Verschollen im Nirgendwo (AlienWalk 8) - Jens F. Simon - E-Book

Verschollen im Nirgendwo (AlienWalk 8) E-Book

Jens F. Simon

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Beschreibung

Die Schicksalstafeln, sieben kleine Täfelchen, mit denen angeblich die Kontrolle über die sichtbare und unsichtbare Materie des Universums ausgeübt werden konnte, sind mit Sigurds Körper verwachsen. Sie sind es auch, die zum zweiten Mal eingreifen, als Sigurd in eine aussichtslose Lage gerät. Das Magische Konstrukt implodiert und löscht unmittelbar die Existenz des Lebenden Programms. Die dabei freigesetzten Energien, die immer noch über einen Anteil Magie verfügen, lösen ein gewaltiges Gefecht mit den Naturgesetzten des Standarduniversums aus. Nicht nur Magister Wohlhorendoff verliert dabei sein Leben, sondern die gesamte Hemisphäre wird vernichtet, als sich an der gleichen Stelle ein Schwarzes Loch bildet. Sigurds und Aletheas Geist werden aus ihren Körpern gerissen. Während sie sich in einer virtuellen Realität wiederzufinden glauben, wird Sigurds Körper von dem Ereignishorizont des Schwarzen Lochs angezogen und rematerialisiert im Nirgendwo.

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Seitenzahl: 166

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AlienWalk 8

Verschollen im Nirgendwo

Jens F. Simon

© 2021 Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Der Spezialist MbF“

Doppelband

2.Auflage

ISBN: 978-3-96674-231-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Wir sind weniger als ein Staubkorn in den unendlichen Gezeiten des Lebens. Unser Weg scheint klar vor uns zu liegen, dann geschehen Dinge, die wir weder beeinflussen noch steuern können. Wie ein welkes Blatt im Wind erleben wir die Gegenwart und staunen, wohin uns das Leben bringen wird.

Virtuelle Realitäten umgeben uns, sobald wir geboren werden. Jeder Mensch hat seine ureigene Sicht der Dinge. Die Wirklichkeit ist ein subjektives Erleben der Dinge. Stell dir vor, eines Tages erwachst du in einem fremden Körper, siehst mit fremden Augen eine gänzlich neue Welt. Bist du wiedergeboren? Was ist geschehen? „Nur ein Traum“, denkst du, aber dieser „Traum“ geht nicht zu Ende. Dir bleibt nichts anderes übrig, als die neuen Gegebenheiten anzunehmen, auch wenn du denkst, dass diese Wirklichkeit nicht mehr deine Wirklichkeit ist.

Inhaltsverzeichnis:

Die Festung NINTAC

Die Schicksaltafeln

Der Dieb Nin-an-ak

Flucht durch das Sonnensystem

Mond der Gefahren

Gang der Ereignisse

Fluch der Magier

Die Unendlichkeit

Im Nirgendwo

Cogito ergo sum

Der fremde Körper

Déjà-vu

Ort der Erkenntnis

Multiplizität erwünscht

Das Volk der Illusionen

Konsolidierung

Die Festung NINTAC

Calgulla, der Mellraner, lief unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Nunmehr war bereits mehr als ein Tag vergangen und En-Lil hatte sich nicht mehr blicken lassen.

War sein Anfangsverdacht begründet gewesen? Er traute dieser Wesenseinheit und ihrer zur Schau getragenen Offenheit nicht wirklich.

Andererseits hatte En-Lil über ein Wissen verfügt, das speziell in Bezug auf Sigurd Kenntnisse über die Hintergründe voraussetzte, die er aber wiederum nur von Sigurd selbst erfahren haben konnte.

Somit war er ihm zumindest begegnet und Sigurd hatte ihm eine gewisse Vertrautheit entgegengebracht.

Oder ging er tatsächlich von vollkommen falschen Voraussetzungen aus?

Wieder einmal bewahrheitete sich die Absurdität des Lebens. Was machte er hier überhaupt?

En-Lil hatte ihm bisher noch nicht wirklich mitgeteilt, warum er ihn hierher entführt hatte.

Die Beziehung zu ihm, wie auch die Beziehung zu Sigurd, war ebenso absurd, wie die jetzige Situation, in der er sich befand. Beides war komplementär wie zwei Seiten eines Schriftstückes, die dem Leser nie zugleich bewusst sichtbar sind.

„Sie schließen sich aus und bedingen sich gleichzeitig. Was für eine Welt, was für ein Leben!“ Calgullas Gedanken kreisten um die spirituelle Gedankenwelt seiner Rasse und ließen ihn zunächst die aktuelle Lage, in der er sich befand, vergessen.

Mit einer lauten Explosion war der linke Erweiterungsbau des Universitätsgebäudes in sich zusammengefallen.

Dicker Rauch überdeckte den halben Campus. Sigurd blickte hinter dem Elitenführer Santa’hl her, für den das Problem Nin-an-ak damit ein für alle Mal erledigt zu sein schien.

„Das war es wohl wirklich. Jetzt können wir uns in Ruhe überlegen, wie wir wieder auf deine Erde zurückgelangen.“

Aletheas Bewusstsein, das sich als Singularität in Sigurds Körper befand, hatte sich telepathisch bemerkbar gemacht. Er stand immer noch in sich versunken neben der Wagensperre und schaute auf die Rauchwolke, die sich jetzt mit Vehemenz über das gesamte Universitätsgelände ausbreitete.

„Ja, sicher das können wir.“

Sigurd war immer noch nicht ganz bei der Sache, als ihn ein fremder Mann ansprach: „Es ist vorbei. Das Lebende Programm wurde zerstört.“

Sigurd schaute ihn verblüfft an.

„Kennen wir uns?“

Die Gestalt des Mannes verschwamm für einen Augenblick vor Sigurds Augen, bevor sie wieder stabil wurde und urplötzlich Raak Herloos, der Clochard und Geschichtenerzähler vor ihm stand.

Er war eines der Erscheinungsbilder, denen sich En-Lil bediente.

„Meine Elitenführer haben mir gemeldet, dass die gesamte Einrichtung des ehemaligen Labors von Doktor Loan Sei’hat vollkommen zerstört worden ist. Die Computerhardware wurde sogar teilweise regelrecht zerpulvert. Somit ist die Existenzgrundlage von Nin-an-ak vernichtet worden und damit er selbst!“

En-Lil benahm sich in diesem Moment sehr menschlich und Sigurd konnte in seiner Körperhaltung und Mimik deutlich die Genugtuung erkennen.

„Ich weiß nicht. Für mich bleibt immer noch ein Quantum Zweifel übrig. Was ist, wenn sich Nin-an-ak nicht gerade im Moment der Zerstörung dort aufgehalten hat? Wir wissen doch, dass das Lebende Programm ebenso selbstständig als stoffliches Hologramm auf der gesamten Welt agieren kann.“

„Nein, absolut unmöglich. Bei dieser Form einer rein geistigen Entität bedarf es immer einer direkten und ständig aktiven Rückkopplung mit einem Energiespeicher und dieser wurde zerstört.“

„Heißt das nicht ebenfalls, dass auch En-Lil von solch einer Apparatur abhängig ist? Sein Auftreten ähnelt sehr stark der Erscheinungsform des Programms!“

Aletheas Gedanken ließen Sigurd kurz innehalten.

„Nicht jetzt, Alethea. Das können wir später diskutieren.“

Sigurd hatte nicht vor, den einmal eingeschlagenen Gedankengang wieder abzubrechen.

„Könnte es nicht aber auch sein, dass Nin-an-ak sich eine Art Hardware Back-up geschaffen hat, das ihm jetzt als Energiespeicher dient? Genug Zeit hatte er ja wohl!“

Das Gesicht des Geschichtenerzählers lächelte ihm entgegen.

„Nein, das ist völlig ausgeschlossen. Nach den Auswertungen der Schicksalstafeln ist die Verflechtung von Geist und Materie die Grundvoraussetzung, dass so etwas wie das Lebende Programm hatte entstehen können. Doktor Loan Sei’hats Geist hat sich während des Unfalls regelrecht mit der Hardware verbunden und sie als neuen Körper generiert. Eine nachträgliche Trennung ist so wenig möglich, wie die Seele eines Menschen sich von seinem Körper abtrennen kann, außer er stirbt.“

Sigurd blieb trotzdem skeptisch. Aber es war jetzt nicht die Zeit, um eine neue Diskussion vom Zaun zu brechen. Sein Ziel war sowieso nicht, hier auf dieser Gegenerde länger zu verweilen, als unbedingt notwendig.

„Schön, dann bleibt nur noch eine Frage offen, wie komme ich wieder zurück auf meine Erde?“

„Das ist überhaupt kein Problem, solange die Perforation zwischen den beiden Universen andauert. Ich besitze ein kleines Raumschiff. Es steht in meiner Festung NINTAC.“

En-Lil schwieg plötzlich und wirkte regelrecht abwesend. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich wie unter Zwang mehrmals, bis er grimmig die Stirn runzelte und aus seinen Augen regelrecht dunkle Blitze schossen.

„Es ist etwas geschehen, das nicht geschehen darf. Die Schicksalstafeln wurden entwendet. Ich muss sofort zurück nach NINTAC.“

„Wo liegt diese Festung? Wie komme ich dort hin?“

Sigurd bemerkte bereits, wie sich das stoffliche Hologramm aufzulösen begann.

„Der höchste Berg des Planeten. Dort findest du meine Festung“, vernahm er noch einen Hauch von einer Stimme, dann war die Gestalt des Märchenerzählers auch schon verschwunden.

„Na Brova!“ Aletheas Gedanke irritierte Sigurd nur kurz.

„Du meintest wohl Bravo.“ Sigurd musste zur Seite ausweichen, als die schweren Einsatzwagen, welche als Straßensperre benutzt worden waren, ihre Stellung räumten.

Die riesige Staubwolke hatte sich mittlerweile aufgelöst.

Der dünne, weißliche Belag, der die Autos, den Boden und teilweise die Blätter der Laubbäume, die sehr nahe am Universitätsgebäude standen, bedeckte, zeugte als Letztes von ihrer Existenz. Polizei und Einsatzkräfte der Feuerwehr liefen geschäftig umher.

Zivilpersonen konnte Sigurd nicht erkennen.

„Wohin ist der Elitenführer, der mit uns gesprochen hat, gegangen. Hast du dir die Richtung gemerkt?“

Alethea verneinte. „Sollen wir unsere Körper trennen und getrennt suchen?“

„Warte, ich glaube ich kann ihn dort hinten erkennen.“

Sigurd rannte bereits in die betreffende Richtung. Nur eine Person, die eng mit En-Lil zusammenarbeitete, konnte ihm den ungefähren Standort der Festung NINTAC jetzt noch nennen.

Das würde aber auch schon genügen, denn per Teleportation war es ihm dann möglich, direkt in die Festung zu springen. Er glaubte, den typisch schwarzen Anzug erkannt zu haben, den die Elitenführer trugen.

Plötzlich sah er sich zwei von ihnen gegenüber. Sie waren auf ihn aufmerksam geworden und blickten ihm entgegen, als er auch schon vor ihnen stand.

„Ihr arbeitet führ En-Lil, richtig?“

Sie schauten ihn weiterhin nur starr an, ohne zu antworten oder irgendwie zu reagieren.

„En-Lil hat mir von seinen Elitenführer erzählt. Er hat mich außerdem in seine Festung NINTAC eingeladen, nur hat er wohl vergessen, mir den Weg zu zeigen.“

Sie reagierten immer noch nicht.

„Sigurd, du musst deutlicher werden. Du solltest sie überzeugen, dass du ein Vertrauter bist!“ Er versuchte Aletheas Ratschlag zu befolgen.

„Die Schicksalstafeln wurden gestohlen. Ich muss sofort in die Festung. En-Lil erwartet mich dort!“

Sigurd sprach langsam und betont, dabei schaute er von dem einen zum anderen.

„Du wirst deine Kraft gebrauchen müssen, um sie zu überzeugen!“

Dieser Gedanke kam nicht von Alethea, sondern von seinem aktiven Unterbewusstsein. Sigurd war nicht überrascht, von ihm zu hören. Vielmehr stellte sich eine Art Genugtuung ein, dass es sich wieder einmal meldete.

„Was willst du?“

Eine dümmere Frage konnte nicht aus dem Mund von Elitenführer Santa’hl kommen. Sigurd reagierte sofort und hob beide Männer telekinetisch um einen Meter an.

Er ließ ihre Körper noch etwas enger zueinander schweben und lächelte dabei.

„Ihr wisst nicht, wen ihr vor euch habt, richtig!“

Ihre verblüfften Gesichter sagten ihm genug.

Sag ihnen, du bist Uta-napišti“, vernahm er Aletheas gedankliche Mitteilung.

„Wie kommst du auf diesen Namen?“

„In den Erzählungen von Raak Herloos, dem Clochard, kam er doch vor. Der Held Uta-napišti, erinnerst du dich denn nicht?“

„Der Geschichtenerzähler war nur eine Maske von En-Lil!“

Sigurd benötigte eine ganze Sekunde, um zu verstehen.

„Eben“, war Aletheas Antwort.

Die gedankliche Kommunikation erfolgte innerhalb weniger Nanosekunden. Trotzdem wurden die beiden Elitenführer auf seinen nach innen gerichteten Blick aufmerksam.

„Wer bist du wirklich?“

„Ich bin Uta-napišti, Ihr Einfältigen. Sagt mir sofort, wo sich die Festung befindet. Es droht große Gefahr!“

Währen Sigurd sich jetzt selbst telekinetisch um einen Meter anhob, um in Kopfhöhe der beiden Männer zu gelangen, ließ er zu, dass Aletheas Körper- Xxiin sich im Kopfbereich von seinem Körper trennten und damit ihr Kopf neben dem seinen sichtbar wurde.

Die beiden Elitenführer stöhnten laut auf und die Augäpfel wölbten sich regelrecht nach vorne. Jetzt schienen sie ihm zu glauben.

„Die Festung liegt in den Gebirgsmassiven dieses Kontinents“, kam es wie unter einem Zwang aus dem Mund von Elitenführer Santa’hl, während Elitenführer Rank’ah den Arm hob und in nordwestliche Richtung zeigte.

Sigurd konzentrierte sich auf den Sprung.

Er konnte zwischen zwei Laubbäume hindurch am Horizont einen dunstverhangenen Gebirgskamm erkennen.

Das genügte bereits für eine Teleportation.

Ohne sich zu verabschieden, verschwand sein Körper von einer Sekunde auf die andere und die beiden Elitenführer fielen auf den Boden zurück. „Der Held Uta-napišti“, kam es andächtig aus ihrem Munde.

Die Schicksaltafeln    

Die Schicksalstafeln sind das Symbol der Herrschaft En-Lils über das Universum, jedenfalls über die Subraumblase, welche die Gegenerde vom Normaluniversum trennte.

Durch die Schicksalstafeln gebot er den Gang der Ereignisse.

Die Schicksalstafeln, ein überirdisches, hadronisches Supergehirn mit überaus hoher Rechenkapazität und einem kognitiven Modulationsinterface, den sogenannten Kognitiven Architekturen.

En-Lil war ständig mit den sogenannten Schicksalstafeln geistig verbunden, die es ihm ermöglichten, Kontrolle über die sichtbare und unsichtbare Materie des Universums auszuüben. Die Tafeln waren ein mächtiges Instrument.

Sie entstammten aus der grauen Vorzeit der Evolution.

Als vor etwa 14 Milliarden Jahren das uns bekannte Universum entstand, gab es bereits eine übergeordnete Lebensform, die zwar nicht als Initiator dieser monumentalen Entwicklung angesehen werden konnte, aber die in der Folge maßgeblich an der Entstehung der Schicksalstafeln beteiligt war.

Als MOhowkuh seine behaarten Füße über das Brückengeländer baumeln ließ, wusste er noch nicht, dass dieser Morgen sein Letzter sein würde, jedenfalls der letzte Morgen, den er als ein Krsutner verbringen würde.

Das Volk der Krsutner bestand aus genau sieben Millionen und achtzehntausend Individuen und war damit die kleinste Population ihrer Art innerhalb der galaktischen Völkergemeinschaft.

Ihr Planet ANUN’HA umkreiste als einziger Himmelskörper einen uralten Fixstern, dessen Helligkeit von Jahr zu Jahr weniger wurde. Längst schon umgab ein Planetenüberspannendes Energie, -und Schutzfeld ihren Lebensraum.

Der Tag schien nicht mehr fern zu sein, da ihre Sonne zu einer Nova werden würde.

MOhowkuh war Wissenschaftler, wie fast jeder aus seinem Volk. Er war maßgeblich an der Erbauung des Schutzschirms für ANUN’HA beteiligt gewesen.

Er wusste, was sich zurzeit innerhalb der Sonne abspielte. Ihre Massenanziehungskraft hatte bereits den Strahlungsdruck überstiegen und sie schrumpfte.

Die Temperatur im Sonneninneren stieg kontinuierlich und erzeugte schwere Elemente, wie Kohlenstoff und Sauerstoff. Das Kräftegleichgewicht war jedoch nicht mehr stabil.

Die Schichten, in denen die Kernfusion stattfand, verlagerten sich vom Sonnenkern nach außen. Dieser Aufblähungsprozess wird den Planeten erreichen und mit millionenfach höheren Temperaturen trotz Schutzfeld alles Leben vernichten, bevor die Sonne anfängt wieder zu schrumpfen, um am Ende ihrer Existenz zu erkalten und als roter Zwerg für immer durch den Raum zu ziehen.

Das Leben auf dem Planeten ANUN’HA umgab ein Geheimnis.

Es war wohl gehütet und wirklich kein anderes Lebewesen der bewohnen Galaxie ahnte etwas davon.

Es mochte viele Gerüchte, Sagen, Legenden ja sogar Märchenerzählungen um die mehr oder weniger konstante Anzahl der Bewohner von ANUN‘HA geben, aber das wirkliche Geheimnis blieb im Verborgenen.

Erst viele Tausende von Jahren später kamen erste Anzeichen zum Vorschein, ergaben neue Kenntnisse eine völlig konträre Art der damaligen Darstellung.

Für MOhowkuh, dem führenden Wissenschaftler, war indes die Priorität auf seine neue Forschung gerichtet, die so gewaltig war, dass er im Laufe der letzten Stunden fast schon den Überblick über ein gewagtes Experiment verloren hätte.

Deshalb hatte er sich entschlossen, zunächst hier auf der Brücke zu entspannen und zu meditieren. Unter ihm schoss in über einhundert Metern Tiefe ein mächtiger Fluss durch das zerklüftete Felsgestein des Inn’ha Gebirge, das fast vollständig ausgehöhlt und vollgestopft mit der Technologie von dreiunddreißig Völkern der Galaxie war.

Hier arbeitete er, wie seine zweiundfünfzigtausend anderen Kollegen.

Das Volk der Krsutner war in der ganzen Galaxie bekannt dafür, dass sie bestehende Fremdtechnologie dermaßen verändern und neu kombinieren konnten, dass dabei vollkommen neue Komponenten herauskamen, welche die technologische Entwicklung der Völkergemeinschaft immer wieder vorantrieb.

Deshalb genossen sie in der Galaxie auch einen hohen Grad an Ansehen und Unantastbarkeit.

Sie stellten allen Völkern ohne Bedingungen diese Neuentwicklungen zu Verfügung. Natürlich wurden ihnen auch direkte Aufträge angeboten, mit der entsprechenden Entlohnung.

Ihre Auftragsbücher waren randvoll.

An einem solchen Auftrag arbeitete MOhowkuh. Er wusste nicht, von welchem Volk der Auftrag kam, noch wieso die führende Liga der Krsutner Gemeinschaft ihn überhaupt angenommen hatte, ohne vorher aufgrund der Komplexität, Rücksprache mit der Wissenschaftsführung genommen zu haben.

Der Auftrag klang im ersten Moment recht einfach und unspektakulär.

Es sollte ein Supercomputer mit sehr hoher Rechenkapazität gebaut werden.

Das Komplexe daran war jedoch, dass eine geistige Verbindung zu dem organischen Koordinator geschaffen werden sollte. Das war im Prinzip noch im Rahmen des wissenschaftlich Vorstellbaren.

Was jedoch zunächst völlig abstrakt klang, war die zusätzliche zu schaffende Eingriffsmöglichkeit der Computereinheit in die sichtbare und unsichtbare Materie des Universums.

Damit war wohl die Dunkle Energie gemeint, ein Grundbaustein der universellen Konstante des Universums. MOhowkuh war sofort klar, was dieses Konstrukt in Wirklichkeit imstande ein sollte zu leisten, nämlich nicht mehr oder wenig als eine bewusste Einflussnahme auf zukünftige Ereignisse.

Man wollte sozusagen Schicksal spielen. MOhowkuh war der leitende Analyst für diesen Auftrag und damit automatisch nicht nur verantwortlich, sondern auch seinen 2100 Kollegen weißungsbefugt.

Er benötigte dringend ein neues Konzept. Um klar denken zu können, mussten seine Denkstrukturen zunächst in geordnete Bahnen gebracht werden.

Das war aber gar nicht so einfach. Es betraf nämlich das wohlgehütete Geheimnis um das Volk der Krsutner und ihrem Planeten ANUN’HA.

MOhowkuh Körper bestand aus Zweimillionen Einzellebewesen. Es waren organische Naniten.

Erst im Zusammenwirken aller entwickelten sich der Intellekt und damit auch die Intelligenz.

Krsutner wurden aus der Planetenkruste geboren, indem sich etwa fünfhunderttausend Naniten zu einer neuen Existenz zusammenfanden.

Der gesamte Planet bestand aus organischen Naniten. Er repräsentierte eine gigantische Entität, die als Mutter der Krsutner für die Existenz und Einhaltung der Population von sieben Millionen und achtzehntausend Einzelintellekte verantwortlich war.

Ein Krsutner Kind entwickelte sich unter Zunahme der Einzelwesen von anfänglich fünfhunderttausend auf etwa Zweimillionen in einem Zeitraum von 150 Planetenjahren.

Erst ab einer Anzahl von fünfhunderttausend Einzelwesen, die sich zu einem Körper zusammenschlossen, erlangt ein Krsutner im sogenannten Kind-Alter erste Intelligenz.

Das Projekt mit der Arbeitsbezeichnung „Schicksalstafel“ wurde von der Entität ANUN’HA massiv unterstützt und das natürlich hauptsächlich auch im Eigeninteresse.

ANUN’HAs Existenz stand auf dem Spiel. Die Sonne des Systems stand kurz vor dem Kollabieren.

Das bedeutete unzweifelhaft auch seinen Untergang. ANUN’HA verdoppelte die Zahl der Wissenschaftler, um das Projekt weiter voranzutreiben. Die Entität setzte großes Vertrauen in MOhowkuh.

Er war der fähigste Krsutner von allen und er würde selbst sein Leben opfern, wenn es dem Zweck dienlich sein würde.

MOhowkuh schaute hinunter auf das ausgetrocknete Flussbett. Von dort schweifte sein Blick wieder hinauf in den weißen Himmel. Dort hing die Sonne als eine riesig strahlende Scheibe.

Nicht mehr lange, und das Schutzfeld, welches den Planeten noch vor den sengend heißen Strahlen schützte, würde den Belastungen nicht mehr standhalten und zusammenbrechen.

Das war der Untergang für sie alle. Ohne ANUN’HA konnte auch die Krsutner nicht leben.

Das war auch der Grund, warum eine Flucht in ein anderes Sonnensystem nicht infrage kam.

Noch heute wollte er sich mit seinem Kollegen BKhomal treffen, den ANUN’HA mit weiteren 2100 Forschern und Wissenschaftler beauftragt hatte, das Projekt noch stärker voranzutreiben.

Es musste in der noch verbleibenden kurzen Zeit gelingen, was unmöglich klang. Ihr aller Schicksal hing an diesem seidenen Faden.

MOhowkuh hatte eine neue Versuchsserie aufgebaut und dies entgegen der ausdrücklichen Warnung seiner Kollegen.

Der Versuch war gefährlich, in gewisser Weise sogar lebensgefährlich.

Milliarden von Jahren später würde auf einem kleinen Planeten inmitten eines noch kleineren Universums, das als Subraumblase eingebettet im Standarduniversum lag, ein Wissenschaftler einen ähnlichen Versuch starten, der seine Existenz ein für alle Mal transformieren wird.

Hier und jetzt jedoch sah MOhowkuh ihn als Ultima Ratio und dementsprechend war ihm auch jedes Mittel recht.

Es gab keine Zukunft mehr, wenn sie keinen Erfolg nachweisen konnten. Leider teilten seine meisten Kollegen diesen Gedankengang nicht.

Er befand sich gerade auf dem Weg zurück in sein Labor, als eine enorme Erschütterung den Planetenboden zum Wackeln brachte.

Der Eingang zu den unterirdischen Anlagen begann zu kippen, als das Bergmassiv über ihm regelrecht mit wellenartigen Bewegungen unterzogen wurde, die eine Gesteinslawine auslösten, die sich unaufhaltsam und mit zunehmender Geschwindigkeit direkt auf den Eingangsbereich zu wälzte.

MOhowkuh erschrak nur kurz, dann beschleunigte er seine Schritte direkt auf den Eingang zu, anstatt sich vor der Lawine in Sicherheit zu bringen.

Das autonom agierende Schott bemerkte seine Anwesenheit und öffnete sich wenige Sekunden, bevor die zehn Tonnen schwere Gesteinslawine den Eingangsbereich unter sich begrub.

MOhowkuh durchquerte den Eingang im letzten Moment. Trotzdem wurde er noch von einem großen Gesteinsbrocken im Rücken getroffen, der wie ein Geschoss durch das offenstehende Schott geflogen kam.

Der Wissenschaftler wurde weiter in den Gang hineingeschleudert, überschlug sich mehrmals und blieb am Boden liegen.

Abraum und Schutt quollen von außen in die Station hinein, da das Schott sich nicht mehr hatte schließen können. MOhowkuh bewegte sich mehrere Minuten nicht.

Er war zu erschrocken von dem Inferno, das so plötzlich über ihn gekommen war. Eine riesige Staubwolke hüllte ihn ein und verursachte Atemnot. Ein Hustenanfall ließ ihn fast ersticken.

Nur mühsam stand er auf und stolperte weiter den Korridor entlang in das Innere der Forschungsanlage.

Die Luft wurde etwas besser, als ihm auch schon Rettungskräfte entgegeneilten.

„MOhowkuh, alles in Ordnung mit Ihnen? Kommen Sie, wir bringen Sie in die medizinische Abteilung.“

Ein unbekanntes Gesicht schaute ihn besorgt an, während mehrere Krsutner mit technischer Ausrüstung an ihm vorbeistürmten.

„Was ist geschehen?“ MOhowkuh befreite sich ruckartig aus den Armen des Mannes, der ihn wohl nur hatte stützten wollen.

„Das Schutzschild um den Planeten war kurzzeitig porös geworden und von der Sonne kamen mehrere elektromagnetische Stoßwellen, die das bereits geschwächte Magnetfeld von ANUN’HA zusammenbrechen ließen. Die Ausläufer des Sonnensturms trafen direkt auf das Gebirgsmassiv über uns. Ein Wunder, dass die Station das überstanden hat. Kollege MOhowkuh, Sie werden wohl oder übel keinen Außenspaziergang mehr tätigen können. Die Gegend um die Forschungsstation ist nicht nur vollkommen verstrahlt, sondern hat sich in eine reine Gesteinswüste verwandelt.“

MOhowkuh erkannte BKhomal, der gerade auf ihn zukam.

„Sie müssen sich sofort untersuchen lassen. Es ist gut möglich, dass Sie von der Strahlung ebenfalls noch etwas abbekommen haben!“

MOhowkuh blickte unwillig.

„Das kann warten. Es ist unbedingt notwendig, dass ich sofort mit dem Experiment starte!“

Er wich einer großen Baumaschine aus, die von einem Ingenieur mittels Gedankeninduktion gesteuert wurde.

Noch etwas schwach auf den Beinen stützte er sich an der Seitenwand des Korridors ab und beobachtete, wie die Maschine sofort mit dem Verschließen des vorderen Gangverlaufs zum verschütteten Ausgang hin begann.

Erst jetzt wurde ihm das ganze Ausmaß dessen, was sein Kollege ihm mitgeteilt hat, so richtig bewusst.

Mit einem lauten, klagenden Ruf schwang er sich so schnell er konnte herum und rannte auf den nächsten Aufzug zu.

Er musste so schnell wie möglich mit dem Laborexperiment beginnen. Die Zeit drängte und ihr aller Leben hing an einem seidenen Faden.

BKhomal rief ihm noch eine Warnung hinter her, was aber von ihm ignoriert wurde.

MOhowkuh stürzte sich regelrecht in den nächstgelegenen Lift, der ihn über einen Kilometer tiefer hinunterbrachte. Sein Labor überzog fast die gesamte dreihundertste Etage und hatte eine Ausdehnung von über 10.000 Quadratmetern.

Er hatte bereits während der Abwärtsfahrt per Gedankeninduktion Kontakt mit seinen beiden engsten Mitarbeitern SLoval und KLobt’r aufgenommen.

Sie erwarteten ihn sichtlich nervös an der semipermeablen Wandöffnung des Lifts, der den Etagenausgang simulierte.

„Wir haben keine Zeit mehr zu verliere. ANUN’HA steht kurz vor dem Kollabieren. Ihr wisst, was das für uns alle bedeutet!“

MOhowkuh rannte an ihnen vorbei und vertraute darauf, dass sie ihm folgten. Mit weiten Schritten bewegte er sich auf den Teil seines Labors zu, indem sich bereits eine fertig aufgebaute und installierte Versuchsanordnung befand.

Seine Erregung sprang auf die beiden Mitarbeiter über. Sie atmeten ebenso schwer, wie er es tat.

„Was haben Sie vor, MOhowkuh? Das Programm ist von uns noch nicht auf mögliche Schwachstellen überprüft worden. Auch habe ich große Bedenken, was die Technologie der Arrakar betrifft. Wir sollten die von ihnen stammende Hardware nochmals genausten prüfen, bevor wir das Programm aufspielen!“

SLoval beobachtete ungläubig, wie MOhowkuh sich an der Interfacehaube der Versuchsanordnung zu schaffen machte.

„Ich kann meinem Kollegen nur zustimmen. Das Volk der Arrakar ist bekannt dafür, dass sie sehr prahlerisch im Umgang mit ihren Errungenschaften sind und es nicht immer mit der Wahrheit so genau nehmen!“

KLobt’r nahm die Abdeckung der komplexen Apparatur mit gemischten Gefühlen aus MOhowkuhs Hand.

„Was ist mit der hyperdimensionalen Zugangsglocke? Steht die Verbindung in den Subraum? Sind die Modulationsarchitekturen der Dunklen Energie und der Dunklen Materie kalibriert?“