16,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €
Tove Ditlevsens letzter Roman gilt neben der »Kopenhagen-Trilogie« als ihr literarisches Meisterwerk.
»Vilhelms Zimmer« ist Tove Ditlevsens literarisches Vermächtnis, der letzte Roman, den sie 1975 veröffentlichte. Er gilt neben der »Kopenhagen-Trilogie« als ihr Meisterwerk, wird als ihr kunstvollster und modernster Roman bezeichnet. Darin tauchen alle Themen auf, für die Ditlevsen steht: Sie erzählt die Geschichte einer Beziehung, die an Wildheit und Intensität kaum zu übertreffen ist, und vom hinreißenden Lebenswerk einer Frau und Künstlerin.
»Die vielleicht spektakulärste Wiederentdeckung der letzten Jahre.« DER SPIEGEL.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 247
Veröffentlichungsjahr: 2024
Lise und Vilhelm. Die stürmische Geschichte eines Paares, sie Dichterin, er Zeitungsredakteur, ihre innigen Kämpfe und ebenso innigen Versöhnungen, schließlich Trennung und der Kampf um Unabhängigkeit, den Sohn Tom, das Lebenswerk einer Frau und Künstlerin. In Tove Ditlevsens letztem Roman, »Vilhelms Zimmer«, steht alles auf dem Spiel. Der Roman ist ihr literarisches Vermächtnis und setzt einen unerschütterlichen Schlusspunkt unter das großartige Gesamtwerk der dänischen Autorin. Mit einem Nachwort ihrer Übersetzerin Ursel Allenstein.
Tove Ditlevsen, 1917-1976, gilt als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk. Die »Kopenhagen-Trilogie« ist ihr zentrales Werk, in dem sie das Porträt einer Frau schafft, die darauf besteht, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu leben. »Vilhelms Zimmer« ist Ditlevsens letzter Roman, den sie 1975 veröffentlichte, ein Jahr, bevor sie sich das Leben nahm.
Im Aufbau Verlag sind von ihr ebenfalls »Gesichter« und »Böses Glück« lieferbar.
Ursel Allenstein, 1978 geboren, studierte Skandinavistik und Germanistik in Frankfurt und Kopenhagen. Sie ist Übersetzerin aus dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen von u. a. Christina Hesselholdt, Sara Stridsberg und Johan Harstad. Für ihre Übersetzungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Jane-Scatcherd-Preis der Ledig-Rowohlt-Stiftung.
Einmal im Monat informieren wir Sie über
die besten Neuerscheinungen aus unserem vielfältigen ProgrammLesungen und Veranstaltungen rund um unsere BücherNeuigkeiten über unsere AutorenVideos, Lese- und Hörprobenattraktive Gewinnspiele, Aktionen und vieles mehrFolgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:
https://www.facebook.com/aufbau.verlag
Registrieren Sie sich jetzt unter:
http://www.aufbau-verlage.de/newsletter
Unter allen Neu-Anmeldungen verlosen wir
jeden Monat ein Novitäten-Buchpaket!
Tove Ditlevsen
Vilhelms Zimmer
Roman
Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein
Mit einem Nachwort von Ursel Allenstein
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Informationen zum Buch
Newsletter
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Ein Riss in der Ehe
Das Risiko der Liebe
Unsere Hassliebe
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Nachwort der Übersetzerin
Impressum
Wer von diesem Roman begeistert ist, liest auch ...
Das Zimmer existiert nicht mehr. Tag für Tag sah ich die fortschreitende Zerstörung durch die schmutzigen Fenster, wenn ich ohne einen anderen Grund dort vorbeiging. Reglos stand ich draußen auf dem Boulevard und starrte zu den weißen Zerstörern hinein, die stets so taten, als bemerkten sie mich gar nicht. Trotzdem herrschte ein seltsames, zorniges Einverständnis zwischen uns, wie bei der Umschlingung zweier Menschen, die sich inbrünstig hassen. Während ich dort im grellen Sonnenlicht stand und das Gesicht an die Scheibe drückte, gerieten sie in eine Art Rausch, der ihnen schier übermenschliche Kräfte verlieh. Sie rissen Mauern nieder, trugen auf ihren nackten, schwitzenden Rücken die weißen Flügeltüren hinaus und warfen sie in den Container direkt neben dem Hauseingang. Mit balletthaft übertriebenen Bewegungen stemmten sie den Boden auf, dabei waren die kleinen Parkettstücke gar nicht so schwer. Erst als auch die hohe, mit filigranen Ornamenten und fetten Stuckengeln verzierte Decke verschwunden war, verlor ich das Interesse an ihrer Zerstörungswut und begann, das Zimmer in mir selbst wieder aufzubauen. Und dort lebt es jetzt, erfüllt von flüsternden Schatten, von heiserem, an spöttische Vogelschreie erinnerndem Lachen und von warmen Tränen, die weggeküsst werden oder frei herabrinnen dürfen wie die Feuchtigkeit aus den Rissen der mit Leidenschaft und Verzweiflung gefleckten Tapete. Ich möchte ein Buch schreiben über Vilhelms Zimmer und alles, was darin geschah oder davon ausging; jene Ereignisse, die zu Lises Tod führten, den ich nur überlebt habe, damit ich ihre und Vilhelms Geschichte aufschreiben kann. Einen anderen Sinn hat mein Dasein nicht. Der Junge lebt in einem Internat, in das sein Vater ihn steckte, nachdem er wegen des Todes seiner Mutter zusammengebrochen war. Dort geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Jedes Wochenende besucht ihn ein Mädchen namens Lene. Sie ähnelt seiner Mutter in jungen Jahren, und die beiden sprechen immer über seine Kindheit, die finster und spannend ist wie ein Märchen; verglichen damit erscheint Lene ihre eigene Kindheit so langweilig, dass sie nie ein Wort darüber verliert. Ich selbst bin allein, und all meine Handlungen werden von innen heraus bestimmt. Andere Menschen gehen durch mich hindurch, als wäre ich ein Schatten; nur sehr wenige nehmen mich wahr, so wie die Zerstörer, doch auch sie geben sich taktvoll den Anschein, mich nicht zu bemerken.
Ich halte mich in meiner Wohnung auf, die zwei Hausnummern von der alten entfernt liegt, eine Wohnung, in der ich nie wohnen werde. Das Wort »Zuhause« hat für mich jede Bedeutung verloren, es ist lediglich etwas, das ich früher einmal besaß. Ich sitze neben meiner Schreibmaschine, von der ich manchmal glaube, sie entscheidet selbst, welche Tasten ich anschlagen soll. Ansonsten gibt es in diesem fremden Zimmer nichts außer meinem Bett, einem Kleiderschrank und einer Kommode. Das Fenster geht hinaus auf einen kleinen Hof mit Mülltonnen und Fahrradständern, genau wie in meiner Kindheit. Die übrigen drei Zimmer sind immer noch mit Umzugskartons zugestellt, die Gardinen und Rollläden hat der alte Witwer hängen lassen, denn sie hätten ohnehin nicht zu der Eigentumswohnung gepasst, die ihm die Gewerkschaft vermittelt hatte, als die Unterhändler endlich die Chance gekommen sahen, ihre EDV-Anlage in jenem Raum unterzubringen, der einmal Vilhelms Zimmer war. Es versteht sich von selbst, dass es abgerissen werden musste und die Unterhändler mit ihren dummen, feuchten Augen ebenso wie die Zerstörer und ich lediglich ein Vorwand waren, um zu jener inneren Wahrheit vorzudringen, die jedes Menschenleben sinnvoll und spannend macht. In Lises und Vilhelms Geschichte, die vielleicht auch von vielem anderen handeln wird, ist nichts zufällig, und nichts hätte anders sein können. Die meisten Tatsachen sind belanglos, aber einzelne von ihnen erweisen sich plötzlich als überraschend bedeutsam, wie wenn man irgendeinen Flicken aus der Tüte mit den Stoffresten zieht, und genau er macht das Muster schön und lebendig.
Heute haben sie den Container weggefahren, aus dem alles Wertvolle entfernt worden war. Der Rest war unbrauchbar, wertloser Sperrmüll, denn Vilhelm und Lise hatten ihr Herz nie an Dinge verloren, und zwei Menschen, die sich zwanzig Jahre lang tagtäglich für immer trennen, schaffen sich nichts Neues an und nehmen auch keine Veränderungen vor. Selbst meine Bilder habe ich weggeworfen, um mich besser auf die Bilder an der Wand meines Herzens konzentrieren zu können. Nur eines wollte ich behalten: Das Ausflugsfoto von Vilhelm und Lise auf dem Himmelbjerget. Wir sind jung und glücklich und strahlen so verliebt, dass der Fotograf bestimmt ganz neidisch wurde. Denn jedem reinen und neuen Anfang wohnt etwas inne, das in anderen Menschen den Drang weckt, dies schöne Gebäude zu zerstören oder zumindest die Steine durcheinanderzubringen, bis es schief und unvollkommen dasteht und niemanden mehr blendet. Das Sonderbarste an der großen Liebe ist, dass sie beschaut und ausgestellt werden möchte, als verdiene alles, was zwei derart Glückliche unternehmen, die Aufmerksamkeit der ganzen Welt. Später kann man sich unmöglich daran erinnern, was man damals eigentlich zueinander sagte, obwohl es ungeheuer wichtig schien und man sich kaum Schlaf gönnte, weil er gleichbedeutend mit Schweigen war. Und ehe man sich’s versah, war das Schweigen der natürliche Zustand und das Reden nur eine Art Fieber, das einen ab und zu befiel, und später breitete sich eine gefährliche Leere zwischen den Worten aus, die man viele Male im Mund drehte und wendete, ehe man sie herausließ. Die Wände rückten näher, so dass nicht mehr genug Luft im Raum blieb. Man musste etwas sagen, egal was, und selbst das fiel schwer, denn die Worte waren tief in der bitteren Traurigkeit unserer Seelen verschwunden.
Übrig bleiben (es war unser letztes Jahr in Birkerød) nur Wörter wie »Metzger«, »Regenwetter« oder »Junge«, und wir stoßen sie mit trockenen, tonlosen Stimmen aus, damit nichts Schreckliches eintritt, um eine gemeine und unwiderrufliche Tat zu verhindern. Sah Vilhelm gut aus? Seine makellose Haut hatte die Farbe von dickflüssiger Sahne mit einem Schuss Kaffee. Die hohen Wangenknochen schienen seine Augen schräg an die Schläfen zu ziehen. Die Augen waren graubraun mit einem dunklen Rand um die Iris, und schon damals lagen darunter rauchfarbene Schatten, die von einem leidgeplagten und ausschweifenden Leben zeugten. Früher konnte ich nicht fassen, wie eine Frau glücklich sein konnte, ohne ihn zu kennen, ebenso wenig, wie ich später verstand, dass jemand in ihn verliebt sein konnte, als ich es selbst nicht mehr war. Aber das konnten sie, und das waren sie (eine sanftmütige, untertänige Schar aus kleinen Damenfriseurinnen, Verkäuferinnen, Bürodamen und Fabrikarbeiterinnen), und durch ihre Liebe zu ihm flammte auch die meine heftig wieder auf und vertrieb diese Mohnblumenmädchen, diese zarten Skizzen, diese feinen Anfänge aus seinem geheimnisvollen Herzen. Mein Vilhelm, meiner!
Und dann war es ausgerechnet Mille, die ihn schließlich entführte, sie, zu der ich eine so enge Bindung entwickelt hatte, dass ich lange nicht wusste, wen von beiden ich mehr vermisste. Mille, die weder jung noch hübsch oder intelligent war, dafür aber eine Herzenskälte besaß, die selbst die unsere übertraf, wenn wir, erschöpft von unserer seltsamen Leidenschaft, dalagen und uns über die Mohnblumenmädchen amüsierten, deren kühle Blütenblätter widerstandslos vom Wind fortgeweht wurden. So konnte es, wie Mille in ihrem schwachsinnigen Brief ja auch geschrieben hatte, nicht weitergehen. Doch was war all unser Leid schon im Vergleich zur Glücksseligkeit der Lust? Lise empfand eine ohnmächtige Wut, als man ihr vor einem halben Jahr erzählte, Vilhelm sei dick geworden. Mille hatte ihn wie eine Gans gemästet, ihn gepolstert und gestriegelt und all seine feinen, finsteren Gedanken unter Bergen von Leberpastete begraben. Damit war Lises Vilhelm gestorben, und Mille erfüllte sie mit Abscheu. Der Zorn richtet sich ja immer gegen die Geliebte, doch selbst mit ihr versöhnte Lise sich, als sie die ganze Welt auslöschte. Und jetzt werde ich einzig und allein deshalb, weil ich dazu gezwungen bin, meine Geschichte erzählen. Und weil niemand anders es mit dem gleichen Recht und der gleichen Selbstverständlichkeit tun kann …
Frau Thomsen lebte davon, Zimmer an anständige junge Herren aus gutem Hause zu vermieten. Nach ihnen suchte sie jedenfalls in ihren Anzeigen. Ich möchte auch nicht ausschließen, dass in grauer Vorzeit einmal solche frischen, flaumigen Jünglinge irgendwo in ihrer riesigen und schmutzigen Wohnung existiert hatten, doch weil mir schon bei Frau Thomsens Anblick das Blut in den Adern gefriert, nehme ich an, sie waren schnell wieder verschwunden. Frau Thomsen verdächtigte ihre Untermieter sämtlicher unaufgeklärter Verbrechen und gönnte sich kaum Schlaf, weil sie fürchtete, den entscheidenden Beweis zu verpassen, sobald sie deren Kommen und Gehen nicht mehr unermüdlich ausspionierte. Wenn sie nicht freiwillig das Weite suchten, setzte sie ihre Mieter irgendwann vor die Tür. Und sofort waren wieder neue da, noch bevor sie die Bettwäsche wechseln konnte. Das erzählte sie ihnen jedenfalls mit ihrer heiseren, atemlosen Stimme, die ihren Gedanken hinterherhinkte wie bei einem Stotterer und sich zu einem monotonen Meckern beruhigte, wenn sie zu den munteren Beschreibungen des Lotterlebens ihrer ehemaligen Untermieter überging, die sich von einer armen, kranken alten Witwe, die ihre besten Tage hinter sich hatte, nur schwer zum Studium anhalten ließen. Nach und nach wurden die Zimmerherren immer weniger adrett und weniger jung, und das einzige Studium, dem sie sich widmeten, war das Zählen der Bettwanzenbisse, die sie sich im Laufe der Nacht zugezogen hatten.
Der alten Frau war es gleichgültig. Wenn sie sich beschwerten, kam sie ihnen zuvor und setzte sie vor die Tür. Oft vollzog sich der Rauswurf mithilfe der Polizei; sie machte die Beamten liebend gern auf all die unaufgeklärten Morde der letzten Zeit aufmerksam, die immer genau dann stattgefunden hatten, wenn es den verdächtigen Untermietern gelungen war, sich ihrer Aufsicht zu entziehen. Sie pflegte zu ergänzen, eines Tages werde man auch sie, Frau Thomsen, mit aufgeschlitzter Kehle in ihrem Bett finden. Ich bin nicht ganz abgeneigt, ihr recht zu geben, denn falls es solche Existenzen wie sie überhaupt gibt, hat Gott einen gewaltsamen und plötzlichen Tod für sie vorgesehen. Aber es interessiert mich nicht, ob es Frau Thomsen jemals gegeben hat. Sie ist ein Zipfel meines aufgelösten Bewusstseins, der nun auf der Welle von Wörtern davontreibt, sich an sie klammert und um Hilfe bittet, so wie auch ich meine Leser um Hilfe bitte, ja sogar darum, mich zu lieben, ganz unabhängig davon, in welchen Gestalten mein Gesicht, fließend und unbegreiflich wie eine Spiegelung im bewegten Wasser, hinter anderen Gesichtern auftauchen wird, die man viel lieber festhielte.
Wir wohnten unter Frau Thomsen. Da sie nur selten vor die Tür ging, war ich ihr im Laufe von zehn Jahren bloß drei oder vier Mal begegnet. Dann hatte sie immer schweigend dagestanden und mich nachdenklich angestarrt, als wollte sie mir an den Kragen und ärgerte sich, dass die Gelegenheit noch nicht gekommen war. Ihre Augen waren rotgeädert wie die eines Menschen, der niemals schläft, und ihre Hässlichkeit war derart vollkommen, dass sie mir eine Art schaudernden Respekt abverlangte; und gleichzeitig war ich nach unseren Begegnungen noch tagelang von ihrem kalten und gierigen Blick verstört. Sie hatte ihre Schlafkammer direkt über Vilhelms Zimmer, und ich spürte, wie ihre niederträchtigen, schmierigen Gedanken durch die Decke sickerten und sich unauflöslich mit meinen vermischten. Ich bin mir fast sicher, dass sie auch an jenem Tag im Treppenhaus lauerte und ihr knorpeliges, behaartes Ohr an unsere Wohnungstür presste, als Mille plötzlich im Wohnzimmer stand und sagte: »Das ist furchtbar! Er wird nie wieder zurückkommen – nach einundzwanzig Jahren!« Und die Arme ausbreitete und ihr Gesicht feucht wurde, als hätte jemand den Knopf einer versteckten Sprinkleranlage gedrückt, und ich fiel auf sie zu, um die Worte wieder in sie hineinzustopfen, zusammen mit all diesen dichtgedrängten Zähnen, die herausstürzen wollten, gefolgt von der restlichen Mille samt Skelett, bis nur noch ein kleiner feuchter Fleck übrig bliebe. Milles Sanftmut, ihr grässliches Unverständnis, ihre Durchtriebenheit! Und der Junge, der für einen Moment in die Höhe wuchs, so dass er durch die Augen seines Vaters blicken und dessen Stimme benutzen konnte: »Verschwinde augenblicklich! Du hast hier schon genug Leid verursacht.«
Die Alte war bestimmt zufrieden wieder zu sich hinaufgehumpelt. Sie hasste ausnahmslos alle Frauen, die jünger und schöner waren als sie selbst, also ungefähr den gesamten weiblichen Teil der Menschheit. Sie hasste den Mythos von der großen Liebe und sah ihre Zweifel an deren Existenz an diesem Schicksalstag bestätigt. – Und dennoch gab es den zarten Schatten einer solchen Liebe zwischen der hässlichen Vermieterin und dem vom Leben und sich selbst ruinierten jungen Mann, auf den sie eine morbide Anziehungskraft ausübte, selbst ihren schlechten Atem eingeschlossen.
Kurt, der nicht richtig lebte, hatte dennoch ein Leben. Wenn Frau Thomsen morgens sein Zimmer betrat, stellte er sich stets schlafend, doch sein Herz pochte heftig beim Gedanken daran, was bald passieren würde. Die Luft um ihn herum verdunkelte sich, und während die Alte sich hinkend näherte, ununterbrochen plappernd und mit ihren ewigen Zeitungen raschelnd, begann sein Körper zu glühen. Er berührte sich zärtlich unter der verklumpten Bettdecke des verstorbenen Herrn Thomsen, die so beißend nach Naphtalin stank, dass selbst eine halb verhungerte Bettwanze lieber tot umgefallen wäre, als sich ihr zu nähern. Die Vermieterin unterhielt ihn mit unglaublichen Geschichten über abscheuliche Lustmorde und grässliche Todeskämpfe, denen sie offenbar stets mit einer so kühlen, analytischen Klarheit beiwohnte, als wollte sie ihre Beobachtungen in einem wissenschaftlichen Werk festhalten. Hinter seinen zitternden Lidern sah Kurt, wie entzündete Gedärme auf Operationstische quollen, an denen betrunkene Ärzte standen und vergeblich versuchten, alles wieder hineinzustopfen. Und mit schreckensstarrer Ungeduld wartete er auf den Moment, in dem die Patientin mitten in der Betäubung aufwachte und einen letzten Schwall aus Blut und Schmerzensschreien von sich gab. Es gab zahlreiche Variationen dieser seltsamen oratorischen Entfaltung, die Frau Thomsen so lange wie möglich ausdehnte, bis sie zu sentimentalen Boulevardgeschichten von schönen jungen Frauen überging, die tapfer ihrem Krebstod ins Auge sahen, oder von einer unglücklichen Familie, deren brutal geschändetes und ermordetes Kind in einer nahe gelegenen Mülltonne gefunden wurde – in derselben Nacht, in der einer von Frau Thomsens Untermietern verschwunden war. Doch sie verpasste nie den richtigen Zeitpunkt. Wenn ihr Opfer zu keuchen begann und die Hände unter der Bettdecke auf einen brennenden Punkt konzentriert waren, ließ sie ihren schäbigen blauen Bademantel fallen und warf sich mit einer Leidenschaft auf Kurt, die von ihrer Verachtung für ihn nur umso mehr befeuert wurde. Und schließlich öffnete er seine verblüfften Puppenaugen, die fast überliefen vor Bewunderung darüber, welche Kraft in einem so ausgemergeltem Körper steckte. Anschließend schlief er sofort ein, und da er anderen Menschen gegenüber aufrichtig desinteressiert war, dachte er nie über das Leben nach, das seine sonderbare Liebhaberin führte, wenn sie sich außerhalb seines Blickfeldes befand. Es war ihm gleichgültig, und er wunderte sich auch nicht darüber, warum dieses vermeintliche Opfer so vieler misslungener Operationen noch keiner von ihnen erlegen war. Die einzige Erklärung, die ihm mitunter vorschwebte, galt auch für die übrige Welt: dass sie vielleicht nur in seiner eigenen Phantasie existierte. Das machte er sich allerdings nicht unbedingt bewusst, denn er verspürte keinerlei Drang zur Selbstanalyse. Irgendjemand hatte einmal Großes von Kurt erwartet, und tatsächlich hatte er auch eine ganze Reihe von undurchdringbaren Studiengängen begonnen, ehe man schließlich ganz damit aufhörte, etwas von ihm zu erwarten. Doch Frau Thomsen, die nie eine wertvolle Gelegenheit verstreichen ließ und überdies allen anderen Menschen ihre eigenen niederen Eigenschaften unterstellte, ärgerte sich schon lange darüber, dass dieser gesunde und brauchbare Körper auf ihre Kosten herumlungerte. Allerdings lässt sich auch die Möglichkeit nicht ganz ausschließen, dass sein Glück ihr am Herzen lag, vor allem, wenn es zu anderer Menschen Unglück führen konnte. Abgesehen von Reportagen über Morde und andere makabre Nachrichten studierte sie auch die Anzeigenseiten jeden Tag sorgfältig. Sie war so sehr darauf erpicht, sie vor allen anderen zu lesen, dass sie oft schon hinter dem Briefschlitz lauerte und die Zeitung schnappte, noch ehe sie zu Boden fiel.
An diesem Sonntagmorgen döste Kurt wie üblich faul vor sich hin, während die Gewissheit darüber, was bald geschehen würde, wie eine Frucht in ihm wuchs, die im Laufe der Nacht gereift war und nur noch darauf wartete, gepflückt zu werden. Und dann blieb dieser selige, gruselige und nervenaufreibende Augenblick aus, denn die Alte stürzte ins Zimmer und hatte sich vor lauter Aufregung nicht einmal Zeit genommen, die schmierige Perücke auf ihren kahlen Schädel zu klatschen. (Ihr Haar hatte sie durch einen Kunstfehler verloren, der von einem Arzt begangen worden war, gegen den sie bis heute prozessierte.) Kurt starrte sie bestürzt an, während ihm der Gedanke in den Kopf schoss, es könnte im Haus brennen oder einer der mörderischen Untermieter wäre mit erhobenem Messer hinter ihr her. Dann erblickte er die aufgeschlagene Zeitung in ihren zitternden Händen und fühlte sich plötzlich sehr müde und schutzlos. Das Kribbeln unter seinen Fingerkuppen verebbte, und er kniff vor Unbehagen die schmalen Nasenlöcher zusammen, als sie sich auf seine Bettkante setzte und mit ihrem trockenen, viereckigen Nagel auf eine Annonce tippte, die rot eingerahmt war und auch aufgrund ihrer Länge ins Auge fiel.
»Das ist sie«, zischte sie ihm ins Ohr. »Daran besteht gar kein Zweifel. Lies das! Es ist die Chance deines Lebens.«
»Wer?« Kurt drängte sich an die Wand, als hoffte er, sie würde seinen mickrigen Körper absorbieren (die Vermieterin fütterte ihn nur notdürftig und unregelmäßig), ihn in ihre saure Feuchtigkeit aufnehmen und zwischen zwei Schichten Tapete gleiten lassen.
»Die von unten, Lise Mundus, die mit den Liebesgedichten, ich habe dir doch schon oft erzählt, was diese Leute für ein Leben führen. Ich wusste es, als ich sie und den Jungen nach den Sommerferien allein nach Hause kommen sah. Die Letzte war zu schlau für sie. Sie ist mit ihm durchgebrannt, mit dem Mann. Eine verlassene Frau kann man immer leicht erkennen, oder jedenfalls kann ich es – sie sah nackter aus als komplett ausgezogen. Vor einem Monat wurde sie vom Krankenwagen abgeholt, aber das war nicht das erste Mal. Und obwohl ihr Mann nicht der Schönste ist, muss es doch die Hölle sein, eine geisteskranke Frau zu haben. Sie war sich immer zu fein, mich zu grüßen, aber sie ist sich nicht zu fein, per Anzeige nach einem neuen Mann zu suchen! So tief bin ich dann doch nie gesunken.«
Der Redestrom der Alten war so halsbrecherisch und atemlos, als fürchtete sie, nicht rechtzeitig alles loswerden zu können, bevor ihre Stimme von der Spule rutschte. Kurt spürte, dass er ihr in diesem Moment, wenn er ein Messer zur Hand und nur ein kleines bisschen mehr Zorn und Energie gehabt hätte, mit größter Kaltblütigkeit die Kehle hätte durchschneiden können. Das Leben war eine einzige Flucht von einem Versteck zum nächsten. Von einem Traum zum nächsten, und zwischen den Träumen Hunger, Kälte und Furcht –
Er schloss die Augen und kroch tiefer unter die Naphtalindecke. Dann sagte er höflich: »Wenn Sie wirklich unbedingt wollen, dass ich diese Anzeige lese, seien Sie doch so freundlich und machen Sie sich in der Zwischenzeit frisch.«
Er hatte die Frau nie geduzt, er kannte nicht einmal ihren Vornamen.
Frau Thomsen, die großen Wert auf gute Umgangsformen legte, verschwand gehorsam und mit einem schlürfenden Geräusch, als würde sie eine Auster verspeisen. Kurt las die Anzeige zerstreut und versuchte sich zu erinnern, was er über diese Frau gehört hatte. Doch alles verschwamm mit ähnlich gearteten Geschichten, mit stinkenden und aufwühlenden Abenteuern aus der menschlichen Kloake, der einzigen Welt, mit der die Alte vertraut war; Perversionen, die nur noch ungeheuerlicher wurden, wenn man sie lediglich andeutete. Gähnend überflog er die Anzeige und besann sich auf sein längst verkümmertes Talent, das Wesentliche in den Blick zu nehmen. »Nachdem ich aus einer langen, unglücklichen Ehe entkommen bin – 51 Jahre, aber noch frisch im Kopf – prächtiger fünfzehnjähriger Sohn – eine Größe der dänischen Literatur – Ferienhaus – große Wohnung im Stadtzentrum – vorübergehend von einer Nervenkrise außer Gefecht gesetzt – Autofahrer bevorzugt.« Kurt ließ die Zeitung auf den dreckigen Boden fallen und verspürte einen plötzlichen Drang, den Himmel zu sehen. Er hatte fast zwanzig Jahre an Orten gelebt, wo nur ein kleiner Ausschnitt davon zwischen Dächern und Mauern sichtbar war. Er schüttelte den Kopf und versenkte seine Sehnsucht wieder auf den Bodensatz der Vergangenheit. Er befasste sich nicht mit Erinnerungen, und wenn man nie an ihnen rührte, verblassten und verschwanden sie. Das Alter der Frau erschreckte ihn wie der Anblick früherer Schulfreunde, aus denen die Zeit eine Karikatur jener Kinder gemacht hatte, die man einmal gekannt und mit denen man gespielt hatte. Kurt der Unzulängliche fürchtete sich vor der schrecklichen Gegenleistung, die diese Frau von ihm verlangen würde. Kurt der Gute war hingegen ein wenig gerührt von der Formulierung »Autofahrer bevorzugt«, allerdings auch nicht mehr, als dass er hierin einen verzweifelten Ausweg sah, den unbarmherzigen Forderungen der Vermieterin zu entkommen. Jetzt hing die Müdigkeit hinter seinen Augenlidern wie flirrende rote Punkte, denn jetzt war es vorbei, der Traum war vorbei, und eine unüberschaubare Reihe von unberechenbaren Handlungen wäre notwendig. In Kurts Leben hatte es immer etwas gegeben, das nicht so weitergehen konnte, wenn er sich gerade damit abgefunden hatte. Und darin unterscheidet sich sein Dasein nicht groß von dem anderer Menschen. Es wird immer ein warmes Bett geben, das ein Verstorbener hinterlassen hat, und immer jemanden, der die geborgenen, intimen Falten des Lakens wieder glätten wird, die sich im Laufe der Nacht gebildet haben. Es wird immer eine Frau Thomsen geben, die einem erzählt, dass dies ein Ende haben muss, und einen Kurt den Guten oder Kurt den Schrecklichen, der es einsehen muss.
Als die Vermieterin, der nach eigener Aussage mehr als die Hälfte aller lebensnotwendigen inneren Organe fehlten, während sich der Rest in einem kritischen Zustand befand, in die unergründliche Höhle ihrer Wollust zurückkehrte, reichte ihr Anblick aus, um jeden Gedanken an einen Rückzug aus Kurts Kopf zu vertreiben. Sie hatte nicht allein ihre graue, schmuddelige Perücke angezogen, sondern auch etwas, das an ein Kleid erinnerte, etwas Blaues, Flatterndes, das – was auch immer sie damit eigentlich hatte bezwecken wollen – ihr seltsames Morgenritual für immer zerstörte.
»Sie haben recht«, sagte Kurt sanft. »Das ist die Chance meines Lebens.«
Und jemand oder etwas erwachte unten in Vilhelms verlassenem Zimmer. Ein kalter Sonnenstrahl wirbelte den Staub rings um das ungemachte Bett auf, und es knarrte leise in Hørups Gesammelten Werken, die Vilhelm einmal dem späteren Außenminister gestohlen hatte; in einer fernen Zeit, als sie noch im Wohnheim Studentergården zusammen wohnten und sich keiner von ihnen erträumt hätte, einmal jenen Gipfel der Macht zu erklimmen, auf dem sie jetzt standen. Die schweren Gardinen verströmten einen aufdringlichen Duft wie von billigem Parfüm, durch das der Schweiß hindurchdrang. Vielleicht rümpften die Stuckengel an der Decke sogar kurz die Nase über den Uringestank, der aus der umgefallenen Bodenvase drang, die Vilhelm einmal benutzt hatte, als er sich sturzbetrunken und verzweifelt nicht dazu aufraffen konnte, sein Zimmer zu verlassen. Und vielleicht entzog sich das eine oder andere Mohnblütenmädchen genau in diesem Moment einer flüchtigen Umarmung, geweckt von der Erinnerung an etwas Unfassbares, das ihr einmal widerfahren war, eines dieser Erlebnisse, die man vergessen muss, um weiterleben zu können. Es ist nicht einmal undenkbar, dass ein Schatten all dessen durch das Herz der unheimlichen Vermieterin huschte, als sie Kurt mit einem Lächeln, das ihr magermilchblaues Gebiss entblößte, Stift und Papier reichte, damit er auf die Anzeige antworten konnte.
Aber mit Sicherheit ahnte sie nicht, dass sie dadurch beinahe das Todesurteil über die einzige Form der Liebe vollstreckte, die sie je gekannt hatte.
Lise, die nicht mehr in sich selbst zugegen war, erwachte in der schönen blauen Dämmernacht davon, dass Greta senkrecht wie in einem Sarkophag in ihrem Bett saß und sie mit trockenen, brennenden Augen anstarrte.
»Ich habe Angst, verrückt zu werden«, sagte sie.
»Dazu besteht kein Grund«, sagte Lise ruhig, »du hast nur schwache Nerven.«
Von plötzlicher Fröhlichkeit und körperlichem Wohlbefinden gepackt, kroch Lise unter Gretas Haut und zwang den schnurgeraden, aufrechten Gedanken mit geübter Hand wieder hinab auf den Grund ihres glasklaren Inneren. Gretas kräftiger, schöner Körper sank weich und widerstandslos zurück auf das Kissen, und mit ihrer gewöhnlichen Marktschreierinnenstimme sagte sie: »Mach das Licht an, Lise, dann rauchen wir eine.«
So half sie Lise dabei, nicht zugegen zu sein, natürlich ohne dass diese es ahnte. Das hatte Greta in den vielen Wochen des Zusammenlebens gelernt. Sie stellte Lise nie vor eine Wahl. Sie bestimmte über sie, kommandierte sie herum und lenkte ihr gesamtes Verhalten. Jetzt entschied sie, dass Lise nicht schlafen, sondern rauchen sollte. Sie lagen auf ihre Ellbogen gestützt unter den angeknipsten Nachttischlampen und sprachen gedämpft miteinander, und es störte sie nicht im Geringsten, dass draußen jemand schrie. Das war bloß eine Anfängerin, die noch nichts verstanden hatte. Die Hausordnung untersagte es, im Bett zu rauchen und nachts das Licht einzuschalten, aber keinen kümmerte ernsthaft, ob sie eingehalten wurde. Dagegen wurde man der geschlossenen Abteilung für geisteskranke Frauen umgehend verwiesen, wenn man sich über einen längeren Zeitraum abnormal verhielt. Und jeder Mensch würde mir doch wohl beipflichten, dass es nicht normal ist, mitten in der Nacht aus vollem Hals zu schreien, splitternackt den langen Flur entlangzurennen oder – und das war das Schlimmste – die Reihen von Kräutertöpfen zu zerschmettern, mit der Frau Vodskov, die Köchin und wahre Chefin dieser Abteilung, die schmalen Fensterbänke schmückte. Für eine solche Unverfrorenheit gab es selbst in den ersten Tagen keinerlei Entschuldigung, und nicht einmal der liebenswürdige Oberarzt wäre bei seiner wöchentlichen Stippvisite in der Klinik auf die Idee gekommen, die Sünderin zu verteidigen. Wenn er es ein seltenes Mal doch versuchte, machte Frau Vodskov der anmaßenden Person das Leben so sehr zur Hölle, dass es schlimmer war als die Hölle dort draußen, und das will einiges heißen, wie du weißt, mein Geliebter. Für alle Dummköpfe, die immer noch glauben, wir würden in einer vernunftbestimmten Welt leben, mochte es zwar so aussehen, als entließe man hier die Kranken und behielte die Gesunden, aber Lise und Greta hatten ihre ganze zerbrechliche Geborgenheit in diesen sanften, gesetzmäßigen Wahnsinn gelegt, und es war ihr innigster Wunsch, weiter darin zu verharren.
»Morgen kommt der Oberarzt«, sagte Greta, »der Teufel soll ihn holen.«
»Uns wird nichts passieren. Ich habe zwei Küchendienste übernommen, und du warst beim Gärtner.«
In die Gärtnerei geschickt zu werden, war eine höchst vertrauenswürdige Aufgabe und allseits begehrt, es sei denn, man wollte unbedingt entlassen werden, was nur auf die wenigsten zutraf.
»Und morgen kommt Kurt der Dritte«, sagte Lise lachend.
»Den musst du nehmen«, entschied Greta ernst. »Du kannst nicht einen nach dem anderen verschmähen.«
»Der Letzte sah aus, als hätte er ein halbes Jahr in Salzlake gelegen.«
Beim Gedanken an ihn musste selbst Greta lachen. Ein kleiner, fetter und glatzköpfiger Bankangestellter, der Lises Ferienhaus verkaufen, das Geld in Aktien anlegen und ihren prächtigen Jungen aufs Internat schicken wollte. Unten im Skovly, wo er wie auch schon die Nr. 1 Kaffee und Käsebrote spendiert hatte, erklärte er Lise mit väterlicher Stimme, über das liebe Geld müsse sie sich ihren kleinen Kopf nicht zerbrechen. Darum werde er sich schon kümmern, solange sie hier sei und wieder gesund werde. Ihm fiel die Kinnlade herunter, als er hörte, dass Lise ihre leidigen Finanzen komplett einem Sozialarbeiter überlassen hatte und sich den kleinen Kopf lediglich über die Verwaltung jener hundert Kronen zerbrechen musste, die sie als wöchentliches Taschengeld ausgezahlt bekam.