteren Grad.

„Wie verdammt Recht Du doch hast! Erst Maximalforderung, dann wird man sehen.“

Der Arzt zeigt im Ansatz Gesten des Protestes, verstummt aber sofort wieder, als er die Faust des Blonden vor seiner Nase sieht. Blondy gefällt seine Pose. Er lächelt über die unverhoffte Macht seiner Gestik.

Die Krankenschwester in der Ecke hat alles mitbekommen, verzieht ein verächtliches Gesicht und begeht den Leichtsinn, dass sie wegwerfend dazu schnaubt. Hat sie den Eindruck gehabt, man würde sie hier behandeln, als existiere sie nicht, zumindest spielte keine Rolle, was zwar insofern stimmte, als sie nicht das begehrenswerte Objekt der Erpressung war, so entging ihr, dass sie ständig sehr aufmerksam von jemanden beobachtet wurde.

Blacky geht zu ihr hin und scheuert ihr eine wortlos.

Blondy guckt erstaunt auf, will etwas sagen, kann sich aber seine Worte sparen, weil er kapiert.

Dem Arzt wird mit der neuen Forderung wieder das Gerät gereicht. Er tippt einige Zeit herum.

„Hast Du endlich gemailt!“

„Ja, ja!“

„Worauf wartest Du dann noch. Gib das Gerät her!“

„Aber wir müssen noch auf die Antwort meiner Ehefrau warten.“

„Hm. Du hast Recht.“

„Hast Du geschrieben, sie soll keine dummen Fragen stellen!“

„Ja, hab ich.“

„Na, dann dürfte es ja keinen Ärger geben. Du hast doch die Hosen an in der Ehe oder?“

Der Arzt war begriffsstutzig: „Wie bitte!“

„Ich habe gefragt, wer bei Euch in der Familie die Hosen anhat: Du oder Deine Frau?“

„Äh, das kann man so nicht beantworten...“, sagte er zunächst, bis er kapierte, mit wem er hier zu tun hatte. Beschränkte, einfach dumme Leute.

„Ja, ich natürlich!“

Der Blonde lachte. „Na, also!“

Und schon kam ein Piepton.

Der Arzt, noch ein bisschen verdutzt über diesen Dialog, reagierte nicht sogleich, so dass ihn Blondie darauf hin stieß. „Schau schon nach, was Deine Alte geschrieben hat!“

5. Pornodarsteller haben's schwer...

Er las die Nachricht vor. Sie könne nicht so viel bezahlen, am Montag würde sie zur Bank gehen und schauen, was machbar ist.

Blondy schrie laut auf. „Der werden wir Beine machen. Geb mir Dein Smartphone her!“ Der Arzt wusste, was auf ihn zukam und schrie: „Nein!“