Verzwickt und angerissen - Madeleine Dunja - E-Book

Verzwickt und angerissen E-Book

Madeleine Dunja

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Beschreibung

Hatten Sie nicht schon einmal das Gefühl, dass Ihr Gemüse ein Eigenleben führt? Haben Sie noch nie gedacht, dass sich Ihre Regenwürmer verdächtig benehmen? Und ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Ihre Schafe krumme Dinger drehen, während die Schweine seit neuestem mit Zylinder und Spazierstock in geheimer Mission durch die Straßen schlendern? Nein? Dann leiden Sie an der „Caesitas“ (Verblendung), hervorgerufen durch Ängste, sich mit außergewöhnlichen Aspekten zu konfrontieren. Sie wollen einen Einblick in diese Welt bekommen? Nun, dann schlagen Sie das Inhaltsverzeichnis auf und entscheiden Sie, welchen Oberbegriff Sie als erstes vertiefen möchten. Dennoch bitten wir Sie, behutsam und nur eine Geschichte nach der anderen zu lesen, die Inhalte könnten Sie sonst unter Umständen etwas aufwühlen - und das liegt uns gänzlich fern.

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Madeleine Dunja

Verzwickt und angerissen

Einblicke in das Leben von Minderheiten

Kurzgeschichten

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Impressum:

© by Verlag Kern GmbH, Ilmenau

© Inhaltliche Rechte beim Autor

1. Auflage, April 2017

Autorin: Madeleine Dunja

Bildquelle Cover: aufgerissenes Papier - fotolia | © pico,

rotes Schweinchen - fotolia | © sorcerer11

Zeichnung Schwein, S.83: von der Autorin

Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

Lektorat: Manfred Enderle

Sprache: deutsch, broschiert

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

ISBN: 9783957162-236

ISBN E-Book: 9783957162-397

www.verlag-kern.de

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Übersetzung, Entnahme von Abbildungen, Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, Speicherung in DV-Systemen oder auf elektronischen Datenträgern sowie die Bereitstellung der Inhalte im Internet oder anderen Kommunikationsträgern ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags auch bei nur auszugsweiser Verwendung strafbar.

Als ich, Bixi Schweino, von der Autorin dieses Buches aufgefordert wurde, eine Danksagung zu schreiben, fiel mir beim besten Willen nichts ein. Überfordert von der mir auferlegten Bürde, habe ich einige Zeit im Internet verbracht und mir Reden von Trauzeugen angesehen. Das endete in einer sturzartigen Entleerung meiner Tränenbunker und half mir keinesfalls dabei, einen Kreativitätsschub zu erlangen. Dann versuchte ich es mit einem Kreativitätsbier, das hatte allerdings den Effekt, dass mir die Danksagung so ziemlich egal wurde. Denn ich glaube, es wird keine Seite so schnell überblättert wie die Danksagung, also wieso sollte ich kreativ werden?! Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, an dieser Stelle meiner „Geliebten“ zu danken, um herauszufinden, wie lange es dauern würde, bis meiner Verlobten das auffiel.

Aber dann bemerkte ich, dass eine Danksagung aus zwei Wörtern besteht, „Dank“ und „Sagen“ und ich verstand nicht, wieso es nicht Dankschreiben heißt, denn ich bin mir sicher, dass die Autorin sich bei allen, die ihr geholfen haben, persönlich bedanken wird. Wahrscheinlich wird sie eine Party mit all ihren Liebsten und Angestellten, wie mich, schmeißen. Sie wird schweinefreies Essen und viel zu trinken auftischen. Dann wird sie mir eine Rolle in ihrem nächsten Buch versprechen und mir eine Gehaltserhöhung geben. Wir werden tanzen und Spaß haben und ich hoffe, dass all diejenigen, die sich jetzt angesprochen fühlen, wissen, sie muss euch wirklich lieben, denn so unter uns, ich bin wirklich ein ziemlich teurer Schweine-Ghostwriter.

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Danksagung

DIE MODERNE HAUSFRAU

Nutzungsempfehlungen

Die Käseorgie

Angemessene Arbeitsbekleidung

Kindesentwicklung

Schrankkoffer

Unter Tatverdacht

VON MÄNNERN UND REGENWÜRMERN …

Selbstverliebt

Der Wurstkomplex

Kammerjäger

Keine Fangbeschränkung!!!

Mein Freund ARPA

Verbrecherregenwurm

Die geheime Identität

Zeitreise

DAS LEBEN VON MINDERHEITEN ODER DIE GÜRKCHENPROBLEMATIK

Zwei Essiggürkchen

Zwei Tomaten

Die Räuchersalami und der Räucheraal

Ein Schwank aus dem Glas

Der Kaktus

DIE NEUE INTELLIGENZIA …

Das Triumvischaf

Hofdispute

Die Invasion der Schweine (wie alles begann)

Über den Autor

Die Frischhaltefolienaffäre

Meditation in Vollendung

WM 2014 kommentiert von Bixi Schweino

Lebensweisheiten

Ein Haar in der Suppe

Beziehungskrisen und Ringelschwänzchen

Labyrinth der Liebe

Entfallene Szenen

SCHWARZE SEITEN

Vampir Graf zu Gutendorf

Sarg-Shoppen

Das erste Date …

Ebenfalls im Verlag-Kern erschienen

Fußnote

DIE MODERNE HAUSFRAU

Nutzungsempfehlungen

Sehr geehrter Kunde, vielen Dank, dass Sie sich für unsere Matratze „Comfort 2017“ der Firma „Sweet Dreams“ entschieden haben. Wir hoffen, dass Sie an dem Produkt lange Freude haben werden und bitten Sie aus diesem Grund, die folgenden Produktanweisungen gründlich durchzulesen und für Garantiezwecke zu befolgen:

1. Bitte lassen Sie die Matratze nur in zertifizierten Wäschereien der Firma „Sweet Dreams“ reinigen. Eine Liste der zertifizierten Wäschereien finden Sie auf unserer Homepage. Wir bitten Sie in diesem Sinne, das beiliegende Reinigungsheft abstempeln zu lassen.

2. Da uns Ihr Wohlbefinden und die Umwelt am Herzen liegen, werden die Matratzen in unseren Wäschereien nur mit einem speziellen biologischen Waschmittel gereinigt. Die Zutaten stammen ausschließlich aus ökologischem Anbau und sind zu 100% biologisch abbaubar. Entsprechende Prüfsiegel wurden von der Umweltbehörde ausgestellt. Das Produkt regt die Bildung einer Patina an, die unsere Produkte so einzigartig und widerstandsfähig machen.

3. Um eine beidseitig synchrone Abnutzung der Matratze zu gewährleisten, ist es notwendig, die Matratze alle zwei Wochen zu wenden. Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass die Firma „Sweet Dreams“ keine Garantie für unzureichend gedrehte Matratzen übernimmt.

4. Für die optimale Gewichtsverteilung ist es notwendig, die Matratze langsam einzuliegen. Die ersten paar Tage sollte das Produkt nicht mehr als eine Stunde am Stück pro Tag belegen oder beschlafen werden. Danach erfolgt ein schrittweiser Anstieg der Nutzungsdauer. Wir bitten Sie an dieser Stelle, sich mit Ihrem zuständigen Kundenberater in Verbindung zu setzen, um einen individuellen Beschlafungsplan ganz nach Ihren Wünschen zu erstellen.

5. Wir bitten Sie, in den ersten sechs Monaten auf jegliche Stoßbelastung der Matratze zu verzichten.

6. In unserer Garantiewerkstatt werden alle eingereichten Garantiefälle speziell für Sie auf Herz und Lunge geprüft. Mit einem speziellen Schwarzlichtverfahren werden die synchrone Belastung der Matratze sowie die Auswirkungen von Stoßbelastungen auf Patina und Strukturstärke ermittelt. Mit diesem anerkannten wissenschaftlichen Verfahren ist es uns möglich, den Kunden individuell in seinem Liegeverhalten zu beraten und produktionsbedingte Fehlkonstruktionen zu ersetzen.

Viel Spaß mit dem Produkt

Die Käseorgie

Als sie den Kühlschrank öffnete und ihr der Geruch der gähnenden Lehre entgegenschlug, musste sie zugeben, dass es in ihrem Kopf sicherlich ähnlich aussehen musste, immerhin hatte sie seit Tagen vergessen, einzukaufen. Doch nun war es zu spät dazu, die Tanke an der Ecke hatte vor drei Tagen geschlossen und so blickte ihr nur dieses leicht verdorben aussehende Stückchen Käse entgegen.

Sie seufzte, streckte den Arm aus und nahm es in die Hand.

Es fühlte sich hart an. An sich war das kein Zeichen des Verfalls, im Gegenteil. Wenn aus dem Gouda Glibber geworden wäre, dann hätte sie das sicherlich mehr beunruhigt.

Sie drehte und wendete den Käse in der Hand, eine Seite war durch das Kondenswasser des Kühlschrankes angefeuchtet und ein wenig Schimmel machte sich auch schon breit. Das allerdings erachtete sie nicht als sonderlich schlimm, schließlich konnte man den Schimmel gut mit einem Messer vom Gouda abkratzen. Und überhaupt, Gouda wurde bekanntlich immer besser, je länger er reifte.

Auch der Schimmel war sicherlich unbedenklich, wahrscheinlich hatte der Gouda einfach ein wildes Techtelmechtel mit dem Blauschimmelkäse gehabt, den sie bis vor ein paar Tagen noch im Kühlschrank gehortet hatte. Das hatte man nun davon, wenn man zwei Käsearten in das gleiche Fach legte, dabei war doch so viel Platz im übrigen Kühlschrank gewesen … Aber sei es drum, sie hatte es hier offensichtlich mit einem durch Erfahrung gereiften Gouda zu tun, dessen letzte Beziehung nicht ganz ohne Spuren an ihm vorbeigegangen war, ihn verletzt und eine harte Schale hinterlassen hatte.

Was passte also zu einem so deliziösen und sicherlich wertvollen Stück Käse?

Eindeutig ein guter Wein!

Käse und Wein, die gehörten seit jeher zusammen und waren eine sichere Wahl in Fragen der Bewirtung von Gästen.

Entschlossen wandte sie sich also ihrem Weinschrank zu, was allerdings zu einer sofortigen Ernüchterung führte. Es war nur noch ein, vermutlich billiger, Werbegeschenkwein dort zu finden, der es sich bereits seit zwei Jahren dort bequem machte. Als Gelegenheitsweinkennerin wusste sie allerdings, dass reifere Weine ein Vermögen kosteten, sicherlich war auch dieser durch seine intensive Standzeit gereift. Das einzig Wichtige war nur, ihn anständig atmen zu lassen und er würde das fragwürdige Bouquet eines billigen Geschenkweines sicherlich verlieren. Zu gut durfte der Wein allerdings auch nicht sein, denn dann würde er sicherlich nicht mehr mit dem Gouda harmonieren. Eine Symbiose beider Zutaten war daher anzustreben.

Natürlich war das Zusammenführen beider Zutaten mit einem gewissen Risiko verbunden, doch was blieb ihr anderes übrig, als der Gefahr mit erhobenem Haupte entgegenzutreten? Sie hatte das Schlamassel schließlich selbst zu verantworten.

Kurz entschlossen wanderte der Gouda unter den Wasserhahn, wurde geschruppt und die Rinde ein wenig abgehobelt. Den gesamten Schimmel bekam sie leider nicht ab, aber der hatte sich bereits so gut in den Käse eingearbeitet, dass man nur das Licht dimmen musste und schon konnte man meinen, im Käse wären Kräuter verarbeitet worden. Der Wein wurde entkorkt und entlüftet, während sie den Käse in kleine Würfel schnitt.

Appetitlich angerichtet mit kleinen Spießen und den Wein in eine ansprechende Karaffe gefüllt, balancierte sie nun alles auf einem Tablett ins Wohnzimmer, in dem ihr Date bereits auf sie wartete.

„Ich hoffe, dir sagt Wein und Käse zu“, sagte sie beiläufig und richtete alles auf dem Couchtisch an.

„Beeindruckend, das sieht wirklich gut aus. Aber du weißt doch, ich bin Veganer“, erklärte ihr Date entschuldigend.

Das hörte sie nicht gerne und gleichzeitig war es peinlich, denn sie konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, ob er ihr das bei einer vorigen Unterhaltung bereits erzählt hatte.

Sie hätte einfach besser zuhören, als die ganze Zeit auf seinen Hintern starren sollen. Gleichzeitig machte sie diese Bemerkung aber auch wütend. Sie hätte ihm einfach ein paar ranzige Chips vor die Füße knallen sollen.

„Du isst gefälligst, was auf den Tisch kommt!! Was ist denn das für eine Art?! Du glaubst wohl, du kannst hier Bestellungen aufgeben! Aufwachen!! Ich bin ja wohl nicht deine Bedienung!!“

Vollkommen verstört blickte ihr Date sie mit weit aufgerissenen Augen an und griff wie in Trance nach dem Käse … doch seine Hände griffen ins Leere.

„Wo ist denn der Käse?“, fragte er verwirrt und auch sie blickte ratlos drein.

Offensichtlich hatte sich der Schimmel mit dem Käse auf dem Rücken aus dem Staub gemacht …

Angemessene Arbeitsbekleidung

Schnell flitzte sie zu ihrem Aktenschrank und kramte die roten High Heels hervor, die für brenzlige, öffentlichkeitsrelevante Fälle dort immer in Bereitschaft standen.

Sie hatte nämlich leider die Angewohnheit, im verschlafenen Zustand nicht zu bemerken, dass sie mit ihren Hausschuhen aus der Wohnung taperte und damit zur Arbeit fuhr. Besonders zu Anfang ihrer Karriere war ihr das andauernd passiert. Das waren nicht ihre glorreichsten Zeiten gewesen und hatten sie gelehrt, dass es manchmal besser war, bodenlange Röcke zu tragen, die ihre Schuhwahl verdeckten. Sie war damals ziemlich stolz auf sich gewesen, auf so eine glorreiche Idee gekommen zu sein, immerhin konnte man einen alles bedeckenden Rock durchaus als angemessene Arbeitsbekleidung ansehen. Auch wenn dieser im Büro schon mal den einen oder anderen Papierstapel mitgerissen hatte und der Saum andauernd mit einer dicken Staubschicht und den kleinen Staubmäusen verziert war, die davon zeugten, dass die Putzfrauen schon ewig nicht mehr unter den Tischen gesaugt hatten.

Das hatte allerdings zur Folge, dass sie eine Staubmäusespur durch das Firmengebäude streute und durch den Schwung, den man beim Umdrehen mit diesen Röcken automatisch erzeugte, flogen die Dinger an Orte, an denen man nie eine Staubmaus vermutet hätte …

Wäre man nun ein gewiefter Pfadfinder und Spurenleser gewesen, hätte man anhand der Staubmäuse sicherlich ableiten können, wie viel Arbeitszeit sie wirklich an ihrem Schreibtisch verbrachte und wie viel der Zeit sie sich zum Rauchen oder auf die Toilette schlich.