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Achtsam Leben: Die erfolgreiche Reihe Vertrauen ist die Grundlage von Offenheit, Entspannung und einem guten Selbstwertgefühl. Dabei gibt es drei Formen, die sich ergänzen: Vertrauen in uns selbst, in andere Menschen und in das Leben. Wie wir sie entwickeln können und dabei Herz und Verstand verbinden, zeigt dieses Buch mit Anregungen zum Nachdenken und vielen praktischen Übungen. So können wir lernen, mit entspannter Zuversicht durchs Leben zu gehen.
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Seitenzahl: 83
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SYLVIA WETZEL
Finden, was mich wirklich trägt
Sylvia Wetzel ist Publizistin und eine der bekanntesten deutschsprachigen Meditationslehrerinnen. In ihren Büchern, Vorträgen und Kursen integriert sie Erkenntnisse der westlichen Psychologie und Philosophie mit den Einsichten buddhistischer Weisheit.
www.sylvia-wetzel.de
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eBook-Ausgabe 2018
© 2015 Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich Quellenangaben: Seite 109
Layout und Satz: Veronika Preisler, München Konvertierung: Bookwire
ePub: 978-3-95803-210-1
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Vorwort
1 Drei Dimensionen von Vertrauen
Was ist Vertrauen?
Selbstvertrauen: Beziehungen und Freiräume, spielen und gestalten
Vertrauen in andere: Gruppe und Vorbilder
Vertrauen ins Leben und die Grenzen des Denkens
Innehalten, entspannen und auftanken
2 Vertrauen und Einsicht: Chancen und Risiken
Fünf Fähigkeiten
Inspiration und Begeisterung: Anfängergeist oder Sucht nach Neuem
Ausprobieren, selber denken und hinterfragen
Sieben Schritte zu unerschütterlichem Vertrauen
3 Bedingungen für Vertrauen: Freude, Beziehung und Sinn
Freude als Weg: Mit allen Sinnen leben
Beziehungen: Mit mir und anderen leben
Sinn im Leben finden: Prioritäten und Lebenswünsche
4 Wege und Irrwege
In der kulturellen Zwickmühle
Alle Übungen im Überblick
Literatur
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Motto der Moderne
Vertrauen reduziert Komplexität.
nach Niklas Luhmann
Was ist besser? Vertrauen oder Kontrolle? Ich halte Kontrolle in vielen Bereichen des Lebens für sinnvoll und nützlich, aber mit Vertrauen kommen wir weiter, denn Vertrauen reduziert Komplexität, wie der Soziologe Niklas Luhmann so prägnant formulierte. Noch immer halten aber viele am Motto der Moderne fest, dass Vertrauen gut, Kontrolle jedoch besser sei, und wir spüren das am Dokumentations- und Berichtswahn in vielen Bereichen. Aber die Welt wird immer unübersichtlicher, und viele Menschen begreifen, dass völlige Kontrolle trotz der vielen Computer ein bloßer Wunschtraum ist oder sogar ein Albtraum.
Was hilft uns in Umbruchzeiten, wenn wir bemerken, dass wir das Leben nicht völlig in den Griff bekommen? Was kann uns Zuversicht schenken, wenn unser Vertrauen in uns, in andere oder in die Welt immer wieder erschüttert wird?
Die paradoxe Antwort dieses Buches lautet: Gerade in Umbruchzeiten können wir besonders gut Vertrauen finden, auch wenn das nicht leicht ist. Wie kann das sein? In schwierigen Zeiten dämmert uns die – vermutlich auch schmerzhafte – Einsicht, dass wir unser Leben mit dem Verstand und technischen Mitteln nicht völlig kontrollieren können. Und erst, so die These dieses Buches, wenn wir nicht mehr so verbissen und verzweifelt an unseren Ansichten und Meinungen, an Erwartungen und Befürchtungen hängen, entdecken wir ein Vertrauen, das mehr weiß, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt. Krisen- und Veränderungszeiten sind nicht einfach, aber sie schenken uns die Chance, Kontrollwünsche und allzu feste Lebensstrategien zu hinterfragen und loszulassen. Dann haben wir die Chance, ein Vertrauen zu entdecken, das uns auch dann trägt, wenn alles zusammenbricht. Dieses Vertrauen gibt uns die Kraft und die Zuversicht, uns aufs Leben einzulassen, gerade weil wir wissen, dass wir es nie völlig in den Griff bekommen können. Vertrauen reduziert Komplexität, weil wir nicht mehr alles verstehen müssen, und zwar aus der tiefen Einsicht, dass wir das auch gar nicht können.
Es ist und bleibt paradox. Gerade dann, wenn das Vertrauen auf unsere eigenen Fähigkeiten und die der anderen erschüttert wird, können wir ein neues und tieferes Vertrauen ins Leben entdecken. Dabei können uns Gespräche mit vertrauten Menschen und das Interesse an neuen Wegen und der Mut, sie auszuprobieren, unterstützen. Das Buch umkreist diese drei Arten des Vertrauens – in uns und andere und ins Leben – aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigt auf, wie sie sich ergänzen können. Ich habe sie in Krisenzeiten mit der Hilfe buddhistischer Lehren und Übungen in mir und anderen entdeckt. Sie bilden den Grundton meines Lebens und meiner Kurse als buddhistische Meditationslehrerin.
»Mangelndes Vertrauen ist nichts als
die Ursache von Schwierigkeiten.
Schwierigkeiten haben ihren Ursprung
in mangelndem Vertrauen.«
Lucius Annaeus Seneca
Wenn wir uns selbst und anderen Menschen einigermaßen vertrauen, kommen wir ziemlich weit, und vermutlich leben wir dann ein einigermaßen gutes Leben. Wir wissen, dass wir in einem bestimmten Bereich mit unserem Tun etwas bewirken können, und fühlen uns ziemlich geborgen mit vertrauten Menschen. Das hilft uns, das alltägliche Auf und Ab zu verarbeiten und nicht zu verzweifeln, wenn Dinge schieflaufen oder wir in Konflikte mit anderen geraten.
In ernsthaften Lebenskrisen – schwere Krankheit, schmerzhafte Trennung, Verlust des Arbeitsplatzes oder der beruflichen Perspektive, der Tod naher Menschen u. Ä. – kann es sein, dass uns auch eine zuversichtliche Lebenseinstellung, nahe Menschen und unsere vertraute alltägliche Welt nicht wirklich trösten können. Sie sind und bleiben wichtig, doch manchmal verzweifeln wir. Wir fragen uns, was dieses ganze Leben soll. Wenn langjährige Freundschaften und Zweierbeziehungen und scheinbar stabile Lebensverhältnisse zerbrechen, geht uns auf, dass wir das Leben nie völlig in den Griff bekommen werden, auch dann nicht, wenn wir fast alles »richtig« machen. Was kann uns in solchen Momenten tragen? Meine Mutter und Großmutter konnten noch mit tiefster Zuversicht sagen: »Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt.« Es gab Zeiten, da habe ich sie um diese Zuversicht beneidet.
Wenn alle Stricke reißen und der Boden unter unseren Füßen ins Wanken gerät, brauchen wir Vertrauen ins Leben, dann brauchen wir das, was religiöse Menschen Gottvertrauen nennen. Letztlich ist es ziemlich gleichgültig, wie wir das, was uns dann trägt, bezeichnen. Die Menschen haben im Laufe der kulturellen Entwicklung unterschiedliche Bilder und Metaphern gefunden, um das Unfassbare, das uns alle trägt, zu beschreiben. Wir nennen es Gott oder Kosmos, Natur oder Leben. Im indischen Kulturkreis nennen sie es Brahman oder Buddha-Natur und im alten China die unauflösbare Verbindung von Himmel, Erde und Mensch. In den letzten Jahren höre und lese ich häufiger: das, was größer ist als wir.
Vertrauen hat viele Dimensionen und entsprechend viele Bedeutungsnuancen. Sprachlich verwandt sind »sich trauen« und »Zutrauen« und umgangssprachlich »Traute haben«, im Sinne von Selbstvertrauen und Mut. Eine Grundbedeutung ist »treu«, auch »fest und sicher sein, hoffen und glauben« und »teuer, tapfer, fest«. Manche Sprachforscher sehen eine Verbindung zu Holz und Baum und davon abgeleitet die Bedeutung »fest wie Holz oder wie ein Baum«. Auch der Begriff »Trauung« für die Heiratszeremonie oder die alten Begriffe »Angetraute, Angetrauter« für Ehefrau und Ehemann erinnern uns an den Mut, den es braucht, sich einem anderen Menschen »anzuvertrauen«, sich auf andere zu beziehen und zuzulassen, dass andere sich auf uns beziehen. Worauf beruhen diese unterschiedlichen Arten des Vertrauens und wie entstehen sie? Wie können wir sie stärken? Das ist meine Leitfrage für dieses Buch.
Die Wortfamilie von Vertrauen hat etwas mit Mut und mit Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten zu tun und mit der Hoffnung auf Sicherheit und der Hoffnung auf stabile Beziehungen zu anderen. Das deckt zwei der zentralen Dimensionen von Vertrauen ab: Selbstvertrauen und Vertrauen in andere. Die dritte Dimension – Vertrauen ins Leben oder Urvertrauen, religiöse Menschen nennen es Gottvertrauen – wird, hoffentlich, spürbar, wenn man im Laufe des Lebens schmerzhaft erlebt, dass Selbstvertrauen und Vertrauen in andere Menschen nicht ausreichen. Denn wir können und wissen nicht alles und schätzen uns und andere auch häufig falsch ein, und da die anderen Menschen genauso fehlbar und unvollkommen sind wie wir selbst, können sie unsere Erwartungen enttäuschen.
Drei Dimensionen von Vertrauen
Urvertrauen, Gottvertrauen oder Vertrauen ins Leben
Vertrauen in andere Menschen
Selbstvertrauen oder Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit
Aus Sicht der Entwicklungspsychologie steht Selbstvertrauen am Ende einer gelungenen Kindheit. Wenn das stimmt, dann lautet die Reihe: Urvertrauen, Vertrauen auf andere und schließlich Selbstvertrauen. Und das bleibt nur stabil, wenn wir auch die anderen beiden Arten von Vertrauen spüren und zulassen können. Am Anfang des Lebens steht vermutlich ein unspezifisches, vielleicht einfach organisches Vertrauen ins Leben. Ein Urvertrauen, ein tiefes und letztlich unfassbares Vertrauen des Fötus und dann des Neugeborenen ins Leben, denn sonst würde sich wohl »niemand« trauen, das schützende Paradies des Mutterleibes zu verlassen. Viele Psychologen gehen davon aus, dass auch eine sanfte Geburt eine relativ schwierige, wenn nicht sogar traumatische Erfahrung ist. Aus dem Paradies des »ozeanischen Gefühls« der Geborgenheit in der Mutter herauszufallen können wir dann verkraften, wenn wir den Menschen vertrauen können, die uns nach der Geburt (hoffentlich) liebevoll versorgen und unsere Entwicklung mit Interesse und Wertschätzung begleiten.
Auch wenn niemand perfekte Eltern hat, scheint bei den meisten Kindern genug Vertrauen auf diese ersten Bezugspersonen zu entstehen, dass wir unendlich viel lernen können. In sicherer Nähe zum »Mama-Knie«, wie meine Schülerin Lily Besilly es 2015 in einem Kurs nannte, riskieren wir die ersten selbständigen Schritte, und unser Leben lang basteln wir uns menschliche, emotionale, geistige und spirituelle »Mama-Knies«, die uns einigermaßen Sicherheit geben, wenn wir nicht weiterwissen. Entwicklungspsychologisch betrachtet, manifestiert sich also am Anfang ein gewisses Urvertrauen, das sich dann in Selbstvertrauen verwandelt, wenn es durch das Vertrauen in Menschen, die uns als Säuglinge und Kleinkinder wohlwollend begleiten, unterstützt wird. Und alle drei Arten von Vertrauen beeinflussen einander und stärken sich.