Vögel, die verkünden Land - Sigrid Damm - E-Book

Vögel, die verkünden Land E-Book

Sigrid Damm

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Beschreibung

Die Rehabilitierung eines Dichters Sigrid Damm erzählt das Leben des wilden Träumers und ungewöhnlich begabten deutschen Dramatikers Jakob Michael Reinhold Lenz, das über die Jahrhunderte durch Halbwahrheiten und Goethes hartes Urteil in Dichtung und Wahrheit entstellt war. Kindheit im Baltikum in einem Pfarrhaus, Studienzeit in Königsberg bei Immanuel Kant, Flucht nach Straßburg und die glückvoll-produktiven Jahre dort, Freundschaft zu Goethe; schließlich Weimar und Goethes Bruch mit Lenz. Danach sein Umherirren in der Schweiz, Ausbruch der Krankheit, Rückkehr nach Livland. Und die letzten Jahre im russischen Exil, wo Lenz zweiundvierzigjährig auf offener Straße in Moskau stirbt.

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Seitenzahl: 548

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Sigrid Damm erzählt das Leben des wilden Träumers und ungewöhnlich begabten deutschen Dramatikers Jakob Michael Reinhold Lenz, das über die Jahrhunderte durch Halbwahrheiten und Goethes hartes Urteil in Dichtung und Wahrheit entstellt war. Kindheit im Baltikum in einem Pfarrhaus, Studienzeit in Königsberg bei Immanuel Kant, Flucht nach Straßburg und die glückvoll-produktiven Jahre dort, Freundschaft zu Goethe; schließlich Weimar und Goethes Bruch mit Lenz. Danach sein Umherirren in der Schweiz, Ausbruch der Krankheit, Rückkehr nach Livland. Und die letzten Jahre im russischen Exil, wo Lenz zweiundvierzigjährig auf offener Straße in Moskau stirbt.

Sigrid Damm, in Gotha/Thüringen geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und Mecklenburg. Die Autorin ist Mitglied des PEN und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Sie erhielt für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Feuchtwanger-, Mörike- und Fontane-Preis.

Im insel taschenbuch liegen u.a. von ihr vor: Cornelia Goethe (it 4417), Christiane und Goethe. Eine Recherche (it 4380), Goethes letzte Reise (it 3300), Das Leben des Friedrich Schiller. Eine Wanderung (it 3232), Wohin mit mir (it 4275).

Jakob Michael Reinhold Lenz. Bleistiftzeichnung,anonym, um 1777.

Sigrid Damm

Vögel, die verkündenLand

Das Leben des Jakob MichaelReinhold Lenz

Insel Verlag

eBook Insel Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4418.

© Insel Verlag Frankfurt am Main 1989

Diese Biographie erschien erstmals 1985 im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Umschlagabbildung: Jakob Michael Reinhold Lenz, G. F. Schmoll, Kupferstich, um 1775. Foto: Klassik Stiftung Weimar

eISBN 978-3-458-74202-9

www.insel-verlag.de

Erstes Kapitel

1

Jakob Michael Reinhold Lenz wird in ein geknechtetes und von Kriegen verwüstetes Land hineingeboren. Das an der nördlichen Ostsee und am Finnischen Meerbusen gelegene Baltikum, Lettland und Estland, Lenzens Heimat, damals Livland genannt, ist seit Jahrhunderten Streitplatz großer Mächte, der Schweden, der Deutschen, der Polen und Russen. Eroberung und Rückeroberung, Belagerung; Krieg, immer wieder Krieg. Am Beginn des achtzehnten Jahrhunderts werden dem Land die schwersten Wunden zugefügt. Der Nordische Krieg tobt. In Schutt und Asche fällt alles, selbst die Zeugnisse der Renaissance und Ordensgotik, die in den vorherigen Kriegen verschont blieben. 1702 schreibt der russische Feldherr Scheremetew stolz über die Pflichterfüllung an seinen Zaren Peter I.: »Ich habe Dir zu melden, daß der allmächtige Gott und die allerheiligste Gottesmutter Deinen Wunsch erfüllt haben; in dem feindlichen Lande gibt es nichts mehr zu verheeren; von Paskow bis Dorpat, die Welikaja herab, die Ufer des Peipus entlang, bis an die Mündung der Narwe bei Dorpat, hinter Dorpat, über Lais bis Reval, fünfzig Werst weit gegen Wesenberg und wieder von Dorpat den Embach aufwärts zum Felliner See, gegen Helmet und Karkus und hinter Karkus bis auf achtunddreißig Werst gegen Pernau und von Riga bis Walk: alles ist verwüstet. Alle Schlösser niedergelegt. Nichts steht aufrecht außer Pernau und Reval … sonst ist von Reval bis Riga alles mit Stumpf und Stiel ausgerottet: die Orte stehen nur noch auf der Karte verzeichnet … an Deutsche habe ich hundertvierzig gefangen; wieviel Esthen, weiß ich nicht zu sagen; die Kosaken haben dieses Geschäft unter sich betrieben; ich habe ihnen die Gefangenen nicht nehmen mögen, um ihren Eifer nicht abzukühlen … Vieh und Esthen haben wir in Menge gefangen. Kühe sind jetzt um drei Altznen zu haben, Schafe um zwei Dengen, kleine Kinder um eine Denge, größere um eine Griwa, vier Stück kauft man für eine Altzne.«

In der Buchführung des Feldherrn Scheremetew findet sich auch ein säuberliches Verzeichnis all der Ortschaften, die er niedergebrannt und vernichtet hat. Das lettische Dorf Casvaine ist darunter.

Kaum fünfzig Jahre, ein Menschenalter danach wird Jakob Michael Reinhold Lenz dort am 23. Januar 1751 geboren. Elend, Fremdherrschaft und Ausbeutung, Hungersnöte und Pest, Brände und Überschwemmungen – das sind die großen erschreckenden Bilder von Lenzens Kindheit und Jugend. Die Gedichte des Fünfzehnjährigen werden davon sprechen. Zugleich ist die Nachkriegszeit eine Zeit des Aufbruchs und der Wiederbelebung, der regen Bautätigkeit und landwirtschaftlichen Sanierung. Das Land versucht, sich aus der Lethargie zu befreien. Das erstarkende Rußland, unter dessen Herrschaft Livland nun als eine Provinz des zaristischen Reiches lebt, schenkt vor allem nach dem Machtantritt Katharinas diesem Landesteil große Aufmerksamkeit.

Der Geburtsort von Lenz liegt im Gebiet Wenden, das eine Landfläche von 1750 Haaken umfaßt und 227 Güter und 29 Kirchspiele hat. Das Dorf Casvaine ist eines der größten Kirchspiele. Armselig dennoch, vom Krieg gezeichnet. Die Ruine einer alten Lettenburg, eines erzbischöflichen Schlosses später, erhebt sich in der Nähe. Im Dorf selbst die Katen, die Holzhäuser der Letten, gedeckt mit Holzschindeln oder Schilf. Die Stallungen, Scheuern, Kleeten, Badstuben und Eiskeller. Das Pfarrhaus bescheiden, nur ein wenig größer als die Bauernkaten, mit mehreren Räumen und Nebengebäuden. Die kleine, wieder errichtete Holzkirche auf einer Anhöhe. Das einzige Gebäude aus Stein ist das zum Gut Karstenbehn gehörende Haus. Andere Gutshäuser sind weiter weg, vereinzelte Gehöfte, verstreut in der Umgebung liegend. Цасвание nennen die Russen das Dorf, die Deutschen sagen Seßwegen. Und die Deutschen sind die herrschende Schicht. Von ihnen werden die Güter verwaltet, und die Besitzer sind fast ausschließlich Deutsche. Armer deutscher Landadel, der von der Ausbeutung eines fremden Volkes lebt. »Undeutsche« nennen die Gutsbesitzer anmaßend die, denen das Land eigentlich gehört. Auch die Pfarrer sprechen von »Undeutschen«, denn auch sie sind zumeist Eingewanderte aus Norddeutschland. So auch der Pastor des lettischen Dorfes Casvaine. Es ist Christian David Lenz, Lenzens Vater.

Der 12. Januar 1751 nach dem alten russischen Kalender, der 23. nach dem neuen, der Tag der Geburt. Unruhe, Aufregung im Pfarrhaus. Die kleinen Geschwister in einem Raum gebannt. In der großen Stube die Vorgänge. Die Mutter Dorothea Lenz ist dreißig Jahre. Ihr viertes Kind ist es. Mehrere Tage später, an einem Sonntag, ist die Taufe. Wir sehen den kleinen Zug, der sich vom Pfarrhaus zur Kirche bewegt, Vater Lenz, der Pastor, die Mutter mit dem Kind. Die Großeltern mütterlicherseits, Marie Neoknapp und ihr Mann, Pastor in Neuhaus. Die Taufpaten, von Lenzens Vater in das Kirchenbuch eingetragen: »ein Herr Regierungschirurgus Harlebusch, der den Taufpaten Pfarrer Jakob Andreas Zimmerman vertritt und zugleich selbst Pate ist, ein Herr Obristleutenant H. Otto Reinhold von Igelströhm, Erbherr von Selbou und Kronenhof, eine Frau Baronin Catharine, Witwe von Tiefenhausen, geborene von Berg auf Gravendahl und Fräulein Helene von Berg, des Landraths von Berg auf Erlaa Fräulein Tochter, deren Stelle die Fräulein Helene von Tiefenhausen, der verwittweten Frau Baronin von Tiefenhausen älteste Tochter vertritt«.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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