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Skrupellos gehetzt... Ist ein Entkommen möglich? Enttäuscht wendet Christian seiner Heimat den Rücken zu, nachdem er dort existenzielle Anfeindungen erfahren musste. Ein Neubeginn in Marbella, seiner Wahlheimat, verläuft mit Hilfe seines Jugendfreundes Ramon optimal, bis zum Tod seines besten Freundes Daniel. Christian wird nämlich der Ermordung seines Freundes bezichtigt. Erneutes Weglaufen kommt für ihn nicht in Frage. Die bisherige Arbeit der Ermittlungsbeamten ist ernüchternd. Noch bevor er die Vorwürfe abwenden kann, wird Christian mit einem zweiten Mord in Verbindung gebracht. Obwohl ihm die Hände gebunden sind, will er den Mörder seines Freundes auf eigene Faust ermitteln. Ein schwieriges und gefährliches Unterfangen, das ihn das Leben kosten könnte. Kann Christian seine Mission erfüllen und wird er die Mörder ausfindig machen können? Ein Autor aus der Eifel Region Mit einem Kriminalroman der besonderen Art Ein Kriminalroman, der den Leser zu den schönsten Urlaubsorten Südeuropas entführt. Trotz der Bedrohlichkeit der Ereignisse und der komplexen Konfliktsituationen, bleiben für Emotionen und Liebesausbrüche genügend Freiräume. Lassen Sie sich als Leser und Zeuge zugleich von der Überlebenskunst und dem Verlangen der Hauptprotagonisten nach erfüllter Liebe und Daseinsberechtigung überzeugen.
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Seitenzahl: 694
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Skrupellos gehetzt...
Ist ein Entkommen möglich?
Enttäuscht wendet Christian seiner Heimat den Rücken zu, nachdem er dort existenzielle Anfeindungen erfahren musste. Ein Neubeginn in Marbella, seiner Wahlheimat, verläuft mit Hilfe seines Jugendfreundes Ramon optimal, bis zum Tod seines besten Freundes Daniel. Christian wird nämlich der Ermordung seines Freundes bezichtigt.
Erneutes Weglaufen kommt für ihn nicht in Frage. Die bisherige Arbeit der Ermittlungsbeamten ist ernüchternd. Noch bevor er die Vorwürfe abwenden kann, wird Christian mit einem zweiten Mord in Verbindung gebracht. Obwohl ihm die Hände gebunden sind, will er den Mörder seines Freundes auf eigene Faust ermitteln.
Ein schwieriges und gefährliches Unterfangen, das ihn das Leben kosten könnte.
Kann Christian seine Mission erfüllen und wird er die Mörder ausfindig machen können?
Ein Autor aus der Eifel Region
Mit einem Kriminalroman der besonderen Art
Ein Kriminalroman, der den Leser zu den schönsten
Urlaubsorten Südeuropas entführt. Trotz der Bedrohlichkeit der Ereignisse und der komplexen Konfliktsituationen, bleiben für Emotionen und Liebesausbrüche genügend Freiräume.
Lassen Sie sich als Leser und Zeuge zugleich von der Überlebenskunst und dem Verlangen der Hauptprotagonisten nach erfüllter Liebe und Daseinsberechtigung überzeugen.
Lassen Sie sich von der Sehnsucht
nach erfüllter Liebe mit Leidenschaft
hinreißen und überraschen...
Ein Neubeginn in Marbella, seiner Wahlheimat, verläuft für Christian optimal. Geschäftlich sowie wirtschaftlich hat er keine Sorgen zu beklagen. Sein privates Glück findet er an der Seite seiner Wunschpartnerin Marisa. Plötzlich und unerwartet kommt sein bester Freund Daniel zu Tode. Kurz darauf häufen sich Christians Probleme.
Nicht genug der Trauer. Er wird des Mordes an seinem Freund bezichtigt und in Verbindung mit einem weiteren Mord gebracht, während man ihm gleichzeitig nach dem Leben trachtet. Seine Recherchen nach den Urhebern der Morde erweisen sich als schwer und bedrohlich. Es könnte ihn das Leben kosten.
Kann Christian tatsächlich
die Mörder ausfindig machen?
1. Die Ankunft und Saras Dilemma
„Was für ein Tag“, dachte sich die junge Anwältin für Wirtschaftsrecht, die sonst sehr dynamisch und ausdauernd war, als sie sich am späten Abend auf ihr Bett fallen und dabei den Tag Revue passieren ließ.
„Turbulenter Tag“, wird sie sich gedacht haben. Nicht alles war leider zügig und optimal verlaufen, so, wie sie es eigentlich geplant hatte. Wäre ihre Flucht vor dem alltäglichen Stress geordneter und frühzeitiger über die Bühne gegangen, wäre ihr dieser Tag erholsamer in Erinnerung geblieben.
Da sie in den letzten Jahren so wenig Urlaub gemacht hatte, wollte sie dieses Mal auf keinen Fall nur eine einzige Stunde ihres Urlaubs ungenutzt verstreichen lassen. So hatte sie am heutigen Tag bis zum Mittag noch gearbeitet, um nichts unerledigt liegen zu lassen, aber auch, um nicht während ihres Urlaubs gestört zu werden. Auch ihre am Vortag gepackten Reisekoffer hatte sie in ihrem Auto untergebracht, um nicht am Mittag in ihre Wohnung zurückkehren zu müssen.
Somit hatte sie ihren Flieger pünktlich erreichen können. Die Fahrt raus zum Flughafen, an so einem Freitagnachmittag, war kein Vergnügen, bedachte man das hohe Aufkommen, die hohe Anzahl an Urlaubern, die sich auch ihren Weg zum Flughafen erkämpfen wollten. Jeder war darum bemüht, als Erster die Stadt hinter sich zu lassen. Diese Ungeduld führte zu Unaufmerksamkeit und zu unnötigen Bagatellschäden, gefolgt von Rangeleien und noch mehr Staus.
Allein so weit gekommen zu sein, verlangte einem viel Geduld ab, ohne von den vielen mühsamen, anstrengenden Kontrollen und der Abfertigung der ankommenden Passagiere am Flughafen gesprochen zu haben.
Umso nerviger war es danach zu erfahren, dass der eigene Flieger Verspätung hatte. Demzufolge würde das Zusammentreffen mit Philipp am Ankunftsflughafen nicht pünktlich erfolgen können. Erst nach einer mehr als einstündigen Verspätung fand der Abflug statt. Da Philipp telefonisch nicht erreichbar war, sendete sie ihm eine SMS, um ihre aufkommende Unruhe zu vertreiben und die Bedenken, die sie plagten, zu unterdrücken, dass ihr Freund nach seiner Ankunft in Malaga, ohne auf sie zu warten, die Weiterfahrt zum Urlaubsziel allein antreten würde.
Kurz nach neunzehn Uhr war sie dann am Zielflughafen, in Malaga, angekommen. Zu ihrer Freude hatte Philipp ihre SMS nach seiner Landung gelesen und hatte auf sie gewartet. Seine Maschine, aus München kommend, war pünktlich gestartet und gelandet.
Direkt nach der Ankunft und nachdem alle Passagiere die Zollgrenze verließen, empfing sie Philipp mit offenen Armen und beruhigte sie.
Da eine längere Fahrt bevorstand und sie beide keineswegs nach ihrer Ankunft in der Stadt sein wollten, aßen sie am Flughafen eine Kleinigkeit. Gegen dreiundzwanzig Uhr kamen sie in Marbella an.
Ihr Weg führte direkt zu ihrer Unterkunft.
Nachdem alle Koffer ins Haus gebracht worden waren und sie sich unter der Dusche ihres Stresses und Schweißes vom langen Tag entledigt hatten, begaben sie sich unverzüglich in ihr Schlafzimmer. Lange dauerte es nicht, bis beiden die Augenlider zufielen.
Philipp brachte eine ruhige Nacht hinter sich, er schlief ziemlich ruhig, ohne sich einmal umdrehen zu müssen. Er war das Bett und die Umgebung wohl gewohnt.
Sara benötigte eine Weile, um sich an ihr neues Bett zu gewöhnen, bis sie endgültig eingeschlafen war. Ihr Schlaf war dementsprechend eher oberflächlich und unruhig. Gegen 2:00 Uhr morgens erwachte sie das erste Mal verwirrt. Sie wusste zunächst nicht, wo sie sich befand. Befremdet ließ sie ihren Blick im Zimmer umherwandern, bis ihr Blick auf ihren Bettnachbarn fiel. Sie erkannte Philipp, der neben ihr schlafend lag. Erst nachdem sie begriff, wo sie sich befand, drehte sie sich um, schloss erneut die Augen und schlief wieder ein.
Zeitgleich ließen sich auf hoher See zwei Personen in einem kleinen Boot ein gutes Stück hinaustreiben, um sich einer unangenehmen Fracht zu entledigen. Sie wurden in der gespenstischen Dunkelheit der Nacht, weit vom Festland entfernt, von einem mittelgroßen Frachter fast gerammt, ehe sie ihr Vorhaben beenden konnten, da ihr Boot nicht beleuchtet war. Es gelang ihnen noch im letzten Augenblick, dem anderen Boot auszuweichen und das Kentern ihres eigenen Bootes zu vermeiden, um danach ziemlich geschwind in Richtung Festland zurückzurudern.
Ziemlich früh am Morgen war Sara wieder aufgewacht. Das Schlafzimmer war trotz zugezogener Vorhänge von der morgendlichen Helligkeit durchflutet. Einige Sonnenstrahlen waren ihr durch die seitlichen Fenster ins Gesicht gefallen, die sie wärmten. Es war ein angenehm wohliges Gefühl auf der Haut. Sie war erfreut, dieses Gefühl im Vergleich zu dem schmuddeligen Kühlwetter der letzten Tage zu Hause zu verspüren. Ohne die Uhrzeit wahrzunehmen, verspürte sie den Drang aufzustehen.
Man könnte sonst etwas verpassen.
Umhüllt von einer leichten Decke schlich sie sich aus dem Schlafzimmer zur Terrasse hinaus, um es sich dort auf einem Terrassensessel bequem zu machen, während ihre Beine auf einem Hocker ruhten, und ihren Blick weit über das blaue Meer hinweg schweifen zu lassen. Nach einer Weile, vor allem, nachdem sie mit ihrem Blick alles um sich herum erfasst hatte, schaute sie erneut ziellos in die Ferne zum Horizont und erschauerte dabei ein wenig. Weniger durch die morgendliche Frische als durch die Wogen ihrer Verwirrtheit. Sie wurde dabei nachdenklich. Ihr wurde auf einmal bewusst, warum sie und Philipp diese Ferien zusammen angetreten hatten.
Sie machte sich Gedanken darüber, wie sie die nächsten Tage überstehen sollte.
Trotz des morgendlichen Friedens war ihre heitere Stimmung für eine Weile verflogen und nichts vermochte so schnell ihre Heiterkeit der Friedlichkeit des Morgens wieder anzupassen. Es herrschte an diesem Morgen eine merkliche Stille. Zu dieser Stunde fuhren kaum Autos vorbei. Hin und wieder hörte man den einen oder anderen Vogel zwitschern.
Auch die Vögel hatten sich der südländischen Lebensart schon längst angepasst. Das Einzige, was man zu dieser Stunde unüberhörbar wahrnehmen konnte, war das musikalische Rauschen der Wellen, die ebenso um diese Uhrzeit und auf diese Entfernung harmonisch erklangen. Als würde die Natur in ihrer Gesamtheit angepasst erscheinen und ein und demselben Dirigenten ihre Unterwürfigkeit erweisen.
Der Vorschlag, hierher zu kommen, kam von Philipp. Er war der Meinung, dass sie beide ihre Beziehung nicht ohne einen ernsthaften Versuch der Rettung beenden sollten.
Vor allem nicht nach so vielen Jahren.
Philipp und Sara kannten sich von klein auf. Schon zur Kindergartenzeit waren sie unzertrennlich aufeinander fixiert. Sie ließen keinen Dritten in ihre Mitte.
In der Folgezeit war es nicht anders. Über die gesamte Schulzeit hinweg ließen sie sich nicht aus den Augen. Alle, sowohl aus der Familie als auch aus dem Freundeskreis, sprachen immer wieder vom unzertrennlichen „Traumpaar“.
Erst mit dem Abschluss der Schule kam erstmalig die Überlegung auf, welche berufliche Richtung beide einschlagen sollten. Für Philipp kam außer dem Medizinstudium keine Alternative in Betracht.
Diese Berufsausrichtung zu wählen, wurde nicht durch eine Vorgabe der Eltern getroffen, auch nicht durch ihre Einflussnahme. Nein. Er war mit dieser Vorstellung aufgewachsen. Der eigene Vater war Arzt. Man glaubte zu wissen, dass diese Neigung, von klein auf, eine gewollte Verpflichtung wäre.
Bei Sara bestand im elterlichen Haus schon eine Vorstellung darüber, was aus ihrer Tochter werden sollte.
Beide Eltern waren in den Diensten des Staates tätig gewesen. Ihre Weltanschauung bewegte sich in einem überschaubaren Radius. Der Vater war Berufsschullehrer. Die letzten 18 Jahre war er an der gleichen Schule tätig gewesen. Die Zufriedenheit über die Zukunftsaussichten ließen für zusätzliche Abenteuer keinen Raum.
Bei der Mutter, die ebenso beamtet war und als Sekretärin an einem staatlichen Gymnasium am Ort arbeitete, spielte die soziale Absicherung in ihren Überlegungen die größte Rolle.
Saras Eltern hätten es gerne gesehen, wenn ihre Tochter nach ihrem Abitur ein Lehramtsstudium absolviert hätte. Oder den Besuch einer Hochschule angestrebt hätte, der sie für die höhere Beamtenlaufbahn befähigt hätte.
Die Zufriedenheit der Eltern hätte später Einklang gefunden, indem ihre Tochter in ihre Nähe gezogen wäre, gleichzeitig hätte sie ein berufliches Ansehen genießen können und wäre gut abgesichert gewesen.
Jedoch konnte und wollte Sara sich den Vorlieben und Wunschvorstellungen ihrer Eltern nicht beugen. Sie wollte gerne in der freien Wirtschaft Karriere machen. Ihre Wunschvorstellung, im Managementbereich tätig zu sein, hatte sich realisiert.
Sie studierte Betriebswirtschaft und Jura an einer privaten Hochschule und absolvierte während eines Austauschsemesters ein Praktikum in einem Londoner Bankinstitut. Direkt nach ihrem glänzenden Abschluss nahm sie einen Job bei einer Investmentbank an. Sie war sehr fleißig und zielstrebig. Mit ihrer sympathischen und flexiblen Art sowie Intelligenz konnte sie im Laufe der letzten elf Jahre auf der Karriereleiter ein Stück emporklimmen.
Als Juniormanagerin leitete sie bei dieser Bank eigenverantwortlich eine große Abteilung, wurde von ihren Kollegen geschätzt und erhielt Zustimmung aus den höheren Abteilungen. Man schätzte ihre Loyalität und ihren Einsatz. In diesem Zusammenhang hatte sie Privates sowie Persönliches nicht vernachlässigt, diesen aber doch nicht die oberste Priorität zugedacht.
Vom Glück gekrönt war sie für namhafte Privatkunden der Bank zuständig und erhielt neben ihrem guten Gehalt auch einen entsprechenden Bonus. Dadurch gelang es ihr, die Eltern zufriedenzustellen. Gleichzeitig erhielt sie von Philipp Anerkennung und Bewunderung, da er immer an ihre Klugheit und Durchsetzungsfähigkeit geglaubt hatte, was ihr als Motivation diente.
Weniger Zustimmung erhielt sie von ihm für ihren beruflichen Einsatz in ihrer Freizeit. Sie war geschäftlich viel unterwegs, meist allein, hin und wieder in Begleitung von Arbeitskollegen. Anfänglich bemühte sie sich, für Philipp Zeit an den Wochenenden freizuhalten. Mit vermehrter Übernahme von Verantwortung konnte sie dem jedoch nicht mehr gerecht werden. Vor allem nicht mehr zu der Zeit, als Philipp seine Facharztausbildung absolvierte.
Durch die vielen Wochenenddienste in der Klinik sahen sie sich wochenlang nicht. Die einzige Verbindung zwischen ihnen, zwischen Frankfurt und München, war das Handy. Auch diese Verbindung wurde oft aufgrund von Notfällen unterbrochen. Dennoch hatten sie beide sich Treue geschworen und Geduld auferlegt. Die unverzichtbare Loyalität galt als selbstverständlich, ohne Zwänge.
Man wusste, wo man hin und zu wem man gehörte.
Eine Zauberformel, die einige Jahre Bestand hatte.
Während Sara sich nicht beirren und verunsichern ließ, hatte Philipp Freude an den schönen Seiten des Lebens gefunden. Durch seine Tätigkeit und die Nähe zum weiblichen Geschlecht ließ er sich hin und wieder von seiner Neugierde leiten und verzaubern.
Anfänglich plagte ihn das schlechte Gewissen bei seinen Fremdaktivitäten. Doch nach einer Weile genoss er diese Verlockungen. Er empfand Genugtuung dabei, begehrt zu sein. Die Freuden des Lebens ohne Bindung und ohne Verpflichtung wurden nicht zurückgewiesen. Umso mehr bemühte er sich seiner Freundin gegenüber, sein Gewissen zu erleichtern.
Er hatte die Zuneigung zu ihr nicht verloren, auch nicht, als er die Intensität der Verpflichtung in ihre Richtung nicht immer priorisierte. Dennoch hatte sich ein wenig eine Entfremdung des Traumpaares, durch deren berufliche Verantwortung und die entfernten Aufenthaltsorte, eingeschlichen.
Sara hatte zuletzt darunter gelitten, obwohl sie in ihrer Haltung, was die Treue zu Philipp angeht, insistierte, und für sich im Hinblick auf Avancen von Männern eine klare Position vertrat. Sie verzichtete auf die vielen diskreten Angebote, die Männer ihr entgegenbrachten.
Sie war eine attraktive Frau mit sehr angenehmen weiblichen Erscheinungen und einer Aura, die auf andere verzaubernd wirkte. Dazu kam ihr berufliches Standing, das sie begehrenswert machte. Indiskrete sowie unmissverständliche Angebote von fremden Männern sowie Arbeitskollegen konnte sie nicht aus der Reserve locken. Sie abzuwehren bereitete ihr eine Zeit lang Freude, ohne aber unangenehm aufzufallen. Ihre unfehlbare Standhaftigkeit, vielmehr Beharrlichkeit, wirkte auf andere irritierend, da sie verführerisch wirkte.
Diese Enthaltsamkeit fand jedoch auf seltsame Art und Weise und nicht ungewollt vor knapp einem Jahr ein Ende. Ihre Zurückhaltung wurde wie eine unangenehme Last ohne vorherige Vorsehung abgeschüttelt.
Diese Wende in ihrer Haltung, fand ihren Anfang auf einer Geschäftsreise nach Berlin.
Sara, in Begleitung eines der Kollegen aus einer anderen Abteilung, sollte dort einen Privatkunden, den sie Großinvestor nannten, treffen. Für diesen Kunden, der aus den Vereinigten Staaten kam und, nach kurzer Unterbrechung dort, die Weiterreise nach London einen Tag später antreten sollte, war ein gemeinsames Geschäftsessen im Hotel Waldorf Astoria vereinbart worden.
Am frühen Morgen des besagten Tages, und zwar an einem Samstagmorgen, traf Sara ihren Arbeitskollegen zu einem gemeinsamen Arbeitsfrühstück im Frankfurter Hof. Ein elegantes Hotel, ziemlich in Stadtmitte gelegen und unweit des Bankenviertels. Dort sollten sie beide ihre Vorgehensweise sowie Geschäftsstrategie aufeinander abstimmen, ehe sie losziehen.
Der Arbeitskollege, Mitte 40, groß, gutaussehend mit gepflegter Erscheinung und ausgezeichneten Umgangsformen.
Ein vollendeter Gentleman.
Sozusagen ihr Typ.
Am Abend fand das besagte Treffen mit dem großen Investor statt. Zu Überraschung beider war er nicht allein zum verabredeten Abendessen erschienen. Er war in Begleitung seiner Gattin, die erheblich jünger war als er. Beide waren auf ihrer Art unkompliziert und offenherzig.
Die Geschäftsgespräche verliefen erfolgreich, Abschlüsse wurden an diesem Abend vereinbart. Die Vertragsabschlüsse sollten zu einem späteren Zeitpunkt unterschrieben werden.
Mit Ende dieser Gespräche neigte sich ihre Verpflichtung dem Ende zu.
Da aber alle Beteiligten in diesem gleichen Hotel residierten, hatte der Privatkunde zur Freude seiner Frau diese Tatsache zum Anlass genommen, auf einen Drink im hiesigen Nachtklub des Hauses in lockerer Atmosphäre einzuladen.
Nach anfänglich reservierter Geselligkeit endete der Abend locker und ungezwungen, fast freundschaftlich. Zum Abschluss herrschte eine fast partyhafte Stimmung. Es wurde gelacht und getanzt. Ein Drink folgte dem anderen. Die Zeit bis nach Mitternacht verging wie im Flug.
Überwältigt durch den Erfolg des Abends, beschwingt von der vorherrschenden Atmosphäre, sowie sichtlich getragen von einem Quäntchen Alkohol, ließ Sara sich gehen.
Durch eine große Anlehnungsbedürftigkeit und die Sehnsucht nach körperlicher Nähe, empfand sie die Situation nicht nur als erregend, sondern als aufregend zugleich. Angeheitert durch den Alkoholpegel, vergaß sie alle ihre Vorbehalte und folgte nur dem eigenen Instinkt.
Alle ihre Vorsätze waren auf einmal in die Ferne gerückt.
Sie waren für sie nicht mehr greifbar.
Sie genoss den Abend, jede Minute mit Jan, so hieß der Arbeitskollege, und sie ließ sich zu ihrer ersten und einzigen Sünde hinreißen.
Es passte alles zusammen.
Schöner hätte es nicht sein können.
Wären sie sich beide ungebunden begegnet.
Etwas Neues hat sich in dieser Nacht in ihr breitgemacht. Es beschlich sie ein neues Gefühl, keineswegs Missbilligung oder Ehrfurcht. Sondern ein Gefühl der Leichtigkeit und Unbekümmertheit. Sie spürte seit langem wieder, wie ihr Blut durch ihre Adern pulsierte.
Sara hatte für sich im Nachhinein, ohne egoistisch zu wirken, in Anspruch genommen diese Erfahrung nicht missen zu wollen. Nicht nur, weil die Gelegenheit auf diese Art und Weise geboten war. Nein. Oder vielleicht doch?
Konstitutive Umstände haben diesen Abend so zu einem besonderen werden lassen, ohne dass sie für sich feststellen könnte, ob es an Jan, dem beruflichen Erfolg oder der erotischen Anziehung zwischen ihr und Jan lag. Sie war jedenfalls nicht geneigt, den Abend zu bewerten. Eines wurde ihr in dieser Nacht deutlich. Sie ließ sich von dem entstandenen Sog mitreißen.
Sie fühlte sich, als hätten die Urinstinkte alle ihre Sinne blockiert und sie verzaubert, so als hätte sie in sich hineinhorchen können und eine mystische Stimme aus ihrem Inneren zu sich sprechen hören können:
Es war überwältigend schön.
Warum sollte es eine Sünde sein?
Gegen späten Nachmittag flog Sara, in sich gekehrt, aber gefasst, mit Jan nach Frankfurt zurück. Nach ihrer Ankunft dort und nach einer Weile der Stille wandte sich Jan plötzlich ihr zu und sagte, ehe die beiden auseinandergingen: „Ich habe jede Minute unseres Zusammenseins genossen und ich bereue es nicht. Ich würde mir wünschen, dich noch einmal so unbeschwert wiederzusehen.“ Und sah ihr erwartungsvoll tief in die Augen, als müsste er darin die Antwort lesen können.
„Es war auch etwas Wunderschönes, auch wenn es nicht hätte passieren dürfen. Auch ich bereue es nicht, Jan. Nur, du bist verheiratet und ich …“ Sarah wollte die Einmaligkeit ihrer Verfehlung betonnen. Noch ehe sie ihren Satz zu Ende führte, fiel er ihr ins Wort, nicht nur taktvoll und rücksichtsvoll, wie er immer war, sondern mit einer Geste, die Hoffnung ausdrückte. „Lass uns jetzt nach Hause fahren und uns Zeit nehmen. Wir brauchen uns jetzt nicht selbst unter Druck zu setzen.“
Er wandte sich ihr wieder zu, gab ihr einen Kuss auf die Wange, eine herzliche Umarmung und eilte dann davon.
Neun Monate später saß Sara hier, auf dieser Terrasse und fing an, über ihre eigene Situation nachzudenken. Sie vermittelte dabei einen ziemlich verwirrten Eindruck. Sie wollte ihr Leben neu ordnen. Sie erhoffte sich, neue Erkenntnisse zu gewinnen, wie es weitergehen sollte. Ihr Lebensentwurf würde langsam entgleiten. Ein Zustand, der ihr unheimlich vorkam, ihr völlig fremd erschien und ihr viel Kummer bereitete und ihr gleichzeitig nachts den Schlaf raubte.
Sie war in den letzten Wochen in sich gekehrt, was für ihre Verhältnisse außergewöhnlich war. Hin und wieder, je nach Situation, kam sie sich wie verloren vor. Nicht mehr so authentisch wie gewohnt, dafür aber des Öfteren in Gedanken versunken.
Vorher unbekümmert und fröhlich, zwar selten überschwänglich oder enthusiastisch, jedoch immer präsent, diskussionsfreudig und nicht distanziert. Für jedermann normal strukturiert.
„Und jetzt diese Veränderung“, dachte sie. Sie tat ihr Bestes, dieses Bild zu unterdrücken, was ihr leider nicht immer gelang.
Sie hatte Jan doch wieder getroffen, noch viel früher als ihr lieb war. Er hatte sich neben Philipp, fast als ihr zweites Leben, etabliert. Sie war ihm fast gefühlsmäßig ergeben, wie paralysiert.
Sie konnte ihn nicht aus ihrem Leben verbannen. Er war ihr gegenüber so liebenswürdig und bemüht. Jede andere Frau hätte an ihrer Stelle vor Glück geschrien. Wäre diesem Glück erlegen.
Er war sogar ernsthaft bemüht um sie. Er widmete ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit und hätte für sie seine Frau verlassen, wenn sie nur gewollt hätte.
Eben das war ihr Problem.
Ihr Dilemma
Sara war die erste und einzige Frau, mit der Jan so eine intensive Liebesbekanntschaft erlebte.
Anstelle der Begeisterung und Genugtuung hielt sie inne, wurde mehr nachdenklich, eher melancholisch. Sie kam mit der Situation nicht zurecht, obwohl sie Jan zusehends mochte.
Ihre Liebe sowie Gefühle zu Philipp hatten auf der anderen Seite an Intensität nichts eingebüßt. Nur es stimmte sie die Tatsache traurig, dass er ihr zu wenig Zeit widmete. Ihre Bindung bzw. ihr Verhältnis betrachtete Philipp als selbstverständlich. Für Sara aber schien die Beziehung fast abgekühlt, war zur Routine geworden, wie es bei lang verheirateten Paaren oftmals so ist.
Ob diese Veränderung mit der beruflichen Überlastung zu entschuldigen gewesen wäre?
Sie fand auf diese Frage nicht die richtige Antwort.
Eins war für sie unverkennbar. Die brennende Sehnsucht sowie ihre Leidenschaft zueinander schienen verloren zu gehen.
Sara saß an diesem Morgen immer noch in ihrem Sessel an der gleichen Stelle und war verwirrt und verzweifelt. Sie befand sich in einem fremden Land auf einer Terrasse eines Hauses, das ihr zwar nicht unvertraut war. Jedoch war sie hier, ohne die Gewissheit zu haben, ob sie an diesem Ort die Erhellung und die Antwort auf alle ihre Fragen finden würde.
Es war mittlerweile kurz vor 6:00 Uhr am Morgen. Sie stand auf und ging ein paar Schritte, um ihre Gedanken zu vertreiben.
Der Morgen war noch jung.
Es herrschte eine himmlische Ruhe.
Der Himmel lichtete sich langsam. Die ersten Sonnenstrahlen breiteten sich über die Dächer und einige Ecken des Gartens aus. Allmählich erhellte die Sonne mit ihren Strahlen immer breitere Flächen. Der Tau hatte sich noch nicht ganz zurückgebildet. Die sonnigen Rasenflächen wurden immer größer. Das Glitzern der feuchten Grashalme in der Sonne ließ langsam nach. Es würde nicht lange dauern, bis die Sonne alles um sie herum beschien.
Sara blickte sich um und anschließend von der oberen Terrasse zum Garten hinunter. Ein Bild, das ihr hätte bekannt vorkommen müssen, erkannte sie aber auf den ersten Blick nicht.
„Der Garten ist ja wunderschön“, dachte sie sich und spähte über die gesamte Fläche, Meter für Meter, Ecke für Ecke, hinweg.
Während Sara in ihren Gedanken versunken war und ihr Blick ziellos in die Ferne schweifen ließ, vernahm sie eine Gestalt, die sich ihr von hinten kommend näherte. Ehe sie sich umdrehen konnte, wurde sie von starken Armen umschlossen. Gleichzeitig ruhte ein noch vom Schlaf gewärmtes Gesicht an der rechten Seite ihres Nackens.
Durch einen zarten Kuss auf ihre rechte Wange nahm Sara Philipps morgendliche Begrüßung wahr, während er sie fest an sich drückte, ohne ein weiteres Wort zu sprechen. Er ließ gleichzeitig seinen Blick ebenso in die Ferne schweifen, als hätten beide ihre Blicke irgendwo am weiten Horizont treffen müssen.
Ohne seine Umarmung zu lösen oder seine Haltung zu verändern fragte er: „Wie lange bist du schon wach? Nach dem Trubel des gestrigen Tages nahm ich an, du würdest heute Morgen etwas länger schlafen.“
„Ich konnte nicht mehr länger liegen bleiben“, erwiderte Sara. „Ich schlief sehr unruhig. Ich konnte es mir nicht erklären!“
„Mach dir keinen Kopf, Sara“, gab Philipp prompt von sich und fuhr fort: „Wir werden dieses Mal ein paar schöne und ruhige Tage miteinander verbringen.“ Er legte eine kurze Atempause ein, gab ihr ein Küsschen auf den Mund und meinte: „Wir werden es uns gut gehen lassen hier. Diese Ferien gehören nur dir und mir. Wir werden nur das tun, was dir gefallen würde. Ich weiß, dass du in den letzten Monaten zu kurz gekommen bist. Eins solltest du aber wissen“, sagte Philipp, während Sara ihm aufmerksam und gespannt zuhörte, wobei sich ihre widerspenstige Gemütslage, mit der sie aufgestanden war, langsam verflüchtigte. „Auch wenn du den Eindruck gewonnen haben solltest, meine Zuneigung oder Liebe zu dir könnte weniger geworden sein. So möchte ich dir jetzt und hier von Herzen versichern, dass dies so nicht ist.“ Er ging für einen Augenblick in sich hinein, als würde er irgendetwas erahnen. „Du solltest wissen, dass du mir alles bedeutest“, sagte er und drückte sie noch fester an sich.
Sara schloss die Augen und ließ sich gedanklich durch das Universum jagen. Mit so einer eindeutigen Liebeserklärung hatte sie an diesem ersten Morgen nicht gerechnet. Es war Balsam für ihre unentschlossene und unruhige Seele. Er zog sie aus ihrem Tief herauf.
Es gab doch noch Hoffnung, für sie beide.
So eine Liebeserklärung hatte sie von Philipp seit Langem nicht mehr gehört.
Sie war sichtlich ergriffen.
Es drehte sich alles in ihrem Kopf. Diese Worte von ihm waren nicht nur heilsam für ihre Seele. Sie trafen sie und bewegten sie zugleich unendlich. Sie fühlte sich sogar schlecht dabei. Sekunden später war sie fassungslos. Gewissensbisse überfielen sie prompt. Sie hatte ihre Liebe verraten. Sie hatte Philipp hintergangen und ihm innerlich die Schuld darangegeben.
Sie ließ sich aber nichts anmerken. Sie entkrampfte sich, als Philipp sie mit seinem Vorschlag überfiel.
Er löste seine Umklammerung, drehte sie zu sich, schaut ihr erwartungsvoll in die Augen und sagte: „Ich habe mir erlaubt, für diesen Tag eine Überraschung für dich vorbereiten zu lassen.“
Sara, verdattert wie sie war, brachte kein Wort heraus. Er küsste sie auf die Stirn, schaute sie ermunternd an und fuhr fort. „Wir machen uns erst fertig und fahren zum Hafen runter. Wir frühstücken dort auf einer Sonnenterrasse und lassen uns von der Sonne wärmen.“
„Das ist ein wunderbarer Vorschlag“, sagte Sara spontan, nachdem sie sich gesammelt hatte und ihre Gedanken neu ordnete. „Ich habe heute Morgen einen Riesenhunger“, fügte sie hinzu.
Nachdem die beiden ihre morgendliche Toilette gemütlich und entspannt beendet hatten, war es schon kurz nach 8:00 Uhr, als Philipp die Haustür öffnete und durch das ganze Haus rief: „Abfahrt in zehn Minuten!“, und trat in Richtung Garage hin.
2. Die Überraschung auf hoher See
Sie verließen la Merced, deren Wohngebiet durch die Avenida de la Palmera zur Avenida Huerta an der Wohnsiedlung Sancta Maria vorbei, bis zur Hauptbundesstraße A7 Malaga-Cadiz führte. Nach etwa 6 km und zehn Minuten Fahrt bogen sie ohne viel Verkehr in Richtung Banus Mitte ein.
Von der Bundesstraße kommend fuhren sie in die Avenida José Banus hinein, um vor der Fußgängerzone den Wagen abzustellen. Sie liefen danach den Paseo Banabola entlang und kamen ans Wasser, zum Café der La Puerta. Dort nahmen sie der Sonne wegen an der oberen Terrasse Platz.
Von dort aus hatten sie einen herrlichen Blick aufs Meer und über die gesamte Hafenanlage. Von da aus zur linken Seite lag der bekannteste Jachthafen Marbellas. Bis dato konkurrenzlos. Denn ausländische Investoren wollten in Marbella selbst den Puerta la Bajadella von Grund auf neugestalten und dem größten Prestigeobjekt der Stadt auf die Beine verhelfen. Dieses imposante Bauvorhaben sollte neue Impulse setzen sowie den wirtschaftlichen Motor der Stadt darstellen, sobald eine Zustimmung dafür im Stadtrat gegeben wäre.
So lange sollte dieser Jachthafen, der schönste und bekannteste Marbellas bleiben. Denn dieser lockte über das ganze Jahr hinweg, insbesondere im Sommer, Millionen von Touristen, Urlauber und Ausflügler in die Stadt.
Sie kamen alle nicht nur der Schönheit des Hafens und des Anblicks der Luxusjachten wegen hierher. Nein.
Puerta Banus hatte sich etabliert, verband man … mit einem Erlebnis.
Denn dieser Jachthafen etablierte sich zum Mekka der Schönen und Reichsten an der Costa del Sol. Er wurde zum Hafen der Milliardäre umbenannt.
Am späten Nachmittag, gegen Abend, wenn die Dunkelheit sich langsam breitmacht und die Lichter auf Bauten und Luxusjachten sowie Bars und Open-Air-Restaurants erstrahlen, erwacht das Leben entlang der Hafenstraße und in der Nachbarschaft. Dabei zu sein war erstrebenswert. War ein Erlebnis. Ob ein anderer Jachthafen ihm diese Anziehungskraft je streitig machen könnte, bliebe abzuwarten.
Marbella mit ihrem Mythos, als die Stadt der Reichsten und der Schönen, hatte an Glanz nicht viel eingebüßt, obwohl sich einige der Adeligen aus der Stadt zurückzogen, da vor allem von den Qataries, die bemüht waren in dieser Stadt Fuß zu fassen, neues Kapital aus den Golfstaaten in die Region Marbellas geflossen war.
Während sie sich unter der herrlichen Sonne entspannten, sich dabei über dieses und jenes unterhielten, dekorierte der Kellner ihren Tisch zu einem kleinen Kunstwerk.
Beide nahmen ungestört ihr Frühstück mit frisch zubereitetem, köstlich duftendem Kaffee ein. Denn zu dieser Stunde war nichts los am Hafen. Die Anlieger sowie die Bewohner von Booten und Yachten schliefen nach der langen Nacht zu dieser Zeit noch.
Nach ihrem Frühstück verweilten sie noch eine Weile auf dieser herrlichen Terrasse. Sie fühlten sich langsam in alte Zeiten versetzt. In Sara erwuchs Spannung und Neugierde auf das, was ihr bevorstand. Ohne etwas zu sagen, verriet das Flackern ihrer Augen die in ihr aufsteigende Erwartung und Freude.
Philipp, der bis dahin mit seiner aufrichtigen Fröhlichkeit darum bemüht war, dem Morgen eine gewisse Note zu verleihen, dabei ungezwungen seine Freundin mit Komplimenten überschüttete, sprang von seinem Sitz auf und streckte Sara seine Arme entgegen.
Zeitgleich gab er ihr sein Versprechen, zukünftig mehr Zeit für sie zu finden, damit sie auch häufiger zusammen sein könnten, bis seine Zeit in der Klinik zu Ende ginge.
Sara war entzückt, fast berauscht von seiner Äußerung. Sie stand auf einmal wortlos sowie regungslos vor ihm, schaute ihn verwundert an und stellte sich selbst die Frage: „Was möchte er damit andeuten? Bis er an der Klinik aufhört zu arbeiten. Sollte das etwa ein unausgesprochener Heiratsantrag sein?“
Sara wusste, dass ihr Wunsch zu heiraten und Kinder zu bekommen in den letzten Jahren zunehmend in ihr gewachsen war. Sie hatte Philipp nie bedrängen wollen, obwohl sie ungeduldig und sehnsüchtig auf einen Heiratsantrag seinerseits gewartet hatte. Trotz ihrer Zielstrebigkeit und ihres Karrieredranges war sie immer bodenständig geblieben. Ihr Wunsch und ihr Streben nach der Gründung einer Familie hatte sie nie aus den Augen verloren.
Sie freute sich riesig über diese Andeutung.
Sara lief verträumt und in Gedanken versunken an seiner Seite, bis sie von der Gegenwart eingeholt wurde.
„Jetzt kommt die Überraschung.“ Er schaute sie zunächst kurz an und wandte danach seinen Blick in Richtung des weiten Meeres, als er seine Frage an sie richtete: „Hast du etwa eine Vorstellung von dem, was wir heute eventuell tun wollen?“
Sie blickte überrascht und verdattert zu ihm herüber. Entsprechend ihrer Stimmungslage sagte sie: „Heute Morgen stehe ich etwas neben mir. Ich kann nicht denken und habe keine Vorstellung von dem, was wir tun wollen.“ Sie machte dabei einen erwartungsvollen und inspirationsbedürftigen Eindruck.
Bevor sie den Steg mit ihrem Boot erreichen konnten, sagte Philipp: „Wir knüpfen heute an unsere letzten gemeinsamen Urlaubsaktivitäten von vor zwei Jahren an. Heute ist Paraschotte-Sailing angesagt.“
Sara wurde durch diese Ankündigung sofort wieder wach, war direkt präsent und überwältigt zugleich. In ihrer überschwänglichen Stimmung und mit einem Flackern in den Augen verriet sie ihre Freude darüber: „Das war das letzte, was wir vor zwei Jahren gemeinsam, hier mit unseren Freunden, unternahmen. Und es war das erste Mal gewesen, dass wir uns an dieser Sportart versucht haben.“
„Ich weiß“, sagte Philipp und meinte „wir lassen uns heute Zeit und gehen alles gemütlich an. Ich habe Fernando gebeten, alle notwendigen Equipments an Bord zu bringen. Den Rest, den wir brauchen, habe ich hier in dieser Tasche.“
Und schaute gleichzeitig zu der Tasche, die er aus dem Kofferraum seines Autos mitnahm, herunter.
Fernando Suárez war ein Freund der Familie und die gute Seele des Anwesens der Familie Hogner in Marbella. Er besaß auch einen Schlüssel für das Haus hier am Ort. Er ist mittlerweile ein pensionierter Staatsbeamter. Er hatte im letzten Sommer seinen 73. Geburtstag gefeiert. Zu Zeiten seines aktiven Arbeitslebens war er für die Erteilung von Baugenehmigungen zuständig. Philipps Vater und er kannten sich schon, seit sich in Marbella die ersten Europäer etablierten. Er hatte früher Philipps Vater die richtigen Tipps und eine Beratung zum Bauvorhaben gegeben.
Philipps Vater und er fingen früh durch die vielen Aufenthalte in Spanien damit an, Spanisch zu lernen. Philipp konnte sogar auf Spanisch schreiben. Er war mit den Nachbarskindern und deren Freunden groß geworden. Die letzten Jahre seiner Schulzeit hatte er Spanisch als Leistungsfach gehabt.
Beim Einbiegen zur letzten Landungsbrücke sah Sara einen Mann stehen, der dann einige Schritte auf dem Steg in ihre Richtung machte, während er ihnen gleichzeitig zuwinkte.
Philipp strahlte über das ganze Gesicht. „Da wartet eine treue und liebe Seele auf uns“, sagte er und eilte in Richtung Fernando. Dort angekommen, gab es zunächst eine herzliche und innige Umarmung, so wie es unter Familienmitgliedern sonst üblich war, insbesondere hier in Spanien.
Nach einer Weile sagte Fernando: „Deinem Wunsch entsprechend habe ich euer Boot betankt. Den Motor geprüft und eine kleine Runde gedreht. Es sieht alles sehr gut aus.“ Er schaute zunächst Philipp erwartungsvoll an. Ohne seine Reaktion abzuwarten, ergänzte er: „Ich habe mir erlaubt, einige Getränke und ein paar Snacks in den Kühlschrank zu stellen. Auf dem Tisch findet ihr frisches Obst.“
Noch ehe Philipp die Arme als Geste des Dankes erheben und ein Wort des Dankes für die liebevolle Betreuung äußern konnte, kam Fernando ihm zuvor und machte einen Wink der Freude in ihre Richtung. „Ich denke, ihr wollt nicht den ganzen Vormittag hier am Hafen verbringen.“
Mit einer Handbewegung verabschiedete er sich, nicht ohne ihnen einen herrlichen Tag zu wünschen und warf Philipp den Schlüssel zu, um den Steg herunterzulaufen, zurück nach Hause.
Sara zog ihren Bikini an. Philipp behielt sein T-Shirt über der Badehose an, denn die Sonne gab mittlerweile ihr Bestes. Er half Sara dabei, den Rücken mit Sonnencreme einzureiben, was er mit viel Freude und Zärtlichkeit machte.
Danach fuhren sie langsam aus dem Hafen hinaus. Sie verließen den José Banus an der Torre de Control vorbei. Erst mit Ende der Beschränkungen der Fahrgeschwindigkeit fuhr Philipp schneller. Gemächlich fuhren sie erst in Richtung Marbella. Sie bewunderten unterwegs die schönen, aber auch die neuen Bauten entlang der Küste. Obwohl sich die Zeit langsam dem Mittag näherte, war es noch ziemlich ruhig am Festland sowie auf dem Wasser. Eine nennenswerte Betriebsamkeit war bis dahin nicht zu beobachten. Erst recht nicht am Wasser.
Man war dazu geneigt, an diesem Flecken Erde zu sagen: „Der Tag beginnt erst am frühen Nachmittag, um am folgenden Morgen aufzuhören.“
Nachdem Sara langsam in Schwung kam und sich sportlich betätigte, drehte sie zunächst die ersten Runden Wasserski. Mit Bravour und ausgezeichneter Körperbeherrschung absolvierte sie die ersten Formationen am Wasser und erntete viel Lob und Bewunderung von Philipp. Sara schien in ihrem Element angekommen zu sein und hatte fast alle ihre Sorgen vergessen. Hiernach gab ihr Philipp ein Zeichen, um eine kurze Pause einzulegen.
Während er erfrischende Getränke servierte, erzählte Sara begeistert. Sie hatte das Verlangen viel zu erzählen. Philipp, im Gegenteil, blieb ruhig und entspannt und genoss die Situation. Er konnte seiner Freundin nicht genug Bewunderung entgegenbringen. Er genoss es auch zu wissen, dass seine Überraschung geglückt war.
Es schien, als hätte es nie eine Disharmonie in ihrer Beziehung gegeben.
Sie waren sich beide einig.
Sie genossen beide, nicht nur diesen beglückenden paradiesischen Augenblick. Innerlich nicht nur. Sie beherzigten ihren Zustand und ihre Liebe zugleich, obwohl sie beide innerlich wussten, dass sie sie fast pulverisiert hätte. Auch wenn keiner von ihnen den Mut gehabt hätte, sich selbst diese Tatsache einzugestehen.
Dass sie beide zueinander gehörten, war nicht selbstverständlich. Sie standen beide in ihrem Leben, geordnet auf festem Boden, hätten es besser wissen sollen, dass der Versuchung nicht immer leicht zu entrinnen war. Vor allem erst recht nicht, wenn das Verlangen nach dem anderen nicht genug Zündung fand und nicht zutage kam.
Sara fühlte sich nach einer Weile körperlich wieder in Form. Sie hatte sich nach diesem Intermezzo fest entschlossen, die letzte Hürde des Tages anzugehen. Ein Wagnis, was ihr vieles abverlangt hätte. Zumal sie darin noch nicht viel Übung hatte.
Nachdem sie soweit war, beschleunigte Philipp langsam die Fahrgeschwindigkeit. Sara, die gerade auf dem Wasser zum Stehen kam, hob ein paarmal kurz ab. Nach mehreren Versuchen sowie ein paar Stürzen gewann sie langsam an Höhe und wurde sicher genug, um ihren Segelschirm zu steuern. Nach anfänglichem sanftem Start und langsamem Tempo fuhr Philipp entlang der Küste zügig davon.
Er fuhr mit seinem Boot in Richtung Estepona, an der Playa Nueva Andelusia vorbei, in Richtung Playa Cartigo Blanco.
Der Flug war vor allem für Sara sehr anstrengend und voller Spannung. Trotz einiger tieferer Flüge und Wasserberührungen mit den Vorderfüßen waren beide sehr amüsiert und fröhlich. Diese positive und abenteuerliche Erregung berauschte sie beide. Sie genossen Himmel und Wasser. Sie vergaßen alles um sie herum sowie die schwere Last auf den eigenen Schultern. Sie waren in diesen Minuten aufeinander fixiert und angewiesen, was sie auch gerne waren.
Es hätte ein perfekter Tag werden können.
So wie es begonnen hatte.
Ein Neubeginn.
Wäre ihnen nicht das Unerwartete, Ergreifende vom Himmel gefallen. Und ihre Fröhlichkeit und gewonnene Unbefangenheit nicht erneut abhandengekommen.
Etwas stieß ihnen zu, womit sie nicht gerechnet hatten. Sie selbst hatten sich dabei nichts zu Schulden kommen lassen und es wurde ihnen auch im Nachhinein nicht angelastet. Dennoch wurde ihre Gemütslage unvorhergesehen angegriffen, insbesondere die von Sara.
In Höhe der Küste von San Pedro Alcantara geschah das Unerwartete. Sara fing an unter ihrem Schirm, ganz oben, unmotiviert zu schreien. Sie wollte unbedingt auf sich aufmerksam machen. Sie strampelte mit ihren Beinen auf und ab, gestikulierte zugleich, gab undifferenziertes Geschrei und unhörbare Laute von sich. Alles deutete von der einen auf die andere Minute auf eine plötzliche Notlage hin.
Philipp erkannte die Dringlichkeit, unter der seine Freundin litt, fühlte sich genötigt, die Geschwindigkeit des Bootes zu drosseln, bis er zum Stehen kam. Er vergewisserte sich dabei, dass seine Freundin unbeschadet in seiner Nähe mit ihrem Schirm das Wasser berührte. Auch nach der Landung auf dem Wasser hörte Sara nicht auf zu gestikulieren und zu schreien.
Philipp half seiner Freundin ans Boot zu gelangen. Er war fassungslos und entgeistert zugleich. Er konnte zunächst nicht ausmachen, was sich in ihr plötzlich ereignet hatte. Er behielt die Ruhe und versuchte sie auch vorerst zu beruhigen. Erst danach bat er sie, ihre Gedanken zu ordnen und ihm in Ruhe den Grund für ihre Verfassung zu erklären.
Nach einer Minute der Verwirrtheit und des Stotterns sog Sara tief Luft ein, hörte auf zu zittern, schaute zu ihm hoch und sagte: „Ich hoffe nicht, dass du mich für neurotisch oder verrückt erklärst. Ich bin der festen Überzeugung, eine schwimmende Leiche gesehen zu haben und zwar mit dem Gesicht zum Wasser.“
Sie hörte auf zu erzählen und zeigte unaufhaltsam mit ihrer Hand in die Richtung, wo sie die Leiche gesehen hatte.
Philipp, der von der Dramatik und der Dynamik der Situation überrumpelt erschien, unternahm keinerlei Versuche, diese Feststellung zu ignorieren, infrage zu stellen und Sara zu beschwichtigen. Er blieb beherrscht und fokussiert, versuchte verständnisvoll die Übersicht zu behalten. Mit leiser Stimme und interessiert fragte er: „Du hast eine Leiche gesehen?“
„Ja“, antwortete Sara prompt und unbeirrt, auch wenn sie gereizt erschien. Auch nach wiederholter Nachfrage blieb sie unbeeindruckt und beherrscht in ihrer Antwort. Sie ließ keinen Raum für Zweifel an der Sicherheit und Richtigkeit ihrer Aussage. Eine Sinnestäuschung schloss sie entschieden aus.
Nach Festlegung der Vorgehensweise fuhr Philipp, mit seiner Freundin die Strecke erneut nach, unter Berücksichtigung der Wellenabläufe und Wasserströme.
Sie umkreisten die Strecke mehrmals. Etwa eine halbe Stunde später entdeckte Sara erneut die Leiche und machte Philipp darauf aufmerksam.
„Da … da … da, da, dort …“
Philipp stoppte sofort das Motorboot und schaute entgeistert in die Richtung, wo sich die Wasserleiche befand.
Nachdem sie beide die Situation erfassten, empfanden sie kaum Erleichterung dabei. Ihre Lage war absurd und kompliziert. Es fühlte sich seltsam an. Es strömten rätselhafte Fragen auf sie ein, ungeachtet dessen, wie sie sich fühlten. Sie mussten als erstes die Hafenpolizei kontaktieren und ihnen diese mysteriöse Situation erklären.
Ihnen war bewusst, wie beschwerlich und unmöglich ihre Lage war. Ihre Handlungsfähigkeit war eingeschränkt, so wie es unmöglich erschien, sich der Situation zu entziehen. Noch bevor sie eine Lösung oder Entwirrung ihrer Lage haben erblicken können, bemerkten sie, wie ein Motorboot, von der Küste kommend, mit hoher Geschwindigkeit in ihre Richtung fuhr. Zunächst wurden sie nachdenklich und ängstlich. Anspannung machte sich in ihnen breit. Erst als ihnen klar wurde, dass die Neuankömmlinge Angehörige der Küstenwache waren, stellten sich Ruhe und Zuversicht wieder ein.
„Wir sind nicht mehr alleine mit diesem Problem“, sagte Sara.
Es dauerte nur einige Minuten, bis das gesichtete Motorboot sie erreichte und neben ihnen zum Stehen kam. Es war ein größeres Boot der Küstenwache. Am Bord befanden sich zwei Beamte in Uniform. Einer der beiden schien der Vorgesetzte zu sein. Er ergriff als erster das Wort und fragte rücksichtsvoll, ob Sara und Philipp sich in Not befunden haben und Hilfe benötigten.
Sara saß wie ein Häufchen Elend in einer Ecke des Bootes und stand unter Schock. Sie brachte kein Wort heraus. Philipp konnte seine Neugierde nicht unterdrücken und erwiderte: „Ja, wir sind froh, dass sie zu uns gestoßen sind. Andererseits sind wir darüber erstaunt, dass sie uns vom Festland haben ausfindig machen können.“
Die Beamte der Küstenwache hatten mit dieser Frage gerechnet und zeigten sich nicht überrascht, damit konfrontiert zu werden. Der gleiche Beamte machte eine halbe Körperumdrehung in Richtung Küste und zeigte mit der rechten Hand auf eine Anhöhe auf dem Festland, eher er mit der Antwort begann. „Sie sind etwas zu früh gestartet mit ihren sportlichen Aktivitäten, dafür aber sind sie ein gutes Stück zu weit rausgefahren und haben somit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Einer der Kollegen der Küstenwache hatte sie deswegen laufend mit seinem Fernglas im Blick. Ihr Verhalten stimmte ihn nachdenklich, vor allem Ihre plötzliche Unterbrechung fiel ihm auf. Da diese Unterbrechung länger dauerte, wurde er skeptisch und bat uns, nachzusehen, ob sie in Not geraten sind.“
Er ließ seinen Blick um das Boot herumschweifen und meinte: „Ich hoffe, es liegt nichts Ernsthaftes vor. Keine Motorprobleme?“
Philipp nahm diese Erklärung mit Staunen zur Kenntnis, seine bisher angespannte Stimmungslage entkrampfte sich. Das bedrückende Gefühl der Leere und der Hilflosigkeit schwand in Anwesenheit der Beamten. Er war erneut in der Lage, sich zu artikulieren, wobei seine Stimme einen Hauch von Traurigkeit aufwies.
Er sah in Richtung Sara und sagte zu dem Beamten: „Wir haben eine Wasserleiche entdeckt. Vielmehr hat meine Freundin die Leiche von da oben gesehen. Das war die Ursache für die Unterbrechung unserer Aktivitäten. Wir haben in dieser Zeit die Leiche ausfindig gemacht.“ Dabei drehte er sich erneut in Richtung der Beamten der Küstenwache und fuhr fort. „Ich denke, diese Aktion hatte die Aufmerksamkeit Ihres Kollegen dort im Beobachtungsturm auf sich gezogen und ihn alarmiert.“
Sara beugte sich von der anderen Seite des Bootes zum Wasser hin und sagte: „Hier seitlich schwimmt die Wasserleiche, auf dem Bauch. Wir konnten sie nicht umdrehen, um nachzusehen. Ich denke, das wäre jetzt Ihre Aufgabe, dieses zu tun.“
„Wir sind der Meinung, es handele sich hier um eine männliche Leiche“, ergänzte Philipp, der sich mit seinem Motorboot ein Stück nach vorne bewegte.
Der zweite Beamte der Küstenwache steuerte sein Boot näher zu der Leiche, um sie zu inspizieren.
An ihrem Blick konnte man das Schaudern in ihren Gesichtern erkennen. „Wir werden am Leichnam nichts verändern, ihn auch nicht umdrehen. Man kann von hier aus Anzeichen für einen Durchschuss sehen. Ich denke, alles Weitere sollte von den Kollegen der Mordkommission vorangetrieben werden. Wir werden sie sofort benachrichtigen. Ich möchte Sie bitten, so lange hier zu bleiben, falls die Kollegen Fragen an Sie haben sollten“, sagte der ältere der beiden Beamten und wandte sich seinem Kollegen zu.
Die Verbindung zum Festland wurde direkt hergestellt. Die zuständige Mordkommission befand sich unmittelbar danach auf dem Weg. Die anwesenden Beamten waren darum bemüht, die Personalien von Sara und Philipp aufzunehmen und baten sie hinterher um etwas Geduld.
In Anbetracht der Besichtigung der Leiche und des grässlichen Anblicks, der sich ihnen bot, war die Meinung des ersten Beamten, dass man bei der Beseitigung der Leiche den Ermordeten erst entkleidet hatte, um seine Identifizierung zu erschweren und erst danach der Versuch unternommen worden war, die Leiche zu beschweren, um sie zu versenken, was misslang. Daher tauchte die Leiche erneut an der Oberfläche auf.
Erst nach dem Eintreffen der zuständigen Mordkommission konnten Sara und Philipp mit ihrem Motorboot zurückfahren. Sie waren auch hier bei den Beamten nicht mehr in der Lage, mehr Angaben zu machen als zuvor. Sie selbst waren durch die Situation paralysiert.
Es war schon früher Nachmittag, als die beiden die Rückfahrt zum Hafen antraten. Ihre Überschwänglichkeit war verflogen und ihre Stimmung niedergedrückt und auch von Fassungslosigkeit geprägt. Sie versanken lustlos in ihren Gedanken.
Sara wollte direkt nach Hause. Für sie war der Tag schon beendet. Die restlichen Stunden des Tages verbrachte sie auf einer Liege auf der Terrasse und war nur damit beschäftigt, die Bilder des Tages aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Sogar die Nahrungsaufnahme bereitete ihr, große Probleme.
Philipp hatte mehrere Versuche unternommen, um sie abzulenken und ihre Gemütslage zu bessern.
Alle Versuche verliefen ins Leere.
Sie nahm ihre bedrückte Stimmung mit in den Schlaf.
3. Die Ablenkung
Es vergingen zwei, eher drei Tage, bis Philipp in der Lage war, ein vernünftiges Gespräch mit Sara zu führen. Sie verhielt sich die meiste Zeit passiv und desinteressiert und wollte nur in Ruhe gelassen werden.
Philipp verzweifelte fast daran, ob es ihm gelingen würde, sie aus ihrer Lethargie zu befreien. Sie vermittelte ihm den Eindruck einer ziemlich paralysierten, wenn nicht sogar fast einer depressiven Person, die den Halt verliert.
Es erforderte ihn viel Überredungskunst und nicht weniger Zuwendung, um sie dazu zu motivieren, ihre Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Etwas zu trinken fiel ihr dagegen nicht schwer, da es ja auch warm war.
Konstruktive Gespräche waren bedingt und nur über kurze Phasen möglich. Dennoch war Philipp darum bemüht, für Normalität zu sorgen.
Missbilligung oder Ablehnung ihres Verhaltens kam für ihn nie in Betracht, eher das Gegenteil. Er geizte nicht mit Zärtlichkeiten, ohne aufdringlich zu sein und brachte viel Verständnis für ihren Zustand auf, ohne die Situation zu banalisieren oder ihre Gefühle zu ignorieren.
Er gab ihr die nötigen Freiräume und suchte sich anderswo im Haus seine Beschäftigung.
Sara war innerlich sehr bewegt, wie fürsorglich ihr Jugendfreund sie umsorgte. Sein Verständnis und seine Geduld taten ihr gut.
Sie konnte sich gut genug daran erinnern, wie er sich als Teenager um sie bemüht und sie umworben hatte, ohne dabei Routine oder Ermüdung aufkommen zu lassen.
Schon damals gab er ihr das Gefühl der Vertrautheit und ließ sie wissen, welche Priorität sie in seinem Leben hatte.
Sara hatte genug Zeit, in alten Erinnerungen zu schwelgen. Viele schöne Dinge Revue passieren lassen. Sie wusste, dass Philipps Gefühle, ebenso wie seine Taten, schon immer ehrlich gemeint waren.
Sie konnte sich selbst schnell davon überzeugen, dass er der Richtige war, dass er derjenige war, der für sie bestimmt war. Große Worte und viele Erklärungen und Bekundungen waren dafür nicht erforderlich.
Sie ließ ihn auch ihre Nähe und ihre Zuneigung spüren, auch wenn sie diese Gefühle im Augenblick nicht überschwänglich zu zeigen vermochte.
Philipp seinerseits verstand es, ihre Blicke und ihre Berührungen instinktiv zu deuten. Er wusste sofort, womit sie gedanklich befasst war, und welche Schwingungen von ihr in seine Richtung gesendet werden sollten.
Sie überlegte sich noch einmal ernsthaft, wie sie ihren bisher ungefestigten Lebensentwurf noch in die richtigen Bahnen lenken könnte. Sie bräuchte nicht mehr mit sich zu hadern, eine weitsichtige Entscheidung zu treffen. Sie nahm sich ernsthaft vor, ihre Entschlossenheit und Sicherheit wiederzuerlangen. Ihre bisher geballte Lebensenergie in gleicher Form wieder herzustellen. Sie fühlte sich von dem Bedürfnis nach Nähe und Vertrautheit geleitet und wollte ihr Leben auf der Seite ihres Jugendfreundes neugestalten.
Von großer Hilfe waren für sie die Besuche von alten Freunden, die Philip teilweise von klein auf kannte. Einige von ihnen hatten erst jetzt von ihrer Anwesenheit am Ort erfahren. Andere erfuhren auf Umwegen von ihrem Aufenthalt, nach der Entdeckung der Wasserleiche.
Philipp freute sich sehr über ihren Besuch und sah durch diesen Halt eine Chance für Sara, die negative Erfahrung des Vorfalls schnell zu vergessen. Auch wenn Sara hin und wieder der Meinung war, dass dies für sie noch zu belastend war.
Sie wusste innerlich, dass diese Tatsache ihr Auftrieb gab und ließ sie langsam zur Normalität zurückkehren. Sie fing an, Bedürfnisse zu äußern. Ihre Neugierde und Spritzigkeit kehrten langsam zurück.
Sie konnten wieder gemeinsam Einkäufe erledigen sowie Spaziergänge am Wasser entlang unternehmen. Sara mochte es, am Strand spazieren zu gehen und die Fluten der Wellen unter ihren Füßen zu spüren, während ihre Ohren dem musikalischen Rauschen der Wellen lauschten.
Große Freude bereitete ihr der Kontakt zu Marisa, mit der sie bei früheren Aufenthalten viel zusammen unternommen hatte.
Marisa war, wie Sara sie gerne beschrieb, wunderschön und vollkommen. Sie war überdurchschnittlich intelligent und anziehend, ohne selbst – das betrifft das Letztere – viel dazu beizutragen. Zudem war sie temperamentvoll und lebenslustig.
Sie strahlte eine lebendige Aura aus, die ihrer Person die ungeteilte Aufmerksamkeit und das Interesse anderer an ihr sicherte, ohne provozierend zu erscheinen. Ihr elegantes Aussehen war geprägt von schönen glatten und feinen Gesichtszügen.
Nicht nur ihr Äußeres machte sie attraktiv, sondern auch die Art, wie sie sich gab: normal und unkompliziert.
Marisa Ribas Eltern waren Nachbarn von Philipps Eltern. Ihre enge Freundschaft führten ihre Kinder weiter. Sie waren ihrer Freundschaft treu geblieben, trotz der räumlichen Trennung.
Marisa war schon authentisch in ihrer Art. Kein Kind von Traurigkeit. Lebenslustig. Sie nahm an vielen der beliebtesten und begehrtesten Partys dieser Stadt teil.
Sie war hier in Marbella sehr beliebt und in den vornehmen Kreisen sehr gut vernetzt.
Ein gern gesehener Gast.
In den letzten Monaten ist es etwas ruhiger um sie geworden. Mehrere persönliche Schicksalsschläge, hatte sie in der letzten Zeit verkraften müssen. Vor allem im engsten familiären Kreis. Während sie noch ihrem unbeschwerten Leben nachging, verlor sie so früh und unvorhergesehen ihren Vater durch einen Autounfall.
Er war für sie der Fels in der Brandung gewesen.
Sie waren beide ein Herz und eine Seele.
Ihr Vater war ein angesehener industrieller und geschätzter Geschäftsmann. Für sie war er ein großer Anker. Eine Bezugsperson, ausnahmslos unersetzlich.
Ihre Mutter, an der sie gehangen hatte und die für sie wie eine Freundin war, wurde sehr von diesem Verlust getroffen. Sie verlor den Boden unter den Füßen. Sie zog es vor, nach einer Weile der Trauer, ihren Wohnsitz nach Südfrankreich, an die Côte d’Azur zu verlegen, wo ihre Mutter noch lebte.
Marisas Ehe mit ihrem Jugendfreund, geschlossen nach dem Tod ihres Vaters, war nach nur kurzer Zeit gescheitert.
Das Verhältnis zu ihrem Bruder war mehr als unterkühlt. Er war nämlich der Grund für das Desaster und das Scheitern ihrer Ehe. Denn das Debakel endete damit, dass ihr Mann es vorgezogen hatte, seine Lebensgemeinschaft mit ihrem Bruder fortzuführen, nachdem sie die beiden in flagranti im eigenen Ehebett erwischt hatte.
Zusätzlich traten unvorhergesehene geschäftliche Probleme auf, die das Verhältnis zu ihrem Bruder noch intensiver belastet haben.
Ihr Bruder war mehr als überfordert mit der Leitung des elterlichen Betriebes. Es kam schnell zu finanziellen Engpässen, die eine fremde Beteiligung am Betrieb notwendig machte, und somit geriet die wirtschaftliche Unabhängigkeit, die anfänglich bestand, in Mitleidenschaft.
Danach ist ihr Leben ins Wanken geraten. Sie verlor den inneren Halt und den Boden unter den Füßen. Sie verbrachte eine Weile der Orientierungslosigkeit. Ihrem neuen Lebensstil zufolge musste sie wirtschaftliche Rückschläge erleiden.
Ihre Schönheitsfarm wurde aus mehreren Gründen nicht mehr so oft besucht. Im Gegensatz. Sie wurde bewusst gemieden, insbesondere auf Grund ihrer neuen Nachlässigkeit und Unverbindlichkeit. Ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit kam ins Wanken.
Sie hatte nach ihrer Scheidung einige Affären gehabt, die in den Augen vieler als nicht standesgemäß angesehen wurden.
Sie musste schnell erkennen, dass ihr Lebenswandel, vor allem ihre Bisexualität, neben den vielen Alkoholexzessen und dem gelegentlichen Konsum von Drogen ihre Existenzgrundlage fast zerstört hätte.
Mithilfe von Freunden und der Begleitung ihrer Mutter fand sie langsam zu sich und fing Schritt für Schritt an, erneut ihr Leben zu ordnen.
Sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Neue Affären und spektakuläre Freundschaften wurden aus ihrem Leben verbannt. Neue Eskapaden ihrerseits drangen danach nicht mehr an die Öffentlichkeit.
Man hat ihr diesen Ausrutscher schnell verziehen. Dank ihres Charmes und ihrer Liebenswürdigkeit sowie ihrer Verbindlichkeit wurde sie schnell rehabilitiert.
Ihre Lebenslust hatte sie aber zu keiner Zeit verloren, doch musste sie sich in diesem Punkt mäßigen. Den Drang, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, zügelte sie. Sie versuchte sich so rar wie möglich zu machen.
Die Lust und Begierde schlummerten bei ihr unter der Oberfläche, bis ihr Traummann ihren Weg kreuzte. Sie ließ sich zuletzt viel mehr von ihrem Geschäftssinn vereinnahmen.
Sara krabbelte sich langsam hoch, bekam ihr Leben wieder langsam in den Griff. Sie bekam nicht nur Freude daran, allein oder in Gesellschaft am Strand spazieren zu gehen. Nein. Sie empfand zunehmend Gefallen und Vergnügen daran, in der Stadt flanieren und einkaufen zu gehen.
Philipp las ihr dennoch jeden Wunsch von den Augen und freute sich über jede Ablenkung, um sie glücklich zu sehen.
Für das anstehende Wochenende schlug Marisa Sara und Philipp vor, sie zu einer neuen Lokalität zu begleiten. Andere Freunde würden dazustoßen.
Marisa berichtete von einer neuen Attraktion, die sie mit anderen Freunden am Wochenende besuchen wollten. Von einer Anlage, die zu einem Anziehungsmagnet in der Stadt geworden war. Sie lag zwischen Marbella und Puerta Banus und wurde auf einem großen Areal mit einem schönen Strandabschnitt errichtet.
Diese Anlage wurde von zwei Deutschen ins Leben gerufen. Einer der beiden war Deutsch-Spanier, der über lange Zeit hier in Marbella tätig war.
Diese Anlage verfügte neben einer gehobenen Gastronomie sowie Terrassencafé und Bar, über einen großzügig ausgebauten Swimmingpool mit Liegen und Sonnenschirmen im Garten sowie am Sandstrand. Die Hauptattraktion stellte die Diskothek dar, die seit Eröffnung der Anlage von vielen Einheimischen, insbesondere von der Jugend, besucht wurde. Zeitweise konnte man dort Livemusik hören und genießen.
Die neue Anlage war von zwei Freunden mit viel Liebe zum Detail an einem wunderschönen Strandabschnitt errichtet worden. Mit guter Verkehrsanbindung, sodass sie für viele gut und schnell erreichbar war.
Die beiden Teilhaber waren alte Freunde. Der eine, Ramon Ribero, war väterlicherseits spanischer Herkunft, in Deutschland groß geworden und war erst nach seiner Ausbildung im Hotelmanagement nach Spanien umgesiedelt. Er war ein smarter Geschäftsmann mit gutem Aussehen und sympathischem Erscheinungsbild sowie Umgangsformen. Er war geschäftstüchtig und intelligent und sprach vier Sprachen. Was ihn aber auszeichnete, war seine Loyalität, was die Freundschaft anging.
Nach einigen Stationen auf Mallorca und auf dem Festland war er in den letzten Jahren in Marbella geblieben. Der berühmte Mythos dieser Stadt der Reichen und der Schönen hatte es ihm angetan. Seine Illusion vom großen Glück und der Hoffnung auf beruflichen Erfolg hatten ihn immer angetrieben.
Der Durchbruch mit der neuen Anlage war der Gipfel all seiner Träume.
Dieser wurde durch die finanzielle Unterstützung einer einzigen Person, die aus Deutschland zu ihm zugestoßen war, möglich. Dieser Mann namens Christian Summer war Teilhaber und Initiator für die Entstehung der Anlage.
Die beiden waren alte Freunde. Ihre Freundschaft reichte bis in die Kindheit zurück.
Christian Summer hatte nach seinem Schulabschluss eine andere Berufsrichtung eingeschlagen. Nach erfolgreichem Besuch der Schauspielschule machte er Karriere und wurde als Schauspieler sehr erfolgreich und sehr gefragt.
Private Lebensumstände und Erfahrungen der letzten zwei Jahre in Deutschland hatten ihn zur Flucht gezwungen. Familiäre sowie berufliche Rückschläge zwangen ihn zum Umdenken. Er ging freiwillig nach Spanien.
Familiär hatte es ihm davor an nichts gefehlt. Er war glücklich verheiratet und hatte Freunde, auf die er sich verlassen konnte.
Sein Glück blieb ihm leider nicht ewig erhalten.
Er war von Beruf Schauspieler, und zwar mit guten beruflichen Chancen. Bodenständig, ohne den Hang zur Eitelkeit oder narzisstische Verblendung. Er sah gut aus, charmant auf seine Art, hilfsbereit und unkompliziert, war aufrichtig, fröhlich und gesellig, ohne prahlerisch zu erscheinen.
Nach einer familiären Tragödie wurde es ruhig um ihn herum. Die vielen Rollen sowie Aufträge, die er gewöhnlich erhielt, wurden zunehmend seltener. Die Freunde um ihn herum wurden auf einmal seltsamer. Auch wenn sie ihm keine Schuld an der Familientragödie gaben, distanzierten sie sich von ihm. Trotz Geduld und Hoffnung wurde seine Situation nur prekärer. Seine wirtschaftliche Situation änderte sich, da die Rollenangebote ausblieben.
Er wusste, wer hinter alldem steckte.
Er war von sich nicht eingenommen oder so verbohrt, es nicht zu erahnen, wo dieser Gegenwind ihn hinführen könnte…………. Nämlich in den Ruin.
Nach gründlicher Überlegung fasste er, trotz seiner großen Leidenschaft für seinen Beruf, einen Entschluss, der ihm nicht unbedingt schwergefallen war.
Er traf die Entscheidung, alles Bisherige in seinem Leben hinter sich zu lassen, um eine neue Seite in seinem Leben aufzuschlagen.
Er verkaufte alles, was er an Eigentum in der Heimat hatte, um einen neuen Start an einem neuen Ort anzufangen. Sogar sein Elternhaus, was ihm sehr viel bedeutete, musste er zurücklassen.
Er besorgte sich ein One-Way-Flugticket für die Economyclass, ohne die bisher gewohnten Annehmlichkeiten der ersten Klasse in Anspruch zu nehmen.
Er kehrte seiner Vergangenheit den Rücken.
Während er in seiner neuen Heimat in den ersten Wochen noch Urlaub machte, hatte sein bester Freund Ramon seine Arbeitsstelle gekündigt und kümmerte sich mit vollem Einsatz um das Vorhaben und die dazu nötigen Genehmigungen.
Bei ihrem letzten Besuch bei Philipp und Sara hatte Marisa die neue Anlage als eine Riesenbereicherung für die Stadt bezeichnet. Ihr Lob der Anlage war überschwänglich. Denn sie war durch die lokale Presse beeindruckt, vor allem von den positiven Berichten und Kommentaren. Sie wollte bewusst diese Information weitergeben, um die beiden so schnell wie möglich aus ihrem Versteck zu holen.
Sie teilte ihnen das mit, was sie aus den Medien und von Bekannten erfahren hatte. Von dem Erfolg der Eröffnungsfeier, die viele Wochen zuvor stattfand. Sie selbst gab an, zum Zeitpunkt der Eröffnungsfeier verhindert gewesen zu sein. Umso mehr würde sie sich freuen, mit ihnen und ein paar anderen Freunden am Wochenende dorthin zu gehen.
Weiterhin berichtete Marisa: „Hauptakteur und Initiator dieser Erfolgsstory ist dieser Deutsch-Spanier, Ramon Ribero, der seit mehreren Jahren hier am Ort als Hotelmanager arbeitete. Er konnte mit seinen Ideen und Vorstellungen an die Stadt und deren Verantwortliche herantreten und sie von seinem Vorhaben überzeugen.“
Philipp zeigte sich beeindruckt. „Ich gehe davon aus, dass er neben seinen guten Argumenten auch entsprechend gut vernetzt war, um die nötigen Investoren mit ins Boot zu holen.“
„Der zweite Mann, Summer, ist sein bester Freund und galt als Mitinitiator und Investor. Möglicherweise war er in der Lage, andere Investoren mit ins Boot zu holen“, antwortete Marisa prompt.
„Es freut mich aufrichtig; dass diese Initiatoren Deutsch-Europäer sind und nicht aus den Emiraten stammen“, sagte Philipp und fuhr fort „das wäre ein Grund mehr, euch an dem Samstag zu begleiten.“
„Das ist gut so“, entgegnete Marisa und lachte. „Wir werden uns am Samstag amüsieren.“ Und machte einen Schritt in Richtung Haustür. Noch bevor sie einen Blitzabgang machte, rief sie Philipp erneut entgegen: „Ich gebe euch Bescheid, wann wir an dem Samstag vorbeikommen.“
Philipp winkte ihr zu und wandte sich Sara unmittelbar danach mit folgender Bemerkung zu: „Ich wünsche uns ein paar schöne Tage zum Ende unserer Ferien.“ Danach begaben sich beide zur Terrasse hinaus. Nach einer Weile stand Sara auf und sagte: „Ich koche uns eine Tasse Kaffee.“
Philipp blieb alleine auf der Terrasse zurück, aber keineswegs untätig. Er nahm sein Smartphone aus der Hosentasche, tippte einige Daten ein und war direkt auf der Homepage der neuen Anlage.
Er konnte einige Bilder von der Eröffnungsfeier entdecken und Kommentare dazu lesen. Er war über die positive Zustimmung überrascht und beeindruckt zugleich, insbesondere über die vielen positiven Eindrücke von Einheimischen und Touristen. Bemerkenswert war, dass die Anlage nicht nur tagsüber, sondern auch abends gut besucht wurde. Alle Tische und Liegen am Strand sowie im Poolbereich waren tagsüber vollständig ausgebucht. Die Reservierungen über den Abend sahen nicht anders aus.
Was er nicht eindeutig den Kommentaren entnehmen konnte, waren die Eigentumsverhältnisse. Dennoch war er innerlich darüber erfreut, dass diese Anlage von eigenen Landsleuten betrieben wurde.
Die Namen der Betreiber der Anlage wurden in mehreren Passagen in den Kommentaren erwähnt. Merkwürdigerweise kam ihm der Name des zweiten Initiators bekannt vor. Er hatte den Namen definitiv schon einmal gehört. Jedoch wusste er nicht mehr, wo und wann.
Als Sara mit dem frisch gekochten Kaffee zur Terrasse zurückkam, konnte Philipp diesem leckeren Duft nicht widerstehen. Er äußerte Sara gegenüber, einen zusätzlichen Wunsch: „Der Kaffee riecht so köstlich und anregend, haben wir nicht noch etwas Süßes dazu?“
Daraufhin ging Sara in die Küche und brachte einen Teller Marmorkuchen mit.
Philipp bedankte sich bei ihr mit einer herzlichen Umarmung, gab ihr einen Kuss auf den Mund und streichelte sie, was Sara sehr genoss.
Noch bevor Philipp seine Tasse Kaffee zum Mund führte, sagte er: „Ich hoffe, dass Marisa für Samstag zeitig genug einen Tisch reservieren wird“, und nahm den ersten Schluck des leckeren Kaffees zu sich.
„Wie kommst du jetzt zu dieser Bemerkung?“ fragte Sara verwundert.
Philipp berichtete seiner Freundin von der hohen Frequentierung der Anlage seit ihrer Eröffnung. Vor allem an den Wochenenden.
4. Der erste Besuch der Anlage
Marisa, die zum Zeitpunkt der Eröffnung dieser Lokalität verhindert war, ahnte schon den großen Andrang an den Wochenenden. Sie ließ sich für den Samstagabend einen großen Tisch auf der Terrasse zur Meeresseite reservieren.
Ramon, der den Anruf annahm, erkannte auf Anhieb, wer der Anrufer auf der anderen Seite der Leitung war.
Er reservierte für diese Gruppe einen Tisch für acht Personen, an einer Ecke der Terrasse zur Meeresseite hin, die man aus dem Büro in der ersten Etage gut überblicken konnte.
Obwohl er genau wusste, dass sein bester Freund auf diese Reservierung schon länger gehofft hatte, hatte er ihm gegenüber mit keiner Silbe diese Tatsache verraten wollen. Er vermied es definitiv, sie vor ihm zu erwähnen.