Voll relativ!2 Die Nacht, in der die Farben verschwanden - Anastasia Braun - E-Book

Voll relativ!2 Die Nacht, in der die Farben verschwanden E-Book

Anastasia Braun

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Beschreibung

Kaum haben Max und seine Freunde dank ihrer Zeitreise alle Uhren und damit auch die Zeit nach Schnellbach zurückgebracht, geschehen erneut sonderbare Dinge. Erst taucht eine verrückte Motten-Lady auf, und dann sitzt ein auffällig gekleideter Mann auf der Schultoilette, der sich selbst als Sonnenkönig bezeichnet! Als nach einer Achterbahnfahrt in Professor Einstocks Vergnügungspark auch noch alle Farben verschwinden und Isaac Newton an ihrem Küchentisch sitzt, sind sich die Freunde sicher: Dahinter kann nur der fiese Schurke stecken, der auch die Zeit gestohlen hatte. Sie müssen schleunigst versuchen, ihn aufzuhalten und das Chaos mit den Farben wieder in Ordnung zu bringen!

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Seitenzahl: 134

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Anastasia Braun

Voll relativ!²

Die Nacht, in der die Farben verschwanden

Außerdem bei WooW Books erschienen:

Voll relativ! Der Tag, an dem die Zeit verschwand (Band 1)

 

© Arche Atrium Verlag AG, Imprint WooW Books, Zürich 2022

Alle Rechte vorbehalten

© Text und Illustrationen: Anastasia Braun

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

ISBN978-3-96177-596-5

 

www.WooW-Books.de

www.instagram.com/woowbooks_verlag

»Farbe ist eine Kraft, die die Seele direkt beeinflusst.«

Wassily Kandinsky

Was bisher geschah …

Morgenrot, Schlechtwetter droht

Der Tag begann seltsam. Ich wachte auf, bevor der Wecker klingelte. So etwas passierte mir eigentlich nie! Außer, ich hatte Geburtstag und war zu aufgeregt zum Schlafen. Manchmal auch, wenn ein spannender Schulausflug anstand. Heute aber war Donnerstag – von meiner Klasse auch »Doofertag« genannt, weil wir da eine Doppelstunde Deutsch hatten. Es würde also absolut gar nichts Aufregendes passieren. Das dachte ich zumindest an diesem frühen Morgen. Wer hätte denn ahnen können, wie dieser Tag noch enden würde?

Ein komisches Gefühl hatte ich dennoch, als ich den Wecker ausschaltete. Fünf Minuten hatte ich noch. Also kein Grund zur Panik! Schließlich wusste ich doch, dass Zeit nur das war, was ich daraus machte. Und in fünf Minuten konnte man eine ganze Menge machen! Zum Beispiel die Decke über den Kopf ziehen und so tun, als wäre man unsichtbar. Oder mit den großen Zehen sein Lieblingslied auf dem Fußteil des Bettes trommeln. Ich konnte aber auch meinem Goldfisch Alfi einen lustigen Witz erzählen. Er konnte zwar nicht sprechen und schon gar keine Wünsche erfüllen, wie man es vielleicht aus manchen Märchen kennt, für mich war er dennoch das allerbeste Haustier!

Außerdem gab es momentan sowieso nichts, was ich hätte ändern wollen. Ich hatte die besten Freunde der Welt, war Mitglied in einer supergeheimen Zeitreise-Gruppe, und seit der Uhrensache kam ich mit meinen Eltern erstaunlich gut zurecht. Statt mich zu nerven, nutzten sie endlich ihre freie Zeit für all die Dinge, die sie schon immer einmal machen wollten. Papa zum Beispiel nahm neuerdings Geigenunterricht, während Mama Yogakurse in ihrer Praxis anbot. Und je mehr meine Eltern sich ihre eigenen Träume erfüllten, desto weniger wurde ich zu Sachen gezwungen, auf die ich keine Lust hatte. Wie etwa Geige spielen oder Yoga.

»Guten Morgen, Maxi. Frühstück ist fertig!«, rief Mama. Leichtfüßig wie eine Elfe tänzelte sie zu mir ans Bett und drückte mir einen warmen Kuss auf die Stirn. Ohne den ständigen Zeitdruck in ihrem Kopf war sie oft so übertrieben entspannt drauf. Manchmal musste ich sie sogar daran erinnern, nicht zu trödeln. Denn so ein klein wenig Ordnung musste einfach sein. Wir hatten ja gesehen, wohin uns ein Leben ohne Zeit geführt hatte.

Fröhlich summend spazierte sie nun zum Fenster und zog die Vorhänge auf.

»Na, sieh mal einer an«, sagte sie. »Morgenrot, Schlechtwetter droht. Pack mal lieber einen Schirm für die Schule ein.«

Ich rieb mir die Augen.

»Wem droht das Morgenbrot?«, nuschelte ich verwirrt.

»Kein Brot!« Mama kicherte. »Morgenrot, Schlechtwetter droht. Ist eine alte Bauernregel, die Regen ankündigt.«

Was? Wie? Ich hüpfte sofort aus dem Bett und warf ebenfalls einen Blick nach draußen. Der Himmel sah tatsächlich so aus, als hätte jemand rote Farbe darübergeschüttet.

Mist!

Hoffentlich gab es kein Regenwetter. Ich freute mich nämlich schon seit Wochen darauf, mit Elli und Basti das verlängerte Wochenende im Zeitlos-Park zu verbringen. Da in Schnellbach gleichzeitig das alljährliche Brunnenfest stattfand, wollte Albert Einstock seinen Freizeitpark für Besucher schließen, um ein paar kleinere Reparaturen vorzunehmen. Der Professor hatte uns aber erlaubt, trotzdem zu kommen. Juhu! Keine Menschenmassen, kein Anstehen, nur meine besten Freunde und ich – was konnte es Schöneres geben?

Außerdem stand wieder unser wöchentliches geheimes Zeitreise-Gruppentreffen an. Wir hatten zwar nicht vor, noch einmal in die Vergangenheit zu reisen, aber es tat gut, mit meinen Freunden über unser verrücktes Abenteuer im 17. Jahrhundert zu sprechen. Denn so richtig verdaut hatte ich es noch immer nicht. Zeitreisen waren nun mal wirklich nichts für schwache Nerven.

»Ach, Maxi, mach dich doch bitte im Gäste-WC fertig, ja?«, riss mich Mama aus meinen Gedanken, während sie ganz nebenher ein paar echt peinliche Dehnübungen machte. Mit einer knappen Kopfbewegung wies sie zum Bad. »Das Rosinen-Omelett bekommt Papa wohl nicht so gut.«

Oh weh! Selbst durch die dicke Wand war nicht zu überhören, was mein Papa da auf dem Klo machte. Oder besser gesagt, wie dringend Mamas Omelett wieder aus ihm herauswollte.

Seufz!

Manche Dinge änderten sich wirklich nie. Wie zum Beispiel Mamas Kochkünste. Da konnte auch ein Paradoxon nichts ausrichten.

Also schleppte ich mich runter ins Gäste-WC, zog mich an und lief anschließend in die Küche. Mama saß bereits am Tisch und wartete auf mich. Sie schaute mich ganz komisch an. Mit großen, glänzenden Augen und einem breiten Lächeln.

»Probier mal«, hickste sie aufgeregt.

Dass sich Papas Körper mit allen Mitteln gegen Mamas Frühstück wehrte, hielt sie keineswegs davon ab, mir eine ordentliche Portion Omelett auf den Teller zu packen. Auf einen roten Teller. Mama meinte, die Farbe sei appetitanregend.

Puh!

Es war also noch schlimmer als gedacht. Denn dieses Geschirr holte sie immer dann raus, wenn sie ein neues Rezept ausprobierte, was wiederum für mich bedeutete, dass sie neben den Rosinen noch eine weitere eklige Zutat ergänzt hatte.

Spätestens jetzt schrillten bei mir wirklich alle Alarmglocken! Nicht umsonst galt Rot als Warnfarbe. Deshalb versuchte ich, mit der Gabel herauszufinden, was Mama in dem angebrannten Brei versteckt hatte.

Zum Glück klingelte es in diesem Moment an der Tür.

»Das muss Konstantin sein«, rief ich.

Erleichtert schob ich mein Frühstück beiseite. Nicht dass ich mich auf meinen nervigen Schulkameraden freute, aber gegen die Rosinen-Ei-Grausamkeit auf dem roten Teller war er definitiv das kleinere Übel.

Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Tut mir leid. Aber ich will ihn nicht schon wieder warten lassen.«

Daraufhin sprang Mama sofort vom Stuhl auf und stopfte hastig meine Brotdose in den Ranzen.

»Ja! Geh nur«, sagte sie, während sie nervös zum Fenster blickte.

Es war nämlich so: Das letzte Mal, als Konstantin im Vorgarten auf mich warten musste, hatte er unseren Briefkasten umdekoriert. Seither quoll dieser jeden Abend vor Briefen über. Und Mama ahnte wohl, dass Konstantin noch mehr solcher kreativen Einfälle auf Lager hatte.

Ich schnappte mir also den Regenschirm und eilte hinaus.

Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie Konstantin seinen Kaugummi an unseren rappelvollen Briefkasten klebte.

»Hey«, grummelte ich leise.

Er grinste breit. »Hey, Max! Wir müssen heute am Park-Kiosk vorbei. Ich brauche neue Kaugummis.«

Ächz!

Seitdem wir in die Vergangenheit gereist waren und er notgedrungen in unsere Zeitreise-Gruppe aufgenommen werden musste, holte Konstantin mich leider täglich zur Schule ab. Keine Ahnung, was er sich davon erhoffte. Nur weil er mich nicht mehr herumschubste, hieß das noch lange nicht, dass wir beste Freunde waren. Doch er war da wohl anderer Meinung.

»Da wir ja jetzt beste Kumpel sind …«, gab Konstantin kund, nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander hergelaufen waren, »… werde ich dir ein paar Dinge beibringen. Damit du auch so cool wirst wie ich. Fangen wir bei deinen Klamotten an.«

Ich blieb stehen und blickte unsicher an mir herab. »Was ist mit meinen Klamotten?«

»Nun ja, das soll jetzt keine Beleidigung sein, aber du siehst aus, als würde deine Oma die Klamotten für dich aussuchen«, meinte er etwas herablassend.

Genau das war der Grund, warum Konstantin wirklich NIEMALS mein Freund werden konnte. Elli und Basti waren meine Klamotten völlig egal. Es interessierte sie nicht die Bohne, wie ich aussah.

»Ich will gar nicht cool sein«, sagte ich gereizt. Und schon gar nicht wollte ich wie Konstantin werden! »Außerdem mag ich meine Klamotten.«

Daraufhin grunzte Konstantin belustigt. »He, he! Ja genau! Deshalb siehst du genauso uncool aus wie die Motten-Lady da!« Er deutete auf eine Frau in einem bodenlangen Kleid, das einen kringeligen Kragen und Ärmel wie zwei Luftballons hatte. In den Händen hielt sie einen Notizblock und eine Schreibfeder. Immer wieder steckte sie ihren Kopf in einen rosa blühenden Busch, um kurz darauf etwas in ihren Block zu kritzeln.

»Schau«, sagte Konstantin kopfschüttelnd. »So sehen Freaks aus. Und du willst doch nicht einer von ihnen sein, oder? Glaub mir, solche Menschen finden nie Freunde!«

Grrr. Mir wurde ganz heiß im Gesicht. Im Gegensatz zu ihm hatte ich sehr wohl Freunde! Er hing doch wie eine Klette an mir. Das musste aufhören. SOFORT!

»Ähm, was ist denn mit deinem Gesicht los?«, fragte Konstantin naserunzelnd. »Du bist ja rot wie eine Tomate.«

Ich holte tief Luft, denn ich war drauf und dran, zu explodieren.

»Du … du …« Weiter kam ich nicht. Im selben Moment platschte ein fetter Regentropfen auf meine Stirn, und ich zuckte zusammen.

Konstantin blickte in den Himmel.

»Ja, ja, du kannst mir später danken«, sagte er. »Ich geh mal fix Kaugummis holen!« Er schnappte sich ungefragt meinen Regenschirm, der seitlich in meinem Ranzen steckte, und stolzierte zum Kiosk.

Oh Mann! Dieser Junge trieb mich echt in den Wahnsinn! Noch nie in meinem Leben war ich so wütend gewesen! Zum Glück war im Stadtpark nichts los. So konnte ich wenigstens meinen Zorn ungehemmt an den unschuldigen Gänseblümchen auf dem Rasen auslassen. Ich trampelte und schnaufte. Sicher sah das von außen total bescheuert aus, aber das war mir jetzt auch egal. Ich konnte nicht einmal sagen, warum Konstantins Worte mich so sehr ärgerten. Seine Meinung interessierte mich doch überhaupt nicht! Meine Freunde mochten mich so, wie ich war. Außerdem hätten sie es mir bestimmt gesagt, wenn ich wie ein Freak herumlief, oder?

Auf einmal war ich mir da gar nicht mehr sicher. Vielleicht trauten sie sich nur nicht, mir die Wahrheit zu sagen?

Jetzt war ich so durcheinander und vom ganzen Trampeln außer Atem, dass mir schwindelig wurde. So bekam ich auch nicht mit, dass ich auf einmal direkt neben der Frau mit dem langen Kleid stand. Sie schien mich allerdings gar nicht zu bemerken.

Ganz vorsichtig pflückte sie etwas von einem Blatt und legte es in einen Behälter. Erst jetzt erkannte ich, dass in dem Gefäß Motten herumflatterten. Deshalb also hatte Konstantin sie »die Motten-Lady« genannt.

Ihre Kleidung sah sehr außergewöhnlich aus, das musste ich schon zugeben. Aber morgen stand ja das Brunnenfest an. Offensichtlich trug die Frau schon ihre Verkleidung.

Es war nämlich so, dass die Stadtbewohner wegen des Brunnenfestes jedes Jahr so ein Riesentheater veranstalteten. Dazu dachten sie sich die wildesten Sachen aus, wie zum Beispiel letztes Mal den Mittelaltermarkt. Neben selbst gemachtem Schmuck und schief getöpferten Tassen war die Innenstadt von schief singenden Minnesängern und Feuerspuckern geflutet worden. Die Euromünzen hatte man in Silberlinge umbenannt, und auch auf das Autofahren wurde über die Festtage komplett verzichtet. Denn im Mittelalter hatte es solche Sachen noch nicht gegeben.

Dieses Jahr stand alles unter dem Motto »Barock«. Das wusste ich von meinem Paps, der normalerweise auf dem Brunnenfest für die Waffeln zuständig war. Diesmal wollte er aber im Orchester die erste Geige spielen, hatte Mama mir erzählt. Deshalb würde sie sich nun um die Waffeln kümmern.

Mannomann! Mir taten die Leute schon jetzt leid, die das essen mussten.

Und neben all dem Rummel würden sich die Schnellbacher wieder in altertümliche Verkleidungen werfen, so wie die Motten-Lady da drüben. Vielleicht lief ja bereits irgendwo eine Probe für eine der geplanten Aufführungen.

Als die verkleidete Frau zur Seite trat, entdeckte ich hinter ihrem langen Rock noch mehr dieser Behälter im Gras.

Die Zitronenfalter kannte ich schon aus Oma Ilses Obstgarten. Sie hatten die Farbe einer knallgelben Zitrone. Wie die blauen Schmetterlinge hießen, wusste ich nicht. Ihre Flügel erinnerten mich aber an einen strahlend blauen Sommerhimmel.

Fasziniert trat ich noch ein wenig näher. So viele Schmetterlinge, und jeder einzelne war auf seine Art besonders.

Gerade, als ich die Frau fragen wollte, was sie mit all diesen schönen Insekten machen wollte, grölte der Kaugummi kauende Quälgeist über die Straße: »Jetzt komm schon! Wegen dir kommen wir noch zu spät zur Schule.«

Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

In der ersten Stunde hatten wir Musik. Da unsere Lehrerin, Frau Hoppe, noch nicht da war, holte ich schnell meinen Turnbeutel.

Meine Klamotten waren pitschepatschenass. Doch das war nicht der Grund, warum ich die Sportjacke herausholte und sie anzog. Obwohl ich mein orange kariertes T-Shirt total gerne mochte, fühlte ich mich plötzlich nicht mehr wohl darin. Konstantins fiese Bemerkung vorhin ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Ich musterte meine gelben Turnschuhe, die ich leider nicht so einfach unter einem Kleidungsstück verstecken konnte. Ich wusste nicht einmal, woher ich die Schuhe hatte. Eines Tages waren sie einfach da gewesen. Vermutlich hatte meine Mama sie mir besorgt, nachdem mir meine alten nicht mehr gepasst hatten. Das machte sie immer so. Nun fragte ich mich, ob man mit zehn Jahren überhaupt noch gelbe Schuhe trug. Sah ich vielleicht wirklich uncool aus, so wie Konstantin es behauptet hatte?

Verflixt! Das Ganze frustrierte mich. Genauso wie das miese Wetter draußen.

Der Regen trommelte inzwischen wie verrückt gegen das beschlagene Klassenfenster, und meine Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Nicht nur, dass Konstantin mich beleidigt und meinen Schirm geklaut hatte, wegen seiner blöden Kaugummis hatte ich es natürlich nicht mehr geschafft, mich vor dem Unterricht mit Elli und Basti zu treffen. Und das, obwohl unsere tägliche Sitzung unter der großen Eiche zu den wichtigsten Ereignissen des Tages gehörte.

Eigentlich wollten wir heute die neuen Flyer besprechen. Nachdem Professor Albert Einstock unseren Vorschlag in die Tat umgesetzt hatte und sein Zuhause zum Zeitlos-Park geworden war, brannte bei ihm die Hütte. Keine Panik! Sie brannte natürlich nicht wirklich. Das sagt man nur so, wenn irgendwo sehr viel los ist. Geldsorgen musste er sich jedenfalls keine mehr machen.

Sogar Menschen aus dem Ausland kamen in den Freizeitpark, um dort einen Tag oder gleich das ganze Wochenende zu verbringen. Albert Einstock und sein Hund Buddler hatten nun alle Hände und Pfoten voll zu tun. Und wir halfen den beiden, wo wir konnten. Wir kümmerten uns unter anderem um die Werbung und den Süßigkeitennachschub. Als Zeitreisende mit der Lizenz zum Naschen nahmen wir unsere Arbeit sehr ernst. Jeder Süßkram, der im Park verkauft wurde, musste vorher von uns getestet werden. Qualität hatte nun mal seinen Preis! In unserem Fall in Form von Karies, die wir heldenhaft in Kauf nahmen.

Ich spürte, wie etwas Leichtes an meinem Kopf abprallte. Eine Papierkugel landete auf dem Tisch neben meinem Mäppchen.

Vorsichtig schielte ich zu Frau Hoppe, die gerade summend die Tafel putzte. Dann entknüllte ich fix den Zettel.

Eine Nachricht von Basti:

Ich antwortete mit:

Eine weitere Erklärung brauchte mein bester Freund nicht. Er wusste genau, was ich meinte. Konstantin hatte nämlich ständig irgendwelche Einfälle, die vor dem Unterricht noch dringend erledigt werden mussten. Letzte Woche, zum Beispiel, musste er auf dem Schulweg unbedingt bei Herrn Staubkorn, dem Bibliotheksleiter, vorbei. Um seine Bestellung abzuholen. Natürlich wollte er keine Bücher mitnehmen, sondern eine Ladung Zirkusflöhe, die Herr Staubkorn nebenbei züchtete und verkaufte. Die Flöhe setzte Konstantin anschließend bei den Erstklässlern aus. Am darauffolgenden Tag hatten alle schulfrei, weil der Kammerjäger anrücken musste.

»Guten Morgen, liebe Kinder«, flötete Frau Hoppe übertrieben fröhlich. Dazu spielte sie auf der Ukulele. Seit der ganzen Uhrensache war bei ihr im Kopf leider etwas durcheinandergeraten. Obwohl wir die Zeit zurückgeholt hatten und es eigentlich überhaupt keinen Grund gab, sich so seltsam zu benehmen, unterrichtete Frau Hoppe nur noch singend.

Total verrückt!

Wahrscheinlich wäre es gar nicht so schlimm gewesen, wenn sie nicht das Gleiche von uns erwartet hätte. Das war vielleicht schräg, als Ahmet »Entschuldigen Sie, Frau Hoppe, mein Meerschweinchen hat die Hausaufgaben gefressen« singen musste.

Nachdem unsere Musiklehrerin die Anwesenheitsliste durchgeträllert hatte, kündigte sie für die nächste Stunde am Montag gleich noch einen Test an. Das genervte Stöhnen der Klasse übertönte sogar Frau Hoppes schrillen Gesang.

Im Moment nahmen wir die Tonleiter durch. Und als wäre das nicht kompliziert genug, behauptete Frau Hoppe, dass sie Farben hören konnte. Sieben Farben, sieben Töne – die Idee eines Wissenschaftlers aus dem 17. Jahrhundert namens Isaac Newton. So würden wir also neben der Tonleiter auch noch die Farbenlehre aufgreifen.

Seufz! Jetzt mussten wir also am Wochenende lernen. Vielen Dank auch, Isaac Newton!