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Fühlst du dich oft gefangen im Strudel aus Aufgaben, Regeln und Verpflichtungen? Hast du manchmal das Gefühl, dass dir alles zu viel wird und du kaum aus alten Gewohnheiten ausbrechen kannst? Dann ist es Zeit für ein paar Gedankenspiele! Der Psychologe Hans-Georg Willmann zeigt dir, wie du negative Denkmuster und hinderliche Glaubenssätze ablegst und so mehr Leichtigkeit und Selbstbestimmung gewinnst. Lerne, einschränkende »Ja, aber ...«-Gedanken durch ein mutiges »Warum nicht?« zu ersetzen und dich statt auf »Das funktioniert so nicht« auf neue Möglichkeiten zu konzentrieren. Mit der Kraft deiner Gedanken kannst du dein Leben auf den Kopf stellen. Starte in dein persönliches Abenteuer – und entdecke, wie leicht das Leben sein kann, wenn du dich traust, loszulassen!
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Seitenzahl: 237
Veröffentlichungsjahr: 2025
Hans-Georg Willmann
Warum nicht einfach mal loslassen?
Ein Kompass für mehr Gelassenheit und Selbstbestimmung
21 Gedankenspiele, die dein Leben leichter machen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Wichtiger HinweisAusschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
Originalausgabe1. Auflage 2025© 2025 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbHTürkenstraße 8980799 MünchenTel.: 089 651285-0
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Redaktion: Ulrike HollmannUmschlaggestaltung: Pamela MachleidtUmschlagabbildung: shutterstock/jojocoijiwatAbbildungen Innenteil: Freepik/user21773295; Freepik/brgfxSatz: feschart print- und webdesign, Michaela Röhler, LeopoldshöheeBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7474-0715-8ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98922-133-8
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.mvg-verlag.de
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Einleitung
Ja, aber … oder: warum nicht?
Wie »loslassen« leicht wird
Ach, etwas weglassen geht auch?
Musst du wirklich immer etwas hinzufügen?
Ich weiß nicht, ob ich das schaffe
Was, wenn »ob« keine Option ist?
Das funktioniert so nicht
Dann mach doch das, was funktioniert
Ja, aber das ist doch viel zu gefährlich
Ja, und was kannst du da machen?
Alles muss man selber machen
Was wäre, wenn das gar nicht stimmt?
Ich muss mich noch mehr anstrengen
Vielleicht musst du dich auch weniger anstrengen?
Immer kommt etwas dazwischen
Wann ist eigentlich immer?
Ich brauche einfach mehr Zeit
Was wäre, wenn weniger Zeit die Lösung ist?
Ich muss immer erreichbar sein
Ja, hast du denn Bereitschaftsdienst?
Die Leute nerven mich
Dann triff dich nicht mit ihnen
Ich kann mich nicht entscheiden
Okay, dann entscheide ich für dich
Ich brauche keine Ratschläge
Dann frage mich nicht
Mein Job macht mich nicht glücklich
Wer hat dir versprochen, dass dein Job dich glücklich macht?
Eigentlich bin ich ganz anders
Und warum kommst du dann so selten dazu?
Ich habe einfach kein Glück
Was wäre, wenn das Glück schon da ist?
Wenn ich es nur noch einmal machen könnte
Ja, bist du denn schon tot?
Schluss jetzt, mir reicht
’
s
Wie viel ist »genug«?
Ganz oder gar nicht
Wie wäre es mit Schritt für Schritt?
Das gefällt sicherlich nicht allen
Na und?
Ich kann das doch nicht einfach machen
Warum eigentlich nicht?
Die »21« auf einen Blick
Quellen
Tipps zur Vertiefung
Dank
Über den Autor
Was heißt hier einfach mal loslassen? Loslassen ist nicht einfach! Für niemanden von uns. Loslassen ist sogar ziemlich schwer. Denn wir sind auf festhalten programmiert. Das beginnt schon, wenn wir ein Baby sind. Wir kommen mit einem Greifreflex auf die Welt. Der ist so stark, dass wir uns damit schon nach wenigen Tagen an einer Wäschestange festklammern und stundenlang daran hängen können. Kaum haben wir das evolutionsbiologische Überbleibsel aus dem Urwald abgelegt, das uns damals das Überleben sicherte, weil wir uns damit an unserer Mutter festklammern konnten, wird »loslassen« nicht etwa leichter. Im Gegenteil: Der alte Sigmund Freud lässt grüßen. Wir durchlaufen die anale Phase und müssen unsere Körperfunktionen kontrollieren lernen. Wir sollen uns den Anforderungen der Umwelt bezüglich der Reinlichkeit anpassen. Und anpassen heißt in diesem Fall festhalten.
Im Kindergarten und in der Schule müssen wir uns zusammenreißen. Beim sonntäglichen Familienkaffee sollen wir uns benehmen. Beim Nachbarn mit der lauten Musik müssen wir uns beherrschen, um ihm nicht die Meinung zu sagen. Bei Schokolade und Kuchen heißt es sich zügeln, bevor wir aus allen Nähten platzen. Und den Impuls, die Laufschuhe schon wieder zugunsten der Couch im Schrank zu lassen, sollten wir auch kontrollieren. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen heißt es: sich beherrschen und benehmen, sich zurückhalten und zügeln, sich zusammenreißen und kontrollieren. Wir passen uns an Erwartungen anderer an und leben oft ein Leben, das sich weder selbstbestimmt noch frei anfühlt.
Doch damit nicht genug. Gelernte Glaubenssätze halten uns im Perfektionismus und in Selbstzweifeln fest, unsere Gewohnheiten machen uns zu Komfortzonenbewohnern, und durch Ängste und Sorgen halten wir an dem fest, was wir haben, obwohl wir es oft gar nicht wollen. Das alles klingt nicht gerade danach, als ob wir sehr geübt darin wären, einfach mal loszulassen.
Aber gut. Das ist kein Buch darüber, dass loslassen eine ziemlich schwierige Angelegenheit ist. Das ist ein Buch über Leichtigkeit. Darüber, dass wir alle, ob jung oder alt, groß oder klein, arm oder reich, lernen können, einfacher loszulassen, um unser Leben leichter und selbstbestimmter zu leben. Und hier fängt meine Geschichte an.
Eines Morgens, ich war 17 Jahre alt, bin ich aufgewacht und habe mich gefragt, welches Leben ich eigentlich leben will. Es gibt so viele Möglichkeiten, sein Leben zu leben. Es gibt das Leben, das man schon geführt hat, das Leben, das man gerne leben würde, das Leben, von dem man sich wünscht, es nicht gelebt zu haben, und das Leben, von dem man träumt. Ich habe mich an jenem Morgen gefragt, was eigentlich wäre, wenn es einfach einmal einfach wäre. Ich wollte nicht mehr darauf warten, bis mein Leben von allein leichter wird, bevor ich die Dinge mache, die ich gerne machen möchte. Und genau davon handelt dieses Buch. Vom »Sich’s-leichter-Machen«, vom »Leichter-Loslassen« und davon, wie auch dir das gelingt.
Mein großes Aha-Erlebnis mit 17 Jahren war eigentlich gar keins. Kein großer Knall. Kein umwerfendes Ereignis. Und auch keine Life-changing-Erleuchtung. Es war vielmehr das Gefühl, dass mein Leben jetzt lange genug schwer war, und der Entschluss, dass es ab sofort leicht sein darf. Als Junge mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche war die Schule für mich kein Zuckerschlecken. Deutsch: Setzen! Sechs! Englisch: Don’t talk about it. Ein Glück, dass ich in Mathe und Sport ziemlich gut war – und dass ich lernen und wissen und verstehen wollte. Mehr und mehr und mehr und mehr. Wahrscheinlich, weil ich mich so schwergetan habe zu lesen und deshalb erst mit 14 Jahren anfing, mich an richtige Bücher zu trauen. Davor habe ich nur Donald-Duck-Hefte gelesen – äh, angeschaut.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich damals in die Fahrbücherei im Stadtteil gelaufen bin. Ich hatte Angst davor. Bin trotzdem rein und dann war ich überwältigt. So viele Bücher. Ein ganz neues Universum. Das erste richtige Buch, das ich dann gelesen habe, war vom Tiefseeforscher Jacques Piccard. Piccard tauchte 1960 zusammen mit dem Amerikaner Don Walsh in seinem Tauchboot »Trieste« in den Marianengraben im Pazifik in eine Tiefe von 10 916 Metern und damit zum tiefsten Punkt der Weltmeere, den je ein Mensch erreicht hatte. Sein Buch 11000 Meter unter dem Meeresspiegel (1962) ist fantastisch – auch wenn ich fast ein halbes Jahr dazu gebraucht habe, um es zu lesen. Seither lese ich. Immer noch langsam. Aber beharrlich und viel. Und ich schreibe Bücher. Das war mein großer Traum – als Junge mit der Rechtschreibschwäche.
Von welchem Leben träumst du? Und warum lebst du es nicht? Was wäre, wenn auch du es dir leichter machen würdest, die Dinge zu tun, die du gerne tun möchtest? Was wäre, wenn du die Dinge losließest, die dich daran hindern? Hast du Lust darauf? Dann komme mit mir auf die Reise durch das Abenteuer Alltag. Freue dich auf überraschende Geschichten, inspirierende Menschen und wertvolle Erkenntnisse. Sie werden dir dabei helfen, ein »Warum nicht?«-Mindset zu entwickeln und damit leichter loszulassen. Unterwegs lernst du Eva kennen, die Lektorin aus Berlin, die mir gezeigt hat, dass ich es mir nicht immer schwermachen muss, und Bodo, den Karatemeister, von dem ich gelernt habe, mehr an mich und meine Fähigkeiten zu glauben. Erfahre von Bob, dem Survival-Trainer aus dem Outback, etwas über Ängste und wie wir sie leichter loslassen können, und von Anna, der Café-Besitzerin, dass wir nicht immer erreichbar sein müssen – auch nicht für unseren Chef und die Familie. Petra, eine liebe Kollegin aus Hamburg, hat mir gezeigt, dass man am besten keine Fragen stellt, wenn man die Antwort nicht hören will, und Stefanie, die Fitnesstrainerin aus Regensburg, hat mich erkennen lassen, dass ich vom Laufband runterkann, bevor ich ohnmächtig werde.
Aber ich will hier nicht schon alles verraten. Da sind noch mehr Geschichten und Menschen, die du entdecken kannst. Das Wichtigste jedoch, was du unterwegs entdecken wirst, ist dein Mut, deine eigenen Denkmuster zu hinterfragen und neue Perspektiven auszuprobieren. Deine Gedanken steuern dein Verhalten, und dein Verhalten bestimmt, welches Leben du lebst. Denkst du gerade »Ja, aber bei mir geht das nicht so einfach«? Dann lies die Geschichte von Adam, dem IT-Experten aus Rosenheim, der es gewagt hat, sich »Warum nicht?« zu fragen. Leichtigkeit liegt oft nur ein Gedankenspiel entfernt. »Warum nicht einfach mal ausprobieren?«
Der schwere Rucksack auf dem Rücken. Stelle dir vor, du stehst an einem wunderschönen Wanderweg, umgeben von friedlicher Landschaft. Du trägst einen schweren Rucksack auf dem Rücken. Dieser Rucksack enthält all das, was du mit dir herumträgst – alte Sorgen, unerfüllte Erwartungen an dich selbst und an andere, Ängste oder ungelöste Konflikte. Vielleicht sind auch einige Dinge in deinem Rucksack, die du aus Gewohnheit oder Pflichtgefühl mit dir schleppst, obwohl sie dir nicht mehr guttun. Spüre das Gewicht auf dem Rücken. Wie fühlt sich das an? Zieht dich dein Rucksack nach unten? Verlangsamt er deine Schritte? Jetzt stelle dir vor, dass du innehältst. Du atmest tief durch, setzt den Rucksack vorsichtig ab und öffnest ihn. Einzeln nimmst du die Dinge aus deinem Rucksack, die deine Last symbolisieren. Vielleicht ist es ein großer Backstein für eine alte Angst oder ein schweres Buch für eine Verpflichtung, die du ablegen kannst, ein bleischweres Gewicht für Selbstzweifel oder ein Sack voller Sand für deinen stressigen Alltag. Dann entscheidest du, was du jetzt loslassen möchtest. Du legst diese Dinge bewusst beiseite – dein Rucksack wird leerer und leichter. Jetzt stehst du auf, setzt den Rucksack wieder auf – spürst du, wie du dich freier bewegen kannst, wie deine Schritte leichter werden?
Die Welt, in der wir leben, macht es uns nicht gerade leicht, unser Leben frei zu gestalten. Doch das heißt noch lange nicht, dass es unmöglich ist. Das zeigen dir die Geschichten der Menschen in meinem Buch. Freue dich darauf. Freue dich auf 21 Gedankenspiele, die dein Leben auf den Kopf stellen werden. 21-mal stelle ich dir die einfache, aber entscheidende Frage: »Warum nicht …?« Warum nicht einfach mal loslassen, was dich daran hindert, das Leben zu leben, von dem du träumst, und die Dinge zu machen, die du gern machen willst? Wenn du das möchtest, bist du hier richtig. Dieses Buch kann dein Leben verändern! Bist du bereit? Dann auf ins Denkabenteuer.
Warum auch nicht?
Kennst du das? Du hast dir so viel vorgenommen und doch kam alles wieder ganz anders. Voller Motivation und Zuversicht, Energie und Selbstbewusstsein startest du ins neue Jahr oder den neuen Monat, in die neue Woche oder den neuen Tag. Woran liegt es dann, dass sich das Leben oft schwer und fremdbestimmt und nicht danach anfühlt, wie du es eigentlich möchtest? Es ist unser eigenes Denken, das uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Die entscheidenden zwei Worte, die uns daran hindern, das Leben zu leben, von dem wir träumen, heißen: »Ja, aber …«
Hand aufs Herz! Wie oft am Tag denkst du »Ja, aber …«? Bei der Arbeit, in der Familie oder der Freizeit gibt es unzählige Situationen, in denen für viele von uns der Gedanke »Ja, aber …« reflexhaft hochschießt und uns den Weg versperrt. Zum Beispiel haben wir uns vorgenommen, morgen früh um 6:00 Uhr joggen zu gehen, weil wir endlich fitter werden wollen. Als pünktlich um 5:45 Uhr unser Wecker klingelt, sind wir noch voller Tatendrang. Doch dann hören wir, wie der Regen gegen unser Schlafzimmerfenster prasselt. Und schon denken wir: »Eigentlich wollte ich ja joggen gehen, aber es regnet.« Dann drehen wir uns noch einmal um und schlafen wieder ein.
Fallen dir weitere Beispiele ein? Vielleicht hast du dir vorgenommen, morgen auf jeden Fall zeitig nach Hause zu kommen, um mit deiner Freundin auszugehen. Du freust dich schon darauf und kannst es kaum erwarten, bis es endlich 17:00 Uhr ist. Doch kurz vor Feierabend kommt der Kollege um die Ecke und legt dir noch eine ganz wichtige Aufgabe vom Chef auf den Schreibtisch. Und schon denkst du: »Eigentlich wollte ich ja zeitig nach Hause gehen, aber wenn die Aufgabe vom Chef kommt ...« Dann textest du deiner Freundin und machst mal wieder zwei Überstunden statt einen schönen Abend zu zweit zu verbringen.
Oder im Montagsmeeting: Du hast dir fest vorgenommen, dieses Mal auf jeden Fall etwas zu sagen. Das Meeting rückt näher und deine Aufregung steigt. Eigentlich bist du bereit, denn du weißt viel über das Projekt, um das sich das Gespräch drehen wird – doch im Meeting reden dann alle anderen. Und schon denkst du: »Eigentlich wollte ich mich ja zu Wort melden, aber die anderen reden so viel, da muss ich mich nicht auch noch zu Wort melden.« Und vorbei ist deine Chance, dich mit dem, was du kannst, sichtbar zu machen.
Ob in der Arbeit oder privat, oft denken wir »Ja, aber …«, weil wir uns nicht trauen, das zu tun, was wir uns eigentlich vorgenommen haben, weil uns Zweifel, Sorgen oder Ängste daran hindern oder weil wir die Anstrengung scheuen. Weil wir uns gar nicht vorstellen können, dass etwas funktionieren kann oder weil wir unsere Prioritäten nicht klar und deutlich vor Augen haben. Weil uns unsere Erwartungen im Wege stehen oder die Erwartungen anderer, von denen wir denken, sie erfüllen zu müssen, uns blockieren. Dabei wäre es eigentlich einfach: Wenn wir »Warum nicht« denken, wo wir bislang »Ja, aber« gedacht haben, gelingt es uns sehr viel leichter, all die schweren Dinge aus unserem Rucksack auszupacken und loszulassen – und dadurch ein freieres, selbstbestimmteres Leben zu leben. Ich möchte dir dazu eine Geschichte erzählen, die veranschaulicht, wie wir uns durch Festhalten selbst gefangen nehmen und durch Loslassen befreien können.
Die Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht, spielt im südöstlichen Afrika, im Gebiet der Kalahariwüste, die weite Teile Botswanas und Teile Namibias und Südafrikas bedeckt. Hier lebt der Stamm der Malachahadi, denen es gelingt, Paviane1 mit einer List einzufangen. Wenn der Malachahade sicher ist, dass ihn ein Pavian beobachtet, bohrt er ein kleines Loch in einen alten, großen Termitenbau und höhlt am Ende des Lochs einen faustgroßen Hohlraum aus. Dann legt er einige Wildmelonensamen in den Hohlraum, schlendert davon und versteckt sich hinter einem Baum. Der Malachahade weiß um die unstillbare Neugier des Pavians, der unbedingt wissen muss, was in dem Loch ist. So dauert es nicht lang, bis der Pavian vor Neugier platzend zum Termitenbau geht und in das Loch hineingreift. Er packt eine Hand voll Samen, doch sobald die flache Pavianhand die Samen umschließt und sich die Hand zur Faust ballt, bekommt er die Hand nicht mehr aus dem Loch und ist gefangen. Wenn er so vernünftig wäre, die Samen fallen zu lassen, könnte er seine Hand wieder herausziehen. Doch der Drang festzuhalten ist beim Pavian stärker als der Drang loszulassen – er hat sich selbst gefangen genommen. Der Malachahade kann den Pavian leicht von hinten einfangen.
Wenn du gerade denkst »Mensch, der Pavian ist ja blöd, ich würde die Samen natürlich loslassen«, dann hast du soeben den entscheidenden Schalter in deinem Kopf umgelegt. Leichtigkeit fängt mit loslassen an, und loslassen beginnt mit einem einzigen entscheidenden Gedanken: »warum nicht?«
Wenn wir »Warum nicht?« denken, wo wir bislang »Ja, aber …« gedacht haben, gelingt es uns leichter loszulassen.
Mach’s dir leichter: Tausche den Gedanken »Ja, aber …« doch einfach öfter aus, und erlaube dir stattdessen, »Warum nicht?« zu denken. Was geht dir jetzt gerade durch den Kopf? Möchtest du dich darauf einlassen? Hast du Lust darauf, »Warum nicht?« zu deiner neuen Lebenseinstellung zu machen und dir damit ein besseres Leben zu schaffen? Zugegeben, das ist für uns wahrscheinlich anstrengender, als Wildmelonensamen loszulassen. Doch keine Angst – auf deiner Reise durch dieses Buch wirst du die »Warum nicht?«-Methode Schritt für Schritt kennenlernen.
Unterwegs entdeckst du die Werkzeuge, die dir helfen werden, die vielen Dinge, die dich unfrei machen, fremdbestimmen und daran hindern, das Leben zu leben, das du leben möchtest, leichter loszulassen. Das Einzige, was ich mir von dir wünsche, während du dieses Buch liest, ist: Jedes Mal, wenn du dich dabei beobachtest, dass du »Ja, aber …« denkst, möchte ich dich dazu einladen, stattdessen den Gedanken »Warum nicht?« auszuprobieren. Damit dir das leichter gelingt, habe ich in jedem Kapitel einen Notizzettel als Erinnerungshilfe eingebaut.
»Niemand weiß, was er kann, wenn er es nicht versucht.«
Publilius Syrus
Am besten notierst du dir gleich einmal deine fünf hartnäckigsten »Ja, aber …«-Gedanken. Überlege dabei, in welchen konkreten Situationen in deinem Alltag dir die beiden Worte »Ja, aber …« automatisch aus dem Gehirn in den Mund und über deine Lippen schießen. Vielleicht neulich bei der Arbeit, als dich dein Chef gefragt hat, ob du die Schlüsselrolle bei der Einführung der neuen Software übernehmen möchtest, und du vor Angst sofort geantwortet hast: »Ja, aber das ist zusätzlich zu meinem Workload nicht möglich, Chef.« Statt zu denken und zu sagen: »Warum nicht, Chef? Lassen Sie uns mal zusammensitzen und gemeinsam überlegen, wie das gut funktionieren kann.« Ein Tipp am Rande: Wenn du in deiner Arbeit erfolgreich sein möchtest, kommst du nicht umhin, Verantwortung zu übernehmen. Das Schöne dabei: Wenn du Verantwortung übernimmst, wirst du selbstbestimmter und freier handeln können.
Ein anderes Beispiel: Vielleicht haben dich dein Freund oder deine Kinder neulich gefragt, ob ihr am Wochenende alle miteinander einen Ausflug machen wollt, und du hast vor lauter Stress sofort gedacht und gesagt: »Ja, aber wie soll ich das auch noch schaffen? Ich muss mich auf eine Präsentation nächste Woche vorbereiten!« Du hättest auch denken und antworten können: »Warum nicht? Das ist eine tolle Idee. Am Sonntag brauche ich zwar noch mal vier Stunden, um mich auf einen Termin in der Arbeit vorzubereiten, doch den Samstag kann ich mir freinehmen, und da machen wir etwas Schönes zusammen.« Und wieder ein kleiner Tipp am Rande: Glaube mir, du wirst in den vier Stunden am Sonntag, vollgetankt durch die schönen Erlebnisse mit deiner Familie, sehr viel schneller und besser arbeiten und nächste Woche erfolgreicher präsentieren. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass du mit mehr Zeit mehr schaffen wirst. Aber dazu mehr im Kapitel Ich brauche einfach mehr Zeit.
Welche »Ja, aber …«-Gedanken halten dich in deiner Komfortzone fest und hindern dich daran, die Tür aufzustoßen und raus ins Leben zu treten? Ich habe dir auf der nächsten Seite einige Klassiker aufgelistet.
Kommen dir diese »Ja, aber …«-Gedanken bekannt vor? Wenn ja, dann bist du auf jeden Fall in bester Gesellschaft. Denn solche »Ja, aber …«-Gedanken kennen wir alle und das hat wieder evolutionsbiologische Gründe. Immer dann, wenn etwas Neues, Unbekanntes auf uns zukommt, wehrt sich unser Gehirn erst einmal dagegen und lässt uns die beiden einer
»Ja, aber …«
»Warum nicht?«
»Ja, aber so leicht ist das doch nicht.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber ich weiß doch nicht, ob das funktioniert.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber ich kann doch nicht einfach damit aufhören.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber ich traue mich nicht.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber ich kann doch nicht einfach etwas weglassen.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber das hat doch noch nie funktioniert.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber ich kann doch nicht mein Handy ausschalten.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber ich kann das doch nicht einfach machen.«
»Warum nicht?«
»Ja, aber ich kann doch nicht noch einmal neu anfangen.«
»Warum nicht?«
Festung gleichenden Worte »Ja, aber …« zum Schutz vor Gefahr, vor Risiko und vor Anstrengung denken. Verstehst du? Der »Ja, aber …«-Gedanke hält uns in unserer vermeintlich sicheren Komfortzone und mit »Ja, aber …« schließen wir sogar noch die Tür – von innen. Sicher ist sicher – denkt sich unser Gehirn. Was für den Pavian in der Kalahariwüste die Wildmelonensamen sind, ist für uns das »Ja, aber …«-Denken. Es wäre vernünftig, loszulassen, und doch steuert uns unsere biologische Programmierung oft dazu festzuhalten.
Wenn du um diese biologische Programmierung weißt, kannst du auf deiner Reise durch dieses Buch und durchs Leben auf den »Ja, aber …«-Reflex achten. Jedes Mal, wenn du dich dabei beobachtest, dass du »Ja, aber …« denkst, möchte ich dich dazu einladen, stattdessen den Gedanken »Warum nicht?« auszuprobieren. Denke daran: Leichtigkeit fängt damit an, einen Gedanken erst einmal zuzulassen, bevor du ihn ablehnst. »Warum auch nicht?« Was hast du zu verlieren?
»Was wäre, wenn du das einfach weglässt?«, sagt Eva zu mir, als sie zuhört, wie ich unzufrieden über einen Absatz im Manuskript lamentiere, an dem ich lange herumgebastelt habe. »Wie jetzt? Einfach weglassen? Das geht?«, sage ich und bin ziemlich verdutzt. Ich saß stundenlang an der Textbaustelle, habe noch einen Satz und noch einen Satz hinzugefügt, aber der Text wollte einfach nicht besser werden. Und Eva sagt, ich soll’s einfach weglassen?! In diesem Moment, im Gespräch mit meiner Lektorin Eva, an einem schönen Holztisch im Café am Prenzlauer Berg in Berlin, hat es bei mir klick gemacht. Was für den einen Text gilt, gilt für alle Texte – und für das ganze Leben.
Wir können bei so vielen Dingen so viel mehr einfach mal weglassen. Zum Beispiel bei der täglichen To-do-Liste. Wie oft planen wir den nächsten Tag und setzen noch einen Punkt und noch einen Punkt auf unsere Liste – obwohl wir eigentlich wissen, dass wir es sowieso nicht schaffen werden! Das Ergebnis: Die Liste ist voll, und wir sind gestresst, wenn wir es nicht schaffen, alles zu erledigen. Warum also nicht einfach mal weglassen, wovon wir wissen, dass es sowieso nicht realistisch ist?
Kennst du das auch? Weißt du, wovon ich spreche? Bei der Geschäfts-E-Mail zerbrechen wir uns den Kopf, was wir noch alles dazuschreiben müssen, damit klar wird, was wir wollen – anstatt einfach mal kurz anzurufen. Bereiten wir einen Vortrag vor, packen wir noch eine Folie und noch eine Folie in die Präsentation, um möglichst kompetent zu erscheinen – wo doch weniger oft mehr wäre. Kochen wir Abendessen, kommt noch ein Gewürz und noch ein Gewürz in den Topf, weil wir es besonders lecker machen wollen – anstatt es uns leicht und das Essen wirklich schmackhaft zu machen, indem wir uns auf wenige passende Gewürze konzentrieren. Und kaufen wir ein, packen wir den Einkaufswagen voll und voller, weil wir dabei das Gefühl haben, uns etwas Gutes zu tun – obwohl wir eigentlich wissen, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Geldbeutel wird leerer und wir werden dicker.
Mein Haus, mein Auto, meine Kleidung. Auch die Tendenz, mit mehr Besitz glücklicher werden zu wollen, oder zu zeigen, wer man ist und was man hat, ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir häufig dazu neigen, hinzuzufügen, statt wegzulassen. Der Kleiderschrank ist voll und wir haben doch nichts anzuziehen. Im Keller türmen sich die Kisten, und in die Garage passt kein Auto, weil so viel Zeug darin Unterschlupf findet. Wir balancieren uns täglich um so viel Zeug herum, von dem wir die Hälfte niemals wirklich benutzen. Da braucht es dann schon den Weltbestseller von Marie Kondo Magic Cleaning, um uns daran zu erinnern, dass uns ein »Zuviel« belastet.
Warum also fügen wir überall noch etwas und noch etwas hinzu, statt einfach mal etwas wegzulassen? Egal, ob es um (Zeit-)Planung, Kochen, einen Vortrag halten, unsere Schränke oder eben Texteschreiben geht: Warum versuchen wir so oft, unsere Bedürfnisse zu erfüllen, Aufgaben zu meistern und Probleme zu lösen, indem wir etwas addieren, anstatt zu versuchen, etwas wegzunehmen? Es scheint ein inneres Müssen dazu zu führen, instinktiv die Addition zu bevorzugen. »Einfach weglassen« als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung, zur Veränderung, zur Aufgabenerfüllung oder zur Problemlösung wird von uns systematisch vernachlässigt – und wir alle machen uns das Leben damit unnötig schwer.
Nach meinem Aha-Erlebnis mit Eva, am schönen Holztisch im Café am Prenzlauer Berg in Berlin, war ich neugierig und habe über diese Frage viel nachgedacht und recherchiert. Und ich wurde fündig. Die Psychologie, die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten von Menschen, bietet eine Schatztruhe voller hilfreicher Erklärungen. Bei diesem Phänomen, dem »inneren Müssen«, scheint es sich um eine Art biologische Programmierung zu handeln, die unser Verhalten lenkt. Wir scheinen genetisch aufs »Hinzufügen« programmiert zu sein – wie ein Baby aufs »Festhalten« programmiert ist. Instinktiv versuchen wir, mehr zu machen, mehr zu haben und mehr zu sein. Mehr Ansehen, mehr Geld, mehr Macht, mehr Nahrung, mehr Besitztümer, mehr Sex, mehr Spaß. Biologisch gesehen macht das auch wirklich Sinn – wenn wir uns in die Zeit im Urwald zurückversetzen.
»Mehr« bedeutete damals, das eigene Leben und das der Nachkommen zu sichern. Weil im Urwald alles knapp und damit kostbar war, mussten wir zugreifen, wenn es etwas gab. Wahrscheinlich kann unser Gehirn deshalb noch heute, im 21. Jahrhundert, nicht gut mit dem Konzept »Weniger« umgehen, obwohl – zumindest in unseren Breiten – heute von allem so ziemlich zu viel da ist. Verzicht fühlt sich für uns wie Verlust an. Unser Gehirn schüttet Neurotransmitter aus, die uns sagen: Das ist bedrohlich und riskant! Dieses Phänomen kennen wir alle wieder verstärkt, spätestens seit der Covid-Zeit und den leeren Supermarktregalen. Doch Hand aufs Herz! Auch in normalen Zeiten ist der Gedanke an Verzicht für die meisten von uns so sexy wie die Steuererklärung.
Leidy Klotz, Professor für Architektur und Ingenieurwissenschaften an der University of Virginia, USA, hat das Phänomen, das er die »Subtraktionsvernachlässigung« nennt, untersucht2. Auf die Idee für seine Studie kam Klotz, als er seinem Sohn beim Spielen zugeschaut hat. Sein Zweijähriger wollte eine schiefe Legobrücke ausgleichen und hat dazu auf einer Seite einen Legobaustein hinzugefügt. Es wäre genauso möglich gewesen, auf der anderen Seite einen Legobaustein wegzunehmen. Dadurch wäre die Brücke ebenso gerade und sogar stabiler gewesen – und das bei geringerem Ressourceneinsatz. So weit denkt ein zweijähriger Junge natürlich nicht. Aber wir sind ja auch alle schon ein bisschen älter.
Leidy Klotz fragte sich, inwieweit das Verhalten seines Sohnes ein allgemeines Verhaltensmuster sein könnte. Seine Hypothese bestätigte sich. Sowohl beim Brückenbauproblem als auch in weiteren, experimentell durchgeführten Testaufgaben mit Versuchspersonen lösten über 80 Prozent der Teilnehmer ein Problem durch »Hinzufügen« statt »Weglassen« – egal, ob es dabei ums Kochen, Bauen, Planen oder Texteschreiben ging. Selbst wenn die Teilnehmer auf die Möglichkeit hingewiesen wurden, dass man auch »weglassen« als Lösungsmöglichkeit berücksichtigen sollte, wurde sehr viel häufiger etwas hinzugefügt. Es scheint tatsächlich ein allgemeines Verhaltensmuster, ein »inneres Müssen« dazu zu führen, dass wir instinktiv versuchen, Probleme zu lösen, Herausforderungen zu meistern und Bedürfnisse zu befriedigen, indem wir etwas hinzufügen, anstatt zu versuchen, etwas wegzunehmen.
Die Erkenntnis für unseren Alltag liegt nahe: Warum nicht einfach mal loslassen – und damit weglassen? Das ist natürlich sehr viel einfacher geschrieben als im Abenteuer Alltag umgesetzt. Aber keine Angst. Ich bin hier angetreten, um mit dir die wirksamsten Tipps und Tricks zu teilen, die dir helfen werden, leichter loszulassen, um leichter leicht zu leben. Aus meinem Abenteuer Alltag kann ich dir von vielen Situationen berichten, in denen mein erster Gedanke reflexhaft »hinzufügen« lautet. Ob beim Bücherschreiben, Gärtnern, Coachen, Kofferpacken oder Kochen, ob in der Freizeit, bei der Arbeit oder in der Familie – wenn ich nicht weiterkomme, ist der erste Impuls fast immer »Was fehlt? Was muss ich dazutun? Was muss ich mehr machen?« und nicht etwa »Wovon ist zu viel da? Was kann ich weglassen? Wovon kann ich weniger machen?«. Ist das nicht verrückt?
Würden wir weniger machen, würden wir es uns oft leichter machen – und das Ergebnis unseres Tuns wäre häufig sogar besser. Wie bei meinem Text, den ich durch Evas Tipp »Was wäre, wenn du das einfach weglässt?« besser gemacht habe – und das mit weniger Aufwand. Ich möchte dich zu einem Gedankenspiel einladen:
Was kann ich weglassen? Überlege dir ein konkretes Alltagsproblem, eine Herausforderung, etwas, bei dem du feststeckst. Vielleicht die Frage, wie du mit der Flut der Nachrichten auf deinem Smartphone leichter umgehst, die über E-Mail, WhatsApp, Insta, TikTok und Co. unablässig auf dich einprasseln. Vielleicht hast du dir angewöhnt, die Nachrichten so schnell wie möglich zu beantworten. Weg ist weg – so deine Devise. Und du wunderst dich, dass du mehr und mehr Messages bekommst, obwohl du doch alle so schnell beantwortest.
