Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Es war ein schöner Maitag, als Marius, Daniel und ihre Familien beim Grillen zusammensitzen. Sie sind Nachbarn und verstehen sich sehr gut. Die Sonne brennt vom Himmel. Ein Gesprächsthema des Abends ist eine Sendung im Fernsehen, die einen existenzbedrohenden Sonnensturm zielsicher voraussagt. Trotz der Widersprüche ihrer Frauen beschließen die Männer sich auf diesen Tag vorzubereiten. Es soll die Stromversorgung und das Überleben sichergestellt werden. Das Unternehmen beginnt. Als alle Vorbereitungen getan sind, ziehen kurze Zeit später merkwürdige Effekte über die Erde hinweg. Hochspannungsmasten glühen, Trafostationen explodieren, Satelliten stürzen vom Himmel, Autos versagen. Nachdem sich die Nachbarn wieder gefangen haben, beschließen sie die Frau von Marius von der Arbeit im Krankenhaus abzuholen. Ein surrealer Trip durch eine Welt beginnt, wo niemand dran glaubte, dass diverse Versuche von Wissenschaftlern, Effekte auslösen können, die die Welt für immer verändern sollten. Werden es die Männer mit Hilfe der Wissenschaft schaffen, die Welt vor einem bedrohlichen Zeittunnel zu bewahren?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Kapitel 1
Meine Name ist Marius und ich möchte einmal erzählen, was uns, das sind meine Frau Romana und
unsere 12-jährigen Zwillinge Sina und Ella, in diesem Jahr passiert ist. Ich kann wohl ohne
Übertreibung sagen, dass es das dramatischste war, was uns unser Verstand noch nicht einmal in
unseren schlimmsten Albträumen hätte sich ausmalen können.
Es war ein warmer und äußerst sonniger Maianfang. Fast schon zu warm für einen Frühlingstag.
Wir hatten keinen Grund deswegen uns zu beschweren. Im Gegenteil. Meine Familie und unsere
Nachbarn hatten uns für den frühen Abend vorgenommen, zusammen beim Grillen den Tag
ausklingen zu lassen. Es wurde langsam Zeit für das sommerliche Vergnügen, war doch bislang der
Frühling eher regnerisch und kalt gewesen. Seit einer Woche meint es die Sonne richtig gut mit uns.
Ist sie endlich aus ihrem Winterschlaf erwacht? Fast 30 Grad sind es an diesem frühen Abend
immerhin noch. Ich dachte noch bei mir, dass es wohl ein richtig toller Sommer werden sollte, wenn das schon so gut anfängt. Meine Frau war der gleichen Meinung. « Dann können wir uns den Flug
in den Süden dieses Jahr ersparen» sagte sie zu mir. Ich nickte ihr gedankenverloren und
schweigend zu. « Alles in Ordnung?» fragte sie mich und rüttelte mich aus meinen Gedanken. « Ja,liebes, alles in Ordnung», beruhigte ich sie. Sie ging wieder ins Haus, um die Vorbereitungen für den Grillabend anzugehen und lächelte mir dabei kurz zu. Ich war wieder im Gedanken. Mit ging
dieser Bericht aus dem Fernsehen vor ein paar Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Ich dachte an dieses warme Wetter. Bei dem Bericht ging es um Sonnenstürme und was diese auf der Erde für
Auswirkungen haben. Er war sehr fachlich und ich bereute gerade, dass ich nicht besser zugehört
habe. Vielleicht hat ja diese frühe Wärme etwas damit zu tun? Ich beschloss mir die nächsten Tage im Internet einige Informationen darüber zu besorgen.
Meine Blicke schweiften durch unseren Garten. Vor ein paar Jahren, als unsere Kinder zwei Jahre
alt waren, beschlossen wir, aus unserer Mietwohnung in ein Eigenheim zu ziehen. Anfangs wollten
wir uns unser Traumhaus noch komplett selbst entwerfen, komplett durch designen und mit tollen
Ideen aufmotzen. Wir entschieden uns dafür, dass wir uns zuerst die Immobilien ansehen wollten,
die zum Verkauf stehen. Vielleicht war auf diversen Internetplattformen ein Schätzchen zu finden, das sich mit wenig Aufwand zu unserem Traumhaus gestalten ließe.
Es dauerte nicht lange und wir fanden einige schöne und passende Objekte. Wir hatten uns für eine handvoll an schönen Eigenheimen entschieden und organisierten kurzfristige Besichtigungstermine.
Schnell hatten wir unser Traumobjekt gefunden. Die Lage, die Größe, der Preis, der Garten, alles
passte. Es hatte zwei Etagen. Auch an unsere lieben Kleinen war gedacht, jede sollte später ein
eigenes Zimmer bekommen. Die Größe der Zimmer war sehr wichtig. Die kleinen Prinzessinnen
sollten nicht in einem kleinen 4m² Loch hausen, sondern fürstlich untergebracht werden. Das Haus
hatte im Obergeschoss zwei passende Zimmer, die zusammen fast 40m² hatten. Das sollte mehr als
ausreichend sein. Wir hofften, dass die Kinder später unsere Meinung teilen würden.
Auch für uns war es passend. Ein nicht allzu großes Schlafzimmer mit einem kleinem begehbaren
Kleiderschrank würde für die nötige Nachtruhe genügen. Ein Gästezimmer und eine kleine Toilette
mit Duschmöglichkeit befand sich ebenfalls auf der Etage.
Im Untergeschoss war das großzügige Wohnzimmer, woran direkt die Küche grenzte. Ein üppiges
Badezimmer mit Dusche und Badewanne und ausreichend Möglichkeiten für die Dame des Hauses
sich morgens zu restaurieren und für den Tag vorzubereiten. Die meisten Männer sind da
anspruchsloser. Dusche, Klo, Waschbecken, Alibertschrank – reicht hin. Das ganze auf gemütlichen
2m², damit sind viele der Herren schon zufrieden. Ich würde mich ebenfalls dazu zählen, obwohl
ich dieses Bad nicht ablehnen würde. Wären in der tollen Eckbadewanne diverse gemeinsame
Badevergnügen mit der holden Gattin möglich. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Ein kompletter Keller unter dem Haus lies gewisse Möglichkeiten für Hobbies, Unterbringungen,
Zeugs, Gerümpel und untrennbarem Irgendwas offen. Ein kompletter Werkraum lies meine
Gesichtszüge um einiges freundlicher werden. Meine Frau bemerkte das und grinste mich ebenfalls
an.
Am Ende der Führung wartete der Garten auf uns. Lockere 600m² luden zum spielen, toben,
Rasenmähen, Obst- und Gemüseplantagen anlegen, Gartenhütten aufstellen und Grillen auf
Terrassen ein. Schnell war für uns an dieser Stelle bereits klar: nach einer bevorstehenden verbalen Prügelei zwischen uns und dem Besitzer was den Preis angeht, würden wir uns mit einem stolzem
« Wir nehmen es! » glücklich fühlen.
Einige Jahre später stehe ich nun hier, auf der Terrasse und blicke durch den Garten. Es hat uns die Jahre viel Mühe gekostet, den Rasen anzulegen, die Wege, die Terrasse und alles an Pflanzen
drumherum. Wir haben jede Minute genossen. Es hat Spaß gemacht und wir waren glücklich dabei.
Mir ging dieser blöde Bericht aus dem Fernsehen vor ein paar Tagen einfach nicht aus dem Kopf.
Ich beschloss mich später mit dem Nachbarn darüber zu unterhalten.
Kapitel 2
Meine Frau Romana habe ich vor fast 15 Jahren kennengelernt. Noch ganz klassisch, nicht über das
Internet oder eine Zeitungsannonce, sondern auf einer Party. Ja, ich musste tatsächlich noch selber sprechen. Wie man sieht, hat auch das geklappt. Es war ein Abend bei Freunden, es wurde ein
runder Geburtstag meines ehemaligen Klassenkameraden gefeiert. Satte zwanzig war er geworden
und ungefähr genauso viele Leute waren gekommen. Was waren das noch für Zeiten. Aber ich will
nicht in der Erinnerung schwelgen, sondern nur kurz erzählen, wie wir uns kennengelernt haben.
Er hatte für seine Feier mächtig aufgefahren. Büffet mit warmen und kalten Leckereien,
verschiedene Salate, Suppen, ach ich glaube, da hätte seine ganze Nachbarschaft noch von satt
werden können. So war er halt, ein spendabler Mensch. Schade, dass ich keinen Kontakt mehr zu
ihm habe, vielleicht weiß Facebook über ihn was. Ich werde die Tage mal nachsehen.
Im Laufe des Abends kam seine damalige Freundin von der Arbeit. Es muss so gegen acht Uhr
gewesen sein. Sie brachte eine Kollegin von der Arbeit mit, die an diesem Abend, bis auf endloses Fernsehen bei einem Glas Rotwein, keine weiteren Aktivitäten geplant hatte. Das war sie. Meine
Frau. Mein Traumfrau. Romana. Auch sie war gerade zwanzig geworden, ein Jahr jünger als ich.
Das stand sie in dem Eingangsbereich und legte gerade ihre Jacke ab. Ich stand in der Küche von
wo aus ich sie sehen konnte und hatte mir gerade ein Teller Suppe aufgetan. Da stand sie, zierliche Figur, vielleicht 165cm, lange dunkle Haare, dunkle Kleidung. Wir sahen uns kurz an und ich
dachte, jetzt funkt es hoffentlich gleich, doch irgendwas schien nicht zu stimmen, denn meine
Hoffnung endete in einem kräftigen Grinsen von ihr. Ein Blick auf meinen Suppenteller begründete
schnell das Grinsen. Der Inhalt hatte sich gerade über den Tellerrand selbstständig gemacht und
kleckerte auf meine Schuhe. Leicht tollpatschig versuchte ich das Missgeschick zu vertuschen, aber es war zu spät, es half nur noch ein reinigendes Küchenutensil.
Nachdem ich mich wieder von diversen Suppenresten befreit hatte, ging ich, diesmal ohne
Suppenteller, in den Partyraum, so konnte man das umgestaltete Wohnzimmer bezeichnen, so wie
mein Freund es umgestaltet hatte. Nun ja, irgendwo müssen die Gäste untergebracht werden. Ich
suchte mir einen Platz zwischen den Gästen, von wo aus ich sie sehen konnte. Dieses Mal verlief es besser. Wir sahen uns wieder und diesmal Lächelte sie mich an und kam im selben Moment auf
mich zu. « Hast du deine Suppe ausgelöffelt? Schuhe sind wieder sauber? » Fragte sie mich und betrachtete meine Schuhe. Als sie den Kopf wieder hob, um mich anzusehen, hat es endlich
gefunkt. Ich konnte nichts sagen, außer « hmmm, ja. ». Wie ein kleines Kind, das vor dem
Weihnachtsmann steht. So habe ich mich gefühlt. Mein Herz raste und am liebsten hätte ich sie in
den Arm genommen und so richtig... das ist allerdings ein anderes Kapitel. Wir haben uns den
ganzen Abend unterhalten. Sie hat mir erzählt, dass sie von Beruf Krankenschwester ist uns in dem Krankenhaus hier in der Stadt arbeitet. « Das trifft sich gut, sagte ich zu ihr, ich habe sei ein paarStunden so ein komisches Kribbeln im Bauch, hast du eine Idee hast, woran das liegen könnte? »
fragte ich sie mit mehr als einem Hintergedanken. Sie meinte nur, dass bei ihr das wohl schon
einmal vorgekommen sei und nur durch ganz intensive und lange Pflege man das Beheben könnte,
wahrscheinlich über mehrere Jahre, wegen akuter Rückfallgefahr oder Folgeschäden. Ihr Lächeln
ging in einen Blick über, den ich ihr einfach nicht widerstehen konnte. Ja und somit waren wir sehr schnell zusammen. Was hatte ich ein Glück, dass ihre damalige Beziehung nicht mehr die Beste war
und ich der Stein des Anstoßes zur Trennung war. Keine ganz saubere Nummer, aber wenn es das
Leben so haben möchte, helfen wir doch gerne nach.
Ja, so fing das damals an. Wir haben uns immer gut verstanden und konnten immer über Probleme
reden. Wir haben uns bislang noch nicht wirklich oft gestritten und wenn, waren wir schnell mit der Streiterei durch und haben uns wieder ausgiebig versöhnt, das Wie muss ich hier nicht beschreiben.
Vor neun Jahren wurde unsere Zweisamkeit verdoppelt. Unsere beiden Mädchen Sina und Ella
kamen, etwas verfrüht, dennoch kerngesund, auf die Welt und wir waren fortan eine richtig
glückliche Familie. Etwas sehr kitschig gerade, doch was soll ich sagen, es war halt so. Kitsch hin oder her.
Unsere beiden Mädels sind mittlerweile in der Grundschule und wir sind mit ihnen sehr zufrieden.
Sie sind keine Überflieger, haben aber auch keine Schwierigkeiten. Wir sind wirklich glücklich und die Mädels mit ihren Zimmern, die ich eingangs beschrieben hatte. Sie waren richtig gewählt.
Bis dato hatte ich immer gedacht, dass uns nichts auf der Welt trennen kann.
Was ist, wenn etwas anderes, etwas, was nicht von dieser Welt ist, uns trennen würde? Wenn selbst unserem Lauf des Lebens, der Lauf eines völlig anderen Lebens dazwischen funkt? Was können wir
in dem Fall dagegen unternehmen? Kann man dann überhaupt was dagegen unternehmen? Konnten
wir das vorhersehen?
Kapitel 3
Ich ging in die Küche, um meiner Frau zu helfen. Sie war dabei die Grillvorbereitungen zu machen.
Beruflich habe ich es zum Chefkoch einer Kantine in einem Bürozentrum gebracht. Wir legen viel
Wert darauf, dass nicht mit Convinience-Produkten gekocht wird. Bei uns ist alles noch gute
Kochkunst. Was sich in der Zufriedenheit unserer Mittagsgäste niederschlägt.
Heute allerdings wollte es sich meine Frau nicht nehmen lassen, die Salate, Dips und was noch dazu gehört für den heutigen Grillabend selber zu machen. Sie hat viel Spaß daran und fragt mich auch
gelegentlich um Rat und um Ideen, wenn es darum geht, etwas Neues zu probieren oder etwas
bewährtes zu verbessern. Wir sind ein gutes Team.
Während der Vorbereitungen sprachen wir über die vergangene Woche. Wie ihre Schicht im
Krankenhaus war, welche Problemfälle sie belasten und wie sie damit umgehen kann. Ihr Arbeitstag
ist um einiges aufregender als meiner. Allerdings ist es so, dass wir beide den Menschen mit unserer Arbeit etwas gutes tun. Wir sprachen auch kurz über das, was mich vorhin im Garten gedanklich so
gefesselt hatte.
Ich berichtete ihr von dem Beitrag im Fernsehen über Sonnenstürme und was die auf der Erde
auslösen können. Für sie schien das zu uninteressant zu sein. « Schatz, dafür habe ich kein Ohr, duinteressierst dich doch für so etwas mehr als ich. » kam nur von ihr. Ich glaube, sie gar nicht richtig mitbekommen, dass ich mir schon meine Gedanken darüber gemacht habe. Ich bin ein Mensch, der
sich für solche Beiträge sehr interessiert. Dafür schaue ich mir die Beiträge darüber im Fernsehen an, die sich teilweise mit katastrophalen Ausgängen beschäftigen. Weltuntergangsmythen,
Apokalyptische Voraussagungen und was es nicht noch alles dazu gibt. Warum sollte uns denn das
nicht auch einmal passieren? Wir sind auch nur ein zeitlicher Abschnitt auf dieser Erde. Wie es die Dinosaurier ebenfalls einmal waren. Wir sind «nur» Lebewesen, wenn wir einen Kometen auf den
Kopf bekommen, dann ist Schluss mit der Liebelei.
Sei es drum. Blieb ich eben mit meinen Sorgen und Gedanken alleine, vielleicht würde sich ja mein Nachbar nachher mit mir über dieses Thema unterhalten wollen.
Wir gingen wieder über zu den eigentlichen Vorbereitungen für den Grillabend. Ich steckte ein paar Spieße mit Würstchen, Zwiebeln und Maiskolbenscheiben zusammen, packte das Grillfleisch in
eine Schale um und stellte es mit den Spießen zusammen wieder kalt. Romana rühre gerade einen
Dip an, als es an der Tür klingelte. Ich machte mir kurz die Hände sauber und ging zur Tür. Dort
stand mein Nachbar mitsamt seiner ganzen Familie. Ich begrüßte natürlich zuerst seine Frau Irina
ganz herzlich, anschließend ihn, Daniel hieß er und schlussendlich seine Kinder. « Daniel, du musstmir bei den Namen deiner Kinder helfen, ich bekomme sie nicht mehr zusammen. » bat ich meinen Nachbarn um Rat. « Ich bin doch die Nelly! Weisst du das nicht mehr! » zuppelte die Kleinste vorlaut an mir herum. Ich begrüßte sie mit einem freundlichen Grinsen. Der Sohn von Daniel, der Älteste
der Kinder, säuselte mir mit einen laschen Handschlag und gesenkten Blick kurz ein «Hallo, Nils»
entgegen. Er schien nicht allzu viel Lust auf den Abend gehabt zu haben. Vielleicht haben sie ihn von irgendeiner Spielkonsole oder hinter dem PC weggerissen. Alle traten in den Flur unseres
Hauses ein. Als ich gerade die Tür schließen wollte, brüllte von draußen noch jemand im
Laufschritt « Warte! Moment! », als ich aus der Tür sah, war das die zweite Tochter meines Nachbarn, ich begrüße sie und fragte nach ihrem Namen. « Nora! » pustete sie heraus. « Hast du dichdoch durchgerungen mitzukommen, junges Fräulein!? » kam es von Irina ihrer Tochter entgegen.
Sie schienen sich wohl auch nicht ganz einige gewesen zu sein, was den Verlauf des Abends angeht.
Wir gingen weiter in die Küche, wo meine Frau gerade mit den Vorbereitungen fertig geworden war
und die letzten Utensilien weggeräumt hatte. Der Begrüßungsreigen ging mit der gleichen
Begeisterung weiter. Auch der «Begrüßungsbodengucker» guckte weiter gen Boden beim
Begrüßen. Das wird auch noch besser mit ihm, dachte ich mir.
« Schön, dass ihr da sein und auch alle mitgekommen sind! Wollen wir gleich auf die Terrasse durchgehen? » Fragte ich die kleine Meute und zeigte nach draußen. Ein zustimmendes Nicken unserer Gäste bestätigte mir, meinen Vorschlag. « Wartet, ihr könnt gleich was mitnehmen, bitte! » nutzte ich gleich die Gelegenheit der vielen vorhandenen Hände aus. Daniel drückte ich einen Stapel Teller in die Hand, Irina ein Tablett mit diversen Saucen, dem Bodengucker eine Schüssel Salat und den
Mädels eine Schale mit Besteck und Servietten. Ich grinste meine Frau an und meine nur frech
« Schatz, die Sachen sind schon draußen! Was soll ich noch machen? » zu ihr. « Wie wäre es denn mitGetränken und Gläsern, du Planungsexperte! » kam sofort von ihr zurück. « Macht Sinn... »
murmelte ich für mich und suchte die entsprechenden Sachen zusammen.
Als ich auf die Terrasse kam, erwartete mich ein komplett gedeckter Tisch, alles war bereits
vorbereitet. «Das ist sehr lieb von euch! Danke für die Hilfe!» sagte ich zu meinen fleißigen
Helfern. Es hatte mich wirklich gefreut. Es ist ja nicht unbedingt selbstverständlich, dass die Gäste mit anfassen, ich fand es wirklich nett. Ich fragte kurz in die Runde, wer etwas trinken möchte und stellte dabei diverse Getränke auf den Tisch. Den Rest brachte ich in den Kühlschrank in unserer
Gartenhütte, die direkt an die Terrasse grenzte. Ich öffnete zwei Bier und drückte eines meinem
Nachbarn in die Hand. Er nahm es mit einem « Danke, auf einen schönen Abend – Prost! » an.
Wir machten es uns auf den Gartenmöbeln gemütlich. Die Kinder tobten miteinander im Garten und
die Sonne brannte, als ob es kein Morgen geben sollte. Da war er wieder, dieser Gedanke von
vorhin, den anscheinen keiner hören möchte. Vielleicht hatte ich jetzt einen Gesprächspartner mit einem offenen Ohr gefunden.
Kapitel 4
Einige Zeit später waren wir mit dem Grillen soweit fertig. Wir alle waren satt und es hat allen gut geschmeckt. Selbst die Kinder waren irgendwie nicht mehr so ganz in der Lage sich tobender weise
zu bewegen. Dafür folgte die Frage, gemeinsam einen Film anzusehen. Kurzerhand wurde eine
DVD aus meinem Repertoire gesucht, gefragt, ob sie die sehen dürften und nach unserer
Zustimmung hatten wir wohl für die nächsten fast zwei Stunden keine Kinder mehr. Es folgte der
gemütliche Teil des Abends. Wir kamen zu der Fragerunde, wer sich denn welchen Beruf nachgeht.
Irina fing an, sie war eigentlich recht ruhig, doch jetzt drängelte sie sich vor. « Ich bin im Einhandelan der Kasse! » brüllte sie fast stolz durch den Garten. Was verspricht sie sich davon? Ich fragte sie:
« Was ist daran so besonders, dass du es so herausposaunst? » « Das ich nur noch ein paar Wochenhabe und anschließend werde ich in die Filialleitung eingeführt. Dann habe ich wieder einen
Ganztagsjob. Die jetzige Frau der Leitung geht in Schwangerschaftsurlaub und ich übernehme ihreStelle.» freute sie sich. «Und wer passt dann auf eure Kinder auf? » wollte ich wissen. « Wir habenuns schon umgesehen und auch eine passende Nanny gefunden. Wenn Daniel auf Schicht ist, kann
er teilweise die Versorgung übernehmen. Das sollte recht gut klappen.» « Das hört sich doch rechtgut an, Daniel, was arbeitest du denn, dass Schichtdienst nötig ist? » Wechselte ich meinen Gesprächspartner. «Ich arbeite als Elektrotechniker im Kraftwerk bei AMS, die bauen Autos» « Ja,die kenne ich, das ist auch mein Arbeitgeber, ich arbeite als Koch in der Kantine» freute ich mich, einen entfernten Arbeitskollegen in meiner Nachbarschaft zu haben. « Ach ja, die Kantine mit demleckeren und vielfältigen Essen und das meine ich jetzt wirklich so!» komplimentierte Daniel meine Küchenleistung. « Danke, ich werde das Lob an meine Kollegen ebenfalls weitergeben. » Meine Frau stellte ebenfalls ihren wichtigen Beruf und ihr Tätigkeitsfeld im Krankenhaus vor. Ein kurzes
andächtiges Schweigen folgte ihren Ausführungen. Irgendwie haben die Leute vor
Krankenschwestern scheinbar Respekt. Muss wohl an den pieksigen Spritzen liegen. Besser kein
falsches Wort sagen, wer weiß, ob wir nicht morgen auch schon ihre Hilfe brauchen. Das war das
Stichwort. Hilfe.
Das Daniel als Elektrotechniker arbeitete, lies mich hoffen, dass er meine Gedanken verstehen und mit mir über das Thema Sonnensturm und dessen Auswirkungen diskutieren könnte. Ich berichtete
ihm kurz, was ich im Fernsehen gesehen hatte. Der Inhalt des Beitrages hatte ich ihm kurz erklärt: Es ging darum, dass nach den meisten der bisherigen Modelle sich die Aktivität der Sonne Ende
dieses – Mitte nächsten Jahres zu besonders starken Sonnenfleckenaktivitäten und Eruptionen
aufbauen. Diese können auf der Erde elektrische Netzwerke und Kommunikationseinrichtungen bis
hin zum satellitengestützten Navigationssystem GPS beeinträchtigen und Astronauten im All
lebensbedrohlicher Strahlung aussetzen. Ein optisch schöner Nebeneffekt der starken
Sonnenaktivität dürften besonders intensive Polarlichter sein, die bis weit in Richtung des Äquators sichtbar werden können. Ich schaute Daniel fragend an. « Den Betrag habe ich auch gesehen, meineFrau hielt das für übertrieben dargestellt und nur für Panikmache. Ich bin da ganz anderer
Meinung.» Daniel hatte mich verstanden, ich war der Meinung, dass es alles andere als Panikmache, sondern die Realität ist – werden könnte. Daniel fing an zu berichten: «Es sind diese Eruptionender Sonne, die auf der Erde geomagnetische Stürme verursachen. Es war damals im September
1859 und der Tag sollte eine völlig neue Seite unseres Sternes enthüllen, Vorgänge, die niemandzuvor erlebt und gesehen hatte. Über England strahlte an jenem Tag eine warme, spät sommerlicheSonne. Kurz nach elf Uhr vormittags begab sich der Brauereibesitzer und weithin bekannte
Sonnenbeobachter Richard Carrington in seine private Sternwarte in Redhill, um wie immer an
wolkenlosen Tagen die Sonnenflecken zu überwachen. Dazu brachte er in einigem Abstand hinter
dem Okular des Teleskops einen weißen Projektionsschirm an, auf dem sich ein fast 30 Zentimetergroßes Bild der Sonne abzeichnete. Ganz deutlich zeigte sich dabei auch eine riesige
Fleckengruppe, der Carrington jetzt seine ganze Aufmerksamkeit widmete. Im nächsten Augenblickverstand der erfahrene Beobachter allerdings die Welt nicht mehr: Plötzlich erschienen zwei
gleißend helle »Perlen« direkt über den dunklen Sonnenflecken. Sie überstrahlten die restliche,blendend helle Sonnenoberfläche deutlich und wurden sogar bald noch heller, so als ob die Sonnevon innen aufbräche. Die Lichter expandierten und verformten sich. Carrington hatte diesen
Veränderungen bis jetzt fassungslos zugesehen, riss sich los und hastete davon, um schnell einenZeugen für die einzigartige Sichtung herbeizuholen. Er benötigte dafür nicht einmal eine Minute,doch wäre er besser geblieben. Denn mittlerweile waren die leuchtenden Erscheinungen wieder