Weihnachtlich verliebt auf Sylt - Nele Blohm - E-Book
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Weihnachtlich verliebt auf Sylt E-Book

Nele Blohm

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Beschreibung

Auf dem Sylter Wintermarkt in Westerland verkauft Antje Friesenkekse, Futjes und Florentiner und hofft, auf diese Weise schnellstmöglich darüber hinwegzukommen, dass ihr Ex-Mann sich die gemeinsame Konditorei in Hamburg unter den Nagel gerissen hat. Ein Neuanfang muss her. Am besten nach friesischer Art an der Nordsee. Deshalb kommt Antje das überaus großzügige Übernahmeangebot eines Sylter Bäckermeisters gerade zum rechten Zeitpunkt. Und das Beste daran: Antje kann sogar die Wohnung über der Bäckerei beziehen. Sie wähnt sich im Himmel, freut sich auf ihren Neuanfang auf Sylt, bis sie ihren unfreiwilligen Mitbewohner Jannes kennenlernt. Der stand definitiv nicht im Vertrag. Und da Antje nach ihrer Scheidung von Männern die Nase gestrichen voll hat, setzt sie alles daran, ihn vor die Tür zu setzen. Bis sie gemeinsam in der Backstube stehen und beide die knisternde Magie fühlen, die sie verbindet. Oder ist das nur der Weihnachtszauber, den der köstliche Duft nach Vanillekipferl und Zimtsternen entfacht? Und wird Antje Jannes auch über die Weihnachtszeit hinaus eine Chance geben, oder ist sie als gebranntes Kind doch zu sehr auf der Hut, ihr Vertrauen erneut zu früh zu verschenken? Auch wenn die Funken noch so hoch fliegen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Titelseite

Über das Buch & die Autorin

Liebe auf Föhr:

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Epilog

Weitere Bücher

Danksagung

Rezepte

Rezepte

Rezepte

Rezepte

Über das Buch:

Auf dem Sylter Wintermarkt in Westerland verkauft Antje Friesenkekse, Futjes und Florentiner und hofft, auf diese Weise schnellstmöglich darüber hinwegzukommen, dass ihr Ex-Mann sich die gemeinsame Konditorei in Hamburg unter den Nagel gerissen hat.

Ein Neuanfang muss her. Am besten nach friesischer Art an der Nordsee. Deshalb kommt Antje das überaus großzügige Übernahmeangebot eines Sylter Bäckermeisters gerade zum rechten Zeitpunkt. Und das Beste daran: Antje kann sogar die Wohnung über der Bäckerei beziehen. Sie wähnt sich im Himmel, freut sich auf ihren Neuanfang auf Sylt, bis sie ihren unfreiwilligen Mitbewohner Jannes kennenlernt. Der stand definitiv nicht im Vertrag. Und da Antje nach ihrer Scheidung von Männern die Nase gestrichen voll hat, setzt sie alles daran, ihn vor die Tür zu setzen.

Bis sie gemeinsam in der Backstube stehen und beide die knisternde Magie fühlen, die sie verbindet. Oder ist das nur der Weihnachtszauber, den der köstliche Duft nach Vanillekipferl und Zimtsternen entfacht? Und wird Antje Jannes auch über die Weihnachtszeit hinaus eine Chance geben, oder ist sie als gebranntes Kind doch zu sehr auf der Hut, ihr Vertrauen erneut zu früh zu verschenken? Auch wenn die Funken noch so hoch fliegen.

Über die Autorin:

Hinter Nele Blohm steht die erfolgreiche Bestsellerautorin und Selfpublisherin Mila Summers. Sie wurde 1984 in Würzburg geboren. Als Kulturwissenschaftlerin arbeitete sie lange für eine Onlinedruckerei, bevor sie in der Elternzeit zum Schreiben fand, dem sie sich nun ganz widmet. Sie liebt das Meer und Liebesgeschichten mit Happy End, die uns an wunderschöne Orte entführen. Mit Mann, Kindern und ihrem übermütigen Jack Russell Lizzy lebt sie in ihrer Heimatstadt.

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Bisher von der Autorin erschienen:

Wie das Leuchten von Bernstein

Dein Flüstern im Meereswind

Weihnachten auf Hiddensee

Deutsche Erstauflage September 2025

Copyright © Nele Blohm

Korrektorat: SW Korrekturen

Covergestaltung: Nadine Kapp

Covermotiv: Depositphotos: ©yabluko_draws, ©Friesart, ©dkajolroy, ©Boarding2Now

Impressum: D. Hartung

Frankfurter Str. 22

97082 Würzburg

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Liebe auf Föhr:

DIE LIEBE WILL MEER

Alles auf Sommer

Weihnachtszauber auf Föhr

Weihnachtsglanz

Liebesglück auf Sylt:

Meer Zeit für die Liebe

Lass den Sommer in dein Herz

Weihnachtswunder auf Sylt

Ein Syltsommer zum Verlieben

KapitelEins

»Das duftet ja herrlich bei Ihnen! Ich hätte gerne einmal die Futjes mit Mandeln.«

»Kommt sofort!«, erwiderte ich und gab sogleich den Teig in die kleine Futjes-Pfanne mit ihren sieben Mulden.

Seit rund fünf Stunden stand ich nun bereits unweit des Wintermarkt Stadls auf dem Sylter Wintermarkt und schräg gegenüber dem Kinderkarussell in meinem eigenen Stand.

Bis vor wenigen Monaten hätte ich nie gedacht, dass ich einmal auf einem Weihnachtsmarkt stehen und Gebäck verkaufen würde. Schließlich war ich gelernte Konditormeisterin und hatte vor Kurzem noch meine eigene namhafte Konditorei im angesagten Hamburger Stadtteil Eppendorf besessen.

Zu mir waren die Promis mit ihren Wünschen für Hochzeits-, Geburtstags- oder Tauftorten gekommen und hatten sich mit Blattgold veredelte Kreationen ordentlich was kosten lassen.

Dieses Leben lag nun hinter mir.

»Das macht dann vier Euro fünfzig«, erklärte ich der älteren Dame und überreichte ihr die Tüte mit den warmen Futjes darin.

»Stimmt so«, erwiderte sie, nachdem sie mir einen Fünf-Euro-Schein über den Tresen geschoben hatte.

»Vielen Dank«, sagte ich artig und gab den Schein in meine Kasse, während ich darüber nachdachte, dass ich noch vor wenigen Monaten Hunderte von Euro für meine Torten bekommen hatte.

Wie schnell sich das Leben doch verändern kann.

Beinahe wehmütig blickte ich auf die Zeit in Hamburg zurück. Auf den raschen Aufstieg, die vielen Bestellungen, das unglaublich gute Feedback der Kunden und die Tatsache, wie sehr mich mein Job erfüllt hatte.

»Sagen Sie mal, sind Sie nicht die Antje Fahrenkrog aus dieser Backsendung?«, fragte mich die ältere Dame mit den Futjes in der Hand und leicht zusammengekniffenen Augen prüfend.

Bei der Erwähnung des Nachnamens meines Ex-Mannes musste ich daran denken, dass ich meinen Mädchennamen so schnell wie möglich wieder annehmen wollte. Darum würde ich mich kümmern, sobald ein bisschen Zeit blieb. Also am besten nachdem ich eine neue dauerhafte Bleibe für mich gefunden hatte.

Zwar fand ich es sehr schön, bei meiner Freundin Fanny und ihrem Freund Marten zu wohnen, da wir uns seit ihrem Umzug aus Hamburg nicht mehr gesehen hatten. Dennoch war ich mir der Tatsache bewusst, dass diese Lösung nicht von Dauer sein konnte, wenn ich unsere Freundschaft nicht unnötig belasten wollte.

»Ja, genau die bin ich«, antwortete ich freundlich lächelnd, während ich es fast ein wenig bereute, in der Öffentlichkeit mit meinem Job bei der Jury besagter Backsendung identifiziert zu werden.

Vor allem, da im Nachhinein herausgekommen war, dass die Gewinnerin gar keine Hobbybäckerin war, sondern wie ich ihren Konditormeister gemacht hatte. Das war ziemlich peinlich gewesen, als ich das aus den Medien hatte erfahren müssen.

Mein Ex-Mann Holger hatte sich schlappgelacht und mir auf den Kopf zugesagt, dass ihm so ein Fauxpas nie unterlaufen wäre. Tja, ich hatte nicht mal bemerkt, dass er mich mit einer unserer Angestellten betrogen hatte. Aber wie hätte ich das auch mitbekommen sollen, nachdem jeder von uns einen vollen Terminkalender hatte?

Gut, ich hätte es schon irgendwie mitkriegen können. Schließlich hatten Holger und ich mit besagter Mitarbeiterin in einer Konditorei zusammengearbeitet. Nämlich in unserer eigenen. Allerdings hatte ich so viel um die Ohren gehabt, dass ich vermutlich nicht mal mitbekommen hätte, wenn er sich mit ihr vor meinen Augen vergnügt hätte.

»Das war ein schrecklicher Skandal, die Sache mit Greta Niendorf.«

Meine Weihnachtsmarktkundin hatte offenbar nicht nur die Show, sondern auch den nachgeordneten Eklat verfolgt wie vermutlich halb Deutschland, während ich die Scherben meiner Ehe zusammengekehrt hatte und mein Leben von heute auf morgen in Hamburg aufgeben musste.

Das Café Zuckersüße Momente hatte Holger drei Jahre vor unserer Eheschließung gegründet. Und ich war so blauäugig gewesen und hatte geglaubt, dass er mir im Falle einer Scheidung meinen Teil dennoch zukommen lassen würde. Natürlich hatte er das nicht getan.

Und das, obwohl der Laden erst zu einer angesagten Adresse wurde, nachdem ich dort als Konditorin angefangen hatte.

Da mein Ruf nach besagter Fernsehshow nicht mehr ganz so makellos war – alle Welt glaubte, ich hätte Gretas Biografie gekannt –, war es in der Folge schwer für mich gewesen, eine vergleichbare Anstellung in einem anderen ähnlich namhaften Café zu finden. Ganz so, als hätte der schlechte Ruf, der mir nun anhaftete, unmittelbar auf meinen neuen Arbeitgeber abgefärbt.

Die Castingfirma, die mich für die Show unbedingt haben wollte, hatte mich kurzerhand wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Ein Bauernopfer brauchte es in dieser Angelegenheit offenbar. Und dabei war die Wahl auf mich gefallen. Die anderen Jurymitglieder waren Männer. Ein Schalk, der nun Böses denkt.

»Das war es wirklich«, bekräftigte ich die Aussage meiner Kundin, während ich hoffte, dass das Thema nun abgehakt war und ich wieder meinen Geschäften nachgehen konnte.

Reich wurde man an so einem Weihnachtsmarktstand in Westerland auf Sylt nicht. Allerdings hoffte ich dennoch, dass ich mir schon bald eine eigene Existenz würde aufbauen können.

Eine kleine feine Konditorei, in der ich nach Lust und Laune backen konnte, wäre mir das Liebste. Den Hamburger Schnickschnack hatte ich gedanklich bereits abgelegt. Für mich war es wichtig, wieder zu meinen einfachen Wurzeln zurückzukehren und das zu machen, was mir Freude bereitete: nämlich für Menschen die Torte herzustellen, die sie glücklich machte. Egal, zu welchem Anlass.

»Wie haben Sie denn das Aus Ihrer Ehe verkraftet?«

Bei dieser Frage musste ich tief durchatmen.

Nur, weil man mal im Fernsehen war und die Medien auch über das Privatleben berichteten, glaubten die Leute gleich, dass sie ein Recht darauf hätten, unmittelbar über alle Begebenheiten der Person auf dem Laufenden gehalten zu werden.

Mittlerweile bedauerte ich es zutiefst, zu dieser vermaledeiten Backsendung gegangen zu sein. Vielleicht hätten Holger und ich dann etwas mehr Zeit füreinander gehabt und unsere Ehe nicht ganz so vernachlässigt.

Denn auch wenn er es war, der mich betrogen hatte, war ich mir im Klaren darüber, dass ich ebenfalls eine Schuld an unserer Trennung trug. Immer war irgendein Auftrag wichtiger als ein gemeinsames Abendessen gewesen. Und jetzt hatte ich eben die Konsequenzen zu tragen.

»Entschuldigen Sie bitte, aber ich möchte mich nur sehr ungern mit Ihnen über meine Trennung unterhalten«, sagte ich der älteren Dame mit der roten Wollmütze und dem krausen grauen Haar auf den Kopf zu.

So langsam konnte und wollte ich nicht mehr mein Leben vor aller Welt ausbreiten. Es war meine Privatangelegenheit, wie ich welchen Schicksalsschlag im Leben verdaute. Oder eben nicht. Da brauchte ich nicht auch noch die Meinung von zig Millionen. Auch wenn die meisten es sicher nur gut meinten.

»Das verstehe ich vollkommen, Frau Fahrenkrog«, erwiderte sie verständnisvoll und ich atmete erleichtert auf, dankbar dafür, dass sie endlich ein Einsehen mit mir haben und mich verstehen würde.

»Haben Sie vor, länger auf Sylt zu bleiben?«, fragte sie mich bereits im nächsten Moment, während ich noch erleichtert ausatmete.

Was bildete sich diese Frau denn ein? Ob ich sie wohl auch mal nach ihrem Privatleben fragen sollte? Und warum kam denn kein neuer Kunde, damit ich sie abwimmeln und mich anderen Herausforderungen widmen konnte?

»Das wird sich zeigen«, erklärte ich ausweichend, während ich mir den Spüllappen schnappte und die Theke sauber wischte.

So langsam musste doch auch meine hartnäckige Kundin merken, dass ich mich nicht länger mit ihr unterhalten wollte. Noch offensichtlicher konnte ich es ihr beileibe nicht zeigen.

»Mein Augustin hatte hier auf Sylt fünfzig Jahre eine sehr schöne Bäckerei mit einem angrenzenden kleinen Café. Das Reetdachhaus hat er von seinem Opa geerbt. Ein altes Kapitänshaus, müssen Sie wissen.«

Die Worte der Frau machten mich zwar neugierig, allerdings wollte ich mir das nicht anmerken lassen. Ein solches Juwel, wie sie es soeben beschrieben hatte, war ohnehin bereits vom Markt. Da brauchte ich mir keine unnötigen Hoffnungen zu machen.

»Das hört sich wirklich toll an«, erwiderte ich dennoch, weil ich nicht unhöflich erscheinen wollte.

Seit ich bei Fanny und Marten untergekommen war, hatte ich mir in jeder freien Minute die Insel angesehen und mich in so manchen Ort auf Sylt verliebt. Ganz besonders angetan hatte es mir dabei Keitum, das Kapitänsdorf, wie es landläufig genannt wurde.

»Ja, mein Augustin war Bäcker mit Herz und Seele. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er dort in seiner Backstube gestanden, bis ihn ein Herzinfarkt dahingerafft hätte. Aber da hat der Gute seine Rechnung ohne mich gemacht. Ich möchte endlich reisen und etwas von der Welt sehen. Und das am liebsten gemeinsam mit meinem Mann. Am Montag geht es für vierzehn Tage auf eine Kreuzfahrt in die Karibik. Alles vom Feinsten. Ich kann es kaum erwarten«, erzählte sie mir bereitwillig und klatschte dabei übermütig wie ein Seelöwe in die Hände, der sich zur Belohnung einen Fisch erhoffte. Und das, obwohl ich sie gar nicht darum gebeten hatte.

»Na, da wünsche ich viel Spaß.«

Es war lange her, dass ich im Urlaub war. Wenn man so wollte, kam meine Auszeit hier auf Sylt schon ziemlich nahe an die Definition heran. Auch wenn ich die meiste Zeit arbeiten musste.

Mit Holger hatte ich seit unseren Flitterwochen keinen Urlaub mehr gemacht. Ein weiterer Grund, warum unsere Ehe auf kurz oder lang scheitern musste.

Aber ich wollte nicht mehr ständig an meine Vergangenheit denken. Wenn ich mein Leben wieder in den Griff bekommen wollte, dann musste ich nach vorn schauen und mich nicht ständig über die verpassten Chancen in der Vergangenheit ärgern. Was war, war nicht mehr zu ändern.

»Das ist sehr nett von Ihnen, Frau Fahrenkrog«, meinte sie freudig grinsend.

Ihr war anzusehen, dass sie sich wahnsinnig auf diese Reise mit ihrem Mann freute.

Auch wenn ich es nicht gutheißen konnte, dass sie mir in den vergangenen Minuten ein Loch in den Bauch gefragt hatte, fand ich ihre gute Laune fast ein wenig ansteckend. Das und der Duft von Vanillekipferl und Punsch in der Nase, dann die klangvollen Weihnachtslieder im Ohr vom Kinderchor, der auf der großen Bühne stand und harmonisch sang, führten dazu, dass ich in Weihnachtsstimmung kam.

Zumindest ein wenig.

In den vergangenen Wochen hatte ich gar keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie die Weihnachtszeit wohl in diesem Jahr für mich aussehen würde.

In Hamburg gehörte sie zu den arbeitsintensivsten Wochen des Jahres für Holger und mich. Auf Sylt sah es ganz danach aus, als würde es so weitergehen. Allerdings musste ich dringend eine Lösung für mein Backproblem finden. Schließlich konnte ich nicht weiterhin täglich in der kleinen Küche von Fanny und Marten stehen und unzählige Plätzchen backen und Futjes-Teig vorbereiten.

Zwar hatte ich mir schon ein, zwei Locations angesehen, in denen ich mir meine eigene kleine Konditorei hätte vorstellen können, allerdings war nie etwas daraus geworden. Der eine Makler hatte sich nicht zurückgemeldet, obwohl er mir zugesichert hatte, Bescheid zu geben. Und der andere Makler hatte mir erklärt, dass es ein höheres Gebot für die Ladenfläche gegeben hätte. Dabei war ich mir gar nicht im Klaren darüber gewesen, dass der Preis in der Anzeige verhandelbar gewesen wäre.

Was das anbelangte, musste ich wohl noch viel lernen.

Um alles, was mit Steuern oder Verträgen zu tun gehabt hatte, hatte sich Holger in der Vergangenheit gekümmert. Damals hatte ich es gut gefunden, den Kopf für meine Backkreationen frei zu haben und mich einzig und allein auf mich und meine Torten konzentrieren zu können. Heute bereute ich mein Desinteresse zutiefst. Schließlich würde es mir sicher einen großen Dienst erweisen, wenn ich ein wenig besser informiert wäre und wüsste, wie die Dinge so laufen.

Aber sicher würde ich irgendwann schon noch dahinterkommen. Ich brauchte nur ein wenig mehr Zeit und Zuversicht. Dann würde ich irgendwann endlich auf eigenen Füßen stehen können.

»Auch auf die Gefahr hin, Sie zu nerven: Wissen Sie denn schon, ob Sie hier auf Sylt bleiben werden? Vielleicht sogar mit einem eigenen Café?«

Meine Kundin konnte es einfach nicht lassen.

»Das ist nicht so einfach. Bisher habe ich noch kein Ladenlokal gefunden, das ich anmieten konnte. Womöglich werde ich nach der Weihnachtssaison zurück aufs Festland müssen«, offenbarte ich ihr in der Hoffnung, sie würde mich dann endlich in Ruhe lassen.

»Die Backstube und das Café von meinem Augustin stehen zum Verkauf«, erklärte sie mir lächelnd.

Und ich war das erste Mal im Verlauf unserer Unterhaltung äußerst dankbar dafür, dass sie so hartnäckig geblieben war und mir immer weiter Löcher in den Bauch gefragt hatte.

»Wo befindet sich das Ladenlokal denn?«, hakte ich neugierig nach, während ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen.

Dieses nervöse Kribbeln in meiner Magengegend, das ich schon eine ganze Weile verspürte, machte sich mal wieder bemerkbar. Wie immer, wenn ich an meinen Neuanfang dachte.

Dennoch bemühte ich mich, nach außen hin ruhig und gelassen zu wirken. Wenn mein Gegenüber bemerkte, wie sehr ich auf eine Backstube mit angrenzendem Café angewiesen war, würde ich am Ende womöglich noch den Preis in die Höhe treiben.

Da waren wir auch schon beim Thema. Würde ich mir das Ladenlokal überhaupt von meinem Ersparten leisten können oder blieb der Traum vom eigenen Café nicht mehr als ein Traum?

»In Keitum.«

Bei der Erwähnung des Ortes machte mein Herz einen Satz in die Luft.

»Und seit wann steht die Bäckerei zum Verkauf? Ich habe leider nichts davon gelesen«, erklärte ich und befürchtete dabei, dass die Frau sich am Ende nur einen Scherz mit mir erlaubt hatte.

»Eigentlich hatten wir vor, den Laden erst nach dem Urlaub zu verkaufen. Aber nachdem Ihr Mann Ihnen so übel mitgespielt hat, werde ich gleich mal meinen Augustin suchen gehen und mit ihm reden.«

Noch ehe ich etwas erwidern konnte, war sie auch schon auf und davon.

Das erste Mal seit langer Zeit war ich sehr froh darüber, dass die Medien mein Privatleben an die Öffentlichkeit gezerrt hatten. Auch wenn ich in Zukunft getrost darauf verzichten konnte.

KapitelZwei

»Eine Packung gebrannter Mandeln, bitte.«

Das kleine Mädchen mit den blonden geflochtenen Zöpfen stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir das Geld auf den Tresen legen zu können.

»Hier, schau mal! Die sind noch ganz warm«, erklärte ich ihr, als ich ihr die Packung überreichte.

Ein freudiges, ehrliches Lächeln breitete sich auf ihrem engelsgleichen Gesicht aus.

»Die schmecken so lecker. Danke«, entgegnete sie, ehe sie zu ihrer Mutter eilte und schon wenige Augenblicke später wieder in der Menge der Weihnachtsmarktbesucher verschwunden war.

Ich ertappte mich abermals dabei, wie mein Blick ungeduldig über die Kulisse vor mir schweifte. Denn nach wie vor hatte ich die Hoffnung, dass die Frau mit ihrem Mann wiederkommen würde, die mir von der Bäckerei ihres Mannes erzählt hatte.

Aber das war nun schon mindestens eine Stunde her.

Was, wenn der Mann nicht an mich verkaufen wollte, weil ich eine Frau war? Was, wenn er mich bei der Backsendung, die im Fernsehen lief, nicht sonderlich sympathisch fand? Was, wenn er sein Geschäft schon einem anderen versprochen hatte und seine Frau wusste nichts davon?

Die Gedanken in meinem Kopf nahmen mit jeder Runde weiter Fahrt auf und überschlugen sich dabei beinahe.

Es war naiv von mir gewesen, zu glauben, das könnte die Lösung für all meine Probleme sein. Ich kannte die Frau schließlich nicht mal. Und ihren Mann würde ich, aller Voraussicht nach, nie kennenlernen.

Anstatt mir weiter Gedanken darüber zu machen, wo sich das Café befinden könnte und wie ich es nach meinen Vorstellungen umgestalten könnte, schüttelte ich leicht den Kopf und konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt.

»Ich hätte gerne einen Punsch und ein Päckchen Friesenkekse«, bestellte ein gut aussehender Mann Ende dreißig wenige Augenblicke später.

Er lächelte mich freudig mit seinen warmen blauen Augen an. Auf seinen Wangen waren kleine Grübchen zu erkennen. Sein blond gelocktes Haar fiel ihm wirr in die Stirn. Doch das schien ihn nicht weiter zu bekümmern.

»Das macht dann sieben Euro. Auf dem Glas ist Pfand«, ratterte ich meinen auswendig gelernten Text herunter und verbot mir dabei, weiter darüber nachzudenken, wie gut der Mann mir gegenüber aussah.

Denn bei meinem Glück war er verheiratet, anderweitig liiert oder schwul. Und wenn alles drei nicht der Fall war, dann war er sicher ein notorischer Fremdgeher, der nur darauf wartete, mir das Herz zu brechen.

Was Männer anbelangte, hatte ich für die nächsten Monate und Jahre so was von die Nase voll, dass ich nicht mal ansatzweise empfänglich für die Grübchen meines Gegenübers war.

Bis ich wieder bereit war, einen Mann in mein Leben zu lassen, würde sicher noch einige Zeit vergehen. Und bis dahin wollte ich mich voll und ganz auf mich und meine unternehmerische Zukunft konzentrieren. Auch wenn ich nach wie vor keinen blassen Schimmer hatte, wie die aussehen sollte.

»Das sieht sehr lecker aus«, meinte der Mann und schien tatsächlich mit mir flirten zu wollen.

Da war er bei mir allerdings an der falschen Adresse.

»Die schmecken auch sehr gut«, erwiderte ich unbeeindruckt und überreichte ihm den Punsch, ehe er mir das Geld übergab und dabei einen Moment zu lange meine Hand berührte.

Als er nicht merkte, dass ich für derlei Annäherungen nicht empfänglich war, zog ich meine Hand beherzt zurück und knallte ihm das Restgeld auf den Tresen.

Mit irritiertem Blick fischte er sich die drei Euro vom Tresen, während er es vermied, mich direkt anzusehen. Meine Botschaft war offenkundig angekommen. Nichts mehr hatte ich mit meiner Aktion gewollt.

Klare Verhältnisse waren für alle immer das Beste. Dann machte man sich keine unnötigen Hoffnungen auf ein Happy End, das doch irgendwann in einer Scheidung und einem gebrochenen Herzen endete.

Es verging eine weitere Stunde, in der ich Florentiner, Futjes und Friesenkekse verkaufte und Punsch ausschenkte.

So langsam begann es zu dämmern und die vielen Lichter des Weihnachtsmarktes wurden angeschaltet. Das war ein unbeschreiblich schöner Augenblick, auf den ich mich jeden Tag ganz besonders freute. Mein ganz persönliches Highlight, wenn man so wollte.

Kinder gingen mit großen freudigen Augen an der Hand ihrer Eltern über den Weihnachtsmarkt, probierten hier etwas, kauften dort ein Spielzeug aus Holz. Eine Gruppe Kollegen traf sich nach der Arbeitszeit zum gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch, feierte feuchtfröhlich und unterhielt sich dabei angeregt. Ihr Lachen hallte über den Marktplatz. Dazu sang der Kinderchor mit engelsgleichen Stimmen.

Wenn mein Jahr ein wenig harmonischer und rosiger ausgesehen hätte, dann hätte ich diese Momente sicher auch weit mehr genießen können. So aber hatte ich so meine Probleme damit, die vielen freudigen Gesichter um mich herum zu sehen.

Was mich augenblicklich ärgerte. Schließlich hatte ich mir doch vorgenommen, nur noch nach vorn zu blicken.

Warum sollte ich den Moment nicht genießen können, nur weil mein Mann sich für eine andere entschieden und dabei mein komplettes bisheriges Leben zerstört hatte?

»Sind Sie Frau Fahrenkrog?«, fragte mich ein älterer Herr mit Krückstock in der rechten Hand.

»Noch«, erwiderte ich unbedacht, woraufhin mich der Mann mit seinen wässrigen grünblauen Augen verunsichert ansah.

»Entschuldigen Sie bitte! Ja, ich bin Antje Fahrenkrog. Was kann ich für Sie tun?«, besann ich mich wieder auf meine gute Erziehung und schob den Gedanken an meinen Ex dabei ganz weit in den Hintergrund.

»Sehr gut, dass ich Sie endlich finde. Meine Frau war heute bei Ihnen und hat Ihnen von meiner Bäckerei erzählt. Leider hat Gisela sich danach nicht mehr ganz so wohlgefühlt und ist mit Bekannten nach Hause gefahren. Allerdings hat sie mir zuerst das Versprechen abgerungen, Sie zu suchen und mit Ihnen über das Ladenlokal zu sprechen.«

Bei seinen Worten schossen mir Tränen der Rührung in die Augen.

Noch vor wenigen Stunden dachte ich, Gisela wäre der penetranteste Mensch, den ich mir nur vorstellen konnte. Und nun tat sie so viel für mich, dass es mir fast leidtat, wie schlecht ich über sie gedacht hatte.

»Ich hoffe, es geht ihr gut.«

Augustin winkte ab.

»Ja, sie hat sicher wieder diese Diät gemacht, damit sie auf dem Schiff gut aussieht, und dabei zu wenig gegessen. Wir fahren nämlich schon nächste Woche in den Urlaub, müssen Sie wissen.«

»Wollen Sie sich nicht hier hinten bei mir auf einen Stuhl setzen? Ich mache meinen Stand kurz zu. Dann können wir uns in Ruhe unterhalten«, bot ich an.

Erleichterung spiegelte sich auf seinen Gesichtszügen wider.

»Das klingt himmlisch. Mein rechtes Bein macht mir mittlerweile ein wenig zu schaffen. Gisela hat mir nicht genau gesagt, wo ich Sie finde. Also bin ich alle Stände abgelaufen und habe nach Ihnen gefragt.«

Bei seinen Worten wurde mein schlechtes Gewissen noch einen Deut größer.

Als er zu mir an den Eingang der Bude gekommen war, signalisierte ich ihm, dass er auf dem Stuhl neben der Kaffeemaschine Platz nehmen konnte. Davor stellte ich ein kleines Tischchen auf, gab meine Plätzchen und eine Portion Futjes darauf.

»Möchten Sie einen Kaffee oder einen Punsch?«, fragte ich gastfreundlich.

»Gerne beides«, erwiderte er freundlich lächelnd.

»Aber ich möchte Ihnen keine Umstände machen«, ruderte er eilig zurück.

»Das ist gar kein Problem, Herr …«

»Ach, entschuldigen Sie, bitte! Jetzt habe ich mich gar nicht vorgestellt. Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Augustin Liebing. Ich bin, wie gesagt, Bäckermeister aus Keitum. Na ja, wobei das nicht mehr ganz so stimmt. Inzwischen bin ich in Rente. Auch wenn mir das Geschäft ganz schön fehlt, hatte meine Gisela recht, als sie mir fast schon verboten hat, weiterzumachen.«

Verschwörerisch sah er mich an.

»Sagen Sie ihr bloß nicht, dass ich Ihnen das gesagt habe. Aber nun, da ich ein paar Wochen raus aus der Backstube bin, fühle ich mich deutlich besser. Mit fast vierundsiebzig Jahren war es jetzt an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ob mir das mit diesen Reisen dann gefallen wird, sei mal dahingestellt. Solange ich Gisela damit allerdings eine Freude machen kann, will ich es zumindest versuchen. Wir sind seit fünfzig Jahren verheiratet, müssen Sie wissen, Frau Fahrenkrog. Allein die Vorstellung, sie könnte …«

Er seufzte schwer und schüttelte dabei den Kopf.

»Passen Sie auf die Lieben in Ihrem Leben gut auf. Versprechen Sie mir das?«

Zunächst wusste ich nicht so recht, wie ich auf seine Worte reagieren sollte, dann nickte ich ihm zustimmend zu, als er mich nach wie vor durchdringend ansah und offensichtlich eine wie auch immer geartete Zustimmung von mir erwartete.

»Tut mir leid! Eigentlich bin ich wegen meinem Laden zu Ihnen gekommen, Frau Fahrenkrog. Wir alten Menschen neigen oftmals dazu, viel zu viel zu erzählen, bis wir auf den Kern unserer Aussage kommen. Aber wissen Sie, wir haben so viel erlebt, dass es uns manchmal unumgänglich erscheint, ein wenig weiter auszuholen.«

Bei seinen Worten goss ich mir einen aromatischen Wintertee ein, der nach Bratäpfeln und Mandeln roch.

Die Weihnachtszeit war für mich die Zeit der Gerüche. Überall roch es einnehmend nach süßen altbekannten Düften, die man sofort mit Weihnachten und einer Zeit verband, in der man zur Ruhe kommen und einen Gang runterschalten konnte.

Familie, Freunde und Bekannte rückten in den Fokus. Menschen, die man übers Jahr hinweg viel zu selten gesehen hatte. Man nahm sich Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang am Sonntag, durchschritt dabei mit seinen Stiefeln den weißen Schnee, der unter den Sohlen einen schmatzenden Laut von sich gab.

Wenn es doch auch auf Sylt bald schneien würde …

»Das macht gar nichts, Herr Liebing«, erwiderte ich, da ich nicht unfreundlich erscheinen wollte.

Gleichzeitig konnte ich mir vorstellen, dass viele ältere Menschen nicht mehr allzu viele Leute hatten, mit denen sie sich unterhalten konnten. Demzufolge war es ihnen ein Bedürfnis, mal wieder ausgiebig mit jemandem zu reden und ihnen ihre Sicht auf die Dinge zu schildern.

»Danke für Ihre Nachsicht mit einem alten Greis, der mal wieder vergessen hat, dass Zeit Geld für die Jugend bedeutet. Schließlich muss Ihr Stand hier auch bezahlt werden.«

Was das anbelangte, konnte ich ihm nicht widersprechen. Nur eine offene Weihnachtsmarktbude brachte auch Geld ein. So war das nun mal.

»Meine Frau meinte, Sie würden gerne auf Sylt sesshaft werden und eine eigene Konditorei betreiben«, kam Herr Liebing nun ziemlich schnell auf den wahren Grund für diese Unterhaltung zu sprechen.

»So ist es. Ich wohne und backe aktuell bei einer Freundin von mir. Fanny arbeitet im Landhaus Janssen an der Rezeption.«

»Fanny Knudsen? Ich glaube, ich habe sie schon mal in Noras Blumenladen in Keitum getroffen. Eine sehr nette junge Frau. Allerdings ist es sicher nicht ganz einfach, auf beengtem Raum für einen Weihnachtsmarkt zu backen«, stellte er nüchtern fest und kam damit gleich auf mein eigentliches Problem bei der ganzen Sache zu sprechen.

»Tatsächlich sind die Verhältnisse eher beengt. Und da ich unsere Freundschaft nicht weiter auf die Probe stellen möchte, benötige ich zeitnah eine eigene Konditorei. Am liebsten mit angrenzendem Ladengeschäft und Café«, fasste ich meine Wünsche für Herrn Liebing zusammen, als wäre er der Weihnachtsmann höchstpersönlich.

Er lächelte milde, nahm die dunkle Wollmütze von seinem Kopf und legte dabei eine blank polierte Glatze zutage.

---ENDE DER LESEPROBE---