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WATTENSAND & HIMMESWINDE - Prosagedichte & Haiku von der Nordsee. Mal ist das Wasser da, mal nicht, es kommt und geht, in seinem eigenen Rhythmus. Darüber der weite Himmel, das ferne Rufen der Watvögel. Das Gefühl der Füsse im Schlick, das Grün der Marsch. Aus der Landschaft: Geschichten von Sturmfluten, untergegangenen Dörfern, von Meeresjungfrauen, Burgen, Goldhörnern. Die Landschaft in Nordfriesland und in der Tonderner Marsch atmet. Und mit ihr atmen die Texte, die Gedichte ...
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2025
Der Meeresboden bei Ebbe
”Vertraue der Nacht Geheimnisse an. Gedichte”,
Gedichte, Frieling Verlag, Berlin, 1999 (deutsch)
”De Grønne Skyggers Land. Skitser, digte, haiku fra Japan”,
Gedichte, Forlaget Ravnerock, 2012 (dänisch)
„Bladværk - haiku-inspirerede årstidsord“,
1100 Haikus, Forlaget Ravnerock, 2019 (dänisch)
„Jorden Ånder - livscyklusdigte“,
Gedichte, Forlaget Ravnerock, 2019 (dänisch)
”Gendarmstien - 84 km vandring langs den dansk-tyske grænse”,
Wanderführer, Forlaget Hovedland, 2020 (dänisch)
”Puder af mos - japanske meditationer gennem det danske år”,
Prosa, Essays, Gedichte, Forlaget Ravnerock, 2020 (dänisch)
”Marskstien med mere. Vandringer ved Vadehavet”,
Wanderführer, Forlaget Hovedland, 2021 (dänisch)
„Nordkyststien. Langs den Danske Riviera mellem Helsingør og Hundested“,
Wanderführer, Forlaget Hovedland, 2022 (dänisch)
„Fragments of Life - the inner beauty“,
Gedichte, Books on Demand, 2023 (englisch)
„Dionysos´ Altar - Gedichte aus Kopenhagen und Kos /
Dionysos´ Altar - Digte fra København og Kos“,
Gedichte, Books on Demand, 2024 (deutsch/dänisch)
„Ind i Skovens Stille Ro - en skovbaders noter fra naturen“,
Über Waldbaden, Forlaget Hovedland, 2024 (dänisch)
„På tværs af Bornholm - Højlyngstiens 67 km fra Sandvig til Årsdale“,
Wanderführer, Forlaget Hovedland, 2025 (dänisch)
Fussstapfen im Watt
1. Marsch
2. Sturmflut
3. Dagebüll - der Wind
4. Dagebüll - das Wenden der Scholle
5. Dagebüll - spiegelverkehrt
6. Dagebüll Kirche
7. Flut I
8. Flut II
9. Nolde
10. Biikenbrennen
11. Meeresweiber
12. Der Marschpfad
13. Tondern
14. Tondern - Tønderhus
15. Tondern - Bachmanns Wassermühle
16. Gallehus - Die Goldhörner
17. Mögeltondern
18. Trøjborg Schlossruine
19. Haasberger See
20. Lægan
21. Ruttebüll
22. Auf dem Deich
23. Widau Schleuse
24. Meeresmorgen
25. Aussendeichabend
26. Geschmack der Marsch
27. Der Wind
Gedicht I
Gedicht II
Gedicht III
Haiku
Für Christoph Conrad
Da ist der Mond, und da ist die Erde, in unendlicher Rotation um einander. Auf der Erde reagiert das Wasser, die 70%, wie das im menschlichen Körper auch, auf die Anziehungskraft des Mondes. Wasser verschiebt sich, und unter ihm rotiert die Erde. Wasser verschiebt sich über fliessende Grenzen von Land und See. Wasser überschwemmt das flache Land der Friesen, das Wattenmeer, alle zwölf Stunden, zweimal am Tag. Und zieht sich wieder zurück, zweimal am Tag.
Der Mensch greift ein in den Rhythmus, mit seinem Wunsch nach mehr Land, mehr Wiesen, nach Lämmern und Schafen. Wunsch nach Sicherheit vor dem Meer, vor Sturmfluten, und Überschwemmung. Er baut doppelte Reihen von Pfählen in das Watt, die Lahnungen, mit Reisigen dazwischen, festgezurrt. Zwischen ihnen liegt Raum für ruhigeres Wasser, die Beete, Wellenbrecher, Brandungsbrecher. Und das Wasser beruhigt sich. Land lagert sich ab. In Prielen wartet das Wasser.
Mit dem Wasser, mit den täglichen Über schwemmungen, kommen kleine Partikel von Lehm, und lagern sich ab. Tropfen für Tropfen, Partikel für Partikel, sinkt, langsam, aber sicher. Bleibt da, wird nicht wieder weggeschwemmt. Verdichtet sich.
Mit dem Wasser kommt Nahrung, Anfang einer langen Nahrungskette im Wattenmeer. Myriaden von einzelligen Mikroorganismen lagern sich ab, leben in den obersten Centimetern des Wattbodens. Bakterien, Plankton, Mikroalgen, Millionen pro Quadratcentimeter. Kieselalgen betreiben auch Photosynthese, färben das Watt rötlich.
Die Algen wiederum sind dann Nahrung für Schnecken und Muscheln. Herzmuscheln, Sandmuscheln, Miesmuscheln. Im Schlick versteckt leben sie, eingegraben mit ihrem kräftigen Muskel. Sie filtern das Wasser, nehmen Algen auf, sättigen sich, und scheiden den Rest wieder aus. Samtweicher Schlick entsteht. Ein ewiges Fressen. Sandwürmer und Wattwürmer liegen in ihren Röhren im Schlick, fressen am einen Ende, und scheiden am anderen Ende kleine Berge von dichtem, konzentriertem Sand aus. Ihre u-förmigen Gänge graben sich in die sauerstofflosen Tiefen des Watts, deswegen schwarzgefärbt. Materie, jetzt schwerer als vorher, lagert sich ab. Bei Flut, wenn das Wasser langsam aufläuft, liegen Sandberge kurz wie Berge über einem Nebelmeer - dann verschwinden sie für Stunden, unter Wasser.
Dann sind da auch Schlickkrebse, Strandkrabben und Krebse, mehr beweglich im Wasser. Oben an der Hochwasserlinie raspeln Wattschnecken und Strandschnecken Nahrung von den Steinen.
All dies zusammen eine Vielfalt, eine Produktion, so unerwartet, in dieser so kargen Landschaft. Biologische Vielfalt und Biodiversität fast wie im Regenwald, nur hier versteckt, unsichtbar - es sei denn, man gräbt mit einem Spaten und guckt nach.
Und deswegen: die Vögel. Millionen von Zugvögeln, die im Wattenmeer rasten, um sich einen Polster aus Fett anzufressen. Um zu Kräften zu kommen, um weiterfliegen zu können, nach Südeuropa oder sogar Afrika. Sie ziehen die Würmer aus ihren Gängen, mit verschieden langen Schnäbeln, angepasst an verschiedene Tiefen der Gänge. Strandläufer mit kurzen Schnäbeln. Rotschenkel mit etwas längeren. Brachvögel mit ganz langen, gebogenen. Säbelschnäbler, die die Oberfläche absuchen und abfiltern. Enten und Gänse, die auch aufs Land kommen, in die fette Salzmarsch, und grasen, rasten, und schlafen.