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Matthias Pintscher, geboren 1971 im westfälischen Marl, gehört zu den erfolgreichsten und interessantesten Komponisten seiner Generation. In seiner Kunst verbündet er sich mit dem Schwierigsten und Sperrigsten. Er geht entschieden und rigoros mit seinen Materialien um, entfaltet eine radikale Poetik. Intensiv beschäftigt er sich mit dichterischen Grenzgängern wie Hans Henny Jahnn und Arthur Rimbaud; außerdem inspirieren ihn immer wieder Malerei und Architektur. Der Band, der in Zusammenarbeit mit der Alten Oper Frankfurt am Main entstand, versammelt Beiträge von Norbert Abels, Hans-Klaus Jungheinrich, Siegfried Mauser, Eva Pintér, Wolfgang Sandner und Martin Zenck
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Seitenzahl: 137
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Hans-Klaus Jungheinrich (Hg.): «Was noch kommt …»
Der Komponist Matthias Pintscher
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Bestellnummer SDP 95
ISBN 978-3-7957-8643-4
© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
Alle Rechte vorbehalten
Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer NZ 5008
© 2004 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
www.schott-music.com
www.schott-buch.de
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Mit alleiniger Unterstützung der FAZIT-Stiftung
(Frankfurter Allgemeine Zeitung und Frankfurter Societäts-Druckerei) Frankfurt am Main
Umschlag: HJ Kropp unter Verwendung
zweier Fotos von Charlotte Oswald
«Was noch kommt …»
Der Komponist Matthias Pintscher
Symposion, 13. und 14. September 2003,
Alte Oper Frankfurt am Main
Herausgegeben von
Hans-Klaus Jungheinrich
Vorwort
Matthias Pintscher, geboren 1971 im westfälischen Marl, gehört zu den erfolgreichsten, interessantesten und meistdiskutierten Komponisten seiner Generation – einer Generation, die ganz andere Probleme hat als die ältere, von der Avantgarde geprägte oder in Opposition zu dieser herangewachsene. Man könnte die heute etwa Dreißigjährigen als «vaterlos» bezeichnen; es fehlen ihnen die Autoritäts- und Respektpersonen, an denen sie sich widerständig abarbeiten könnten, wie einst Komponisten vom Schlage Wolfgang Rihms und Manfred Trojahns sich vor allem in der ostentativen Abwendung von «Darmstadt» (verkörpert durch Stockhausen, Boulez, Nono) ihre Identität suchten. Eine geistige Entwicklung ohne manifest «vatermörderischen» Impuls mag die Entstehung eines Vakuumgefühls hervorrufen. Wo noch die Sicherheit der Abstoßung fehlt, scheint Verunsicherung vollständig. Von daher drohen als Befindlichkeitsmodus Fantasien vom eigenen Überflüssigwerden. Der Titel unseres Pintscher-Porträts «Was noch kommt …» spielt darauf an. Die Reihenfolge dieser drei Wörter kann so umgestellt werden, dass der Sinn nach vielen Seiten hin schillert. Aus der konstatierenden Skepsis kann die sarkastische Frage hervorwachsen («Kommt noch was?»), aber auch die trotzige Behauptung («Noch kommt was!»). Und so weiter. Die nuancierende Skepsis reagiert auch auf das in der Generation Pintschers wache Registrieren der zunehmenden gesellschaftlichen Marginalisierung von Kunst überhaupt, insbesondere von avancierter, also unbequemer, zu Kommerzialisierung und Commonsense quer stehender.
Matthias Pintscher verbündet sich in seiner Kunst dem Schwierigsten und Sperrigsten. Ohne auf irgendwelche Dogmen von «Materialfortschritt» zu rekurrieren, geht er entschieden und rigoros mit seinen Materialien um, entfaltet eine radikale Poetik. Intensiv beschäftigte er sich mit dichterischen Grenzgängern wie Jahnn und Rimbaud, denen er auch in seinen beiden großen Bühnenwerken (Thomas Chatterton, L’Espace dernier) folgt. Neben der Malerei inspiriert ihn vor allem auch die Architektur; er empfindet auch Musik als eine Art von Raumkunst, die skulpturale Qualitäten erreichen kann. Die folgenden Beiträge versuchen die verschiedensten (derzeit aktuellen) Aspekte der Pintscher’schen Produktivität zu umreißen. Die Aufsätze sind mehr oder weniger mit den Referaten identisch, die den Hauptinhalt des Pintscher-Symposiums im September 2003 in der Alten Oper Frankfurt am Main bildeten; allein der Text von Norbert Abels ist in der Druckfassung um das Doppelte umfangreicher denn als Vortrag. Den Text von Martin Zenck haben wir zusätzlich in die Publikation aufgenommen.
19. Juli 2004
Hans-Klaus Jungheinrich
Inhalt
Vorwort
Musik als imaginäres Theater
Matthias Pintschers Poesie der Bühne
Norbert Abels
Poesie als Anregungsquelle
Textvertonung und musikalische Inspiration bei Matthias Pintscher
Éva Pintér
Einstürzende Erinnerungen
Matthias Pintschers Oper «Thomas Chatterton» zwischen theatralischer Gestik und autarker Musikstruktur
Wolfgang Sandner
Musik und Raum
Orientierungspunkte bei Matthias Pintscher
Hans-Klaus Jungheinrich
Struktureller Klangästhetizismus
Zu einigen Instrumentalkonzerten Matthias Pintschers
Siegfried Mauser
Der Begriff der Figur im Werk Matthias Pintschers
Martin Zenck
Der «eigene» Ton, ein unwillkürlicher Fortschrittsmotor?
Abschließende Podiumsdiskussion mit den ReferentInnen und Matthias Pintscher
AutorInnen
Musik als imaginäres Theater
Matthias Pintschers Poesie der Bühne
Norbert Abels
Ein Täuscher, ein Nachahmer, ein Imitator? Nein! Einer, der etwas fälscht, was es gar nicht gibt, ist kein Fälscher. Die Gedichte, die der Sechzehnjährige vernichten will, sind Originale des anderen Ich; jenes imaginierten Ich, das sich nicht mit gerade erst siebzehn mit Arsenik und Opium qualvoll umbringt, um entdeckt zu werden in einem Meer von zerrissenem Papier auf dem Boden einer Dachkammer. «Ich geh’ dahin, wo Engelchöre sich scharen», schrieb er noch ins Tagebuch vom 24. August 1770. Und der Achtjährige gab einem Maler den Auftrag: «Mal mir einen Engel mit Schwingen und eine Trompete, die meinen Namen in die Welt trompetet!»
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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