Vorhang auf! Sicher präsentieren mit dem Bühnenmodell - Jörg Frehmann - E-Book

Vorhang auf! Sicher präsentieren mit dem Bühnenmodell E-Book

Jörg Frehmann

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Beschreibung

Überzeugend präsentieren, professionell auftreten und Publikum begeistern!

- Zeigt, wie ein professioneller Auftritt gelingt und wie das Publikum am Ball bleibt
- Innovativ und praxisnah
- Anschauliches Modell für überzeugende Präsentationen
- Konzentration aufs Wesentliche
- Frische Ideen zur Gliederung (z.B. Pulp Fiction- und Drama-Prinzip)
- Viele anschauliche Beispiele, zahlreiche Hinweise sowie konkrete Tipps und Anregungen zur direkten Umsetzung
- Extra: E-Book inside

Die Autoren, ausgewiesene Kommunikationsexperten, zeigen anhand der Analogie zum Theater äußerst anschaulich und unterhaltsam, worauf es bei einer Präsentation wirklich ankommt und wie ein professioneller Auftritt gelingt. Zahlreiche Beispiele, Hinweise, Umsetzungstipps und Übungen machen dieses Werk zu einem unverzichtbaren Begleiter für alle, die nicht aus der Rolle fallen wollen, sondern durch ihre Souveränität überzeugen möchten!

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Jörg Frehmann Mike Alexander Rui

Vorhang auf!

Sicher präsentieren mit dem Bühnenmodell

Die Autoren:

Jörg Frehmann, EssenMike Alexander Rui, Essen

Alle in diesem Buch enthaltenen Informationen, Verfahren und Darstellungen wurden nach bestem Wissen zusammengestellt und mit Sorgfalt getestet. Dennoch sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Aus diesem Grund sind die im vorliegenden Buch enthaltenen Informationen mit keiner Verpflichtung oder Garantie irgendeiner Art verbunden. Autoren und Verlag übernehmen infolgedessen keine juristische Verantwortung und werden keine daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Art aus der Benutzung dieser Informationen – oder Teilen davon – entsteht.

Ebenso übernehmen Autoren und Verlag keine Gewähr dafür, dass beschriebene Verfahren usw. frei von Schutzrechten Dritter sind. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt deshalb auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen­ und Markenschutz­Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Buches, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) – auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2018Carl Hanser Verlag Münchenwww.hanser-fachbuch.de

Lektorat: Lisa Hoffmann-Bäuml Herstellung: Isabell Eschenberg Coverrealisation: Stephan Rönigk

Print-ISBN 978-3-446-45475-0 E-Book-ISBN 978-3-446-45594-8E-Pub-ISBN 978-3-446-45751-5

Verwendete Schriften: SourceSansPro und SourceCodePro (Lizenz) CSS-Version: 1.0

Inhalt

Titelei

Impressum

Inhalt

Vorwort

1 Das Bühnenmodell

1.1 Die Rollenerwartung

1.2 Darstellung und Inszenierung

1.3 Image

1.4 Das Publikum

1.5 Die Vorder- und die Hinterbühne

1.6 Das Drehbuch und die Dramaturgie

2 Aristoteles als zeitloser Ratgeber

2.1 Ethos – erkennt ihr mich?

2.1.1 Ihre persönliche Rollendefinition

2.1.2 Ihr Imageaufbau

2.1.3 Ihre Selbstinszenierung

2.2 Logos – begreift ihr das?

2.2.1 Inventio

2.2.2 Dispositio

2.3 Pathos – spürt ihr das?

2.4 Exkurs: Corporate Identity

3 Ein Auftritt in drei Akten

3.1 Kurz und klar

3.2 Die Einleitung – das Publikum packen und fesseln

3.2.1 Das hätte ich nicht gedacht!

3.2.2 Da bin ich mal gespannt ...

3.2.3 Der geheimnisvolle Gegenstand

3.2.4 Der rote Hering

3.2.5 Das geht unter die Haut!

3.2.6 Das ist mutig!

3.2.7 Wenn der das schon sagt ...

3.2.8 Lasst uns froh und munter sein ...

3.2.9 Der Antwortreflex

3.2.10 Attacke

3.3 Der Schluss – in Erinnerung bleiben

3.3.1 Die fantastischen drei

3.3.2 Happy End

3.3.3 Noch mal: Wenn der das schon sagt ...

3.3.4 Hand drauf!

3.3.5 Cliffhanger

3.3.6 Auf die Plätze. Fertig. Los!

3.3.7 Danke und tschüss!

3.4 Der Hauptteil – das Publikum auf seine Seite bringen

3.4.1 Das Pulp-Fiction-Prinzip

3.4.2 Das Drama-Prinzip

4 Mit Argumenten punkten

4.1 Richtig argumentieren

4.1.1 Drei Säulen einer Argumentation

4.1.2 Argumente untermauern

4.2 Nutzenargument

4.3 Mehrere Argumente strukturieren

4.3.1 Immer schön der Reihe nach

4.3.2 Das krieg ich auf die Kette

4.3.3 Zwischen den Stühlen

4.3.4 Ein Vergleich lohnt sich

4.4 Verstärker

4.4.1 Entweder-oder-Formulierung

4.4.2 Sowohl-als-auch-Verstärker

4.4.3 Je-desto-Verstärker

4.4.4 Weder-noch-Verstärker

5 Die Stimme gekonnt einsetzen

5.1 Betonung – merk dir was!

5.1.1 Aufmerksamkeit

5.1.2 Erinnerung

5.1.3 Emotionalisierung

5.2 Pausen – nutze die Stille!

6 Mit Rhetorik fesseln

6.1 Rhetorische Figuren

6.1.1 Die Anapher – wiederhole dich!

6.1.2 Die Klimax/Antiklimax – steigere dich!

6.1.3 Die Akkumulation – sammle dich!

6.1.4 Die Ellipse – verkürze dich!

6.1.5 Die Inversion – stell dich um!

6.1.6 Die Metapher – sei bildhaft!

6.1.7 Die Kombination – sei vielfältig!

6.2 Positiv formulieren

7 Die Körpersprache

7.1 Die Macht der Emotionen und Gefühle

7.2 Method Acting – sich in Stimmung bringen

7.2.1 Der innere Ausflug

7.2.2 Der spontane Anker

7.3 Embodiment

8 Mit Requisiten untermauern

8.1 Haptisch, praktisch, besser

8.2 Modellieren im Freistil

8.3 PowerPoint verhaptiken

8.4 Das Puppentheater

9 Auch Improvisation will gelernt sein

9.1 Das Unerwartete erwarten

9.2 Umgang mit Fragen, Kritik, Gegenargumenten und Einwänden

9.2.1 Frag doch einfach

9.2.2 Loben statt toben

9.2.3 Ich bin bei dir

9.2.4 Da hast du recht!

9.2.5 Ja … und …

9.2.6 Gib ab!

9.2.7 Gut Ding will Weile haben

9.2.8 Flucht nach vorne

9.2.9 In der Kürze liegt die Würze

9.2.10 Der Schritt voraus

9.2.11 Der neue Rahmen

9.3 Umgang mit persönlichen Angriffen

9.3.1 Frag doch einfach

9.3.2 Spiegeln

9.3.3 Neustart

9.4 Umgang mit schwierigen Rahmenbedingungen

9.4.1 Texthänger

9.4.2 Technische Pannen

10 Literatur

Autoren

 Vorwort

Die Welt ist eine Bühne oder ähnliche Aussagen hört man immer wieder. Nach Ansicht des amerikanischen Soziologen Erving Goffman ist dies tatsächlich ein sehr treffender Vergleich hinsichtlich der gesellschaftlichen Realität. Goffman beschreibt in Wir alle spielen Theater in einer sprachlich verständlichen und prägnanten Weise das alltägliche Leben in seinen theatralischen Zügen. Im Kern geht es ihm darum, aufzuzeigen, dass wir sowohl privat als auch beruflich unterschiedliche Rollen spielen, dass wir uns vor anderen darstellen und inszenieren und dass wir versuchen, ein Image zu kreieren. Manches davon geschieht unbewusst, manches machen wir dagegen sehr bewusst, ja strategisch. Unser tägliches Verhalten in den unterschiedlichsten Situationen ist nichts anderes als ein Spiel, das dem Schauspiel auf der Theaterbühne in allen seinen Facetten gleicht. Wir finden das faszinierend und lohnenswert, sich daran zu orientieren.

Seit 2002 sind wir als Trainer aktiv. In dieser Zeit hat sich bei uns vor allem das Thema Präsentation als ein Schwerpunkt herauskristallisiert. Zum einem, weil wir als Trainer selbst präsentieren, uns dies Spaß macht und wir gerne unsere Erfolgsrezepte weitergeben. Zum anderen stellen wir fest, dass dieses Thema zu einem Standardthema im positiven Sinne geworden ist. Fast jeder Mitarbeiter in einem Unternehmen muss heutzutage präsentieren. Es ist keine Aufgabe, die nur noch Führungskräften vorbehalten ist. Damit einher geht allerdings auch ein Qualitätsverlust. Langatmige und ausufernde Präsentationen, Folienschlachten mit digitalem Overload sowie unvorbereitete und unerfahrene Präsentatoren sind hierbei unserer Erfahrung nach inzwischen in der Mehrheit. Sie machen es dem Publikum täglich immer schwerer, attraktive Präsentationen erleben zu dürfen. Wir erleben immer mehr Teilnehmer, die berichten, dass sie die regelmäßigen Präsentationen inzwischen erdulden und über sich ergehen lassen. Schade um jede verschwendete Minute. Dabei kann eine Präsentation sowohl für die teilnehmenden Personen als auch für das Unternehmen einen großen Mehrwert haben.

Stellen Sie sich bei einer Präsentation folgende Rahmenbedingung in einem typischen Unternehmen vor: 20 Teilnehmer, Zeitaufwand 30 Minuten. Gehen wir einmal ganz einfach davon aus, dass – unter Einbeziehung aller Personalkosten – jeder Mitarbeiter das Unternehmen 30 Euro pro halbe Stunde kostet. Und dies ist eher niedrig angesetzt. Das macht bei 20 Personen eine Investition von 600 Euro pro Präsentation. Gehen wir weiter davon aus, dass solche Präsentationen regelmäßig in diesem Unternehmen mit unterschiedlichen Personen, variierenden Gruppengrößen und auch mal kürzer oder mal länger dauern. Ein mittelständisches Unternehmen kommt dabei schnell auf 200 Präsentationen pro Jahr. Das heißt, dieses Unternehmen investiert 120.000 Euro pro Jahr in das Stattfinden von Präsentationen. Wenn dabei wenig herauskommt, ist dies eine ganz dicke Geldkröte, die das Unternehmen schlucken muss. Das heißt, ein Großteil der 120.000 Euro verpufft im Nichts. Leider ist es noch nicht erlaubt, nichts bringende Präsentationen von der Steuer abzusetzen.

Gelingt es Ihnen dagegen, Ihr Publikum positiv anzusprechen, zu überzeugen und für Ihre Ziele zu gewinnen, haben alle Beteiligten einen Gewinn daraus gezogen. Sie als Präsentierender und ihr Publikum vor allem emotional und persönlich, das Unternehmen vor allem finanziell. Selbst wenn ich mit meiner Präsentation noch nicht jeden einzelnen Teilnehmer zu 100 % überzeugt habe, so habe ich ihn mit meiner Professionalität und unterhaltsamen sowie informativen 20 Minuten für mich und mein Thema "geöffnet". Das heißt, auch beim Präsentieren ist eine Win-win-Situation erreichbar und wünschenswert.

Für unsere Arbeit mit Menschen, die in unterschiedlichen Situationen mit ihren Präsentationen überzeugen möchten oder auch überzeugen müssen, nutzen wir unsere Bühnenmodell-Methode. Wir mögen Goffman und seine Erkenntnis, dass das wahre Leben dem Spiel auf der Theaterbühne gleicht. Wir lieben es, zu präsentieren, und zeigen in diesem Buch, wie Sie die theaterspezifischen Elemente für Ihre beruflichen Anforderungen gewinnbringend nutzen können. Wir möchten Sie auch motivieren, mit diesen vergleichenden Erkenntnissen Ihren ganz persönlichen Auftrittsstil zu entwickeln.

Und darüber hinaus: Viel Freude beim Lesen!

Frühjahr 2018

Jörg Frehmann Mike A. Rui

1. Das Bühnenmodell

 

"Schauspieler verstehen es, Talent zu mimen."

Wolfram Weidner

Dieses Kapitel führt Sie anhand der wichtigsten Begriffe in die Welt des "Theater-Spielens" ein. Wenn wir präsentieren, dann betreten wir eine Bühne, spielen eine bestimmte Rolle, die sich aus den eigenen Erwartungen und den Erwartungen des Publikums ergibt. Wir stellen uns auf dieser Bühne, der Vorderbühne, dar. Je besser es uns gelingt, den Erwartungen gerecht zu werden, desto gelungener wird die Präsentation sein. Und da eine Präsentation nur in den seltensten Fällen ohne Vorbereitung gelingen kann, brauchen wir für unsere Inszenierung auch Raum, die Präsentation einzuüben, also eine Hinterbühne. Bei dieser Inszenierung spielen das Image sowie das Drehbuch und die gewählte Dramaturgie eine große Rolle. Die wesentlichen Begriffe, die sich auf das Thema "Präsentieren" beziehen, sind also: Rollen und Erwartungen, Darstellung und Inszenierung, Image, Publikum, Vorder- und Hinterbühne, Drehbuch und Dramaturgie. In ihrem Zusammenspiel ergeben diese Begriffe ein Modell, von uns als Bühnenmodell bezeichnet.

Wir alle spielen Theater. So auch der deutschsprachige Titel eines der Hauptwerke des US-amerikanischen/kanadischen Soziologen und sozialpsychologischen Forschers, Erving Goffman. Seine Erkenntnisse über das "wahre Leben" und seine Inszenierung dienen uns als Vorlage, um aufzuzeigen, dass auch Präsentationen (insbesondere professionelle) mit einem Auftritt im Theater fruchtbar zu vergleichen sind. Und die Analogie zum Theater ist mehr als eine Analogie. Denn genau wie auf einer Bühne eine bestimmte Realität inszeniert wird, so inszenieren wir auch bei unseren Präsentationen eine bestimmte Realität.

1.1 Die Rollenerwartung

Wenn Sie präsentieren, nehmen Sie eine Rolle ein. Ob Sie wollen oder nicht. Nehmen wir ein Beispiel: Sie sind PR-Berater und haben einen Akquisitionstermin bei einem potenziellen Kunden, einer Bank. Dort sitzen mehrere Personen aus dieser Bank, der Marketingleiter und seine Sekretärin, zwei Controller, die Personalleiterin, eine Personalbeauftragte sowie der Niederlassungsleiter. Es geht darum, diesem Personenkreis ein PR-Konzept vorzustellen, mit dem die Bank ihren Bekanntheitsgrad erweitern und so neue Kunden gewinnen kann.

Wenn Sie nun präsentieren, machen Sie dies in der Rolle des PR-Beraters. Sie treten dort nicht in der Rolle als Mitarbeiter, als Führungskraft, als Freund, als Mutter oder Vater auf. Nein, Sie sind im Job, und alle erwarten auch von Ihnen, diese Rolle des PR-Beraters einzunehmen und überzeugend zu verkörpern. Im englischsprachigen Raum spricht man üblicherweise von "part". Das ist treffend, denn Sie sind in Ihrer Rolle ein Teil einer "Aufführung". Genauso wie Schauspieler im Theater in die Rolle des Verbrechers, der Liebhaberin, des gebrochenen Mannes oder der trauernden Witwe schlüpfen, schlüpfen Sie in die Rolle des Beraters. Und diese Rolle spielen Sie entweder gut oder schlecht. Mit spielen ist nicht täuschen, vorgaukeln oder sich verbiegen gemeint. Im Gegenteil, das Spiel sollte im besten Falle absolut authentisch, ehrlich und glaubwürdig sein.

Jede Situation schafft den Rahmen, der unsere Rolle definiert, von der die anderen etwas erwarten und die unser Verhalten steuert. Wiederum erwarten wir selber eben diese Erwartungen hinsichtlich unserer jeweiligen Rolle innerhalb des Rahmens, was so wiederum unser Verhalten beeinflusst. Wir erwarten also situationsspezifische Erwartungen und benutzen sie als Blaupause für unser Verhalten. Ein Darsteller stellt bei der Übernahme einer etablierten sozialen Rolle (zum Beispiel Kellner) fest, dass es bereits eine Fassade für diese Rolle gibt – er greift auf ein von der Gesellschaft bereitgestelltes Ausdrucksrepertoire zurück, welches es ihm ermöglicht, sich recht zügig erfolgreich in dieser Rolle zu bewegen, und es den Zuschauern leichter macht, das Dargestellte zu verstehen und vor allem zu bewerten. Erwartungen treffen auf Erwartungen treffen auf Erwartungen und so weiter.

An Rollen sind immer Erwartungen geknüpft. Erwartungen können sich auf Verhaltensweisen, den Sprachgebrauch, Charaktereigenschaften oder Äußerlichkeiten beziehen.

Von einem Schauspieler, der als Verbrecher agiert, erwarten wir bestimmte Dinge, damit wir ihm die Rolle auch abnehmen. Wir kennen die in der Gesellschaft bereits vorhandene Fassade "Verbrecher" und viele ihrer Varianten (Drogendealer, Mörder, Dieb, Betrüger etc.). Und so erwartet der Schauspieler selbstverständlich, dass wir Gewisses von ihm erwarten. Er muss vielleicht böse sein, gefühlskalt, abgeklärt und rücksichtslos. Nun kann eine Rolle so angelegt sein, dass der Schauspieler den Erwartungen einfach gerecht wird, sie enttäuscht oder mit ihnen bricht und das Publikum vor grundsätzliche Fragen der eigenen Erwartungsbildung stellt. Warum genießen zum Beispiel Schauspieler wie Robert De Niro, Meryl Streep, Katharina Thalbach oder Götz George so hohes Ansehen? Weil sie ihre Rollen glaubhaft spielen, weil sie so tief in die Rollenerwartungen und deren Muster eintauchen können, dass man ihnen im Moment des Zuschauens alles abnimmt, eben auch die Nicht-Erfüllung einer Erwartung. Al Pacino bestach durch die Glaubwürdigkeit seiner Rolle als blinder Despot mit gutem Herzen in Der Duft der Frauen.

 

Bild 1.1Wir spielen unterschiedliche Rollen, und jede Rolle beinhaltet bestimmte Erwartungen

Anders als im Schauspiel ist die Notwendigkeit der Erfüllung der an Rollen geknüpften Erwartungen in der Realität wesentlich wichtiger. In der Rolle des PR-Beraters erwarten Kunden auch bestimmte Dinge. Diese Dinge sind meistens an allgemeingültige Standards und persönliche Erfahrungen, aber auch an Klischees oder Vorurteile gebunden. Von PR-Beratern erwartet man vielleicht üblicherweise einen Blick für das Modische. Also erwartet man Dinge wie zum Beispiel einen modernen, dunklen Anzug, eine moderne Brille und Frisur, Markenbekleidung. Darüber hinaus steht die PR-Branche für Frische. Also erwartet man einen schlanken und sportlichen Typ, der Vitalität und Dynamik ausstrahlt. Von Maschinenbauingenieuren, IT-Experten, Juristen, Finanzberatern oder Betriebswirten erwarten wir jeweils auch unterschiedliche Dinge. Und ebenso erwarten diese Menschen, dass wir ganz gewisse Dinge von ihnen erwarten, und eben genau darauf kommt es an: Ist mein Bild, meine Vorstellung von der erwarteten Erwartung korrekt?

Eine Rolle kann glaubwürdig sein oder nicht. Das hat zum einen damit zu tun, ob Sie sich in dieser Rolle wohlfühlen, sich mit ihr identifizieren können und überzeugt von dem sind, was Sie in der Rolle von sich geben. Zum anderen hat es damit zu tun, ob Ihr Publikum Ihnen Ihr Rollenspiel abnimmt, Ihnen glaubt und vertraut und am Ende überzeugt ist. Und im Unterschied zum echten Theater ergibt sich in der Realität ein weiteres Problem mit dem Publikum: Es gibt niemals ein reines Publikum, da jeder "Zuschauer" selbst eine Rolle innehat, die ihn zum Mitgestalter der gesamten Situation macht und unmittelbar auf die Situation und auf mich in meinem Verhalten Einfluss nimmt. Bedenken Sie: Auch Sie haben Erwartungen an Ihr Publikum, an den Kunden zum Beispiel. Und auch Ihr Publikum erwartet, dass Sie etwas von ihm erwarten: zum Beispiel Kritik oder nicht vorhandene Kaufbereitschaft. In diesem Spannungsfeld der gegenseitigen Erwartungserwartungen entsteht die sichtbare Ausprägung, die jeweils aktuelle Realität der jeweiligen Rolle.

Gegenseitige Erwartungshaltungen formen Realitäten.

Die Identifikation mit der eigenen Rolle ist hingegen verhältnismäßig leicht zu fassen, denn Sie können an Ihrer inneren Einstellung und Überzeugung reflektiert arbeiten. Die Akzeptanz Ihrer Rolle können Sie beeinflussen und bis zu einem bestimmten Grad sicherstellen. Ihr Publikum bleibt aber stets ein Unsicherheitsfaktor. Dennoch werden wir Ihnen zeigen, wie Sie die Wirkung auf Ihr Publikum gezielt gestalten können und worauf es tendenziell positiv reagiert.

 

Bild 1.2An eine Präsentation sind konkrete Erwartungen geknüpft. Eine Präsentation ist somit eine "Realität eigener Art"

1.2 Darstellung und Inszenierung

Die Rolle macht Sie zum Darsteller, das heißt: Sie stellen immer etwas dar. Ob Sie als Kunde einkaufen gehen, als Mutter mit Ihren Kindern sprechen, als Kollege ein Konfliktgespräch mit einem anderen Kollegen führen oder als PR-Berater präsentieren. Wenn Sie so wollen, gewinnt Ihre Rolle jetzt eine Form. Sie hauchen ihr mit Ihrer ganz persönlichen Darstellung Leben ein.

Wenn wir von Darstellung im Kontext einer Präsentation sprechen, möchten wir jetzt mithilfe des Begriffs Inszenierung klarmachen, worum es dabei konkret geht. Inszenierung ist zunächst einmal nichts anderes als eine "öffentliche Zurschaustellung". Der Begriff der Inszenierung wird gerne negativ verwendet. So verstehen viele im allgemeinen Sprachgebrauch darunter etwas Falsches, Täuschendes, Verlogenes. Unserem Verständnis nach wird eine Darstellung zur Inszenierung, wenn wir mit ihr konkrete Ziele verfolgen, eine konkrete Beeinflussung der Situation (inklusive der Beteiligten) im Visier haben und unsere daran orientierte Darstellung zu diesem Zweck bewusst vorbereiten. Hierbei stellt auch der Anspruch, den die Situation an die erfolgreiche Erfüllung meiner Rolle an mich stellt, einen entscheidenden Faktor dar. Meinen Erfolg beim Brötchenkauf sichert das Geld, meinen Erfolg im Kundengespräch meine Überzeugungskraft, mein Auftreten.

Wenn Sie als Darsteller bewusst versuchen, Ihr Rollenrepertoire und die an Sie gestellten Erwartungen in ein bestimmtes Licht zu rücken, inszenieren Sie sich.

Jede Präsentation ist somit eine Inszenierung mit verschiedenen Darstellern, die alle eine Rolle besetzen und sich gegenseitig Erwartungen aussetzen.

Sobald Sie bewusst darauf achten, wie Sie sich bewegen, wie Sie etwas formulieren, welche Hilfsmittel Sie einsetzen, wie die Rahmenbedingungen sein sollen und welchen Eindruck Sie hinterlassen wollen, haben Sie schon angefangen, sich selbst zu inszenieren. Und das ist nichts Negatives und bedeutet noch lange nicht, dass Sie sich verstellen. Die Inszenierung der Rolle der Mutter oder des Vaters in der Erziehung eines Kindes ist eventuell erfolgreicher als der spontane emotionale Wutausbruch im nicht aufgeräumten Kinderzimmer.

Sich zu inszenieren ist uns bereits in die Wiege gelegt. Schon als Kinder inszenieren wir uns vor unseren Eltern, vor unseren Freunden, vor Erziehern und Lehrern. Wenn wir ein Rendezvous haben, können wir unsere Selbstinszenierung sogar (unangemessen) überzeichnen. Der gluckende Gockel und die gackernden Glucken sind keine Seltenheit. Wir streben grundsätzlich danach, Situationen nach unseren Wünschen zu gestalten, sie in unserem Sinne zu beeinflussen. Dabei wenden wir Verhaltensstrategien an, die sich an der Situation, an den anderen Teilnehmern orientieren. Dies hat wieder mit der geschilderten Erwartungsrealität zu tun.

Eine erfolgreiche Inszenierung muss drei Ansprüchen genügen:

Ich muss in meinem Tun akzeptiert werden; meine Rolle muss klar, nachvollziehbar und (formell) gerechtfertigt sein. Als Blumenhändler kann ich schwerlich den Finanzausschuss Griechenlands von einer innovativen Strategie überzeugen. Ich werde gar nicht angehört.

Ich benötige gute Argumente, die meine Absicht stärken und den jeweils geltenden Ansprüchen genügen. Nur weil etwas billiger ist, muss ich es nicht gut finden.

Ich muss die andere Seite zwischenmenschlich erreichen, sie bestenfalls berühren. Nur mit Feuer in meinen Augen und Leidenschaft in meiner Stimme, werde ich ihr Herz erobern.

Nur wenn diese drei Ansprüche (Bild 1.3) erfüllt sind, wird eine erfolgreiche Inszenierung wahrscheinlich. Diese Bedingungen sind bereits seit der griechischen Antike Grundlage der Rhetorik und dort als Ethos, Logos und Pathos formuliert. In Kapitel 2 erfahren Sie mehr darüber.

 

Bild 1.3Drei zentrale Aspekte einer gelungenen Präsentation

Auch die Echtheit der Darstellung spielt eine entscheidende Rolle. Eine glaubwürdige Inszenierung auf der Bühne, im Job oder auch im Alltag hängt von der Authentizität der Darstellung ab. Direkt kommunizieren lässt sich Authentizität nicht. "Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche." So erwecke ich sofort Zweifel und werde von diesem Moment an noch genauer beobachtet, und, was noch viel entscheidender ist, das jetzt mit der gnadenlosen Fehlerbrille. Mein Publikum ist jetzt skeptisch und sensibilisiert, es wartet förmlich darauf, dass ich entgleise, oder "erfindet" sogar Fehler, die mich schließlich schlecht auf der Bühne dastehen lassen.

Authentizität ist immer nur spürbar, sie wird in der Darstellung durch Tonfall, Körperbewegung, Gestik und Mimik, durch sprachliche Metaphorik und Gradlinigkeit sowie die Ausstrahlung innerer Ruhe indirekt mitkommuniziert.

1.3 Image

Ihre Rolle und die damit verbundene Darstellung und Inszenierung führen dazu, dass Sie ein Image haben. Dieses Image hat immer zwei Seiten: Das Image, das Sie sich selbst geben (wollen), sowie das Image, das die anderen Ihnen geben. Es geht also um Ihr Selbstbild und Ihr Fremdbild. Wie sehen Sie sich selbst und wie werden Sie von den anderen wahrgenommen. Beides kann sich voneinander entfernen und stark auseinanderdriften.

 

Bild 1.4Das eigene Bild entspricht nicht immer dem Bild, das andere sehen

Deshalb ist es wichtig, bei jeder Präsentation besonders auf seine Selbstpräsentation zu achten. Hier entscheidet sich, welches Image entsteht und ob es auch annähernd so angenommen wird, wie Sie es sich vorgestellt haben. Ein Image aufzubauen, kann sehr lange dauern. Ein Imageschaden oder Imageverlust kann dagegen schlagartig eintreten. Bei Politikern, Sportlern, Wirtschaftsfunktionären oder Künstlern können wir wunderbar beobachten, wie sehr es inzwischen um Imagegewinn und Imageverlust geht. So verschieden Angela Merkel, Joachim Löw, Josef Ackermann, Stefan Raab und Jan Delay sind, so sehr vereint sie die Arbeit an ihrem jeweiligen Image.

Image ist nichts anderes als das Bild, das wir durch unsere Inszenierung gewollt oder ungewollt kreieren. Insofern ist jede Präsentation zugleich eine Imagepräsentation, eine Selbstpräsentation. Über einen bestimmten vermittelten Eindruck beeinflusse ich das Gesamtbild meiner Person.