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Zur Zeit des Mittelalters ist der Grundstein der Alten Eidgenossenschaft gelegt worden. In zahlreichen Wirren, kriegerischen Auseinandersetzungen und Bruderzwisten hat sich über viele Jahrhunderte hinweg das zusammengefügt, was die heutige moderne Schweiz ausmacht. Der Innerschweiz kommt dabei eine besondere Bedeutung im Kampf mit fremden Mächten zu, insbesondere mit dem Hause Habsburg. Viel Blut ist geflossen und viele Entbehrungen mussten hingenommen werden, bis das, was einst die alten Freiheitsbriefe versprachen, auch tatsächlich Wirklichkeit geworden ist. Wir können stolz sein auf unsere Vorfahren, die sich in ihrer Freiheitsliebe und Beharrlichkeit letztlich zu einem einzigartigen demokratischen Staat zusammengefunden haben, wie ihn die Welt sonst nirgends kennt. Dieser Nährboden hat im Laufe der Geschichte zahlreiche Persönlichkeiten in Religion, Kunst und Wissenschaft hervorgebracht, wie etwa den heiligen Meinrad von Einsiedeln, den heiligen Nikolaus von Flüe, den Arzt und Universalgelehrten Paracelsus von Hohenheim, den Helden Arnold von Winkelried und viele andere. Das vorliegende Buch ist als eine Hommage an die Innerschweiz zu verstehen und als ein Beitrag dazu, dass niemals vergessen werden soll, woher die Schweiz kommt.
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Seitenzahl: 80
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Bildnachweis Umschlag:
Die Portraits zeigen Bruder Klaus und Paracelsus.
Das Bilder sind gemeinfrei, d.h. kostenlos und nicht lizenzgeschützt (CC0).
Der heilige Meinrad
(um 800–861)
Nikolaus von Flüe
(1417–1487)
Paracelsus von Hohenheim
Der Bundesschwur im Rütli
(1307)
Wilhelm Tell
(um 1307)
Freiheit in allen Landen – Die Befreiungskriege
(1315–1355)
Winkelried und die Schlacht bei Sempach
(1386)
Aus dem Alten Zürichkrieg
(1436–1450)
Die Kappelerkriege
(1529–1531)
Die Teufelsbrücke in Uri
Die Pilatussage
Die Mordnacht von Luzern
(1343)
Literaturverzeichnis
Geboren wurde ich 1948. Als junger Mann studierte ich Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich und schloss mit dem Lizentiat und dem Diplom für das Höhere Lehramt ab. Beruflich war ich über lange Jahre an einem Gymnasium und später an einer Wirtschaftsschule mit Berufsmaturität als Deutsch- und Philosophielehrer tätig.
Nachdem ich nach meiner Pensionierung meinen Wohnort gewechselt habe und nach Einsiedeln gezogen bin, hat mich die Geschichte der Innerschweiz besonders interessiert. In erster Linie angetan war ich vom Leben und Wirken des heiligen Meinrads von Einsiedeln einerseits und anderseits von jenem des Einsiedler Arztes, Theologen und Philosophen Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus. Die übrigen Texte widmen sich ebenfalls der besonderen historischen Bedeutung der Innerschweiz, der sogenannten Alten Eidgenossenschaft.
Alle Texte erscheinen in Gedichtform. Diese Art von balladenförmiger Lyrik soll eine Symbiose sein von erzählendem Text, Rhythmus und musikalischen Anklängen. Nicht zuletzt habe ich diese besondere Form gewählt, weil ich der etwas aus der Mode gekommenen Lyrik wieder zu neuem Leben verhelfen möchte. Quelle für diesen Band ist hauptsächlich das Werk «Schweizer Sagen und Heldengeschichten» des Einsiedler Notars, Journalisten und Schriftstellers Meinrad Lienert. Ihm gilt meine besondere Wertschätzung und mein besonderer Dank.
Meginrat, ein Alemanne edlen Blutes,
Stammt nah dem Neckar aus dem schönen Sülichgau.
Schon als Knabe war er fleißig und tat Gutes,
So kam er in die Klosterschule Reichenau.
Der zarte Knabe zeigt sich früh schon als geschickt.
Zutiefst gelehrig stets und in der Seele rein,
Macht er große Ehr dem heil’gen Benedikt
Und tritt als Jüngling in den frommen Orden ein.
Von der schönen Reichenau zieht er nach Benken,
Am obren Zürichsee liegt eine Priorei.
Weisheit und Erleuchtung soll der Herr ihm schenken,
Nach Jahren ist ihm, dass er hier nicht glücklich sei.
Es führt ihn tiefe Sehnsucht in die Einsamkeit,
Am Etzelpass zu einem Quell von kühlem Lauf.
Zu kargem Leben ist der fromme Mann bereit,
Im Walde schlägt er eine Klausenhütte auf.
Von nah und fern besuchen ihn gar viele Leute,
Begehrend nach des frommen Mönches weisem Rat.
Eine Kapelle zeugt davon am Pass noch heute,
Doch merkt er, dass er seine Ruh verloren hat.
Nach sieben Jahren in der Klause geht er fort,
Vor der Flut verzagter Menschen muss er fliehen.
Bald findet er im Finsterwalde einen Ort,
So abgeschieden, dass sich’s lohnt, dort hinzuziehen.
Im halben Kreis zieht sich ein Hügel gegen Süden,
Reinstes Wasser spendet eine reiche Quelle.
Die neue Klause soll sich in die Wildnis fügen,
Helfer bauen eine steinerne Kapelle.
Fünfundzwanzig lange Jahre wirkt er dort
In Abgeschiedenheit und reinster Nächstenliebe.
Als Eremit vertieft er sich in Gottes Wort,
Doch eines Tags besuchen ihn zwei freche Diebe.
Meinrad reicht den beiden Räubern Wein und Brot,
Zu stehlen und zu morden ziehn sie durch das Land.
Der herzensgute Mönch erahnt den nahen Tod,
Doch ohne Furcht begibt er sich in Gottes Hand.
Die Diebe glauben wahre Schätze zu erbeuten,
Vom Hörensagen loser Zungen wähnen sie,
So manche Gabe liege hier von reichen Leuten,
Doch nichts ist da als zahm gewordnes Federvieh.
Sie fallen über Meinrad her und töten ihn
Aus blinder Rache, weil sie nichts erbeutet haben.
Aus dem Tal heraus zum See hin woll’n sie fliehn,
Des Mordes Zeugen sind zwei kohlenschwarze Raben.
Die Raben ziehen Kreise über den Verruchten,
Wache Bauersleute werden aufmerksam.
Sie finden Meinrads Leiche, als sie nach ihm suchten,
Man setzt den feigen Mördern nach, so schnell man kann.
In Zürich werden sie entdeckt und gleich verhört,
Gnade können sich die Mörder nicht erkaufen.
Verurteilt werden sie vom Grafen Adalbert
Zum verdienten Tode auf dem Scheiterhaufen.
Und pilgerst du zur Waldstatt nah der beiden Mythen,
Dorthin, wo ein weltberühmtes Kloster steht,
So findest du zwei Raben, die den Frieden hüten
Auf einer Fahne, die im frischen Winde weht.
Lasst euch von einem frommen Mann berichten,
Den auf der weiten Welt wohl jeder kennt.
Nicht viele aber kennen die Geschichten,
Die man bei seinem großen Namen nennt.
Im Flüeli-Ranft ward er dereinst geboren,
Vierzehnhundertsiebzehn war das Jahr.
Der Herr hat ihn zu hohem Dienst erkoren,
Schon als er noch im Mutterleibe war.
Ob dem Walde ist er Kind von Bauern,
Recht begütert waren diese Leut.
Tugendhafte Männer und auch Frauen,
Finden sich in Sachseln auch noch heut.
Von seiner Jugend gibt es wenig Kunde,
Gerechtigkeit war ihm ein hohes Gut.
Er betete zu jeder freien Stunde
Und war vorm Teufel ständig auf der Hut.
Früh schon suchte er die Einsamkeit,
Allzu gerne zog er sich zurück.
Für Gott war seine Seele stets bereit,
Einzig in der Andacht fand er Glück.
Verbürgt ist seine Mitgliedschaft im Rat
Von ob dem Walde und auch im Gericht,
Wo er manchen Streit geschlichtet hat,
Von vielen Händeln haben wir Bericht.
Als Offizier ist er ins Feld gezogen,
Er ist im alten Zürichkrieg dabei.
Den Feind zu schonen, hat er stets erwogen,
Ruhm und Ehre sind ihm einerlei.
Als Bauer ist er reich und arbeitsam
Und trotzt dem Walde reichen Boden ab.
Allerorten ein geschätzter Mann,
Der viel für das Gemeinwohl übrig hat.
Mit neunundzwanzig Jahren drängt es ihn
Zum Ehestand mit einem jungen Weib,
Mit Dorothea, die ihm würdig schien
Für einen heil’gen Bund auf Lebenszeit.
Ein reicher Kindersegen ist dem Paar
Beschert, zehn Kinder sind es an der Zahl,
Sie folgen nach und nach, nicht jedes Jahr
Und sind ein Segen für das ganze Tal.
Mit fünfzig ekeln ihn die Ämter an,
Das Recht zu beugen ist er nicht bereit.
Allseits ist er ein geschätzter Mann
Und fern von Zwietracht und von bösem Streit.
Schwermut überkommt den frommen Mann,
Eine tiefe Krise stellt sich ein.
Er ahnt, dass er daran verzweifeln kann
Und will nicht länger Rat und Richter sein.
Er beschließt in seiner höchsten Not,
Hof und Frau und Kinder zu verlassen:
«Fortan dien’ ich einzig meinem Gott,
Mit Christi Leiden will ich mich befassen.»
Dorothea will ihn erst nicht gehen
Lassen, in die Ferne will er fliehen.
Nach langem Ringen und nach stetem Flehen
Lässt sie ihn am Ende dennoch ziehen.
Er geht mit Gottes Segen und dem ihren,
Mit Gottes Gunst und mit der Leute Hohn.
Wahrlich hat er nichts mehr zu verlieren,
Land und Hof geopfert hat er schon.
Dorothee ist ganze fünfunddreißig,
Noch in den Windeln liegt ihr jüngstes Kind.
Gottesfürchtig ist sie und stets fleißig
Und hat Söhne, die erwachsen sind.
Ihren Namen soll die Nachwelt ehren,
Sie opferte dem Herrn ihr Eheleben.
Ohne Mut, dies alles zu entbehren,
Hätt es den Eremiten nie gegeben.
Zu Mystikern nach Basel will der Klaus,
Doch bis dahin ist er nicht gekommen.
In Waldenburg schon ist es damit aus,
Die Flucht hat einen andren Weg genommen.
Der Ort ist eingetaucht in blut’ges Rot,
Tief erschrocken fängt er an zu beten
Und beschließt in seiner Seelennot,
Den Weg zurück nach Sachseln anzutreten.
Er traut sich nicht, zu Heim und Hof zu gehen,
Auf eine Alp im Melchtal flüchtet er.
In seiner Heimat soll ihn niemand sehen,
Seinen Weg kennt einzig Gott, der Herr.
Nach acht Tagen zieht er in die Schlucht,
In den Ranft soll ihn das Schicksal tragen.
Gott hat den Ort wohl für ihn ausgesucht
Nach einer Vision aus Kindheitstagen.
Im Jahr darauf errichten Bauern in Fron-
Arbeit ihm eine Klause mit Kapelle.
Hier lebt er tief in sich gekehrt und fromm
Und rührt sich fortan kaum mehr von der Stelle.
Von Speis und Trank hat er sich längst entwöhnt,
Das Sakrament der Wandlung nährt ihn nur.
Enthaltsamkeit ist’s, der er fortan frönt,
Entgegen den Gesetzen der Natur.
Erregt ein solches Leben nicht Verdacht?
Vom Klerus wird er strengstens überwacht.
Mit dem Teufel steht er gar im Bund,
Doch man findet dafür keinen Grund.
Die Inquisition gibt sich geschlagen,
Adrian von Bubenberg kommt her.
Der Generalvikar hört auf zu fragen,
Den einflussreichen Schirmherr fürchtet er.
Gar mancher sucht sich Rat beim Eremiten,
Schlichte Bauern und auch Magistraten.
Adelsleute kommen angeritten,
Die von seiner Weisheit Kunde hatten.
Vierzehneinundachtzig kommt die Zeit,
Wo der Bund heillos zerstritten ist.
Nie zu enden scheint der üble Streit,
Stadt und Land sind dauerhaft im Zwist.
Über dreißig Mal hat man getagt
Und aufs Neue jedes Mal versagt.
Es scheint, dass wohl nur eines übrig bleibt,
Zum Bürgerkriege ist das Volk bereit.
Der Stanser Pfarrer eilt zu jener Zeit
Bei hohem Schnee und tiefster Dunkelheit
In die schwarze Schicksalsnacht hinaus
Zum fernen Flüeli-Ranft, zu Bruder Klaus.
Entsetzt kniet dieser nieder zum Gebet.
Er weiß genau, was auf dem Spiele steht
Und bittet Gott um einen Friedensplan,
Der den üblen Streit beenden kann.
Der Herr gibt Antwort auf sein banges Flehen.
Zurück nach Stans soll Pfarrer Amgrund gehen
Und die Botschaft daselbst überbringen,
Mit ihr soll ein Friedensschluss gelingen.
Heimo Amgrund tritt den Rückweg an,
Beschwerlich ist zur Winterzeit der Gang.
Als er zu den Delegierten stößt,
Ist die Sitzung scheinbar aufgelöst.
Er ruft: «In Bruder Klausens heil’gem Namen
Setzt euch Männer noch einmal zusammen.»
Sie tun’s, obwohl sie manchen Ratschlag mieden,
Und schließen in zwei Stunden endlich Frieden.
Die Botschaft half den Männern auf die Beine,
Bisher hatte man umsonst getagt,