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Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. »Das Christkind kommt! Wir jungen Leuten lauschen/ auf einen stillen heiligen Grammophon./ Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen/ den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.« Die romantischen Bilder der traditionellen Weihnachtszeit geraten bei Tucholsky in Schieflage, in der modernen Welt, im leichten Berliner Dialekt. Und auch die Vorfreude der Adventszeit hält dem skeptischen Blick nicht stand: »Wieder haben wir einen Kalender heruntergerissen –/ o mein Gott, ist dieses Leben beschmissen.« So ist ›Weihnachten mit Tucholsky‹ eine erholsam unsentimentale Festtagsbegleitung. Und doch: »Ach ja, so'n Christfest ist doch ooch janz scheen!«
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2011
Kurt Tucholsky
Originalausgabe
Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart
Abbildung: Joker/Eckenroth, »Schweden - Schloss Gripsholm« © Ullsteinbild
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
Unsere Adressen im Internet.
www.fischerverlage.de
www.fischer-klassik.de
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-400868-4
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»Bei ›Rheinsberg‹ kann ich [...]
»Nun senkt sich wieder auf die heim’schen Fluren die Weihenacht!«
Flocken
Groß-Stadt – Weihnachten
Weihnachten
Weihnachten
Wunschzettel für Weihnachten
Einkäufe
Friedens-Weihnachten
Weihnachten
»Wenn mein Papa mit dem Rufe ›Julklapp!‹ ein Weihnachtsgeschenk nach dem andern durch die Tür feuerte …«
Gefühle nach dem Kalender
Weihnachtsbitte
Kleine Reise 1923
Kritik über den lieben Gott
Büchertisch
Und für Hänschen ein Buch … aber welches?
Pariser Weihnachten
Kritik aus der Erinnerung
Himmlische Nothilfe
»Womit ich mich verabschiede und Ihnen ein gutes Fest nachhinein wünsche …«
An Hans Erich Blaich
An Mary Gerold
An Edith Jacobsohn
An Rudolf Leonhard
An Kate Kühl
An eine Katholikin (Marierose Fuchs)
An Nuuna (Hedwig Müller)
»Wieder haben wir einen Kalender heruntergerissen«
Start
Silvester
Silvester
Für Dr.Owlglaß
Silvester
Silvester
Guten Morgen –!
Die Jahresgöttin singt
Prost Neujahr!
Neujahr
»Und so wollen wir auch in das neue, unbekannte Jahr hinübergehen, lachend, trotz alledem!«
Die Jahre
Fütterung der Raubtiere
Was unternehme ich Silvester?
Neues Leben
Herrn Wendriners Jahr fängt gut an
Muff
Es gibt keinen Neuschnee
Schnipsel
Schnipsel
Anhang
Nachweise
Die Adressaten der Briefe sind:
Daten zu Leben und Werk
Kurt Tucholsky
»Bei ›Rheinsberg‹ kann ich nicht klagen. Bis jetzt sind es ungefähr dreitausend Stück. (Der Verleger autòs éphe.) Aber wir haben uns auch auf den Kopf gestellt und haben um vorige Weihnachten einen Laden aufgemacht, den wir die ›Bücherbar‹ nannten, und wo wir Bücher und Schnaps verschenkten. Da ging es ausgezeichnet, und vielleicht hat es sich ein bißchen herumgesprochen …«
Tucholsky an Hans Erich Blaich,9. September 1913
Jetzt blasen bald die kalten Winterstürme,
der Rabe kolkt, die schwarzen Krähen schrein;
es zieht fatal um alle Kirchentürme,
der Posten wickelt sich in seinen Pelz hinein.
Der Ofen knackt. Im bunten Weltgetümmel
wird eingeheizt von Riga bis zur Spree –
Sieh da – nun fällt vom weißen Winterhimmel
der erste Schnee.
Das war ein Jahr! Der Zar fiel sanft vom Throne,
es fiel die Börse in Amerika;
es fielen Riga, Görz, und eine Krone
in Rom ist auch dem Fallen ziemlich nah.
Der Deutsche rückt sich seinen Stahlhelm fester
und kocht sich einen warmen Wintertee;
den U-Boot-Leuten klatscht auf den Südwester
der erste Schnee.
Und auch der Frontsoldat, der gute Junge,
packt sich in seine Wintersachen ein;
er hat den Rumgeschmack schon auf der Zunge
und freut sich auf den braven Glühewein.
Elvira glaubt, es wird dem Knaben frommen
die warme Hülle für den großen Zeh – –
sie strickt.
Wir sind bereit.
Nun kann er kommen
der erste Schnee!
Nun senkt sich wieder auf die heim’schen Fluren
die Weihenacht! die Weihenacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.
Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
den Aschenbecher aus Emalch glasé.
Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.
Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
»Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!«
Und frohgelaunt spricht er vom ›Weihnachtswetter‹,
mag es nun regnen oder mag es schnein.
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderein.
So trifft denn nur auf eitel Glück hienieden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden …
»Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.«
So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!
Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
– bei Deutschen fruchtet keine Lehre –
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse grölt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!
Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
Uns Deutsche mit der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum!
In meiner Heimat, da oben im Norden,
sind wir als Kinder versammelt worden,
Anna stand hinter der Tür und hatte
einen Vollbart an aus furchtbar viel Watte.
Und während wir drin um den Weihnachtsbaum sangen,
hat sie ganz vorsichtig angefangen,
ein kleines Paket durch die Tür zu schieben,
da stand nun irgendwas drauf geschrieben:
Für Peter – Für Theo – Für Mary – Für Claire –
und wir platzten vor Neugier, was das wohl wäre – –
Und dann machte die Weihnachtsfrau draußen: Schwapp!
Und warf den Packen und rief:
»Julklapp!«
Ich werf euch nun so einige Packen
mit Spielzeug und Bildern und Nüssen zum Knacken:
Karl Liebknecht, wie bist du rein und fanatisch,
auf die Dauer wirkst du doch unsympathisch;
du bestärkst den Radau, treibst der Rechten die Mühlen –
ich glaube, du sitzt grade zwischen zwei Stühlen – –
Julklapp!
Frau Schwerindustrie, da hockst du und wartest.
Weißt du, daß du uns vier Jahre lang narrtest?
Jetzt sind dir die Felle stromabwärts geschwommen –
Bei Thyssen! sie werden schon wiederkommen – –
Julklapp!
Herr Major, die gesträubtesten Schnurrbarthaare
trösten uns nicht über die letzten Jahre.
Wo ist Ihr Glanz? Jetzt sitzt er und putscht.
Herr Major, Sie sind hinten runtergerutscht!
Julklapp!
Fühlst du dich etwa vom Frieden betroffen?
Herr Schieber? Mein Lieber, ich will es nicht hoffen.
Denn darin seid ihr euch gleich geblieben:
Für den Tüchtigen gibt es stets was zu schieben – –
Julklapp!
A und S – eine liebe Erscheinung!
Von jeher war das meine Meinung:
wir haben zu wenig Beamte im Haus.
A. u. S. Vielleicht heißt das: »aus«?
Julklapp!
Die Kinder … das ist ein ernstes Kapitel:
Brotkarten, Vaterns Soldatenkittel –
die Schule fällt aus – unsre Hoffnung nicht minder –
ich glaube, ich habe zum Glück keine Kinder …
Julklapp!
Der Tanz ist erwacht mit einem Male.
Der Foxtrott zieht durch alle Lokale;
und wer ihn nicht richtig tanzen kann,
der ist überhaupt kein deutscher Mann – –
Julklapp!
Mein Kino, du hast jetzt gute Tage!
Keine Aufsicht mehr, keine Zensurenplage.
Man kann jetzt unverhüllt alles sehn –
und trotzdem bist du genau so schön – –
Julklapp!
Ich hoffe, ich habe keinen vergessen.
Aber ihr geht nun gewiß zum Weihnachtsessen.
Und wenn wir das hier so alles lesen:
es ist eine schöne Bescherung gewesen!
Es wünschen sich:
Reichskanzler Ebert: Eine Schlummerrolle: »Nur ein Viertelstündchen.«
Philipp Scheidemann: Einen Leitfaden: »Wie werde ich energisch?«
Liebknecht: Ein neues rotes Fähnchen für Rosa.
Herr von Tirpitz: Eine Fahrkarte nach Marienbad, um sich dünn zu machen.
v. Heydebrand: Juli 1914.
Die Sowjet-Regierung: Daß die russische Jugend wachsen, blühen und gedeihen möge. Es fehlt uns nämlich bereits an Leuten, die man aufhängen kann.
Der Friedensengel: Einen Platz am Weihnachtsbaum, um endlich auf einen grünen Zweig zu kommen.
»Die rote Fahne«: Zank-Äpfel, Krach-Mandeln, Knall-Bonbons.
Der Reichstag: Geschäftsordnungsdebatten, Freifahrkarten und Diäten. Dazu ein fünfundzwanzigjähriges Parlamentsjubiläum.
Rechtsanwalt Claß: Einen Mantel der christlichen Liebe, sein früheres Treiben zu bedecken.
Der Major a.D.: Eine Regierung, die seine Pension bezahlt. Welche, ist gleich.
Die Presse: Viel gutes Papier.
Thyssen: Viele gute Papiere.
Der »Ulk«: Ein geeintes, geordnetes Reich ohne Thron und Thronesstützen.
Was schenke ich dem kleinen Michel
zu diesem kalten Weihnachtsfest?
Den Kullerball? Den Sabberpichel?
Ein Gummikissen, das nicht näßt?
Ein kleines Seifensiederlicht?
Das hat er noch nicht. Das hat er noch nicht!
Wähl ich den Wiederaufbaukasten?
Schenk ich ihm noch mehr Schreibpapier?
Ein Ding mit schwarzweißroten Tasten;
ein patriotisches Klavier?
Ein objektives Kriegsgericht?
Das hat er noch nicht. Das hat er noch nicht!
Schenk ich den Nachttopf ihm auf Rollen?
Schenk ich ein Moratorium?
Ein Sparschwein, kugelig geschwollen?
Ein Puppenkrematorium?
Ein neues gescheites Reichsgericht?
Das hat er noch nicht. Das hat er noch nicht!
Ach, liebe Basen, Onkels, Tanten –
Schenkt ihr ihm was. Ich find es kaum.
Ihr seid die Fixen und Gewandten,
hängt ihrs ihm untern Tannenbaum.
Doch schenkt ihm keine Reaktion!
Die hat er schon. Die hat er schon!
Der Weihnachtsengel schwebt ins Zimmer,
Leise, ganz leis.
Es strahlt um ihn ein heller Schimmer
In Nacht und Eis.
Er weht um die Kerzen. Er weht um den Baum.
Es träumen die Kinder den Weihnachtstraum.
Der Weihnachtsengel prüft die Gaben.
Kinderlein, seht!
Und wer soll diesen Helm da haben,
Der blinkend steht?
Er ist für den jüngsten Jungen im Haus.
Der Himmlische zieht seine Stirne kraus.
Der Weihnachtsengel probt zum Scherze
Eben den Helm.
Der blitzt noch kurz im Glanz der Kerze.
Dann lacht der Schelm.
Und spricht: »Von allen diesen Gaben –:
Den Helm soll Michel nie mehr haben!«
Nikolaus der Gute
kommt mit einer Rute,
greift in seinen vollen Sack –
dir ein Päckchen – mir ein Pack.
Ruth Maria kriegt ein Buch
und ein Baumwolltaschentuch,
Noske einen Ehrensäbel
und ein Buch vom alten Bebel,
sozusagen zur Erheiterung,
zur Gelehrsamkeitserweiterung …
Marloh kriegt ein Kaiserbild
und nen blanken Ehrenschild.
Oberst Reinhard kriegt zum Hohn
die gesetzliche Pension …
Tante Lo, die, wie ihr wißt,
immer, immer müde ist,
kriegt von mir ein dickes Kissen. –
Und auch hinter die Kulissen
kommt der gute Weihnachtsmann:
Nimmt sich mancher Leute an,
schenkt da einen ganzen Sack
guten alten Kunstgeschmack.
Schenkt der Orska alle Rollen
Wedekinder, kesse Bollen –
(Hosenrollen mag sie nicht:
dabei sieht man nur Gesicht …).
Der kriegt eine Bauerntruhe,
Fräulein Hippel neue Schuhe,
jener hält die liebste Hand –
Und das Land? Und das Land?
Bitt ich dich, so sehr ich kann:
Schenk ihm Ruhe –
lieber Weihnachtsmann!
Eigentlich ist es ja ein bißchen merkwürdig: wenn nur noch wenige dünne Kalenderblätter den Abreißer vom 24. Dezember trennen, so senkt sich jenes weihnachtliche Gefühl auf ihn hernieder, das ihr alle kennt. Er wird ein bißchen weich, er wird ein wenig träumerisch, und wenn der ganze Apparat des Einkaufs vorbeigeklappert ist, wenn all das Tosen und Wirken vorüber ist, dann saugt er doch an seiner Weihnachtszigarre und denkt sich dies und das und allerlei. Aber wie denn? Kann man denn seine Gefühle kommandieren –? Kann man denn – nach dem Kalender – seine Empfindungen regeln?
Man kanns nicht. Der Schnurriker Mynona erzählt einmal die Geschichte vom Schauspieler Nesselgrün, dem es plötzlich einfiel, sein ihm zustehendes Weihnachten im August zu feiern – und unter unendlichem Hallo geht denn diese deplacierte Festlichkeit auch vor sich. Aber wir haben doch gelacht, als wir das lasen. Könnten wir andern das auch? Es ist wohl nicht nur die Furcht, uns lächerlich zu machen – es muß noch etwas anderes sein.
Der Grund, daß wir wirklich – jeden Weihnachten – in jedem Jahr – immer aufs neue imstande sind, genau um den 25. Dezember herum die gleichen starken Gefühle zu hegen, liegt doch wohl darin, daß sie sich angesammelt haben. Es muß doch irgend etwas da sein, das tropfenweise anschwillt, das ganze Jahr hindurch.
Schließlich ist doch der Kalender etwas ganz Äußerliches, Relatives, wir sind in gewisser Hinsicht mit ihm verwachsen – aber die Zeit ist nicht in uns, wir sind in der Zeit. Und das kleine Blättchen, das den Vierundzwanzigsten anzeigt, ist kein Grund, es ist ein Signal und ein Anlaß.
Ich habe immer das Gefühl, als ob wir jede Woche im Jahr weihnachtliche Empfindungen genug aufbrächten – aber gute Kaufleute, die wir sind, legen wir sie ›in kleinen Posten‹ zurück, bis es sich einmal lohnt. Im Dezember ist dann das Maß meist voll.
Ist es nicht schließlich mit jedem Gedenktag so –? Warum sollen wir gerade am neunzehnten an sie denken, und warum nicht einen Tag später –? ›Heute vor einem Jahr – –‹ ach Gott, entweder wir empfinden immer, daß sie auf der Welt ist – oder wir empfindens am neunzehnten auch nur konventionell. Gefühle nach dem Kalender –: das geht nur, wenn der Kalender sie ins Rollen bringt.
Gefühle nach dem Kalender … Wir haben alle nur keine Zeit, um gut zu sein, wie? Wir haben nur alle keine Zeit. Und müssen tausend- und tausendmal herunterschlucken und herunterdrücken und sind vielleicht im Grunde alle froh, allweihnachtlich einen Anlaß gefunden zu haben, den gestauten Sentiments freien Lauf zu lassen. Wer erst nach dem Kalenderblatt sieht, sich vor den Kopf schlägt und »Ach, richtig!« ruft – dem ist nicht zu helfen.
Vielleicht hat diese neue – ehemals große – Zeit manches am deutschen Weihnachtsfeste geändert. Ich weiß nicht, obs innerlicher geworden ist. Es täte uns so not – nicht aus Gründen der Religion, die jedermanns Privatsache ist – sondern aus Gründen der Kultur. Diesem Volk schlägt ein Herz, aber es liegen so viel Kompressen darauf …
Reißt sie ab. Wagt einmal (was besonders dem Norddeutschen schwer und sauer fällt), wagt einmal, geradeaus zu empfinden. Und wenn euch das Fest nach all dem, was geschehen ist, doppelt lieb, aber doppelt schwierig erscheint, dann denkt daran, wie ihr es im Feld gefeiert habt, und wo – und denkt daran, wie es ein Halt gewesen ist gegen die Lasten des äußern und innern Feindes, und wie schon das Datum, wie schon der Kalender Trost war in verdammt schwarzen Tagen. Und – weil wir hier gerade alle versammelt sind – denkt schließlich und zu guter Letzt – auch an etwas anderes.
Nach dem Kalender fühlen … Aber habt ihr einmal geliebt …? Die Damen sehen in ihren Schoß, und die Herren lächeln so unmerklich, daß ich von meiner Kanzel her Mühe habe, es zu erkennen. Also ihr habt geliebt, und ihr – ich sehe keinen an – liebt noch. Nun, ihr Herren, und wenn sie Geburtstag hat? Nun, ihr Herren, und wenn der Tag auf dem Kalender steht, an dem ihr sie zum erstenmal geküßt habt –? Nun?
