Verlorene Liebe, verlorenes Glück? - Jennie Lucas - E-Book

Verlorene Liebe, verlorenes Glück? E-Book

Jennie Lucas

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Beschreibung

Alles was Milliardär Darius Kyrillos für Letitia fühlt ist Rache … genau wie damals, als sie zusammen fliehen wollten und die Millionärstochter ihn, den Sohn des Chauffeurs, am Tor ihrer Luxusvilla einfach stehen ließ. Dass sie heute in Armut lebt, ist für Darius Genugtuung pur, dennoch verfolgt er nur ein Ziel: Das ehemalige Society-Girl verführen und dann fallen lassen! Tatsächlich schmilzt Letitia wie Wachs in seinen Händen. Aber was hindert den stolzen Griechen jetzt daran, sie für immer aus seinem Leben zu verbannen?

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Seitenzahl: 205

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Jennie Lucas Originaltitel: „The Consequence of His Vengeance“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2299 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: SAS

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733708597

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Letty Spencer zog die Schultern ein, als sie aus dem Diner in die kalte Februarnacht in Brooklyn hinaustrat. Nach der anstrengenden Doppelschicht fühlte sich ihr Körper zerschunden an, aber im Vergleich zu der bleiernen Schwere ihres Herzens war das harmlos. Es war kein guter Tag gewesen. Den Kopf gebeugt gegen den eisigen Wind, kämpfte sie sich auf der Straße durch den wirbelnden Schnee.

„Letitia.“

Die dunkle Stimme hinter ihr ließ sie zusammenzucken. Niemand nannte sie Letitia, nicht einmal mehr ihr Vater. Letitia Spencer war die privilegierte reiche Fairholme-Erbin gewesen. Das war sie schon lange nicht mehr. Heute war sie einfach Letty – eine von vielen Bedienungen in New York, die sich abmühten, sich und ihre Familie über Wasser zu halten.

Diese Stimme … die hatte sich angehört wie …

Sie griff den Bügel ihrer Handtasche fester, drehte sich langsam um … und hielt den Atem an.

Darius Kyrillos lehnte dort an einem schwarzen Sportwagen, der unter einer Straßenlaterne geparkt war. Dunkelhaarig, mit ebenso dunklen Augen, in einem Maßanzug und einem eleganten schwarzen Wintermantel, war er sündhaft attraktiv.

Ihre Augen mussten ihr einen Streich spielen. Darius? Hier?

„Hast du das schon gelesen?“ Aufgeregt hatte ihr Vater ihr heute Morgen die Tageszeitung hingehalten. „Darius Kyrillos hat seine Firma für zwanzig Milliarden Dollar verkauft.“ Er hatte elend ausgesehen wie seit Tagen schon, sein gebrochener Arm seltsam angewinkelt in der Schlinge. „Du solltest ihn anrufen, Letty, die alte Beziehung auffrischen.“

Zum ersten Mal seit zehn Jahren hatte ihr Vater seinen Namen ausgesprochen, hatte das ungeschriebene Gesetz gebrochen. Und sie hatte gemurmelt, dass sie zu spät zur Arbeit komme, und die Flucht ergriffen.

Der ganze Tag war eine Katastrophe gewesen. Sie hatte Geschirr fallen lassen und Bestellungen vergessen. Fast hätte sie sogar einen Teller mit Speck und Eiern über einen Gast gekippt. Ein Wunder, dass sie nicht auf der Stelle gefeuert worden war.

Nein, dachte sie jetzt, das hier ist das Wunder – Darius.

Mit aufgerissenen Augen trat sie einen Schritt auf ihn zu. „Darius?“

Wie ein dunkler Engel kam er zu ihr. Sein Atem bildete weiße Wölkchen in der kalten Nacht. Direkt vor ihr blieb er stehen, das Licht der Laterne zog einen frostigen Schimmer über sein dunkles Haar, sein Gesicht lag im Schatten. Letty fürchtete, er würde sich auflösen, sollte sie nach ihm fassen. Also ließ sie es lieber.

Dafür berührte er sie, wickelte sich eine ihrer dunklen Lockensträhnen, die sich aus dem Pferdeschwanz gelöst hatte, um den Finger. „Überrascht?“

Seine dunkle Stimme mit dem leichten griechischen Akzent zu hören, jagte ihr ein Prickeln über die Haut, und sie wusste, er war keine Vision. Er war Darius. Der Mann, den sie seit zehn Jahren zu vergessen versuchte und von dem sie dennoch jede Nacht träumte. „Was machst du hier?“, fragte sie matt.

Mit seinem Blick verschlang er sie. „Ich konnte nicht widerstehen.“

Er drehte den Kopf ein wenig, und das Licht traf sein Gesicht. Er hat sich überhaupt nicht verändert, dachte Letty verwundert. Die Jahre, die sie nahezu zerstört hatten, hatten ihm nichts anhaben können. Er war noch immer der Mann, den sie in Erinnerung hatte, der Mann, den sie mit ihrem unschuldigen jungen Herzen geliebt hatte, damals, als sie noch eine sorglose Achtzehnjährige gewesen war, verstrickt in eine verbotene Liebesbeziehung.

Bevor sie ihre Liebe für sein Glück geopfert hatte.

Er legte seine Hand auf ihre Schulter, und die Wärme, die sie fühlte, trieb ihr fast die Tränen in die Augen. Sie wollte ihn fragen, warum es so lange gedauert hatte. Sie hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.

Dann sah sie, wie er kritisch ihren alten Mantel musterte, darunter ihre Kellnerinnenkluft, ein weißes Kleid, schon so oft gebleicht, dass sie fadenscheinig war. Zu dieser Jahreszeit trug sie normalerweise Strumpfhosen, um ihre Beine warm zu halten, wenn sie den ganzen Tag in den bequemen Schuhen auf den Füßen war. Heute jedoch waren ihre Beine bloß, denn ihr letztes Paar Strumpfhosen hatte einfach zu viele Laufmaschen gehabt.

„Ich bin nicht wirklich zum Ausgehen angezogen“, murmelte sie verlegen.

„Das ist unwichtig.“ Ein seltsamer Unterton lag in seiner Stimme. „Gehen wir.“

„Wohin?“

Er nahm ihre Hand, und plötzlich fühlte sie die Kälte nicht mehr, stattdessen durchfuhr sie eine Welle von Stromstößen, von den Zehenspitzen ins in den Nacken.

„Zu meinem Penthouse. In Mitten. Kommst du?“

„Ja“, hauchte sie.

Sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem seltsamen kleinen Lächeln. Er ging zu dem niedrigen Sportwagen und hielt die Beifahrertür für sie auf, Letty ließ sich in die Lederpolster sinken und sog tief den Duft ein. Sie hatte vergessen, wie weich Leder sein konnte. Dieses Auto kostete wahrscheinlich mehr, als sie in den letzten zehn Jahren verdient hatte.

Darius glitt hinter das Steuer, lenkte den Wagen durch die nächtlichen Straßen und über die Brücke, hinein in den Stadtteil, der Touristen anzog, der in der Hand der Reichen war – Manhattan.

„So“, sagte er. „Dein Vater ist also wieder auf freiem Fuß.“

Letty kaute an ihrer Lippe, warf ihm zögerlich einen Seitenblick zu. „Er wurde vor ein paar Tagen entlassen.“

Er ließ den Blick kurz über ihren schäbigen Aufzug wandern. „Und jetzt bist du bereit, dein Leben zu ändern.“

Sollte das eine Frage oder ein Vorschlag sein? Wollte er ihr Leben ändern? Hatte er herausgefunden, weshalb sie ihn vor zehn Jahren belogen hatte? „Ich habe auf die harte Tour lernen müssen, wie schnell sich das Leben ändern kann, ob man es will oder nicht.“

Seine Finger umklammerten das Lenkrad fester. „Allerdings.“

Ihr Blick haftete auf seinem Profil, den kräftigen Augenbrauen, der geraden Nase, den sinnlich geschwungenen Lippen. Noch immer meinte Letty zu träumen. Darius Kyrillos. Nach all den Jahren hatte er sie in dem Diner gefunden und brachte sie jetzt zu seinem Penthouse. Der einzige Mann, den sie je geliebt hatte.

„Wieso bist du gekommen?“, wisperte sie. „Warum ausgerechnet heute? Nach all den Jahren?“

Sein dunkler Blick gab nichts preis. „Deine Nachricht.“

Sie hatte keine Nachricht geschickt. „Welche Nachricht?“

Er bleckte die Zähne, wohl die Andeutung eines Lächelns. „Von mir aus … dann eben auf deine Art.“

Eine ungute Ahnung befiel Letty. Ihr Vater hatte verlangt, sie solle Darius kontaktieren. Seit er sich vor zwei Tagen auf mysteriöse Weise, die er nicht erklären wollte, den Arm gebrochen hatte, saß er mit Schmerzmitteln zu Hause, hatte nichts zu tun … und da stand Lettys uralter Computer. Hatte ihr Vater Darius eine Nachricht geschickt und sich dabei als sie ausgegeben?

Sie sah zu Darius, beschloss, dass es ihr gleich sein sollte. Vielleicht sollte sie sogar dankbar sein. Ihr Vater musste Darius die wahren Gründe eröffnet haben, weshalb sie damals vor zehn Jahren gelogen hatte. Warum sonst sollte Darius jetzt hier sein? „Ich habe heute Morgen über dich in der Zeitung gelesen. Dass du deine Firma verkauft hast, meine ich …“, sagte sie matt.

„Ah.“ Mit hartem Kinn wandte er den Kopf ab. „Richtig.“

Wie abfällig und kalt er klang. Kein Wunder, sie hörte sich an wie eine Idiotin. „Herzlichen Glückwunsch.“

„Danke. Es hat mich ja auch zehn Jahre meines Lebens gekostet.“

Zehn Jahre. Zwei simple Worte, die zwischen ihnen in der Luft hingen. Sie fuhren nach Manhattan ein, Manhattan mit seinen Lichtern und seinem Leben. Seit dem Prozess und der Verurteilung ihres Vaters mied Letty diesen Stadtteil New Yorks.

Ihr Herzschlag stolperte. Sie sah auf ihre rauen Hände in ihrem Schoß. „Ich habe oft an dich gedacht, habe mich gefragt, wie es dir geht, ob du glücklich bist …“

Darius bremste vor einer roten Ampel und wandte ihr das Gesicht zu. „Das ist nett“, sagte er, und erneut lag dieser kalte Ton in seiner Stimme.

Die Ampel sprang um, er fuhr wieder an. Es war kurz nach zehn Uhr, der Verkehr dünnte sich langsam aus. Darius fuhr weiter bis zur Südseite des Central Park, zog den Wagen vor einen Wolkenkratzer aus Glas und Stahl. Letty blickte an dem Gebäude empor. „Hier wohnst du?“

„Mir gehören die obersten beiden Stockwerke“, sagte er wie nebenbei. Er stieg aus, reichte dem Portier, der ihn höflich mit Namen grüßte, den Autoschlüssel, zog dann die Beifahrertür auf und streckte Letty seine Hand hin. Nervös starrte sie auf seine Finger, bevor sie ihre Hand in seine legte. Sie spürte die Wärme seiner Haut, als er ihre Finger fester fasste.

Er muss es wissen, dachte sie verzweifelt. Sonst hätte er sie nicht gesucht. Sonst würde er sie noch immer hassen.

Er führte sie in die luxuriöse Lobby, wechselte ein paar freundliche Worte mit dem Empfangschef, hielt dann seine Aufzugskarte an das Lesegerät in der Wand. Der Privatlift brachte sie hinauf in die siebzigste Etage. In der Kabine konnte Letty die Wärme von Darius’ Körper auf ihrer Haut spüren. Groß und schweigend stand er neben ihr, und sie brachte es nicht über sich, ihn anzusehen. Starr hielt sie den Blick auf die blinkenden Zahlen auf der Elektroniktafel gerichtet. Die Ziffern stiegen höher … achtundsechzig, neunundsechzig, siebzig … Die Klingel schlug an, die Türen glitten auf …

„Nach dir“, sagte Darius.

Mit einem nervösen Blick auf ihn trat sie in die dunkle Luxuswohnung. Die Gummisohlen ihrer Schuhe gaben quietschende Geräusche bei jedem ihrer Schritte auf dem Marmorboden von sich. Letty krümmte sich innerlich vor Verlegenheit, doch Darius schien sich nicht daran zu stören, mit ausdruckslosen Zügen zog er sich den Mantel aus, die Augen auf ihr Gesicht gerichtet.

Letty schluckte schwer und ging weiter in den dämmrigen offenen Wohnraum. Glasfronten gaben einen Panoramablick auf Central Park, Hudson River und die Wolkenkratzer von Mitten frei, einschließlich des Empire State Buildings bis hin zum Finanzzentrum der Stadt. Zusammen mit der bläulich flackernden Gasflamme in dem riesigen offenen Kamin lieferten die Lichter der Stadt die einzige Lichtquelle.

„Unglaublich.“ Letty ging zu der Glasfront, lehnte die Stirn an die kühle Scheibe und sah hinunter auf die Park Avenue. Die Autos dort unten schienen klein wie Ameisen. „Unglaublich schön“, murmelte sie.

Seine raue Erwiderung ertönte direkt hinter ihr. „Du bist unglaublich schön, Letitia.“

Langsam drehte sie sich zu ihm um, musterte ihn im flackernden blauen Licht. Unwillkürlich teilten sich ihre Lippen, als sie leise nach Luft schnappte. Sie hatte gedacht, er hätte sich nicht verändert. Aber das war nicht wahr.

Alles an ihm war anders.

Mit vierunddreißig war er nicht länger ein schlaksiger Jugendlicher, sondern ein beeindruckender Mann. Die Breite seiner Schultern passte jetzt zu seiner Größe, sein Körper war muskulös, das Haar, früher lockig und wirr, jetzt kurz geschnitten, streng wie das markante Kinn. Alles an ihm war genauestens kontrolliert. Um seinen Mund, früher so weich und ausdrucksvoll, immer zu einem Lachen bereit, hatten sich harte, ja arrogante Linien eingegraben.

Er ragte über ihr wie ein König, dem in seinem Penthouse ganz New York zu Füßen lag.

„Letitia …“

„Letty.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Heute nennt mich niemand mehr so.“

„Ich habe dich nie vergessen können“, fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt. „Oder den Sommer, den wir zusammen verbracht haben.“

Jener Sommer … Ein gequälter Laut entschlüpfte ihrer Kehle. Bilder und Erinnerungen stürzten auf sie ein. Tanzen über eine Sommerwiese. Küsse nach ihrem Debütantinnenball. Wie sie sich vor den neugierigen Augen des Personals auf Fairholme versteckten … Wildes Petting in der Garage auf der Rückbank in einem der Luxusautos ihres Vaters … Letty war bereit gewesen, Darius alles zu überlassen. Er war es gewesen, der bis nach der Hochzeit hatte warten wollen.

„Erst, wenn du mir für immer gehörst“, hörte sie seine rasselnde Stimme noch heute. „Erst, wenn du meine Frau bist.“

So weit war es nie gekommen. Es war eine völlig unpassende Verbindung. Sie, die gerade achtzehnjährige Tochter des Boss’, er, der sechs Jahre ältere Sohn des Chauffeurs. Ihr Vater hatte vor Wut geschäumt, als er von ihrer Romanze erfuhr. Er hatte Darius des Anwesens verwiesen. Eine schreckliche lange Woche hatten sie sich nicht gesehen, bis Darius angerufen hatte.

„Lass uns durchbrennen“, hatte er gesagt. „Ich suche mir irgendeinen Job, wir mieten uns eine kleine Wohnung in der Stadt. Alles, solange wir nur zusammen sein können.“

Sie hatte befürchtet, es würde seinen Traum, es bis ganz nach oben zu schaffen, zerstören, aber sie hatte nicht widerstehen können. Auf eine Hochzeit hatten sie beide keine Hoffnung gehabt, wussten sie doch, dass Letitias Vater Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um das zu verhindern.

Sie planten, sich zu den Niagarafällen abzusetzen. Doch in der Nacht, in der Darius mit seinem kleinen Wagen vor dem Fairholme-Anwesen wartete, war Letty niemals beim verabredeten Treffpunkt aufgetaucht. Nicht nur hatte sie nicht auf Darius’ Anrufe reagiert, am nächsten Tag hatte sie auch ihren Vater dazu gebracht, Eugenios Kyrillos, Darius’ Vater und Chauffeur der Familie seit über zwanzig Jahren, fristlos zu entlassen.

Was Darius nicht davon abgehalten hatte, sie weiterhin anzurufen. Bis sie ihm eine klirrend kalte Textnachricht schickte.

Ich habe dich lediglich benutzt, um die Aufmerksamkeit eines anderen Mannes zu erregen. Ich bin jetzt mit ihm verlobt, er ist reich und kann mir das Luxusleben bieten, das ich führen will und verdient habe. Hast du dir wirklich eingebildet, jemand wie ich würde mit jemandem wie dir in einem winzigen Apartment leben?

Das war dann das Ende gewesen. Und dieses Ende fußte auf einer Lüge.

Es hatte nie einen anderen gegeben. Nie. Mit achtundzwanzig war Letty noch unberührt. Sie hatte sich geschworen, dass Darius nie die Wahrheit erfahren würde. Er sollte nicht erfahren, dass sie ihre Liebe geopfert hatte, damit er seine Träume verwirklichen konnte. Selbst wenn es bedeutete, dass er sie hasste.

Und dennoch schien er es jetzt herausgefunden zu haben.

„Du weißt jetzt also, weshalb ich dich vor zehn Jahren betrogen habe?“, fragte sie kleinlaut. „Kannst du mir vergeben?“

„Unwichtig“, gab er rau zurück. „Jetzt bist du hier.“

Ihr Herz hämmerte unruhig, als sie den Hunger in seinem Blick erkannte. Sie sah auf die Kaffeeflecken auf ihrem weißen Kleid, auf dem Namenschild auf der linken Brust prangte ein Ketchupklecks. „Du … du kannst mich unmöglich noch immer wollen“, wisperte sie.

„Du irrst dich.“ Er zog ihr die Handtasche von der Schulter. Es fühlte sich an wie eine unglaublich erotische Geste. Er ließ die Tasche zu Boden fallen. „Ich wollte dich damals, und ich will dich jetzt.“

Heiße Schauer liefen ihr über den Rücken, unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen, zog damit seinen Blick auf ihren Mund. Er legte eine Hand an ihren Nacken, löste das Gummiband von ihrem Haar. Die dunklen Locken fielen ihr über Schultern und Rücken. Er griff hinein, bog ihren Kopf zurück.

Er war so viel größer als sie, überragte sie. Ein Schwarm Schmetterlinge flatterte in ihrem Magen auf, sie fühlte sich in der Zeit zurückversetzt, als wäre sie wieder achtzehn. Alle Sorgen der letzten zehn Jahre fielen von ihr ab …

„Ich habe dich so sehr vermisst“, brachte sie hervor. „Du bist alles, was ich mir je erträumt habe.“

Er legte einen Finger auf ihre Lippen. Die sachte Berührung entfachte ein Feuer der Lust in ihr. In dem dämmrigen Penthouse stoben die Funken zwischen ihnen. Tief atmete Letty seinen männlichen Duft ein, und dann presste er seinen Mund auf ihren. Heiß, fordernd … seine Bartstoppeln kratzten an ihrer Haut, als er sie hart an sich zog, und sie erwiderte seinen Kuss mit verzweifelter Gier.

Mit einem heiseren Knurren drängte er sie an die Wand zurück, seine Hände strichen fiebrig über ihr Kleid, glitten in den Ausschnitt und zogen so heftig daran, dass die Knöpfe in alle Richtungen davonflogen und Letty nur noch in Slip und BH vor ihm stand.

„Zieh das aus.“ Achtlos schleuderte er das zerrissene Kleid fort, ging vor Letty in die Hocke, um ihr die Schuhe auszuziehen, einen nach dem anderen, richtete sich wieder auf, küsste sie erneut.

Ohne dass es ihr bewusst war, nestelten ihre Finger bereits an seinem Hemd. Sie wollte seine Haut fühlen, seine Muskeln … wie samtener Stahl an ihren Fingerspitzen. Ihr wurde schwindlig vor Verlangen, als er sie an sich presste. Sie wollte alles von ihm, wollte sich in ihm verlieren …

Er liebkoste ihren Hals, ließ seine Lippen über ihre Haut gleiten, bis hin zu ihren Brüsten. Mit einem gemurmelten Fluch zog er ihr den BH aus, und sie hörte sein raues Stöhnen, als er die weichen Rundungen umfasste. Sie trug nur noch ihren Slip, während er angezogen war.

Sie wehrte sich nicht, als er sie auf die Arme hob und in ein riesiges Schlafzimmer trug. Die Lichter der Stadt glitzerten kalt, als er sie auf das große Bett legte und sich auszuziehen begann, dann zu ihr kam.

Er küsste sie gierig und fordernd, hart, aber für sie zählte nur, dass er sie begehrte. Darius wollte sie, sie bedeutete ihm etwas … Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt, ihre Liebe wäre für immer zerstört. Aber so war es nicht! Sie waren noch immer dieselben Menschen, noch immer jung, noch immer verliebt …

Er küsste und streichelte sie, und sie erschauerte. Bei ihrem Slip stoppte er und sah sie an. „Du gehörst mir, Letty“, raunte er harsch. „Endlich gehörst du mir.“

Damit schob er sich auf sie, zog ihr den Slip an den Beinen herab und drängte sich zwischen ihre Schenkel, um ihr den erotischsten aller Küsse zu geben. Das Gefühl war so intensiv, er hielt sie fest wie einen flatternden Schmetterling, zwang sie, es in vollen Zügen auszukosten. Sie vergaß zu atmen, ihre Hüften zuckten, sie krallte die Finger in das Laken und … glaubte zu sterben.

Sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Und jetzt … er hatte ihr vergeben. Er wollte sie. Und er liebte sie … so wie sie ihn liebte … Ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle, Lust und Vergnügen und ekstatisches Glück …

Er richtete sich auf, umfasste ihre Handgelenke und zog ihr die Arme über den Kopf. Während sie noch immer von Wellen der Ekstase überliefen, drang er mit einem harten Stoß in sie ein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht riss sie die Augen auf.

Schockiert sah er auf ihr Gesicht herab. „Du … du bist … warst noch Jungfrau?“

Sie nickte stumm, wandte das Gesicht ab, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sah. Sie wollte die magische Nacht durch nichts trüben.

„Aber … wie ist das möglich?“, knurrte er heiser. „All die Jahre …“

Sie sah ihn an, es kratzte in ihrer Kehle, und sie sagte die einzigen Worte, die sie sagen konnte. Die Worte, die sie seit zehn Jahren in sich verschlossen hatte, die seit zehn Jahren in ihr brannten.

„Weil ich dich liebe, Darius.“

2. KAPITEL

Fassungslos sah er sie an. Letitia Spencer … Jungfrau? Unmöglich! Nicht in einer Million Jahren.

„Was soll das heißen, du liebst mich?“, stieß er aus.

Ihre langen Wimpern flatterten, dann lag der Blick aus ihren wunderschönen grün-braunen Augen direkt auf ihm. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben“, wisperte sie.

Und während er in ihr herzförmiges Gesicht starrte, wurde er von Emotionen überwältigt, aber es waren keine positiven Emotionen. Gleißende Rage packte ihn. Einst hatte er Letitia Spencer so sehr geliebt, dass er überzeugt gewesen war, ohne sie nicht leben zu können. Sie war sein Engel gewesen, seine Göttin. Er hatte sie auf ein Podest gestellt und darauf bestanden, dass sie warten würden, bis sie verheiratet waren. Er hatte sie unbedingt heiraten wollen.

Wenn er heute daran dachte, krümmte er sich innerlich über seine Dummheit. Wie tief sie gesunken war. Sie hatte ihm heute eine Nachricht geschickt, die erste, seit sie ihn vor zehn Jahren hatte fallen lassen. Hatte ihm ihren Körper angeboten – für Geld. Den ganzen Nachmittag hatte er sich bemüht, die Nachricht zu vergessen, das Ganze mit einem Lachen abzutun. Er war seit Jahren über Letty hinweg, weshalb sollte er dann hunderttausend Dollar für eine Nacht mit ihr bezahlen? Er hatte es nicht nötig, für Sex zu zahlen. Ein Anruf, und jedes Supermodel sank in sein Bett … Dennoch … einen Teil von ihm hatte die Vorstellung gereizt, sie ein letztes Mal zu sehen. Und dieses Mal sollte sie diejenige sein, die bettelte, und er derjenige, der sie zurückwies.

Als er heute in dem Meeting gesessen hatte, in dem seine Company, aufgebaut auf einer App, die inzwischen von fünfhundert Millionen Nutzern weltweit angewendet wurde, offiziell den Besitzer gewechselt hatte, da hatte er dem endlosen Sermon der Anwälte nicht einmal zugehört. Nach Steuern würde er mit achtzehn Milliarden aus diesem Raum gehen.

Doch statt den Erfolg nach zehn Jahren harter Arbeit zu genießen, hatte er sich Letitia vorgestellt, die Frau, die ihn betrogen hatte. Hatte sich ausgemalt, wie sie ihn mit einem Tanz der Sieben Schleier verführte, wie sie ihn anbettelte, mit ihr ins Bett zu gehen, damit sie ihm alle sexuellen Fantasien und Wünsche erfüllen durfte. Kaum waren die Verträge unterzeichnet, war er praktisch aus dem Konferenzsaal gestürmt, hatte Schulterklopfen und Händeschütteln abgekürzt, weil er nur noch an Letty und ihr Angebot denken konnte.

Stundenlang hatte er versucht, es sich auszureden … und war dann doch mit mahlenden Zähnen zu dem Diner gefahren, dessen Adresse sie in der Nachricht genannt hatte, einschließlich der Zeit, wann sie ihre Schicht beendete.

Natürlich hatte er nicht wirklich vorgehabt, mit ihr zu schlafen. Natürlich nicht. Er wollte sie nur kleinmachen. Klein und verlegen und erniedrigt, so wie er sich damals gefühlt hatte. Sie sollte ihn anflehen, und dann würde er ihr sagen, dass er sie nicht mehr attraktiv fand, und ihr das Geld ins Gesicht schleudern. Er würde ihr nachsehen, wie sie beschämt und erniedrigt die Scheine einsammelte und geschlagen davonschlich. Und würde wissen, dass er gewonnen hatte.

So hatte er sich das vorgestellt.

Doch bisher war nichts nach Plan gegangen. Ihr Anblick, als sie da aus dem Diner getreten war, hatte ihn schockiert. Sie sah nicht aus wie eine Goldgräberin, eher wie jemand, der sich unsichtbar machen wollte. Kein Make-up, nicht einmal Strümpfe, und dann diese lächerliche weiße Kellnerinnen-Uniform. Aber selbst in diesem Aufzug schaffte sie es, so verdammt sexy zu wirken. Unglaublich feminin, süß, warm, weich … Jeder Mann würde ihr sofort helfen wollen, würde sich sofort um sie kümmern wollen. Sie besitzen wollen.

Dann hatte er sie in sein Penthouse gebracht und sich einen einzigen Kuss erlaubt. Kapitaler Fehler.

Kaum hatte er ihre weichen Kurven an sich gepresst gefühlt, war jeder Gedanke an Rache verpufft. Sein Körper hatte übernommen. Zehn lange Jahre hatte er diese Frau begehrt, und jetzt hielt er sie halb nackt in den Armen. Sie war bereit, ihm alles zu geben.

Im Grunde ließ es sich auf zwei Tatsachen bringen: Sie hatte sich zum Verkauf gestellt, und er hatte sie gekauft. Warum also sollte er sich nicht nehmen, für was er bezahlte, und sie dann endlich vergessen? Schließlich hatte sie sich bisher durch die gesamte Begegnung gelogen, hatte so getan, als handle es sich hier um ein romantisches Zufallstreffen statt um eine knallharte finanzielle Transaktion. Es hatte ihn verblüfft.

Bis jetzt.

Jetzt lag sie nackt unter ihm und schaute ihn mit ihren leuchtenden Augen an. Ihr Gesicht … So schön, dass er es nie hatte vergessen können.

„So sag doch etwas“, murmelte sie unsicher.

Darius mahlte mit den Zähnen. Nach ihrem Betrug, gefolgt von zehn Jahren Schweigen, hatte sie ihm soeben gesagt, sie liebte ihn. Was sollte er darauf erwidern? Fahr zur Hölle?