Wasserfall-Trilogie - Oliver Jungjohann - E-Book

Wasserfall-Trilogie E-Book

Oliver Jungjohann

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Beschreibung

Elfen, Freundschaft, ein mysteriöses Schiffswrack und ganz reelle Schwierigkeiten der beiden jungen Abenteurer sind die Zutaten der spannenden Wasserfall-Trilogie, einer Kinder- und Jugendromanreihe von Oliver Jungjohann. Das elfjährige Mädchen Finja und ihr jüngerer Bruder Aaron entdecken auf einem geheimen Abendausflug ohne Wissen ihrer Eltern durch Zufall eine Pforte in eine zauberhafte Elfenwelt. Anfangs erscheint diese Welt perfekt und friedlich, bis den beiden Kindern klar wird, dass es dort ein schreckliches Problem gibt! Auch außerhalb der Elfenwelt, die die beiden entdeckt haben, bereitet das Leben den Geschwistern mit ihren Freunden und Verwandten eine Menge Aufgaben, und Finja entdeckt den Zauber der Liebe. Nach geheimer Vorbereitung in Italien begeben sich Finja und Aaron tatsächlich auf eine gefährliche Expedition, um das Rätsel der 'Night Sky' hoffentlich zu lösen. Dann überschlagen sich die Ereignisse ohne Vorwarnung...

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für Jula und Lukas

1 Der See im Wald

Ungeduldig sah sie auf den Wecker. Finja hatte den Alarm vorsichtshalber auf kurz vor einundzwanzig Uhr gestellt. Sie wollte auf keinen Fall diese Chance verschlafen! Heute war es endlich so weit, sie würde mit ihrem Bruder Aaron zu dem Waldsee gehen, mit Taschenlampe und Sachen für ein kleines Lagerfeuer. Aaron freute sich auch schon sehr darauf, einfach mal ohne Eltern und ohne nach Erlaubnis zu fragen ein kleines Abenteuer zu erleben. Schließlich war er schon neun Jahre alt und wäre mit seiner größeren Schwester unterwegs.

Finja saß auf ihrem Bett und sah aus dem Fenster. Es dämmerte etwas. Ihre Eltern waren vor einigen Minuten aus dem Haus gegangen und würden heute erst sehr spät wiederkommen. Sie waren zu einer Geburtstagsfeier eines Arbeitskollegen ihres Vaters eingeladen.

Voll langweilig, dachte Finja. Gut, dass sie nicht mitmussten. Die ganze Zeit herumsitzen und nur labern, da hatten sie jetzt viel Spannenderes vor.

Das Warten ging Finja auf die Nerven. Aber es war besser so, weil es immer wieder vorkam, dass ihre Eltern noch mal zurückkamen, weil sie irgendetwas vergessen hatten. Und sowieso: Es würde viel schöner am See sein, wenn es richtig dämmrig ist.

 

Ob sie Frösche hören würden, oder vielleicht ein paar Glühwürmchen fangen könnten? Finja sah zu dem Waldstück herüber. Es war ein hübscher Mischwald, der hinter einem Feld begann. Nicht besonders groß, aber man konnte schon gut eine halbe Stunde unterwegs sein, um an das andere Ende des Waldes zu kommen.

Sie fühlte sich wohl hier. Finja wohnte mit ihren Eltern und Aaron in einem kleinen Einfamilienhaus am Rand einer ruhigen Siedlung der Kleinstadt. Vor dem Haus verlief eine schmale Straße, auf der nur sehr wenige Autos fuhren, und sie fuhren langsam.

Von ihrem Fenster aus hatte Finja einen guten Überblick über die Umgebung. Ihr Zimmer im Obergeschoss konnte man über eine schmale Holztreppe mit leicht knarrenden Stufen erreichen. Nebenan war noch Aarons Zimmer, und außerdem das Bad, ein Arbeitszimmer und ein schmaler Raum für die Waschmaschine, Wäsche und ein paar Haushaltsgeräte.

Durch das halb offene Fenster kam die warme Sommerluft des Abends herein. Es war nicht mehr so heiß wie am Mittag, und Finja räkelte sich genüsslich auf dem Bett, das quer unter dem Fenster stand. Nachmittags konnte man sich darauf gemütlich die Sonne auf die Haut scheinen lassen, wenn es nicht zu heiß war wie heute.

Finjas Blick wanderte über die Bilder an der Wand bei ihrem Schreibtisch. Ein Bild einer leicht verrückt wirkenden Katze hing dort, die Katze starrte irgendwohin ins Gras, und sie saß dicht an den Boden gekauert mit den zum Sprung gespannten Hinterbeinen so komisch da, dass sich ihr Hintern hochwölbte und wie ein flauschiger Ballon aussah. Daneben hing ein Foto von einem Meerschweinchen mit Glupschaugen, und ein größeres Bild, das Finja auf einem Pferd stehend zeigte. Es war ein Foto der Reiterferien der Pfingsttage in diesem Jahr, die sie zusammen mit Paulina und Leonie verbracht hatte, zwei ihrer Freundinnen, die mit Finja in die gleiche Klasse der Gesamtschule gingen. Nach den Sommerferien würden sie gemeinsam in die 6. Klasse kommen. Die Reiterferien waren spitze, erinnerte sich Finja. Als Pferdefreak sah sie sich nicht, aber trotzdem hatte es viel Spaß gemacht.

Die Voltigierübungen waren genauso cool wie das Pflegen und Schmücken der Pferde, dachte Finja. Ob sie in den Sommerferien wohl noch mal das Kurzprogramm von drei Tagen mitmachen könnte? Vielleicht wieder mit einem Ausritt durch die Wälder, und einem Grillabend in der Runde?

Ihre Eltern hatten gesagt, dass sie sich das überlegen müssten, weil sie ja schließlich schon für zwei Wochen nach Dänemark in den Urlaub fahren würden und sie dann noch zusätzliche Reittage bezahlen müssten. Auch wenn es ihnen ganz gut ging, viel leisten konnten sie sich nicht. Ihr Vater arbeitete als Abteilungsleiter in einem Chemiebetrieb, der Verdienst war aber nicht besonders hoch, er musste dafür auch noch oft Überstunden machen und wurde immer wieder bei Betriebsstörungen rausgerufen. Manchmal sogar nachts. Und auch Weihnachten, was besonders doof war.

 

Finjas Magen knurrte. Vielleicht war es auch nur wegen der Warterei, aber egal... besser jetzt noch was essen, bevor sie in den Wald gehen würden. Sie stieg die Treppe hinunter und ging in die Küche. Im Kühlschrank fand sie einen Erdbeerjoghurt und eine Nektarine, die sie wusch und sofort in sie hineinbiss. Der Geschmack des kühlen Obstes war genau das Richtige an diesem Sommerabend.

Als sie kauend die Treppe hinaufging, stand Aaron in seiner Tür.

»Kannst du auch nicht schlafen?«, fragte Finja grinsend.

»Bin einfach zu aufgeregt!«

»Dauert auch nicht mehr lang, in zehn Minuten können wir los.«

»Juhuu! Endlich! Die Sachen habe ich schon lange gepackt.«

Aaron verschwand wieder in seinem Zimmer. Finja wusch sich im Bad die Hände und setzte sich mit dem Joghurt in die Leseecke ihres Zimmers auf den Sitzsack.

Die Ecke war durch ein halbhohes, offenes Standregal vom Rest des Zimmers etwas getrennt. Im Regal standen Bücher, CDs, kleine Pflanzen und ein paar Dekosachen. In der Ecke war quer von einer Wand zur anderen ein Stück Fischernetz aufgespannt, in dem Finja einige Muscheln, zwei Seesterne, ein paar Steine mit grünen und schwarzen Adern und ein altes Holzbrett aufgehängt hatte. Es waren Mitbringsel aus einem Italienurlaub, und sie hatte die erstaunlich großen Muscheln und das Holzbrett selbst am Strand gefunden, in einer kleinen, felsigen Bucht. Das morsche Holzbrett musste schon ziemlich alt sein, vermutete Finja. Es hatte einen schmalen Metallbeschlag quer über dem Holz und ein kleines Schild aus Messing. Auf dem grünlich-braun angelaufenen Schild stand ein englischer Name: 'E.Jefferson'. Finja hatte schon oft im Internet nach diesem Namen und einem möglichen Schiffsuntergang in der Nähe dieser Bucht gesucht und war sich sicher, dass dieses Holzbrett ein Teil einer Schatzkiste sein musste, oder einer Truhe mit wertvollem Inhalt. Aber sie fand nichts, was passen könnte. Ihr fehlten einfach weitere Teile oder Informationen zu dem Schiff. Es blieb ein Geheimnis, und das machte das Holzbrett mit dem Namensschild irgendwie noch interessanter.

 

Das Fischernetz und die Muscheln leuchteten im Licht der Laterne, die Finja in ihrer Leseecke angezündet hatte, als plötzlich der Wecker piepte. Die Tür des Zimmers flog auf und Aaron stürmte herein.

»Endlich!«, rief er.

»Schon mal was von Anklopfen gehört?« beschwerte sich Finja.

»Hey wieso, du wartest doch auch nur auf den Start!«

»Trotzdem! Ist halt meine Privatsphäre.«

»Ach, Weiber wieder» sagte Aaron und grinste.

»Als wenn du dich nicht genauso beschweren würdest, wenn ich einfach in dein Zimmer renne!«

»Ist doch jetzt egal, ich denk dran. Komm endlich.«

»Hast du alles dabei?«, fragte Finja und äugte auf den kleinen Beutel in Aarons Hand.

»'türlich. Alles da. Taschenlampe, Streichhölzer, etwas Zeitungspapier. Und trockenes Holz sammeln wir ja im Wald.«

»Wir sollten noch Pullis mitnehmen, wir machen ja nur ein kleines Feuer, und abends am Waldsee ist es bestimmt etwas kühler und ziemlich feucht.«

»Gute Idee«, antwortete Aaron und kam mit einem Pulli aus seinem Zimmer wieder, behielt aber die knielange Sommerhose an, die wohl reichen würde. Finja hatte bereits einen ihrer langärmeligen Lieblingspullis angezogen, pinkfarben mit verspielten Mustern darauf, dazu trug sie Leggings und eine kurze Jeans darüber.

Sie stellte ihr Fenster auf Kipp, steckte ihren Hausschlüssel in eine der Hosentaschen, und in die andere ihr Handy.

»Und wenn die dich anrufen und hören, dass wir nicht zu Hause sind?«

»Woher sollten die das hören? Und außerdem: die werden wohl kaum vorhaben, uns mit einem Anruf zu wecken. Ich nehme das Handy für alle Fälle mit, falls irgendwas passieren sollte.«

 

Sie gingen die kleine Holztreppe hinunter und aus dem Haus. Eine lauwarme Luft kam ihnen entgegen, eine Mischung aus Heu, warmem Asphalt und Hauswänden stieg ihnen in die Nase. Finja zog die Haustür hinter sich zu und schloss ab, weil sie ja sowieso wieder vor ihren Eltern zu Hause wären und die sich deswegen nicht über eine abgeschlossene Tür wundern würden.

Aaron und Finja sahen sich noch einmal um, ob Nachbarn sie beobachteten, und gingen dann über die Straße auf den schmalen Trampelpfad, der über das Feld bis zum Waldrand führte.

Die Luft war anders als heute Nachmittag, dachte Finja. Irgendwie war auch die Stimmung ganz anders, irgendwie abenteuerlicher, romantischer. Sie konnte es nicht beschreiben. Es gefiel ihr sehr, sie fühlte sich frei. Warum hatten ihre Eltern nicht öfter mal abends was mit ihnen unternommen? Schließlich hätte man ja mal zusammen in den Wald gehen können, oder abends im Sommer, wenn es schon dunkel war, ins Eiscafé in die Fußgängerzone. Da gab es einen beleuchteten Springbrunnen, und es wäre dort bestimmt richtig schön gewesen, nach einem heißen Tag spätabends mit einer Kerze auf dem Tisch ein leckeres Eis zu genießen. Etwas Besseres konnte man doch nicht machen, außerdem konnte sie an heißen Tagen ohnehin erst spät einschlafen.

 

Als sie den Waldrand erreichten und in den schmalen Weg einbogen, der sich durch den Wald bis zu dem kleinen See schlängelte, holte Aaron seine Taschenlampe heraus und schaltete sie ein. Auf dem Trampelpfad durch das Feld war es noch hell genug gewesen, aber hier im Wald standen die Bäume und Sträucher so dicht, dass es schon richtig dunkel wurde.

Es roch nach feuchtem Waldboden, etwas modrig, auch ein wenig nach Pilzen, und dazu kam ein leichter Geruch nach süßlichem Harz von den Nadelbäumen, die vereinzelt im Wald standen. Weil es absolut windstill war, hörte man von den Bäumen fast nichts. Ein einzelner Vogel sang in der Nähe und sehr weit entfernt schien ein anderer Vogel zu antworten. Unter den Schuhen knackten dünne Äste leise auf dem weichen Waldboden. Aaron leuchtete jetzt immer wieder links und rechts in den Wald. Ihm war doch ziemlich mulmig, traute sich aber nicht, seiner Schwester davon zu erzählen.

Die Äste schienen sich auf ihn zuzubewegen. Jedenfalls hatte er diesen Eindruck. War da nicht ein dunkles Tier zwischen den Bäumen? Aaron blieb stehen und leuchtete nach links in den Wald. Der Lichtkegel der Taschenlampe erreichte nur die ersten Meter, danach verschluckten die Bäume das Licht. Äste warfen knorrige Schatten auf die anderen Baumstämme.

»Was ist los?«, fragte Finja.

»Na, vielleicht sind da ja seltene Tiere, wollte einfach mal nachsehen«, erwiderte Aaron leise.

»Komm, gib's zu, du hast Schiss.«

»Ich? Nö, warum sollte ich?«

»Ist doch normal, wir sind's ja nicht gewohnt, im Dunkeln durch den Wald zu laufen. Ich find's hier auch etwas kribbelig, aber da muss man sich selbst einfach nicht verrückt machen.«

»Gibt's hier Bären? Die sollen doch wieder in Deutschland sein, habe ich in der Schule gehört.«

»Aber doch nicht hier in so'm Miniwald. Hier gibt's höchstens ein paar alte Gummibären.«

Aaron lachte und war erleichtert, dass er von seiner großen Schwester nicht noch blöde Sprüche kassiert hatte. Sie schob ihn leicht nach vorne.

»Geh weiter, am See ist's ja wieder heller.«

 

Die beiden folgten dem schmalen Weg. Es ging ein klein wenig bergab, und in einer Senke verlief ein kleiner Bach. Sie konnten über ein paar größere Steine mühelos das leise glucksende Wasser überqueren. Der Weg folgte in einigen Kurven einem weiteren Hang, und hinter einem schmalen Durchgang zwischen zwei türhohen Erdhügeln, auf denen oben links und rechts Bäume wie zwei Wächter standen, öffnete sich plötzlich der Blick auf den See, der etwas weiter unten lag. Auf der fast glatten Oberfläche spiegelte sich das tief dunkle Blau des Himmels, und das Restlicht des Abends reichte gerade noch aus, das Ufer des kleinen Sees rundherum zu erkennen.

 

Finja und Aaron setzten sich auf die flachen Steinblöcke, die am Ufer lagen. Das Ufer bestand stellenweise aus kleinen Steinchen, an anderen Stellen aus Wiesenkanten mit weichem Moos. Der ganze See war von Waldhügeln eingefasst. Rechts von ihnen ragte ein umgekippter Baumstamm quer über das Wasser, einige der blätterlosen Äste hingen hinein. Gegenüber am anderen Ufer gab es einen größeren, steilen Hügel mit einer Felswand, an der sich einige schmale Bäume und Büsche festhielten. An den Seiten war es nicht so steil, dort wuchs normaler Wald.

 

»Wunderschön!« Finja fühlte sich wie in einem Traum. Sie sah auf das Wasser und hörte einzelnen Vogelstimmen aus dem Wald zu, die hier am See klar zu hören waren. Links über den Baumspitzen ging der Mond auf, ein paar hellere Sterne konnte Finja schon erkennen, wenn sie ganz nach oben sah, weg vom Mond.

»Wie ein riesengroßer Spiegel«, sagte Aaron, der auf den See blickte. Die Windstille machte den See noch märchenhafter in diesem Moment. Aaron hatte die Taschenlampe längst ausgeschaltet, denn so konnte er die Stimmung und den schönen Waldsee viel besser genießen.

 

»Ich muss hier unbedingt mal mit meinen Freundinnen hin, auch mal abends«, sagte Finja und bedauerte, so etwas nicht schon längst mal gemacht zu haben.

»Na, du hast's gut. Du hast Paulina, Leonie, Samira und Lena. Ich kann nur Sam fragen, ob er mal Lust hat mitzukommen. Und dann müssen wir noch aufpassen, dass das keiner mitkriegt.«

»Wieso?«, wollte Finja wissen.

»Weißt du doch. Diese blöden Jungs aus der 4. und 5. ärgern uns immer, Sam ist ja der einzige, der zu mir hält. Wenn die rauskriegen, wie toll es hier ist, dann können wir den schönen See vergessen.«

»Ist denn in letzter Zeit noch mal was passiert?«

»Klar. Darius, dieses Großmaul, ändert sich doch nie.«

»Was war denn?«

»Ach, ist doch egal.«

»Nein, erzähl mal, egal ist das nicht.«

Aaron nahm zwei Steine in die Hand und kratze Kerben hinein.

»Manchmal schmeißen die meine Tonne1 herum, schütten die Schulsachen aus und stiften die anderen an. Dann lachen die mich aus und sagen, ich hätte Billigklamotten an, und wir würden bei der Tafel Essen holen müssen, weil wir nichts kaufen könnten.«

»Sind die bescheuert!«, ärgerte sich Finja. »Die haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.«

»Ich kann aber auch nichts dagegen machen. Die anderen sehen ja, dass meine Sachen nicht kaputt sind. Aber Darius hat so eine große Klappe und spielt den King. Und dann machen andere eben mit. Die haben ja auch Schiss vor den größeren Jungs, Sven und Michael. Mit denen kann man nicht reden. Und Darius ist der Chef der Clique. Jan macht den Mist auch mit, obwohl der eigentlich sonst nett ist. Nur wenn die anderen Jungs da sind, wird der auch gemein.«

»So'n Mitläufer. Der hat wohl keine eigene Meinung«, erwiderte Finja und erzählte: »Bei uns gibt's zwar auch eine Mädchenclique, aber die bleibt unter sich und die zicken manchmal doof rum, aber damit habe ich keine Probleme.«

 

Aaron ging rüber zum Baumstamm und balancierte darauf über dem Wasser. »Finja, komm auch, das ist cool!«

Er ging vorsichtig bis zu einer breiten Gabelung des Stammes, die sich als Sitz gut eignete. Er war jetzt rund drei Meter vom Ufer entfernt, setzte sich auf die Gabelung und sah ins Wasser. Finja kam auch über den Baumstamm, suchte sich einen Platz neben Aaron und ließ die Beine baumeln.

»Was ist eigentlich mit den anderen Jungs aus deiner Klasse?«, fragte sie.

»Mit den meisten kann man nicht vernünftig reden. Die reden die ganze Zeit nur von ihrem Zeugs und interessieren sich sonst für nix. Halt nur Fußball und so ein Sammelzeugs.«

»Na, hast du denn mal zwischendurch Fußball mit denen ausprobiert? Die sagen über dich sonst bestimmt das gleiche, dass du dich ja nur für deine Sachen interessierst.«

»Ich bin eben kein Fußballfan.«

»Man muss ja nicht gleich Fan sein, aber mal zwischendurch mitmachen, warum nicht? Fußball ist halt normal bei Jungs.«

Aaron zögerte. »Hmm, weiß nicht.«

»Aber du machst doch verschiedene Sachen, die bestimmt auch andere interessieren. Skateboard zum Beispiel.«

 

Aaron bemerkte, dass es jetzt doch deutlich dunkler wurde. »Komm, wir machen das Lagerfeuer an.«

Sie balancierten zum Ufer zurück, sammelten am Waldrand einige dünne Zweige und dickere Äste, brachen sie auseinander und schichteten sie an einer Stelle des Steinufers auf. Unten zwischen die dünnen Zweige legte Aaron zusammengeknülltes Zeitungspapier und zündete es mit einem Streichholz an. Das Holz war durch die heißen Tage sehr schön trocken geworden und brannte sofort.

Ihre Gesichter flackerten in dem Licht des knisternden Feuers, eine kleine Rauchwolke zog schräg nach oben. Aaron dachte nach, ob er vielleicht mal mit Sam Skateboard fahren sollte. Oder mal mit seiner E-Gitarre etwas Rockmusik machen. Wer würde Schlagzeug spielen? Hatte einer aus der Klasse so etwas überhaupt? Für seine Flugzeugmodelle interessierte sich ja keiner. Davon hatte er mal begeistert erzählt, aber die Jungs guckten nur schief und verstanden nicht, was daran toll sein sollte, weil die Modelle ja nicht wirklich fliegen konnten.

Aaron hielt einen dicken Halm ins Feuer und kokelte die Spitze an. Es war ein getrockneter Rest von einem hohen Unkraut, das innen hohl war. Er nahm den trockenen Stengel aus dem Feuer und blies vorsichtig in die andere Seite hinein. Ein kleiner Ring aus Rauch wehte von der Spitze weg.

Finja fragte: »Hast du die anderen Jungs überhaupt mal gefragt, ob ihr mal zusammen Musik macht oder mit dem Skateboard irgendwo rumheizt?«

»Nee.«

»Wieso nicht?«

»Die sagen bestimmt, dass das doof ist oder ich uncool bin oder so.«

Finja schüttelte den Kopf. »Du gibst zu schnell auf. Wenn du das sofort schon denkst, dass die so reagieren, dann merken die das und ärgern dich. Trau dir doch mehr zu. Das ist nicht uncool, mit einem Skateboard rumzufahren. Deine E-Gitarre ist auch nicht uncool.«

Aaron sah nachdenklich ins Feuer. »Ja, vielleicht. Mal sehen.«

Sein Blick fiel auf ein morsches Stück Holz, das am Wasser lag und im Licht des Feuers noch gut zu erkennen war.

»Da wachsen Pilze drauf«, sagte Aaron und ging zu dem Baumstück.

»Ist ja kein Wunder, in einem feuchten Wald wachsen ja auch Pilze«, meinte Finja und kam herüber.

»Ob die wohl giftig sind?«

Aaron pflückte einen Pilz. Im selben Augenblick leuchtete der Pilzhut blau auf, und ein ebenfalls blau leuchtendes Pulver löste sich in einer feinen Wolke aus dem Bereich unter dem Schirm des Pilzes. Aaron erschrak und schmiss ihn hin.

»Was ist das denn??«, rief er und rieb sich schnell die Finger an der Hose ab.

Beide starrten mit offenem Mund auf den Pilz am Boden. Das Leuchten ließ ganz langsam nach, und die kleine Wolke des blauen Pulvers senkte sich langsam über die Seeoberfläche. Als sie das Wasser berührte, leuchtete es wieder stark auf, und das Wasser sprudelte dort plötzlich in kleinen Bläschen, von denen ein weißblaues Strahlen ausging. Die Bläschen trieben weiter auf den See, und in der Nähe der Spitze des Baumstammes, der über das Wasser ragte, begann der See immer heftiger zu sprudeln.

»Das gibt's ja gar nicht!«, sagte Finja atemlos. Sowas hatten sie noch nie gesehen. An der Stelle, wo das Wasser am stärksten blubberte, bildete sich eine Art Strudel oder Loch, in dem das Wasser verschwand.

Aaron lief zum Baumstamm.

»Sei vorsichtig!«, rief Finja und kam hinterher.

»Klar, ich halte mich fest!« Aaron balancierte bis zur Gabelung. »Ich muss noch weiter auf den Ast, dann kann ich ins Loch sehen!«, sagte er.

»Halt dich an meiner Hand fest«, antwortete Finja und ergriff Aarons Hand. Mittlerweile leuchtete auch das Wasserloch, in dem das Wasser rauschend verschwand. Ein Nebel stieg wie eine Gischtwolke aus dem Strudel hoch. Aaron schob sich Stück für Stück weiter auf den Ast, und Finja bemühte sich, mit dem weit gestreckten Arm nicht abzurutschen.

»Nicht noch weiter, ich kann dich sonst nicht mehr halten!« rief sie.

»Ich kann was sehen!!«

Mit lang gestrecktem Oberkörper sah Aaron in den schäumenden Strudel.

»Da ist ein Wasserfall!«

»Waaas? Wie kann denn da…«

Weiter kam Finja nicht.

Der Ast brach mit einem lauten Krachen ab und Aaron fiel ins Wasser, Finja hinterher. Ihre Hand krallte sich an Aarons Hand fest.

»Hiiilfeee!!« schrien sie und wurden in das Loch gezogen.

Finja drehte sich mit Aaron im Strudelkreis. Sie nahm nur noch den tosenden Lärm in ihren Ohren wahr, das hellblaue Licht des Wasserdampfes, der durchs Gesicht fegte, und die festgekrallte Hand ihres Bruders. Schreiend spürte sie, wie sie fiel, scheinbar endlos.

 

Plötzlich verlangsamte sich das Fallen, und Finja hörte jemanden, der etwas zu ihr sagte. Immer noch irgendwo in der Luft und Aaron fest an der Hand bemerkte sie, dass jemand ihre andere Hand genommen hatte. Sie drehte sich zur Seite und blickte auf zwei Mädchen, die Finja und Aaron festhielten. Nein, es waren nicht normale Kinder. Finja sah jetzt, dass die Wesen schillernd durchsichtige Flügel auf ihren Rücken hatten.

Elfen, dachte Finja völlig verwirrt.

»Keine Angst«, sagten die Elfen.

Langsam glitten sie zu Boden und setzten Finja und Aaron ab. Finja starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Welt, die sie hier sah. Ein großer Wasserfall in sonniger Landschaft, ein See. Bunte Vögel flogen munter herum.

 

Wo war sie? Warum gab es hier Elfen, und warum gab es hier auch einen See, blühende Bäume, Wiesen, Vögel, und eine sonnig-warme Luft, warum gab es hier Licht?

War sie vielleicht tot?

2 Jenseits des Wasserfalls

»Es ist alles in Ordnung!«, sagte eine der Elfen und streckte Finja eine Hand entgegen. »Ich bin Zanija, und das ist Atéschi. Wie heißt ihr?« Aaron und Finja blickten die beiden Elfen verwirrt an.

»Finja«, antwortete sie leise und stupste ihren Bruder an, der sich ein wenig hinter Finja zurückziehen wollte.

»Aaron«, sagte er schüchtern. Die beiden Kinder standen tropfnass auf einer Wiese am Ufer eines riesengroßen Sees. In größerer Entfernung ragte ein steiler Berg aus dem Wasser empor. Oben schien er ganz flach zu sein, und ein riesiger Wasserfall strömte von der Felskante herunter und verteilte sein Wasser in dichten Nebelwolken, die über der Seeoberfläche am Fuß des Berges in den Himmel stiegen.

Dort, wo der Wasserfall oben an der Felskante begann, leuchtete es hellblau, fast blendend weiß, und darüber war ein tiefblauer Himmel wie an einem klaren Sommertag.

Auf der Wiese rings um die Kinder wuchsen Blumen in vielen Farben, Bäume mit rosafarbenen Blüten säumten das Ufer. Bunte Vögel saßen in den Ästen und sangen vielstimmig durcheinander.

 

»Wo sind wir hier?«, fragte Aaron.

»Na, äh, hier. In unserer Welt«, erwiderte Zanija. »Aber wir haben keine Ahnung, wie ihr durch die Pforte kommen konntet.«

»Die Pforte?« Finja sah zum Wasserfall.

»Ja, das ist die Pforte«, bestätigte Atéschi. »Sie ist für den Traumwanderer, nur er kann durch die Pforte und wieder zurück. Deswegen verstehen wir ja auch nicht, warum ihr zu uns kommen konntet.«

Aaron schlug sich mit einer Hand gegen die Stirn und kniff sich in den Arm um zu testen, ob er nicht doch träumen würde.

»Pforte, Traumwanderer, andere Welt… ich glaub, ich spinne!«

Die Elfen lachten. »Nein, das ist alles Wirklichkeit! Für uns ist es ja auch ganz neu, dass so etwas passiert und jemand durch die Pforte kommt. Es gibt zwar eine alte Geschichte, die wir uns manchmal erzählen, und in dieser Geschichte heißt es, dass ganz woanders in unserer Welt ein Schiff durch eine andere Pforte fiel und zerbrach, die Menschen aber nicht überlebten. Wir haben es heute zum ersten Mal selbst gesehen, dass das wirklich passieren kann!«

Finja sah Aaron mit großen Augen an. »Gut, dass uns nichts passiert ist!« Sie wandte sich an die beiden Elfen: »Danke, dass ihr uns gerettet habt!«

»Kein Problem, gerne. Aber du hättest doch einfach fliegen können und den Jungen nur festhalten müssen! Oder kannst du nicht fliegen?«

Finja starrte entgeistert auf Zanija. »Fliegen?? Wie soll ich das denn machen?«

»Hier können Mädchen fliegen, sie beherrschen die Luft. Und Jungen beherrschen das Wasser, können darauf laufen und es fest in die Hand nehmen. Aaron hätte sich am Wasserfall festhalten können.«

»Ja klar doch«, prustete Aaron los. »Ist ja alles echt krass hier, aber DAS glaube ich nicht.« Er schüttelte den Kopf, und auch Finja zog die Augenbrauen zweifelnd in die Höhe.

Aaron wollte wissen: »Gibt's hier eigentlich überhaupt Jungen, und warum sind hier nur so wenig Leute - äh - Elfen, also nur ihr?«

»Es gibt hier auch Jungen so wie du, und es stimmt, viele sind wir hier nicht. Wir beide kommen zum Spielen hierher, oder zum Unterhalten. Die anderen sind meistens ein Stück weiter auf dem Land und haben da zu tun. Aber ein Junge ist auch mit uns gekommen«, erwiderte Zanija und rief laut: »Danái!«

Es dauerte nicht lange, und ein Junge kam zwischen den Bäumen hervor. Er war ungefähr so groß wie Aaron. Ungläubig sah er die beiden Kinder an und kam näher. »Hallo!«, sagte Danái.

Atéschi erklärte ihm aufgeregt: »Stell dir vor, die sind durch die Pforte gekommen!«

»Durch die Pforte? Wie geht das denn? Das kann doch nur der Traumwanderer mit dem Lebensstaub!«

»Lebensstaub? Traumwanderer? Jetzt müsst ihr aber mal erklären, was das ist und was es mit der Pforte auf sich hat!«, sagte Finja ungeduldig und setzte sich auf einen der großen Steinblöcke, die dort am Wiesenufer lagen. Die anderen setzten sich zu ihr in einem Halbkreis.

»Danái soll es erzählen, er kennt die Sagen am besten!«, meinte Zanija.

Nachdem Danái es sich auf dem Stein gemütlich gemacht hatte, begann er mit der Sage vom Traumwanderer, einem roten Vogel mit schillernd blauen Flügelspitzen und einem langen, dünnen Schnabel. Er erzählte, wie der Traumwanderer in regelmäßigen Abständen aus einer besonderen, roten Blüte Staub mit seinem Schnabel sammelte, dann damit zur Pforte flog und sie mit dem Schnabel berührte. Dann würde sich die Pforte öffnen, aus einem ganz dünnen Wasserfall würde dabei ein starker Wasserfall und der Vogel würde hindurchfliegen auf die andere Seite. Später käme er dann mit einem anderen, blau leuchtenden Staub im Schnabel zurück und würde den Staub in den Wasserfall werfen, wodurch er sich im ganzen Wasser verteilen würde.

 

Während Danái erzählte, blickte Aaron zum Wasserfall herüber und bemerkte, dass dieser jetzt nur noch schmal war.

»Warum ist der Staub wichtig?«, fragte Aaron.

»Es ist unser Lebensstaub«, erklärte Danái. »Im Wasser verteilt er sich und hält alles am Leben, weil das Wasser auch das ganze Land versorgt. Ohne Lebensstaub würde hier alles sterben, Pflanzen würden zu einem leblosen, braunen Pulver werden, und die Tiere würden zu einem braunen, staubigen Stein. Wir auch. Wir alle brauchen diesen blauen Lebensstaub, und dafür muss der Traumwanderer die roten Blütenpollen durch die Pforte bringen.«

»Warum nennt ihr den Vogel 'Traumwanderer'?«, wollte Aaron wissen.

»Weil er nur nachts losfliegt und seine Reise in die andere Welt antritt, wenn der Mond einmal in der Woche besonders groß ist und hell leuchtet, während wir schlafen. Deswegen nennen wir ihn Traumwanderer.«

»Zeigt ihr uns den Traumwanderer?«, bat Finja.

Zanija blickte sie besorgt an und sagte: »Wir wissen nicht, wo er ist. Er ist beim letzten Mal nicht zurückgekommen, wir warten schon lange auf ihn. Wir haben Angst, dass ihm etwas zugestoßen ist.«

»Wenn er nicht wiederkommt, wird unsere Welt verdorren!« sagte Danái.

Betroffen sahen die Kinder zu Danái. Finja dachte nach und sagte: »Wie war das noch? Da muss man doch nur mit dem Staub dieser roten Blüte oben an den Wasserfall, oder? Dann öffnet sich das. Ihr könnt doch da oben hin, auch ohne den Traumwanderer!«

»Nein, wir kommen ja an den roten Staub nicht dran, dafür hat dieser Vogel als einziges Wesen diesen schmalen, dünnen Schnabel!«

»Dann macht die Blüte einfach auf und holt den Staub«, schlug Aaron vor. Atéschi antwortete: »Das geht vielleicht nur ein Mal, danach ist die Blüte bestimmt zerstört. Es gibt aber nur diese eine Blüte und den einen Traumwanderer in unserer Welt, und der Staub muss immer wieder weggebracht und geholt werden, damit unsere Welt lebt. Das können wir nicht riskieren.«

»Und beide waren schon immer da«, ergänzte Danái. »Es heißt, diese Blüte und der Traumwanderer leben ewig.«

»Aber wie konnten wir denn dann durch die Pforte?«, rätselte Finja.

»Der Staub vom Pilz!«, rief Aaron.

»Klar, das muss es gewesen sein! Der leuchtete ja blau auf, und dann kam das Loch und wir fielen durch den Strudel runter in diese Welt!«

»Ihr habt den blauen Lebensstaub gefunden??«, sagte Danái.

Atéschi, Zanija und Danái sahen die Kinder völlig erstaunt an. »Habt ihr auch den Traumwanderer gesehen? Bitte erzählt davon, denn unsere Welt verdorrt immer mehr. Irgendwie muss es gelingen, den Traumwanderer zu finden!«

 

Finja blickte Danái mitleidig an und erklärte, dass sie wohl unmöglich in ihrer Welt einen einzelnen Vogel finden könnten, dass der Wald sehr dicht wäre und der Vogel wohl sowieso ganz woanders hin geflogen sei. Dann erzählte sie von den Pilzen, die auf dem Baumstamm wuchsen und dann blau leuchteten.

»Ein paar Pilze auf einem Baumstamm?«, fragte Danái. »Das kann nur ein Zufall sein, es passt nicht zu der Sage. In unserer Geschichte heißt es, dass dieser Lebensstaub geschützt in einer Art Haus wachsen würde. Der genaue Ort wäre als Rätsel hier irgendwo auf einer alten Steintafel eingemeißelt, um das Geheimnis aufzubewahren.«

»Dann müssen wir nicht nur den Traumwanderer, sondern auch noch die Steintafel finden?«, fragte Finja und sah hilflos in den Himmel. »Wie sollen wir das denn anstellen?«

»Naja, wir könnten ja in unserer Welt mal die Augen offenhalten und herumhören, ob jemand so einen Vogel gesehen hat«, sagte Aaron.

Finja lachte kurz. »Meinst du, dass ausgerechnet dieser Traumwanderer unseren Freunden über den Weg läuft? Vergiss es!«

»Der Vogel weiß doch, dass er zu diesem Waldsee muss. Dann fliegt der doch wohl nicht weit weg«, meinte Aaron.

»Stimmt auch wieder.«

»Oh Mist, wie kommen wir denn dann überhaupt zurück?«, rief Aaron erschrocken.

»Ja, wir haben den Staub doch nicht«, antwortete Finja und sah die Elfen verzweifelt an.

»Aber ihr seid doch auch hierhergekommen. Habt ihr nicht noch so einen Pilz?«, fragte Atéschi.

»Nein, ich habe den schnell weggeschmissen, ich dachte, der wäre giftig!«, sagte Aaron und erzählte, dass er dann die Hände an der Hose abgewischt hatte.

»Hey, die Hose!! Da ist vielleicht noch Staub dran!«, fiel es Finja ein und fuhr fort: »Moment mal, das sehen wir ja gleich!«

Sie lief zum See und kam mit etwas Wasser zurück. »Auf der feuchten Hose leuchtet zwar jetzt noch nichts, aber mit frischem Wasser vielleicht…» sagte sie und spritzte ein wenig von dem Seewasser an Aarons Hose.

Sofort leuchteten einige Stellen blau auf.

»Das ist es!!«, jubelte sie. »Damit kommen wir bestimmt durch die Pforte!« Erleichtert legte Finja einen Arm um Aarons Schulter.

Aaron sah zu der hohen Felskante des Wasserfalls hinauf. »Da oben müssen wir hin? Wie sollen wir das schaffen?«

»Ihr müsst darauf schon vertrauen. Wenn ihr an eure eigenen Fähigkeiten glaubt, dann klappt das. Finja wird dann fliegen können, und du kannst dich am Wasserfall festhalten!«, sagte Danái. »Hier in unserer Welt können wir das, und da ihr jetzt hier seid, müsste das doch auch bei euch gehen!«

Finja fühlte an ihrem Rücken. »Aber ich habe doch keine Elfenflügel!«, entgegnete sie.

»Probier es trotzdem, glaube fest daran und vertraue auf deine Kraft«, sagte Zanija lächelnd und sagte Finja, sie solle die Arme ausbreiten und nach oben schweben.

Finja breitete ihre Arme aus. »Und jetzt?«, fragte sie.

»Du musst daran denken. So, wie du deinen Arm bewegen willst, weil du das im Kopf denkst und deinen Arm dahin bewegst, wo er hin soll, musst du auch im Kopf denken, dass du nach oben schweben willst. Dein Arm tut ja auch genau das, was du willst.«

 

Finja kniff die Augen zusammen und machte ein angestrengtes Gesicht. Sie hob langsam die Arme ein Stück höher, und plötzlich lösten sich ihre Füße vom Boden. Sie war in der Luft!

Erschrocken riss sie die Augen auf. »Das geht ja wirklich!«, rief sie und plumpste wieder auf den Boden.

Die Elfen lachten. »Du musst dich natürlich immer konzentrieren, damit es so läuft, wie du es willst. Aber das lernst du schnell. Am Anfang passiert das allen von uns.«

»Und ich?«, fragte Aaron.

»Geh zum Wasser und nimm etwas davon in deine Hand. Konzentriere dich und forme das Wasser zu einem Ball, wie aus Erdmatsch!« sagte Danái und klopfte Aaron auf die Schulter.

Aaron ging zum Ufer, steckte beide Hände ins Wasser und brachte sie langsam zusammen. Er spürte, wie das Wasser plötzlich wie ein fester Gegenstand zwischen seinen Händen wurde, den er formen konnte. Er riss die Hände aus dem See und sah auf den Klumpen Wasser in seinen Händen.

»Das ist echt krass!«, staunte er und formte daraus einen durchsichtig schimmernden Ball. Er holte aus und warf ihn gegen einen Baumstamm. Wie eine Wasserbombe zerplatzte der Ball klatschend, und das Wasser lief den Stamm hinunter.

»Seht ihr? Also, keine Angst, ihr kommt schon zu der Pforte. Wollt ihr uns denn helfen?«, fragte Zanija.

»Klar!«, antwortete Aaron ohne zu zögern, und Finja meinte: »Gerne, aber wir müssten schon sehr viel Glück haben den Traumwanderer irgendwo zu entdecken! Versprechen können wir nur, dass wir es versuchen werden.«

»Danke, das ist sehr lieb von euch!«, sagte Danái und wandte sich an Atéschi und Zanija: »Könntet ihr den beiden jetzt noch ein wenig die Landschaft zeigen und was erzählen? Ich muss wieder los.«

»Natürlich!«, antwortete Zanija, und Danái verabschiedete sich, wobei er sich noch einmal sehr für die Hilfe bedankte, die die Kinder versprochen hatten.

 

Zanija und Atéschi nahmen Finja und Aaron in ihre Mitte und gingen am Ufer entlang, während Danái wieder zwischen den Bäumen verschwand.

»Gibt es hier gefährliche Tiere?«, wollte Aaron wissen.

»Gefährlich? Dass die uns was tun oder so? Nein! Die tun sich auch gegenseitig nichts.«

»Auch nicht im Wasser?«, fragte Aaron staunend weiter.

»Nein, auch nicht im Wasser!« Atéschi lächelte.

»Wovon ernähren sich die Tiere denn, und was esst ihr?«, wollte Finja wissen.

»Wir leben von den Pflanzen und dem Obst, die Tiere auch. Und im See leben Fische, die ganz kleine Teilchen essen, die im Wasser schwimmen.«

»Sowas wie bei uns das Plankton«, meinte Finja.

Sie kamen an einer Gruppe von Sträuchern und Bäumen vorbei, an denen Früchte in verschiedenen Farben und Formen wuchsen. Ein intensiver, wunderschön frischer Geruch lag in der Luft. Finja roch mal hier, mal dort, und staunte über das Aroma der Früchte und Blüten. Mal duftete es nach Orangen, dann wieder nach Ananas, Wassermelone und Maracuja. Eine samtweiche Blüte, die Finja an ihre Nase hielt, erinnerte ganz leicht an Zimt.

»Kocht ihr auch was?«, fragte Finja.

»Kochen? Was ist das?«

»Na, Wasser heiß machen mit einem Herd oder Feuer, und dann darin etwas garen. Nach einiger Zeit ist das dann fertig, und erst dann kann man es essen.«

»Feuer?«, rätselte Zanija und sah Atéschi fragend an, die nur mit den Achseln zuckte.

»Ihr kennt Feuer nicht?« Aaron schüttelte den Kopf und holte seine Streichhölzer aus der Tasche. »Mist, die sind ja nass«, bemerkte er.

Finja erklärte: »Also, Feuer ist, wenn man etwas verbrennt, das überhaupt brennen kann. Dabei wird das brennende Zeug ganz heiß, es geht kaputt oder verwandelt sich in einen anderen Stoff, der nicht mehr brennen kann. Dabei gibt es eine Flamme, das ist etwas, was leuchtet, heiß ist und von etwas aus dem Zeug kommt, das man verbrennt. Das ist Feuer.«

»Sowas brauchen wir hier nicht. Wir müssen nichts kochen. Alles kann man ja so essen.«

»Und als Licht nutzen? Was macht ihr abends, wenn es dunkel wird?«

»Nachts ist es hier nie ganz dunkel. Wir haben den Mond, der zwar nicht immer gleich groß ist und manchmal gar nicht scheint, und die Sterne, die auch sehr hell sind.«

»Helle Sterne?«, wunderte sich Aaron.

»Ja, die leuchten gut! Mit dem Licht nachts können wir immer noch so eben einen Weg sehen«, meinte Atéschi.

»Aber dann ist es doch nicht wirklich hell. Dafür braucht man doch mehr Licht!«

»Wir haben noch unsere Leuchtfliegen, die sammeln wir in kleinen Laternen. Die Abendlichter.«

»Die sind hier bestimmt viel heller als bei uns die Glühwürmchen«, sagte Aaron.

 

Sie gingen noch ein Stück am Seeufer entlang, während die beiden Elfen weitere Dinge aus ihrer Welt erklärten. Als sie wieder zurück bei den Steinblöcken waren, sagte Zanija: »Wir müssen jetzt auch los, ihr könnt ja noch im Wasser schwimmen, das ist ganz toll!«

»Was habt ihr noch vor?«, fragte Aaron neugierig.

»Wir bauen an einem Boot«, antwortete Atéschi.

»Cool! Aber... wieso ein Boot? Ihr könnt doch überall hin fliegen, und die Jungs können über das Wasser laufen«, entgegnete Aaron.

»Aus Spaß! Einfach nur aus Spaß! Und weil es was anderes ist als sonst. Und weil es diese alte Geschichte von dem Schiff gibt, das in unsere Welt fiel. Das ist doch spannend, sowas zu bauen, über das Wasser zu fahren und sich Geschichten auszudenken!«

Zanijas Augen leuchteten, als sie davon sprach. Finja fiel plötzlich ihr Holzbrett ein, das sie im Fischernetz in ihrem Zimmer aufgehängt hatte. Das alte Holzbrett mit dem Namen. Was, wenn dieser E. Jefferson vielleicht einer von denen war, die durch die Pforte an einer ganz anderen Stelle dieser Welt gefallen wäre mit seinem Schiff, einer Pforte, von der die Elfen in der alten Geschichte erzählten?

Möglich wäre es ja, dachte Finja.

»Also, dann bis später, wir freuen uns immer auf euren Besuch, und hoffentlich habt ihr Glück bei der Suche nach dem Traumwanderer! Und die Steinplatte können wir ja zusammen suchen beim nächsten Mal!«

Zanija umarmte Finja, und die beiden Kinder winkten den Elfen zum Abschied hinterher.

 

Als Zanija und Atéschi weg waren, ging Finja zum Wasser und tauchte ihre Hand hinein.

»Das ist wirklich schön warm! Das muss toll sein, darin zu schwimmen, und es ist so klares Wasser!«

»Und es gibt keine fiesen Tiere«, freute sich Aaron.

»Auf ins Wasser, kostenloses Riesenfreibad!«, jubelte Finja.

»Aber wir haben doch keine Badesachen dabei«, wandte Aaron ein.

»Ja und? Gehen wir halt so ins Wasser, ohne Badesachen! Solange niemand blöde Sprüche macht und nervt, ist das doch okay!«

Finja zog ihre immer noch nassen Klamotten aus und sagte zu Aaron: »Du bist bestimmt auch nass bis auf die Unterhose. Wir sollten die Sachen hier auf den Steinen trocknen!«

Sie breitete Leggings, Jeans, Shirt, Pulli und ihren Schlüpfer auf den Steinblöcken aus, die vom Sonnenschein richtig aufgeheizt waren. Aaron zog sich etwas zögernd aus, während Finja schon zum Ufer lief, ins Wasser rannte und sich klatschend aufs Wasser fallen ließ. »Los, komm, das ist herrlich!«, rief sie.

Als Aaron seine Sachen ebenfalls auf einem Stein ausgebreitet hatte und ins Wasser kam, sagte er: »Das ist wirklich richtig klasse!«

»Sag ich doch!« Finja tauchte kurz ab und kam juchzend ein Stück weiter aus dem Wasser hochgeschossen. Die beiden schwammen etwas um die Wette, und danach ließ sich Finja in Rückenlage im Wasser treiben, während Aaron zu einem Uferteil mit hohem Seegras schwamm und sich die Pflanzen ansah. Libellen schwebten am Ufer entlang, einige Gräser hatten weiße, flauschige Blüten.

Nach einiger Zeit kam Finja zurück und rief Aaron zu, dass sie sich etwas sonnen würde.

»Ja, mach du mal. Ich bleib noch im Wasser, das ist so genial hier!«, rief er paddelnd und prustend.

Finja stieg aus dem Wasser und ging zu einer Fläche voller hoher Gräser und Blüten, die gelb und orange im Sonnenlicht leuchteten. Auf vielen Blüten saßen Schmetterlinge mit faszinierenden Mustern und Farben. Finja strich langsam mit einer Hand durch die Grashalme, die einen zitronenartigen Geruch ausströmten. Sie pflückte eine der gelben Blüten und steckte ihre Nase hinein. Wie Aprikose, dachte Finja und pflückte mehrere davon, flocht sie zu einem kleinen Blumenstrang und band sie in ihre langen Haare.

Ein Schmetterling mit bunt schillernden Streifen und schwarzem Flügelsaum setzte sich auf Finjas Schulter. Sie wagte kaum sich zu bewegen, und fand diesen Moment sehr schön.

»Jetzt habe ich auch Elfenflügel«, sagte sie zärtlich zu dem Schmetterling. »Du lebst in einer wunderschönen, friedlichen Welt!«

Finja blieb lange so stehen und ließ die Grashalme und Blütenblätter durch ihre Hände gleiten. Als sie wieder aus dem Blumenfeld herausging, flog der Schmetterling von ihrer Schulter los und verschwand zwischen den Blüten.

Finja legte sich auf die Wiese neben den Steinblöcken und sah Aaron etwas beim Planschen zu. Herrlich, dachte sie, keine Ameisen, keine Wespen, keine Mücken. Einfach nur hinlegen und genießen.

Sie schloss die Augen. Die Wiese kitzelte etwas am Rücken und am Nacken, und Finja spürte, wie ihr ein ganz leichter Wind über ihre Haut strich. Die Sonnenwärme im Gesicht und auf dem Bauch war angenehm, nicht heiß, und langsam trockneten die Wasserperlen vom See weg, die noch auf ihrer Haut glänzten.

 

Finja dachte daran, dass sie am liebsten ewig hierbleiben würde. Nicht mehr zurück. Zurück?!

Ihr fiel siedend heiß ein, dass es in ihrer Welt jetzt doch schon sehr spät in der Nacht sein müsste!

Erschrocken sprang sie auf. Bei diesen ganzen Erlebnissen und dem Tageslicht hatte sie völlig vergessen, dass schon viel Zeit vergangen sein musste und ihre Eltern wohl schon zu Hause wären.

»Aaron! Aaron! Komm schnell raus, wir müssen doch nach Hause!«, rief sie vom Ufer ihrem Bruder zu, der weiter seine Bahnen schwamm und jetzt hastig zum Ufer umkehrte.

Finja lief zu ihren Sachen und holte ihr Handy aus der Hosentasche.

»Oh nein, das ist natürlich auch richtig nass geworden! So eine Kacke!« maulte sie vor sich hin und hoffte, dass es nicht kaputt gegangen war, weil das Display nichts mehr anzeigte.

In der Zwischenzeit kam Aaron herbeigeeilt. »Wie spät ist es?«, fragte er aufgeregt.

»Keine Ahnung, das Handy ist durch das Wasser ausgegangen«, antwortete Finja. Sie nahm den Akku aus dem Handy und steckte beides getrennt in die Hosentasche. »Los, wir müssen uns schnell anziehen und zurück!«

»Das wird mächtig Stress geben!«, sagte Aaron besorgt.

»Vielleicht haben sie ja gar nicht in unseren Zimmern nachgesehen«, hoffte Finja.

»Und wir erklärst du denen das kaputte Handy?«

»Na, vielleicht ist es nach dem Trocknen wieder okay. Aber ich sag denen, dass es aus Versehen von der Ablage des Badezimmerspiegels ins Waschbecken gefallen ist, in dem ich gerade einen Fleck aus dem Pulli waschen wollte und dort eben viel Wasser drin war.«

Die Kinder zogen sich schnell an. Ihre Schuhe waren noch nass, aber die Kleidungsstücke waren fast komplett getrocknet.

»Ih, wie ekelig!«, sagte Aaron, als er in seine nassen Schuhe stieg und es ein schmatzendes Geräusch gab.

»Jetzt haben wir ganz andere Probleme!«, erwiderte Finja. »Und jetzt musst du auf deine Fähigkeiten vertrauen, damit wir bis zur Pforte kommen!«

»Ja, ja«, sagte Aaron.

»Nicht 'jaja'! Vergiss die blöden Sprüche der Idioten aus unserer Schule, vergiss deine Gedanken, dass du sowieso nie was schaffst! Okay? Vertrau dir selbst, du schaffst das und du kannst deine Fähigkeiten einsetzen!«

Aaron sah Finja entschlossen an und antwortete: »Du hast recht! Los geht's!«

Die beiden nahmen sich an die Hand, und halb über das Wasser springend, halb fliegend, sausten sie zum Berg mit dem Wasserfall.

Finja zog ihn ein Stück hoch in die Luft, spürte aber, dass sie ihn nicht allein tragen konnte.

»Du musst dich am Wasserfall auch hochziehen, zusammen schaffen wir das!«, rief sie.

Aaron nahm den Wasserfall wie ein Bündel Seile in seine Arme und zog sich daran hoch, während Finja mit einer Hand am Gürtel ihres Bruders nachhalf, damit es schneller ging.

Als sie oben an der Felskante ankamen, wo der Wasserfall begann, umgab sie wieder das helle Licht. Finja streckte eine Hand aus und wollte durch den Austrittspunkt des Wassers greifen, aber es gelang ihr nicht. Oberhalb der Felskante war der Himmel wie eine glatte, undurchsichtige Scheibe.

»Ich muss mit dem Hosenbein an die Wasserstelle«, sagte Aaron und zog sich hoch.

»Halt, warte!« stoppte ihn Finja. »Wir sind ja nicht der Vogel, der in dem Strudel hochfliegen kann. Wenn sich die Pforte öffnet, müssen wir sofort seitlich unten am Grund vom Strudel weg, dann kann der uns nicht wegziehen. Und dann müssen wir schnell auftauchen!«

»Hoffentlich haben wir genug Luft!«

»So tief ist der See ja nicht. Bevor wir die Pforte öffnen, holen wir tief Luft und ziehen uns schnell herein!«

»Okay!«

Aaron atmete tief ein und drückte sein Hosenbein seitlich gegen den Wasseraustritt. Sofort strömte viel mehr Wasser durch die Öffnung, das Rauschen wurde laut.

»Schnell durch die Pforte!«, rief Finja, holte tief Luft und presste Aaron in den Spalt. Mit großer Anstrengung gelang es ihr auch, sich gegen den Wasserdruck zu stemmen und sich selbst durch die Pforte zu ziehen. Das kalte Wasser des Waldsees umgab sie, und die beiden Kinder folgten beim Auftauchen in sicherer Entfernung der Richtung des leuchtenden Strudels, der das dunkle Wasser von oben herunterzog.

Sie erreichten nach kurzer Zeit die Oberfläche und sahen den dunklen Umriss des schrägen Baumstammes. Am Ufer brannte noch das Lagerfeuer mit kleinen Flammen weiter.

»Geschafft, geschafft!!«, rief Finja, als sie aus dem Wasser stiegen, und die beiden nahmen sich erleichtert in die Arme.

Am Ufer schüttelten sie das Wasser etwas ab.

»Hey, wie kommt es, dass das Feuer noch brennt?«, wunderte sich Aaron.

»Merkwürdig«, fand auch Finja. Sie sah zum Himmel und bemerkte, dass der Mond nur ein Stückchen weitergewandert war. Richtig schwarz war der Himmel nicht. Ganz so spät konnte es wohl doch nicht sein. Auch die Luft war immer noch einigermaßen lau, nicht kalt.

»Wir müssen schnell das Feuer ausmachen. Hol deine Taschenlampe, die liegt da beim Beutel. Ich hole eben Schlamm vom Ufer, das löscht das Feuer schnell«, sagte Finja.

Aaron nahm seinen Beutel, schaltete die Taschenlampe ein und sah zu, wie Finja das kleine Feuer mit dem Matsch löschte und zischend Dampfwolken in den dunklen Himmel stiegen. Funken flogen im Dampf wie aufgeregte Glühwürmchen hoch. Als keine Glut mehr zu erkennen war, liefen sie los und den Weg hinauf zu dem Durchgang zwischen den Erdhügeln. Aaron lief vorweg, der Lichtkegel seiner Taschenlampe tanzte hektisch zwischen den Bäumen über den schmalen Waldweg. Manchmal stolperten sie über Wurzeln, kleine Zweige peitschten über ihre Arme, und Käfer flogen ihnen ins Gesicht. Außer Atem erreichten sie den Feldweg, den sie auch noch entlangrannten. Auf den letzten Metern vor der Straße stoppte Finja, hielt Aaron fest und sagte: »Warte, wir müssen uns leise anschleichen, damit uns niemand bemerkt!«

Mit klopfenden Herzen gingen sie etwas gebückt bis zum Feldrand an der Straße und blieben stehen.

Das Auto ihrer Eltern war nirgends zu sehen. Auch in der Wohnung brannte kein Licht. Finja wunderte sich sehr und fragte sich, ob ihre Eltern wohl die ganze Nacht feiern würden.

Sie flüsterte Aaron zu: »Wir gehen erst mal rauf, ziehen Schlafanzüge an und sehen dann nach, ob die schon da sind!«

 

Sie flitzten über die Straße und den Weg bis zur Haustür. Finja holte den Schlüssel aus ihrer Hosentasche, steckte ihn leise ins Schloss und drehte ihn ganz langsam herum.

In der Diele hingen die Jacken ihrer Eltern jedenfalls nicht. Finja und Aaron gingen vorsichtig zur Treppe. Immer wieder knarrte eine Stufe hässlich unter ihren Sohlen, und Finja verzog das Gesicht. Sie nahm jetzt zwei Stufen auf einmal, um möglichst wenig Lärm zu machen.

Oben angekommen zogen sie sich in ihren Zimmern erst einmal um. Finja sah auf die Uhr. Es war 22:42.

Wie war das möglich? Finja starrte auf den Wecker. »Das gibt's ja gar nicht!«, murmelte sie vor sich hin. Sie ging zu Aarons Zimmer und klopfte leise. Aaron öffnete die Tür und flüsterte: »Was soll ich mit den Schuhen machen? Die sind so nass!«

»Stopf Zeitungspapier hinein und stell sie ans Fenster, wo etwas Luftzug ist. Aber erst mal sehen wir nach, ob Mama und Papa da sind oder nicht. Übrigens: es ist erst Viertel vor elf!«

»Waaaas? Ich dachte, wir wären Stunden weg gewesen!« raunte Aaron fassungslos.

»Dachte ich auch! Aber komm, erst mal unten nachsehen!«

Sie stiegen wieder leise die Treppe hinunter und horchten an der Schlafzimmertür ihrer Eltern. Nichts, kein Geräusch. Vorsichtig öffneten sie die Tür einen Spalt. Ihre Eltern waren nicht da.

 

»Glück gehabt«, sagte Finja jetzt in normaler Lautstärke.

»Jau! Hab ich Angst gehabt, dass wir richtig Zoff bekommen«, antwortete Aaron erleichtert.

»Aber wie ist das alles möglich? Wir waren ja wirklich Stunden weg. Überleg mal, was wir alles gemacht haben!« Finja kratzte sich nachdenklich am Kopf. Aaron ging zum Kühlschrank und holte Orangensaft heraus.

»Na, wie im Traum eben«, meinte er und nahm durstig einen kräftigen Schluck.

»Hä?«

»Naja, wenn man träumt, erlebt man doch auch manchmal ganze Geschichten. Die dauern im Traum vielleicht Stunden oder Tage. Auch wenn man in Wirklichkeit nur kurz eingeschlafen ist und wieder aufwacht. Geht mir jedenfalls manchmal so.«

»Ja, mit dem Unterschied, dass diese Welt heute wirklich existiert und kein Traum war!«, entgegnete Finja.

Als Aaron genug getrunken hatte, gingen sie die Treppe herauf. Oben sagten sie sich noch Gute Nacht, und Aaron meinte:

»Das war ein toller Tag! Endlich mal was los, richtiges Abenteuer!«

Finja nickte und antwortete: »Vor allem: was noch alles kommen wird… das Abenteuer hat ja gerade erst angefangen! Den Traumwanderer finden, okay, das ist irgend so'n Vogel. Wird wohl nicht so gefährlich. Aber die alte Steinplatte in der Wasserfallwelt finden, und hier in unserer Welt das Haus mit dem blauen Pulver? Das wird sicher ziemlich aufregend!«

»Und niemand darf davon erfahren«, sagte Aaron.

»Jedenfalls jetzt noch nicht«, antwortete Finja. »Später mit Freunden, denen wir vertrauen können, geht das vielleicht. Müssen wir uns noch gut überlegen! So, schlaf gut, bis morgen!«

»Schlaf du auch gut!«

 

Finja ging in ihr Zimmer, schloss die Tür und zündete die Laterne in ihrer Leseecke an. Nachdenklich sah sie auf das morsche Stück Holz mit dem Namensschild, das im Laternenlicht goldgelb glänzte.

Hatte sie etwa das Glück, zusammen mit Aaron der erste Mensch zu sein, der diese Reise hin und zurück überstanden hatte und auch noch einen Weg wusste, diese Welt hinter dem Wasserfall zu betreten und wieder von dort zurückzukehren?

Sie öffnete die Schublade ihres kleinen Schreibtisches, der neben dem Bett stand, und holte ihr Tagebuch heraus. Der Stoffumschlag war auf der Vorderseite durch eine geschwungene Linie von links unten nach rechts oben geteilt. Die untere Hälfte verlief von tiefblau bis in ein ganz helles Türkis, die obere Hälfte von einem blassen Rosa bis in ein sehr dunkles Violett. Entlang der geschwungenen Linie waren geschliffene Glassteinchen wie Diamanten aufgeklebt, und in der Mitte befand sich ein Herz aus Spiegelglas.

 

Finja legte sich quer auf den Sitzsack und strich mit ihrer Hand über den Umschlag des Tagebuchs.

Sie sah sich in dem Spiegelherz.

Für lange Einträge war sie schon zu geschafft, spürte sie. Aber was sollte sie schreiben? Ihre Gedanken und Gefühle waren noch ziemlich durcheinander. Sie öffnete das kleine Schloss des Tagebuchs mit einem Minischlüssel, schlug die nächste unbeschriebene Seite auf, setzte das Datum oben hin und schrieb:

Habe eine friedliche Welt entdeckt. Und vielleicht sind mein Bruder und ich die einzigen Menschen, die verhindern können, dass diese Welt verschwindet. Die geheimnisvolle Welt hinter dem Wasserfall!

Finja schloss das Tagebuch, löschte die Laterne und machte das Fenster weit auf. Sie kuschelte sich unter ihre Decke, auf die das Mondlicht jetzt wie ein silbernes Tuch fiel. Aus dem Wald kamen leise einige Vogelstimmen, auf dem Feld zirpten Grillen. Ein paar Sterne funkelten über den Baumkronen des Waldes.

Völlig erledigt fielen Finjas Augen immer wieder zu. Was für eine friedliche Welt, dachte sie. Dieser Duft, die Freiheit, keine Angst vor irgendwem, einfach nur friedlich.

 

Die Erinnerungen an diesen Tag rauschten ihr in kurzen Gedankenstücken noch ein paar Mal durch den Kopf, bis sie einschlief.

3 Zeit für Änderungen

Unerbittlich piepte der Wecker am nächsten Morgen. Finja tappte halb schlafend neben ihrem Kopf auf dem Tischchen herum, ohne die Augen richtig öffnen zu können, und klatschte mit der ganzen Hand auf den Wecker. Endlich war er still. Gemeines Ding, dachte Finja, drehte sich zum Fenster herum und zog die Decke über den Kopf. Sie merkte nicht einmal, wie sie im nächsten Moment wieder einschlief.

»Finja, aufstehen! Was machst du denn? Du musst dich fertig machen!« Ihre Mutter stand plötzlich im Zimmer und klopfte ihr auf den Arm.

»Hee, wieso... was... hab doch grad erst den Wecker ausgemacht«, murmelte Finja und sah verwirrt auf.

»Es ist schon zehn vor sieben! Jetzt aber los!«

»So'n Mist, bin wieder eingeschlafen.«

 

Als ihre Mutter wieder aus dem Zimmer ging, zog Finja mit ihrem linken Fuß das Fenster zu und setzte sich halb eingekuschelt in ihrer Decke auf die Bettkante. Das Zimmer tanzte vor ihren Augen leicht hin und her, jedenfalls kam es ihr so vor.

Schon wieder Montag. Schon wieder Schule. Bald wären ja Sommerferien, ging es ihr durch den Kopf.

Widerwillig quälte sie sich hoch und ließ die Decke aufs Bett fallen. Das Zimmer war ziemlich kühl von der Nacht. Finja schlurfte ins Badezimmer. Glücklicherweise war Aaron schon längst fertig und saß wohl unten am Frühstückstisch.

Noch schnell duschen, dachte sie, das würde wohl noch klappen, aber ohne Haare waschen. Sie sah in den Spiegel. Ein völlig zerzaustes Mädchen mit rot geränderten Augen blickte zurück.

»Was bist du denn für 'ne Mumie?!«, dachte sie laut und musste über sich selbst schmunzeln.

Die Dusche belebte sie wieder, und eilig machte sie sich fertig, um schnell in ihrem Zimmer nach dem Handy zu sehen. Sie hatte es noch am Abend zum Trocknen offen ans Fenster gelegt. Nein, sie würde wohl doch noch damit warten, den Akku einzubauen. Sicherheitshalber, vielleicht wäre innen ja noch Feuchtigkeit. Nach der Schule würde sie es dann ausprobieren.

Nachdem sie sich angezogen hatte, packte sie die Schulsachen und nahm ihre Schuhe. Das Zeitungspapier, das sie zum Trocknen in die Spitzen hineingestopft hatte, war völlig aufgeweicht. Finja pulte den matschigen Klumpen heraus und zog die Schuhe mit gerümpfter Nase an. Ekeliges Gefühl, fand sie, wollte aber ihr anderes Paar Sommerschuhe nicht anziehen. Sie huschte nach unten in die Küche, setzte sich zu den anderen an den Tisch in der Essecke und grinste Aaron an, der offensichtlich auch sehr müde an einem Brot lustlos herumkaute.

 

»Morgen!«

»Mmm «, kam es von Aaron mit vollem Mund zurück.

Finjas Vater sah sie etwas vorwurfsvoll an und kommentierte:

»Na, auch schon wach?«

»Kann doch mal passieren, dass man verschläft. Hab den Wecker nicht richtig gehört.«

Misstrauisch blickte ihr Vater zwischen Finja und Aaron hin und her. »Habt ihr die halbe Nacht durchgemacht? Ihr seid ja beide total müde!«, sagte er forschend.

»Nö«, kam es von Aaron zurück.

»Was habt ihr denn gemacht?«

Finja antwortete schnell: »Ach, so dies und das, aber so wahnsinnig spät sind wir nicht ins Bett gegangen. Wie war denn eure Party?«

Sie fragte nach, um abzulenken. Eigentlich interessierte sie es gerade überhaupt nicht, wie die Geburtstagsfeier des Arbeitskollegen ihres Vaters war. Warum auch.

Ihre Mutter fiel darauf herein und erzählte vom Wiedersehen mit alten Bekannten, erwähnte irgendwelche Namen, die Finja überhaupt nichts sagten, wer wann was von wem gehört hatte und welche Familie jetzt wohin gezogen war, und vor allem: Warum.

Finja schaltete ihre Ohren auf Durchzug. Sie starrte genervt vor sich hin auf die Müslipackung und dachte erleichtert daran, dass es ja gleich vorbei sei und sie rausgehen würde.

 

Als sie ihr Frühstück beendet und sich verabschiedet hatten, machten sie sich auf den Weg zur Schule. Aaron ranzte seine Schwester gleich hinter der Haustür an: »Musste das sein, nach der Party zu fragen?«

»Wolltest du etwa Papa erklären müssen, was wir gestern erlebt haben? Der hat doch Verdacht geschöpft.«

»Schon gut.«

»Verrate aber bloß keinem irgendwas von dem See und der Wasserfallwelt!«, warnte Finja.

»Natürlich nicht, bin ja nicht blöd!«

»Nach der Schule überlegen wir mal, wie es weitergeht.«

»Auf jeden Fall!«, antwortete Aaron und freute sich schon auf die Rätsel, die vor ihnen lagen.

 

Finja ging es durch den Kopf, dass sie irgendwann wohl Hilfe benötigen würden, um den Traumwanderer zu finden. Ob sie wohl ihre Freundinnen in einen Teil der Geheimnisse einweihen könnte?

Oder vielleicht Toni?

Beim Gedanken, mit Toni irgendwann zur Wasserfallwelt zu gehen, schlug Finjas Herz schneller. Sie war in ihn verliebt, hatte es ihm aber noch nicht gesagt. Nur ihre Freundinnen wussten davon. In der Pause würde sie ihn heute wohl wieder sehen. Toni war ein paar Jahre älter als sie, ein netter Junge mit viel Humor, aber ohne große Klappe. Und kein Machotyp, fand Finja. Angeberjungs konnte sie nicht ausstehen. Ihre Freundinnen fragten ständig nach, ob sie sich denn mal endlich nach der Schule mit ihm getroffen hätte. In den Pausen guckten sie sich immer grinsend an, wenn sich Finja und Toni 'Hallo' sagten und sich etwas unterhielten. Albernes Getuschel, meinte Finja, wenn die Mädels die Köpfe dann zusammensteckten und sich kichernd was erzählten.

Aber sie machte es ja eigentlich genauso, wenn eine ihrer Freundinnen verliebt war. Ihr machte es wie den anderen Spaß, darüber zu reden.

 

Am Schulgelände trennten sich ihre Wege. Aaron ging zur Grundschule, die der Gesamtschule angegliedert war, und Finja traf sich mit ihren Freundinnen, die am Zugangsweg schon auf sie warteten.

Die Stunden vergingen heute besonders schleppend, fühlte Finja. Voller Unruhe dachte sie immer wieder an die Wasserfallwelt, die alte Steinplatte, den Traumwanderer und die Leuchtpilze.

Auch in den Pausengesprächen mit ihren Freundinnen war sie ständig mit ihren Gedanken abwesend, und die anderen fragten sie, ob sie krank sei. Wenn die Schule doch endlich um wäre, wünschte sich Finja.

Mit Toni traf sie sich heute nicht. Sie wollte erst einmal für sich selbst einen Plan haben, wie es weiterging. Und sie wollte genau wissen, wie sie was erklären sollte und was sie auf Fragen antworten könnte. Auf keinen Fall wollte sie Toni belügen! Also nahm sie sich vor, Toni heute lieber aus dem Weg zu gehen.

 

Als die letzte Stunde endlich vorbei war, eilte Finja zu der kleinen Mauer, die vor dem Schulgelände den Weg säumte und setzte sich darauf, um auf Aaron zu warten. Sie verabschiedete sich von ihren Freundinnen, die sich zu einem Shoppingbummel treffen wollten, mit einem Hinweis auf Dinge, die sie heute noch zu Hause erledigen müsse.

Danach holte Finja ihr Handy heraus und setzte den Akku ein.

»Bitte, bitte, geh an«, flehte sie und jubelte los, als sich ihr Handy normal anmeldete. Eine SMS von Leonie wurde nachgeliefert, es war aber nichts Dringendes. Finja war erleichtert, dass ihre Eltern nicht versucht hatten sie zu erreichen.

Aaron kam und fragte sofort: »Und? Läuft's wieder?«

»Ja, alles in Ordnung!«

»Oh Mann, Schwein gehabt!«

Die beiden machten sich auf den Heimweg.

»Weißt du was? Ich treff mich morgen nicht nur mit Sam, sondern auch mit Kalle und Barti! Wir gehen skaten!«

»Hey, cool! Wie kommt's?«

»Ich hab die einfach mal gefragt, ob sie dazu Lust hätten. Du hast mir ja gestern gesagt, ich soll nicht immer vorher denken, dass die anderen sowieso nichts mit mir machen würden. Naja, und die Elfe hat mir ja auch gesagt: Ich muss fest daran glauben, dann schaffe ich Dinge, die ich bis dahin nicht konnte.«

»Das ist toll! Wird euch bestimmt viel Spaß machen.«

»Aber heute müssen wir erst mal Pläne schmieden. Und wehe, wenn Mama und Papa uns dazwischenfunken!«

»Da müssen wir uns sowieso was einfallen lassen«, bestätigte Finja und fuhr fort: »Irgendwie müssen wir ja auch einen Weg finden, öfter zum Waldsee zu kommen, ohne dass die was merken!«

 

Die beiden diskutierten noch hin und her, hatten Ideen und verwarfen sie wieder, weil sie nicht gut genug waren. Nachdem sie zu Hause das Mittagessen hinter sich hatten, trafen sie sich zur Lagebesprechung in Finjas Zimmer. Sie machte noch schnell ein Schild mit »Bitte nicht stören!« und hängte es außen an die Tür.

Aaron setzte sich auf den Schreibtischstuhl, während Finja sich mit Notizblock, Bleistift und Chipstüte bewaffnet in den Sitzsack fallen ließ. Vorher hatte sie ein großes Glas Orangensaft mit etwas frisch gepressten Zitronen und Eiswürfeln angerichtet und ins Regal neben sich gestellt. Sie steckte einen bunten Strohhalm ins Glas und zog genüsslich den kalten, frisch-sauren Saft in den Mund.

»Also, sammeln wir mal ein paar Ideen der Reihe nach. Wir haben die Punkte Traumwanderer, blaue Pilze und das Problem, dass unsere Eltern nicht entdecken dürfen, dass wir öfter zum See müssen.«

»Wir müssen hier irgendwie aus dem Zimmer raus, ohne dass die uns sehen.«

»Ja, wir können ja nicht warten, bis die wieder ausnahmsweise irgendwo lange eingeladen sind«, pflichtete Finja bei.

 

Aaron stand auf, kniete sich auf Finjas Bett und sah nachdenklich aus dem Fenster. Sein Blick fiel jetzt auf das Dach der Gartenlaube, die an der Ecke unter Finjas Fenster angebaut war.

»Hey, wir können doch hier über das Dach der Gartenlaube!«, rief Aaron.

»Schsch, nicht so laut!«, mahnte Finja. »Von hier aus können wir ja auf das Dach runterhüpfen. Aber wie sollen wir wieder zurückkommen?«

»'ne Leiter eben«, meinte Aaron.

»Wir können doch keine Leiter auf das Dach der Laube stellen, das sieht doch jeder! Tolle Einladung an Einbrecher.«

»Eine Strickleiter, die wir irgendwie rausholen können!«