1,99 €
200 Jahre in der relativen Zukunft. Sigurd/Marvin war mit der Fraktal-temporale Zeitkapsel im ‚Raum der Dimensionen‘ in die Vergangenheit transferiert worden. Takaarrath bleibt zurück. Dann plötzlich, ohne erkennbaren Grund, erinnert er sich an seine Vergangenheit. Der Kampf um KO und die neu entstehende Venus-Stadt GLEESITT werden wieder lebendig. Ebenfalls erinnert er sich mit Vehemenz an die Verschlusssache GENXpl: Sigurd/Marvins Genpool. Takaarrath weiß mittlerweile von den Gen-Experimenten der Neensziss an Menschen. Die fremden Aliens von der Erde haben nicht nur sensible Daten über die Technologie der Neensziss erbeutet, sie wollen auch Commander RReggchrah töten. Sigurd/Marvin gerät erneut zwischen die Fronten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 74
Veröffentlichungsjahr: 2022
STAR-DUST
Im Bannfluch der Naniten
Band 28
Verschlusssache GENXpl
© 2022 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
Neuauflage
ISBN: 978-3-96674-535-2
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Du kämpfst für ein Ziel. Du lebst dein Leben, denkst du jedenfalls. Die Wahrheit wirst du vielleicht niemals erfahren. Dein Bewusstsein erkennt nur die Welt, die sich ihm offenbaren will. Alles ist in Bewegung und der Kosmos lässt sich nicht durch ein kleines Bewusstsein beeinflussen. Lerne, staune und lebe. Sei offen, für jeder Veränderung, sie könnte dir undenkbar Neues offerieren.
Inhaltsverzeichnis:
Prolog
Der wirkliche Feind
Der Saboteur
Verschlusssache GENXpl
SITT
Vor der Flucht ist nach der Flucht
Majennas Erinnerungen
Der Attentäter
Verbannung
Ich blickte vom 27. Stockwerk des Appartement Towers auf die Stadt.
GLEESITT funkelte und glitzerte wie ein sternenübersäter Nachthimmel im Zentrum einer Galaxie.
Sie war wahrlich die ‚Stadt der Tausend Sterne‘, wie Commander RReggchrah sie einst getauft hatte.
Es war lange her, zu lange. Ich erinnerte mich nur noch rudimentär an die Zeit zurück, als ich als Baumeister tätig gewesen war.
In meinem Kopf sammelte sich ein Gedankenwust, in dem Vergangenheit und Gegenwart sich vermischten.
Marvin war gerade von TALAH, Hüterin des Star-Walk, abgeholt worden, um mit der Fraktal-temporale Zeitkapsel im ‚Raum der Dimensionen‘ zurück in die Vergangenheit zu reisen.
Hätte ich ihn begleiten sollen? Der Zweifel blieb nur wenige Sekunden bestehen.
Nein, unmöglich. Ich wäre mir womöglich selbst begegnet und das hätte ein nicht mehr gutzumachendes Zeitparadoxon ausgelöst. Marvin musste allein gehen.
Ich hatte ihm aber SITT überlassen, das kleine, goldene Permit. Damit war er bestens ausgestattet, um möglicherweise auftretende Probleme zu meistern.
Jeder Neensziss wusste genau, wie er sich einem SITT-Träger gegenüber zu verhalten hatte.
„GLEESITT, was weißt du über das Verschwinden meines Volkes? Wohin sind die Neensziss gegangen? Warum sind sie überhaupt von hier fortgegangen, nachdem ich für sie diese Stadt erbaut habe?“
Ich hatte laut gesprochen, obwohl die Kommunikation mit der zentralen Sicherungs-Autokratie der ‚Stadt der Tausend Sterne‘ normalerweise rein mental erfolgte.
Ich hatte mir diese Unart tatsächlich von Marvin abgeschaut.
„Negativ! Mir liegen diesbezüglich keine Angaben vor und ebenso wurden mir in den letzten fünf Zeiteinheiten, welche seit Ihren gleichlautenden Fragestellungen vergangen sind, auch keine neuen Daten zugespielt.“
Erst jetzt, nachdem GLEESITT mich aufmerksam machte, erinnerte ich mich daran, die gleichen Fragen schon einmal gestellt zu haben.
Was war bloß los mit mir? Takaarrath, der große Baumeister, Großmeister der Gondel, wurde immer vergesslicher.
Die Lichter der Stadt wirkten wie hypnotisierend. Mein Blick irrte zunächst von einem Gebäudekomplex zu nächsten, wurde dann aber von einer bläulich-gelbe Lichtquelle eingefangen.
Sie bestand aus mehreren verschiedenen Lichtpunkten, die unabhängig voneinander rhythmisch blinkten.
Meine Konzentration wurde auf einmal von ihnen vollständig in Anspruch genommen.
Meine Augen konnten nicht mehr von ihnen lassen.
Ich stand einfach nur da, und der Rhythmus der blinkenden Lichter ließ meinen Geist einen Satz machen.
Zunächst noch völlig orientierungslos begannen plötzlich neue Bilder und Gedanken aus einer versiegten Quelle in mir aufzuerstehen.
Ebene noch war ich vollkommen befreit von allen materiellen und schwebte einfach dahin, im nächsten Moment riss mich die Wirklichkeit zurück in die Gegenwart, nein sie riss mich in meine Vergangenheit.
Mir wurde übel, mein Kreislauf rebellierte und ich ließ mich rücklings auf das Bett gleiten.
Schwer atmend und voller Unglauben folgte ich den Erinnerungen, die sich sintflutartig aus den Tiefen meines Unterbewusstseins heraus in meinen aktiven Geist ergossen und erlebte meine eigene Vergangenheit nochmals.
Gleichzeitig saugte mein Ich, wie ein Schwamm, neues Wissen auf, das ich zunächst verarbeiten musste.
Besonders intensiv ließ mich die Verschlusssache GENXpl an den Grundfesten meiner bisherigen Überzeugung wanken.
Commander RReggchrah hatte meinen Genpool mit einer menschlichen Frau gekreuzt. Das war unvorstellbar.
Marvin würde sagen ‚unmenschlich‘. Dann schoss ein glühender Gedanke durch meinen Kopf: „Marvin war mein in Vitro geborener Sohn!“
Jetzt wurde mir auch so einiges klar. Insbesondere die von Anfang an bestehende intensiv-mentale Verbindung zu ihm.
Dann blitzten schon die ersten Bilder auf und mein Geist wurde regelrecht in die Vergangenheit gespült.
Ich hatte gerade noch verhindern können, dass er von den ‚Wächtern der Sterne‘ getötet wurde.
„Du musst von hier verschwinden. Commander RReggchrah hat immer noch deine Ergreifung befohlen, diesmal jedoch ohne jegliche Einschränkung“, rief ich ihm zu.
Dann überstürzten sich die Ereignisse. Ich wurde doch tatsächlich von einem ‚Wächter der Sterne‘ paralysiert, während zwei der fremden Angreifer entkamen.
Voller Genugtuung sah ich noch, wie Marvin unbehelligt hinter der nächsten Korridorbiegung verschwand, dann fiel ich auch schon stocksteif zu Boden.
Ich dachte noch kurz daran, SITT zu Hilfe zu rufen, beließ es aber dabei.
Ich wollte zunächst die Wächter nicht in einen Interessenkonflikt bringen. Sie konnten absolut nichts dafür, dass ich mich jetzt in dieser Situation befand.
Ich gab einzig und allein Commander RReggchrah daran die Schuld.
Mein Augenmerk richtete sich auf die hell erleuchtende Kuppel, die sich fast genau im rechnerischen Zentrum der Stadt befand.
Dort war die Zentrale Sicherungsautokratie GLEESITT untergebracht und dort hatte man mich in Gewahrsam genommen; 200 Jahre von jetzt in der Vergangenheit.
Man trug mich, wie ein Stück Inventar, durch den Raum zu einem Lastengeiter.
Als sich das Außenschott mit einem lauten, metallischen Klang schloss, wachte ich, wie aus einem tiefen Schlaf, auf. Ich stand immer noch vor der bodentiefen Fensterfront im 27. Stockwerk des Appartement Towers, nur waren die blinkenden Lichte verschwunden.
Die Scheibe direkt vor mir hatte sich verdunkelt, sodass die Lichterquellen aus den anderen Gebäuden meine Augen nicht mehr erreichen konnten.
„Der Scan deiner Gehirntätigkeiten zeigt, dass sich der posthypnotische Block gelöst hat. Die Scheiben wurden verdunkelt, um dich zurück in die Realität zu holen.“
Ich vernahm die durch geistige Genetik künstlich erzeugte, telepathische Stimme der Zentralen Sicherungs-Autokratie nur am Rande.
Viel wichtiger waren für mich die Erinnerungen, welche sich jetzt plötzlich wie eine sprudelnde Quelle in meinem Kopf ausbreiteten. Erinnerungen an eine Zeit vor über 200 Jahren.
Spitz, wie eine Nadel, stach die Erkenntnis in mein Ego, dass ich von Commander RReggchrah missbraucht worden war.
Er hatte tatsächlich befohlen, mein genetisches Zellmaterial mit dem eines weiblichen Herdenmenschen zu kreuzen.
Unter der Code-Bezeichnung „Verschlusssache GENXpl“ hatten die Nanotechnologen meines Volkes einen Hybriden erschaffen.
Der Erdenfrau Majenna waren Eizellen entnommen worden, welche mit meinem Samen in einer künstlichen Gebärmutter befruchtet wurden.
„Welch eine Blasphemie“, durchfuhr es mich. Der Wachstumsprozess des Neugeborenen wurde dann auch noch extrem verkürzt.
Als ich Marvin auf der Erde begegnete, konnte ich mich an all dies nicht erinnern. Die Erinnerungen an mein vorheriges Leben waren blockiert worden.
Erst jetzt wurde mir wirklich klar, warum zwischen Marvin und mir seit unserer ersten Begegnung eine gewisse Affinität bestand.
Er war erbbiologisch quasi mein Sohn und Majenna seine Mutter.
Ich schaute hinunter auf die Lichter einer Großstadt. GLEESITT hatte die Verdunklung der Scheiben wieder rückgängig gemacht.
Sie war verlassen, unbewohnt. Ich hatte keine Erinnerung daran, wieso es so war. Wo waren die Angehörigen meines Volks geblieben?
Ich hatte diese Stadt für sie erschaffen, als Baumeister der Neensziss.
„Was ist damals vor 200 Jahren bloß geschehen?“
Die Antwort auf diese Frage schien mir essenziell zu sein.
„Vielleicht hing es mit dem Diebstahl der Zeitkapsel-Technologie zusammen“, schoss mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.
Sofort stellte sich mir die Frage: „Woher wusste ich überhaupt von einem Diebstahl?“
„Du leidest immer noch unter einer retrograden Amnesie. Durch das bewusste Wiedererleben einzelner Sequenzen aus deiner Vergangenheit werden immer mehr Informationen freigesetzt. Die dadurch bedingte Aufarbeitung von Geschehnissen begünstigt das Erinnern an bestimmte Schlüsselbegriffe, die wiederum neue Assoziationen hervorrufen.“
Ich vernahm die telepathische Stimme von GLEESITT nur am Rande.
Zu stark waren die unvermittelt auftauchenden Erinnerungsbruchstücke, die meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
Den fremden Aliens war es gelungen, sensible Daten aus dem Hadronengehirn von GLEESITT zu entwenden.
Darunter befanden sich auch Pläne vom Bau des ‚Raums der Dimensionen‘ und die Technologie der Zeitkapsel.
Soviel war mir jetzt wieder klar. War es den fremden Aliens etwa dadurch gelungen, mein Volk in diesem Sonnensystem auszulöschen?
Mir wurde plötzlich sehr kalt. War ich wirklich der einzige Überlebende der einst großartigsten Expedition meines Volkes?
Was ich mit Sicherheit wusste, war, dass ich auf dem größten Mond des sechsten Planeten dieses Sonnensystems mit der Bezeichnung Enceladus, aus einer künstlichen Stasis erwacht war.
Die Neensziss-Station war dort zu meinem Grab geworden und nur ein bloßer Zufall hatte dazu geführt, dass ich über 200 Jahre nach meiner Einkerkerung in Zeitstasis, von dort hatte fliehen können.
Mehr tot als lebendig hatte ich mit einer Gondel aus Sternenstaub den dritten Planeten dieses Sonnensystems erreicht.
Die Erinnerungen daran schossen regelrecht durch mein Gehirn.
Bisher versteckte Erinnerungen ließen mich körperlich erstarren. Commander RReggchrah, der Befehlshaber der Neensziss Expedition hatte mit mir ein undurchsichtiges Spiel getrieben.
Aber ich hatte versucht, nachdem ich die Wahrheiten herausgefunden hatte, dagegenzuhalten.
S’ssll1, Kommandant der ZZ, befand sich auf dem Weg zurück zur Raumfähre, mit der er und weitere zwölf Mannschaftsmitglieder der ZZ am nördlichen Rand eines Faltengebirges, in der Nähe des angrenzenden Hochlands und am Rand der in der Entstehung befindlichen Stadt, gelandet waren.
Von hier aus waren sie, aufgeteilt in drei Trupps, regelrecht in die Stadt eingefallen.
Der Plan war aufgegangen.
Natürlich hatte man mit eigenen Verlusten gerechnet, sogar bis hin zu einer vollständigen Eliminierung.
In Anbetracht dessen, dass die Neensziss jedoch nur sehr zögerlich auf die beginnende Zerstörungsorgie reagierten und damit der 5. Kolonne einen zeitlichen Vorteil verschafften, hielten sich die eigenen Verluste in Grenzen.
Mittlerweile wimmelte es jedoch nur so von Kampfgleitern in der Stadt. Als S’ssll1 jetzt in relativer Nähe zu ihrem Raumboot ein Raumschiff der Neensziss landen sah, beschleunigte er seine Schritte.
Gleichzeitig wurden alle Trupps von ihm zurückbeordert. Das ursprüngliche Ziel ihres Einsatzes war erreicht worden.
Natürlich war nicht die Zerstörung der Stadt das Primärziel gewesen. Es war nur eine Art von Ablenkung.