Wandern auf dem Limes-Erlebnispfad - Stefan Jung - E-Book

Wandern auf dem Limes-Erlebnispfad E-Book

Stefan Jung

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Beschreibung

Ein unverzichtbarer Begleiter für Exkursionen in die nächste Umgebung zur Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main Im Jahr 2005 wurde der Limes von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Allein in Deutschland zieht sich die Grenze des Römischen Reiches über mehr als 550 km Wegstrecke durch vier Bundesländer. Eine der schönsten und am besten erhaltenen Strecken verläuft durch den Hochtaunus- und den Wetteraukreis. Hier begegnet man in wunderschöner Landschaft auf Schritt und Tritt der römischen Geschichte, symbolisiert vor allem durch die weltweit einmalige Rekonstruktion eines Römerkastells, der Saalburg. Stefan Jung lädt in seinem Wanderführer über den Limes dazu ein, interessante Welterbestätten, landschaftlich reizvolle Wege und Ausflugsziele und Einkehren miteinander zu verknüpfen. Auf seinen Touren stehen Geschichte(n), Wandererlebnis und Freizeitgenuss für die ganze Familie in einem ausgewogenen Verhältnis, ein unverzichtbarer Begleiter für Exkursionen in die nächste Umgebung zur Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main.

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Stefan Jung
Wandern auf dem Limeserlebnispfad
Ausgewählte Touren durch den Hochtaunus
Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2013 Frankfurter Societäts-Medien GmbH
Satz: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
Umschlaggestaltung: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
Umschlagabbildung: Astrid Korntheuer für Taunus Touristik Service (TTS)
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
ISBN 978-3-95542-067-3

Inhaltsverzeichnis

Erklärung der Kartensymbole
„Achtung, Sie verlassen jetzt das römische Imperium!“
Der Limeserlebnispfad
Etappen + Touren
Gut gerüstet
Ein Spaziergang durch die Vergangenheit
Rom contra Germanien
Der Limes
Leben und Dienen am Limes
Das Ende des Limes
Von Steinbruch zum Weltkulturerbe
Etappe I
Glashütten – Rotes Kreuz
Tour Ia: Glaswerkstätten – Tenohütte
Tour Ib: Kröftel – Dattenbachtal – Maisel
Etappe II
Rotes Kreuz – Sandplacken
Tour IIa: Feldbergkastell
Tour IIb: Kleiner Feldberg – Großer Feldberg
Etappe III
Sandplacken – Saalburg
Tour IIIa: Rumblerweg
Tour IIIb: Fuchstanz – Altkönig – Weiße Mauer
Etappe IV
Rund um die Saalburg
Tour IVa: Herzberg – Marmorstein
Tour IVb: Gotisches Haus – Hirschgarten
Tour IVc: Taunuslehrpfad
Etappe V
Saalburg – Kapersburg
Tour Va: Lochmühlenweg – Gickelsburg
Tour Vb: Köppern – Kapersburg – Taunusquarzit-Werk
Etappe VI
Kapersburg – Ober-Mörlen
Tour VIa: Ober-Mörlen – Gaulskopf
Tour VIb: Winterstein – Kaisergrube – Aussichtsturm
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Der Autor

Erklärung der Kartensymbole

Keil
Widder
liegendes V
Schmetterling
liegendes U
Eichhorn
Ring
rotes Alttier
schwarzer Punkt
Hirsch
schwarzer Balken
Eule
blauer Balken
Ahornblatt
gelber Balken
braunes Alttier
gelber Punkt
RMV Wandertour
grüner Balken
blaues Andreaskruez
grüner Punkt
Limesturm
roter Balken
Rumblerweg
weißer Balken
schwarzes T
Fuchs
Hugenottenlogo
Keiler
Apfelweinroute
roter Vogel
Elisabethpfad
Das Imperium Romanum – ein Riesenreich, das sich in der Regierungszeit Kaiser Trajans von den Wüsten Afrikas bis hinauf in die kalten Wälder Germaniens erstreckte.

„Achtung, Sie verlassen jetzt das römische Imperium!“

Wer heute über den Taunuskamm spaziert und dabei ganz ungehindert zwischen Vordertaunus und Usinger Land hin- und herpendelt, der mag sich nur schwer vorstellen können, dass ihm dieser Spaziergang vor 1.800 Jahren wohl verwehrt worden wäre. Damals nämlich war der Taunus Grenzgebiet. Der Obergermanisch-Raetische Limes zog sich von West nach Ost quer durch das Mittelgebirge, trennte hier – wie an vielen anderen Orten – das scheinbar übermächtige Imperium Romanum vom Land der Barbaren, dem großen, freien und urwüchsigen Germanien.
Ein imperialer Türsteher: Kaiser Antoninus Pius grüßt die Besucher am Eingang zur Saalburg.
Diese Zeiten sind natürlich längst Geschichte. Die stummen Zeugen jener – sehr frei übersetzt – ersten „innerdeutschen“ Grenze jedoch sind im Schatten von Feldberg und Winterstein noch allgegenwärtig. Vom unter Erdreich begrabenen Turmstumpf bis zum vollständig rekonstruierten Saalburgkastell reicht die enorme Bandbreite an römischen Reminiszenzen, die den Taunus zum Freiluftmuseum höchster Güte machen. Und noch mehr. Mit der Erhebung des Obergermanisch-Raetischen Limes in den Rang eines UNESCO-Weltkulturerbes darf man sich hier im Mittelgebirge seit 2005 auf Augenhöhe mit den Pyramiden von Gizeh oder dem Taj Mahal sehen.
Eine hohe Ehre, die aber auch Verpflichtungen mit sich bringt. Eine der vordringlichsten Aufgaben ist es, das Erbe der Römer nicht nur zu erhalten, sondern dessen große historische Bedeutung gegenwärtigen wie auch kommenden Generationen zu vermitteln. Dem 2008 eröffneten Limeserlebnispfad kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Er markiert im doppelten Wortsinn einen wichtigen Weg, auf dem dieses Ziel erreicht werden soll.
Der Info-Pavillon in Glashütten wartet mit einer Vielzahl an Wissenswertem über die Römer und ihren Grenzwall auf und ist damit der perfekte Startpunkt für die Zeitreise auf dem Limeserlebnispfad.
Auf rund 30 Kilometern Länge wird der Spaziergänger zum Wanderer zwischen den Welten. Vorbei an den Überbleibseln des Limes geht es für ihn durch das Tor zur Vergangenheit mitten hinein in die Römerzeit.
Dieses Buch soll hierzu als Schlüssel dienen, Orientierung geben, Hintergründe erläutern und vor allem ansprechende Wege aufzeigen, auf denen sich Vergangenheit und Gegenwart, Naturgenuss und Limeserlebnis verbinden lassen. Dabei richtet es sich an ambitionierte Grenzgänger, die anspruchsvolle Strecken zu schätzen wissen, ebenso wie an diejenigen, bei denen Zeitkontingent oder Wanderlust etwas begrenzter sind.
Allen in diesem Buch vorgestellten Wegen gemein ist, dass sie dem Gast Wandergenuss auf höchstem Niveau zu Füßen legen. Das gibt es für den Limeserlebnispfad sogar „schwarz auf weiß“. Seit Anfang 2012 nämlich ist der Limeserlebnispfad ein zertifizierter „Qualitätswanderweg“ und darf mit Fug und Recht in einem Atemzug mit so großen Kollegen wie „Renn“- und „Rheinsteig“ genannt werden.

Der Limeserlebnispfad

Bedenkt man, dass der Obergermanisch-Raetische Limes (ORL) sich einst über 550 Kilometer erstreckte und den Rhein mit der Donau verband, nimmt sich der Limeserlebnispfad mit seinen gerade mal 30 Kilometern Länge quer durch den Taunus vergleichsweise bescheiden aus. Doch sollte man sich in diesem Fall von den Zahlen nicht täuschen lassen. Wie heißt es doch: „In der Kürze liegt die Würze“.
Wenn dieser alte Sinnspruch seine Berechtigung hat, dann ganz sicher auf diesem Teilabschnitt der alten Grenze. Nicht ohne Grund sprechen Archäologen von der Königsetappe des Limes.
Just im Taunus sind die Relikte der jahrtausendealten römischen Grenzanlage noch heute in solch einer Dichte vorhanden, wie nirgendwo sonst.
Während der Mensch andernorts die Reste des Limes unterpflügte oder überbaute, blieben Wallanlagen und Turmfundamente hier in den bewaldeten und unwirtlichen Höhenlagen sehr viel besser erhalten.
Der Limeserlebnispfad – mit der Saalburg als Herzstück – ist das zentrale Element, wenn es um die Pflege des römischen Erbes in Hessen geht. Als Idee schon vor der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe auf der Agenda, nahmen die „Limeserlebnispfad Hochtaunus GmbH“, das Saalburgmuseum und das Hessische Landesamt für Denkmalpflege das Projekt im Juni 2008 in Angriff.
Das erkennt schnell, wer sich vom Startpunkt in der Taunusgemeinde Glashütten auf den Weg nach Osten macht, um den Limeserlebnispfad zu erkunden. Bis hin zum Ziel in der Wetterau-Kommune Ober-Mörlen ist das Bodendenkmal von Weltrang ein stetiger Begleiter.
Immer wieder taucht der von römischen Pionieren aufgeschüttete Erdwall am Wegesrand auf und führt den Spaziergänger über viele hundert Meter hinweg bis zur nächsten Turmstelle oder den Resten eines Kastells.
Im Zeichen des UNESCO-Welterbes erklären Info-Tafeln dort auf Deutsch, Englisch und Französisch, welche Bewandtnis die jeweiligen Bauwerke einst hatten, und vermitteln darüber hinaus einen guten Eindruck davon, wie die Menschen vor fast 2.000 Jahren am und mit dem Limes lebten.
Das Taj Mahal im indischen Agra – eine von 936 Welterbestätten.
Seit 1972 führt die UNESCO, als „Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur“ eine Liste von 962 „Welterbestätten“ (Stand Juli 2012). Der Obergermanisch-Raetische Limes trägt seit 2005 dieses Prädikat und gehört damit zu den 37 deutschen Welterbestätten. Mehr Informationen finden sich unter: www.unesco.de/welterbe.html
Während die Hinweis-Schilder in Design und Dreisprachigkeit ganz zeitgemäß daherkommen, setzen die Macher des Limeserlebnispfades beim Wegzeichen auf einen Klassiker: Der schwarze Limesturm gibt den Kurs vor.
Der schwarze Turm weist den Weg in die Vergangenheit.
So wie sich der Erlebnispfad im Taunus die Streckenführung mit dem längeren und um einiges älteren „Limeswanderweg“ teilt, wird auch der stilisierte Wachtposten als Markenzeichen vom jüngeren und kürzeren Ableger mitgenutzt.
Wandern auf den Spuren der alten Römer war schon vor der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe (2005) en vogue. Davon zeugt nicht zuletzt der Limesweg. Dieser erstreckt sich über die komplette Länge des Obergermanisch-Raetischen Limes und bildet im Taunus die Leitlinie für den Limeserlebnispfad. Eine perfekte Richtschnur, von der der neue Qualitätswanderweg nur einmal – auf dem Weg zur Kapersburg – abweicht.
Sich am schwarzen Turm auf weißem Grund zu orientieren, ist also (fast) immer richtig. Die Einschränkung „fast“ muss gemacht werden, da in einigen Abschnitten die Zuführungen zum Limeserlebnispfad mit dem gleichen Piktogramm gekennzeichnet sind.
Wer hier unsicher ist, dem empfiehlt sich, wie so oft, ein Blick auf das Kleingedruckte. Findet sich über dem Turm der Schriftzug „Zuführung“, ist die Sache klar und der eingeschlagene Weg nicht der, der gesucht wird.
Ein kleiner Zusatz markiert die Zuführung. Da empfiehlt es sich schon mal, genauer hinzuschauen.
Grundsätzlich aber gilt: Sich auf dem Limeserlebnispfad zurechtzufinden, wird dem Wanderer wirklich leicht gemacht. Vermutlich mit ein Grund dafür, dass der Pfad sich seit Januar 2012 mit dem Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ schmücken kann.
Seit 2001 vergibt der deutsche Wanderverband das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“, um so ein Zeichen für Freizeitspaß und Erholung auf hohem Niveau zu setzen. Strecken, die sich dieser Auszeichnung würdig erweisen wollen, müssen einer Überprüfung nach 9 Kernkriterien und weiteren 23 Wahlkriterien standhalten. Mehr Informationen finden sich unter: www.wanderbares-deutschland.de
Ein weiterer Pluspunkt, der den Pfad vom Start weg auszeichnet, ist die reizvolle, aber keineswegs beschwerliche Streckenführung.
Trotz einiger nicht zu unterschätzender Auf- wie auch Abstiege überzeugt der Limeserlebnispfad doch gerade dadurch, dass er von jedermann, jeder Frau und jedem Kind problemlos per pedes bewältigt werden kann. Dieser Weg ist zweifelsohne „familienkompatibel“.
Absolut wanderbar und von anerkannter Qualität, das ist der Limeserlebnispfad.

Etappen + Touren

Eine Gesamtstrecke von gerade einmal 30 Kilometern verteilt auf sechs Etappen, von denen eine zudem „nur“ durch und um das Saalburgmuseum herumführt – erfahrenen Wanderern mag die für dieses Buch gewählte Untergliederung des „Limeserlebnispfades“ auf den ersten Blick vielleicht doch etwas zu kleinteilig erscheinen.
Da im Folgenden aber eben nicht nur die angesprochen werden sollen, die bereits viele hundert Kilometer in den Waden haben, sondern auch Sonntags-Ausflüglern und Gelegenheits-Spaziergängern das volle Limeserlebnis zu vermitteln ist, wurden die Etappenziele bewusst etwas kürzer gesteckt. Zumal dadurch mehr Zeit bleibt, sich mit dem zu beschäftigen, was rechts und links des Pfades liegt. Denn zu wandern und zu sehen gibt es auf jedem Streckenabschnitt eine ganze Menge – nicht zuletzt die Überreste des Limes.
Auf dem Weg durch die Geschichte kommt das Naturerlebnis natürlich nicht zu kurz.
Sie zu skizzieren und den Blick darüber hinaus auf weitere Besonderheiten am Wegesrand zu lenken, ist eine der zentralen Aufgaben, denen sich die Etappenbeschreibungen in Form von Hinweisen und Einschüben widmen.
Info-Tafeln informieren den Wanderer links und rechts des Weges darüber, wie es am Limes vor fast 2.000 Jahren aussah.
Natürlich gehört nicht jeder Wachtposten zum Pflichtprogramm, nicht jedem überwuchertem Wallrest ist eine spannende Geschichte zu entlocken. Des Chronisten Pflicht sollte es dennoch sein, in gebotener Kürze zumindest die Zeugen der Vergangenheit aufzulisten, die unmittelbar am Weg liegen. Was der Wanderer daraus macht, ob er tiefer in die Geschichte einsteigt oder sie nur im Vorübergehen mitnimmt, bleibt ganz allein ihm überlassen.
Das gilt im Übrigen auch für das persönliche Wanderpensum, das man sich auferlegt. Selbstverständlich steht es jedem – bei entsprechendem Zeitkontingent und Fitnesslevel – frei, auch mehrere Etappen „in einem Rutsch“ durchzulaufen. Doch sollte man stets darauf achten, den Rückweg noch einzukalkulieren.
Vom Spaziergang mit Kind und Kegel auf dem Taunus-Lehrpfad bis zur anspruchsvollen „Berg- und Talfahrt“ auf dem Siegfried-Rumbler-Weg reicht das Spektrum, das die Wanderer auf den Touren im Umfeld des Limeserlebnispfades erwartet.
„Familien-kompatibel“ – dieses Prädikat verdienen sich viele der in diesem Buch vorgestellten Touren.
Die Ausflüge ins Grenzgebiet führen bewusst ein wenig weg von der Zeit der Römer und Germanen. Sie rücken die enorme Vielfalt des Taunus, seiner Natur und Geschichte in den Blick.
Jede der 17 Touren hat ihren eigenen Anspruch, ihren eigenen Schwerpunkt und soll so Lust auf noch mehr Wandererlebnisse im Naturpark Hochtaunus machen. Schon an dieser Stelle sei darauf hingewiesen: Die ausgewählten Touren bilden nur einen kleinen Ausschnitt der Vielfalt an Wegen und Pfaden ab, die der Taunus zu bieten hat. Sicherlich finden sich in Wanderkarten zu jeder Route noch weitere interessante Varianten, vielversprechende Abkürzungen oder auch Querfeldein-Angebote. Das Hauptaugenmerk lag bei der Arbeit an diesem Buch jedoch darauf, Touren vorzustellen, die ausgeschilderten Wegen folgen und damit auch für weniger erfahrene Wanderer gut nutzbar sind.
Dass die Touren dabei von Zeit zu Zeit den Limeserlebnispfad kreuzen, sich mit ihm sogar längere Wegstrecken teilen, liegt in der Natur der Sache, ist gewünscht und spiegelt sich auch in diesem Buch wider. Um die Orientierung zu erleichtern und nicht zu viele Informationen wiederholen zu müssen, wird in solchen Fällen mit Verweisen auf die jeweiligen Etappen gearbeitet.
Im Unterschied zu den Etappen führen die Touren im mehr oder minder großen Bogen zurück zum Ausgangspunkt. Das erleichtert einerseits die Vorplanung des Ausflugs. Andererseits gestaltet sich dadurch die Orientierung auf dem Weg in Teilen ein wenig anspruchsvoller.
Markierungen und Wegzeichen können auf einer Tour schon mal mehrfach wechseln. Hier gilt es, aufmerksam zu bleiben und gerade an kniffligen Stellen und Übergängen sehr genau Ausschau nach den Orientierungspunkten zu halten. Die verstecken sich ab und an gerne hinter Blattwerk oder sind in ihrer Richtungsangabe in einigen wenigen Ausnahmen nicht auf Anhieb schlüssig. Wer sich hier etwas Zeit nimmt, um die Zeichen zu deuten, erspart sich in der Folge Umwege und vergebliche Schritte. Die den Touren in diesem Buch zugeordneten piktografischen Hinweise auf Zeichenwechsel sollen das Zurechtfinden in Wald und Flur erleichtern.
Unter Dächern aus Blättern und Astwerk geht es gut beschützt voran.

Gut gerüstet

Ledersandalen mit genagelten Sohlen – sehr viel mehr an Schuhwerk hatten Roms Legionäre nicht, um geschwinden Schrittes die Welt und letztlich auch die Hänge des Taunus zu erobern.
Sicher eine Herausforderung für die Füße. Vor allem wenn man bedenkt, dass auf der Lauffläche nicht nur der Körper des Legionärs, sondern auch noch Marschgepäck und Waffen lasteten.
Da hat es der Wanderer heutzutage mit gedämpften Wanderschuhen und ergonomisch geformten Rucksäcken doch spürbar leichter. Und diese Vorteile der Gegenwart sollte auch durchaus nutzen, wer im Taunus das Tor zur Vergangenheit durchschreitet.
Zwar bedarf es keiner Hightech-Ausrüstung, um den Limeserlebnispfad zu laufen. Er ist, wie man es von einem Qualitätswanderweg erwarten darf, perfekt auf die Anforderungen der Fußgänger abgestimmt – was auch für das Gros der hier vorgestellten Rundwege gilt.
Genagelte Sohlen trugen die Römer durch die ganze Welt – offensichtlich ein Erfolgsmodell.
Dennoch sollte man bei der Wahl des Schuhwerks berücksichtigen, dass man sich auf den Weg in ein Mittelgebirge macht. Da wird es schon mal etwas steiler und da kann es auch mal feucht und rutschig unter den Füßen werden. Gute, geschlossene Laufschuhe mit trittfester Sohle sind da Gold wert.
Wer sich überdies etwas mehr Halt bei Auf- und Abstiegen geben möchte, dem ist der Griff zu Trekking- und Wanderstöcken ans Herz zu legen.
Gut beraten sind Spaziergänger, wenn sie beim suchenden Blick in den Kleiderschrank im Hinterkopf behalten, dass es im Schatten von Feldberg, Altkönig und Co. stets ein paar Grad kühler und auf deren Höhen spürbar zugiger ist als in der Rhein-Main-Ebene.
Grundsätzlich gilt im Taunus wie überall der Leitspruch: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Wenn man das bei der Wahl des Textils beherzigt, ist der Taunus zu jeder Jahreszeit ein perfektes Wanderrevier.
Um sich dort gut zurechtzufinden, ist mit dem Kauf dieses Wanderführers ein erster wichtiger Schritt getan. Da die in der Folge vorgestellten Wanderwege allerdings „nur“ einen konzentrierten Ausschnitt aus einer überbordenden Fülle an Wegen und Pfaden darstellen, ist der Erwerb einer Wanderkarte eine weitere lohnenswerte Investition.
Sehr zu empfehlen ist da die Topographische Freizeitkarte TAUNUS 3 im Maßstab 1:25.000, die das Hessische Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation in zweiter Auflage im Jahr 2011 auf den Markt gebracht hat.
Die in Grün gehaltene Orientierungshilfe mit der Saalburg auf dem Umschlag leistete auch bei der Arbeit an diesem Buch wichtige und gute Dienste. Sie ist im Buchhandel zum Preis von 9,50 Euro erhältlich, kann für 9 Euro aber auch direkt über das Online-Portal des Taunusklubs unter www.taunusklub.de bestellt werden.
Auf der Homepage des Taunusklubs finden sich übrigens noch weitere interessante Tipps zum Wandern über die „Höhe“. So nämlich wurde der Taunus in alten Zeiten genannt und unter diesem Namen bewirbt der Taunus-Touristik-Service das Mittelgebirge neuerdings auch wieder – und das nicht nur im Web unter www.taunus.info.de.
Schließlich hat die „Höhe“ mittlerweile sogar ein eigenes Zuhause: das Taunus-Informationszentrum (TIZ).
2011 an der Oberurseler Hohemark eingeweiht, ist das TIZ für alle als Anlaufpunkt gedacht, die sich auf den Weg in den Taunus machen wollen. Hier gibt es Ausflugstipps und Wanderkarten, einen Erlebnisbereich, der den Taunus spielerisch näherbringen soll, ein Restaurant mit Namen „Waldtraut“ und sogar eine Verleihstation für Elektro-Bikes – für alle, die beim Erklimmen der Höhe Kraft sparen wollen.
Das Taunus-Informationszentrum: Seit 2011 die erste Adresse für alles, was mit dem Taunus zu tun hat.
Ebenfalls immer einen und auch mehrere Klicks wert ist ein Besuch auf der Internet-Seite des Naturparks Hochtaunus. Wer unter www.naturpark-hochtaunus.de vorbeischaut, findet dort neuerdings sogar eine Online-Wanderkarte, die mit vielen nützlichen Informationen aufwartet – auch zum Limeserlebnispfad. Wer lieber zuhört als liest und die freie Natur stets dem Platz am heimischen PC vorzieht, für den hält der Naturpark überdies regelmäßige Führungen parat.
18 Millionen Besucher – vor allem Ausflügler aus dem Ballungsraum Rhein-Main – zieht es alljährlich hinaus in den Naturpark Hochtaunus. Allein gut eine Million Gäste davon lockt der Sturm auf den Gipfel des Großen Feldbergs.
Das ist ja wohl der Gipfel der Erholung. Höher als auf dem Feldberg kommt man im Taunus nicht hinaus.
Da mag es nicht überraschen, dass das Feldberggebiet auch der Teil des Taunus ist, der touristisch am besten erschlossen ist. Das gilt nicht zuletzt für die verkehrstechnische Anbindung. Rund um Feldberg, Altkönig, Sandplacken und Fuchstanz findet der Wanderer ausreichend Parkplätze und auch einige Bushaltestellen, die die Anfahrt mit Privatwagen, Motorrad, Rad oder Bus problemlos gestalten sollten.
Zu Fuß, mit dem Auto, Bus oder Zweirad – gerade an Wochenenden zieht die Feldbergregion die Besucher in Scharen an.
Das ist zwar keineswegs die Ausnahme im Taunus, aber auch nicht überall die Regel. Es gibt sie durchaus noch, die Wege entlang und abseits des Limeserlebnispfades, auf denen der Spaziergänger weitgehend allein mit sich und seinen Gedanken ist. Das erhöht ganz sicher das Naturerlebnis, schränkt aber eben auch die Ansprüche ein, die man gerade an den ÖPNV stellen sollte.
Auf dem Land ticken die Uhren heute zwar längst nicht mehr anders als in der Stadt – die Fahrpläne der Busse allerdings schon. Alle fünf, zehn oder 15 Minuten ein Anschluss, der den Fahrgast am besten direkt wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung zurückbringt, auf diesen Luxus der Fortbewegung wird man verzichten müssen.
Gerade wer die in diesem Buch vorgestellten Etappen des Limeserlebnispfades laufen möchte, sollte ein wenig Zeit auf die Vorbereitung von An- und Abfahrt verwenden. Zumindest wenn er den ÖPNV in Anspruch nehmen will und nicht die Absicht hat, nach Erreichen des Ziels auf der Stelle kehrtzumachen und den gleichen Weg zurückzumarschieren.
Meist reicht schon ein Klick ins Internet, um auf www.rmv.de die passenden Angebote zu finden und den Rücktransport zu planen. Hinweise auf Bushaltestellen am Wegesrand finden sich in den Karten in diesem Buch.
Vermerkt sind dort übrigens auch die Ausflugslokale, in denen der Spaziergänger Zwischenstation machen oder den Wandertag gemütlich ausklingen lassen kann.
Die beiden Türme toppen den Feldberg und sind sein weithin sichtbares Markenzeichen.
Ein Blick auf die gastronomische Wanderkarte des Taunus reicht dabei schon, um zu erkennen: Das Feldberggebiet hat auch hier die Nase eindeutig vorn. Auf dem Fuchstanz, Feldberg oder Sandplacken gibt es sogar gleich mehrere Gaststätten, die um die Gunst des hungrigen Gastes werben.
So üppig fällt das kulinarische Angebot andernorts nur selten aus. Um hier für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, empfiehlt sich der Rückgriff auf den guten alten Rucksack – bestückt mit allem, was ein Picknick im Wald zum Genuss macht.
Wer gerade keinen eigenen Rucksack zur Hand oder keine Zeit zum Proviant-Kauf hat, der kann sich im Taunus-Informationszentrum (TIZ) an der Hohemark in Oberursel ein schmackhaftes Wanderpaket sichern. Mehr Informationen dazu finden sich unter: www.daswaldtraut.de

Ein Spaziergang durch die Vergangenheit

„Historiam nescire, hoc est semper puerum esse.“(Die Geschichte nicht kennen, heißt immer ein Knabe zu sein.)Marcus Tullius Cicero (106 bis 43 v. Chr.)
Auch wenn man in der Wertschätzung der Vergangenheit nicht ganz so weit gehen will, wie es Cicero vor über 2.000 Jahren tat, so liegt eines doch auf der Hand: Ohne die Geschichte des Limes zumindest ein wenig zu kennen, bleibt dem Wanderer einiges an Erlebnis vorenthalten.
Klar ist: Ohne Historie kein Weltkulturerbe, ohne Weltkulturerbe kein Limeserlebnispfad und ohne Limeserlebnispfad auch kein Wanderführer.
Wenn auf den folgenden Seiten den historischen Zusammenhängen zunächst der Vortritt gewährt wird, dann trägt das dieser großen Bedeutung Rechnung. Vor allem aber verbessert die Einführung zentraler Begrifflichkeiten und die Zusammenfassung wichtiger Entwicklungsstränge anschließend das Erlebnis auf den Wanderwegen.
Schon Cicero wusste, welchen Einfluss die Vergangenheit auf die Gegenwart des Menschen hat.
Anliegen und Verpflichtung ist es dabei, die notwendigen Informationen korrekt und doch möglichst kurzweilig weiterzugeben. Niemand braucht das große Latinum, niemand ein Archäologiestudium, um sich für das Wandern auf den Spuren von Römern und Germanen zu begeistern.

Rom contra Germanien

Varus, gib die Legionen zurück!
Nicht nur geplagten Lateinschülern und promovierten Althistorikern dürfte dieser Ausspruch doch irgendwie bekannt vorkommen. Der römische Geschichtsschreiber Sueton hat diese Worte – so oder so ähnlich – Kaiser Augustus in den Mund gelegt. Sie sind Ausdruck der Verzweiflung und der Klage des Imperators darüber, dass das mächtige Rom, der Nabel der Welt, im Jahr 9 n. Chr. eine überaus schmachvolle Niederlage hatte einstecken müssen.
Tausende Kilometer entfernt, weit jenseits der Alpen, in einem Land, das sich die erfolgsverwöhnten Welteroberer quasi im Vorbeigehen einverleiben wollten, lag der Stolz der römischen Armee zerschmettert auf dem morastigen Boden einer urweltlichen Terra incognita. Drei Legionen, eine vermeintlich perfekt funktionierende Militärmaschinerie, ins Verderben geführt durch ihren Befehlshaber Lucius Quintilius Varus.
Stolz und siegessicher blickt er drein, der Zenturio, dem der Maler James Tissot Ende des 19. Jahrhunderts ein Gesicht und eine Rüstung gab.
Waren sich Historiker lange Zeit sicher, den Ort der „Varusschlacht“ – wie von Tacitus angemerkt – im „Teutoburger Wald“ suchen zu müssen, begründen jüngere Ausgrabungen die Annahme, dass der Kampf vor über 2.000 Jahren in den Wäldern und Mooren rund um das heutige Kalkriese stattfand. Siehe auch: www.kalkriese-varusschlacht.de
Über 20.000 römische Elite-Soldaten, hingeschlachtet, geschunden und unheilvollen Göttern geopfert. Und das auch noch von einem Gegner, der sich aus scheinbar unzivilisierten Hinterwäldlern rekrutierte.
Die Römer zumindest führten diesen Feind, wie all die anderen Völker, denen sie sich so sehr überlegen fühlten, kurz und hochmütig unter dem Sammelbegriff „Barbaren“. Spätestens nach den Ereignissen im Jahr 9 jedoch hatten sich die kampferprobten Kerle aus dem hohen Norden einen eigenen Namen gemacht: Die Germanen hatten mit urwüchsiger Kraft die Tür zur Geschichte aufgetreten und die Weltmacht das Fürchten gelehrt.
Umso erschütternder muss die Erfahrung für die Römer gewesen sein, dass ein Haufen wilder germanischer Barbaren sie 9 n. Chr. vernichtend schlug.