Was die Nacht nie vergisst - Justine Pust - E-Book

Was die Nacht nie vergisst E-Book

Justine Pust

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Beschreibung

Jetzt das eBook-Einführungsangebot sichern! Eine Reality-TV-Show. Zwei Teilnehmende mit einem ganz bestimmten Plan. Eine Liebe, die nicht nur ihre Herzen in höchste Gefahr bringt ... In dem New-Adult-Suspense-Roman »Was die Nacht nie vergisst« erzählt Justine Pust von den dunklen Abgründen hinter der schillernden Kulisse einer Reality-TV-Show in Finnland – und von einer Liebe mit hohen Einsätzen. Mona ist eine der Auserwählten für die zweite Staffel der Reality-TV-Show Celebrity Cache. Zusammen mit fünf anderen wird sie in Finnland an einer GPS-Schnitzeljagd teilnehmen, deren gut versteckte Hinweise und Challenges zu 100.000 Euro führen. Aber weder das Geld noch der Ruhm treiben Mona an. Sie will herausfinden, was sich hinter der Kulisse der Reality-Show abspielt, denn ihre Freundin Marie nahm an der ersten Staffel teil und ist seitdem nicht mehr dieselbe. Um die dunklen Machenschaften aufzudecken, ist Mona (fast) jedes Mittel recht. Nur mit Samu rechnet sie nicht, als sie einen Tag vor Drehbeginn nach Helsinki fliegt. Aus einem harmlosen Flirt wird eine heiße Nacht. Dann stellt sich heraus, dass auch Samu an der Show teilnimmt – und um jeden Preis gewinnen will. Wie Mona scheint er eine eigene Mission zu verfolgen … New Adult Suspense rund um ein Spiel mit hohen Einsätzen Bei den Challenges werden die Teilnehmenden mit ihren größten Ängsten konfrontiert. Doch das ist nicht die eigentliche Gefahr … Entdecke auch Justine Pusts berührende New-Adult-Liebesromane: - With you I dream (Belmont Bay 1) - With you I hope (Belmont Bay 2) - With you I heal (Belmont Bay 3) - Wo die Sterne uns sehen (Die Skyline-Reihe 1) - Wo der Regen uns berührt (Die Skyline-Reihe 2)

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Seitenzahl: 556

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Justine Pust

Was die Nacht nie vergisst

Roman

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Mona ist eine der Auserwählten für die zweite Staffel der Reality-TV-Show Celebrity Cache. Zusammen mit fünf anderen wird sie in Finnland an einer GPS-Schnitzeljagd teilnehmen, deren gut versteckte Hinweise und Challenges zu 100.000 Euro führen. Aber weder das Geld noch der Ruhm treiben Mona an. Sie will herausfinden, was sich hinter der Kulisse der Reality-Show abspielt, denn ihre Freundin Marie nahm an der ersten Staffel teil und ist seitdem nicht mehr dieselbe. Um die dunklen Machenschaften aufzudecken, ist Mona (fast) jedes Mittel recht. Nur mit Samu rechnet sie nicht, als sie einen Tag vor Drehbeginn nach Helsinki fliegt. Aus einem harmlosen Flirt wird eine heiße Nacht. Dann stellt sich heraus, dass auch Samu an der Show teilnimmt – und um jeden Preis gewinnen will. Wie Mona scheint er eine eigene Mission zu verfolgen …

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Widmung

Content Notes – Hinweis

Prolog

Teil 1

1. Kapitel

2. Kapitel

Zeitungsartikel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Drehplan

8. Kapitel

Zeitungsarktikel

9. Kapitel

Merkblatt mit Set-Regeln

10. Kapitel

11. Kapitel

Zeitungsartikel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

Tagebucheintrag

15. Kapitel

16. Kapitel

Tagebucheintrag

17. Kapitel

18. Kapitel

Social Media Beitrag

Drehplan

19. Kapitel

Interviewauszug

20. Kapitel

21. Kapitel

Interviewauszug

22. Kapitel

Social Media Beitrag

23. Kapitel

Textnachrichten

24. Kapitel

Zeitungsartikel

Drehplan

Textnachrichten

25. Kapitel

Textnachrichten

26. Kapitel

Zeitungsartikel

27. Kapitel

Textnachrichten

28. Kapitel

Tagebucheintrag

29. Kapitel

30. Kapitel

Teil 2

31. Kapitel

32. Kapitel

Textnachrichten

Drehplan

Interviewauszug

Social Media Beitrag

Interviewauszug

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

Textnachrichten

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

Zeitungsartikel

41. Kapitel

Textnachrichten

42. Kapitel

Tagebucheintrag

43. Kapitel

44. Kapitel

Interviewauszug

Interviewauszug

45. Kapitel

Social Media Beitrag

46. Kapitel

Tagebucheintrag

47. Kapitel

Zeitungsartikel

48. Kapitel

Teil 3

49. Kapitel

50. Kapitel

51. Kapitel

Textnachrichten

Tagebucheintrag

52. Kapitel

53. Kapitel

54. Kapitel

Drehplan

55. Kapitel

Tagebucheintrag

Zeitungsartikel

56. Kapitel

57. Kapitel

Interviewauszug

Textnachrichten

58. Kapitel

59. Kapitel

Social Media Beitrag

60. Kapitel

61. Kapitel

Drehplan

62. Kapitel

Zeitungsartikel

63. Kapitel

Tagebucheintrag

Danksagung

Liste sensibler Inhalte / Content Notes

Für alle, denen nicht geglaubt wurde:

Ich glaube dir.

 

Dieses Buch ist für dich. Und es ist für mich.

 

Keines meiner Worte wird etwas ändern, aber wir werden weiter dort hinsehen, dort laut sein, wo Männer versuchen, uns zum Schweigen zu bringen.

Bei manchen Menschen lösen bestimmte Themen ungewollte Reaktionen aus. Deshalb findest du am Ende des Buches eine Liste mit sensiblen Inhalten.

Du oder jemand, der dir wichtig ist, musste Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt machen und braucht Hilfe?

Unter der 116016 erreichst du das Hilfstelefon.

Prolog

Mona

Frauen und Männer leben in zwei verschiedenen Welten – und immer dann, wenn sie kollidieren, stellt sich die Frage: Werden wir Frauen es überleben oder vom Hass überrollt?

Die Antwort verdränge ich gern, doch in diesem Moment wird mir das volle Ausmaß des allgegenwärtigen Hasses so bewusst, dass ich mich am liebsten übergeben würde.

»Ich wollte es nicht.«

Vier Wörter, weil ein Mann das eine nicht verstanden hat. Nein heißt in der Welt der Männer nur Nein, wenn es nicht von einer Frau kommt.

Nein heißt nur so lange Nein, bis niemand hinsieht.

Bis das System die Augen verschließt.

Bis wir alle das tun.

»Ich wollte es nicht.«

Hilflos sehe ich meine beste Freundin an, lege die Arme um sie und versuche, das zusammenzuhalten, was ihr genommen wurde. Denn mehr kann ich nicht ausrichten. Nur da sein und ihr Glauben schenken in einer Welt, die ihr sonst nur entgegenschreit, dass sie selbst schuld ist.

»Es ist alles so verschwommen«, wimmert Fine in meinen Armen. »Ich kann mich nicht an sein Gesicht erinnern, nur daran, dass ich immer und immer wieder Nein gesagt habe.«

Ihre Tränen fließen, ohne dass ich sie fortwische.

Ich sage ihr nicht, dass es mir leidtut, denn das wäre nur eine Floskel, die wir uns erzählen, während die Täter sich gegenseitig beklatschen. Also streiche ich ihr über die Schulter, ziehe die Decke über unsere Körper und warte. Nicht auf Heilung, nicht auf eine plötzliche Eingebung, sondern nur darauf, dass sie bereit ist, mir zu sagen, wie sie das hier überleben kann. Was sie braucht.

Fines Tränen trocknen an meiner Schulter.

»Was willst du jetzt tun?«, frage ich leise.

Ich kann spüren, wie sie schluckt. Sie hebt den Kopf und fährt sich mit beiden Händen über das Gesicht, als wollte sie den letzten Rest der Tränen so beseitigen. Aber über ihre Lippen kommt kein einziges Wort. Also sage ich: »Ich will diesen verdammten Mistkerl brennen sehen.«

Teil 1

Wenn der Mond ein silberner Wächter über die schlafenden Menschen ist, hat er seinen Dienst an mir versagt.

Wenn die Nacht ein leeres Buch ist, das wir alle nur mit unseren Geschichten füllen müssen, dann ist meine eine, die schon viel zu oft erzählt und viel zu wenig gehört wurde.

Wenn die Dunkelheit ein Mantel ist, der sich schützend um uns legen soll, dann sind die Wunden am Tag eine Erinnerung daran, dass Sicherheit nichts anderes als eine Illusion ist.

 

Und ich habe es satt, all das hinzunehmen.

 

Fine

1. Kapitel

Mona

In meinem Kopf kreisen die Gedanken so laut, dass selbst der Sound aus meinen Boxen mich nicht in die Welt des Spiels hineinziehen kann. Als ich meinen Account justslaywithmona eröffnet habe, hatte ich keine Ahnung, dass ich damit mal einen großen Teil meines Lebens verbringen werde. Eigentlich habe ich nur andere Menschen gesucht, die genauso gern The Last of Us oder Resident Evil zocken – doch inzwischen kann ich mir kaum noch vorstellen, etwas anderes zu machen.

»Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich liebe Anima.«

Der Bildschirm vor mir leuchtet und zeigt die interaktive Fantasywelt, in der die Menschen im Königreich Solara nicht mehr in der Lage sind, Emotionen zu fühlen.

Ehrlich gesagt bin ich gerade etwas neidisch darauf, denn obwohl die Kamera auf mein Gesicht gerichtet ist, fällt es mir schwer, meine eigenen Gefühle nicht durchblicken zu lassen. Ich bin so unfassbar wütend. Trotzdem will ich das nächste Level noch schaffen und meine Kristalle sammeln, damit ich zumindest ein Erfolgserlebnis heute habe.

Die RGB-Beleuchtung meines PCs pulsiert im Takt meines schlagenden Herzens. Mein Mikrofon steht direkt vor mir. 

Auf dem Tisch sind Snacks und eine große Tasse Kaffee platziert, die mir den nötigen Energieschub geben, um durch die Streaming-Sessions zu kommen. 

Ich werfe einen Blick auf den Chat, der auf meinem zweiten Bildschirm flimmert. Mit einem kleinen PING wird mir angezeigt, dass zehn weitere Euro für das Berliner Tierheim gespendet wurden.

»Ich merk schon, euch gefällt das auch«, sage ich mit einem Lächeln zum Chat, dessen Zahlen immer höher klettern, je länger ich mich durch die Welt von Solara bewege. »Wenn wir die 10k vollbekommen, verspreche ich euch, dass wir persönlich vorbeigehen und den Hunden ihr neues Spielzeug zeigen.«

Das wirkt.

Die Spenden kommen im Sekundentakt, was mich für einen kurzen Moment davon ablenkt, was ansonsten in meinem Kopf los ist. Immerhin hier kann ich etwas ausrichten.

»Noch 10 …«, zähle ich und werfe die Hände nach oben. 

»9 …«

»Wir haben die 10000 geknackt!«

Der Chat bricht in Jubel aus, und ich lasse mich in meinen blauen Stuhl sinken. »Das war ein wilder Ritt durch die Welt von Solara. Für alle, die mehr über die Entstehung von Anima wissen wollen, empfehle ich Level One: Feelings Reloaded. Dieser Stream wurde gesponsert von Vanessa Hußmann, und alle Einnahmen gehen an das Tierheim Berlin. Ich bin Mona, und für heute heißt es: Game over!«

Und dann beende ich den Stream, das Spiel und meine Schauspielerei. 

Erschöpft wische ich mir den Pony aus der Stirn. Meine Knochen knacken, als ich aufstehe und in die Küche gehe, um meine leeren Energy-Dosen in den übervollen Pfandbeutel zu werfen, den ich immer wieder vergesse, wenn ich einkaufen gehe. 

Fine ist gerade dabei, den Abwasch zu machen. »War der Stream gut?«

Ihre Stimme klingt ruhig, aber mir entgeht das Zittern ihrer Hände nicht oder die Art, wie sie meinem Blick ausweicht. Es ist fast eine Woche her, seit sie wieder hier ist – aber es ist trotzdem, als würde etwas von ihr fehlen.

Ich reibe mir mit einer Hand über den Mund, ehe ich nicke. »Ja, das Tierheim wird sich freuen.«

Fine schenkt mir ein halbes Lächeln. »Freut mich.«

»Fine, hör mal …«

»Sag’s nicht«, unterbricht sie mich sofort. »Bitte, ich kann neben allem, was in mir drin los ist, nicht auch noch mit dir streiten.«

Schluckend weiche ich etwas zurück. Ein Streit ist das Letzte, woran ich gedacht habe. »Okay, ich wollte nur sagen: Ich bin da.«

»Ich weiß, aber manchmal hilft das nicht, und klar ist es nicht fair, dich wegzustoßen, aber gerade kann ich einfach nicht anders«, sagt sie erstickt und lässt das dreckige Wasser aus der Spüle.

»Alles klar, dann warte ich, bis du es wieder kannst.«

Die Andeutung eines Lächelns huscht über ihr Gesicht. »Hat Gustav sich schon gemeldet?«, fragt sie dann, so vorsichtig, dass ich am liebsten laut geschnaubt hätte. 

»Nein.«

»Arschloch.«

»Schon okay, ich kann irgendwie nicht mal wirklich sauer sein«, sage ich milde, weil es tatsächlich so ist. Wir haben uns getrennt, aber das muss ja nicht heißen, dass wir daraus ein großes Drama machen müssen. Wir haben uns einfach auseinanderentwickelt. Er streamt jeden Tag mehrere Stunden, und ich ebenfalls. Dazwischen ist nicht sonderlich viel Platz für eine Beziehung – und da er nie großes Interesse an den Tierschutz-Sachen hatte, wurde die wenige Zeit zusammen noch knapper. So was passiert eben.

»Du hast es noch nicht gesehen, oder?«

Verdutzt sehe ich zu Fine auf. »Was gesehen?«

Sie zieht das Handy aus ihrer Hosentasche und öffnet ein YouTube-Video. Gustavs Gesicht erkenne ich sofort, doch es dauert einen Moment, bis ich verstehe, was die Worte im Thumbnail bedeuten. 

She left me for the dogs.

Sie hat mich für die Hunde verlassen.

My breakup.

Meine Trennung.

»Ist das sein verdammter Ernst?«, schnaube ich mit einer Mischung aus Entsetzen und Wut.

»Damit erübrigt sich die Frage, ob du etwas davon wusstest.«

»Was zur Hölle soll das?«

Fine zuckt mit den Schultern. »Es sind eine Million Klicks.«

»Scheiße.«

Es waren also nicht allein das gehypte Spiel oder der Spendenaufruf, die heute dafür gesorgt haben, dass so viele Leute im Stream waren – sondern der gute alte Voyeurismus. 

Ich balle die Hände zu Fäusten, ohne den Blick vom Display abwenden zu können. Neben mir kann ich spüren, wie Fine schluckt und versucht, Worte zu finden. »Wenn es hilft, du kommst bei allem, was er sagt, immer noch sympathischer rüber – und deine Followerzahlen werden jetzt noch weiter steigen.«

»Das war aber nicht geplant.«

»Ich weiß.«

»Dieses Arschloch …«

»Soll ich uns ein paar Schaufeln besorgen und einen Van mieten?«, fragt Fine scherzhaft, aber ich weiß, dass darin ein Funken Wahrheit liegt, weil wir wie Schwestern sind. Weil wir uns in einer Welt wie dieser nur aufeinander verlassen können – und weil wir alles füreinander tun würden.

»Keine Schaufeln«, meine ich gedehnt und sehe sie an. »Außer wir brauchen sie für etwas anderes.«

An der Art, wie sie die Stirn runzelt, sehe ich, dass sie abschweift. Wieder in die dunklen Erinnerungslücken fällt und sich erst wieder aus ihnen befreit, als sie sagt: »Wie gesagt: Ich will nicht darüber reden.« Ich hadere einen Moment mit mir, ob ich es wirklich dabei belassen soll. Auf der einen Seite will ich sie nicht noch weiter traumatisieren, auf der anderen habe ich selbst auch keinen blassen Schimmer, wie ich mit alldem umgehen soll.

Sie braucht Hilfe, die ich ihr nicht geben kann. Mein Blick zuckt kurz zu dem Flyer, der noch immer unberührt auf unserem Küchentisch liegt. Die Nummer im grellen Pink leuchtet mir entgegen: 116016. Beratung und Hilfe für Frauen.

»Vielleicht nicht mit mir«, versuche ich es also erneut. »Aber es gibt Beratungsstellen.«

Fines Blick wird hart. Sie atmet einmal tief durch, als müsste sie sich an den immer gleichen Satz erinnern. »Ich habe ein NDA unterschrieben.«

»Ich weiß, aber es ist anonym und …«

Sie hebt eine Hand. Bringt mich so zum Schweigen. Dann streicht sie sich durch die Haare. »Nichts in unserer Bubble ist anonym«, schnaubt sie und schüttelt den Kopf. »Meinst du wirklich, es würde niemandem auffallen, wenn ich kurz nach der Show zu einer Beratungsstelle gehe? Meinst du nicht, irgendjemand würde sich darauf stürzen?«

Tränen schimmern in ihren Augenwinkeln. Das Zittern ist stärker geworden, und am liebsten würde ich sie einfach in den Arm nehmen und für sie da sein, aber Fine weicht mir aus. »Ich sollte ins Bett gehen.«

Der Graben zwischen uns wird wieder tiefer. Und ich wünsche mir nichts mehr, als wieder eine Brücke zu bauen, über die ich sie erreichen kann. Für sie da sein kann. Doch all meine Versuche fallen in den Abgrund. »Okay, sag Bescheid, wenn du was brauchst.«

Aber wir wissen beide, dass sie nichts sagen wird. 

»Fine?«

Ich laufe ihr in den Flur hinterher, und sie stoppt vor ihrer Zimmertür. »Ja?«

Für einen kurzen Moment presse ich die Lippen aufeinander. »Ich hab dich lieb.« Die Worte kommen stolpernd aus meinem Mund.

Ihre Gesichtszüge werden weicher. Mit zwei schnellen Schritten ist sie bei mir und zieht mich in ihre Arme. »Ich dich auch«, raunt sie mir ins Ohr. »Gib mir einfach noch etwas Zeit, okay?«

Ich drücke sie fest an mich. »Okay.«

Wir lösen uns beklemmend langsam wieder voneinander und wischen uns die Tränen von den Wangen. »Ich bin morgen etwas später von der Arbeit zurück«, sage ich. »Kommst du allein klar?«

Fine nickt. »Sicher.«

Aber da ist dieses Gefühl, tief in mir, dass sie trotzdem eine Rettungsleine braucht. Etwas, an dem sie sich festhalten kann. Ein Angebot, das ihr klarmacht, dass ich da sein will, auch wenn es sich für sie nicht so anfühlt. Aber vielleicht denke ich das auch nur, weil ich so etwas gebraucht habe und Fine es war, die immer für mich da war.

»Ich könnte uns Bagels zum Abendessen mitbringen.«

Fine nickt langsam und wendet sich ab. »Ich kann noch nichts versprechen.«

Immerhin kein direktes Nein, das werte ich als ein gutes Zeichen. Aber bevor ich noch etwas sagen kann, verschwindet Fine in ihrem Zimmer und schließt die Tür.

Die Stille ist so laut, dass die Wut in meinem Inneren nur noch heißer zu brennen beginnt.

2. Kapitel

Mona

Zuhause ist kein Ort.

Der Ort ist egal, die Menschen machen es zu einem wirklichen Zuhause. Ihre Energie, die gemeinsamen Erlebnisse, die Liebe, die niemand richtig erklären, aber dafür umso deutlicher spüren kann. Das, was man spürt, wenn man über die Schwelle seines Hauses geht, ist diese Verbindung. 

Hinter mir fällt die Tür ins Schloss, und es braucht nur einen Atemzug, bis ich begreife, dass irgendwas nicht stimmt. »Fine?«, rufe ich und lasse meine Tasche achtlos fallen. 

Keine Antwort.

Keine Regung.

Absolut nichts.

»Fine?«

Meine Stimme klingt plötzlich anders, irgendwie schriller. Unnatürlich.

Instinktiv laufe ich zu ihrem Zimmer und reiße die Tür auf. Nur, um nach Luft zu schnappen. 

Keine Fine.

Das Zimmer ist leer. 

Die Möbel sind noch da, aber alles andere fehlt. Die Fotos von uns in den goldenen Rahmen, der alte Plüschhase, der sonst neben dem Bett lag, die Stange mit den Designerklamotten und den Handtaschen. Alles weg.

Blinzelnd versuche ich irgendwas zu verstehen. Reflexhaft ziehe ich mein Handy aus der Tasche meiner Jeansshorts und wähle Fines Nummer, aber es geht nur die Mailbox an. Kopfschüttelnd sehe ich mich um, renne durch die Wohnung, als würde ich erwarten, sie in der Küche oder im Badezimmer zu finden. Aber ich bin allein. 

Fine ist weg.

Ich gehe wieder in ihr Zimmer, als würde an den nackten Wänden ein Hinweis darauf stehen, was hier los ist. Kraftlos lasse ich mich auf ihr Bett sinken und kämpfe damit, nicht in Tränen auszubrechen. Was passiert hier gerade?

Mit den Händen verdecke ich mein Gesicht und lasse mich nach hinten fallen. Das Zimmer riecht noch immer nach ihr, nach dem Echo ihres Pfirsichshampoos und der Körperbutter, die sie immer benutzt. Und trotzdem ist alles anders. Kälter.

Schwer ausatmend lasse ich die Arme wieder sinken, nur um es noch einmal auf ihrem Handy zu versuchen. Mailbox. 

Es muss etwas da sein.

Sie würde nicht einfach so gehen. Nicht einfach verschwinden, ohne mir Bescheid zu sagen. Nicht Fine.

Aber egal, wie sehr ich mich auch umsehe, in die leeren Schubladen blicke und unters Bett. Nirgendwo kann ich etwas finden. Frustriert, besorgt und irgendwie wütend gebe ich irgendwann auf, ehe ich in mein Zimmer gehe.

Doch der Hinweis ist an einer anderen Stelle.

Auf meinem Bett sitzt Fines Hase. 

Und nicht nur das.

Vor ihm stehen ein schwarzes Notizbuch und ein Brief. Ich reiße das helle Papier sofort auf. Fines geschwungene Schrift scheint förmlich zu leuchten.

Es tut mir leid, Mona.

Ich kann nicht hierbleiben.

Und ich kann nicht darüber reden.

Bitte sei nicht wütend auf mich. Ich will einfach nur hier weg, irgendwohin, wo mich niemand kennt und diese andauernden Fragen endlich aufhören. Du bist meine beste Freundin, und du verdienst es, Antworten zu bekommen. Aber ich ertrage es nicht, sie dir selbst zu geben.

 

Ich hab dich lieb.

Fine

»Scheiße.«

Ich lasse mich auf den Boden vor meinem Bett sinken und starre das Papier an, als würde ich darauf warten, dass sich auf magische Art plötzlich etwas an den Worten ändert. Doch nichts passiert.

Vorsichtig greife ich nach dem Buch, das noch immer an dem Hasen lehnt. Ich brauche es nicht aufzuschlagen, um zu wissen, was es ist. Fines Tagebuch.

Und irgendwo darin steht alles, was sie noch weiß, von der Nacht, die zu alldem hier geführt hat. Mein pochendes Herz dröhnt in meinen Ohren. 

Die Wut in mir wird zu einer gleißenden Kugel, die sich in meiner Körpermitte sammelt, als würde sie nur auf den richtigen Augenblick warten, damit ich endlich explodieren kann. Doch das ist jetzt unwichtig.

Wichtiger ist das Tagebuch.

Ich lese jede Seite.

Jedes Wort.

Und mit jeder Zeile wird die Wut schlimmer.

Immer wenn ich denke, dass unsere Welt einen Schritt nach vorn macht, geht es wieder drei Schritte zurück. Und es sind immer wieder die gleichen Dinge, die Männer Frauen antun und damit durchkommen, weil sie genügend Macht haben, alles zu vertuschen oder die Schuld auf jene zu verlagern, die eigentlich Opfer sind. 

Sie wollen uns zum Schweigen bringen.

Aber diese Zeiten sind vorbei. Ich werde nichts sagen, ich werde schreien. Bis sie endlich zuhören.

Vor Zorn zitternd stehe ich auf und setze mich an meinen PC. Und ich stehe erst wieder auf, nachdem ich das Video gepostet habe.

»Mein Name ist Mona«, sage ich mit einem Lächeln in die Kamera, während ich mich in meinem Gamingstuhl drehe. »Ich liebe Videospiele.« Die Kamera schwenkt auf mein Gaming-Set-up. »Und Hunde.« Es wird eine Sequenz eingespielt, bei der ich mit einer Reihe von Hunden über ein Feld laufe und mir das Basecap tiefer ins Gesicht ziehe. »Und seien wir mal ehrlich, Hunde sind besser als die meisten Männer.« Um diesen Satz zu unterstreichen, ziehe ich demonstrativ den Merch-Hoodie meines Ex-Freunds über den Kopf und werfe ihn in den Mülleimer. Dann wechselt das Bild wieder. Dieses Mal bin ich mitten in Berlin vor dem Brandenburger Tor zu sehen. »Warum ich bei Celebrity Cache mitmachen will?«, frage ich in die Kamera. »Weil wir mit dem Geld noch viel mehr Tieren helfen könnten.« Um meine Antwort zu untermalen, wird wieder eine Sequenz aus dem Tierheim gezeigt. Dieses Mal bin ich noch einen Schritt weiter gegangen und zeige mich inmitten von kleinen Labrador-Mischlingswelpen. Dann stehe ich mit einem der Kleinen im Arm auf und sage: »Markiert Celebrity Cache unter diesem Beitrag, wenn ihr mich in der Show sehen wollt. Denn eines kann ich euch versprechen, so schnell gehe ich nicht game over.«

Das Video endet, und ich lehne mich zufrieden auf meinem Stuhl zurück. Die Klicks gehen in Sekundenschnelle nach oben. Ein Kommentar folgt dem nächsten, und das Herz klopft mir bis zum Hals. Weil dieses Video garantiert für Aufsehen sorgen wird. Schon allein, weil ich Gustavs Merch entsorgt habe. Tatsächlich liegt der Hoodie noch gut verstaut in meinem Schrank, ganz unten natürlich. Aber wenn ich in diese Show will, dann brauche ich mehr als meine üblichen Zuschauenden. 

Doch eine von ihnen sticht mir besonders ins Auge: 

plantsarebetterthanmen:

Willst du nach allem, was deiner besten Freundin passiert ist, wirklich in diese Show?

Zeitungsartikel

Wo steckt die Gewinnerin von Celebrity Cache?

Die letzte Folge und damit das große Finale der beliebten EU-Abenteuershow flimmerte erst gestern über unsere Bildschirme – und mit Spannung erwarteten alle das Statement der Gewinnerin Fine Garo. Doch es folgte … nichts.

Celebrity Cache ist DIE Abenteuer-Realityshow, die gerade ganz Europa im Sturm erobert. Mitten in Finnland tobt der Kampf der Stars und Sternchen aus der ganzen Welt, nicht nur um jede Menge Geld, sondern auch um Anerkennung. In verschiedenen Spielen müssen sich unsere Celebritys beweisen und um den Verbleib in der Show kämpfen, wenn es heißt: Catch the Cache!

 

Sechs Teilnehmer.

Sechs Locations.

Sechs Folgen.

Ein großes Live-Finale.

Und 500000 Euro.

 

Und ausgerechnet die erste Gewinnerin, Beauty-Star Fine Garo, verschwindet von der Bildfläche. Schon aus den Dramen hinter der Show und dem Social-Media-Beef ihrer Mitstreiter hielt sich die Beauty-Influencerin konsequent raus. Weder bezog sie Partei, noch äußerte sie sich selbst zu den Geschehnissen. Interviewanfragen lehnte die 25-Jährige konsequent ab. Einzig ihr Management ließ verkünden:

Fine ist dankbar für die Teilnahme an der Show und überwältigt von ihrem Sieg! Sie möchte sich in der nächsten Zeit jedoch auf ihr Privatleben konzentrieren.

Ihr Schweigen kommt allerdings bei ihren Fans nicht gut an, und es gibt Gerüchte darüber, dass die ersten Kooperationen bereits abgesagt wurden. Was steckt hinter dem Verschwinden der Gewinnerin? Und wann wird sie wieder ins Rampenlicht zurückkehren? Oder besser: Wer will sie nach ihrem langen Schweigen noch sehen?

Wir bleiben für euch dran und stellen die Fragen, die euch wichtig sind!

 

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3. Kapitel

6 Monate später

Mona

Wenn die Nacht unsere Geheimnisse bewahrt, zerrt der Tag sie ans Licht. Unbarmherzig. Alles, was wir im Dunkeln verstecken konnten, wird aus dem Schatten gezogen. Jede Verfehlung, jeder Makel, jedes Mal. Unsere Fehler können sich in der Nacht verstecken, aber der Tag wird sie immer wieder sichtbar machen. Egal, wie sehr wir versuchen, uns vor dem Licht zu verstecken.

Ich weiß, das hier ist nicht gerade die beste Idee meines Lebens. Vielleicht ist es sogar die schlimmste. Vielleicht ist all das hier ein Fehler. Nur mache ich ihn aus den richtigen Gründen.

Was soll dieses Wort Fehler überhaupt bedeuten? Kann etwas falsch daran sein, in eine Realityshow zu gehen, nur um sie am Ende in Flammen aufgehen zu lassen?

Okay, gut möglich, dass es das Ende meiner Karriere wird.

Aber ist es nicht trotzdem das Richtige, wenn ich versuche, die Männer zur Rechenschaft zu ziehen, die so viele von uns hinter den Kulissen in Abgründe stürzen?

Vielleicht ist es ein Fehler.

Vielleicht ist Rache falsch.

Ich kann es nicht sagen, und um ehrlich zu sein, ist es mir auch egal, denn manchmal ist ein Fehler kein Fehler, sondern ein notwendiges Übel.

Als ich anfing zu streamen, hatte ich nicht geplant, damit viral zu gehen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich die 500000 Follower geknackt habe, dachte ich, es sei nur eine Spielerei. Aber dann ging alles so schnell. Und ich kann mich nicht darüber beklagen, denn die Reichweite, die ich mir aufgebaut habe, hatte mehr Vorteile als Nachteile. Ich konnte meinen Studienkredit abzahlen, Kontakte knüpfen, unendlich viel Geld für Tiere in meinen Streams sammeln, und durch die regelmäßigen Kooperationen muss ich mir Spiele und vegane Produkte kaum noch selbst kaufen.

Der Schritt in die Öffentlichkeit hat mir viel Gutes gebracht.

Irgendwie ist es ironisch, dass ich nur durch Fine überhaupt damit angefangen habe, meinen Content auch auf Englisch hochzuladen. Sonst würde ich jetzt wohl kaum in einem Taxi mitten in Helsinki sitzen, um an einer der größten europäischen Shows teilzunehmen, und die ewigen Gedankenspiralen abspulen. Aber jeder von uns weiß, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Aus Liebe und Support kann schnell etwas ganz anderes werden. Besonders, wenn man sich mit den falschen Leuten anlegt.

Immerhin hat es inzwischen aufgehört zu schneien. Die ganze Stadt ist in schimmerndes Weiß gehüllt, und die kahlen Bäume tragen funkelnde Eiskristalle wie kleine Kronen. Die perfekte romantische Wintermärchenwelt. Auch wenn ich jetzt schon friere. Der Taxifahrer hält vor einem großen, weißen Gebäude an. Für einen Moment bleibe ich sitzen und blicke aus dem Fenster, weil ich weiß, dass, sobald ich diesen Wagen verlasse, ein Spiel beginnt, bei dem ich höchstwahrscheinlich verlieren werde.

»Wie viel macht das?«, frage ich auf Englisch und versuche, die Zeit noch etwas hinauszuzögern, während er mir einen überteuerten Touristenpreis nennt und ich meine Kreditkarte zücke. Man sollte meinen, ich wäre solche Preise aus Berlin gewohnt, aber um ehrlich zu sein, fahre ich privat eher U-Bahn.

Der Fahrer öffnet meine Tür.

So viel zu meiner Gnadenfrist.

Die kalte Winterluft lässt meinen Atem kurz stocken, auch wenn sie nach dem stickigen Taxi ganz angenehm ist. Trotzdem werfe ich noch einen Blick ins Innere. Aber es gibt jetzt kein Zurück mehr.

Ich habe mich entschieden.

Mit den Konsequenzen werde ich mich später beschäftigen.

Unwillkürlich greift meine Hand nach der silbernen Kette um meinen Hals. Der kleine, auf der Seite liegende Halbmond erinnert mich daran, warum ich hier bin.

Der Fahrer holt meine zwei Koffer hervor und stellt sie vor mir ab, während ich den Blick über meine neue Umgebung schweifen lasse.

Die Reise-Blogs und -videos werden dem Ganzen nicht gerecht. Helsinki ist ein Traum aus Licht und Farben. Die Straßen sind gesäumt von eleganten Jugendstilgebäuden, deren Fassaden von Pastellrosa bis Hellblau reichen. Auf den Dächern schimmert der Schnee. Es ist so viel schöner, als ich es erwartet habe, und der Anblick nimmt mich für einen Moment so sehr ein, dass ich nicht mal bemerke, wie das Taxi hinter mir wieder fährt.

Langsam setze ich mich in Bewegung.

Ich bin extra einen Tag früher angereist, als die Produktion es wollte, denn bevor ich eine Woche isoliert in meinem Hotelzimmer verbringe, muss ich noch ein paar Dinge klären und will mir die Stadt noch mal ansehen.

Das kleine Schild an der steinernen Fassade des Hotels verkündet Yhdessä, was laut meiner kleinen Googlerecherche kurz vor meinem Abflug so viel bedeutet wie »zusammen«. Und der Name passt. Das Hotel befindet sich in einem historischen Gebäude, das mit seiner hellen Fassade und den bunten Fensterläden im ersten Stock aussieht wie von einer Postkarte.

Mit dem Rücken schiebe ich die Tür auf und versuche, meine Koffer über die kleine Stufe zu wuchten, was allerdings erst beim zweiten Mal gelingt. Etwas aus der Puste drehe ich mich zum Empfangstresen um und lächle einer blonden Frau zu. »Hey, es sollte ein Zimmer für mich gebucht sein«, sage ich zur Begrüßung und ziehe mir die Mütze vom Kopf, und wahrscheinlich stehen meine Haare jetzt in alle Richtungen ab.

Die Frau erwidert mein Lächeln, was mir zumindest das Gefühl gibt, dass sie mich erwartet hat. »Willkommen in Helsinki!«

Sie beugt sich über den PC und tippt mit einer Hand, während ihre andere in einer Schlinge um ihren Arm hängt.

»Danke. Oh, ist er gebrochen?«, frage ich.

»Ja, ein unglücklicher Zusammenprall mit einem Husky. Ihren Namen bitte?«

»Mona …«

Dann fällt ihr Blick auf mein Gesicht. »OMG, du bist Mona Heyne!«, ruft sie aus und sieht mich mit offenem Mund an. »Ich glaub’s ja nicht.«

»Äh, hey«, gebe ich etwas verschüchtert zurück. Ich habe mich noch nicht so ganz daran gewöhnt, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, und um ehrlich zu sein, juckt das in einer Stadt wie Berlin auch niemanden. Aber hier wurde ich erwartet, und das macht es irgendwie unangenehm.

Ich mag es nicht so sehr, im Mittelpunkt zu stehen, und ich weiß, dass es seltsam wirkt, wenn man bedenkt, dass ich Teil einer verdammten Realityshow werde. Aber dass sie mich jetzt ansieht, als sei ich irgendetwas Besonderes, sorgt dafür, dass ich rot anlaufe.

»Ich seh mir ständig deine Streams an, wenn wenig los ist – durch dich finde ich immer wieder neue Spiele«, meint sie grinsend, und auf dem Namensschild kann ich erkennen, dass sie Rita heißt. Wenn Rita mich nicht anlügt, weil ich Gästin bin, sondern meinen Content tatsächlich mag, freut mich das. Die Tiere können jede Hilfe gebrauchen, und in der Gamingwelt sind wir Frauen ohnehin dauerhaft unterbesetzt.

»Und was spielst du denn gerade am liebsten?«, frage ich, weil es mir seltsam vorkäme, nichts zu sagen.

»Wenn ich nicht gerade wieder auf Sims kleben bleibe, dann liebe ich auch The Last of Us«, sagt Rita mit einem breiten Lächeln. Dann wird sie wieder ernster. »Haben die dich eigentlich wirklich verklagt?«, fragt sie etwas leiser und beugt sich verschwörerisch nach vorn. Ich muss nicht fragen, was genau sie meint. In der letzten Zeit hatte ich zwar den einen oder anderen Miniskandal, weil die Produzenten klargemacht haben, dass ich meine Reichweite vor der Show möglichst steigern soll, aber neben dem üblichen Reality-Beef gab es nur eine Sache, die Schlagzeilen gemacht hat.

»Sie wollten es«, sage ich. »Aber ich habe weder gelogen noch etwas verleumdet – immerhin hatte die Firma mich angefragt, ob ich ihr Spiel promoten will.«

»Frauen anzufragen, um ein Vergewaltigungsspiel zu promoten, ist auch anders wild«, meint Rita mit einem halben Lachen, das nicht wirklich Freude ausdrückt, sondern nur den Versuch, mit unserer Realität zu copen. »Ich liebe es auf jeden Fall, dass du in dieser Staffel dabei bist. Seit du das Geld für die Hunde in der Ukraine gesammelt hast, bin ich Fan«, setzt sie nach.

»Ich freu mich auch«, lüge ich.

»Ist doch bestimmt aufregend, oder? Deine erste Realityshow, und dann auch noch diese.«

Ich nicke nur, weil ich keine Ahnung habe, was ich darauf sagen soll, ohne dass mein Pokerface verrutscht.

»Dein Zimmer ist ganz oben. Wenn ich das hier richtig sehe, kommt morgen gegen 10 Uhr jemand vom Team, um dir die Regeln zu erklären«, sagt sie freundlich.

»Die Regeln«, nuschle ich in mich hinein.

Damit ist gemeint, dass wir alle vor der Show isoliert werden. Alle sind in unterschiedlichen Hotels, damit wir niemanden vom Cast vorher zu Gesicht bekommen. Und nach sieben Tagen purer Einsamkeit und Snacks aus der Minibar werden wir dann aufeinander losgelassen.

»Soll ich der Produktion Bescheid geben, dass du schon da bist?«

»Nein«, sage ich schnell und merke zu spät, dass die Reaktion vielleicht etwas zu heftig ausgefallen ist. »Nein, schon okay. Ich wollte mir heute noch etwas die Stadt ansehen, wenn ich ab morgen nur noch einen Ausblick habe.«

»Aber der Ausblick ist wirklich wunderschön«, setzt Rita sofort ein. »Du hast das Eckzimmer ganz oben, und ich verspreche, unser Zimmerservice ist mega. Die vegane Karte ist ganz neu und superlecker.«

Ritas Begeisterung steckt auf jeden Fall an. »Dann freu ich mich drauf.«

Sie grinst. »Und unter uns: Der Schokoladenkuchen hat mir auch über meinen letzten Freund hinweggeholfen.«

Das Lächeln gefriert mir auf den Lippen. Das lief wohl einfach zu gut. Schluckend weiche ich ihrem Blick aus und ignoriere das schmerzhafte Ziehen in meiner Brust. Ohne es zu wollen, flackert Gustavs Gesicht vor meinen geistigen Augen auf. Diese öffentliche Trennung wird mich noch eine ganze Weile verfolgen. Hauptsächlich, weil Gustav sie immer wieder erwähnt und neue angebliche Details an die Presse heranträgt. Mit dem Gerücht über meine Teilnahme an der Show ist es noch schlimmer geworden. Unglaublich, dass ich dachte, zwei Menschen, die von der Öffentlichkeit abhängig sind, könnten auch nach der Trennung noch freundlich zueinander sein.

Rita bemerkt meinen Blick. »Das meinte ich nicht so«, schiebt sie ein. »Ich wollte nur sagen …«

»Schon okay«, unterbreche ich sie. Diesen Deal bin ich eingegangen. Ich wusste, dass jede Person, die meine Videos sieht, mich be- und verurteilen wird.

»Hey«, kommt es etwas leiser von Rita. »Ist es unverschämt, dich nach einem Foto zu fragen?«

»Eigentlich nicht«, erkläre ich so sanft es mir möglich ist. »Aber es könnte Ärger mit der Produktion geben, deswegen …«

»Klar, ich hätte nicht fragen sollen«, sagt Rita schnell und schiebt mir die Schlüsselkarte über den Tresen.

Hilfe suchend blicke ich von den Koffern zu der steilen Treppe, die geschwungen nach oben verläuft. »Danke, gibt es einen Aufzug?«

Bedauernd blickt Rita zu Boden. »Der wird gerade gewartet. Eigentlich sind unsere Zimmer gerade nicht belegt … außer ein paar wenige von einem Stammgast und ab morgen von der Produktionsfirma der Show. Tut mir sehr leid.«

»Okay, äh, kein Problem.« Mein Blick fällt wieder auf die vollen, viel zu schweren Koffer.

»Soll ich jemanden rufen?«, fragt Rita sofort, als hätte sie Angst, dass ich dem kleinen Hotel eine schlechte Bewertung reindrücke, nur weil ich gezwungen bin, meinen Kram selbst die Treppen hochzuschleppen.

»Nein, alles gut. Mach dir keine Umstände.«

Ritas Lächeln gerät etwas ins Wanken. »Tut mir wirklich leid, unser Hotel ist ziemlich …« Sie sucht nach dem richtigen Wort. »Klein und … na ja, wahrscheinlich bist du Besseres gewohnt.«

Das bringt mich zum Lachen. »Ich wohne in Berlin«, sage ich, als würde das alles erklären, dann setze ich nach: »In meinem Altbau gibt es auch keinen Aufzug, also mach dir bitte keine Sorgen.«

Erleichtert atmet Rita aus. »Okay.«

Nur löst das nicht mein Problem, dass der einzige Sport, den ich betreibe, mit Fine FIFA zocken und mit Hunden Gassi gehen ist. Wobei ich Ersteres seit Monaten nicht tun konnte. Das Loch in meinem Herzen wird bei diesem Gedanken wieder größer.

In dem Moment, in dem ich nach meinem Gepäck greifen will, stellen sich die kleinen Haare in meinem Nacken auf, als würden sie elektrische Spannung spüren.

»Kann ich helfen?«

Die tiefe Stimme lässt meinen Körper vibrieren.

Langsam drehe ich mich um und blicke in stechend graue Augen. Ein Typ lehnt lässig an der Wand. Nur vage kann ich hinter den breiten Schultern die Andeutung einer Bar erkennen. »Das wäre nett«, bringe ich heiser über meine Lippen, weil ich mit vielem gerechnet habe, aber nicht mit solchen Augen.

Es kommt mir fast vor, als würde er direkt in mich hineinsehen. In alle Geheimnisse, in alle Abgründe, die ich so sorgfältig zu verstecken versuche.

Mit einem angedeuteten Grinsen fährt er sich durch die schwarzen Locken und kommt näher. Ich weiche etwas zurück, um ihm Platz zu machen, und kann nicht anders, als zu merken, dass er gute zwei Köpfe größer ist als ich.

»Du gehörst zur Show?«, fragt er und nimmt meine Koffer, als seien sie nicht schwerer als ein Kissen.

»Ja.«

Er geht vor und wirft mir einen Blick über die Schulter zu.

»Oh, gut, dass du da bist«, sagt Rita grinsend und nickt mir aufmunternd zu. Da sie ihn offenbar kennt, ist er wohl kein Kofferdieb.

Er geht vor und schiebt sich mitsamt Gepäck die schmale Treppe hinauf. In der oberen Etage angekommen, sieht er mich wieder an. Die Art, wie er mich mustert, gibt mir keinen Hinweis darauf, wie das, was er sieht, auf ihn wirkt. Ich kann nicht einschätzen, ob er mich interessiert oder angewidert betrachtet. »Und woher kennt man dich?«

Damit habe ich dann wohl meine Antwort. Es ist beides.

Diese Frage stellen nur Menschen, die mit der ganzen Reality- und Social-Media-Blase nichts anfangen können, es aber trotzdem konsumieren, weil es eben alle tun.

Ich schlinge die Arme um meinen Körper. »Hauptsächlich aus dem Internet, schätze ich.«

»Schätzt du?«

Die dunkle Vibration seiner Stimme scheint in dem schmalen Flur widerzuhallen. »Ja.«

Sein Lachen sorgt dafür, dass meine Augenbrauen nach oben wandern. »Das klingt ja unfassbar spannend.«

»Ich kann Dinge eben sehr bildlich beschreiben.«

»Kommt einem fast vor, als würdest du nicht gern über deinen Job reden«, stichelt er, und auch wenn ich weiß, dass ich es offenbar mit jemandem zu tun habe, der zu viele Dating-Coaches abonniert hat, muss ich lächeln.

»Mache ich auch nicht.«

»Ist das als Reality-Star nicht ein Muss?«, will er wissen.

Schulterzuckend laufe ich neben ihm her. »Nicht dass ich wüsste.«

Zum Glück kommt er nicht mehr dazu, mich noch weiter zu löchern, denn er bleibt vor einer der dunkelbraunen Türen stehen. »Da wären wir.«

Er stellt die Koffer ab und schiebt die Hände in die Hosentaschen, während er mich eingehend mustert. Ich sage: »Danke fürs Tragen.«

»Kein Problem. Wenn du noch mal Hilfe brauchst – mein Zimmer ist gleich dort.« Er deutet einmal schräg über den Flur.

»Oh, du bist auch Gast hier im Hotel?«, frage ich verdutzt, weil mich diese neue Information tatsächlich aus der Bahn wirft.

Er lacht auf. »Zumindest noch bis morgen. Was dachtest du denn, wer ich bin?«

»Um ehrlich zu sein, habe ich gar nichts gedacht, außer dass ich froh bin, die Dinger nicht tragen zu müssen«, gebe ich zurück und blicke kurz auf die Koffer, um nicht noch länger in diese Augen zu schauen. Vielleicht ist er der Stammgast, von dem Rita eben gesprochen hat, auch wenn er mir nicht wie jemand vorkommt, der sonderlich viel in Hotels herumhängt. Dazu wirkt er irgendwie zu bodenständig. Allerdings verfalle ich damit wohl in die gleiche Vorverurteilung wie er.

»Ich bin Samu.«

Er streckt mir seine Hand entgegen. Für einen Moment zögere ich, ohne zu wissen, warum. Dann ergreife ich sie. »Mona.«

Seine Haut ist warm. Er zieht mich etwas näher zu sich, beugt sich vor und raunt: »Ich weiß.«

Mein Herzschlag verdoppelt sich. Doch dann lässt er mich los und macht einen Schritt zurück, als wüsste er genau, was seine Nähe mit anderen anstellt.

»Das ist jetzt irgendwie sehr schnell sehr unangenehm geworden«, murmele ich und wische mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Samu lacht, so als würde er genau wissen, was ich meine, und gleichzeitig, als würde er dennoch auf seinen Charme setzen. »Vielleicht bekommen wir ja später an der Bar eine zweite Chance?«

Von dieser Dreistigkeit bin ich schon fast beeindruckt. »Mal sehen, ich bin ja hier, um zu arbeiten.«

»Vielleicht bin ich das ja auch.«

»Zieht diese Masche oft?«, will ich wissen und recke mein Kinn nach oben, als wollte ich ihm beweisen, dass er bei mir so nicht weiterkommt. Was gelogen ist, denn auch wenn ich es nie zugeben würde, gefällt mir die Art, wie er mich ansieht.

»Ist es eine Masche, wenn ich einer Frau, die ich interessant finde, genau das zeige?«, fragt er zurück.

»Kommt darauf an.« Ich komme etwas näher. »Definiere Interesse.«

»Du bist schlagfertig, magst Tiere und bist anders, als ich es erwartet habe«, raunt er, und seine raue Stimme sorgt dafür, dass das verräterische Prickeln noch stärker wird.

»Was hast du denn erwartet?«

»Nicht so schwere Koffer zum Beispiel.«

Ich muss lachen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es eine Beleidigung war. In seinen Augen funkelt es, aber so einfach mache ich es ihm nicht. »Ich denke, ich verzichte fürs Erste.«

»Okay«, meint er und tritt wieder einen Schritt zurück. »Ich werde nicht behaupten, dass diese Abfuhr nicht mein Ego kränkt. Aber dann sag ich Auf Wiedersehen.«

Kopfschüttelnd öffne ich meine Zimmertür. »Mach’s gut.«

Samu grinst noch immer, nickt aber, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Klar, wir sehen uns, Mona.«

»Danke noch mal.«

So schnell es geht, schließe ich die Tür hinter mir und frage mich, was zur Hölle das gerade war – und warum mein Herz immer noch viel zu schnell schlägt.

Mona

Ich bin da.

plantsarebetterthanmen

Eine gute Aussicht hast du auf jeden Fall.

Mona

Du warst schon hier?

plantsarebetterthanmen

Ich habe alle Hotels gecheckt, in denen ihr sein werdet.

Mona

Ich weiß bei dir nie, ob du nicht doch ein Stalker bist.

plantsarebetterthanmen

In gewisser Weise bin ich das wahrscheinlich, aber einer, der dir hilft, deine Rache zu bekommen. Und das willst du doch. Oder?

Mona

Also: Was jetzt?

Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist.

4. Kapitel

Ich habe schon oft mitbekommen, wie bei Datingshows Hände an Stellen gerutscht sind, an die sie nicht gehörten. Oder wie so lange auf jemanden eingeredet wurde, bis man sich dazu bereit erklärt hat, vor der Kamera Sex zu haben. Auch wenn man es eigentlich nicht wollte. Wer nicht für Unterhaltung sorgt, hat in der Reality-Branche keine Zukunft. Aber ist das wirklich der Preis, den wir dafür zahlen müssen? Wir Frauen?

… wie kann all das immer wieder passieren, vor den Augen von Millionen Zuschauenden, und trotzdem tut niemand etwas dagegen?

 

Fine

 

 

Mona

Immer dann, wenn das Licht des Tages schwindet, kommen all die Gedanken aus ihrem Schatten, die wir sogar vor uns selbst verstecken wollen.

Fine, wo bist du nur?

Seit wir uns kennen, ist diese Funkstille die längste, die wir je hatten. Keine Anrufe, keine Mail, kein Lebenszeichen in den sozialen Medien, nicht mal eine gottverdammte Postkarte. Und es hilft mir nur wenig, dass sie sich auch bei niemand anderem gemeldet hat. Wir haben beide keine klassische Familie, keine, die das Wort verdient. Aber ich dachte, wir wären uns Familie. Doch selbst das hat diese Show ihr genommen, und damit auch mir.

Ich sitze am Fenster meines Hotelzimmers und beobachte, wie die Sonne langsam dem Horizont entgegensinkt. Den Stift lege ich zur Seite und klappe mein Notizbuch zu, um mich wenigstens kurz im Jetzt zu befinden, aber es fällt mir schwer. Meine Hände ballen sich zu Fäusten.

Fines Stoffhase schaut mich an, aber ich ignoriere ihn ebenso wie mein Handy. Die vielen Hundert Benachrichtigungen auf meinem Smartphone machen es auch nicht besser. Gustav hat in einem seiner Let’s Plays die These aufgestellt, dass ich in der Show bin, und den Moment genutzt, um die vermeintlich schmutzigen Details unserer Trennung gleich noch einmal hervorzuholen. Und das, obwohl ich eigentlich dachte, dass es da keine gäbe. Nur sieht Gustav das anders und sämtliche Trash-News in Deutschland wohl auch. Jetzt wird aus dem Tierschutz eine Ablehnung gegenüber Menschen gemacht, aus meiner Kritik an Züchtern Hass und aus meiner veganen Ernährung eine Zwangskultur, die ich versucht habe, ihm aufzudrücken.

»Lass dich davon nicht runterziehen«, höre ich Fines Stimme in meinem Kopf. Das Licht strömt durch die bodentiefen Fenster. Alles wäre so viel einfacher, wenn ich noch mal mit ihr reden könnte, bevor die Show losgeht, aber ich bin allein. Eher aus Reflex als mit einem Plan greife ich nach meinem Handy und nehme eine Sprachnachricht auf: »Keine Ahnung, wann du das hier abhörst oder ob überhaupt«, beginne ich, ohne so richtig zu wissen, was ich eigentlich sagen will. »Wahrscheinlich hast du inzwischen mitbekommen, dass ich in der Show bin. Und ich will nur, dass du weißt …« Vor meinem Fenster beginnt es wieder zu schneien. »Ich will nur, dass du weißt, dass ich verstehen kann, warum du weg bist. Dass einfach alles zu viel wurde. Und ich wollte mich entschuldigen, weil ich dich unter Druck gesetzt habe. Fine, ich … ich vermisse dich.«

Ich stoppe die Aufnahme.

Denn was ich eigentlich sagen wollte, war: Und ich habe Angst.

Noch ein paar Tage, dann geht es los.

Dann spiele ich eine Rolle. Und ich muss sie verdammt gut spielen, wenn ich wirklich etwas herausfinden will.

Heute ist mein letzter Tag in Freiheit, und ich fühle mich so unendlich allein mit alldem hier, dass ich es kaum ertragen kann. Bis auf meinen anonymen Helfer oder Helferin habe ich niemanden, der weiß, was ich hier wirklich tue. Und auch wenn ich es hasse, das zuzugeben, es gab seit Gustav niemanden, mit dem ich meine Zeit verbracht habe.

Ich habe mich auf die Show konzentriert.

Auf meinen Account.

Und dazwischen war kein Platz für etwas Wärme oder Nähe. Der erste Mann, der in mir so etwas Ähnliches wie Interesse geweckt hat, war Samu. Also vielleicht sollte ich diesem Drang in mir nachgeben. Ich schnappe mir meine Handtasche.

Das Hotel ist klein und verwinkelt. Die Abendsonne dringt nicht in alle Ecken und zeichnet tausend Schatten an die Wände. Als ich die schmale Treppe hinuntergehe, bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht doch gleich wieder umdrehen sollte. Das hier ist keine gute Idee.

Die Selbstzweifel in meinem Kopf werden so laut, dass mir der Gedanke, sie mit einem Gin Tonic zu ertränken, eigentlich ganz gut vorkommt, obwohl ich genau weiß, dass ich so nicht denken sollte. Genau so entstehen schlechte Entscheidungen, oder?

Man will vor etwas davonlaufen oder sich betäuben – und zack, steckt man noch tiefer im Mist. Trotzdem biege ich an der Rezeption ab in die Bar. Nur, um wieder in zwei stechende Augen zu blicken.

Samu steht auf einem Stuhl und ist gerade dabei, eine der Glühbirnen aus dem elektrischen Kronleuchter zu schrauben.

»Du bist da.«

Seine raue Stimme wischt einen Teil der Zweifel fort, als würde ich allein durch die Vibration in meinem Inneren mehr im Jetzt sein als in dem Danach, das mir solche Angst macht.

»Du auch. Und offenbar hast du etwas zu tun«, sage ich und deute auf die Birne in seiner Hand.

»Ich bin gleich fertig, willst du dich schon mal setzen?«

»Arbeitest du hier?«, frage ich etwas irritiert.

Samu schüttelt den Kopf. »Ich helfe nur aus.«

Er deutet auf einen Platz an der Bar. Kurz werfe ich einen Blick über die Schulter. Von Rita ist gerade nichts zu sehen, nur der Barkeeper lächelt mich freundlich an. Da er nichts dagegen sagt, dass Samu Glühbirnen austauscht, scheint es in Ordnung zu sein.

»Was möchtest du trinken?«, will der Barkeeper wissen.

»Gin Tonic, bitte.«

Ehe ich es allerdings auf den Stuhl geschafft habe, stürmt plötzlich ein Husky auf mich zu. »Arvo, aus!«, höre ich den Barkeeper rufen, aber da ist es schon zu spät. Das große weiß-graue Tier springt an mir hoch.

Lachend streiche ich ihm durch das weiche Fell. »Wer bist du denn?«, frage ich und ignoriere die Laufmasche, die seine großen Tatzen in meiner Strumpfhose hinterlassen haben. Stattdessen hocke ich mich vor ihn, während er an mir schnuppert, um mich zu begrüßen.

»Arvo, sitz!«, höre ich Samus tiefe Stimme, und das Tier gehorcht. Er sitzt vor mir, während ich ihn weiter streichle. »Tut mir leid, das sollte nicht passieren«, murmelt der Barkeeper. »Eigentlich ist er besser erzogen.«

»Du Lügner«, kommentiert Samu und steigt von seinem Stuhl herunter. Arvo nutzt die Chance, um kurz zu ihm zu laufen. Samu krault ihn hinter den Ohren, und das kleine Lächeln auf seinen Lippen sorgt dafür, dass mir plötzlich wärmer wird. Doch dann entscheidet der Hund, dass ich doch interessanter bin, und kommt wieder zu mir – was mir irgendwie ein gutes Gefühl gibt. Allerdings scheint der Barkeeper nicht begeistert darüber zu sein, dass ich überall die Hundehaare verteile.

»Ich bring ihn kurz nach draußen«, erklärt er und gibt Arvo ein Zeichen, während Samu die offenbar defekte Glühbirne auf dem Tresen ablegt und sich zu mir setzt. Er muss nicht nach einem Drink fragen, denn es steht bereits ein volles Glas mit dunkler Flüssigkeit auf dem Tresen. Ich verabschiede mich von der Fellnase und klopfe mir die Hände ab, ehe ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansehe. »Sorry wegen deiner Strumpfhose«, meint Samu und blickt einen Tick zu lang auf meine helle Haut, die durch den dunklen Stoff hervorblitzt.

»Ist wirklich nicht tragisch«, antworte ich schnell.

Samu lächelt. »Arvo macht gerade eine schwere Zeit durch.«

»Ist er dein Hund?«

»Nicht direkt.«

»Und indirekt?«

»Er gehört eher zum Hotel.«

»Bist du hier Stammgast oder so was?«

Der Barkeeper kommt gerade wieder aus dem angrenzenden Garten herein und lacht. »Oder so was«, wiederholt er und wendet sich dann wieder seiner Arbeit zu.

»Hausmeister?«

Samu lacht. »Manchmal, aber eher unfreiwillig.«

»Und trotzdem der beste, den wir je hatten«, erklärt mir der Barkeeper. »Das Hotel ist seit zwei Generationen in Familienbesitz, und gerade machen wir eine schwere …«

»Langweil sie nicht«, unterbricht Samu ihn. »Ich bin sicher, die Geschichte des Hotels ist nicht der Grund, warum sie hier ist.«

»Warum sollte ich sonst hier sein?«, frage ich sarkastisch und nippe an meinem Drink.

Samu dreht sich zu mir. »Verrat du es mir.«

Schweigend sehe ich ihn an, denn diese Frage kann ich mir gerade nicht mal selbst beantworten. Samu fährt sich durch die Haare. »Ich bin froh, dass du gekommen bist.«

»Ach wirklich, und warum?«

»Vielleicht will ich nur wissen, was du alles in deinem Koffer hast.«

Ich verenge die Augen. »Unterschiedliche Optionen«, gebe ich zurück.

»Tatsächlich?«

»Ja, denn ich bin wirklich schlecht darin, mich zu entscheiden, und noch schlechter darin, einen Koffer zu packen«, antworte ich ehrlich.

Samu betrachtet mich grinsend. »Woran liegt das, kulta?«

»Kulta?« Stirnrunzelnd sehe ich ihn an.

Samu lächelt. »Wegen deiner Augen«, raunt er. »Sie erinnern mich an Gold. Auch wenn ich zugeben muss, dass der Ausdruck etwas veraltet ist. Mein Bruder würde mich dafür auslachen.«

Grinsend schüttle ich den Kopf. »Du bist wohl nicht so gut im Komplimentemachen, hm?«

»Fast so schlecht wie du darin, eine Frage zu beantworten.«

»Vielleicht waren meine Entscheidungen in der letzten Zeit einfach nicht die besten.«

»Zumindest war es eine gute Entscheidung, in die Bar zu kommen«, erwidert er, und meine Haut beginnt zu prickeln.

Manchmal spürt man die Anziehung zu jemandem, ohne erklären zu können, woher sie kommt. Sie ist einfach da. Sicher, Samu sieht gut aus, aber es gibt viele gut aussehende Menschen, die nicht dafür sorgen, dass mein Körper zu kribbeln beginnt. Vielleicht liegt es daran, wie sein finnischer Akzent durchdringt, wenn er Englisch spricht, oder an der Art, wie er seine Locken nach hinten schiebt. Vielleicht ist es auch schlichtweg der Wunsch nach Nähe, bevor ich meine Maske aufsetze. Langsam nippe ich an meinem Getränk, über dessen Ränder hinweg ich ihn ansehe. »Da bin ich noch nicht sicher.«

Er legt den Kopf in den Nacken. »Autsch.«

»Den hättest du kommen sehen müssen.«

»Stimmt, ich unterschätze dich offenbar.«

Wir blicken einander an, und mir wird abwechselnd heiß und kalt. Mich überkommt der Drang, ihm eine seiner verirrten Locken nach hinten zu streichen, doch ich halte mich zurück. Sein Blick bleibt einen Moment zu lange an meinen Lippen hängen und sorgt so dafür, dass ich den Kontakt unterbreche, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Fast wünsche ich mir, dass der Husky noch einmal an mir hochspringt, damit ich eine gute Ablenkung habe. Doch leider passiert das nicht.

»Ist es dein Ding, Touristinnen erst mit dem Koffer zu helfen und dann an der Bar zu verführen?«, frage ich nur halb im Scherz. Ich bin in einem fremden Land, weit weg von zu Hause, und kenne diesen Mann nicht. Es könnte alles Mögliche passieren, wenn ich mich darauf einlasse. Und die meisten dieser Optionen sind wahrscheinlich nicht gut.

»Gerade bin ich mir nicht einmal sicher, wer hier wen verführt, kulta«, murmelt Samu in seinen Drink.

»Hm.«

»Was soll mir dieses Hm sagen?«, will Samu wissen.

»Dass ich darüber nachdenken muss.«

Samu zieht die Augenbrauen zusammen. »Ob du mich verführen willst?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, denn ich verführe nicht. Das Wort impliziert, dass ich dich zu etwas überreden will – aber das tue ich nicht.«

Sein Mund öffnet sich leicht, doch er nimmt sich Zeit für die nächste Frage. »Und was tust du dann?«

Mit schief gelegtem Kopf sehe ich ihn an. »Ich frage mich, ob du eine schlechte Entscheidung wärst.«

»Das wäre ich ganz sicher«, meint er und lacht. »Aber erst am nächsten Morgen.«

Schluckend betrachte ich ihn weiter. »Und für jetzt?«

»Ich denke, jetzt«, murmelt er und beugt sich zu mir, »könnte es eine gute Entscheidung sein. Oder zumindest eine, die Spaß macht.«

Mir wird heiß.

Weil ich es will.

Ich will etwas anderes fühlen als Angst. Ich will zumindest die Illusion von Nähe, ich will Ablenkung – und auch wenn ich nicht erklären kann, warum, will ich ihn. Weil er all das verspricht, was ich in der nächsten Zeit nicht mehr haben kann. Weil es mein letzter Tag vor einem Danach ist, das ich noch nicht abschätzen kann. Weil die Nacht mich zu sich ruft und ich nicht an die Morgensonne denken will.

Also beuge ich mich näher zu ihm und sage: »Und warum küsst du mich dann nicht endlich?«

Samu zögert. »Vielleicht habe ich Angst«, haucht er so nahe, dass sein warmer Atem meine Haut streift.

»Angst wovor?«

»Dass du es morgen bereust.«

»Weil du dir schon sicher bist, dass ich es bereuen werde?«, frage ich, und mein Atem beschleunigt sich, als er seine Hand auf meine Wange legt.

»Wir werden es beide bereuen«, flüstert er, bevor seine Lippen auf meine treffen.

Samu küsst mich, als würde er in meinem Mund nach Erlösung suchen. Erst zögernd, dann so intensiv, dass ich kaum noch Luft bekomme. Der Geschmack von Gin und Zitrone explodiert in meinem Mund, löscht jeden Zweifel einfach aus.

Es gibt nur noch ihn, mich und das Gefühl von Haut an Haut. Ich hab schon fast vergessen, wie es sich anfühlt, von einem Mann berührt zu werden, der noch nicht jeden Zentimeter meines Körpers kennt. Und vielleicht ist es das, was diese Situation noch spannender, noch aufregender und noch verbotener macht.

Ich springe vom Stuhl, löse mich kurz von ihm und bezahle unsere Drinks, ehe ich ihn hinter mir herziehe.

Alles, was ich will, ist mehr.

Mehr von ihm und dem süßen Vergessen.

»Fuck«, raunt er hinter mir, als ich die Tür zu meinem Zimmer aufstoße. Samu verliert keine Zeit, zieht mich immer wieder an sich und rafft mein Kleid nach oben. Zieht Strumpfhose und Slip nach unten, dann wartet er.

Ich drücke meinen Rücken gegen die Wand, während er vor mir kniet. Langsam nicke ich, dann sind seine Lippen wieder auf meinem Körper und hinterlassen eine brennende Spur.

Seine Finger gleiten meine Oberschenkel hinauf, wo er sie auf meine heiße Mitte drückt. Sofort spreize ich die Beine und keuche.

Samus Finger dringt in mich ein, streichelt mich, neckt mich, sorgt dafür, dass mir noch heißer wird und dass ich mich ihm noch mehr entgegenstrecke.

Ich halte es kaum aus, will seine Lippen wieder auf meinen spüren und ihn zu mir hochziehen. Die Erregung kribbelt in mir und wartet darauf zu explodieren. Mit jeder weiteren Berührung jagen die Glücksgefühle durch meinen Körper, und Samu enttäuscht mich nicht. Er trifft immer wieder den Punkt, bei dem sich mein Becken automatisch nach vorne schiebt.

Keuchend sehe ich ihm in die Augen und kann das Funkeln in meinen eigenen erkennen.

Er will mich. So sehr, wie ich ihn will.

Wir wollen beide etwas vergessen.

Und für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich, wovor er davonläuft. Doch dann erhöht er den Druck seiner Finger, und das Feuerwerk in meinem Kopf löscht jeden klaren Gedanken aus.

Dann schiebt sich Samu plötzlich hoch.

Ich ziehe ihm den Pullover über den Kopf. Über seine helle Haut ziehen sich Dutzende schwarze Linien. Ein Rabe hat seine Flügel über seine Brust gespannt, und die Federn fallen nach unten bis über seinen Bauchnabel, wo schwarze Flammen über dem Bund seiner Jeans andeuten, wie das Bild weitergeht.

Ich will die Zeichnung mit den Fingern nachfahren, doch Samu packt meine Hände. Fixiert sie über meinem Kopf. Der einzige Grund, warum meine weichen Knie mich noch tragen, ist die Wand in meinem Rücken.

Mit langsamen Bewegungen geht seine freie Hand nach unten und öffnet den Gürtel seiner Hose. Die silberne Folie des Kondoms glitzert kurz im Halbdunkel des Zimmers. Im nächsten Moment dringt er in mich ein.

Ich stöhne auf, als seine Hände meinen Hintern umfassen, mich dichter an sich drücken und er mich anhebt. Sterne tanzen vor meinen Augen. Ich kralle mich in seinen harten Oberkörper, spüre den elektrischen Stößen nach und keuche leise in sein Ohr.

Meine Beine schlingen sich um seinen Körper, weil ich ihn noch tiefer in mir spüren will. Ich kann sehen, dass sein Verlangen mit jedem Stoß noch größer wird. Als würden wir beide nach einer Erlösung suchen, die wir nur mit unseren Körpern finden können

Der Druck in mir steigt.

Ich will meine Hände bewegen, aber wenn ich das tue, fixiert er sie wieder über meinem Kopf. Das Kribbeln in mir wird immer heftiger und seine Bewegung schneller.

Dann dreht er sich mit mir um. Ohne die Wand ist er mein einziger Halt. Kurz habe ich Angst davor, dass er mich fallen lässt, doch das passiert nicht. Er hält meinen Körper in der Luft, als seien wir nicht mehr zwei, sondern eins.

Dann wirft er mich aufs Bett.

Ich ersticke das Stöhnen in einem Kissen, höre nicht damit auf, ihn mit den Beinen zu umklammern, doch als ich versuche, meine Hände über seinen nackten Körper gleiten zu lassen, hält er mich wieder davon ab und umfasst sie stattdessen mit seinen eigenen.

»Fuck, Mona«, keucht er, und irgendwie ist es das, was mich dazu bringt, mich noch mehr an ihn zu pressen, bis ich schreie. Seinen verdammten Namen schreie.

Hinaus in die Welt.

Alles in mir geht in Flammen auf – und für einen Moment wird die gesamte Welt völlig still.

Seine Stirn an meiner, bleiben wir schwer atmend aufeinander liegen. Meine Muskeln zittern, als er mir die verschwitzten Strähnen aus dem Gesicht streicht. Samu dreht sich zur Seite, zieht mich in seine Arme und hält mich fest, bis das Beben meines Körpers langsam nachlässt.

Schnell stehe ich auf. Gehe auf die Toilette und fürchte schon fast, dass er, wenn ich wieder zurück bin, nicht mehr in meinem Bett liegt. Doch er ist noch da.

Ich beiße mir auf die Lippe, dann lege ich mich wieder neben ihn, und er haucht mir einen Kuss auf den Mund. Sanft schiebt er mir die verstrubbelten Haare hinters Ohr und zieht mich wieder an sich. Sein ruhiger Atem sorgt schon bald dafür, dass mir die Augen zufallen, obwohl ich mir wünschte, dass diese Nacht nie endet.

Samu

Ich bin ganz offiziell nicht nur der unklügste Mensch auf diesem Planeten, sondern auch das größte Arschloch. Während Mona schläft, hocke ich auf der Bettkante und blicke aus dem Fenster. Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?

Das, was du immer tust, höre ich die Stimme meines Bruders in meinem Kopf, als würde er mir gerade ins Ohr flüstern. Du sabotierst dich, weil du Angst davor hast, dass dieser Plan funktioniert.

Ich könnte ihm widersprechen, nur hat er leider wie so oft recht. Aber mir fällt es schwer zu bereuen, diese Nacht erlebt zu haben. Es war das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, dass in meinem Kopf nicht alles voller Chaos war.

Die Dunkelheit hat sich über die Stadt gelegt, und die Lichter der umliegenden Gebäude spiegeln sich im Eis und Wasser des Hafenbeckens. Die Boote und Jachten schaukeln kaum merklich auf den kleinen Wellen, während sich ihre Masten gegen den klaren Nachthimmel abzeichnen. Einige von ihnen sind mit bunten Lichtern geschmückt, die wie kleine Sterne funkeln.

Es ist, als ob mein Leben für einen Moment stillstünde.

Fuck.

Ich wünschte, ich könnte die Zeit noch etwas anhalten, dafür sorgen, dass sich die Erde einfach nicht mehr dreht, damit der nächste Morgen nicht anbricht.

Sie bringt alles durcheinander.

Ich wusste, dass sie kommt. Ich wusste, dass ich mich besser von ihr fernhalten sollte. Nicht nur für mich oder die Show, sondern auch, weil es schwer genug war, die Produktion von unserem Hotel zu überzeugen.

Und ja, es ist möglich, dass ich neugierig war.

In dem Moment, als ich sie gesehen habe, hat sich etwas von meinem logischen Denken einfach ausgeschaltet. Ich kneife die Augen zusammen. Warum habe ich ihr meinen Namen gesagt? Ich hätte alles tun können, nur nicht das.

Vielleicht wolltest du, dass sie zuerst dich kennenlernt und nicht mich, flüstert die Stimme. Doch dann ist da wieder nur die Stille. Monas Atem und das Pochen meines Herzens sind alles, was ich höre. Es wäre so einfach, mich wieder zu ihr zu legen, aber ich weiß, das würde alles noch viel schlimmer machen.