Verrücktes Veilchen sucht magische Liebe - Mia Sanchez - E-Book
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Mia Sanchez

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Beschreibung

Nur für kurze Zeit zum Einführungspreis! Verspielte Lovestory mit Witz und aufregendem Verwechslungschaos Frühling in Freedom Falls ... und Liz entdeckt ihre übermächtigen Frühlingsgefühle, während sie das alljährliche Fest des Hotels organisiert. Der sexy Magier Luke erobert ihr Herz im Sturm. Doch unerwartet belügt sie den Mann ihrer Träume. Liz gerät durch ihre Notlüge in eine heftige Zwickmühle. Soll sie ihm die Wahrheit sagen und riskieren ihn zu verlieren? Und als wäre das nicht schon schlimm genug, liefert Sam, der Gärtner, die falschen Blumen für das Frühlingsfest. Einen ganzen Haufen Veilchen ... Weitere Bücher aus der Freedom Falls - Reihe: Vier Freundinnen: Schneeflockenküsse: Weihnachten in Freedom Falls (Band 1: Melody) Herz, Kuss, Liebe: Valentinstag in Freedom Falls (Band 2: Natascha) Drei kleine Worte: Hochzeit in Freedom Falls (Band 3: Leonie) Alle guten Dinge sind zwei: Kindersegen in Freedom Falls (Band 4: Sara)   Vier Jahreszeiten: Verrücktes Veilchen sucht magische Liebe: Frühling in Freedom Falls (Band 5: Liz) Flinkes Schicksal sucht freches Herz: Sommer in Freedom Falls ( Band 6: Sascha) Dynamsicher Kürbis sucht traumhaften Kuss: Herbst in Freedom Falls (Band 7: Rebecca) Kühles Herz sucht warme Zärtlichkeit (Band 8: Hope Erscheint im Winter 2019)

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Mia Sanchez

Verrücktes Veilchen sucht magische Liebe

Frühling in Freedom Falls

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

1. Kapitel

 

 

Liz kauerte jetzt schon gefühlte zehn Minuten unter dem Schreibtisch ihres Chefs. Die Anspannung war kaum zu ertragen. Ihre Strumpfhose scheuerte bei dem Versuch, sich möglichst dicht am Boden zu halten. Nervös kaute sie an ihren frisch lackierten Fingernägeln. Ihr strohblonder Pony, der ihr immer wieder über die Augen fiel, versperrte ihr die Sicht auf das, was direkt vor ihr geschah. Liz blies die lästigen Fransen aus der Stirn. Warum hatte sie sich nochmal solch eine dämliche Frisur schneiden lassen? Ach ja, aus Liebe. Das wars. 

Liz zog die Füße näher an den Körper, und verkroch sich noch ein Stückchen weiter unter dem Schreibtisch. Sie war ja selbst Schuld an ihrer äußerst prekären Lage. Der Mann, vor dem Liz ein unbeschreibliches Geheimnis hütete, schlich durch das Büro ihres Chefs. Jetzt hatte er sie schon durch das gesamte Obergeschoss des Hotels gejagt, doch er gab einfach nicht auf. Immer noch befand er sich auf der Suche nach ihr. 

So hatte sie das alles nicht geplant. Auf keinen Fall sollte der Frühling mit solch einem mächtigen Geheimnis beginnen. Wenn sie könnte, würde sie die letzten beiden Tage ungeschehen machen. Wie toll wäre das, einfach auf Repeat drücken, auf die gewünschte Stelle im Leben zurückspulen und noch einmal von Neuem versuchen, was man so miserabel verbockt hat. Und das hatte sie definitiv. 

Liz atmete tief aus. Zu tief. 

Hastig presste sie die Hand auf die Lippen. Bei ihrem Pech hörte der Mann, der immer noch das Büro nach ihr absuchte, sie sicherlich. So leise sie konnte, richtete sie sich ein Stück auf. Vorsichtig spähte sie über die Tischplatte in das abgedunkelte Büro. Der Mann ihrer Träume ging vor dem Schreibtisch auf und ab. So ein Glück. Er hatte sie nicht bemerkt. Bald würde er aufgeben und den Raum verlassen. Hoffte sie jedenfalls. Doch das Gegenteil war der Fall. Der Mann schnaufte und ließ sich im selben Atemzug in den Ohrensessel neben der Tür plumpsen. Liz musste sich irgendwie vor einer Begegnung mit ihm drücken. Nur wie sollte sie aus dem Büro entkommen, ohne von ihm entdeckt zu werden? Immerhin hatte er sich jetzt genau neben der Tür postiert... Wenn ihre Pechsträhne weiterhin anhielt, würde er mit Sicherheit jede Minute den Lichtschalter neben ihm entdecken. Und dann war ihre Tarnung komplett dahin. Wie lange konnte sie sich noch erfolgreich vor ihm verstecken, bis er die Taste drückt? Und wie lange konnte sie dann noch ihr Geheimnis vor ihm bewahren? Liz schüttelte den Kopf. Wie war sie bloß in diese ausweglose Situation geraten? Das Erzählen und Verbreiten von Lügen zählte doch sonst nicht zu ihren Eigenschaften. Und warum musste sie ausgerechnet den wunderbarsten Mann auf diesem Erdball anlügen? Gedanklich spulte sie zurück auf Anfang. An den verhängnisvollen Tag, an dem sie diesem unglaublichen Mann zum ersten Mal begegnet war.

 

»Na, dann mal an die Arbeit, Mädels!« Liz klatschte auffordernd in die Hände und ihre Freundinnen setzten sich lachend in Bewegung. Sie war es nicht gewohnt Anweisungen zu geben, doch zum Glück kannte sie das Team sehr gut, das ihr in den nächsten beiden Tagen helfend zur Seite stand. Der Großteil des Hotelpersonals bestand zu ihrer Erleichterung derzeit aus ihren eigenen Freundinnen und ihre Hilfe konnte Liz nur allzugut gebrauchen. Das Frühlingsfest in Freedom Falls stand kurz bevor und es musste noch etliches vorbereitet werden. Da so gut wie alle der führenden Angestellten nicht in der Stadt waren, blieb der Großteil der Arbeit für das Frühlingsfest an Liz hängen. Martin, der Besitzer des Hotels, befand sich bis zum Sommerbeginn auf Geschäftsreise und überließ die Führung des Restaurant- und Barbereichs, sowie die Leitung der Rezeption seiner besten (und einzigen) Barkeeperin: Liz. 

Denn auch ihr Arbeitskollege, der kellnernde Schriftsteller Josef, verbrachte den gesamten Frühling außerhalb der heimeligen Ortschaft, Freedom Falls. Also war Liz, was alle wichtigen Entscheidungen betraf, völlig auf sich gestellt. Zum Glück hatten sich ihre vier Freundinnen Sara, Melody, Leonie und Natascha bereit erklärt, ihr bei der Umsetzung ihrer Ideen zur Seite zu stehen. Leonie war zufälligerweise auch Martins Freundin, was Liz zuerst als störend empfunden hatte. Sie hatte fälschlicherweise angenommen, ihr Chef wolle sie von seiner Geliebten überwachen lassen. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Denn Leonie hatte einiges an Martins Führungseigenschaften auszusetzen. Sie lästerte sogar in einer Tour über ihren Freund. Liz hielt die Ohren die meiste Zeit mit imaginären Ohrenstöpseln geschlossen, wenn Leonie über ihren Chef sprach. Sie wollte sich da wirklich nicht einmischen. Auch wenn sie Leonie in manchen Bereichen eventuell Recht geben würde, was Martins Entscheidungen für das Hotel betraf. Aber sie hatte viel zu viel Panik davor, dass ihr Chef dann doch irgendwie davon Wind bekommen würde. Liz hielt lieber den Mund und hörte weg.

Gerade als Leonie wieder einmal über Martin herziehen wollte, klatschte Liz schnell erneut in die Hände. Sie würde ihrer Freundin besser eine besonders anstrengende Aufgabe zuteilen, bei der sie weniger Zeit zu lästern finden würde. »Leonie, bist du so lieb und gehst in den Garten? Die Stühle müssen aus dem Winterschlaf geholt werden.«

»Bedeutet deine Ansage, genau das, was ich glaube?«

»Wenn du glaubst, dass du Stühle putzen sollst, dann ja«, erwiderte Liz grinsend. Leonie war ein kleiner Wirbelwind, der keine einzige Anweisung ohne Widerstand über sich ergehen ließ.

Leonie spannte ihren Zeigefinger und Daumen zu einer Waffe. »Nagut, aber nur wenn mir Natascha dabei hilft.«

»Alles klar, ich bin einverstanden«, beschloss Liz seufzend. Es hatte keinen Zweck, sich mit Leonie anzulegen. Liz würde ja doch nie gewinnen. Und außerdem wollte sie es sich generell mit niemandem verscherzen. Liz wurde gern gemocht. Und sie konnte es gar nicht leiden, wenn irgendjemand sie nicht ausstehen konnte. Selbst wenn sie diese Person selbst gar nicht mochte. Was aber natürlich bei Leonie nicht zutraf. Diese überaus energische Geschäftsfrau konnte Liz sogar sehr gut leiden. Auch wenn es hin und wieder nicht den Anschein machte. Aber mit Leonie musste man sich bei Zeiten ein Wortgefecht liefern, um der Freundschaft den nötigen Tribut zu zollen. 

Sara hatte sich neben den beiden positioniert, darauf wartend, dass Leonie in den Außenbereich des Hotels verschwand. »Entschuldige, dass ich dich beim Dirigieren störe, aber wohin sollen denn die Veilchen, Liz?«, unterbrach Sara ihre Gedanken. »Der Blumenlieferant steht draußen vor der Tür und wartet auf Anweisungen.« Sara deutete hinüber zu der schweren Flügeltür des Hotels. Sara war die Unschuld in Person und glaubte stets an das Gute in den Menschen. Obwohl sie zuhause zwei Kleinkinder hatte, half sie Liz bei den Vorbereitungen für das Frühlingsfest. Sara war einfach die gute Seele des Freundinnenquartetts und half, wo immer sie konnte. Zum Glück hatte Andreas, der Vater der sehr lebhaften Zwillinge, über den Frühling keine beruflichen Verpflichtungen und konnte Sara somit bei der Erziehung unterstützen. Und Sara konnte dank Andreas Unterstützung tageweise im Hotel aushelfen. 

Nur, was hatte Sara gerade gesagt?

»Was sagst du da, Sara?« Liz war außer sich. 

Sara schluckte. »Tut mir leid... ich wollte dich nicht stören, aber der Lieferant steht mit den Blumen vor der Tür? Das habe ich gesagt.«

»Und welche Blumen hast du gesagt, hat er dabei?«

»Ähm...Veilchen? Die hast du doch bestellt, oder?«

Liz räusperte sich. »Nein, natürlich habe ich keine Veilchen bestellt. Wer will denn schon auch öde Wiesenblumen bei einem imposanten Frühlingsfest, frag ich dich, Sara.« Liz kratzte sich an der Schläfe. »Wie kommt dieser unfähige Lieferant denn bloß auf die Idee, ich könnte ernsthaft Veilchen bestellt haben?«

»Am besten fragst du ihn selbst«, erwiderte Sara nervös.

»Ja, du hast Recht. Immerhin steht er ja schon mit den falschen Blumen vor der Tür, da kann ich ihn auch persönlich danach fragen.« 

Liz nickte Sara kurz zu und machte sich auf den Weg nach draußen. Ihr Herz pochte von Schritt zu Schritt schneller. Liz wurde nicht nur gern von allen anderen gemocht, sie verabscheute auch direkte Konfrontationen mit anderen Menschen. Und zwar noch mehr als alles andere auf der Welt. Wenn es nach Liz ging, dann durfte jeder Streit gerne heimlich und schweigend ausgetragen werden. Und am besten, ohne dem Anderen dabei direkt mitzuteilen, wie man sich fühlte, oder, dass man überhaupt aus irgendeinem Grund beleidigt auf ihn war. Konfrontationen waren gar nicht ihr Fall. Schon in ihrer Kindheit ging sie stets den Streitereien ihrer Geschwister aus dem Weg, um niemandem von beiden Recht geben zu müssen. Und auch wenn sie ihre Eltern beim diskutieren erwischte, machte Liz lieber eine ausladende Kurve um die beiden. Sie wollte bloß nicht mit hinein gezogen werden. Und dann im schlimmsten Fall noch dazu genötigt werden, sich für eine Sichtweise und so für einen Elternteil zu entscheiden. Selbst Streit mit ihrer Familie anzufangen kam sowieso nie in Frage. Sie war alles andere als angriffslustig oder bereit von sich aus Andere mit ihren Fehlern zu konfrontieren.

Und jetzt sollte sie diesem Lieferanten sagen, dass er einen Fehler gemacht hatte… Liz erreichte die hölzerne Flügeltür. Sie öffnete sie mit einem Stoß. Ihr blieb vor lauter Anspannung beinahe das Herz stehen. Sie schaffte es kaum, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mittlerweile hörte sie das heftige Schlagen ihres Herzens deutlich in ihren Ohren. Zitternd näherte sie sich dem Lieferwagen. Auf der Seite des Laderaums prangte das Logo des Floristen. Ein lächelndes Gänseblümchen, das eine Sonnenbrille trug und einen blättrigen Daumen nach oben reckt. Darunter erkannte Liz den Schriftzug mit dem Namen des Inhabers: Samuel M. Costello – Familienbetrieb. Der Lieferant saß noch im Wagen und machte keine Anstalten auszusteigen, als Liz direkt davor stehen blieb. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Doch sie musste sich zusammenreißen. Tief Luft holen und sagen, was sie zu sagen hatte. Es war doch in Wahrheit keine große Hexerei. Es ging doch nicht einmal um ein persönliches Anliegen, sondern um einen beruflichen Fehler, mit dem der Lieferant mit Sicherheit gar nicht einmal viel zu schaffen hatte. Es war Mister Costello, den die falsche Lieferung später noch beschäftigen würde, wenn der Fahrer sie retour in den Laden brachte.

»Ähm, verzeihen Sie bitte, ich möchte Sie ja nicht stören ... aber ... sie möchten wissen, wo Sie die Lieferung abladen sollen, habe ich gehört?« Liz sprach durch das herunter gekurbelte Fahrerfenster, ohne den Fahrer direkt anzusehen. Sie war immer noch nervös und musste sich konzentrieren, um nicht drauf los zu stottern.

»Ich warte jetzt schon seit über zehn Minuten darauf, dass irgendjemand kommt und mir sagt, wo ich die Veilchen hinstellen soll. Das kann doch nicht sein, dass dieses Hotel plötzlich dermaßen schlecht organisiert ist und es das anscheinend ungeschulte Personal nicht einmal schafft, solch eine simple Frage zu beantworten.«

Liz stockte der Atem. Ihr Herzschlag, der sowieso schon auf Tausend war, legte noch einen Zahn zu. Die Stimme des Mannes klang weich, doch seine Worte trafen Liz wie die Kugeln aus einer verbal geladenen Kanone.

»Entschuldigen Sie, ich … ich … es war noch einiges zu tun, und deshalb habe ich länger gebraucht«, stammelte Liz. Langsam hob sie den Kopf, um dem Lieferanten bei ihrer Entschuldigung in die Augen sehen zu können. Das schönste Paar blaue Augen, das Liz jemals auf diesem Planeten gesehen hatte, blickte ihr direkt entgegen. Um seine Augen tanzten zarte Lachfältchen. Und auch seine Lippen signalisierten ein freundliches Gesicht. Doch die Antwort des Fahrers trieb Liz abrupt Tränen in die Augen.

»Ich, ich«, äffte der Fahrer sie nach. »Jetzt reißen Sie sich doch mal zusammen, was sind Sie denn für eine Geschäftsführerin?«

Liz pulte mit dem Nagel ihres Zeigefingers eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie für den Lieferanten sichtbar wurde. »Verzeihen Sie, bitte? Ich habe mich doch gerade bei Ihnen entschuldigt.«

Das Gesicht des Mannes nahm kältere Züge an. »Das nennen Sie eine Entschuldigung? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«

Liz kniff die Pobacken zusammen und sammelte all ihren Mut. »Wenn Sie nicht sofort einen freundlicheren Ton anschlagen, dann werde ich mich bei Ihrem Chef über Sie beschweren müssen.«

»Das können Sie gerne tun.« Er streckte ihr die Hand durch das Fenster entgegen. »Samuel Costello, stets zu Ihren Diensten.«

Machte dieser Typ gerade einen schlechten Scherz? Es konnte doch unmöglich wahr sein, dass so ein unsympathischer und vorlauter Kerl ein eigenes Unternehmen führte, ohne sich all seine Kundschaft beim ersten Treffen zu vergraulen. Liz wusste, dass Martin schon seit Jahren bei Costello bestellte. Sie fragte sich unweigerlich, warum um alles in der Welt, Martin das immer wieder tat? Immerhin hatte dieser unfähige Florist jetzt sogar die falschen Blumen geliefert. 

»Du kannst mich gerne Sam nennen. Wo ist denn dein Vorgesetzter, hm? Vielleicht möchte ja ich mit ihm ein ernstes Wörtchen über dich reden … wie war noch gleich dein Name?“

»Du kannst nicht mit meinem Chef sprechen.« Liz trat einen Schritt vom Auto zurück. 

»Nagut, Miss ZurückhaltendundHöflich, du musst mir deinen Namen ja nicht verraten. Ich finde ihn auch so heraus, so viele inkompetente Angestellte wird das Hotel ja hoffentlich nicht vorzuweisen haben.«

Vielleicht war dieser Kerl ja auch nur frauenfeindlich. Ja, das konnte natürlich gut sein, vor allem nachdem er sie gerade Miss genannt hatte. Was fiel diesem Typen denn nur ein? Sie spürte, wie ihr Puls sich erneut beschleunigte, aber aus einem anderen Grund als zuvor. Liz wurde wütend. Kaum zu glauben aber wahr.

 Sie war tatsächlich richtig wütend über das Verhalten eines anderen Bewohners aus Freedom Falls. Das war ihr das letzte Mal passiert, als sie fünf Jahre alt gewesen war. Als ihre beste Freundin Susi, aus dem Kindergarten, Liz böse in den Unterarm gezwickt hatte. Liz verdankte dieser Eskapade ihren ersten richtig schmerzhaften blauen Fleck. Susi musste sich dafür bei ihr entschuldigen und die kleine Liz unterdrückte ihre Wut schon damals erfolgreich. Sie war dann noch sechs weitere Jahre mit Susi befreundet, ohne ihr jemals ganz verziehen zu haben. Die Wut flammte nur noch weiter in Liz auf, als sie an Susi dachte. Sie fühlte sich wie ein Vulkan, der jeden Moment explodierte. Die kochende Lava floss ohne Rückhalt in ihre Fingerspitzen. Sie fühlte wie ihr Blut in ihren Adern pulsierte und sich die Wut versuchte zu verbalisieren. Jeden Moment wäre es so weit und der Vulkan Liz würde sich über diesen schrecklichen Sam in Form von Wortlava übergießen. 

»Du bist ein furchtbar egozentrischer Mensch, weißt du das?«, schnaubte Liz. »Und noch dazu hast du die falschen Blumen geliefert.«

»Was soll ich haben?« Sam schien die Welt nicht mehr zu verstehen.

»Du hasst die falschen Blumen geliefert«, wiederholte Liz, jetzt weniger energisch.

»Momentchen Mal, das Hotel hat doch per Mail Veilchen bestellt. Ich habe es schwarz auf weiß. Soviel ich mich erinnern kann, kam die Nachricht von einer Lisbeth irgendwie.«

Liz lief glutrot an. Das Schreiben hatte sie selbst verfasst. In Auftrag von Martin hatte sie direkt bei Costello bestellt. Doch sie hatte gewiss nicht die falschen Blumen angefordert. 

»Dann zeig´ es mal her«, forderte Liz den Floristen siegessicher auf. 

Sam tippte auf seinem Smartphone herum. »Ach, so ein Mist, ich dürfte die Nachricht schon gelöscht haben. Aber es waren eindeutig Veilchen, hundertpro.«

»Oh, wie gelegen das für Ihre Behauptung kommt, Mister Costello.«

»Nenn mich bitte Sam, das habe ich dir doch schon gesagt. Mister Costello war mein Vater.«

Jetzt wurde Liz einiges klar. Bestimmt hatte der unsympathische und unfähige Sam den Laden von seinem Vater übernommen. Genau so musste es sein. Sein Dad wollte das Unternehmen in Familienbesitz belassen und da Sam sein einziger Sohn ist, musste er es ihm übergeben, auch wenn er höchstwahrscheinlich gewusst haben musste, dass sein Sohn den Laden unweigerlich in den Ruin treiben wird. Und wenn dieser Sam so weitermachte, würde er demnächst auch noch den letzten Stammkunden seines Vaters vergrault haben. Martin war stets ein treuer Kunde von Costello gewesen, deshalb beschloss Liz, sich zusammenzureißen. Sie atmete tief durch und trommelte mit den Fingern gegen das Blech der Fahrertür.

»Und was machen wir jetzt wegen den Blumen?«, fragte Liz, um das Thema wieder auf ihre Priorität zurückzulenken.

»Ich lade jetzt die Veilchen aus meinem Truck.«

»Aber ich habe doch gar keine Veilchen bestellt.«

»Nicht mein Problem.« Sam sprang aus dem Wagen. »Und die Rechnung schicke ich dann per Mail.«

»Da muss ich aber dann aufpassen, dass ich sie nicht unabsichtlich lösche«, biss Liz zurück. »Oder reicht das als Begründung, warum ich die falsche Lieferung nicht bezahle?«

Sam drehte sich provokant auf dem Absatz von Liz weg, öffnete mit einer übertriebenen Geste die Ladefläche seines Transporters. Dann schnappte er sich die erste Kiste mit den violetten Blumen und knallte sie Liz direkt vor die Füße.

Beinahe wäre die in Holz verpackte Blumenpracht auf ihren Zehen gelandet. Gerade als Liz sich beschweren wollte, wurde sie von einer Männerhand ein Stück nach hinten gezogen.

»Pass doch auf, du stellst der Dame die Kiste sonst noch direkt auf ihre zerbrechlichen Füße«, schimpfte der Neuankömmling. Liz begutachtete den Fremden länger als nötig. Es war kaum zu glauben, aber heute schien es schöne Männer zu regnen. Denn dieser Mann sah noch besser als der unsympathische Sam aus. 

Der Mann verbeugte sich tiefer als nötig. »Entschuldige bitte mein freches Benehmen. Ich überfalle dich einfach und habe mich doch noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Luke Sagenherz, ich bin der Magier, der für das diesjährige Frühlingsfest gebucht wurde.«

»Ja natürlich, Luke,« Liz schüttelte seine Hand. »Ich bin Liz und heiße dich hiermit herzlich in unserer kleinen Stadt Willkommen. Wir hatten ja schon am Telefon das Vergnügen.«

»Dann bist du die überaus freundliche und lustige Besitzerin des Hotels, mit der ich meinen Auftritt besprochen habe?“

Liz spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Gerade wurde sie wieder nervös, aber diesmal aus einem ganz anderen Grund. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Magier mit dem sie ein zweistündiges Gespräch geführt hatte, so ein Traumkerl sein würde. Sie hatte sich Luke ganz anders vorgestellt, als sie bloß seine Stimme kannte. Als knuddeligen Teddybär, einem Beste-Freund-Verschnitt, mit dem jede Frau über andere Männer und ihre Beziehungen sprechen will, aber mit dem keine Frau eine Beziehung eingehen wollte. Doch Mister Sagenherz wurde seinem Namen gerecht. Er konnte gut das Alphamännchen für die nächsten Tage im Hotel sein. Sie würde ihm ohne zu zögern sofort ihre Sicherheit und ihr Leben überlassen. Anders als bei dem merkwürdigen Sam, der gerade eine verächtliche Grimasse zog. Er schien nicht sonderlich von Luke beeindruckt zu sein.