Verzaubert in den Highlands - Diana Cosby - E-Book

Verzaubert in den Highlands E-Book

Diana Cosby

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Beschreibung

Schottland, 1257. "Spart Eure süßen Worte für eine andere. Ihr habt nicht das, was ich in einem Mann suche." Ungläubig starrt Trálin MacGruder die überirdisch schöne Catarine an. Noch keine Frau hat ihn bezaubert wie diese geheimnsivolle Fremde, die sich im blutigen Machtkampf der Clans so furchtlos und kriegerisch auf seine Seite geschlagen hat. Und nun weist sie ihn kalt zurück - obwohl das Verlangen doch heiß in ihren Augen brennt! Warum darf sie ihm ihr Schwert schenken, aber nicht ihr Herz? Als der stolze Highlander erfährt, wie tief die Kluft tatsächlich ist, die ihn von seiner mysteriösen Verbündeten trennt, bricht eine Welt für ihn zusammen …

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Seitenzahl: 367

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IMPRESSUM

HISTORICAL GOLD erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Diana Cosby Originaltitel: „His Enchantment“ erschienen bei: Kensington Publishing, New York Published by arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP., New York, NY, USA. Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL GOLDBand 292 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Charlotte Gatow

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733761813

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, TIFFANY

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1. KAPITEL

Schottland 1257

Prinzessin Catarine MacLaren musterte die nebelumwölkten Berge und Hänge jenseits des Lochs. „Ich sehe nichts.“

„Ich auch nicht.“

Catarine schaute Atair, den Anführer ihrer Feenkrieger, an. „Wir haben die englischen Krieger noch vor wenigen Minuten gesichtet. Sie können nicht verschwunden sein.“

„Das ist wahr“, entgegnete Atair besorgt. Ein Lederband hielt sein rabenschwarzes Haar zusammen. Seine Stimme war tief. Er spähte zu der Stelle, wo einige Feenkrieger das knietiefe Gras nach Spuren durchkämmten. „Die englischen Krieger sind menschlich. Wir konnten sie problemlos in der Anderwelt verfolgen. Aber seit wir Schottland durch den Steinkreis betreten haben, verblasst ihre Fährte, je weiter wir uns vom magischen Portal entfernen.“

„Aye, da ist etwas nicht in Ordnung.“ Sie sah düster zum Steinkreis hinüber, den der Nebel wie ein Laken umfing. „Woher wissen die Engländer, wie man den Steinkreis benutzt, um in die Anderwelt zu gelangen? Noch mehr beunruhigt mich, wie sie hindurchgekommen sind. Eigentlich können sich nur Feen des Steinkreises bedienen, um Schottland zu betreten.“

Atair rieb sich über die Stirn. „Ich weiß es nicht.“ Er sah sie an. „Vielleicht ist es besser, dass wir ihre Spur verloren haben.“

Seine Bemerkung ärgerte sie. „Besser? Wie kannst du das sagen? Die englischen Krieger haben den königlichen Palast angegriffen und meinen Onkel ermordet.“

Atair verzog den Mund. „Und deshalb hat Euer Vater verlangt, dass Ihr Euch von Euren Schwestern getrennt versteckt. Bis er weiß, ob der Mörder Prinz Johans eine Bedrohung für die königliche Familie darstellt, wünscht König Leod, dass weder Ihr noch ein anderes Mitglied der königlichen Familie sich irgendwelchen Gefahren aussetzt.“

Catarine biss die Zähne zusammen. „Mein Vater würde aber ebenso wenig wollen, dass wir englische Krieger, die aus der Anderwelt fliehen, entkommen lassen.“

„König Leod hat nicht den Wunsch geäußert, dass seine Tochter ihr Leben gefährden solle“, erwiderte Atair knapp.

„Nay. Es war meine Entscheidung, den Engländern zu folgen. Ich hatte gehofft, dass sie uns zu denjenigen führen, die den Anschlag geplant haben.“ Catarine verstand Atairs Missmut, doch sie war diejenige, die hier die Entscheidungen traf.

Er verschränkte die Arme. „Das muss nicht heißen, dass ich es gutheiße.“

Seine Offenheit störte sie nicht. Atair war nicht nur ihr Beschützer, sondern auch ihr Freund. „Wann habe ich denn zuletzt eine Entscheidung getroffen, die dir gefallen hat?“

Atair ließ die Arme sinken. „Darüber solltet Ihr keine Scherze machen. Ich sorge mich um Eure Sicherheit.“

Ihr Ärger verrauchte. „Ich weiß. Aber ich bin weder naiv noch hilflos. Seit unserem fünften Sommer haben die besten Lehrer meine Schwestern und mich im Schwertkampf unterrichtet.“

„Eure Königliche Hoheit …“

„Catarine“, unterbrach sie ihn. „Wir kennen uns seit unserer Kindheit.“

Er sah sie traurig an. „Aber wir sind keine Kinder mehr.“

„Stimmt.“ Sie betrachtete die Wolken und fühlte sich plötzlich sehr müde. „Ich befürchte, mein Vater wird feststellen, dass dies nicht der erste Anschlag auf die königliche Familie gewesen ist.“

„Warum sagt Ihr das?“

Seufzend strich sie einige Haarsträhnen zurück, die sich während der anstrengenden Reise aus ihren Zöpfen gelöst hatten. „Heute Morgen hat mein Onkel in aller Frühe Boten mit der dringenden Bitte geschickt, ihn so rasch wie möglich im königlichen Garten zu treffen. In seinem Schreiben hieß es, es gehe um eine Angelegenheit von größter Dringlichkeit, die uns alle angehe. Bevor das Gespräch stattfinden konnte, griffen die englischen Krieger an und ihre Pfeile erreichten ihr Ziel.“

„Prinz Johans Gespür hat Eure Familie gerettet.“ Sein Blick wurde noch ernster. „Trotzdem sollte es eigentlich ausgeschlossen sein, dass menschliche Pfeile einen Angehörigen der Feen töten.“

„So sollte es eigentlich sein“, pflichtete Catarine ihm bei. „Und deshalb gibt es nur eine Erklärung dafür und die ist schrecklich: Die Pfeile waren mit einem Zauberspruch belegt.“

„Das ist die einzige Möglichkeit.“ Atair nickte. „Aber wer würde eine menschliche Waffe mit einem Zauberspruch belegen, um einen Angehörigen des Feenvolks umzubringen?“

Catarine spürte Angst in sich aufsteigen. „Jemand, der den Menschen Einlass in die Anderwelt gewährt hat, damit sie diese ruchlose Tat vollbringen können. Es könnte jedes Mitglied des Feenadels sein, das in den vergangenen Jahren das Recht der königlichen Familie auf den Thron angefochten hat. Wenn es nur um Macht geht“, sagte sie und dachte über die furchtbaren Möglichkeiten nach, „könnte jeder der Verräter sein. Und deshalb müssen wir die Engländer stellen.“

„Wisst Ihr, ob Euer Vater ein Schriftstück gefunden hat, das den Verdacht Prinz Johans bestätigt?“, fragte Atair.

Sie erinnerte sich, wie sie im königlichen Garten über ihren Onkel gestolpert war, an den Geruch von Blut und die Pfeile, die in seiner Brust steckten.

„Catarine?“

Sie schluckte. „Mein Vater ist kurz nach mir eingetroffen und hat dann – in der Hoffnung, einen Hinweis zu finden – die Umgebung und das Zimmer seines Bruders durchsuchen lassen. Was oder wer auch immer meine Familie bedroht, mein Onkel wollte es uns nur persönlich sagen.“

„Dem Himmel sei Dank hat die königliche Wache die fliehenden Männer gesehen und konnte sie beschreiben.“

„Aye. Es war leicht, die englischen Krieger zu erkennen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Menschen wegen eines so teuflischen Vorhabens in die Anderwelt gebracht worden sind.“ Catarine umfasste den Griff ihres Dolches, während sie zum Feld hinübersah, auf dem die Feenkrieger ihre Suche fortsetzten. Gereizt schüttelte sie den Kopf. „Es hat wenig Sinn, dort weiter nach Anzeichen zu suchen. Wir sollten zum Steinkreis zurückkehren und es dort versuchen. Vielleicht finden wir einen Hinweis, den wir vorhin übersehen haben.“

In der Dämmerung stieß Atair einen leisen Pfiff aus.

Die Feenkrieger sahen sich um und eilten dann durch den Nebel zu Catarine und Atair herüber.

Als alle versammelt waren, nickte Catarine jedem der Männer zu. „Wir sind …“

Aus der Ferne ertönte der Schrei eines Mannes.

„Runter!“, befahl Atair.

Catarine ließ sich zu Boden fallen und legte sich flach neben die anderen Feenkrieger. Der starke Duft nach Erde mischte sich mit dem Geruch des feuchten Grases, als eine Brise durch die Büsche fuhr, die sie vor unerwünschten Blicken verbargen.

„Schaut zum Ufer“, sagte Sionn, einer der Feenkrieger, leise.

Catarine spähte durch das nebelverhangene Gras. In einiger Entfernung konnte sie durch den Dunst eine große Anzahl von Kriegern ausmachen.

„Ich zähle über zwanzig Männer“, raunte Sionn.

„Schaut weiter hinten“, flüsterte Atair besorgt. „Dort führen andere Krieger zwei Menschen vom Ufer weg. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, gehören die Gefangenen zum Adel.“

Adelige? Beim Anblick des Mannes und der Frau, die mit den Kriegern durchs seichte Wasser wateten, runzelte Catarine die Stirn. Die luxuriöse Kleidung der beiden wies wahrhaftig darauf hin, dass sie adelig, wenn nicht gar königlich waren.

„Halt!“ Dieser Ruf kam von hinten und aus einiger Entfernung.

Verblüfft sah Catarine in Atairs besorgtes Gesicht. „Wir sind zwischen zwei Gruppen eingeschlossen.“

„Das hohe Gras und das Gebüsch sollten uns hinreichend Schutz gewähren“, meinte Atair.

Sie hoffte, dass er recht hatte.

In der Nähe erklangen schwere Schritte.

Als die Männer näher kamen, zog Catarine mit klopfendem Herzen ihren Dolch.

„Halt im Namen König Alexanders des Dritten!“, befahl eine tiefe Stimme. Der Mann gehörte offenbar zu der Gruppe, die nun auf die Krieger mit ihren adeligen Gefangenen zusteuerte.

Verblüffte sah Catarine zu den Kriegern hinüber, die mit dem königlichen Paar davoneilten. König Alexander der Dritte und seine Königin?

Vom Ufer wurden Befehle laut. Ein paar Männer entfernten sich von der Schar und erklommen den Hügel, um sich den Angreifern entgegenzustellen.

Atair schaute hinüber. „Wenn sie näher kommen, müssen wir kämpfen.“

Catarine spannte den Körper an, um notfalls sofort aufspringen zu können, und nickte.

Das Geräusch von ineinanderkrachenden Schwertern war zu hören.

Dann erscholl ein Schmerzensschrei.

Aus dem Nebel stolperte ein Mann auf sie zu und brach kurz vor ihnen zusammen.

„Das ist nicht Euer Kampf, Lord Grey“, warnte ein Krieger den hochgewachsenen Mann, der gerade erst wieder auf die Füße kam. Der Angesprochene hatte rostbraune Haare und trug einen Bart. „Zieht Euch zurück.“

„Zur Hölle!“, dröhnte der Rothaarige. „Es ist mein König, den Ihr verschleppt!“ Mit zitternden Armen hob Lord Grey sein Schwert und schwang es herum.

Die Männer schlugen aufeinander ein. Während des Gefechts erfüllten Ächzen und Flüche die Luft, vermischt mit dem Klang von Metall und den letzten keuchenden Atemzügen zu Boden fallender Männer.

Entsetzt beobachtete Catarine den Kampf um Leben und Tod direkt vor ihrer Nase. Sie wollte sich an Lord Greys Seite stellen und ihm dabei helfen, den schottischen König zu beschützen. Den Dolch in der Faust begann sie sich aufzurichten.

Atair hielt sie am Handgelenk fest. „Was tut Ihr da?“, zischte er.

Mit heißen Wangen legte sie sich wieder auf den Boden. „Ich …“ Sie war sich nicht sicher, warum sie hatte helfen wollen. Sie war eine Fee und kein Mensch. Der König von Schottland oder seine Vasallen waren nicht ihre Angelegenheit. Dennoch blieb das Bedürfnis, dem Mann darin beizustehen, seinen König zu retten. Beklommen musterte sie die kämpfenden Männer. Doch ihr Blick kehrte immer wieder zu dem rothaarigen Schotten zurück.

Wie ein trotziger Gott kämpfte sich Lord Grey voran. Bei jedem seiner Schläge hielt Catarine die Luft an. Warum? Sie kannte ihn nicht. Warum sorgte sie sich also um ihn? Sie hatte den Mann noch nie gesehen.

Erneut hob Lord Grey mit kraftvollen Armen sein Schwert und schwang es herum.

Der schottische Krieger ihm gegenüber schrie auf und fiel zu Boden.

Ein anderer Schotte griff den Rothaarigen von hinten an.

Catarine unterdrückte ein Keuchen. Mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie das blutbefleckte Schwert des Angreifers durch die Luft schnitt.

Lord Grey sackte stöhnend in sich zusammen.

Nein! Sie musste ihm helfen!

Atairs Griff um ihr Handgelenk wurde fester. Er schüttelte den Kopf.

Was dachte sie sich dabei? Sie durfte die Fremden auf keinen Fall auf sich aufmerksam machen. Doch aus unerfindlichen Gründen fühlte sie sich zu Lord Grey hingezogen.

Nach einer Weile lockerte Atair seinen Griff. Der Klang klirrender Schwerter verebbte.

Dann war es still.

„Was soll mit den Toten geschehen?“, fragte ein Mann undeutlich, der einige Schritte entfernt von Catarine stand.

„Lass sie liegen“, befahl eine barsche Stimme weiter weg. „Wir müssen Stirling Castle erreichen.“

„Und was ist, wenn der König die Forderung unseres Herrn nicht erfüllt?“, fragte der andere, der nur schwer zu verstehen war.

„Dann wird er sterben“, antwortete die barsche Stimme. „Lass uns gehen.“ Der Anführer winkte die Männer vorwärts.

Die Gruppe machte sich gen Westen auf. Das Letzte, was von ihnen zu hören war, war das Geräusch von Metall, das gegen Leder schabte, als sie ihre Schwerter zurück in die Scheiden schoben.

Der Nebel lichtete sich ein wenig, als Catarine den Männern nachblickte, die bald zu der Schar aufschlossen, die das Königspaar wegführte. „König Alexander und seine Königin sind in Gefahr!“

Atair betrachtete seine Herrin verblüfft. „Ihr Schicksal geht uns nichts an. Wir müssen die Spur der Engländer finden, die die Anderwelt betreten haben, und ihr folgen.“

Catarine blinzelte. Mitgerissen vom Kampf und ihrer Sorge um Lord Grey hatte sie ihre Aufgabe aus den Augen verloren. Verärgert konzentrierte sie sich auf den in der Ferne aufragenden Steinkreis und schaute dann wieder den Männern nach, die sich immer weiter entfernten.

„Wenn die englischen Krieger, die wir verfolgen, hier entlanggekommen sind“, sagte Sionn bedächtig, „dann sind nach dem Kampf eben alle Spuren zerstört.“

Catarine nickte. „Wir werden es bald feststellen.“ Sie erhob sich, achtete aber darauf, dass das hohe Gras und die Büsche sie weiterhin verbargen.

„Die Schotten sollten inzwischen weit genug weg sein“, sagte Atair, während er langsam aufstand. „Aber ich möchte unbedingt vermeiden, dass wir gesehen werden.“ Er wandte sich an die anderen Feenkrieger. „Wir gehen zum Steinkreis. Aber duckt euch dabei so tief wie irgend möglich.“ Er begann sich in die angegebene Richtung zu bewegen.

Sionn trat auf Catarine zu. „Ich bleibe bei Euch.“

Die Fürsorge ihres Freundes rührte sie. Sie lächelte ihm zu. „Ich glaube, ich kann mich selbst verteidigen.“

„Aye“, gab Sionn zurück. „Aber ich bleibe trotzdem bei Euch.“

„Dann lass uns gehen.“ Catarine begann sich durch das dichte, taubenetzte Gras zu schleichen.

Plötzlich nahm sie das schmerzerfüllte Stöhnen eines Mannes wahr.

Sie drehte sich in die Richtung, aus der die qualvollen Laute kamen.

Zwischen den sonnenbeschienenen Gräsern rappelte sich ein rothaariger Mann auf die Füße.

Lord Grey!

Sie empfand Schmerz und gleichzeitig Ärger. Beide Gefühle waren so überwältigend, dass Catarine für einen Moment die Augen schloss, um sich wieder zu fassen.

Sionn blieb neben ihr stehen. „Was ist los?“

„Ich …“ Wie sollte sie ihm diese seltsamen Gefühle erklären? Ungläubig starrte Catarine zu Lord Grey hinüber. Dann verstand sie. Es war unglaublich, aber wahr: Sie fühlte das Gleiche wie der Schotte. Sie machte einen Schritt auf den Mann zu.

„Catarine, was tut Ihr?“, fragte Sionn.

„Ich muss ihm helfen.“

Beim Klang ihrer Stimme wandte der rothaarige Schotte den Kopf in ihre Richtung.

Seine grünen Augen spießten sie regelrecht auf. Es war, als bohrte sich ein Schwert durch ihre Haut. Eine tiefe Freude erfüllte sie, die so vollkommen war, dass die Empfindung sie beinahe taumeln ließ.

„Wer seid Ihr?“, fragte Lord Grey rau.

Mit erhobenem Schwert kam Atair zurückgerannt und stellte sich neben Catarine, während die anderen Feenkrieger einen Kreis um sie bildeten. „Antwortet nicht!“

Catarine schüttelte den Kopf. „Er ist keine Bedrohung.“

„Ihr wisst nichts von ihm“, sagte Sionn warnend. Er klang misstrauisch.

Atair nickte dem imposanten Mann zu. „Wer seid Ihr?“

„Trálin MacGruder, Earl of Grey, Vasall König Alexanders“, sagte er schwer atmend. „Der …“ Leise fluchend sank er wieder zu Boden.

„Nay!“ Catarine bahnte sich einen Weg durch den schützenden Kreis ihrer Krieger und ging rasch zu Lord Grey.

„Catarine!“, rief Atair.

Eine große Angst ergriff sie, als sie herumwirbelte und dem Anführer der Feenkrieger ins Gesicht blickte. „Ich … ich muss ihm helfen.“

Atair sah sie ernst an. „Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen gehen. Und zwar jetzt.“

Er hatte recht. Sie mussten dringend dorthin, wo sie die Fährte der Engländer verloren hatten, und sie wiederfinden – für den Fall, dass es sie überhaupt noch gab. Bei diesem Fremden – noch dazu einem Menschen – zu bleiben, verstieß gegen alle Regeln.

Sie straffte die Schultern. „Ich kann ihn nicht zurücklassen.“

„Ihr könnt nicht?“ Atair starrte sie fragend an. „Wovon redet Ihr?“

Sionn und die anderen Feenkrieger tauschten unsichere Blicke.

Wieder überschwemmten Catarine diese Gefühle, die sie an die Seite Trálin MacGruders zwangen. Er lag ächzend am Boden. „Ich kann es nicht besser erklären.“ Sie eilte zu Lord Grey.

Atair folgte ihr. „Catarine!“

Die Sonne brach durch die Wolken, als sie sich neben den verletzten Earl kniete.

Atair packte sie am Arm und zog sie hoch. „Was um alles in der Welt tut Ihr da? Wollt Ihr wegen eines Menschen Euer Leben riskieren?“

Lord Grey stöhnte wieder.

Aufgewühlt von dem Schmerz, den er bei jedem Atemzug erdulden musste, wiederholte sie eindringlich: „Der Schotte stellt keine Bedrohung für uns dar.“

Atair kniff die Augen zusammen. „Er ist ein Mensch.“

„Ich weiß“, entgegnete sie düster. „Aber hier drin“, sie berührte ihr Herz, „weiß ich auch, dass ich ihm helfen muss.“

„Einem Menschen Beistand zu leisten, ist verboten“, sagte Sionn, der mit den anderen Kriegern zu ihnen getreten war. „Es ist uns gestattet, einen Gedanken in ihrem Geist zu hinterlassen, mehr nicht.“

„Ich weiß“, flüsterte sie.

„Was ist mit der Spur der englischen Krieger?“, fragte Atair gereizt. „Ist sie jetzt unwichtig geworden?“

Catarine fühlte sich schuldig. Die Feenkrieger hatten recht. Diesem Schotten zu helfen, verstieß gegen die Gesetze der Anderwelt. Sie wollte sich abwenden.

„Nicht weggehen“, flüsterte Lord Grey. Sein Körper bebte, als er hustete. „Ich muss meinen König und seine Königin retten.“

Sein flehender Ton traf Catarine wie ein Pfeil. Wieder kamen diese Gefühle von irgendwoher, während sie den Mann betrachtete. Die Sonne schien nun auf Trálin MacGruders markantes Gesicht. Es war das Antlitz eines Kriegers, eines Mannes, der zu allem entschlossen ist. Doch die Sonne hob auch seine Lippen hervor, sinnliche Lippen, und seine grünen Augen, die auch im Schmerz noch freundlich blickten.

„Ihr sprecht von König Alexander und Königin Margaret“, stellte Catarine fest und versuchte nicht mehr auf seine Lippen zu achten.

„Aye“, antwortete Lord Grey. „Sie sind entführt worden.“

Catarine schaute in die Richtung, in die das Königspaar mitsamt seiner Eskorte verschwunden war. „Von wem?“

„Ich weiß es nicht, aber ich mu… muss es herausfinden.“ Fluchend versuchte er erneut, sich aufzusetzen.

„Bewegt Euch nicht. Ihr seid verwundet“, sagte Catarine, kniete sich abermals neben ihm nieder und hielt ihn mit einer Hand an seiner Schulter zurück.

Er zitterte. „Meine Männer?“

Sie sah zu den Leichen, die inmitten von Blutlachen überall um sie herum lagen. „Es tut mir leid. Sie sind tot.“

„Um Gottes willen“, stieß er hervor.

Atair meldete sich wieder zu Wort. „Catarine, wir müssen gehen.“

Stirnrunzelnd sah sie ihren Freund an. „Er wird an seinen Verletzungen sterben, wenn ich ihn zurücklasse.“

„Und die Spuren der englischen Krieger, denen wir folgen müssen?“, fragte der Anführer der Feenkrieger noch einmal ungeduldig.

Bisher hatte sie nie gezögert, wenn sie Entscheidungen treffen musste. Die Feenkrieger schätzten diese Charaktereigenschaft an ihr. Aber jetzt wusste sie nicht weiter. Außerdem ging ihr Sionns Bemerkung über die Gesetze der Anderwelt nicht aus dem Kopf, nach denen sie Lord Grey nicht helfen durfte. Wenn sie blieb und ihr Vater erfuhr davon, musste sie mit Konsequenzen rechnen.

„Atair, nimm Kuircc, Magnus, Ranulf und Drax mit zum Steinkreis und schwärmt dort aus“, sagte sie. „Wenn ihr die Spur der englischen Krieger findet, kehrt zu mir zurück.“

Atair nickte grimmig. „Wenn wir Erfolg haben, werdet Ihr dann mit uns zurück in die Anderwelt kommen?“

„Deine Frage ist überflüssig.“

„Aye“, stimmte Atair ihr zu. „Ebenso überflüssig wie Euer Wunsch, hierzubleiben und einem Men…“

„Es reicht“, sagte sie und zeigte verstohlen auf Lord Grey. Sie kannten diesen Menschen nicht und vertrauten ihm nicht genug, um in seiner Gegenwart offen über die Anderwelt zu reden.

Gebieterisch wies Atair seine vier Männer an, sich auf den Weg zu machen. Mit leisen Schritten eilten sie auf die alten Steinblöcke zu.

Sionn nickte. „Ich bleibe in der Nähe.“ Er ging ein paar Schritte beiseite.

„Eng… englische Krieger?“, fragte Lord Grey verwirrt.

Catarine konzentrierte sich auf den Verletzten. „Am besten, Ihr sprecht und bewegt Euch nicht“, sagte sie. „Ich muss Eure Wunden untersuchen.“

„Keine Zeit“, keuchte er mit verzerrtem Gesicht und wollte sich aufrichten. „Ich … ich muss meinen König retten.“

Resolut hielt sie ihn an seinen Schultern fest, um ihn am Aufstehen zu hindern. „Wenn Ihr Eurem König jetzt folgt, werdet Ihr sterben.“

Das kann sein, dachte Trálin. Aber wenn er jetzt nichts unternahm, geriet das Leben des Königspaars ernsthaft in Gefahr.

Andererseits: Wer auch immer heute Nacht Loch Leven Castle gestürmt hatte, um die Krone zu erringen, hätte den König und die Königin ohne Weiteres im Schlaf töten können. Es ergab keinen Sinn. Aber er würde die Wahrheit herausfinden und das Herrscherpaar befreien.

Er bewegte sich und zuckte vor Schmerz zusammen. Er versuchte, Haltung zu bewahren. Verdammt, er musste sich zusammenreißen.

„Lord Grey?“, sagte die sanfte, wohlklingende Stimme.

Trálin wandte sich der Frau zu, die ihn festhielt. Wie verzaubert starrte er sie an – fasziniert von ihrer Schönheit. Die Intensität ihres Blicks faszinierte ihn. Er sehnte sich danach, sie an sich zu drücken und ihr seine Geheimnisse anzuvertrauen.

Aufgewühlt von den Gefühlen, die ihre Gegenwart in ihm auslöste, räusperte er sich. „Ich … ich muss herausfinden, wohin die Entführer des Königs und der Königin gegangen sind.“

„Stirling Castle“, erwiderte sie. „Und nun legt Euch wieder hin und lasst mich Eure Wunden untersuchen.“

Er wurde misstrauisch. „Woher wisst Ihr, wohin sie gegangen sind?“

Sie zögerte. „Ich habe es aufgeschnappt.“

„Aufgeschnappt? Was haben die Männer noch gesagt?“

„Lord Grey“, sagte sie verdrossen. „Wenn Ihr Euch jetzt wieder hinlegt und mir gestattet, mich um Euch zu kümmern, könnt Ihr mich alles fragen, was Ihr wollt.“

„Werdet Ihr meine Fragen auch beantworten?“ Diese Frau, die wie eine Fee aussah, beeindruckte ihn. Ihm war auch ihre ungewöhnliche Kleidung aufgefallen. Sie trug ein Kleid aus einem seidigen Material, dass von einem juwelenbesetzten Gürtel zusammengehalten wurde. Er zögerte. Wer war diese Frau? Ihrer kostbaren Kleidung nach zu urteilen eine wohlhabende Person oder die Tochter eines Adeligen. Jedenfalls war sie eine Fremde, der er nicht trauen konnte. Er betrachtete sie aufmerksam, während sie schwieg. „Ihr habt gesagt, dass ich Euch alles fragen könne, wenn ich Euch erlaube, dass Ihr Euch um meine Wunden kümmert. Aber werdet Ihr meine Fragen auch beantworten?“

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Könnte sein.“

„Dann ist es gut.“ Er biss die Zähne zusammen und streckte sich auf dem kühlen, feuchten Boden aus.

„Und nun bewegt Euch bitte nicht.“ Mit geübten Bewegungen entfernte sie seinen Kettenpanzer. „Ich bin sofort zurück.“ Sie wollte aufstehen.

„Catarine.“

Die schöne Frau verharrte und sah ihn argwöhnisch an.

„Ich habe gehört, dass einer der Männer Euch so genannt hat. Ihr heißt doch so, oder?“

„Aye.“ Aus ihren Augen verschwand jegliche Wärme. Sie schien nun auf der Hut zu sein, kam rasch auf die Füße und trat einen Schritt zurück.

„Der Name passt zu Eurer Schönheit. Er geht einem Mann glatt von der Zunge.“

Abschätzend sah sie ihn an. „Ihr habt sicher Erfahrung darin, eine Frau zu umwerben. Spart Euch die schönen Worte für eine andere auf. Ihr seid nicht die Art Mann, die ich suche.“

Die Zurückweisung schreckte ihn nicht ab. Im Gegenteil: Er war sogar beeindruckt. Egal, was sie glaubte, er hatte mit einer Frau noch nie so gesprochen. „Fühlt Ihr es auch?“

Sie warf dem schlanken, blondhaarigen Krieger, der ganz in der Nähe stand, einen Blick zu. Bei Trálins Worten kniff er die Augen zusammen.

Die schöne Frau sah wieder Trálin an. „Ich fühle nichts.“

Er war sicher, dass sie log. Und warum hatte sie ihn so rasch zurückgewiesen? Sie schien an der Aufrichtigkeit seines Kompliments zu zweifeln. Aber warum? Sein König und seine Königin waren entführt worden. Da stand ihm doch nicht der Sinn nach falschen Schmeicheleien!

„Ich komme gleich zurück“, sagte sie. „Ich hole Wasser, um Eure Wunden zu reinigen.“

„Ich sage immer die Wahrheit.“ Neugierig wartete er auf ihre Reaktion.

„Ach ja?“

Ihre skeptische Antwort schürte sein Interesse nur noch mehr. „Aye.“

Sie musterte ihn ausführlich, dann ging sie. Kurz darauf kehrte sie mit einer aus Gras geflochtenen Schale zurück. Sie hockte sich hin, riss ein Stück Stoff aus dem Saum ihres Kleides und begann, seine Wunden behutsam zu säubern.

Er nahm den Duft von Gras und Lilien wahr und hob ein wenig den Kopf. „Zu welchem Clan gehört Ihr?“

Sie spülte die größte Wunde mit Wasser und drückte dann ein feuchtes Stück Tuch darauf.

Der Schmerz ließ ihn aufheulen. „Ist das die Antwort auf meine Frage?“

Sie furchte die Stirn.

Er gewann den Eindruck, als wäre die junge Frau sturer als andere Vertreterinnen ihres Geschlechts. Wenn sie die Tochter eines Adeligen war, würde ihn das nicht überraschen. Erschöpft ließ Trálin den Kopf auf den kühlen Boden sinken. „Wer sind die Männer, die Euch begleiten?“

Bedächtig säuberte sie eine weitere Wunde. „Meine Wache.“

Obwohl sie leise sprach, klang Autorität in ihren Worten mit. „Ihr seid eine Adelige.“

Bei seinen Worten hielt Catarine inne. „Aye.“

Seit seiner Jugend begleitete er den König auf Reisen und gehörte inzwischen zu dessen Leibwache. Wie konnte es sein, dass er diese umwerfende Frau noch nie gesehen hatte? „Wer ist Euer Vater?“

Sie räusperte sich. „Ihr kennt ihn nicht.“

„Lady Catarine, als schottischer Adeliger von hohem Ansehen bin ich allen Adeligen in Schottland und den meisten in England, Frankreich und vielen anderen Ländern begegnet. Auf meinen Reisen habe ich ganz sicher auch von Eurem Vater gehört.“

Sie presste die Lippen aufeinander.

„Ist es ein Geheimnis?“, fragte er. Ihre Aussprache klang schottisch; ihre Ausdrucksweise zeigte, dass sie gebildet war.

„Wie kommt es, dass Ihr dem schottischen König dient?“, fragte sie.

Schottischer König? Warum sprach sie von König Alexander als „schottischem“ und nicht als „unserem“ König? Ob ihre Treue einem anderen Herrscher galt?

Sein König war heute entführt worden. Durfte er ihr da überhaupt antworten? Schlimmer noch, er war nun der Einzige, der bezeugen konnte, dass der König aus Loch Leven Castle verschleppt worden war, nachdem seine Kameraden eben im Kampf ums Leben gekommen waren. Und warum war sie so zurückhaltend, wenn es um Auskünfte zu ihrer Person ging? Sie verschwieg ihm etwas, aber er würde schon noch herausfinden, was es war.

„Lady Catarine“, sagte er und wählte seine Worte mit Bedacht. „Ihr habt gesagt, die Entführer von König Alexander hätten erwähnt, sie wollten ihn nach Stirling Castle bringen.“

„Aye.“

„Was habt Ihr noch gehört?“

„Dass …“ Sie schaute weg.

„Sagt es!“

Sie sah ihn zornig an. „Dass sie König Alexander töten werden, wenn er nicht tut, was ihr Herr von ihm verlangt.“

2. KAPITEL

Lord Grey traute ihr nicht. Catarine verstand das. Er war ein Krieger und seinem König treu ergeben. Er glaubte, sie stecke mit den Entführern des Königs unter einer Decke.

Sie strich über die Lederscheide ihres Dolchs. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Lord Grey sie nach ihrer Familie fragte. Überhaupt hatte sie nicht vorgehabt, sich länger mit ihm zu unterhalten. Abgesehen davon ging es das Feenvolk nichts an, was mit dem schottischen Herrscher passierte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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