Wanderlust Welterbesteig - Johanna Uhrmann - E-Book

Wanderlust Welterbesteig E-Book

Johanna Uhrmann

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Beschreibung

Die Schätze der Wachau Malerische Weinterrassen und alte Lesehöfe, bizarre Felsformationen und blühende Marillengärten, alte Burgen und tiefe Wälder, nostalgische Filmorte und gesellige Heurigen: Die Wachau zählt zu den schönsten Landschaften der Welt. Am besten lässt es sich zu Fuß in dieses Paradies eintauchen. Der Welterbesteig Wachau führt in 14 Etappen auf 180 Kilometern durch das Weltkulturerbe. Johanna und Erwin Uhrmann geben Einblicke in die abwechslungsreiche Geschichte der Region, führen durch die vielfältige Natur, besuchen idyllische Orte und entdecken so manches verborgene Geheimnis. Mit Etappen-Karten, ausführlichen Routenbeschreibungen und zahlreichen praktischen Tipps

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Johanna & Erwin Uhrmann

WanderlustWelterbesteig

AUSZEIT IN DER WACHAU

Mit einem Grußwort von Waltraut Haas und 101 Abbildungen

Inhalt

»Die Wachau ist mein zweites Zuhause«

Grußwort von Waltraut Haas

Der Paradiesgarten Europas

Durch die schönste Kulturlandschaft entlang der Donau

Etappe 1

Von Krems nach Dürnstein

Zu Besuch in Dürnstein

Etappe 2

Von Dürnstein nach Weißenkirchen

Zu Besuch in Weißenkirchen in der Wachau

Etappe 3

Von Weißenkirchen nach Spitz

Zu Besuch in Spitz

Etappe 4

Von Spitz nach Mühldorf

Zu Besuch in Mühldorf

Etappe 5

Von Mühldorf nach Maria Laach

Zu Besuch in Maria Laach am Jauerling

Etappe 6

Von Maria Laach nach Aggsbach Markt

Zu Besuch in Aggsbach Markt

Etappe 7

Von Aggsbach Markt nach Emmersdorf

Zu Besuch in Emmersdorf an der Donau

Etappe 8

Von Emmersdorf nach Melk

Zu Besuch in Melk

Etappe 9

Von Melk nach Aggsbach-Dorf

Zu Besuch in Aggsbach-Dorf

Etappe 10

Von Aggsbach-Dorf nach Hofarnsdorf

Zu Besuch in Oberarnsdorf, Hofarnsdorf, Mitterarnsdorf und Bacharnsdorf

Etappe 11

Von Hofarnsdorf nach Rossatz

Zu Besuch in Rossatz

Etappe 12

Von Rossatz nach Oberbergern

Etappe 13

Von Oberbergern nach Mautern

Zu Besuch in Mautern an der Donau

Etappe 14

Von Mautern nach Krems

Zu Besuch in Krems an der Donau

Ausgewählte Quellen

Dank

»Die Wachau ist mein zweites Zuhause«Grußwort von Waltraut Haas

Waltraut Haas im Gespräch über ihre ersten Erinnerungen an die Wachau und eine Rolle, die ihr Leben prägt.

Haben Sie einen Lieblingsort in der Wachau?

Es gibt viele Orte in der Wachau, die ich mit schönen Erlebnissen verbinde. Mit meinem Mann bin ich gerne zur Anlegestelle der Rollfähre in Weißenkirchen spaziert. Dort sind wir auf einem Bankerl gesessen. Eine Zeit lang haben auch die Kapitäne der Ausflugsschiffe gewusst, dass ich gerne dort sitze. Sie haben das Schiff kurz angehalten, gehupt, und ich hab gewunken. Und dann haben die Gäste am Schiff mir zurückgewunken.

Und eine liebste Jahreszeit?

Eigentlich ist es immer schön in der Wachau, aber die Zeit, in der die Marillenbäume blühen, gefällt mir besonders.

Durch die Rolle des Mariandl sind Sie zu einer Symbolfigur für die Wachau geworden …

Die Menschen haben mich immer aufgehalten auf der Straße, haben gesagt: »Unser Mariandl ist wieder da!«

Hat Sie das gefreut?

Natürlich. Einmal ist mir etwas Witziges passiert. Ein Autobus hat angehalten, die Tür ging auf, und jemand hat gefragt: »Wir möchten gern wissen, wo das Mariandl wohnt.« Und dann hab ich gesagt: »Da, gleich da drüben.« In dem Moment wurde ich schon erkannt: »Jessas na, da ist es ja! Das Mariandl ist wieder da!«

Waltraut Haas

Ist das nicht auch anstrengend?

Nein, das ist ja mein Job. Ich hab aber nie an Job gedacht, sondern gewusst, dass die Menschen sich freuen, dass sie nicht nur den Filmstar, sondern auch den Menschen persönlich kennenlernen können. Im Gegenteil, ich hab mich dann hingesetzt, oder wir sind ins Gasthaus gegangen, und ich hab noch einen Kaffee getrunken und, wenn es ein Bus voller Leute war, eine Stunde lang Autogramme geschrieben.

Sie haben in der Rolle des Mariandl die Wachau kennengelernt. Mit dem Film Der Hofrat Geiger haben Sie ganz jung Ihren Durchbruch erlebt. Wie erinnern Sie sich an die Dreharbeiten?

Das waren ganz andere Zeiten. Ich hab, während wir in der Wachau drehten, beim Thiery in Dürnstein gewohnt und mir ein Zimmer mit Maria Andergast geteilt, die im Film die Mutter vom Mariandl, also von mir, war. Paul Hörbiger, der im Film den Hofrat spielt, hat gerne Witze gemacht und provoziert, das hat sich herumgesprochen bis zu den russischen Soldaten. Eines Nachts um 1 Uhr sind sie dann vor unserer Zimmertür gestanden, und Maria Andergast hat einen derartigen Wirbel geschlagen, dass alle Leute zusammengelaufen sind und die Soldaten unfreundlich wurden. Ich wusste, wo der Produzent wohnt, bin im Nachthemd zu ihm gerannt und hab gesagt: »Die Mirli habens’ verhaftet.« Und er hat gesagt: »Des möchte ich mal sehen.« Er hat von der Polizei einen Schrieb gehabt, dass wir vom Film sind und unter ihrem Schutz stehen. Als wir zurückgekommen sind, ist Maria Andergast schon bei ihnen im Jeep gesessen, aber die Sache ist noch gut ausgegangen.

Haben Sie damals die Wachau als Kulturlandschaft wahrgenommen?

Die Dreharbeiten waren natürlich anstrengend, doch wir verbrachten viel Zeit in der Wachau. Ich wollte unbedingt einmal zur Burg in Dürnstein hinauf. Damals waren die Wege aber noch nicht so ausgebaut wie jetzt. Ich bin am späten Nachmittag losgegangen, über Stock und Stein. Oben war es so schön. Es gab kein Bankerl, also hab ich mich auf einen Steinblock gesetzt, vor mich hin geträumt, und auf einmal hab ich gespürt, oje, jetzt wird’s finster, um Gottes willen, wie komm ich jetzt denn wieder runter? Zurückgehen konnte ich nicht, da hätte ich mir etwas gebrochen im Finsteren, also bin ich sitzen geblieben. Inzwischen bin ich denen unten schon abgegangen, und sie haben mich zu suchen begonnen. Nach einiger Zeit hab ich jemanden rufen gehört. Eine ganze Partie ist heraufgekommen. Man hat mir dann gesagt, dass ich so etwas nie wieder tun soll.

Der Hofrat Geiger war einer der erfolgreichsten Filme der Nachkriegszeit. Wie haben Sie diesen Erfolg erlebt?

Überall waren Premieren und Vorstellungen, zu denen wir kommen und ein paar Worte sagen mussten. Der Moser und ich, wir waren die sogenannten Lieblinge.

Haben Sie beide sich gut verstanden?

Der Moser hat gesagt: »Also du bist für mich die Hasi, und ich bin für dich der Hansi.« Er hat mich oft besucht und bei uns zu Hause gegessen. »A gutes Papperl« wollte er von meiner Mutter. Ihre Suppe hat ihm besonders geschmeckt. Ich hab ja nicht nur einen, sondern gleich mehrere Filme mit ihm gemacht. Er war damals ein absoluter Topstar, aber für mich war er ein zweiter Papa. Nicht nur während der Dreharbeiten, sondern auch dann im weiteren Leben. Meinen Vater hatte ich ja verloren, als ich ein kleines Kind war.

Es gibt Orte, an denen erinnert man sich besonders gern an die Goldenen Jahre der Wachaufilme, wie zum Beispiel im Hotel Mariandl …

Das Hotel Mariandl der Familie Eibl ist sozusagen meine zweite Station in der Wachau. Ich hab dort jetzt mein eigenes Zimmer, die Waltraut-Haas-Suite. Wenn ich in der Nähe bin, wohne ich immer bei ihnen.

Kommen Sie oft in die Wachau?

Natürlich, immer wieder. Jetzt komme ich vor allem dann, wenn mein Sohn Marcus hier ist. Er ist der Intendant der Wachaufestspiele. Wenn er inszenierte, hab ich schon öfter eine Rolle übernommen. Die Wachau ist zu einer zweiten Heimat für mich geworden. Weil die Menschen so nett sind. Ich bin ihr Mariandl geblieben – bis heute.

Der Paradiesgarten EuropasDurch die schönste Kulturlandschaft entlang der Donau

180 Kilometer, 14 Etappen, 14 Orte, eine mehr als 1000 Jahre alte Kulturlandschaft voller Naturschätze und hinter jeder Kurve ein Panoramablick. Der Welterbesteig ist die schönste Möglichkeit, die Königin der europäischen Kulturlandschaften kennenzulernen: die Wachau. Die Schätze des weltberühmten Donautals offenbaren sich in den Weinterrassen mit ihren Trockensteinmauern, bei der Begegnung mit Smaragdeidechsen, beim Erkunden von Burgruinen und beim Wandern auf alten Wegen zu Kirchen, Schlössern und Klöstern, auf den Spuren der steinzeitlichen Nomaden, der Römer und der ersten Siedler, und selbstverständlich bei den Heurigen.

Der Einstieg ist leicht

Der Welterbesteig macht es einfach. Je nachdem, wie viel Zeit man hat, kann man im Rahmen eines Tagesausflugs eine einzelne Etappe oder während eines Wanderurlaubs beliebig viele hintereinander gehen.

Jede Etappe beginnt oder endet in einem Ort mit Nächtigungs- und Versorgungsmöglichkeiten. Diese Orte sind in das öffentliche Verkehrsnetz eingebunden. Krems und Melk als Tore zur Wachau sind mit dem Zug erreichbar, Melk über die Westbahnstrecke, Krems über die Franz-Josefs-Bahn. Auf beiden Donauseiten verkehren regelmäßig Busse.

Fertig zum Aufbruch?

Der Welterbesteig eignet sich ebenso für Anfänger:innen und Spaziergänger:innen wie für Wanderprofis. Die längeren und steileren Etappen sind mit etwas Ausdauer und Trittsicherheit gut zu bewältigen. Erforderlich ist festes Schuhwerk, denn man wandert über verschiedene Terrains, vom breiten Waldweg bis zum felsigen, steilen Pfad. Ausreichend Wasser sollte auf jeden Fall immer mit dabei sein, da es keine Nachfüllmöglichkeiten entlang des Wegs gibt. Ebenso ist es sinnvoll, eine Jause mitzunehmen, denn nicht auf allen Etappen finden sich saisonal geöffnete Labestationen. Überdies sollten Regenschutz, saisonal passende Kleidung, ein Erste-Hilfe-Paket mit Blasenpflaster und Proteinriegel nicht im Rucksack fehlen. Wer in Gefahr gerät, erreicht unter der Nummer 140 den Bergnotruf.

Im Sommer kann man Badekleidung mitnehmen, da es neben Freibädern auch zahlreiche Donaustrände gibt. Beim Baden in der Donau sollte man unbedingt auf die Strömungen achtgeben.

So finden Sie ans Ziel

Der Welterbesteig ist durchgehend gut gekennzeichnet. Auf Kreuzungen sind die Etappen mittels gelber Wegtafeln ausgeschildert, entlang des Wegs findet sich auf Bäumen, Mauern und Felsen laufend das Welterbesteig-Logo (ein stilisiertes »W«). Dieses Buch bietet eine genaue Beschreibung der einzelnen Etappen. Bei den Informationsstellen des Donautourismus ist kostenloses Kartenmaterial erhältlich. Wer möchte, kann auf jeder Etappe einen Stempel sammeln – hat man alle 14, gibt es die goldene Wandernadel.

Los geht’s!

Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Zauber, doch aufgrund von Witterung und Wegbeschaffenheit eignen sich Frühjahr, Sommer und Herbst am besten zum Wandern. Den Welterbesteig zu gehen bedeutet, fernab und doch mittendrin zu sein – Behaglichkeit und Abenteuer zugleich. Ein gemütliches Plätzchen beim Heurigen ist nie weit weg – Stress, Alltag und Lärm existieren hier nicht.

Auf dem Weg in die Wachauer Weinlandschaft

Etappe 1

Von Krems nach Dürnstein

Länge: 12,4 km • Dauer: 4:30 h • Auf-/Abstieg: 345/344 hm • Stempelstation: Weingut Mayer Resch, Steiner Kellergasse 40, 3504 Stein • Start: Hoher Markt, Krems

Es ist der ideale Anfang für einen Weitwanderweg. Von der belebten Kremser Innenstadt macht der Welterbesteig eine Panoramarunde mit Blick über die Dächer der Kulturhauptstadt Niederösterreichs mit all ihren Kunstschätzen. Durch die historische Altstadt von Stein und vorbei am mittelalterlichen Weiler Rothenhof gelangt man über den Winzerorten Unterloiben und Oberloiben tief in die Wachauer Weinlandschaft mit ihren artenreichen Oasen – den Trockenrasen des Naturschutzgebiets Höhereck.

Mitten in Krems, am Hohen Markt, beginnt der Welterbesteig in historischem Ambiente gegenüber der Gozzoburg, einem der prominentesten mittelalterlichen Gebäude Österreichs. In einer Schleife führt der Weg hoch über die Stadt Krems. Zunächst geht es zur Piaristenkirche, die vom bekanntesten Künstler der Stadt, Martin Johann Schmidt, genannt Kremser Schmidt, ausgestattet worden ist. Seine Spuren finden sich in der gesamten Wachau. Vom Platz vor der Kirche hat man einen guten Blick auf die Stadt.

Über die Kremser Frauenbergstiege geht es hinunter zur Frauenberggasse, an deren Ende man rechts abbiegt, den Stadtgraben quert und der Alauntalstraße zur Kreuzbergstiege folgt. Entlang verwachsener Wände und an alten Villen und schönen Gärten vorbei geht es hoch über den Dächern der Stadt auf den Kreuzberg. Der Hausberg der Kremser:innen ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Spaziergänge, sondern war in der Vergangenheit auch der Ort für Hinrichtungen – eine alte Bezeichnung ist Galgenberg. Am Ende der Stiege führt der Weg nach links zur Ried Kögl und damit in eine bezaubernde Weinlandschaft hoch über der Stadt. Von dort bietet sich einer der besten Ausblicke auf den Göttweiger Berg – seine geologische Bezeichnung »Inselberg« ist aus dieser Perspektive gut nachvollziehbar.

Aussicht auf Krems und Stift Göttweig

Über den Kögelweg geht es, vorbei an modernen Villen, in einer langen Schleife hinab bis zum Universitäts-Campus. Nun biegt man nach rechts wieder in die Alauntalstraße ein und folgt dieser, am Campus vorbei, wechselt die Straßenseite und biegt rechts in den Philosophensteig. Am Ende des Steigs quert man unterhalb der Steiner Weinrieden zum ersten Mal die Gleise der Wachaubahn. Durch das Wiedentor gelangt man zur urigen Steiner Kellergasse und rechts in die historische Altstadt. Beim Heurigen Mayer Resch befindet sich die Stempelstation und gegenüber das Steiner Rebentor (229 m) mit einem schönen Rast- und Aussichtsplatz. Unterhalb des Tors steht die Frauenbergkirche. Hoch oben in ihrem hohen Turm, dem »alten Michl«, wohnte noch bis 1970 ein Turmwächter.

Vom Rebentor geht man weiter die schöne Kellergasse entlang, bis schmale Stiegen zu den Gleisen der Wachaubahn hinabführen. Man quert die Reisperbachtalstraße und folgt direkt neben dem Bahntunnel dem unscheinbaren Weg hinauf zu den Überresten der alten Befestigungsanlage Stein, die sich im Privatbesitz befindet. Schon bald ist man inmitten der Ried Altenburg (227 m) und kann erneut einen umwerfenden Blick auf das Stift Göttweig genießen. Beim Altenburger Weinbergkreuz gibt es eine Rastmöglichkeit mit Blick auf die Steiner Weinlandschaft und den Braunsdorfer Berg mit der Donauwarte. Durch die Steiner Rieden und vorbei an alten Steinmauern, an denen im Frühjahr üppig die Blumen blühen, geht es bergauf weiter. Es lohnt sich der Blick zurück auf Krems und die Donaulandschaft mit der Mauterner Brücke.

Nach einer lang gezogenen Kurve geht es ein Stück bergab in den Förthofgraben (248 m), dann weiter auf den Pfaffenberg. Mit der gleichnamigen Ried Pfaffenberg (298 m) beginnt das Weinanbaugebiet der Wachau, genannt Vinea Wachau Nobilis Districtus. Entlang eines alten Weinwegs geht man ein Stück parallel zur Donau, mit grandiosem Ausblick auf den Strom. Die Hundsheimer Insel vor Mautern liegt wie ein grünes Schiff auf den leichten Wellen, die der stete Schiffs- und Bootsverkehr erzeugt. Nun macht der Weg eine Kehre. Unterhalb befindet sich der Ortsteil Rothenhof, wo der berühmteste Wanderer der Biedermeierzeit, Joseph Kyselak, seinen Namensschriftzug auf einer Felswand hinterlassen hat.

Es ist einer der großen Überraschungsmomente, wenn sich das Panorama der weitläufigen Weinlandschaft des Loibenbergs bis Dürnstein hin öffnet. Zunächst erreicht man die Ried Loibenberg (233 m), die schon im 14. Jahrhundert bewirtschaftet wurde. In einer Kurve geht es ein Stück bergauf, vorbei an einem Rastplatz mit einem Friedensdenkmal. Entlang des Pfads finden sich Metallskulpturen des Wachauer Künstlers Fritz Gall, die allesamt den Wein thematisieren. Unterhalb befindet sich der Ortsteil Unterloiben, der Friedhof liegt romantisch inmitten der Weinrieden. Durch kleine Waldstücke und an Böschungen vorbei schlängelt sich der Welterbesteig entlang eines Güterwegs, bis man das Höhereck erreicht. Das aus Felstrockenrasen, Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Gebüschen und Eichenmischwald bestehende Naturschutzgebiet ist eine Oase für seltene Pflanzen und Tiere (S. 74). Unterhalb liegt Oberloiben, und je weiter man bergab geht, desto mehr sticht einem ein großes, weißes Denkmal ins Auge, das Franzosendenkmal.

Das Franzosendenkmal

Der Dritte Koalitionskrieg, der im Dezember 1805 mit der Schlacht von Austerlitz endete und Napoleon auf den Höhepunkt seiner Macht katapultierte, hinterließ seine Spuren auch in der Wachau. Wer genau schaut, findet in der Umgebung von Dürnstein mehrere Gedenktafeln und in Fassaden eingemauerte Kanonenkugeln. Das sogenannte Franzosendenkmal hat die Form einer Patronenhülse und wurde 1905 von Rudolf Schachner errichtet. Es erinnert an die Schlacht von Loiben vom 11. November 1805, die das österreichischrussische Heer für sich entschied. Lew Tolstoi beschreibt sie in Krieg und Frieden, und auch am Pariser Triumphbogen ist sie verewigt. Ein Krieg kennt jedoch keine Gewinner, 6500 Menschen mussten an diesem Tag ihr Leben lassen. Unterhalb des Denkmals befinden sich in einem Ossarium die sterblichen Überreste vieler Soldaten.

Es geht wieder bergauf und über eine tiefe Kerbe in der Landschaft zum Kellerberg, auf dessen Hängen die gleichnamige Ried liegt – den Namen haben Berg und Ried vom barocken Kellerschlössel, das der Dürnsteiner Propst Hieronymus Übelbacher (1674–1740) über einem der Ausgänge der klösterlichen Kelleranlagen errichten ließ (S. 46). Wie das Höhereck ist auch der Kellerberg ein Naturschutzgebiet. Besonders zauberhaft sind die Rasenkuppen und die kleinen Waldstücke.

Der »Wachauer Weinblick«

Schließlich erreicht man den WachauerWeinblick (274 m), einen modern gestalteten und komfortablen Rastplatz mit Aussichtsterrasse, direkt oberhalb des Kellerschlössels, von wo man einen erstklassigen Blick auf die Dürnsteiner Donaulandschaft und den Ort Rossatz auf der anderen Donauseite genießen kann. Man verlässt die Weinrieden und ist bald in der für Dürnstein so typischen Landschaft mit ihren hoch aufragenden Felsnadeln. Über einen Pfad durch Wiesen und Waldstücke geht es in einer Kehre zum Kuhberg (267 m), der noch im 18. Jahrhundert als Kuhweide genutzt worden ist. Plötzlich taucht die Ruine Dürnstein vor einem auf, wie ein verwunschenes Steinschloss inmitten der bizarren Felstürme, die dem Gföhler Gneis zu verdanken sind. Der Pfad mäandert durch das sanfte Gras über einen felsigen Rücken bergab, bis die ersten Häuser zu sehen sind. Dann zweigt er nach links ab und mündet in der Straße, die in die Dürnsteiner Altstadt führt.

Post aus WashingtonAbenteurer, Wanderer und prominente Gäste

Es ist der 14. September 1836. Gerade noch beschwert sich die englische Reiseschriftstellerin Frances Trollope über »eine Nacht des Schreckens« und den ungenießbaren Kaffee in einer Herberge in Marbach an der Donau, als das Schiff, auf dem sie unterwegs ist, auf Dürnstein zusteuert und die Burgruine auftaucht. Es muss ein Moment der Erhabenheit gewesen sein. Die »hohe und geschiedene Lage« der Burg, die auf einem »gebleichten, nackten Fels« steht, erweckt bei ihr ein Gefühl der Einsamkeit. Die Landschaft mit den vielen »Felsgipfeln«, die für sie wie »Stacheln« und »Waffen« aussehen, beschreibt sie als »finstere Welt«. Als sich das Schiff der Ruine näherte, »überkam uns alle ein Gefühl des Mitleids, ja des Schauders, und wir begreifen, dass Richard unser König war«. Für Trollope ist Dürnstein, wo der populäre englische König Richard Löwenherz gefangen gehalten worden war, wie für viele andere Reisende aus England ein touristisches Ziel. In ihrem Reisebuch Wien und die Oesterreicher beschreibt sie die Kulturlandschaft der Wachau mit ihren alten Orten und bunten Gasthöfen.

Noch bevor Trollope die Wachau auf dem Schiff bereiste, zog es den Wiener Beamten Joseph Kyselak in die Gegend. Dem Ruf der Freiheit folgend, sagte er sich von Amt und Schreibtisch los und machte sich zu einer für damalige Verhältnisse mehr als abenteuerlichen Wanderung auf, die ihn fast durch das ganze Gebiet des heutigen Österreichs und darüber hinaus führte. In seinem 1829 veröffentlichten Buch Skizzen einer Fußreise durch Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Salzburg, Berchtesgaden, Tirol und Baiern nach Wien beschreibt er auch einige Stationen in der Wachau. Auf einer Felswand bei Rothenhof, zwischen Dürnstein und Krems, hinterließ er – wie an vielen anderen Orten auch – einen Schriftzug mit seinem Namen, der noch immer dort zu finden ist. Aggstein hatte es Kyselak besonders angetan, die Burg erscheint ihm als schönste aller Ruinen »von Ulm bis Belgrad«. Seinen Abenteuerdrang kann man aus dieser Episode seines Reisebuchs gut herauslesen. Bei der Ruine angekommen, findet er den mit Brettern verschlossenen Eingang vor. Zwar gäbe es einen Schlüssel und einen Führer, doch der ist unten im Tal, also verschafft er sich kurzerhand Zutritt, indem er über die Hindernisse klettert, und erkundet die Ruine. »Ein dem Schwindel Unterliegender dürfte hier schwerlich Vergnügen finden«, merkt er an. Er findet das berüchtigte Rosengärtlein am äußersten Felssporn: »Ich legte mich nieder und sah hinab in diese perpendikuläre Tiefe, von der hinabgestürzt, kein lebendes Wesen je wieder aufatmen würde.« Humor hatte Kyselak, als er schließlich bemerkt: »Ich verließ, ohne durch großes Lösegeld oder vollbrachte Schandtat mir den Ausgang zu verschaffen, das Schloss […].« Obwohl nicht mehr vorhanden, ist aus historischen Quellen bekannt, dass er auch in der Ruine seinen Namen hinterlassen hatte.

Während im 19. Jahrhundert in den Städten die Industrialisierung Einzug hielt, suchten viele Künstler:innen nach unberührten Orten und neuen Motiven. Eine Reise von Eduard Peithner-Lichtenfels, damals Professor an der Akademie der Bildenden Künste Wien, mit Studierenden führte dazu, dass sich eine neue Nische im österreichischen Kunstgeschehen auftat: die Wachaumalerei. Der Popularität der Wachau war die Präsenz in den Galerien Wiens äußerst zuträglich. Einige der Künstler:innen entwickelten sich von Ausflügler:innen zu Einheimischen, wie etwa Eduard Suppantschitsch. Der Schüler von Peithner-Lichtenfels ließ sich in Dürnstein nieder und liegt am dortigen Friedhof begraben. Das Stammlokal der Wachau-Künstler:innen war der Gasthof Thiery, besser bekannt als »Zum Richard Löwenherz« – die Namensgebung geht auf den Künstler Emil Strecker zurück. Dort gründeten die Künstler:innen den Wachauer Künstlerbund, der bis in die 1970er-Jahre aktiv war.

Die Wachaufilme der Nachkriegszeit lockten sowohl Filmstars als auch jene, die selbst ein Stück der Leinwandidylle erleben wollten, an. Darüber hinaus eignete sich die nahe bei Wien gelegene Kulturlandschaft ideal für Staatsbesuche. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts genossen die Staatsgäste noch ein reichhaltiges Ausflugsprogramm, wie Johann Thiery, der Seniorchef des Hotels Schloss Dürnstein, zu berichten weiß. Im Frühsommer 1979 kam plötzlich Post aus Washington, ein Brief aus dem Weißen Haus, in dem sich Rosalynn Carter, die damalige First Lady, persönlich für die Gastfreundschaft bedankte. Mit Tochter Amy war sie auf der Donau unterwegs und lernte die Schätze der Wachau von Melk bis Dürnstein kennen. Währenddessen fand in Wien ein historisches Gipfeltreffen statt: US-Präsident Jimmy Carter und der Vorsitzende des Präsidiums des Obersten Sowjets Leonid Breschnew unterzeichneten das SALT-II-Abkommen, das eine strategische Abrüstung des atomaren Waffenarsenals auf beiden Seiten vorsah.

Die Liste der prominenten Gäste des Hotels Schloss Dürnstein ist ellenlang und beinhaltet Königinnen und Könige, Prinzessinnen und Prinzen aus aller Welt sowie Präsidenten, Kunstschaffende und Celebrities, von Ballettstar Rudolf Nurejew bis zu Hollywoodgröße Helen Mirren. Man kann es den Stars nicht verdenken. Wer ein Glas Riesling auf der Terrasse des Hauses mit Blick auf die Donau genießt, kann sie spüren, diese gewisse Weltläufigkeit.

Zu Besuch inDürnstein

Dürnstein ist so beliebt, dass die Gemeinde im Jahr 2018 beinahe schon Eintrittsgeld für den Besuch eingeführt hätte. In der Hauptsaison kommen täglich bis zu 1000 Gäste in den kleinen Ort, und dabei kann es in den engen Gassen zu Staus kommen. Angenehm wird es, wenn der Abend naht und der Ort langsam zur Ruhe kommt. Ein Spaziergang durch die mittelalterliche Altstadt zur Uferpromenade, ein Gläschen Wein oder Traubensaft in einem Gastgarten, der Blick auf die beleuchtete Ruine – so lässt sich Wachauer Gemütlichkeit zelebrieren.

Untrennbar mit Dürnstein verbunden ist Richard Löwenherz – in Verbindung mit seiner Gefangennahme 1192/93 auf der Burg (S. 28) wird der Ortsname Dürnstein zum ersten Mal erwähnt. Wer noch tiefer in die Löwenherz-Episode eintauchen will, kann dem ThemenwegLöwenherz in Dürnstein folgen. An mehreren Stationen – von der Donaulände bis zur Burgruine – wird auch verraten, was Robin Hood mit Löwenherz’ Gefangenschaft zu tun hat, wer Johann I. Ohneland war und wie das Leben im Mittelalter aussah.

Wo früher Schwerter geschärft und Verteidigungsstrategien besprochen wurden, zückt man heute den Fotoapparat und genießt den wunderbaren Panoramaausblick über das Donautal, der sich von der Burgruine aus eröffnet. Spannend ist auch der Blick von oben auf Dürnstein. Da fällt zum Beispiel eine mächtige Ruine mitten im Ortsgebiet auf: die Kirche des Klarissenklosters. 1289 gründete Leutold I. von Kuenring das Kloster, 1330 kam die Kirche dazu. Die Klarissen sind der weibliche Zweig der Franziskaner, gegründet von der heiligen Klara. Im 16. Jahrhundert wurde das Kloster aufgelöst und ging an das Augustiner-Chorherrenstift. Der Propst ließ das baufällige Dach der Kirche abtragen und die gotischen Fenster zumauern, um das Gebäude als Speicher und Lagerraum zu nutzen.

Die Ruine des Klarissenklosters und Stift Dürnstein

In unmittelbarer Nähe zur Klarissenkirche befindet sich das Augustiner-Chorherrenstift Dürnstein. Sein Kirchturm mit der blau-weißen Fassade (S. 26), im Volksmund auch »Fingerzeig Gottes« genannt, ist zum Wahrzeichen der Wachau geworden. Den besten Blick darauf hat man vom Wasser oder vom gegenüberliegenden Donauufer aus. 1410 wurden Augustiner-Chorherren aus Böhmen herberufen und im Lauf des 15. Jahrhunderts Kirche, Kreuzgang und Kloster errichtet. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ließ Propst Hieronymus Übelbacher das Stift im Barockstil umgestalten, u. a. von Joseph Munggenast und Jakob Prandtauer. Doch schon ein halbes Jahrhundert später wurde unter Kaiser Joseph II. das Stift aufgehoben und dem Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg übergeben, zu dem es bis heute gehört. Ein Besuch der Klosteranlage ist empfehlenswert – neben dem Stiftshof, der Kirche und einer Ausstellung kann man auch die Donauterrasse betreten und einen genaueren Blick auf den blau-weißen Turm werfen.

An der Uferpromenade, die entlang des alten Treppelwegs der Donauschiffer verläuft, stößt man beim Traunergassl auf den Malerwinkel