Verspottet, geachtet, geliebt - die Frauen der Reformatoren - Ursula Koch - E-Book

Verspottet, geachtet, geliebt - die Frauen der Reformatoren E-Book

Ursula Koch

4,9

Beschreibung

Wäre das Streitgespräch zwischen Luther und Zwingli anders verlaufen, wenn Käthe gekocht hätte? Wurde die Pest in Genf wirklich von Hexen verbreitet? Wie war es möglich, in Straßburg 2.500 Flüchtlinge aus dem Bauernkrieg unterzubringen? Der Blick der Frauen der Reformatoren wurde bisher wenig berücksichtigt. Hier kommen sie miteinander ins Gespräch und lassen die Reformationszeit lebendig werden. Nach eingehender Recherche und mit viel Einfühlungsvermögen in die damalige Zeit lässt Ursula Koch auf der Grundlage historischer Quellen die Frauen ihre Geschichten erzählen. Manches historische Ereignis erscheint so in neuem Licht. Zu Wort kommen Käthe Luther, Katharina Melanchthon, Anna Zwingli, Katharina Zell, Elisabeth Cruciger, Idelette Calvin, Wibrandis Rosenblatt sowie Argula von Grumbach und eine Anhängerin von Thomas Müntzer.

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Ich widme dieses Buch meinen Enkelinnen Leonie und Hannah, meiner Tochter Christine sowie meiner Schwiegertochter Josepha, der Ehefrau eines evangelischen Pfarrers.

Inhalt

1 Wie die Frauen einander begegnen2 Wie es kam, dass Stumme zu reden begannen3 Von den Schrecken des Krieges4 Wie die Pest das Land verheerte5 Wie Mann und Frau sich aneinander gewöhnten6 Vom Kloster in die Küche7 Wie sich die Geister scheiden8 Wie einer widerrief und die andere standhielt9 Vom Streit um das Abendmahl und warum der Wille nicht frei sein kann10 Wie einem Landgrafen in seiner Not geholfen wurde11 Von Liebe und Abschied12 Die Geschichte einer Gastwirtstochter13 Von der Einsamkeit in der Ehe14 Wie Kinder auf der Welt empfangen wurden15 Von dem Leidensweg einer Tochter und den Irrwegen der Söhne16 Vom Reisen und Ankommen17 Was Katharina Zell an die ganze Bürgerschaft der Stadt Straßburg schrieb18 Wie die Versammlung zu Ende gehtWas wir über die Frauen wissenDaten und Fakten zu den BiografienDaten zur Geschichte der Reformation (1517–1564)Literaturhinweise und Quellen

Zitate aus historischen Quellen, jeweils behutsam dem gegenwärtigen Sprachgebrauch angepasst, sind im Text kursiv gesetzt.

1

Wie die Frauen einander begegnen

500 Jahre ist es her, dass bedeutende Männer die Botschaft von der unverdienten Gnade Gottes verkündeten. An ihrer Seite standen tapfere Frauen und setzten sich auf ihre Weise in den ersten evangelischen Gemeinden für die Lehre der Reformation ein. Sie sind vor langer Zeit in das himmlische Reich eingegangen.

Einige von ihnen lebten in engem Kontakt miteinander, andere kämpften und litten einsam auf ihrem Platz. Wie wäre es, wenn sie zusammenkämen?

Stellen wir uns vor: Eine Nachricht verbreitet sich unter ihnen. Sie kommt von einer Katharina, der Lutherin. Sie ruft die Freundinnen jener vergangenen Tage, auch die Nichtfreundinnen, bekannte Gestalten der Geschichte und unbekannte, jung Gestorbene und solche, die alt wurden. Alle, die gerufen werden, versammeln sich und begegnen einander mit einem Lächeln:

Katharina Kreutter aus Mühlhausen, 1466–1525 (?)

Anna Zwingli aus Zürich, 1484–1538

Argula von Grumbach aus Bayern, 1492–1554 (?)

Katharina Melanchthon aus Wittenberg, 1497–1557

Katharina Zell aus Straßburg, 1497–1562

Katharina Luther aus Wittenberg, 1499–1552

Elisabeth Cruciger aus Wittenberg, 1504–1535

Wibrandis Rosenblatt aus Basel, 1504–1564

Idelette Calvin aus Genf, 1507–1549

Wenn sie nun die Erinnerungen wachrufen und einander ihre Geschichten erzählen, dann fällt ihnen vieles ein, was in der Welt vergessen ist. Sie berichten nicht der Reihe nach, sie halten sich nicht an die Konventionen, sie reden von dem, was ihnen wichtig war, was sie bewegt hat, von ihrem Leiden und ihrem Lieben, ihren Kindern und ihren Ängsten. Sie reden durcheinander und sie hören einander zu.

Eine alte Frau steht in ihrer Mitte, die keine von ihnen kennt.

»Wer bist du?«

Sie lächelt. »Ich heiße Katharina und lebte in Mühlhausen. Gott hat mich zu euch geschickt.«

»So sei willkommen«, sagen die anderen.

»Aber Idelette fehlt noch.« Anna Zwingli blickt im Kreis umher. »Auf Idelette müssen wir unbedingt warten. Sie kommt bestimmt, aber sie ist sehr still und bescheiden.«

Da nähert sich eine. »Braucht ihr mich wirklich?«, fragt die Frau Calvins und tritt in den Kreis.

»Oh ja«, antworten alle.

»Die Menschen wissen nicht, wie es wirklich war«, beginnt die Lutherin. »Sie kennen kaum unsere Namen. Und doch haben wir Großes erlebt, was vor uns keine Frau sich auch nur vorstellen konnte.« Sie wendet sich an Katharina Zell aus Straßburg: »Du hast gepredigt, Zellin! Ich habe sicher viel geredet in meinem Haus und am Tisch mit meinem lieben Herrn Doktor und all den Studenten und Gästen. Manchmal zu viel, wie mein Mann sagte. Aber wohlgesetzte Worte wie du habe ich nie gefunden.«

Die Zellin lacht, sie lacht laut und herzlich. »Ja, ich habe gepredigt, damals am Grab meines Mannes. Da konnten sie es mir nicht verbieten, denn alle wussten, wie furchtbar sein Verlust für mich war. Aber es ist eine lange Geschichte und es war ein weiter Weg, den ich gehen musste. Wollt ihr das hören?«

Die andern nicken: »Ja! Erzähle, wir hören zu.«

2

Wie es kam, dass Stumme zu reden begannen

»Der gute, der liebe Matthäus Zell! Auf Martin Bucers Rat hat er mich geheiratet. Alle Pfarrer sollten heiraten, so riet der Mönch in Wittenberg, dein lieber Herr Doktor, Lutherin. Aber dass ich, gerade ich, die Frau des ersten lutherischen Pfarrers am großen und berühmten Straßburger Münster werden sollte, das war der unerforschliche Wille Gottes. Ich war doch nur die Tochter eines Schreinermeisters, nur ein einfaches Mädchen.

Ich spielte mit den anderen Kindern im Hof hinter der Werkstatt meines Vaters. Wir trugen unsere Puppen umher, windelten sie, wie wir das bei unseren Müttern gesehen hatten, und legten sie an unsere Brust.

Auf einmal sagte meine Freundin Elsa: ›Du siehst ja aus wie die Gottesmutter mit ihrem Kind.‹

Oh, wie war ich stolz! Als mein Vater aus der Werkstatt trat, sprang ich ihm entgegen und rief: ›Ich bin die heilige Mutter Maria! Ihr müsst mich anbeten!‹

Da hob er die Hand und schlug mir ins Gesicht. Mein ›Kind‹ fiel in den Schmutz und ich lief weinend in die Küche zu meiner Mutter.

›Das ist eine schreckliche Sünde‹, rief sie und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. ›Du gehst noch heute Abend zur Beichte.‹

Als es dunkel wurde, schlich ich in die leere Kirche. Der Priester, der auf dem Stuhl hinter dem Gitter saß, schalt mich eine dumme Gans. Ich hätte die Gottesmutter beleidigt. Obwohl ich noch nicht zehn Jahre alt war, musste ich viele Rosenkränze beten, und er trug mir auf, dass mein Vater sich am Sonntag um einen Ablass für mich bemühen müsse, weil ich sonst ganz gewiss in die ewige Verdammnis geraten würde. Über der Kirchentür sah ich den weit aufgerissenen Rachen des Satans, der mich verschlingen wollte wie all die anderen armen Seelen, und ich rannte weinend nach Hause.

Mein Vater war sehr böse auf mich – und auch auf den Priester –, weil er nun so viel schwer verdientes Geld ausgeben musste. ›Der Kirche in den Schlund werfen …‹, hörte ich ihn murmeln, denn der Ablasshandel war ihm schon längst nicht mehr geheuer. Aber was sollte er tun? Sein eigenes Kind dem ewigen Verderben ausliefern?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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