WandelTräume - XXL - Leseprobe - Isabella Mey - kostenlos E-Book

WandelTräume - XXL - Leseprobe E-Book

Isabella Mey

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Beschreibung

Manchmal liegt die Wahrheit außerhalb des Fassbaren. Manchmal muss man erst über seinen Schatten springen, um sie zu erkennen. Und manchmal stellt sich am Ende heraus, dass alles ganz anders ist, als es zunächst schien. Was ist real und was nicht – dieser Frage muss sich auch die siebzehnjährige Lia stellen, nachdem sie sich gezwungen sieht, ihr geliebtes Frankfurt zu verlassen, um in einer Patchworkfamilie in der Provinz zu landen. Hier gefällt es ihr überhaupt nicht. Ihre Stiefschwester Nicole ist ihr zu zickig, der Stiefbruder Nino zu smart, die Nachbarin zu biestig und die Schule zu fremd. Doch das Schicksal lässt es damit nicht auf sich beruhen, sondern katapultiert Lia in immer tiefere Abgründe. Schließlich bleibt ihr nichts anderes übrig, als Ninos Hilfe anzunehmen. Vielleicht ist er doch viel netter als gedacht? Und dann sind da ja auch noch die WandelTräume, durch die sich für Lia fantastische Möglichkeiten ergeben. Was es damit auf sich hat? Um das zu erfahren, lasst Euch entführen in eine Welt jenseits des Greifbaren. Ein gefühlvoller Liebesroman, der aus der realen Welt in die Fantasie abtaucht Abgeschlossenes Einzelbuch für Jugendliche und Erwachsene, XXL-Leseprobe Leserstimmen "Es war überwältigend! Wie das Buch so voller Spannung und Leidenschaft geschrieben wurde! Ich bin noch immer mitten drin. Die Gefühle von Lia, Nino und den anderen, so zu beschreiben, Hut ab!" "Mal was anderes als Vampire, Zauberer oder Werwölfe und so ist dieses Buch sehr unterhaltsam und spannend." "Da war alles dabei: Von Humor bis Drama und Action. Genauso wie eine Story sein muss." "Die Geschichte von Lia ist ein ganz besonderes Buch, das ich so noch nie gelesen habe. Die Autorin hat einen tollen Schreibstil, der ab der ersten Seite total fesselt."

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Isabella Mey

WandelTräume - XXL - Leseprobe

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

WandelTräume

 

IsabellaMey

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt der Leseprobe

 

 

 

 

Da ist eine Wahrheit,

die kann Dir niemand erzählen,

in einem Wörterbuch wirst Du sie nicht finden

und in den Schlagzeilen suchst Du danach vergebens.

Selbst mit dem Verstand lässt sie sich nicht ermitteln.

Diese Wahrheit erfährst Du nur in der Stille,

wenn Du tief in Dich hineinlauschst.

1 – Reiheneckhaus

Montagnachmittag

Seit einem halben Jahr wohne ich jetzt in diesem Reihenhaus mit dieser ›Familie‹ in dieser Kleinstadt! Und noch immer fühle ich mich wie eine Fremde in einer fernen Galaxie unter Außerirdischen. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht meinem alten Leben in Frankfurt am Main nachtrauere. Dort fühlte ich mich frei, hatte Spaß mit meiner Clique und jetzt sitze ich in einem Kaff am Hochrhein fest, viel zu weit weg, um meine Freunde regelmäßig zu sehen. Am Anfang haben wir noch oft telefoniert, geskypt oder gechattet, aber mit der Zeit verebbte der Kontakt. In einem schleichenden Prozess geriet ich zunehmend in Vergessenheit, einfach deshalb, weil ich kein Teil des Alltags meiner Freunde mehr war.

Hier ist alles anders als in der Großstadt: Bestehende Freundschaften wurden bereits im Sandkasten besiegelt, für Neuankömmlinge bleibt kein Platz – bestenfalls! Wenn sie nicht gar als Eindringlinge angefeindet werden. Na gut, da übertreibe ich vielleicht ein wenig.

Ich sitze am Schreibtisch und brüte über der Kurvendiskussion für Mathe, als die Tür meines Zimmers schwungvoll auffliegt. Uneingeladen stürmt mein Stiefbruder Nino herein und wedelt mit einem grünen Heft.

»Hey Lia, kannst du mir mit Mathe helfen?«

»Nein! Und jetzt verzieh dich!«, blaffe ich ihn an.

Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn jemand ohne anzuklopfen mein Zimmer betritt. Dummerweise fehlt der Schlüssel, sonst hätte ich abgesperrt. Statt mein Zimmer zu verlassen, schlendert Nino zu meinem grasgrünen Sessel, der den Platz zwischen Bett und Schreibtisch ausfüllt, und fläzt sich hinein. Aufgebracht rolle ich mit dem Schreibtischstuhl rückwärts und drehe mich zu ihm hin. Mit Sicherheit zucken gerade wütende Blitze aus meinen Augen. Allerdings schlagen sie offenbar überall im Zimmer ein, nur nicht bei meinem Stiefbruder, denn das breite Grinsen in seinem leicht gebräunten Gesicht will partout nicht verschwinden.

»Sag mal, welchen Teil von ›Verzieh! Dich!‹ hast du nicht verstanden?«, fahre ich ihn an.

»Bitte, Lia! Dafür leih ich dir auch mein BMX!«

Jetzt gerate ich doch ins Stocken. Nino weiß ganz genau, womit er mich locken kann, denn sein Fahrrad reizt mich. Ich habe es zweimal ausprobiert – heimlich – und es fühlte sich an, als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte, als den Bordstein rauf- und runterzuspringen. Sogar mit erhobenem Vorderrad konnte ich nach ein wenig Übung ein Stück weit fahren. Leider hat mich Nino dabei erwischt. Er wollte wissen, wo ich denn einen Wheelie gelernt hätte, und meinte, ich müsse ein Naturtalent sein. Aber da ich weder mit ihm noch mit dem Rest seiner Familie etwas zu tun haben will, habe ich das Rad einfach in die Ecke gestellt und bin wortlos weggegangen.

»Dein BMX interessiert mich nicht!«, antworte ich schweren Herzens, versuche meiner Stimme aber die notwendige Kraft zu verleihen, um ihn endlich zu vertreiben.

»Wer’s glaubt …«, murmelt Nino, rutscht tiefer in meinen Sessel und schlägt die Beine übereinander, um es sich so richtig gemütlich zu machen.

Mit dem tiefschwarzen Haar und den dunklen Augen sieht er wie ein typischer Italiener aus, was wohl daran liegt, dass seine Eltern ursprünglich aus Italien stammen. Dummerweise ist sein Vater vor fünf Jahren gestorben und noch dümmererweise hat seine Mutter vor einem halben Jahr meinen Vater geheiratet. Und das allerdümmste an der Sache ist, dass Nino auch noch eine dreizehnjährige, überaus zickige Schwester namens Nicole hat, die meinen Vater vergöttert und mir als ihre Konkurrentin um seine Zuneigung den Kampf angesagt hat. Das Schlimmste an der ganzen Geschichte aber ist, dass ich nach der Vereinigung unserer Eltern mein geliebtes Frankfurt verlassen musste, um in einem Reiheneckhaus im kleinstädtischen Waldshut am Hochrhein zu versauern.

Doch es kommt noch schlimmer: Nino ist mit seinen achtzehn Jahren nur sechs Monate älter als ich und belegt daher die gleiche Jahrgangsstufe derselben Schule wie ich. Das Schicksal hat mir wirklich übel mitgespielt, vor allem, weil dieser Kerl auch noch gut aussieht und immer eine Traube an Mädels hinter sich herzieht. Wenn er sich wenigstens bescheiden zurückhalten würde, wäre das ja nicht ganz so tragisch, das Problem ist aber: Nino weiß genau, welche Wirkung er auf das weibliche Geschlecht hat, und scheut sich nicht, das raushängen zu lassen.

Aber nicht mit mir!

Ich werde niemals in seinen Fanclub eintreten, da kann er warten, bis er alt und grau wird.

Mein Stiefbruder sitzt noch immer mit Hundeblick in meinem Sessel, aber gegen seinen Charme bin ich zum Glück immun.

»Was muss ich tun, um dich zu überzeugen?«, versucht er es erneut.

»Vergiss es! Steck deine Nase lieber in die Bücher, statt nach dem Sport in die Mädchenumkleide!«, ziehe ich ihn auf, obwohl ich mir in Wahrheit sicher bin, dass er so etwas niemals tun würde.

»Oh, du hast mich erwischt?! Wie peinlich!«, entgegnet Nino grinsend, doch mir scheint, dass es ihm nicht einmal unangenehm gewesen wäre, wenn er tatsächlich gespannt hätte.

Ich gehe alle Alternativen durch, um meinen Stiefbruder aus dem Zimmer zu vertreiben. Da wäre die körperliche Gewalt, doch leider ist er mir überlegen und außerdem ertrüge ich die Nähe eines Ringkampfes nicht. Ich könnte ihn auch einfach wie Luft behandeln und mich wieder in meine Kurvendiskussion stürzen, aber erfahrungsgemäß würde er mich dennoch weiter reizen, bis meine Nervenstränge komplett reißen.

Hysterisch schreien?

Nein, das wäre unter meiner Würde.

Erpressung? Aber womit?

Ich fixiere das Heft in Ninos Hand. Das Grün des Umschlags beißt sich unangenehm mit dem Grün meines Sessels. Ich beuge mich vor und ziehe das Heft aus seinen Fingern. Das siegessichere Blitzen in Ninos Augen verblasst in dem Moment, als ich zusätzlich das Wasserglas anhebe. Ich male oft Aquarelle und habe das Glas mit der trüb-braunen Flüssigkeit beim letzten Mal hier stehen lassen. Zugegeben, Ordnung zu halten zählt nicht zu meinen Stärken, dementsprechend viele Dinge türmen sich auf meinem Schreibtisch. Die leicht gebräunte Gesichtsfarbe meines Stiefbruders verblasst deutlich, als ich das Wasserglas direkt über seinem Matheheft in Schieflage bringe. Noch tritt keine Flüssigkeit über den Rand, aber viel fehlt nicht mehr.

»Raus aus meinem Zimmer oder du kannst austesten, ob sich der Wäschetrockner auch für Mathehefte eignet!«

»Ach Lia, kannst du nicht mal ein bisschen netter zu deinem Stiefbruder sein?«, seufzt Nino, als er sich jetzt endlich von meinem Sessel erhebt.

»Nein, kann ich nicht«, brumme ich. »Und das Heft bleibt als Pfand bei mir, damit du mich nicht wieder belästigst.«

Doch da habe ich mich verrechnet, denn er zieht es mir im Vorbeigehen mit einer flinken Bewegung aus der Hand. Ich erschrecke so sehr, dass ich das Wasser beinahe über meine eigenen Schulbücher und Hefte verschütte, schaffe es aber dann gerade so, das Glas unter heftigem Wellengang abzustellen.

»Ich störe dich ohnehin nicht mehr!«, wirft mir Nino noch zu, bevor er hinausflitzt, natürlich ohne die Tür hinter sich zu schließen. Vor mich hin grummelnd übernehme ich diese Aktion notgedrungen selbst.

Der erneute Versuch, mich in meine Kurvendiskussion zu vertiefen, schlägt kläglich fehl. Zu sehr hat mich Ninos Überfall in Aufregung versetzt. Da kommt mir das Klackern der Katzenklappe gerade recht. Mit erhobenem Schwanz stolziert Luna quer durchs Zimmer und springt auf meinen Schoß. Ich weiß, eine Katzenklappe in der Außenwand eines Zimmers im ersten Stock ist recht ungewöhnlich. Tatsächlich war es ein enormer Aufwand, diese einzubauen, denn das Loch dafür musste in die Außenmauer des Hauses geschlagen werden. Bestimmt hat sich mein Vater nur deshalb zu diesem Gefallen breitschlagen lassen, weil an ihm das schlechte Gewissen nagt, mich hierher verfrachtet zu haben – schließlich musste ich alles aufgeben, was mir wichtig war. Vor meinem Fenster steht ein Apfelbaum, den Luna zum Aufstieg nutzt, und in meinem Zimmer stehen ihr Körbchen und der Kratzbaum vor der Klappe.

Ich muss wohl zugeben, dass Waldshut für sie besser geeignet ist als die Großstadt. Im Frankfurter Westend war es zu gefährlich, sie draußen rumlaufen zu lassen. Hier hingegen ist der Wald nicht weit entfernt und hinter den Reihenhäusern liegen viele kleine Gärten, in denen sie herumstreunen kann.

Ich streichele über Lunas graues Fell, wobei sie sich meiner Hand entgegenschmiegt und zu schnurren beginnt.

»Weißt du eigentlich, dass du die einzige Freundin bist, die mir geblieben ist, Luna?«, seufze ich.

Meine Katze legt den Kopf schief und sieht mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen an. Nicht zum ersten Mal kommt es mir so vor, als ob sie jedes meiner Worte versteht. Ich kraule sie liebevoll am Hals, bis ihr leises Schnurren in ein lautes Brummen übergeht.

Als meine Oma gestorben ist, hat mir mein Vater zum Trost ein kleines graues Katzenbaby geschenkt. Seither besteht ein inniges Verhältnis zwischen Luna und mir. Als Britisch Kurzhaar ist sie eine Rassekatze, doch ihr Stammbaum ist mir egal – viel wichtiger ist mir das warme Gefühl, das mir ihre Nähe gibt. Es beruhigt mich, sie zu streicheln, und ich liebe es, wenn sie sich zwischen meinen Füßen zusammenrollt, wenn ich im Bett liege.