Von Seesternen und anderen Hirnlosen - Sina Blackwood - E-Book

Von Seesternen und anderen Hirnlosen E-Book

Sina Blackwood

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Beschreibung

Seit über 50 Millionen Jahren gibt es Quallen, Seefedern, Seeanemonen, Seesterne. Von Letztgenannten allein schon 1600 Arten. Hirnlosigkeit praktisch als Erfolgsmodell. Inzwischen geht diese Lebensvariante sogar zum Landleben über. Ich möchte wetten, Sie sind einigen Exemplaren davon schon persönlich begegnet. Und es gibt sogar eine Geschichte im Buch, die auch in die tschechische Sprache übertragen wurde.

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Seitenzahl: 58

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Inhaltsverzeichnis

Blackwood Der Parasit

Albrecht Wozu macht man Politik

Blackwood hübsch & hirnlos

Albrecht Der Naturfreund

Blackwood Die kleine Qualle

Albrecht Die Legende von Dummsdorf

Blackwood Der Eisfinger des Todes

Albrecht Die Expressmethode

Blackwood In einem Meer vor unserer Zeit

Albrecht Der Mensch – ein intelligentes Wesen?

Blackwood Müllquallenteppiche & Hartschalenkofferfische

Blackwood Krásné tělo & prázdná hlava

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Sina Blackwood

Der Parasit

Den Hirntod einiger Individuen der Art Homo Sapiens muss man nicht medizinisch nachweisen. Der offenbart sich im täglichen Leben und trifft nicht nur Politiker. So war Laberbert Mogelschwatz ein besonders totes oder vielleicht sogar hirnloses Exemplar.

Eigenes Unvermögen malte er in den buntesten Farben schön, meist in Rosarot und Himmelblau. Besonders das Himmelblau hatte es in sich. Man durfte, um Himmels Willen, nicht am wundervoll glänzenden Lack kratzen, dann machte es nämlich „pfffffft“ und die faulige Blase, die darunter war, quoll deutlich sichtbar an die Oberfläche.

Böse Zungen behaupteten gar, er habe nur Singen und Klatschen studiert und sein narzisstisches Gehabe diente einzig dem Zweck, dies vor den Augen der Welt zu verbergen. Allerdings musste man schon von Natur aus einen ziemlichen Schleier auf den Augen haben, um es nicht zu sehen. Überdies stank es ja auch schon Meilen gegen den Wind, dass an ihm etwas faul war. Das war dann wohl auch der Grund, weshalb er nicht als Politiker taugte und in der freien Wirtschaft eines Provinznests hängen geblieben war. Wobei es „hängen geblieben“ auch nicht wirklich traf – er driftete mit jedem neuen Versuch, den Hirntod zu verbergen, eine Stufe tiefer auf der Karriereleiter, statt diese zu erklimmen, wie es ihm wohl einst von Lehrer Ast auf der Baumschule verheißen worden war. Egal, was er anpackte, der modrige Geruch eines ausgemachten Pleitiers umwehte ihn wie ein düsterer Nebel, den er als Gloriole seiner Genialität zu verkaufen suchte. Und es ging weiter abwärts. Vor allem menschlich. Wie jede Schmarotzerpflanze dieser Welt war er einzig durch das Rauben der Energie und der Ideen anderer, sich wirklich selbstständig zum Licht erhebender Pflanzen in der Lage, überhaupt vorwärts zu kommen. Dass er diese unfreiwilligen Wirtspflanzen dabei mitunter zum Absterben brachte, störte ihn nicht. Meist bemerkte er es nicht einmal in seiner Hirnlosigkeit. Selbstbeweihräuchernd glorifizierte er dies bestenfalls als gelungene Sanierung seiner eigenen wackeligen Existenz, die sich bei jedem Windhauch in eine andere Richtung neigte, welche dann sofort zur einzig richtigen und gewollten erklärt wurde. Bis sich der Wind wieder drehte, was dieser ja ständig tut.

Eines Tages traf er zufällig auf einen versierten Gärtner, von dessen Fähigkeiten er null Ahnung hatte, und laberte ihn so lange zu, bis der sein Handwerkzeug zückte, um sämtliche potenzielle Wirtspflanzen der Umgebung von jeglichem Wurzelwerk des Schmarotzers zu säubern. Fein gehäckselt und gemahlen, machte man aus Laberbert schließlich Dünger, wie aus jeder anderen Kacke, welche die größten Rindviecher selbst der dümmsten Bauern von sich geben. Das einzige Mal in seiner Existenz, wo Laberbert nicht nur sich selber nützlich war.

Matthias Albrecht

Wozu macht man Politik?

Ich hab darüber nachgedacht

– Ihr werdet sicher lachen –,

Wozu man Politik wohl macht,

Und über derlei Sachen.

Jedoch – nun steh ich auf dem Schlauch,

Denn ich stieg nicht dahinter.

Das Frühjahr ging, der Sommer auch,

Es wurde Herbst, dann Winter.

Warum muss es Parteien geben?

Minister, die nichts taugen?

Soll man in einem Staate leben

Nur mit verbund’nen Augen?

Wie wär ’s, wenn man statt Wahlversprechen

Nun Wahlversprecher sagte?

Könnt leichter man sein Wort wohl brechen,

Wenn kein Schwein danach fragte?

Was, wenn dereinst ein Volksvertreter

Sein Volk wirklich verträte?

Würd’ er behandelt als Verräter,

Weil er nicht nur so täte?

Weshalb verfolgt man Leute, die

Skandale offenbaren?

Das wird begreifen man wohl nie,

Auch nicht in hundert Jahren.

Sparzwang und Umweltschutzideen

Treiben die tollsten Blüten.

Jedoch – dagegen vorzugeh’n,

Da sollte man sich hüten.

Man spart an Lohn, Sold und Gehalt,

Das Volk kann nur noch beten.

Doch die Regierung – ganz eiskalt –

Erhöht sich die Diäten.

Weil die Asylbewerber jetzt

In Scharen zu uns eilen,

Soll’n wir mit ihnen gar zuletzt

Unsere Wohnung teilen!?

Das hat ein Mann der CDU

Ernsthaft verlauten lassen.

Schon die Idee – das ist der Clou!

Man kann es gar nicht fassen …

Es leben unsre Volksvertreter

In ihrer eignen Welt.

Bar aller Logik ist da jeder –

Hier zähl’n nur Macht und Geld!

Darüber hab ich nachgedacht –

Hätt ’s bleiben lassen sollen;

Wozu man Politik wohl macht,

Wird niemand wissen wollen!

Sina Blackwood

hübsch & hirnlos

Eigentlich wollte ich nicht über halbnackte Damen mit aufgeblasenen Silikonbrüsten in Cannes reden. Eigentlich. Aber irgendwie bleibt es nicht aus, wenn man hübsch und hirnlos kombiniert und alles mit dem Meer in Verbindung bringt. Hirnlos zu überleben, ist schließlich eine Strategie, die sich schon vor 50 Millionen Jahren entwickelt hat.

Na, ich merke schon, ich quatsche mich gerade um Kopf und Kragen.

Besonders hübsch anzuschauen sind von all den Hirnlosen die Seesterne. Grazilen Damen gleich, gleiten sie mit ihren oft filigranen Armen über den Untergrund.

Ein paar kompaktere Arten gibt es auch ... Selbst Millionäre stehen nicht ausschließlich auf Streichholzbeinchen. Einige bevorzugen schon echte Pfunde an den richtigen Stellen.

Äh, wo war ich stehen geblieben?

Ach ja, bei den Seesternen. Wunderhübsch, aber null Hirn. Alles Lebenswichtige läuft über ein zentrales Nervensystem, mit dem sie zum Beispiel ohne Augen hell und dunkel unterscheiden. Reicht ja auch. Und wie im Leben der langhaarigen Zweibeiner auf dem Land, gibt es echte Jäger und Schlammfresser. Die einen holen sich die Filethäppchen, die anderen nehmen den grottigen Abfall, den andere übrig lassen. Ist ja auch egal, Hauptsache man überlebt irgendwie, möglichst ohne etwas dafür tun zu müssen.

Praktisch genau das, was auch an den Jachthäfen in Cannes das A und O ist. Der Eigner des netten Schiffchens muss Geld haben, die gebratenen Tauben ins offene Maul fliegen und man muss nichts weiter, als hübsch aussehen können ...

Da haben die Seesterne aber auch einen entscheidenden Vorteil: Wenn bei ihnen die Fassade bröckelt, lassen sie einfach nachwachsen, was fehlt. In der Menschenwelt muss mühsam mit Make-up gespachtelt werden, wenn sich Risse in der alternden Bausubstanz auftun.

Das fällt natürlich irgendwann auf. Der Stern, der ursprünglich schlaflosen Nächte, ist dann irgendwann nur noch eine Sternschnuppe, beziehungsweise ganz schnuppe und wird gegen ein neues hübsches aber hirnloses Wesen ausgetauscht. Hirn stört ja auch nur. Das lässt sich nicht einfach mit einer wohlgefüllten Kreditkarte ruhigstellen. Es soll übrigens 1600 Arten Seesterne geben. Praktisch Hirnlosigkeit als Erfolgsmodell. Ja, klar. Man muss nur den Blick auf die Politik wenden. Dort findet an dann bestätigt, dass auch Hirnlose ein Schlafbedürfnis haben. Fernsehübertragungen von Bundestagsdebatten sei Dank. Aber auch die Silikondamen brauchen ihren Schönheitsschlaf, um Spachtelmasse sparen zu können.

Die ungeschlechtliche Vermehrung einer Seesternarten gefällt denen natürlich auch gut, nur dass sie sich bei den Menschen dann Leihmutterschaft nennt.

Wisst ihr was? Ich verschwinde lieber, ehe sich die Schlinge um meinen Hals ganz zuzieht.

Matthias Albrecht