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Mitten im Supermarkt bricht Annabelle in Tränen aus. Weil das Leben nie wieder so sein wird wie früher, als ihre Kinder noch zu Hause waren. Weil es Dinge gibt, die ihr Ehemann Grant ihr auch nach sechsundzwanzig Jahren nicht verziehen hat. Und weil sie fast fünfzig Jahre alt ist und nichts vorweisen kann außer ein paar von ihr illustrierten Bilderbüchern. Urplötzlich drängt sich ihr die Frage auf: Hat sie richtig entschieden, als sie zu Grant zurückgekehrt ist, damals, nach der Sache mit Jeremiah? Wäre ihr Leben sonst anders verlaufen? Wäre sie heute eine andere? »Was wirklich zählt« ist ein eBook von feelings –emotional eBooks*. Mehr von uns ausgewählte romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks Genieße jede Woche eine neue Liebesgeschichte - wir freuen uns auf Dich!
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Seitenzahl: 541
Veröffentlichungsjahr: 2015
Maddie Dawson
Roman
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Mitten im Supermarkt bricht Annabelle in Tränen aus. Weil das Leben nie wieder so sein wird wie früher, als ihre Kinder noch zu Hause waren. Weil es Dinge gibt, die ihr Ehemann Grant ihr auch nach sechsundzwanzig Jahren nicht verziehen hat. Und weil sie fast fünfzig Jahre alt ist und nichts vorweisen kann außer ein paar von ihr illustrierten Bilderbüchern. Urplötzlich drängt sich ihr die Frage auf: Hat sie richtig entschieden, als sie zu Grant zurückgekehrt ist, damals, nach der Sache mit Jeremiah? Wäre ihr Leben sonst anders verlaufen? Wäre sie heute eine andere? »Was wirklich zählt« ist ein eBook von feelings – emotional eBooks*. Mehr von unseren ausgewählten romantischen, prickelnden, herzbeglückenden eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks. Genieße jede Woche eine neue Liebesgeschichte - wir freuen uns auf Dich!
Widmung
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
19. KAPITEL
20. KAPITEL
21. KAPITEL
DANKSAGUNG
Für Jim, Für alles
2005
Gestern fing ich vor der Tiefkühltheke bei Crisenti plötzlich an zu weinen. Es war kein attraktives, filmreifes Weinen, sondern ein hemmungsloses, tränenreiches Geflenne mit triefender Nase. Ich kann Ihnen nicht erklären, warum das ausgerechnet gestern geschah. Es ist Februar in New Hampshire, und das allein ist, wenn man mich fragt, Grund genug für einen Nervenzusammenbruch. Außerdem ist Nick vor sechs Monaten ausgezogen, um aufs College zu gehen, und Sophie hat geheiratet. Offenbar hat mich das an einem gewöhnlichen Montagnachmittag im Supermarkt wieder eingeholt. Andererseits hatte ich Weihnachten gut überstanden, den ersten Todestag meiner Mutter und die zahllosen Schneestürme dieses Winters auch – und trotzdem heulte ich plötzlich los: Weil das Leben nie wieder so sein wird wie früher, als die Kinder noch zu Hause waren, weil es Dinge gibt, die Grant mir auch nach sechsundzwanzig Jahren nicht verziehen hat, und weil ich fast fünfzig Jahre alt geworden bin und nichts vorzuweisen habe außer ein paar Bilderbüchern.
Bilderbücher! Das klingt gediegen, beinahe wie Kunst. Aber ich rede von Büchern mit dicken Pappseiten – solchen mit Tieren, die wie Menschen angezogen sind. Schweine in Kleidern! Ein Erdferkel, das karierte Halstücher trägt! Ich habe gerade ein Buch über eine Eichhörnchen-Mama illustriert, die ihre Jungen zum Schlafengehen überreden will. Und wissen Sie, was daran wirklich merkwürdig ist? Ich finde diese Eichhörnchen-Mama toll. Ich finde es toll, dass ich sie in einem gelben Trainingsanzug gemalt habe und dass sie, wenn sie ihren Jungen etwas vorliest, strahlend glücklich und überhaupt nicht wie ein Nagetier aussieht.
Als ich im Supermarkt daran dachte, schlug ich mir die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschluchzen.
»Mrs McKay?«, fragte der Junge hinter der Fleischtheke. Nein, er war kein Junge mehr, sondern schon ein Mann und einer von Sophies Freunden. Im Laufe der Jahre war er Dutzende Male in unserem Haus gewesen, gehörte zu den Scharen von jungen Leuten, die ständig in der Zufahrt Basketball spielten, auf dem See Schlittschuh liefen, bei uns zu Abend aßen und übernachteten. Er hatte die Hauptrolle im Schülertheater, als Sophie in der Zehnten war. Brad, so heißt er. Brad Simeon.
Junge Leute sollten nicht mit ansehen, wie die ältere Generation vor die Hunde geht, und gar nicht erst erahnen können, was ihnen selbst bevorsteht. Also rappelte ich mich auf und gab nicht länger die durchgeknallte ältere Dame.
Brad lächelte und fragte, ob mit mir alles in Ordnung sei. Waren die Schweinekoteletts vielleicht nicht zu meiner Zufriedenheit?
Ich senkte den Blick auf zwei dünne, graue Schweinekoteletts in meiner Hand, und es gelang mir tatsächlich zu lachen. Sieht man so etwas oft in Lebensmittelgeschäften – Leute, die vor Enttäuschung über die Fleischwaren in Tränen ausbrechen? Ich antwortete, sie seien in Ordnung, ganz prima, und als er sich dann nach Sophie erkundigte, hatte ich mich schon wieder gefangen und ließ automatisch meinen Stolze-Mutter-Sermon vom Stapel: Ach, alles wunderbar! Verheiratet, ja, lebt in New York, und jetzt ist sie schwanger. Hatte er davon schon gehört? Ja, bald bin ich Großmutter. Oh, vielen Dank! Nein, ich fühle mich nicht alt genug, um Großmutter zu werden, aber in unserer Familie pflanzen wir uns eben schon im zarten Alter fort, haha.
Und Nicky?
Mutter-Sermon Nummer zwei: Ach, er ist so glücklich an der Universität! Im Moment unternimmt er Schneewanderungen, und ja, er spielt noch Hockey. Der Junge hat kaum Zeit, mal einen Blick in ein Buch zu werfen, er hat so viel anderes zu tun (ich sage nicht, dass wir Mädchen, Alkohol und Drogen befürchten), aber er wird’s noch lernen. Wir können nur hoffen, dass er nicht von der Uni fliegt, bevor er merkt, dass er dort ist, um was zu lernen! Ich griff mit einigem Erfolg auf mein Was-soll-man-tun-Lachen zurück.
In diesem Moment rief Brads Chef ihn zum Glück an den Fleischwolf. Er zuckte die Achseln, lächelte und schlüpfte in den hell erleuchteten, rundum verglasten Raum für die Fleischer. »Grüßen Sie Professor McKay von mir«, sagte er im Gehen und hatte sich bereits umgedreht, als mir wieder die Tränen kamen.
Ich erzähle meiner Therapeutin davon – von der Sache mit den Schweinekoteletts und allem anderen auch. (Therapeuten möchten bekanntlich gern über Nervenzusammenbrüche in der Öffentlichkeit informiert sein.) Ava Reiss heißt sie. Ich konsultiere sie seit knapp über einem Jahr, seit dem Tod meiner Mutter. Einmal pro Woche setzen wir uns zusammen und nehmen all die banalen und nicht so banalen Vorfälle in meinem Leben unter die Lupe. Immer bin ich kurz davor, ihr zu sagen, dass ich nicht mehr komme, dass die Sitzungen mir im Grunde nichts bringen, aber ich mache trotzdem weiter.
»Sie haben im Supermarkt geweint?«, fragt sie. »Und was haben Sie empfunden?«
»Na ja, es war mir zunächst einmal peinlich.«
»Ja, aber warum haben Sie angefangen zu weinen? Was glauben Sie? Wofür standen die Schweinekoteletts?« Sie ist ungefähr fünfundvierzig und hat glattes braunes Haar, trägt Kaschmirpullis und lange Röcke mit Strumpfhosen, die immer zum Pulli passen. Ich finde, das sagt einiges über ihre Persönlichkeit aus. Man muss schon sehr gewissenhaft einkaufen, um zueinanderpassende Pullis und Strumpfhosen zu finden, oder? Einmal sagte ich zu ihr, dass es mir unangenehm sei, wenn sie sich nie gestatte, über einen meiner Witze zu lachen. Sie behauptete daraufhin, dass ich meinen Humor einsetzen würde, um von echten Gefühlen abzulenken. Ich entgegnete: »So? Was soll ich denn Ihrer Meinung nach sonst einsetzen?«, was sie gar nicht schätzte.
»Die Koteletts … die Koteletts … ich glaube, sie standen für … hm … Abendessen?«, sage ich. Ava Reiss presst die Lippen aufeinander, als würde ich schon wieder ablenken. Ich erkläre, dass Abendessen für mich ein mit komplizierten Gefühlen befrachtetes Thema ist. Sehen Sie, Abendbrotzeit war immer die Zeit, die ich am meisten liebte. In unserem Haus versammelten sich alle Kids aus unserer Nachbarschaft. So ein Haus gibt es in jeder Gemeinde. Wer weiß, wie es dazu kommt, wie die Kids merken, dass sie dort willkommen sind und vielleicht ein zweites Zuhause finden. Jedenfalls ist es so, und unser Haus war jahrelang dieser Treffpunkt. Ich fühlte mich so privilegiert, so geehrt und organisierte begeistert die Zusammenkünfte. Ich liebte den Radau und die Musik und sogar all die Komplikationen. Wir besaßen – nein, wir besitzen – einen langen Esstisch aus Eiche. Er ist zerkratzt und angeschlagen, aber gerade wegen dieser Narben wunderschön, und darauf stapelten sich tagtäglich Hausaufgabenhefte, naturwissenschaftliche Versuchsanordnungen und Materialien für Kostümschneiderei- und Kunstprojekte. Es war ein herrlicher Wirrwarr von Krimskrams und Chaos … und ich, mittendrin, hörte zu, wie die Kids redeten und klatschten und einander auf den Arm nahmen, während ich an meinen Buchillustrationen arbeitete. Ich kochte auch, schob dann den ganzen Kram beiseite und stellte einen Topf mit Chili auf den Tisch oder große Teller mit Auberginen mit Parmesan, Schüsseln mit Hühnersuppe, Spaghetti, Terrinen mit aromatischem Rindfleischeintopf, selbstgebackenes Brot und Brötchen. In der großen hellen Küche herrschte mit dem Lärm und dem Gelächter am Tisch eine geschäftige und zugleich behütete Atmosphäre.
Ich versuche zu erklären, wie neu das damals für mich war – der Nachbarschaftstreff zu sein. Als Heranwachsende hatte ich das nicht erlebt. Ich war in Südkalifornien geboren und aufgewachsen, in einer weitläufigen Trabantenstadt mit stuckverzierten Fünf-Zimmer-Häusern, die sämtlich erst kurz zuvor erbaut und mit gläsernen Schiebetüren und Swimmingpools ausgestattet worden waren. Dort lieferten sich die Kids auf den Straßen Rennen. Einen Treffpunkt gab es für sie nicht. Die malerische Kleinstadtidylle New Hampshires existierte meiner Meinung nach nur in Filmen. Doch Grant ist hier aufgewachsen, in dem Haus, in dem wir jetzt leben, hat Hockey gespielt, ist Schlitten und Ski gefahren, und für ihn bedeutet genau dies das normale Leben: eine Mom und ein Dad, zwei Kinder, ein schindelgedecktes Haus, im Schmutzraum aufgehängte Schlittschuhe, ein Holzofen und Schaukelstühle auf der Veranda.
Bedeutete. Es bedeutete für Grant das normale Leben. Diese Phase des normalen Lebens haben wir jetzt hinter uns, und wenn es nach ihm geht, verwandeln wir uns jeden Augenblick in seine Eltern. Davon bin ich überzeugt. Jetzt sind wir das ältere Ehepaar, das im alten Haus der McKays lebt – in dem Farmhaus mit der kurvenreichen Zufahrt, dem Garten mit den Apfelbäumen, dem Teich, der Scheune und dem Tor, das sich nicht richtig schließen lässt, weil das Scharnier schon ewig kaputt ist und ein Symbol für all das, was nie repariert wird.
Alles ist jetzt anders, sage ich zu Ava Reiss. Ich erkenne mein Leben selbst nicht mehr. Wir sitzen in der Stille ihres Büros und lauschen auf das Prasseln des Eisregens auf der Fensterscheibe.
»Hören Sie, ich weiß, was Sie jetzt denken«, fahre ich fort. »Sie denken, dass ich mich selbst bemitleide, aber das stimmt nicht. Ich lese Frauenzeitschriften. Ich weiß, dass Frauen um die fünfzig tun und lassen können, was sie wollen. Offenbar stellen Frauen heute die Menstruation ein und nutzen die zusätzliche Zeit, die nicht mehr fürs Wechseln von Tampons draufgeht, zur Heilung von Krebs oder so. Grant sagt, dass ich jetzt Zeit habe, mich meiner Kunst zu widmen, als sollte ich aufhören, Kinderbücher zu illustrieren und stattdessen Picassos malen. Er glaubt wohl, ich hätte nur darauf gewartet, endlich Zeit dafür zu haben, und wäre nie dazugekommen, weil ich jeden Abend Essen machen musste.«
Ava Reiss klopft mit ihrem Stift auf den Block in ihrem Schoß. »Wissen Sie, Annabelle, manchmal nutzen Frauen diese Zeit auch, um sich wieder ihrem Mann zu nähern. Macht er denn nicht im Grunde das Gleiche durch wie Sie?«
Bingo! Da haben wir’s: Sehen wir dem Problem direkt ins Auge. Es geht gar nicht um die blöden Koteletts und auch nicht um die blöden Buchillustrationen. Es geht darum, dass ich einsam bin. Grant – mein sogenannter Partner und Mitüberlebender der Elternjahre – macht nicht das Gleiche durch wie ich. Zumindest spüre ich nichts davon. Er nutzt die Zeit, um sich in ein Buch zu stürzen, und mit »in ein Buch stürzen« meine ich, dass er weder für mich noch für sonst etwas Zeit hat. Er lebt und atmet die Geschichte einer Fabrik aus der vorletzten Jahrhundertwende. Ich glaube, eine Kernspintomografie vom Gehirn meines Mannes würde gegenwärtig nichts als Fabrikgesetzgebung, Kapitelüberschriften und seitenweise Fußnoten im Zusammenhang mit Parolen auf Streikplakaten zutage fördern.
Wenn ich morgens aufwache, höre ich ihn in seinem Arbeitszimmer schon emsig tippen. Er bleibt bis tief in die Nacht auf und liest, was er am Tag geschrieben hat, zieht Grimassen dabei, räuspert sich und gibt leise unzufriedene Grunzlaute von sich. Man könnte glauben, es bereite ihm körperliche Schmerzen, seine eigenen Sätze zu lesen.
Selbst das Abendessen, vormals die Zeit von Nähe und Zusammengehörigkeit – okay, ich versuche zwar, das Wort Mahlgemeinschaft hier zu umgehen, aber ich sehe, dass ich es doch verwenden muss –, selbst das Abendessen ruft kein Gefühl von Mahlgemeinschaft mehr hervor und verläuft schweigsam und in geradezu eisiger Atmosphäre. Wir sitzen am Tisch, wie Zuflucht suchend, über unsere Teller gebeugt und stochern wortlos in unserem Essen herum. Da überrascht es nicht, dass der Gedanke ans Abendessen einen über den Koteletts im Supermarkt zum Weinen bringt. Ich muss schließlich Miles-Davis-CDs abspielen, um mich nicht vom Geklimper des Bestecks in eine ausgewachsene Depression stürzen zu lassen.
Gestern Abend, nachdem ich mit der Stoppuhr zwölf Minuten des Schweigens gemessen hatte, fragte ich Grant: »Sag mal, erinnerst du dich überhaupt noch an unser früheres Leben? Du weißt schon, als die Kinder noch klein waren, als sie noch zu Hause waren?«
Er tauchte aus seiner Fabrikwelt auf, blinzelte und sah mich erstaunt an. Bedächtig griff er nach einem Brötchen und entgegnete trocken: »Ich weiß noch, dass eines von ihnen – ein Mädchen, nicht wahr? – einen Namen hat, der mit S anfängt. Stimmt das?« Seine Stirn furchte sich, er räusperte sich. »Moment mal! War da nicht auch noch ein Junge?«
Ich freute mich dermaßen, einen Anflug von seinem alten Humor zu erkennen, dass ich lächelte. »Genau!«, antwortete ich. »Das Mädchen heißt Sophie, der Junge Nick. Dort, wo du jetzt sitzt, war sein Platz. Hat oft seine Milch verschüttet. Sehr oft sogar.«
»Ja, ich erinnere mich. Was ist wohl aus den beiden geworden?«, fragte er, und zehn Minuten lang führten wir ein annehmbares, sogar übermütiges Gespräch, in dem ich vorgab, ihn daran erinnern zu müssen, dass Sophie inzwischen dreiundzwanzig ist und letzten Sommer in unserem Haus geheiratet hat (»Erinnerst du dich an die hübschen Lampions?«) und dass Nicky ein Studium an der Universität von New Hampshire begonnen hat und seine Milch jetzt in der College-Cafeteria verschüttet, umringt von Sportskanonen jeder Couleur und möglicherweise auch von bewundernden Mädchen.
»Sophie bekommt im Frühling ein Kind!«, sagte ich.
Grant lachte. »Im Ernst? Aber wie ist das möglich? Sie ist doch selbst noch ein Kind.«
»Ja, das stimmt wohl.« Jetzt hatte ich gut in meine Rolle hineingefunden, und ich fügte, vielleicht unklugerweise, hinzu: »Außerdem – tja, und das ist ein bisschen traurig – lebt sie zurzeit allein in New York.« So war es: Whit, ihr Mann, ist in Brasilien und arbeitet an einem Dokumentarfilm, zu dem er sich vertraglich verpflichtet hatte, bevor Sophie schwanger war – und den sie ursprünglich gemeinsam hatten drehen wollen. Als die Schwangerschaft sich bestätigte, war es zum Aussteigen zu spät, und Whit war mit Sophies Einverständnis allein losgezogen.
Grant wurde rot, und ich erkannte sofort, dass es ein Fehler gewesen war, das Gespräch in Richtung all der gefährlichen Stolpersteine zu lenken. Unbewusst hatte ich es vielleicht sogar mit Absicht getan, um ihm wenigstens irgendeine Reaktion zu entlocken. Er sagte: »Welche Art von Hirndefekt hindert diesen Idioten eigentlich daran, einzusehen, dass man sich nicht ans andere Ende der Welt verdrückt, wenn die Ehefrau ein Kind erwartet?«
Ich wende das Übliche ein: dass mit Sophie und Whit alles in Ordnung ist, dass er zur Geburt nach Hause kommt und dass uns das Ganze überhaupt nichts angeht.
Als Grant seine Mahlzeit beendet hatte, sah ich, wie in seinen Augen der Vorhang fiel. Vermutlich hatte er sein Quantum an Worten für den Monat aufgebraucht. Er gab mir mit dünnen, trockenen Lippen ein Küsschen auf die Wange und ging nach oben, um mit Kapitel vier zu ringen. Ich räumte die Küche auf, schaltete das Licht aus und stieg hinauf in mein Atelier auf dem Dachboden, wo ich mich vor den Computer setzte und mit beiden Kindern chattete. Ich erfuhr von Sophies Übelkeit und Rückenschmerzen und von Nicks aufregenden Plänen für eine Schneewanderung am kommenden Wochenende.
»Bist du auch schön vorsichtig?«, schrieb ich, und er antwortete: »☺.« Das sollte jedenfalls als Antwort gelten.
Als ich mich ein paar Stunden später mit zwei Tassen Tee zu Grant gesellte, tippte er immer noch eifrig und summte vor sich hin. Er unterbrach sich kurz und seufzte. Dann setzte er seine Brille ab und rieb sich die Augen, bevor er nach der Porzellantasse griff, die ich ihm reichte.
»Wie kommst du voran?«, fragte ich.
Er zuckte die Achseln und las mir den letzten Absatz vor – irgendetwas über eine Rede, die ein Vorarbeiter während des Streiks von 1908 gehalten hatte.
»Das ist gut«, stellte ich fest.
»Nein, das stimmt nicht. Es singt nicht.«
»Schatz, es geht um die Geschichte der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen. Da kannst du dich krummlegen. Sie wird nicht singen.«
»Ich habe mich krummgelegt.«
»Na, siehst du. Sie singt nicht.« Ich begann, ihm die Schultern zu massieren. Mit gesenktem Kopf aufs Blatt schielend, erduldete er schweigend meine Bemühungen. »Wie fühlt sich das an?«, fragte ich. »Sitzt da der Knoten?«
Er sagte nichts.
»Nein, jetzt fühle ich ihn. Er sitzt eher hier, stimmt’s? Hier ist die Stelle, an der sich dein Nacken beim Schreiben so verspannt.« Ich knetete mit den Daumen, bis er stöhnte, den Kopf in den Nacken legte und die Augen schloss.
»Weißt du, was mir gerade klarwird?«, fragte ich. »Ich ahne jetzt, was mir wirklich fehlt, seit die Kinder aus dem Haus sind.«
»Mpf.«
»Wenn Kinder im Haus sind, muss man Dinge tun, zu denen man vielleicht keine Lust hat, die dann aber doch Spaß machen. Zum Beispiel Schlitten fahren. Niemand geht ohne mindestens ein Kind rodeln. Aber das ist bescheuert. Wir beide könnten auch so Schlitten fahren. Was meinst du? Wir sind noch nicht so alt, und Schlitten haben wir auch. Wir sollten uns am Wochenende einen Nachmittag von all diesem … Kram freinehmen, nach draußen gehen und ein paar Mal mit dem Schlitten den Berg runterrodeln. Wie früher.«
»Schlitten fahren? Machst du Witze?« Das kam von dem Mann, der uns früher selbst an den kältesten Wintertagen nach draußen gezerrt hatte, damit wir aus jedem Schneeschauer ein Maximum an Abfahrten herausholen konnten.
»Nein. Das würde sicher Spaß machen.«
»Geh doch einfach allein Schlitten fahren.«
Ich knetete den Nackenmuskel etwas heftiger als nötig. »Was für eine deprimierende Vorstellung! Allein Schlitten fahren! Das ist schlimmer als allein zu kegeln. Es gibt sogar ein Buch darüber, wie jämmerlich das ist.«
Grant zog eine Grimasse und entzog sich meinen Händen. »Annabelle, vielleicht hast du es noch nicht gemerkt, aber ich muss ein Buch schreiben. Siehst du denn nicht die Stapel von Papier und den Kalender dort oben, der rasend schnell seine Blätter verliert? Ich bin nicht der Typ, der im Augenblick Zerstreuung sucht. Und jetzt muss ich wieder an die Arbeit, wenn du nichts dagegen hast.«
»Nein, natürlich habe ich nichts dagegen. Aber wir dürfen doch darüber unseren Spaß nicht vergessen.«
»Das ist der neue Spaß«, entgegnete er, schnaubte und begann zu tippen. Nur des Adlerauge-Suchsystems mächtig, wirkt er beim Schreiben immer etwas beunruhigt, als fürchte er, die Buchstaben könnten seit dem letzten Mal ihre Position verändert haben.
Ich stand neben ihm, nippte an meinem Tee und betrachtete unser Spiegelbild im Fenster. Es war eine malerische Szene. Schnee klebte wie in einem Film über den Winter hübsch verteilt an den Scheiben, und wir beide schimmerten im heimeligen, gelben Lampenlicht des Arbeitszimmers, standen beisammen wie auf einem Porträt, als wären wir ein kleines bisschen besser als wir selbst, geborgen und friedvoll. Na ja – Grant hatte inzwischen ein mürrisches Gesicht aufgesetzt und spannte verärgert die Schultern an. Das große Loch in meinem Herzen war hingegen kaum zu sehen.
Bevor ich an diesem Nachmittag Ava Reiss’ Büro verließ, erklärte ich ihr, dass mir bewusst geworden war, dass ich nie wieder das Vergnügen haben würde, mit den Kindern Schlitten zu fahren oder tausend andere Dinge zu unternehmen, jedenfalls nicht in dieser zur Kameradschaft gewordenen Ehe. Mein Leben hatte sich auf umfassende Weise geändert.
Ava Reiss erhob sich, knipste eine Lampe an und sagte: »Es ist tatsächlich eine große Veränderung, Annabelle. Doch was hat das alles Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«
»Ich glaube, es bedeutet, dass ich nicht mehr verheiratet sein möchte«, antwortete ich bedächtig.
Darauf folgte Schweigen. Schließlich seufzte sie und sagte freundlich: »Wow! Tja, Annabelle, das müssen wir unbedingt genauer unter die Lupe nehmen. Ich fürchte, für heute ist unsere Zeit um, aber wir greifen das Thema nächste Woche wieder auf.«
Nur für den Fall, dass Sie fürchten, in eine Geschichte über eine gelangweilte, vernachlässigte Frau mittleren Alters gestolpert zu sein, deren Ehemann auf Distanz geht und deren einzige Hoffnung darin besteht, sich ihren Weg durchs Leben zu ertasten, indem sie durch Ursachenforschung und Selbstbetrachtung und Blablabla nach dem Sinn des Ganzen sucht – ich kann Sie beruhigen. So ist es nicht. Glauben Sie mir, das würde ich Ihnen nicht zumuten. Sie könnten sich schließlich auf angenehmere Weise die Zeit vertreiben.
Die Wahrheit ist viel komplizierter. Die Wahrheit ist, dass ich in einen anderen Mann verliebt bin.
Er heißt Jeremiah. Ich habe es mir erspart, Ava Reiss von ihm zu erzählen, denn, offen gesagt, Jeremiah und ich haben seit etwa sechsundzwanzig Jahren nicht miteinander gesprochen, und ich weiß, was sie dazu zu sagen hätte. Hirngespinste würde sie mir vorwerfen und die Tatsache, dass ich mit Grant weitergemacht hatte, ohne in dieser Ehe eine Gegenleistung erhalten zu haben. Sie hatte bereits früher Bemerkungen fallenlassen, die zeigten, dass sie Liebe für etwas hielt, das Dividenden einbringen muss, von denen man zehren kann, eine Art Sozialversicherung statt einer überwältigenden, geheimnisvollen Macht, die einen aus der eigenen Selbstzufriedenheit reißt und dazu bringt, Fragen zu stellen und über das Mysterium zu lachen, während man es gleichzeitig verflucht und sich wünscht, es möge sich in Luft auflösen, obwohl man weiß, dass es gerade das nicht tun wird.
Ich würde ihr erklären müssen, dass es sich um diese Art von Liebe handelt. Ich würde munter behaupten, dass dies eine Liebe ist, die nach ihrer Definition überhaupt niemandem zugutekommt, niemandem je zugutekam und wahrscheinlich auch in Zukunft niemandem zugutekommen wird. Ja, ja, würde ich mit einem breiten Lächeln zustimmen, sie ist absolut nutzlos. Ava Reiss würde den seelenerhebenden Aspekt solcher Liebe nie begreifen, würde nie verstehen, dass Jeremiah immer bei mir ist, dass er sich in meinem Kopf eingenistet, darin ein Territorium für sich ganz allein abgesteckt hat und dass er für mich genauso gegenwärtig ist wie Grant.
Vielleicht ist das normal. Vielleicht plagt die gesamte Menschheit ein solcher Schmerz. Vielleicht träumen wir alle von einer Person aus einer quälenden Vergangenheit, die uns uneingeladen aus einem Winkel unseres Bewusstseins heraus zuschaut, von jemandem, den wir morgens beim Aufwachen dabei erwischen, wie er seine Sachen packt und aus unserem Kopf auszieht, und der trotzdem den Tag über an uns klebt, als hätten wir die Nacht mit ihm verbracht, als wären wir mit ihm unterm Sternenhimmel gewandert, hätten es auf fremden Sofas, auf Bahnhöfen, in Fußballstadien miteinander getrieben und über Dinge gelacht, die überhaupt keinen Sinn ergeben.
Ach, Mist! Jetzt verstehen Sie, warum ich nicht von ihm spreche. Ich kann es einfach nicht. Alles klingt falsch, aufdringlich und sentimental. Nur meine beste Freundin Magda kennt das ganze Ausmaß der Angelegenheit, und auch sie begreift nur annähernd, welche Kompromisse ich eingegangen bin. Sie weiß von meinem Pakt mit Grant. Sie weiß, dass der Kern der Liebe gut ist, ganz gleich, wo sie in uns lebt, und ich vermute, sie weiß auch, dass Monate vergehen, in denen Jeremiahs starke, warme Hand mich aufrechthält, die er mir im Schlaf entgegenstreckt, selbst wenn ich mich eng an Grant schmiege, der neben mir leise schnarcht und wahrscheinlich von Menschen träumt, die in Reih und Glied marschieren und Schilder tragen, auf denen steht: WIR STREIKEN.
1977
Grant McKay und ich lernten uns in Kalifornien kennen, als ich zwanzig war. Damals wusste ich noch nicht, dass Sichverlieben für mich eher eine Anfälligkeit war als eine Begabung. Früher war ich dauernd verknallt – in diesen oder jenen. Es kam vor, dass ich mich in einem Seminar über das Englische der Renaissance in den Professor verliebte wegen der Art und Weise, wie er ein Gedicht von John Donne analysierte. Den ganzen Rest des Semesters fuhr ich auf ihn ab, obwohl er nie wieder etwas ähnlich Inspiriertes von sich gab. Ich war ständig nahezu hin und weg vor Liebe zu den Typen, mit denen ich in meiner kleinen Rockband, The Oil Spills, sang, obwohl mein Hauptfreund Jay, der Bassist, war. Ich befand mich in ständiger Alarmbereitschaft für die Liebe und hatte einen Blick für die besten Momente eines Menschen.
Grant erschien auf einer Party von Freunden und wirkte lächerlich fehl am Platze. Mit seinem blonden Haar und dem teigig hellen Teint sah er aus wie ein eins achtzig großer Waisenknabe, ein einsamer, zu groß geratener Bubi. Ich erblickte ihn, als er allein, mit vor der Brust verschränkten Armen, an einen Küchentresen gelehnt in der Ecke stand. Er beobachtete alles, was um ihn herum vor sich ging, durch eine große, schwarz gerahmte Buddy-Holly-Brille mit Gläsern wie Colaflaschenböden und versuchte vergeblich, sich unsichtbar zu machen. Sein Haarschnitt war völlig daneben, und er war angezogen, als käme er geradewegs von einem Vorstellungsgespräch: gebügelte Khakihose und marineblauer V-Pullover. Ich hörte jemanden flüstern: »Wer ist der Spitzel?«, und ein anderer antwortete: »Der ist in Ordnung. Simon hat ihn mitgebracht.«
Ich war damals Studienanfängerin an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara, und die Party – angekündigt als die »Totale Armageddon-Party« – fand in der Wohnung meiner wilderen Freundinnen, Janelle und Rennie, außerhalb des Campus in Isla Vista statt. Im Grunde war es eine Party zur Feier ihres Rauswurfs aus der Wohnung. Der Vermieter beklagte in einem Schreiben auf einem linierten Notizblockblatt, das am Kühlschrank hing, sie seien »zu laut, zu ungezogen, stelen anderer Leute Pakpletze, eregen Anstos und machen Lärm, und wenn das alle so machen würden, würde das ein totales Army Geddon werden«. Zu einem festgelegten Zeitpunkt wollten wir alle im Wohnzimmer weltuntergangsmäßige Kirschbomben zünden. Janelle war schon früher herumgegangen und hatte sie an die Gäste verteilt.
Offiziell war ich mit Jay gekommen, der noch eine Geschichte mit einem anderen Mädchen hatte. Ich nutzte Partys dazu, mich mit Jungs zu umgeben, um ihn eifersüchtig zu machen. So verrückt war die Welt um 1977 – kein Mensch sagte je, was er wirklich dachte. Alles drehte sich um Spaß. Jay war gerade auf dem Dach und rauchte mit drei anderen Jungs und besagtem Mädchen Marihuana. Sie hieß Flaxen oder Foxie oder so ähnlich, warf immerzu ihre roten Ringellocken zurück, und ihr Lachen klang wie das Wiehern eines nervösen Pferdes. Ich hatte jedenfalls nicht vor, hinaufzugehen und zuzusehen, wie Jay sich ihretwegen zum Hampelmann machte.
In der Wohnung war jedoch nicht viel los, wenn Jay fehlte. Er sollte mich schließlich beachten. Ich trug einen engen, kurzen Rock, mein langes blondes Haar war exakt in der Mitte gescheitelt und dank Magdas Haarglätter völlig glatt, und ich hatte genau die richtige Menge Eyeliner und Lidschatten aufgelegt. Feminismus war wichtig, aber wenn man wie ich in einer Rockband sang, achtete man sorgfältig darauf, wie man sich schminkte.
Die Wohnung war überfüllt und verraucht. Wir alle – außer Grant, versteht sich – hatten dort schon zig Partys gefeiert. Im Hinterzimmer machten sie die üblichen Faxen: Jemand aus Rennies Bekanntenkreis hatte eine Haschpfeife aus Messing und türkisches Haschisch mitgebracht, und man hörte johlendes Gelächter. Hinter einer anderen geschlossenen Tür bumsten höchstwahrscheinlich ein paar Leute. Auf solchen Partys gab es immer Sex. Man musste schon ziemlich blöd sein, wenn man seinen Mantel auf einem Bett ablegte. Darauf wurde todsicher rumgehurt. Im Wohnzimmer lief lautstark der Fernseher. Die übliche Zuschauerschar – vorwiegend Jungs und die Mädchen, die bei ihnen Eindruck schinden wollten – schaute einen Ringkampf und brüllte die Mattscheibe an.
Grant stand beim Kühlschrank und schielte auf den Armageddon-Brief. Er stand im Weg.
Ich sagte: »Entschuldige, macht es dir was aus, wenn ich mal nachsehe, ob noch Bier da ist?«
Er sah mich mit starrem Blick aus blinzelnden grauen Augen an. Damals war dieser Blick auffälliger als heute. Sein zu jener Zeit noch volles Haar fiel ihm in die Augen. Er schob es aus der Stirn und trat zur Seite. Ich sah, wie er meinen sehr, sehr kurzen weißen Lederrock musterte.
»Willst du ein Bier?«
Er seufzte, als litte er unter großen Schmerzen. »Eigentlich nicht, aber was soll’s?«
Ich reichte ihm ein Budweiser. »Witzig, oder?«, fragte ich. »Dieser Brief vom Vermieter.«
»Findest du?«
»Hm, ja. Ich finde, Vermieter sind einfach bescheuert.«
»Ich weiß nicht. Abgesehen von ein paar Orthografie- und Grammatikfehlern trifft er doch den Punkt. Vermutlich hat er es satt, dass die Wohnung ständig demoliert wird. Das kann man ihm nicht übel nehmen.«
»Hm, ja, aber Rennie behauptet, dass er nicht besonders nett …«
»Wahrscheinlich wäre ich auch nicht nett, wenn Leute mein Eigentum mit einer Müllhalde verwechseln.« Das sagte er absolut freundlich. Dann fuhr er fort: »Außerdem ist er vermutlich ein Einwanderer, der den Durchbruch schaffen will, und Englisch ist seine Zweitsprache, und es verwirrt ihn, dass …«
»Schon gut, schon gut«, entgegnete ich. »Ich habe verstanden.«
Er lächelte. Ich trank einen Schluck Bier und spürte, wie mir eine gewisse Wärme ins Gesicht stieg, weil er mich bei dem Versuch ertappt hatte, tougher zu sein, als ich in Wirklichkeit war. Damals gab ich mich gern knallhart und cool, fand aber allmählich heraus, was für ein Softie ich in Wirklichkeit war. In der vorangegangenen Woche hatte meine Mutter mich angerufen, um mir zu sagen, dass sie und mein Vater sich trennen wollten, und seitdem hatte ich ständig das Gefühl, im nächsten Moment in Tränen ausbrechen zu müssen. Ich hatte schon immer geahnt, dass sie nicht himmelhoch jauchzend glücklich waren, aber welche Eltern sind das schon? In der kalifornischen Vorstadtgegend, in der wir wohnten, weckte zwar alles den Anschein von Normalität, aber fast jedes Haus barg hässliche Geheimnisse: Scheidungen, Affären, Handgreiflichkeiten, Abtreibungen, Bankrott, häusliche Gewalt, Drogenmissbrauch. Meine Familie hatte immer schön weitergemacht, und ich glaubte wohl, meine Eltern wüssten besser als andere, wie man sich arrangiert.
Meine Mutter arbeitete am Empfang in einer Zahnarztpraxis und bereitete jeden Abend ein warmes Essen (Protein, Stärke und Ballaststoffe, zum Nachtisch Obst). Sie sorgte für meinen Vater, meinen Bruder und mich und lächelte immer, abgesehen von den seltenen Gelegenheiten, wenn sie in ihre »düstere Stimmung« verfiel, wie mein Vater es nannte. Dann konnte man ihr nichts recht machen. Sie putzte das Haus, knallte mit den Türen und schrie uns an wie eine Verrückte, doch diese Phasen gingen vorüber, und anschließend war sie wieder normal, so lieb wie immer.
Als sie anrief, um mich über die Trennung zu informieren, klang ihre Stimme merkwürdig kalt und ausdruckslos. Normalerweise war sie voller Wärme und geradezu peinlich übersprudelnd vor Emotionalität. Doch nun schien sie aus einem Lehrbuch vorzulesen, das verfasst und herausgegeben war von der Gesellschaft für Gespräche über Scheidung mit Heranwachsenden. Sie sagte, die Trennung wäre beschlossene Sache. Sie erklärte, es sei nicht meine oder die Schuld meines Bruders. Sie und mein Vater liebten uns beide und wollten, dass wir glücklich seien, aber es sei nun mal so, dass sie und er Meinungsverschiedenheiten hätten und eine vorläufige Trennung anstrebten, die vielleicht zur Scheidung führte, vielleicht aber auch nicht. Sie erwarte nicht, dass ich mich darüber freute, wohl aber, dass ich Verständnis aufbrachte.
»Und wann soll dieses Armageddon anfangen?«, fragte Grant und räusperte sich. Es war der erste von vielen nervösen Räusper-Ticks, die mich durch mein künftiges Leben begleiten sollten.
»Keine Ahnung. Für mich ist das eine ganz gewöhnliche Party«, sagte ich. Ich musterte ihn eingehender. »Bist du noch nie hier gewesen?«
Er schüttelte den Kopf. Dann nannte er mir seinen Namen und erklärte, dass er sich den Wagen eines Freundes ausgeliehen hatte. Als er ihn zurückgeben wollte, hatte dieser Freund ihn auf die Party geschleppt und versprochen, nicht lange zu bleiben. Der Freund war unter den Leuten, die sich den Ringkampf anschauten.
»Dann studierst du wohl?«, fragte ich.
Er lächelte unsicher und räusperte sich. Im Hauptfach hatte er Mathematik studiert und arbeitete jetzt an seiner Promotion in Geschichte. Die Doktorarbeit mit dem Schwerpunkt auf Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen und deren Auswirkungen auf die Kinder von Wanderarbeitern, die während der großen Wirtschaftskrise nach Kalifornien gekommen waren, stand kurz vor dem Abschluss. Die Einführung musste er noch gründlich überarbeiten, und im Grunde hatte er für diese Party gar keine Zeit.
»Wow, das klingt nach einem traurigen Thema«, sagte ich. »Kinder und Wanderarbeiter …«
»Ja, zum Vergnügen mache ich das nicht«, antwortete er. »Aber wenn man sich mit den Geschichten der Betroffenen beschäftigt, dann erfährt man eine ganze Menge.«
»Zum Beispiel?«
»Ach, das willst du gar nicht wissen.«
»Doch! Wirklich!«
Er schaute mich forschend an, als ob ich mich über ihn lustig machte. Offenbar gehörte er nicht zu der Sorte Mensch, die mit Selbstbewusstsein ausgestattet war. »Na ja, die Kinder hatten ihre Kultur, ihre Spiele und ihre Lieder, und obwohl sie ständig umherziehen mussten, waren sie es, die dafür verantwortlich waren, die neue Kultur mit der alten in Einklang zu bringen. Das ist alles.«
»Ach. Geschichten also«, sagte ich. »Im Grunde erzählst du Geschichten.«
»Nein. Ich analysiere – Tabellen und Diagramme und so weiter. Aber es gibt eben auch noch Zwischentöne. Danach suchen Historiker. Lass es gut sein. Im Grunde interessiert es dich doch gar nicht.«
Ich sah ihn aus schmalen Augen an. »Warum erzählst du mir dauernd, was ich wissen will und was nicht?«
»Weil kein Mensch etwas davon hören will. Nicht mal meine eigene Mutter.«
»Wir machen hier höfliche Party-Konversation«, erklärte ich. »Dazu gehört, dass man, wenn jemand eine Frage stellt, nicht beleidigend wird und sagt, die Antwort auf die Frage sei ihm völlig schnuppe. Man sollte antworten. Erst wenn man sieht, dass die Augen des Fragenden glasig werden, dann sollte man aufhören.«
Er schaute mich an und lächelte zaghaft. »So, so. Gut, wenn einem endlich mal die Regeln erklärt werden. Und was studierst du?«
Ich sagte, dass ich als Hauptfach Kunsterziehung gewählt hatte, weil ich gern male.
Er zog die Brauen hoch. »Hm, warum hast du dann nicht statt Kunsterziehung Malerei als Hauptfach gewählt?«
»Weil ich als Künstlerin meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten könnte. Wahrscheinlich ende ich als Grundschullehrerin«, sagte ich.
»Willst du das denn?«
»Ach, keine Ahnung. Mein Vater sagt, als Lehrerin wäre ich auf der sicheren Seite. Und überhaupt, wer kann heutzutage schon den Beruf ausüben, den er sich wünscht?«
»Leute, die so denken wie du, verstehe ich einfach nicht. Aufgeben, bevor man es überhaupt versucht hat. Ich finde, Grundschüler brauchen weiß Gott nicht noch mehr Lehrer, die im Grunde gar keine Lust auf ihren Job haben. Warum hast du denn nicht den Mut, deinen Weg zu gehen und Künstlerin zu werden, statt dich mit dem Lehramt zu begnügen?«
»Entschuldige mal, aber hast du überhaupt die geringste Ahnung von höflicher Konversation?«
»Ich glaube, ich bevorzuge eine ehrliche Unterhaltung.«
»Aber ich kenne dich erst seit fünf Minuten, und schon sitzt du zu Gericht über das, was ich mit meinem Leben anfangen will.«
Er schaute gequält drein.
Ich trank noch einen Schluck Bier und lächelte ihn an. »Also, wenn es so laufen würde, wie es sollte, müsstest du jetzt sagen: ›Ach, du studierst also Kunsterziehung. Wie faszinierend! Und welche Art von Malerei gefällt dir?‹ Und ich sage: ›Im Moment beschäftige ich mich mit den abstrakten Expressionisten.‹ Du sagst dann vielleicht: ›Das halte ich größtenteils für einen Haufen Mist – diese planlos dahingeklecksten Farben –, das kann mancher Fünfjährige doch besser.‹ Ich könnte dir daraufhin erklären, was ich über den abstrakten Expressionismus gelernt habe und warum er seine Berechtigung hat, und du sagst dann vielleicht etwas über die Geschichte der Arbeiterschaft, die überhaupt das Größte ist, wer weiß, und wir trinken unser Bier aus und gehen unserer Wege, und das war’s dann.«
»Was wäre höflich daran, wenn ich den abstrakten Expressionismus als Haufen Mist bezeichne?«
»Das ist eher eine Formsache. Zwar ist es nicht besonders höflich, etwas als einen Haufen Mist zu bezeichnen, aber in diesem Fall ist es akzeptabel, weil es erstens ehrlich gemeint ist und sich zweitens nicht direkt auf die persönliche Wahl bezieht, die ich getroffen habe und die du verunglimpfst. Schließlich habe ich nur gesagt, dass ich mich mit abstraktem Expressionismus beschäftige. Ich habe nicht gesagt, dass ich die führende abstrakte Expressionistin der Vereinigten Staaten bin oder so.«
Er starrte mich an. Ein kleines Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. »Oh, ich verstehe. Und welche Rolle spielen falsche Behauptungen über den Kunstgeschmack einer Person? Gelten die als höflich?«
»Hm, kommt darauf an.«
»Ah. Jetzt werden die Regeln merkwürdig. Vermutlich gehe ich deswegen nicht gern auf Partys. Aber für den Fall, dass es dich interessiert: In Wahrheit bin ich zufällig ein Kunstfreund und kenne mich auch einigermaßen mit abstraktem Expressionismus aus. Ich finde ihn faszinierend und glaube, dass er uns eine Menge über unser Innenleben sagen kann.«
Ich starrte ihn an. »Das hast du irgendwo gelesen.«
»Nein. Das ist meine Überzeugung.« Er rückte seine Brille zurecht. »Und ich bin auch überzeugt davon, dass manche Menschen dazu bestimmt sind, künstlerisch tätig zu sein – um gewissermaßen ihre innere Erfahrung zu dokumentieren –, und dass andere Menschen sich darin versuchen sollen, das Universum mithilfe der Zahlentheorie zu erklären, und dass wieder andere Daten über Wanderarbeiter in Kalifornien erfassen sollen und dass das alles seine Berechtigung hat.«
»Das ist sehr demokratisch gedacht.«
Er wurde rot. »Und wenn wir schon mal dabei sind: Ich finde nicht, dass Leute Wohnungen mieten und sie dann mit Feuerwerkskörpern demolieren sollten.«
Tja, das fand ich eigentlich auch nicht, aber, so erstaunlich es auch sein mag, ich hatte bisher kaum darüber nachgedacht.
Janelle trat zu uns, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen, und fragte: »Uuuh, Annabelle, wer ist denn dein neuer Freund?« Sie lachte und verdrehte die Augen. Grant blickte verlegen auf seine Schuhe, und ich konnte nicht anders – wahrscheinlich verliebte ich mich schon in diesem Augenblick ein bisschen in ihn.
»Kennt Jay ihn denn?«, fragte Janelle, lachte über diese offenbar abwegige Vorstellung und ging davon, während sie den Massen zubrüllte, dass der Weltuntergang kurz bevorstünde.
Grant sah mich an. »Tja, das ist wohl mein Stichwort zum Aufbruch. War nett, mit dir zu reden.«
»Moment noch«, sagte ich, doch im selben Augenblick brach Jay durch die Hintertür, mit erweiterten Pupillen, in eine stinkende Rauchwolke gehüllt. Da – ja, das war gemein von mir – rückte ich näher an Grant heran und ergriff seinen Arm, sodass Jay es sehen musste und vielleicht ein kleines bisschen eifersüchtig wurde. Aber es war sowieso egal, denn er und seine Freunde waren alle vollkommen stoned. Sie stürmten die Küche und brüllten unter Lachanfällen Unverständliches in die Runde. Es stellte sich heraus, dass sie auf dem Dach beobachtet hatten, wie die Polizei mit blinkendem Rotlicht in die Straße eingebogen war. Wir sollten uns schnellstens dünne machen, weil wir sonst wahrscheinlich wegen Drogenbesitzes verhaftet würden.
Irgendwer grölte: »So eine Scheiße! Bloß raus hier!«
»Zündet die Kirschbomben!«, johlte ein anderer.
»Nein, die Böller! Ich habe Böller!«
»Wo sind die Streichhölzer? Her mit den Streichhölzern!«
Jay blickte nicht mal in meine Richtung. Er steckte mitten in dem Haufen von Leuten, die alle lachend damit beschäftigt waren, sich mit Bier zu versorgen, bevor sie sich aus dem Staub machten. Ein Typ griff nach einem Streichholzmäppchen und wollte ganz in meiner Nähe einen Böller zünden. Grant packte mich am Ellbogen und schob mich nach draußen, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Wir verließen die Wohnung durch die Hintertür und befanden uns schon auf dem Gehsteig, entfernten uns rasch mit gesenkten Köpfen, als der erste Böller losging. Hinter uns sahen wir die roten und blauen Lichter der Streifenwagen blinken und hörten einen Polizisten durchs Megafon rufen: »VERLASSEN SIE UNVERZÜGLICH DAS GEBÄUDE.«
Es war dunkel und kühl, die Luft roch nach Schwarzpulver. Grant und ich gingen weiter, und bald verdrängte der Geruch des Meeres den Gestank der Böller. Es war nur zwei Blocks entfernt. In bestem Einvernehmen marschierten wir dahin, froh, ohne Verhaftung davongekommen zu sein. Die leichte Brise wehte Salz und Mineralien und andere gesundheitsfördernde Dinge in unsere Lungen, stellte ich fest. Grant lachte darüber, und ich fragte ihn nach seinem Alter. Fünfundzwanzig sei er, gab er zur Antwort und räusperte sich einige Male. Er war sehr groß, und ich musste immer einen Schritt zusätzlich machen, um mit ihm mithalten zu können. Bald fiel es ihm auf, und er ging ein bisschen langsamer. Leise lachend sagte er, dass er nicht daran gewöhnt sei, mit einer so kleinen Person im Gleichschritt zu gehen.
»Hey, ich hatte gar keine Gelegenheit, meine Kirschbomben zu zünden«, klagte ich.
»Gott sei Dank!«, stellte er fest.
»Ich habe zwei in der Tasche«, sagte ich und zeigte sie ihm.
»Mich wundert, dass überhaupt irgendetwas in die Tasche von diesem Rock passt«, bemerkte er. »Wenn er nicht so kurz wäre, könntest du vermutlich nicht mal die Beine bewegen oder gar laufen. Aus mathematischer Sicht wäre das jedenfalls unmöglich.«
»Hmm. Gibt es tatsächlich mathematische Formeln für Röcke?«, fragte ich.
»Nein, eigentlich nicht. Aber man könnte sicher eine Formel aufstellen. Das wäre dann Geometrie. Oder Trigonometrie. Könnte sich als neue Mathe-Anwendung in der Praxis erweisen.«
»Der Rock ist übrigens Teil meiner Kostümierung«, erklärte ich. »Ich ziehe ihn an, wenn ich in der Band singe.«
»Ach. Dann hattest du wohl einen Auftritt auf der Party geplant?«
»Nein.«
Er lachte. »Sag mal, gibst du eigentlich auch mal was Sinnvolles von dir?«
»Was war daran nicht sinnvoll?«
»Wieso behauptest du, dass der Rock so kurz ist, weil er Teil deiner Kostümierung ist, die du zu Auftritten trägst, gibst aber gleichzeitig zu, dass du ihn zu einem Anlass trägst, bei dem du keinen Auftritt hast?«
Ich atmete tief durch. »Gut. Wenn du die Wahrheit wissen willst: Ich habe den Rock angezogen, weil ich mit meinem Freund in einer Band bin. Das ist der Typ, der vom Dach in die Küche stürmte. Er war den ganzen Abend mit einem anderen Mädchen da oben, und ich habe den Rock angezogen … na ja … ich habe ihn angezogen, weil er ihn toll findet. Ich dachte, er würde mich mehr beachten als die andere, wenn ich diesen Rock anhabe. Im Grunde war das bescheuert.« Ich konnte selbst nicht fassen, dass ich ihm das verriet.
»Aha. Was hat er denn mit einem anderen Mädchen auf dem Dach getrieben, wenn er doch dein Freund ist?«
»Tja, man kann ihn nicht gerade als monogam bezeichnen.«
»Ach, nein? Also, das ist interessant.«
Ich lachte. »Ja, er ist ziemlich interessant.«
»Eine echte Entdeckung. Da fragt man sich doch, wieso manche Jungs immer wieder zum Zug kommen.«
»Hast du eine Freundin?«
»Sehe ich aus wie der Typ, für den Frauen sich interessieren? Ist dir etwa aufgefallen, dass sich die Frauen auf der Party um mich geschart haben, um mit mir zu reden?«
»Ich habe mit dir geredet.«
»Du hast nur mit mir geredet, weil dein Freund mit einer anderen abhing und weil du ein Bier aus dem Kühlschrank wolltest, den ich zufällig blockierte.«
»Nein. Ich habe mit dir geredet, weil du nett warst. Von wegen Kunst und so.« Ich lächelte ihn an und vermutete, er würde mich vielleicht noch irgendwohin einladen, vielleicht zu einem Spaziergang am Strand oder in die Stadt oder so, aber das tat er nicht. Wir erreichten schließlich den Datsun seines Freundes. Der war nicht verriegelt, doch Grant hatte den Zündschlüssel nicht. Die meisten Jungs hätten nun vorgeschlagen, sich ins Auto zu setzen und ein bisschen zu knutschen, aber Grant fehlte offenbar das nötige Selbstbewusstsein, um so etwas anzuregen. Wir standen ans Auto gelehnt da, Grant mit den Händen tief in den Taschen. Ich hatte jetzt schon das Gefühl, mich um ihn kümmern zu müssen.
»Bist du aus Kalifornien?«, fragte ich ihn nach langem Schweigen.
»Nein. Ich bin in New Hampshire auf dem Lande aufgewachsen, in einem Ort, von dem du noch nie gehört hast.« Er berichtete von dem familieneigenen Gehöft, auf dem Generationen von McKays inmitten von Antiquitäten und Kühen gelebt hatten. Schnee, Eis, Präsidentschaftsvorwahlen, Berge, Skifahren, all das. Mir gefielen seine Stimme und seine offensichtliche Überzeugung, dass Elternhaus und Eltern nicht unbedingt von Übel waren.
Um zu testen, wie es klang, sagte ich: »Meine Eltern lassen sich scheiden.«
Er blinzelte. »Das ist hart.«
»Tja«, sagte ich. Ich fröstelte und schlang die Arme um meinen Oberkörper. »Vermutlich sind sie der Meinung, es lange genug miteinander ausgehalten zu haben. Mein Bruder und ich sind fast erwachsen. Im Grunde ist es nicht weiter schlimm. Schließlich bin ich wirklich erwachsen.«
Grant sah mich eindringlich an. »Trotzdem. Du hast doch gewiss nicht damit gerechnet.«
»Stimmt.« Ich richtete den Blick in die Ferne. Ein Auto kam die Straße entlang auf uns zu, und die Scheinwerfer streiften den Asphalt. Ein Krebs rannte über den Mittelstreifen.
»Dass du studierst, macht es sicher ein bisschen leichter für dich. Da hast du andere Dinge, auf die du dich konzentrieren kannst.«
»Auf jeden Fall«, sagte ich. »Ich muss über so vieles nachdenken.«
»Ach ja?«
»Ja. Wirklich.«
»Vielleicht auch darüber, warum du mit einem Typen zusammen bist, der nicht monogam ist, und warum du auf Partys gehst, auf denen die Leute Kirschbomben werfen?« Er lachte.
»Was redest du da? Ich gehe immerhin auf Partys. Und ich erzähle anderen Leuten nicht, dass sie nicht das Hauptfach studieren sollten, das sie gewählt haben.«
Grant warf den Kopf in den Nacken und lachte lauter. »Aha, man zeigt Temperament.« Er duckte sich, als rechnete er damit, dass ich ihn schlagen würde. Ich holte tatsächlich aus in der Erwartung, dass er meine Hände festhalten, ein bisschen mit mir balgen und mich schließlich küssen würde, und dass wir dann an den Strand gehen und knutschen würden und ich vielleicht ernsthaft damit beginnen könnte, mich in ihn zu verlieben.
Aber nichts dergleichen geschah. Grant schien von seinen Möglichkeiten nicht einmal etwas zu ahnen. Als es mir nach einer Weile immer noch nicht gelungen war, ihn in meine überbordende Liebesfantasie einzuordnen, begann ich, mich zu langweilen. Bald wünschte ich ihm eine gute Nacht und ging allein nach Hause. Die Kirschbomben warf ich in den Müll. Pop-pop-pop machten sie, ein Geräusch, bei dem mir fast das Herz stehenblieb.
2005
Grant und ich schlafen mittwochmorgens um sieben Uhr miteinander. Wie bitte? Sie haben für so etwas keine festen Termine? Vielleicht sind Sie der Meinung, Sex sollte sich spontan ergeben, wann immer beide Beteiligten entsprechende Gelüste verspüren. Vielleicht zählen Sie zu diesen dummen, konventionellen Menschen, die glauben, dass Leidenschaft nicht reguliert werden sollte.
Glauben Sie mir, diese Terminplanung war allein Grants Idee. Weil ich Sex mag und weil ich beschlossen hatte, nicht mehr über Kleinigkeiten mit ihm zu streiten, habe ich zugestimmt. Er hatte in einer Untersuchung gelesen, dass Menschen mittleren Alters oft so mit anderen Dingen beschäftigt sind, dass regelmäßiger Sex völlig aus ihrem Blickfeld gerät. Er erklärte, dass es schon Ironie des Schicksals sei, dass Ehepaare sich viele Jahre hindurch bemühten, es leise zu treiben, um die Kinder nicht zu wecken, oder zwischendurch eine derartige Gier nach Sex verspürten, dass sie alle Sicherheitsvorkehrungen vergäßen und es in der Dusche versuchten (sehr gefährlich) oder aber während der zehn Minuten beim Trickfilm am Samstagmorgen übereinander herfielen (unbefriedigend) – und dann bricht plötzlich das mittlere Alter herein, die Kinder ziehen aus, und Peng!: Man ist nicht mehr in Stimmung. Die Abende verbringt jeder in seinem Winkel des Hauses, und dann, und dann …
»Und was wird dann aus diesen Paaren?«, fragte ich, als Grant das Thema zum ersten Mal anschnitt. Das war noch, bevor das Buch ihn mit Haut und Haaren verschlang, aber vielleicht ahnte er da schon, dass es sich von hinten an ihn heranschlich, um ihn aufzufressen, und versuchte, ehe er sich ergab, alles Unerledigte und die Terminplanung zu regeln. Es war in der Woche, nachdem Nick sein Studium aufgenommen hatte. Wir hatten unserem Schmerz noch immer keine Form gegeben, standen in der Küche, wo die spätnachmittägliche Septembersonne durchs Fenster schien, und berieten über unsere Möglichkeiten.
»Was?«, fragte er mit einem Glimmen in den Augen. »Was aus ihnen wird? Tja, vermutlich fällt der Penis ab, die Ehe scheitert. Das zieht dann einen beklagenswerten Niedergang der uns bekannten Zivilisation nach sich. Und ich für meine Person möchte nicht dafür verantwortlich sein.«
Also leisten Grant und Annabelle McKay ihren Beitrag für die freie Welt. Wir schlafen an jedem Mittwochmorgen miteinander, außer im Fall von Grippe, Abschlussexamen oder Gesamtkonferenz. An jenem Tag stand Grant vor dem Kalender und stellte fest, dass nur der Mittwoch infrage komme, weil er an dem Vormittag erst spät Unterricht habe und sich nicht beeilen müsse. Die Wochenenden fielen aus, weil er die NPR-Sendungen so möge. Warum sollten wir uns wegen Car Talk beim Liebemachen unter Zeitdruck setzen? Und abends nach dem Zubettgehen ginge es nicht, weil er nach dem Sex duschen müsse, und da er bereits am Morgen geduscht haben würde, müsse er an einem Tag zwei Mal duschen, und das wäre Wasserverschwendung und zugleich auch Zeitverschwendung, und wenn jemand ein Buch schreibt, wäre es Unsinn, auch nur eine Sekunde zu vergeuden.
Verstehen Sie? Schon wieder vermittle ich Ihnen einen völlig falschen Eindruck. Ich stelle Grant wie einen Automaten dar, während ich in Wahrheit doch gern mit ihm schlafe. Er ist mit Begeisterung und Geschick und Leistungskraft bei der Sache, und es ist auch ziemlich prickelnd zu wissen, dass ich mittwochmorgens für mindestens zwanzig Minuten seine ungeteilte Aufmerksamkeit habe. Erst neulich habe ich mich mit einigen Professorengattinnen zum Mittagessen getroffen. Das Gespräch kam auf Ehemänner und Sex wie im Lauf der Jahre immer mal wieder, wenn wir auf Fachbereichspartys oder bei Fußballspielen unserer Kinder am Spielfeldrand zusammenstanden. Dieses Mal gab es einen schockierenden Punkt auf unserer Tagesordnung: Der Vorsitzende des Fachbereichs Geschichte, Grants Chef, hatte nach dreißig Jahren Ehe seine Frau verlassen und ohne jede Vorwarnung eine Magisterstudentin – eine Studentin! – geheiratet. Natürlich mussten wir ein spontanes Treffen einberufen, uns über die ganze Geschichte beraten und diskutieren, was wir tun würden, wenn wir betroffen wären.
Alle anderen waren sprachlos und voll der Missbilligung – man sah es in ihren Gesichtern –, aber ich war auch ein bisschen, na ja, fasziniert. So kamen wir aufs Thema Sex, und wie sich herausstellte, hatte Grant womöglich recht, was seine Theorie des mittleren Alters betraf: Viele Ehepaare treiben es nicht mehr, und wie es scheint aus keinem anderen Grund als dem, dass ihnen die Gewohnheit abhandengekommen ist. An unserem Tisch hagelte es Klagen und Rechtfertigungen: Es ging um Männer, die zu lange wach bleiben, um Sexfilme im Kabelfernsehen anzuschauen, statt die Ehefrau aus Fleisch und Blut zu beglücken, und solche, die sich hatten gehenlassen und dann ihre Frauen mittleren Alters auffordern, sich die Brüste liften zu lassen und Dinger aus schwarzer Spitze zu tragen. Aus einigen Männern sind langweilige alte Knacker geworden. Die können nicht reden, ohne zu dozieren. Sie lesen ihren Frauen erbauliche Artikel aus der New York Times vor. Wir lachten und wurden laut und kleckerten und schlugen mit den Fäusten auf den Tisch. Julie McNamara, die darauf bestand, eine Flasche Wein für alle zu bestellen, wandte sich plötzlich mir zu und sagte: »Ach, Annabelle, wag du es nicht, dich zu beschweren. Du kannst dich so glücklich schätzen, einen Mann wie Grant zu haben. Er hat wenigstens nicht so viel zugenommen, dass er ein Beatmungsgerät braucht, das verhindert, dass er nachts plötzlich verstirbt.«
Alle waren sich einig darin, dass Grant nie etwas falsch machte. Joanna Caprio, deren Mann Mark mich vor zehn Jahren auf einer Party angebaggert hatte, stellte fest, dass das Beste an Grant sein Ruf als ein Mann sei, der gegen jede außereheliche Dummheit absolut immun ist. Auf jeder Party, betonte sie, könne man sich darauf verlassen, dass er am Rande steht und die ganze Nacht über Arbeitsmarktstatistiken spricht, sich nicht betrinkt oder mit einer der anderen Frauen tanzt. Und kein Mensch habe je gehört, dass eine Studentin ihm ein eindeutiges Angebot gemacht hätte, um ihm eine bessere Note zu entlocken. Das wäre einfach undenkbar, sagte Joanna, und ich sah förmlich, wie alle versuchten, sich meinen biederen, verlässlichen Mann vorzustellen, wie er bei einer Studentin landen wollte – ein Gedanke, der Gelächter und Kopfschütteln provozierte.
Ich machte mit leisem Unbehagen mit und war froh, dass niemand sah, wie ich im Schoß meine Serviette zerfetzte. Ja, hätte ich am liebsten gesagt. Ja, das stimmt wohl alles, aber er kommt nicht aus seinem Schneckenhaus. Ihr beklagt euch über Ehemänner, die euch mit dem Vorlesen von Zeitungsartikeln langweilen oder über die Abendnachrichten dozieren, aber mein Mann spricht gar nicht. Es ist, als wäre ich überhaupt nicht vorhanden.
Wie auch immer, der Mittwochmorgen kommt, und tatsächlich wache ich um Punkt sieben Uhr auf, als das Radio sich einschaltet. Ich höre Grant in seinem Arbeitszimmer emsig auf dem Laptop tippen. Jeremiah flüchtet sich nach einem Traum, in dem wir in einem Zug saßen, der gleichzeitig als Café diente, in dem man Croissants kaufen konnte, soeben aus meinem Bewusstsein.
Ein Stück den Flur hinunter räuspert Grant sich mit diesem typischen »Ahem«. Dann ruft er: »Annabelle? Ich bin gleich bei dir, ja?«
»Okay«, sage ich.
»Fang nicht ohne mich an!«
»Dann beeil dich lieber! Du weißt doch, wie ungeduldig ich bin.«
Er lacht, und ich höre ihn hektisch tippen. Endlich taucht er an der Tür auf, blinzelt und fährt sich mit den Händen durchs Haar. Er sieht aus, als wäre er soeben erst aus einer Trance erwacht. Was vermutlich auch stimmt. Mindestens zur Hälfte weilt er noch im Jahre 1908.
Ich lächle ihn an. Mit dreiundfünfzig sieht er genauso aus wie der Mensch, der er ist: ein geduldiger, ausdauernder Arbeiterschaftshistoriker, besonnen und ganz Professor. Er war nie das, was Sophie und ihre Freundinnen als heißen Typen bezeichnet hätten, aber ich muss sagen, dass er sich gut gehalten hat. Seinen vormals dichten blonden Haarschopf hat er sich größtenteils bewahrt. Er ist jetzt zwar ausgeblichen, aber das Haar fällt ihm in die Stirn und weist am Hinterkopf eine ganze Reihe von Wirbeln auf, die dazu beitragen, dass sein Äußeres sich einen jungenhaften Anstrich bewahrt hat. Im Gegensatz zu meinem ist sein Bauch immer noch so flach wie vor achtundzwanzig Jahren, und seine Knie und Ellbogen sind so spitz, dass er mich ernsthaft verletzen könnte, wenn er sich im Bett umdreht. Sein monogamer Penis – ich sollte lieber nicht über seinen Penis reden, aber was soll’s? –, sein Penis ist schlaksig wie er selbst, aber gleichzeitig wirkt auch er durchaus würdevoll.
Grant sagt nichts, zieht seine Yogahose und das T-Shirt aus und legt beides mit gefurchter Stirn ordentlich zusammen.
»Wie geht’s?«, frage ich und schlage die Daunendecke zurück, um ihn im Bett willkommen zu heißen. Ich erhasche nur einen flüchtigen Blick auf seinen flachen, bleichen Hintern, seinen professoralen Penis – und schon steigt er ins Bett und schmiegt sich mit eiskaltem Körper an mich. Ich kreische. »Gütiger Gott! Du bist zu Eis erstarrt!«
»Es ist Februar, Annabelle.« Er spricht das r in »Februar« sehr korrekt. Ich sage immer »Febjuar«, was ihn in den Wahnsinn treibt. »Draußen schneit es sogar.«
»Hier draußen schneit es immerzu, und deshalb hat Gott für Menschen, die früh aufstehen, den Fleece-Bademantel erfunden. Gib mir deine Hände. Ich wärme sie für dich auf.« Ich schiebe seine froststarren Hände unter mein T-Shirt, ein großes persönliches Opfer, und schmiege mein Gesicht an seines. Er blinzelt mich an. Ständig blinzelt er mit seinen wassergrauen Augen. Vermutlich benötigt er Augentropfen, und ich sollte ihn überreden, Sam, den Augenarzt, aufzusuchen. Ich darf nicht vergessen, einen Termin für ihn zu vereinbaren. Vielleicht nimmt er ihn sogar wahr. »Wie lange bist du schon auf?«
»Seit vier Uhr. Ich habe nicht gut geschlafen«, seufzt er und räuspert sich. Eigentlich wenig attraktiv. »Ich habe mich die ganze Nacht hin und her gewälzt. Dann bin ich aufgestanden und habe mit dem neuen Absatz angefangen.«
»Ach, was für ein Jammer! Hast du wenigstens was geschafft?«
»Ein bisschen. Nicht viel. Ich will nicht darüber reden. Jetzt ist es Zeit für andere Dinge.« Er seufzt noch einmal, schließt die Augen und konzentriert sich auf den Übergang in den Sexmodus. Ich küsse ihn auf seine kalten Lippen, und er knutscht zurück, aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er weder an mich noch an Sex denkt. Er ist immer noch in seinem Buch gefangen, und sein Körper wird sich im Augenblick auf nichts anderes einlassen.
»Oha! Die Arbeitswelt ist dir anscheinend bis ins Bett gefolgt«, sage ich leichthin.
Einen Moment lang bleibt er stumm, dann sagt er: »Es ist schrecklich. Heute Morgen ist mir klargeworden, dass ich noch mehr Nachkommen interviewen muss. Ich habe nicht genug. Nicht annähernd genug.«
»Das wird schon«, sage ich. »Du hast fünf Hinterbliebene, die Bilder von den Kindern in der Fabrik und die Tochter des Vorarbeiters …«
»Das reicht nicht, Annabelle«, fällt er mir mit scharfer Stimme ins Wort. »Außerdem muss ich jetzt tagelang aussetzen und Examensarbeiten beurteilen. Ich muss Dutzende von Essays lesen. Dutzende! Und obendrein kann ich nicht schlafen.«
Ich streichle sein Haar. »Hm, wenn du müde bist, solltest du vielleicht noch ein Stündchen schlafen. Wir müssen ja nicht unbedingt …«
»Moment!« Er fährt hoch, und seine Augen sind rund vor Schreck. »Hast du zufällig Papier im Nachtschrank?«
»Ja, Briefpapier.«
»Gibst du mir das mal?«
Ich wälze mich herum und greife nach der Schachtel mit dem vornehmen taubenblauen Briefpapier aus der Wohnung meiner Mutter, die wir nach ihrem Tod ausgeräumt hatten, finde auch einen Kugelschreiber, drehe mich wieder um und reiche ihm Stift und Papier. Flüchtig springt mich Traurigkeit an – dieses Briefpapier, meine Mutter. »Es dauert nur eine Sekunde«, sagt er. »Dann machen wir weiter im Programm.«
»Gut. Macht ja nichts. Ich habe den ganzen Tag Zeit.«
Er zieht die Stirn kraus, während er schreibt, und schiebt die Zungenspitze zwischen die Lippen. Ich liege auf einen Ellbogen gestützt da und schaue ihm zu, sehe, wie grau seine Bartstoppeln neuerdings sind. Wissen Sie, ich glaube, dass dieser Moment auch witzig sein könnte. Es ist doch lustig, dass man sich so gut kennt, dass man sich mitten im Liebesakt ganz entspannt unterbrechen kann, um sich, hm, sagen wir, ein paar präkoitale Notizen zu einem Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Problem zu machen. Aber mir ist nicht zum Lachen zumute. Stattdessen spüre ich eine zunehmende Gereiztheit direkt unter dem Brustbein. Ich kenne dieses Gefühl: Es ist verwandt mit der Stimmung, die mich im Supermarkt bei den Schweinekoteletts in Tränen ausbrechen ließ.
»Ich hoffe von Herzen, dass dieser Augenblick zum Durchbruch deines Buchs beiträgt«, sage ich. »Verschieben wir unseren Orgasmus wenigstens aus gutem Grund?«
Grant würgt mich mit einer Handbewegung ab. Er mag den Begriff Orgasmus nicht. Einmal hat er mir erklärt, dass es ein hässliches Wort sei und den Geschlechtsakt emotionsfrei erscheinen lasse.
»Hör mal«, versuche ich es nach einer Weile noch einmal, als er das Blatt umdreht und auf der Rückseite weiterschreibt. »Was meinst du? Warum tun wir nicht einfach so, als wäre heute Dienstag und nicht Mittwoch? Hm?«
»Moment.« Er schreibt noch ein paar Sekunden weiter. Dann hält er inne und starrt mich an, als wisse er nicht recht, was ich soeben gesagt habe. Er räuspert sich. »Wie bitte? Dienstag? Du willst, dass heute Dienstag ist?«
»Ja. Das ist doch alles bescheuert. Komm, wir sagen tschüss und treffen uns morgen früh wieder. Oder – was soll’s? – meinetwegen auch erst nächsten Mittwoch. Oder, noch besser, im Frühling.«
»Schon gut, schon gut. Dann ist jetzt eben offiziell Dienstag«, sagt er und versteht mich völlig falsch. Niemand kann mir weismachen, dass sich keine Absicht dahinter verbirgt. Das siegreiche Buch entscheidet, es sei nun genug der menschlichen Konversation. Vielen Dank. Es streckt einen langen, schlüpfrigen Tintenfischtentakel aus und zieht Grant zurück in die verrauchte Ungerechtigkeit der Arbeitswelt.
Was mir recht ist. Und mir absolut verständlich erscheint. Wir sind schließlich, wie vielleicht bereits erwähnt, quasi seit Ewigkeiten verheiratet. Da kann man sich mal ein Jahr Auszeit nehmen, besonders in einem Jahr, in dem man ein Buch schreibt, aber man muss darüber sprechen. Mehr will ich gar nicht. Es ist nichts dagegen einzuwenden, mal nicht miteinander zu schlafen, auch wenn mit großem Getöse ein Zeitplan genau dafür aufgestellt wurde. Aber müsste man nicht wenigstens so tun, als ob es einem etwas bedeutet, vorgeben, dass man es bedauert, darauf zu verzichten?
