Wachsendes Vertrauen - Andreas Klotz - E-Book

Wachsendes Vertrauen E-Book

Andreas Klotz

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Beschreibung

Was macht eine starke Persönlichkeit aus? Der Autor nimmt die Leserinnen und Leser mit hinein in den für uns beispielhaften Entwicklungsprozess im Leben von Gideon. In einer Zeit der nationalen Depression und trotz der großen persönlichen Unsicherheit von Gideon lässt Gott ihn zu einer starken Persönlichkeit reifen, die von ihm mit Gewissheit und Mut für seine spezielle Berufung ausgestattet wird. Hieran wird für uns nachvollziehbar, wie Gott seine Wege für unser Leben bestätigt und seine Kraft in unserem Alltag Schritt für Schritt zur Entfaltung bringt.

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Andreas Klotz

Wachsendes Vertrauen

Entwicklungsprozess einer starken Persönlichkeit

www.bibellesebund.net

Impressum

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© 2023 Bibellesebund Verlag, Marienheide

© 2023 der E-Book-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

https://www.bibellesebund.de/

Autor: Andreas Klotz

Titelgestaltung: Luba Ertel

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Printausgabe: ISBN 978-3-95568-502-7

E-Book: ISBN 978-3-95568-529-4

Alle Bibeltexte, wenn nicht anders vermerkt:

Bibeltext der Schlachter

Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung.

Alle Rechte vorbehalten.

Hinweise des Verlags:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

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Inhalt

Titel

Impressum

Wie werde ich eine starke Persönlichkeit?

Einleitung

1. Der Ausgangspunkt ist Schwachheit

2. Die Verwirklichung ist ein Prozess

Wankendes Vertrauen | Richter 6,1-16

Schwierige Zeiten – Richter 6,1

Die Feinde und die Schlupfwinkel – Richter 6,1-6

Gott schweigt nicht – Richter 6,6-10

Gideon in der Versenkung – Richter 6,11

Gottes Sicht auf unser Leben – Richter 6,12-13

Gottes Berufung und Gideons Bedenken – Richter 6,14-16

Wachsendes Vertrauen | Richter 6,17-40

Die Mutter aller Fragen – Richter 6,17-21

Furcht und Frieden – Richter 6,22-24

Der Belastungstest – Richter 6,25-26

Investiertes und belohntes Vertrauen – Richter 6,27-32

Wenn es ernst wird, macht Gott Ernst – Richter 6,33-35

Vergewisserung in der Anfechtung – Richter 6,36-40

Wagendes Vertrauen | Richter 7,1-25

Gottvertrauen statt Selbstvertrauen – Richter 7,1-2

Gott macht klein – Richter 7,3-8

Gott macht Mut – Richter 7,9-14

Wie der Sieg ergriffen wird – Richter 7,15-25

Wachsames Vertrauen | Richter 8,1-35

Vom Umgang mit Unzufriedenen und Kritikern – Richter 8,1-3

Vom Umgang mit Verweigerern – Richter 8,4-9.14-17

Vom Umgang mit Gegnern – Richter 8,10-13.18-21

Vom Umgang mit Erfolg – Richter 8,22-35

Wie kann mein Vertrauen wachsen?

Nachwort

Wachstum braucht Zeit

Wachstum benötigt Raum

Wachstum erfordert Schutz und Begleitung

Wachstum kann wehtun

Wachstum beginnt mit dem Säen

Wie werde ich eine starke Persönlichkeit?

Einleitung

Um auf diese Frage antworten zu können, müssen wir erst mal definieren, was wir unter einer starken Persönlichkeit verstehen.

Viele denken bei einer „starken Persönlichkeit“ vermutlich an eine durchsetzungsfähige, dominante und oft lautstarke, öffentlichkeitswirksame Persönlichkeit, die sich behaupten kann und Erfolg hat im Sport, in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, vielleicht auch in der christlichen Welt.

Ich halte es für angebracht, zu unterscheiden zwischen einer gesellschaftlich erfolgreichen Persönlichkeit und einer starken Persönlichkeit. Der Wert einer Sache spiegelt sich nicht unbedingt immer in einer öffentlichen Wirkung bzw. in Publicity und gesellschaftlicher Anerkennung wider. Und genauso ist nicht jeder erfolgreiche Mensch auch eine starke Persönlichkeit. Dementsprechend sind starke Persönlichkeiten auch nicht immer die sogenannten Siegertypen.

Eine starke Persönlichkeit definiere ich im Sinne von Charakterstärke und denke dabei an die Bewährung in sehr vielen verschiedenen Alltagssituationen. Diese Leute werden nicht in den Medien gefeiert, aber es sind Menschen, die in ihrem manchmal sehr kleinen Leben große Stärke zeigen:

Viel Respekt habe ich zum Beispiel vor Leuten, die ihre Suchterkrankung nicht verdrängen, sondern sich ihr stellen und kämpfen und sich jeden Tag neu gegen diese Abhängigkeit entscheiden müssen und es tapfer tun.

Oder eine Frau, die als alleinerziehende Mutter ihre ganze Existenz auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einstellt und darum ihre eigenen Interessen und Möglichkeiten in vielen Bereichen zurückstellt.

Der Mann, der zu seiner plötzlich und dauerhaft schwer erkrankten Partnerin steht und sie nicht im Stich lässt, bestimmte berufliche Wünsche und manche anderen gemeinsamen Pläne bewusst aufgegeben hat, um mit seiner Frau die neue Situation zu bewältigen.

Personen die durch körperliche oder seelische Krankheiten bleibend beeinträchtig sind und trotzdem nicht resignieren, sondern ihr Leben in den durch die Krankheit vorgegebenen Rahmenbedingungen positiv gestalten.

Mir fallen Menschen ein, die sich aufgrund von politischen oder religiösen Überzeugungen jeden Tag gegen Ausgrenzung oder sogar Angriffe zur Wehr setzen müssen, darüber aber weder verbittern noch in ihrer Meinung einknicken.

Starke Persönlichkeiten sind für mich auch diejenigen, die ihre Berufung in der Pflege oder Begleitung von Menschen sehen und aufgrund der damit verbundenen körperlichen und psychischen Belastung oft an ihre Grenzen gebracht werden, aber diese Aufgabe treu und mit Herz und mit Geduld erfüllen.

Starke Persönlichkeiten bringen oft die Kraft zum Aushalten von schwierigen Lebenssituationen auf. Sie verlieren nicht so schnell die Geduld oder die Nerven. Auch unter Belastungen haben sie Stehvermögen, können lange Wege gehen und zeigen Ausdauer. Ihre Stärke beweist sich also weniger im punktuellen Kraftakt als vielmehr in der Kontinuität: „Ein Geduldiger ist besser als ein Starker“ (Sprüche 16,32).

Deswegen treten starke Persönlichkeiten nicht unbedingt mit großen Absichtserklärungen und aufsehenerregenden Startups in Erscheinung. Aber was sie in Angriff nehmen, das bringen sie auch zu Ende und verwirklichen ihre Vorhaben unaufgeregt und treu.

Starke Persönlichkeiten können aber auch Neinsager sein, wenn die besagten Angelegenheiten nicht mit ihren Werten vereinbar sind. Dann machen sie nicht mit, auch wenn das zu für sie nachteiligen Konsequenzen führt.

Weil starke Persönlichkeiten ihren Überzeugungen treu bleiben, kommen sie mit Widerstand zurecht und nehmen manchmal selbst die unbequeme Oppositionsrolle ein.

Durch diese und andere Charaktereigenschaften geben starke Persönlichkeiten auch etwas von ihrer Stärke an andere weiter. Mit ihrem Beispiel, aber auch mit ihren Impulsen geben sie anderen Menschen Halt und Orientierung zugleich.

Solche Persönlichkeiten möchten wir gerne sein – oder? Ich möchte mich jedenfalls in meinem Alltag und in meinen Aufgaben bewähren und damit gleichzeitig ein Vorbild und eine Orientierungshilfe für andere sein: für meine Familie und Freunde und für die vielen Zaungäste meines Lebens.

Aber oft fühle ich mich eher so, wie es der Dichter Wolfgang Borchert in einem kleinen Vers beschreibt, der seinem überschaubaren Gesamtwerk vorangestellt wird:

„Ich möchte Leuchtturm sein

in Nacht und Wind –

für Dorsch und Stint –

für jedes Boot –

und bin doch selbst

ein Schiff in Not!“

Aufgrund dieser Selbsteinschätzung ist für mich die Geschichte Gottes mit Gideon, die in der Bibel im Richterbuch Kapitel 6 bis 8 berichtet wird, sehr wichtig und ermutigend. Denn die Berichterstattung in diesen Kapiteln beschreibt den Prozess, wie sich im Leben von Gideon Vertrauen zu Gott entwickelt, wie Gewissheit entsteht und wie Gottes Kraft in sein Leben kommt und er zu einer starken Persönlichkeit wird.

Das Richterbuch im ersten Teil der Bibel beschreibt eine eigenartige und wechselhafte Epoche in der Geschichte des Volkes Israel: Gideon lebte in einer Phase, in der das ganze Volk Israel seine Beziehung zu Gott vernachlässigte und deswegen in große Schwierigkeiten geraten war. Als natürliche Folge dieser Entfremdung von Gott rückten den Israeliten zur Zeit von Gideon die Midianiter auf den Leib. Die Midianiter waren ein zahlenmäßig weit überlegenes Nomadenvolk, das berühmt war für seine schnellen Reitkamele, mit denen es kampftechnisch eine unüberwindbare Übermacht darstellte. Dazu kam, dass diese Midianiter im Unterschied zum Volk Israel in großer Geschlossenheit auftraten und in regelmäßigen Abständen, nämlich immer nach der Erntezeit, in Israel einfielen, alles plünderten und eine vollkommen verarmte, erschöpfte und demoralisierte Gesellschaft zurückließen. Das ging zu der Zeit – als Gideon von Gott zum Befreier berufen wurde – nun bereits seit 7 Jahren so und Israel ging nur noch in Deckung, hatte resigniert und war verzweifelt.

In dieser schweren Zeit wurde Gideon zu einem großen Vertrauen, zu einem starken Glauben befähigt. Er wurde zu einer starken Persönlichkeit, obwohl seine natürlichen Ausgangsvoraussetzungen das nicht begünstigten.

Bevor ich in diesem Buch auf den alttestamentlichen Bericht eingehe und Gideons Entwicklung von einem Menschen mit sehr wankendem und schwachem Glauben zu einem Mann mit immer mehr wachsendem und dann auch wagendem Vertrauen beschreibe, möchte ich die einzige Erwähnung von Gideon im Neuen Testament aufgreifen. Denn in diesem neutestamentlichen Text wird dieser gerade skizzierte Entwicklungsverlauf im Leben Gideons ganz kurz zusammengefasst dargestellt und lässt sich auf zwei prinzipielle Wesensmerkmale reduzieren, die uns ermutigen und einladen, mit Gottes Hilfe zu starken Persönlichkeiten zu werden.

Wir finden diesen Hinweis im 11. Kapitel des Hebräerbriefes. Nach einer bemerkenswerten Auflistung verschiedener Vorbilder aus der alttestamentlichen Glaubensgeschichte im ersten Teil des Kapitels, erfolgt ab Vers 32 der Verweis darauf, dass noch viel mehr Beispiele möglich wären. Interessant sind die Personen, die dann noch als Kandidaten genannt werden: „Und was soll ich noch sagen? Die Zeit würde mir ja fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon und Barak und Simson und Jephta und David und Samuel und den Propheten …“ (Hebräer 11,32).

Die ergänzende Hinzufügung beginnt mit vier Personen aus dem Richterbuch, wobei Gideon als Erster erwähnt wird. Und ab Vers 33 erfolgt dann eine zusammenfassende Aufzählung von vielen Glaubenserfahrungen, die diese Menschen gemacht haben: „… die durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, die Rachen der Löwen verstopften; sie haben die Gewalt des Feuers ausgelöscht, sind der Schärfe des Schwertes entkommen, sie sind aus Schwachheit zu Kraft gekommen, sind stark geworden im Kampf, haben die Heere der Fremden in die Flucht gejagt.“

Wir können festhalten, dass auch Gideon – vielleicht nicht an erster Stelle in den Charts von Hebräer 11, aber immerhin unter „ferner liefen“ – eine von vielen Persönlichkeiten ist, an deren Beispiel sich die neutestamentliche Gemeinde orientieren soll. Einige der ihnen zugeschriebenen Erfahrungen (ab Hebräer 11,33) hat auch Gideon gemacht. Besonders hervorheben möchte ich davon eine Eigenschaft, weil sie meines Erachtens besonders charakteristisch für Gideon ist und gleichzeitig die biblische Antwort auf die Frage ist, wie Gott uns zu starken Persönlichkeiten macht.

Und zwar geht es mir in besonderer Weise um die Aussage aus Vers 34: „Durch Glauben sind sie aus der Schwachheit zu Kraft gekommen.“

In diesem Satz werden zwei grundsätzliche Informationen weitergegeben dazu, wie wir im christlichen Sinne zu starken Persönlichkeiten werden können:

1. Der Ausgangspunkt ist Schwachheit

Am Anfang steht die Schwachheit. Gott fängt bei null an. Bei der Entwicklung dieser Stärke, die Gott in unser Leben legen will, handelt es sich nicht darum, dass da irgendetwas vorhanden sein muss, was aufgepäppelt werden kann. Es geht nicht um eine nur vorübergehende Schwäche, ein Formtief, einen Hänger, der nur tapfer überwunden werden müsste. Es wird also keine halbwegs vorhandene Stärke oder eine andere Voraussetzung genannt, die nur optimiert werden müsste. Ein Anknüpfungspunkt, der weiterentwickelt werden könnte, fehlt. Da ist nichts von Kraft vorhanden. Da ist nur das krasse Gegenteil: Schwachheit.

Mit der Schwachheit als Ausgangspunkt ist nicht nur die allgemeine menschliche Schwäche und Begrenztheit gemeint. Wir reden zum Beispiel von unseren Schwächen und meinen damit lediglich eine mangelnde Begabung, dass wir nicht gut kochen können, schlecht im Singen sind, kein Talent zum Reden haben oder was auch immer.

Wenn der Verfasser des Hebräerbriefs den griechischen Begriff asthéneia für Schwachheit verwendet – wie in diesem Auszug aus Hebräer 11,34 –, dann bezieht sich das nicht nur auf körperliche, intellektuelle, seelische, begabungsmäßige Schwächen, sondern auch auf moralische Defizite (Hebräer 4,15; 5,2; 7,28), die der Vergebung bedürfen.

An dieser Stelle sind also nicht nur unsere menschlichen Grenzen im Blick auf unsere Begabungen, körperlichen Kräfte und Fähigkeiten oder Neigungen gemeint, sondern gemeint sind damit auch unsere charakterlichen Schwächen wie negatives Denken, Unehrlichkeit, Ehrgeiz, Verbitterung, Bequemlichkeit, sexuelle Unreinigkeit, Stolz, Aggressivität, Eitelkeit, Disziplinlosigkeit und andere.

Trotz dieser negativen Voraussetzungen kann Gott in unserem Leben etwas Gutes schaffen. Aus der Schwachheit heraus entsteht Kraft: „Sie sind aus Schwachheit zu Kraft gekommen“ (Hebräer 11,34).

Das ist typisch für Gott: Er kann aus dem Nichts heraus etwas schaffen. Zum Beispiel das Universum, in dem wir leben. Und auch die Befreiung und Rettung durch Jesus Christus wurde von ihm verwirklicht, obwohl dafür kein Ansatzpunkt auf menschlicher Seite vorhanden war. Aus der vollkommenen Finsternis heraus hat er das Licht hervorleuchten lassen (2. Korinther 4,6). Und den Fluch, der auf uns Menschen lag, hat er in das Gegenteil, in Segen, verwandelt (5. Mose 23,5; Nehemia 13,2). Genauso kann er aus Schwachheit Kraft entstehen lassen (Hebräer 11,34; 2. Korinther 12,9).

So war das auch bei Gideon. Denn dieser brachte nicht den Rohstoff mit, aus dem eine starke Persönlichkeit entsteht: Gideon stammte aus einer Durchschnittsfamilie, in der Götzendienst geduldet wurde. Es ist nicht die Rede von besonders guten Genen oder einem exklusiven Potenzial an elitärer Bildung und frommer Prägung. Gideon war furchtsam und darüber hinaus ein Zweifler, Bedenkenträger, Skeptiker, ein Meckerheini. Das sind nicht die nettesten Charakterzüge. Und vielleicht ist diese negative Sichtweise auch verständlich, denn er hielt sich selbst für ohnmächtig und schwach. Aber aus dieser Schwachheit heraus kam er zu Kraft!

Für alle, die eine starke Persönlichkeit werden wollen, bedeutet das: Es ist nicht entscheidend, was du am Ausgangspunkt draufhast. Es ist nicht wichtig, wie du dich heute fühlst und wie oft du in der Vergangenheit versagt hast. Unsere jetzige Situation, unsere heutige Tagesform ist nicht schicksalhaft und befindet nicht darüber, ob wir von Gott gebraucht werden können oder nicht.

Die Möglichkeit, zu einer starken Persönlichkeit zu werden, ist also nicht nur etwas für Menschen mit guten Voraussetzungen. Es ist nicht nur etwas für Fortgeschrittene, die zumindest gewisse rudimentäre Grundlagen vorweisen können. Unabhängig von den Voraussetzungen, die du jetzt mitbringst oder eben nicht, kannst du eine starke Persönlichkeit werden.

2. Die Verwirklichung ist ein Prozess

Durch Glauben von Schwachheit zu Kraft zu gelangen, vollzieht sich nicht in einem punktuellen Akt, sondern das ist ein Prozess: „Sie sind aus Schwachheit zu Kraft gekommen.“ Diese Formulierung bringt zum Ausdruck, dass es sich um einen zeitlichen Prozess handelt. Wenn jemand dem Leben gewachsen ist, dann ist bei ihm etwas gewachsen. Und das braucht Zeit.

Diesen Prozess können wir im Leben Gideons etwas nachvollziehen. In dem alttestamentlichen Bericht über das Leben und Wirken des israelitischen Richters nehmen wir einen Mann wahr, dessen innere Haltung sich nur zögernd von einem wankenden Vertrauen zu einem wachsenden Vertrauen hin entwickelt, bis er schließlich eine starke Persönlichkeit ist, die im waghalsigen Vertrauen für Gottes und Israels Sache kämpft.

Gott macht eine Zusage in seinem Leben, er beruft ihn und spricht ihm seine Ausrüstung mit Kraft zu.

Aber Gideon reagiert darauf mit Skepsis, Zweifel, Widerspruch, Unglauben, Bedenken und mit dem wiederholten Wunsch nach einer Bestätigung.

Wir können diese Zurückhaltung und dieses Wanken im Vertrauen Gideons nachvollziehen. Und Gott konnte das anscheinend auch, denn es wird berichtet, welche Geduld Gott aufbringt, wie er um Gideon wirbt, auf seine Bedenken eingeht, ihm Gewissheit gibt und damit sein wankendes Vertrauen stabilisiert. Schrittweise wird aus dem wankenden Vertrauen ein wachsendes Vertrauen und schließlich auch ein wagendes Vertrauen.

Aber das war eine schwere Geburt! Das hat etwas länger gedauert. Und als das Vertrauen dann da ist, da ist dann auch noch nicht alles für immer klar, sondern dann wird aus dem wankenden Glauben, der zum wagenden Glauben geworden ist, auf einmal plötzlich und schlagartig oder schleichend und unbemerkt wieder ein wankender Glaube.

Gott leistet eine intensive Überzeugungsarbeit, bis Gideon der Befreier für Israel wird. In großer Geduld und mit großem Verständnis geht er mit seinem Mann diesen langen Weg. Bis Gideon irgendwann in der Kraft handelt, die Gott ihm direkt am Anfang zugesprochen hat: „Geh hin in dieser deiner Kraft!“ (Richter 6,14).

Auch mit uns will Gott diesen Weg gehen, wenn wir uns auf diesen Prozess einlassen. Das geschieht nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit. Aber heute können wir einen Anfang machen. Vielleicht hast du aber auch schon mal einen Anfang gemacht und bist dann wieder schwach geworden. Wenn das bei uns der Fall ist, dann können wir eben hier und jetzt noch mal beginnen. Oder ich kann in diesem Entwicklungsprozess den nächsten Schritt machen.

Egal ob du noch wankst im Vertrauen oder schon etwas wagst. Entscheidend ist, ob bei dir und mir etwas wachsen kann, ob eine Vorwärtsentwicklung möglich ist. Dafür brauchen wir Zeit und Geduld. Geduld mit uns und anderen. Gott hatte diese Geduld mit Gideon. Ich lade dich ein, in diesem Buch den Entwicklungsprozess eines wachsenden Glaubens nachzuvollziehen und dadurch gestärkt zu werden in deinem Glauben und für dein Leben.

Wankendes Vertrauen

Richter 6,1-16

Wankendes Vertrauen

Schwierige Zeiten

Richter 6,1

1 Und die Kinder Israels taten [wieder], was böse war in den Augen des HERRN; da gab sie der HERR in die Hand der Midianiter, sieben Jahre lang.

Die Situation

Jeder Mensch ist ein „Kind seiner Zeit“. Die Umstände unseres Lebens haben Einfluss auf uns, wirken sich positiv oder negativ aus, prägen uns. Dieser Zusammenhang wird auch im Bericht über das Leben von Gideon herausgestellt, indem am Anfang eine Beschreibung der politischen Verhältnisse steht. Starke und widerstandsfähige Persönlichkeiten entwickeln sich nicht im luftleeren Raum, sondern im Kontext einer Lebenssituation, die oft einen besonderen Schwierigkeitsgrad hat.

Das war auch bei Gideon so. Er lebte in einer Zeit, die in der Bibel als „die Zeit der Richter“ bezeichnet wird. Und das war eine zeitgeschichtliche Situation, die es in sich hatte. Bevor ich auf die Person Gideons eingehe, möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse lenken, in denen Gideon lebte und sich bewähren sollte.

Diese Epoche in der Geschichte Israels wird im Buch Richter mehrfach charakterisiert als eine Zeit, in der es noch keinen König gab (Richter 18,1; 19,1). Das hatte zur Folge, dass „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Richter 17,6; 21,25). In der einleitenden Bemerkung zum Bericht über das Leben von Gideon (Richter 6,1) wird eine andere im Richterbuch öfter verwendete Charakterisierung dieser Epoche verwendet: „Die Kinder Israels taten, was böse war in den Augen des HERRN“ (vgl. Richter 3,7.12; 4,1; 10,6; 13,1).

Die Richterzeit