Was kann man heute noch glauben? - Nikolaus Schneider - E-Book

Was kann man heute noch glauben? E-Book

Nikolaus Schneider

4,3
13,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Gott – mehr als nur eine Idee des Menschen?
Ein Streitgespräch über Christentum und Wissenschaft


Ist alles nur Aberglaube? Was besagen die alten biblischen Berichte und Deutungen im Lichte unseres heutigen Wissens? Was ist Offenbarung – dem Heiligen Geist zu verdanken, oder der Kreativität des menschlichen Gehirns? Wie kann man von Gott im Himmel reden in einem unendlichen Universum? Was bleibt als Grund für Gottvertrauen in einer Welt, in der die Gesetze von Zufall und Notwendigkeit herrschen? Was ist die Zukunft der Kirche, wenn zwar noch die Glocken läuten, aber kaum mehr jemand hingeht?
Ein Streitgespräch um den Wahrheitsanspruch unserer Weltbilder – kontrovers, offen, aktuell.

  • Gott – mehr als nur eine Idee des Menschen?
    Ein Streitgespräch über Christentum und Wissenschaft
  • Radikale Fragen an kirchliche Glaubenslehren
  • Der Ratsvorsitzende der EKD im kontroversen Gespräch mit dem bekannten Wissenschaftspublizisten Martin Urban

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 152

Bewertungen
4,3 (18 Bewertungen)
10
4
4
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

EinführungWortwechselSchlussworteGlossarSach- und PersonenregisterCopyright

Einführung

MARTIN URBAN

Anfang Januar 2013 sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert, ein bekennender Katholik, im Neusser Augustinus-Forum: »Mein Hauptproblem mit meiner Kirche ist, dass sie an der Aufrechterhaltung des eigenen Geschäftsmodells mehr interessiert zu sein scheint als an der Vermittlung von Glaubensinhalten.« Die ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Margot Käßmann, definierte in einem Interview im Jahr 2011 »Glaubensstärkung für die Welt« als Aufgabe der Kirche. Um die Inhalte des christlichen Glaubens geht es anscheinend weder der katholischen noch der evangelischen Kirche. Diese Inhalte sind, so meint man vielleicht, nach zweitausend Jahren, ohnedies alt- und allbekannt. Trifft das zu? Ich denke, nein.

Unser Wissen veraltet, je besser wir die Welt und uns selbst erkennen. Gilt das nicht auch für unseren Glauben? Ist er nicht abhängig vom Wissen, auch wenn die mit dem Glauben verbundenen Hoffnungen über unser Wissen weit hinausgehen? Ja, meine ich.

Grundlage des christlichen Glaubens sind die biblischen Bücher. Sie sind von Menschen verfasst worden in Zeiten, als man die Geschichte durch das Erzählen von Geschichten deutete. Die sich hinter den Geschichten verbergende Geschichte muss deshalb im Lichte des jeweiligen Wissens entdeckt und neu gedeutet werden. Das ist ein niemals zu einem Ende kommender Prozess, der zugleich das Gewicht der Heiligen Schrift zeigt. Die Bibel hält das nämlich aus.

Der durch die biblischen Bücher vermittelte und konservierte Glaube von gestern ist im Lichte heutigen Wissens in vielerlei Hinsicht Aberglaube geworden. Die Kirchen verbreiten darum Aberglauben, wenn sie ihre Lehren nicht unter Beachtung der Erkenntnisse der Forschung – der Theologie wie insbesondere auch der Naturwissenschaften – bedenken. »Denn wir vermögen nichts wider die Wahrheit«, schrieb einst der Apostel Paulus (2 Kor 13,8). Deshalb ist es an der Zeit, dass die Kirche ihre Angst vor der Wissenschaft überwindet und sich als wahre »Kirche der Freiheit« den Erkenntnissen unserer Zeit stellt und diese mitbedenkt in der gemeinsamen Suche nach der Wahrheit. Eben diesem Ziel des Be-Denkens, in aller Unvollständigkeit und beschränkt auf grundsätzliche Erwägungen, soll unser Wortwechsel dienen.

NIKOLAUS SCHNEIDER

Glaube ist für mich in erster Linie ein Beziehungswort. Die entscheidende Frage für mein Leben ist deshalb, »wem« und nicht »was« ich heute glaube.

Jesus hat nach den Zeugnissen der Evangelien seinen »Glauben« als ein nachhaltiges Gottvertrauen gelebt und gelehrt. Ihm ging es ganz offensichtlich nicht darum, im Lichte seines Wissens die Thora, also die Heilige Schrift des Judentums, zu entrümpeln. Und auch nicht darum, die Menschen auf einen Kanon von zeitgemäßen Lehrsätzen zu verpflichten. Deshalb sehe ich das Ziel des kirchlichen Lehrens und Predigens nicht etwa in einem zweifelsfreien »Für-wahr-Halten« bestimmter christlicher Lehrmeinungen und Glaubensinhalte, sondern in einer vertrauensvollen Lebensbindung von Menschen an Gottes Wort und Gottes Geleit.

Ich bin nicht davon überzeugt, dass eine »richtige«, wissenschaftlich abgesicherte und widerspruchsfreie Lehre uns Menschen getrost leben und hoffnungsvoll sterben lässt. Ich glaube, Menschen brauchen dazu zunächst und vor allem die Erfahrung und die Hoffnung: Gottes Liebe und mitfühlende Menschen begleiten mich bei allem, was in der Welt geschieht, und bei allem, was mir persönlich widerfährt.

Unter dieser Prämisse halte ich es dann durchaus für geboten, tradierte Glaubensinhalte, Lehrmeinungen und Bekenntnisformulierungen unserer Kirche auf ihre Gegenwartsrelevanz hin zu befragen und mich dem Diskurs über geforderte »notwendige Abschiede« von manchen theologischen Vorstellungen und Deutungsmustern zu stellen. Eine allgemeingültige und alle Christenmenschen verpflichtende Grenze zwischen Glauben und Aberglauben lässt sich für mich dabei allerdings weder durch das Licht der gegenwärtigen wissenschaftlichen Forschung noch durch die bisher erkannten Naturgesetze ziehen. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen in und außerhalb unserer Kirche auch heute noch glauben können und glauben dürfen, was »quer« zu den Erkenntnissen der Wissenschaften steht, ohne Schaden an ihrer Seele zu nehmen oder die Seele anderer Menschen zu schädigen. Als Aberglaube – also als ein nach meinen Voraussetzungen »verkehrter« Glaube – sind für mich Glaubensinhalte innerhalb unserer Kirche nur dann zu bestreiten, wenn sie sich nicht auf das in der Bibel bezeugte Evangelium von Jesus Christus gründen.

Davon abgesehen lebe ich gut und gerne mit der Vielstimmigkeit und der Vielfältigkeit in »meiner« Kirche und bin ganz gewiss, dass wir Glaubende gerade darin – also gerade auch in Diskursen und in Wortwechseln wie dem unsrigen – der Wahrheit Gottes zeitgemäß auf der Spur bleiben können.

Wortwechsel

MARTIN URBAN

13. SEPTEMBER 2011

Offenbarungen sind kreative Akte, die im menschlichen Kopf passieren. / Zum Glauben an Offenbarungen gehört essentiell der Zweifel, sonst wird aus Glaube Aberglaube.

Die Naturgesetze sind allgemeingültig. Es gibt also keinen naturgesetzesfreien Raum. Da wir die Natur nicht ermessen können, können wir logischerweise einen Sachverhalt auch nicht als übernatürlich oder als ein Wunder bezeichnen. Im Lichte dieser Erkenntnisse ist die Vorstellung der Offenbarung Gottes neu zu bedenken. Eine Offenbarung ist kein Vorgang, bei welchem eine immaterielle geistige Entität von außen auf die Materie, das heißt auch auf die Gehirne der Menschen einwirkt. Ein solcher Vorgang würde den Energieerhaltungs-Gesetzen widersprechen. Ich verstehe mit dem katholischen Schweizer Theologen Othmar Keel eine »Offenbarung« als kreativen Akt, also als etwas, das nicht von außen kommt, sondern im menschlichen Kopf passiert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!