Wein, sonst nix - Bärbel Ring - E-Book

Wein, sonst nix E-Book

Bärbel Ring

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Darauf ein Glas

Bärbel Ring ist studierte Weinexpertin und vielfach ausgezeichnete Sommelière. In ihrem Buch „Wein, sonst nix“ wirft sie fachlich versiert und zugleich unterhaltsam einen Blick auf die vielen Facetten des Weins und vermittelt geballtes Wissen zu wichtigen Weinanbauländern, Regionen und den unterschiedlichen Rebsorten. Es gibt praktische Empfehlungen für die richtigen Gläser oder den Weinkauf, zum Beispiel mit Hinweisen, was die Angaben auf dem Etikett tatsächlich bedeuten. Außerdem gibt Ring Tipps, welche Kombinationen von Wein und Speisen besonders gut harmonieren und verrät ihre Lieblingsrezepte und die passende Weinbegleitung. Wie schmeckt Tannin? Was bedeuten Mineralität, Säure und Süße? Die Expertin erklärt, wie man seinen Geschmack trainiert und was es überhaupt zu schmecken gibt. Mit Selbsttests am Ende jedes Kapitels kann man sein Weinwissen direkt überprüfen.

  • Bärbel Ring ist eine der besten deutschsprachigen Sommelières und erklärt Wein ganz unkompliziert
  • Klarer Kursaufbau mit Checklisten für den leichten Einstieg in die Weinwelt
  • Liebevoll gestaltet mit zahlreichen Fotos, Illustrationen und persönlichen Weingeschichten

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 169

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

© 2024 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81637 München

Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Hinweis: Die Ratschläge/Informationen in diesem Buch sind von Autor*innen und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autor*innen beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Werk an manchen Stellen auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörter gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung, sondern hat lediglich redaktionelle Gründe.

Illustrationen: Bärbel Ring

Projektleitung: Dr. Harald Kämmerer, Susanne Schmutterer

Textbegleitung und Koordination: Antonia Wien

Projektinitiative: The Chefs` Stories GmbH, Hamburg

Cover, Layout, DTP, Satz: OH, JA!, München

Textredaktion: Susanne Schneider

Korrektorat: Frauke Wilkens

Herstellung: Karin Herres

Reproduktion: Regg Media GmbH, München

ISBN: 978-3-641-30700-4

www.suedwest-verlag.de

INHALT

Liebe Leser*innen

Wie alles begann

Weinbau und Kellertechnik – Wie kommt die Traube in die Flasche?

Das Klima

Der Boden

Die Rebe

Ernte – die Lese

Weißwein

Rotwein

Rosé

Die Komplexität der Kellerarbeit

Na? Alles behalten? Kleiner Test Weinbau und Kellertechnik

Sensorik – die drei Detektive

Das Auge

Die Nase

Der Mund

Der Tastsinn – der geheime Helfer des dritten Detektivs

Theorie und Praxis

Wie erkennt man die Qualität eines Weines?

Erster Detektiv – das Auge

Zweiter Detektiv – die Nase

Dritter Detektiv – der Mund

Ein paar Weinfehler

Verkostungsblatt

Vokabeln Sensorik

Na? Alles behalten? Kleiner Test Sensorik

Die Welt der Weine – Eine Weinreise um die Welt

Deutschland

Etiketten deutscher Weine

Wichtige Rebsorten

Anbaugebiete in Deutschland

Zur Wiederholung: Etiketten lesen

VDP – Verband Deutscher Prädikatsweingüter

Na? Alles behalten? Kleiner Test deutsche Weine

Frankreich

Wichtige Rebsorten

Anbaugebiete in Frankreich

Na? Alles behalten? Kleiner Test französische Weine

Italien

Wichtige Rebsorten

Anbaugebiete in Italien

Na? Alles behalten? Kleiner Test italienische Weine

Spanien und Portugal – Die Iberische Halbinsel

Wichtige Rebsorten

Spanien

Anbaugebiete in Spanien

Portugal

Wichtige Rebsorten

Anbaugebiete in Portugal

Na? Alles behalten? Kleiner Test spanische und portugiesische Weine

Österreich

Wichtige Rebsorten

Anbaugebiete in Österreich

Na? Alles behalten? Kleiner Test österreichische Weine

Übersee

Neuseeland

Südafrika

USA

Argentinien

Chile

Na? Alles behalten? Kleiner Test Weine aus Übersee

Weineinkauf

Im Restaurant – Geheimnis Weinkarte

Wissenswertes

Na? Alles behalten? Kleiner Test Wissenswertes

Weinpairing – Wie funktioniert das eigentlich?

Na? Alles behalten? Kleiner Test Weinpairing

Hier ein paar persönliche Lieblinge – Rezepte und Weinbegleitung

Auflösungen Tests

Vokabelheft

Danksagung

Literaturempfehlungen

Vitae

Liebe LESER*INNEN,

wer freut sich nicht über richtige Briefe? Gemeint sind natürlich keine Rechnungen oder langweilige Werbung. Nein, richtige handgeschriebene Briefe. Sie erzählen Geschichten von Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern oder auch Menschen, die man nicht kennt, aber durch den Brief kennenlernen kann. Eine Brieffreundschaft ist oft sehr persönlich, selbst wenn man sich vielleicht nie real begegnet ist.

So ist es auch mit Weinen. Ein Wein erzählt nicht nur die Geschichte des Winzers, der ihn in die Flasche gebracht hat, sondern auch die Geschichte seiner Herkunft, des Klimas, der Bodenbeschaffenheit, der Herstellungsweise und natürlich der Rebsorte. Also ein flüssiger Brief sozusagen – eine ganz besondere Flaschenpost.

Darin steckt so viel – sie erzählt auch die Story des Weingartens, der vielleicht über Generationen in Familienbesitz ist, Kriege überlebt hat, von Königen, Mönchen, Römern gehegt und gepflegt wurde. Die Flaschenpost lässt tief in die Geschichte zurückblicken, oft viel länger, als wir es uns vorstellen können, denn die Böden, auf denen die Reben wachsen, offenbaren in all ihren Schichten einen geologischen Fußabdruck, der weit zurückreicht.

Mit diesem Gefühl verkoste ich jeden Wein. Rieche, sehe, schmecke, lasse es mir gut gehen, schwenke das Glas und grüble darüber nach, welches Gericht zu dem Tropfen am besten passt.

Horchen wir mal in die Flasche und gehen dem Wein auf den Grund … Ich freue mich sehr, Sie dabei mitzunehmen, und wünsche Ihnen ganz viel Spaß bei Ihren eigenen Erfahrungen.

Dies ist Teil 1 von einer Reihe von Hilfen beim Verkosten, Einkaufen und Inspirationen für Sie. Die nächste Post kommt bestimmt.

Cheers

Im Jahr 2015 kam die erste Auszeichnung zur Sommelière des Jahres in der

Rolling Pin

.

2017 und auch direkt im Folgejahr 2018 wurde ich zur Meisterin der Weine und zur Mrs. Feel Good von

Port

Culinaire gewählt.

2019 als Sommelière des Jahres im

Feinschmecker

.

Ebenfalls 2019 wurde ich zur Sommelière des Jahres mit dem Food Mover Award gekürt.

2022 wurde ich schließlich zur Sommelière des Jahres vom

Schlemmer Atlas

ernannt.

WIE alles BEGANN

Mein erster Berührungspunkt mit Weinkennern oder mit Menschen, die sich wirklich für Wein und seinen Ursprung interessieren und ihn nicht für ein Saufgelage nutzen, war in der Gastronomie.

Ich hatte mich früher niemals damit auseinandergesetzt, wie der Wein in die Flasche kommt oder was dafür im Keller getan werden muss, bis ich nach Feierabend mit den Kollegen im Gasthof Brendel im Stadtteil Friemersheim in Duisburg-Rheinhausen zusammenstand und wir gemeinsam Weine degustierten.

»Der duftet nach Apfel, gelben Früchten und einer leichten Vanillenote.«

»Er hat eine straffe Säure, die gut abgepuffert wird vom kräftigen Körper – eindeutig Holzeinsatz!«

Ich hörte all diese scheinbar mühelosen Sätze und war fasziniert von der Fähigkeit, all das zu schmecken. Wie geht das? Wie schmecke ich die vielen Aromen? Als ich neugierig ins Glas schnupperte, habe ich nur Wein gerochen. Wow. Aber ein Anfang. Es hat mich geflasht und ich wollte wissen, wie es funktioniert, und wollte unbedingt auch erleben, was die anderen im Glas erkundeten.

Erst dachte ich: Eigentlich ganz einfach: Trauben pressen, warten, bis Alkohol entsteht, und ab in die Flasche. Prinzipiell stimmt das, allerdings wäre es ja keine Kunst, einen sauberen Wein in die Flasche zu bekommen, würde das jeder spontan mit seinen gekauften Supermarkttrauben zu Hause machen können. Aber wie kommt denn dann diese verdammte Vanille ins Glas? Die schmeißen bestimmt Vanilleschoten in die Fässer!

Wein ist ein komplexes Thema, in etwa so wie Integralrechnung für Erstklässler. Wenn man das Einmaleins nicht kann und alle darauf aufbauenden Schritte, versteht man logischerweise auch die komplexen Strukturen des Integralrechnens nicht und macht den Kopf zu.

Beim Wein muss man ebenso das Einmaleins des Weinbaus, die ganzheitliche Betrachtungsweise beachten und nicht direkt mit der Königsdisziplin, der Blindverkostung, loslegen – die kommt später. Weinbau und Kellertechnik – beides hört sich erst mal trocken an, ist es aber nicht. Denn im Weingarten beginnt alles.

Bis ich das begriffen habe, hat es allerdings etwas gedauert. Denn die Region, aus der ich komme – ich bin ein echtes Stahlkind aus Duisburg-Rheinhausen –, ist eher für Bier bekannt, weniger für Wein. Da ich nichts mit Wein am Hut hatte, war das Grundverständnis für dieses Produkt schlicht nicht da. Aber daran ließ sich arbeiten.

Zu Beginn verkostete ich Weine nach dem ganz simplen Prinzip »schmeckt oder schmeckt nicht«. Noch interessanter wurde es, als ich in München arbeitete, denn da traf ich zum ersten Mal einen Sommelier. Mit ihm nahm mein Weinverständnis stetig zu. Im Ederer gab es eine große Karte mit Bordeaux, die in Jahrgangstiefen ging. Verkostet haben wir damals immer nach dem Feierabend. Dort habe ich zum ersten Mal einen Rheingauer Riesling aus dem Weingarten Berg Schlossberg getrunken. Ich weiß noch wie heute, dass er nach weißen Pfirsichen geduftet hat – für mich ein Schlüsselmoment.

Nach München rief mich die schöne Insel Sylt. Dort arbeitete ich in Keitum, bei Karsten Wulff, einem kleinen, feinen Fischrestaurant. Die Weinkarte war liebevoll zusammengestellt mit vielen deutschen Gewächsen und mit jedem Tag, dem ich mich dem Thema Wein widmete, wurde mein Wunsch, Sommelier zu werden, größer. Und so büffelte ich, lernte zu Hause die Anbaugebiete, Regionen, Rebsorten – in der Theorie, aber auch in der Praxis. Das Bild von den Weinen, die ich gerne trank, wurde immer runder und klarer.

Und dann endlich der große Schritt – ich ging zur Sommelierschule! Dazu mussten wir allerdings die Insel wieder verlassen. Wir, mein Mann Norman und ich, wohnten im Rheingau, ich arbeitete im Kronenschlösschen, machte mein Praktikum auf dem Weingut Künstler und ging nebenbei auf die Sommelierschule in Koblenz. Das war sehr intensiv und ehrlich gesagt ziemlich knackig. Das Kronenschlösschen veranstaltet einmal im Jahr für zwei Wochen ein Gourmetfestival, an dem Köche und Winzer aus aller Welt beteiligt waren. Als Sommelier dort arbeiten zu dürfen, hat mich sehr geprägt.

Jeden Tag mehrere Flaschen zu verkosten, um zu testen, ob sie korken – ich meine so 20 oder 30 Flaschen –, das trainiert die Nase definitiv auf das ungewünschte Aroma. Ich konnte seltene Weine degustieren, Vorträge großer Weinkenner hören und all die schönen Geschichten im Glas verinnerlichen, ich kann mir kein besseres Training vorstellen. Aber so schön es mitten im Rheingau war, unser Herz hing schon damals im Norden fest. Und so fiel die Entscheidung nach meinem Abschluss: ab auf die Insel.

Seitdem sag ich »Moin« und arbeite seit 2009 im Söl’ring Hof als Sommelière. Durch Johannes King hatte ich die Möglichkeit, einen eigenen Weinkeller aufzubauen, was nicht selbstverständlich ist als junger Sommelier. Und nun, 14 Jahre später, schaue ich zurück und bin glücklich über meinen Weg. Alles in allem scheine ich meine Passion ganz gut zu machen.

Das fand auch Antonia Wien, Food-Expertin, Gastro-Beraterin und Genussmensch durch und durch. Denn sie wandte sich mitten im Lockdown an mich mit einer ungewöhnlichen Bitte. »Mach mich richtig fit, Bärbel, damit ich die Macker-Weintastings besser packe.« Ich musste lachen. Und sagte sofort zu.

Und damit begann unser Corona-Projekt »Weinschule digital«. Wie das ablief? Alle zwei Wochen ein Date am Sonntagvormittag per Zoom. Didaktisch strukturiert mit einem Vortragsteil und mit einer Verkostung von Weinen, die ich Antonia vorab zugeschickt hatte – später übrigens auch blind mit dick abgeklebten Etiketten.

Wie verkostet man idealerweise, worauf sollte man achten?

Verstehen andere Menschen die Aussage »schöner Wein«?

Oder ist es sinnvoller, seine Attribute zu betiteln?

Was ist ein »kühles Jahr«? Und vor allen Dingen: Woran erkennt man es?

Was bedeutet »Terroir« und wie zum Teufel schmeckt man diesen verdammten

Schiefer aus dem Wein? Oder die Vanille?

Das ging über Monate. Inzwischen ist Antonia fit, lässt sich bei Tastings nicht mehr aus der Ruhe bringen und ich tippe diese Zeilen für mein erstes Weinbuch, das eigentlich die logische Folge dieser kleinen privaten Weinschule war. Denn all dem war der gleiche Eindruck vorangegangen:

Wein wird mir oft viel zu ernst genommen. Alle machen ernste Gesichter und jeder will besser sein als die Mitverkoster – die sich mit Etiketten und hohen Preisen profilieren möchten! Vorsicht bei Label-Trinkern. Da wird viel geblufft und viel getönt.

Ich möchte »Spaß im Glas« haben, wie Hendrik Thoma von Wein am Limit so schön sagt. Und damit hat er völlig recht. Wein ist Leben, Spaß, kunterbunt, international, macht lustig, ist ein hohes Kulturgut und sollte permanent gefeiert werden.

Im Restaurant bestellen hauptsächlich Männer den Wein, Frauen sind oft unsicher und überlassen dem Mann gern die Regie, denn sie möchten nichts falsch machen oder etwas Falsches sagen. Mir scheint, diese »Domaine« wird zu oft als persönliches Egoshooting gesehen. »Ich habe diesen Wein ›geschossen‹. Ich habe ihn bestellt! Seht her, Welt, was ich alles über Wein weiß!« Ein bisschen pauschal, aber es ist etwas dran.

Es wird in solchen oft männlich dominierten Runden zu schnell beurteilt, zu schnell wird eine Challenge daraus. Dabei ist das Verkosten auch eine Frage der Muße, der Zeit, die man sich nimmt, um Aromen zu entdecken und Zusammenhänge herzustellen. Und aus meiner Erfahrung sorgt eine vorschnelle und lautstarke Einordnung des Weines für einen festgelegten Weg im Kopf und eine Einschüchterung all der anderen, die vielleicht ein wenig mehr Zeit zum Nachdenken benötigen.

Deshalb kann ich es gar nicht oft genug betonen: immer mit der Ruhe. Zeit lassen, riechen, schmecken, schauen, Fäden zusammenführen und das Gelernte wie ein Puzzle zusammensetzen. Keine Angst! Bei der Weinverkostung und beim Trinken kann man nichts falsch machen. Trauen Sie sich! Nur der Geschmack zählt. Alles andere ist erst mal zweitrangig. Bei mir hat es auch geklappt und ich bin genauso wie jeder Anfänger hineingewachsen in diese spannende Welt. Ich wusste damals nicht, dass Wein so eine Tiefe besitzt und so viel zu erzählen hat über Länder und Menschen. Mein Wissen möchte ich gerne mit Ihnen teilen, damit Sie ohne Scheu probieren und selbst diese Erfahrungen machen können.

Also: Flasche auf, Sinne schärfen, Nase tief ins Glas, lassen Sie alles auf sich zukommen und genießen Sie es, mit jedem Mal mehr und mehr zu erfahren.

Das Besondere am Wein ist: Er ist magisch, ein wahnsinnig toller Speisebegleiter, der wie eine Zutat zu einem Gericht hinzugefügt wird. Deswegen: Trinken Sie den Wein parallel mit ausgesuchten Speisen und Sie werden feststellen, wie sich der Wein im Glas verändert.

WeinbauUND KELLERTECHNIK

»Wie kommt die Traube in die Flasche?«

Das Klima

Das Wort ist heutzutage geflügelt, meistens in Verbindung mit »Wandel« oder »Krise«. Lassen wir das Komplizierte weg und betrachten es ganz nüchtern: Wer in den Urlaub fährt, überlegt genau, was er in den Koffer packt. Ein Thailand-Reisender wird vermutlich keine Winterjacke und Skisocken einpacken, genauso wenig wie ein Polarforscher die Badehose und Flip-Flops vorziehen würde. Pauschal kann man sagen: Je nach Jahreszeit gibt es in den verschiedenen Ländern dementsprechende vorhersehbare Temperaturen. Jetzt wissen wir aber ganz genau, dass in Bayern nicht die gleichen Wetterverhältnisse herrschen wie an der Nordsee. Die Wahrscheinlichkeit, dass es an der Küste mehr Wind gibt und in der Münchener Innenstadt die Temperaturen wärmer sind als in Westerland, ist einleuchtend. Beschränken wir uns auf Norddeutschland.

Makroklima

Wir könnten es als Makroklima bezeichnen. »Ein Tief zieht über den Norden Deutschlands« wäre eine klassische Wettervorhersage im Fernsehen. Das bedeutet allerdings nicht zwingend, dass es in ganz Norddeutschland regnen wird. Das Tief kommt vom Westen her und trifft mit voller Wucht auf Sylt. Es regnet in Strömen, das Meer ist aufgepeitscht, Windstärke 10. Durch das Auftreffen an der Westküste schwächt es sich in Richtung Süden immer mehr ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass es an Rügen vorbeizieht, ist also groß und die Ostsee wird nur einen etwas stärkeren Wellengang zu spüren bekommen, die Fahnen werden im Wind wehen und die Sonne scheint.

Topoklima und Mesoklima

Wenn wir den Kreis kleiner werden lassen und uns nur auf Nordfriesland beschränken, wird das Tiefdruckgebiet sehr wahrscheinlich uns alle treffen. Den einen mehr, den anderen weniger. Wer schon mal auf der Insel Sylt war, weiß, dass es manchmal in List regnet und in Rantum die Sonne scheint, während in Westerland Seenebel auftritt. Man muss mit allem rechnen. Das nennt man Topoklima oder Mesoklima.

Mesoklima: Man sieht hier wunderbar im Hintergrund den Schatten in List, den die Wolken werfen, im Vordergrund scheint die Sonne.

Kleinklima und Mikroklima

Ein Kleinklima ist eine sehr kleinräumige Bedingung, zum Beispiel die Terrasse vom Söl’ring Hof. Da ist es mehr als unwahrscheinlich, dass es an Tisch 100 regnet und an Tisch 105 die Sonne scheint. Aber wenn man noch kleiner denkt, spricht man vom sogenannten Mikroklima. Denn hinter dem Strandkorb an Tisch 107 ist immer Schatten und an Tisch 100 scheint den ganzen Tag die Sonne. Wie in einem Garten. Dort ist beispielsweise zu beachten, dass es Schattengewächse gibt und welche, die viel volle Sonne vertragen und diese Sonnenexposition brauchen. Man kann es auf die Spitze treiben, indem man das Mikroklima einer einzelnen Pflanze begutachtet. Manche Blätter haben eher Schatten und andere sind länger in der Sonne. Das hat natürlich unter anderem etwas mit der Himmelsrichtung zu tun, aber auch mit dem Schatten umliegender Bäume, Häuser, Mauern oder Berge.

Der Garten des Genussshops in Keitum zeigt deutlich, dass nicht an allen Stellen die Sonne scheint. Im Schatten werden eher Schattengewächse angebaut, in der Sonne die Pflanzen, die die volle Sonne vertragen können.

Und jetzt der Schwenk zum Wein. In einem Weingarten ist es nicht anders. Die Neigung des Hügels oder Berges, die Höhe des Weingartens, die Pflanzen und Gegebenheiten drum herum. All das beeinflusst das Mikroklima maßgeblich. Es gibt Listen mit Jahrgangsempfehlungen, in denen steht, dass es zum Beispiel im Bordeaux ein tolles Jahr war, mit fünf Sternen bewertet! Ups. Zur Veranschaulichung: Das Bordeaux ist ein einzelnes, spezielles Anbaugebiet in Frankreich, das circa 130 000 Hektar umfasst. Alle Anbaugebiete für Wein in ganz Deutschland umfassen circa 102 000 Hektar. Mit diesen Jahrgangstabellen oder Wettertabellen lässt sich also nur sehr grob arbeiten. Wer es genau nimmt, muss schon tiefer in den Weingarten blicken.

Und was beeinflusst noch so das Klima in einem Weingarten?

Das Klima in einem Weingarten ist von seinem Umfeld abhängig, was uns das Mikroklima verrät. Wie steil ist der Hang? Ist er sehr steil, dann ist der Winkel der Sonneneinstrahlung für die Pflanzen besser, ebenso der Ablauf des Wassers am Boden, wenn es regnet. Ist oberhalb des Weingartens ein Wald? Der könnte vor kalten Winden schützen, die über die Bergkuppe kommen. In welche Richtung ist der Weingarten gelegen? Nach Süden? Da ist den ganzen Tag über viel Sonne, die Böden sind sehr warm, manchmal fast heiß und trocken. Oder nach Osten? Dann bekommen die Pflanzen die erste Morgensonne ab, der Boden kann sich nicht so extrem aufheizen, da die hoch stehende Sonne weiter Richtung Westen wandert. Eine kleine Mauer im Weingarten kann die Temperatur ebenfalls beeinflussen. So etwas nennt man in Frankreich »Clos« – Eselsbrücke – etwas Ummauertes, Eingeschlossenes … Eine Mauer beeinflusst übrigens nicht nur die Temperatur, sondern sie wurde früher auch zum Schutz vor hungrigen Wildschweinen und Rehen gebaut.

Maritimes Klima

Es gibt ein sogenanntes maritimes Klima (Meeresklima, Seeklima). Es herrscht in der Nähe von Meeren, aber auch von großen Seen. Dort gibt es oft gleichmäßig warme Temperaturen, mit wenig Schwankungen zwischen Sommer und Winter.

Maritimes Klima bedeutet wenig Temperaturschwankungen.

Mediterranes Klima

Am Mittelmeer spricht man dagegen vom mediterranen Klima. Typisch sind heiße Sommer und milde, feuchte Winter. Die Trauben haben durch die kräftige Sonne oft viel Zucker und weniger Säure.

Mediterranes Klima heißt: heiße Sommer und milde, feuchte Winter.

Ein Gewässer in der Umgebung beeinflusst die Windströmungen. Tagsüber ist der Boden wärmer als das Wasser, die warme Luft steigt auf und zirkuliert mit der schwereren, kalten Luft über dem Wasser, die als Wind in den Weingarten zieht. So entsteht ein Kreislauf. In der Nacht kühlt der Boden schnell ab, sodass das Wasser wärmer ist. Der Wind dreht. Die aufgewärmte Luft über dem Wasser steigt nach oben und die kalte schwere Luft vom Weingarten zieht Richtung Gewässer. Der Kreislauf hat nun seine Richtung geändert.

Diese Winde – in manchen Regionen haben sie eigene Namen: in den Alpen werden sie Föhn genannt, an der Rhône und in der Provence Mistral – beeinflussen ganz entscheidend die Qualität der Trauben. Wenn es zum Beispiel geregnet hat oder die Trauben feucht vom Nebel sind, neigen sie natürlicherweise zum Gammeln. Man nennt dies auch Graufäule. Nun weht allerdings ein trocknender Wind durch die lockerbeerigen Trauben und trocknet sie, sodass keine Fäule entsteht.

Kontinentalklima

Mittig oder weit im Landesinneren herrscht das Kontinentalklima. Es sind warme Sommer und kalte Winter, der Unterschied der Jahreszeiten ist sehr groß. Hat die Rebe die Möglichkeit, in allen Klimazonen angebaut zu werden? Nein. Sie hat bestimmte Anforderungen an das Klima, also eine gemäßigte Temperatur, eine bestimmte Menge Niederschlag und natürlich eine bestimmte Anzahl an Sonnenstunden.

Der Boden

Das ist nicht so kompliziert, wie man im ersten Moment vielleicht denken würde. Im eigenen Garten setzt man eine Pflanze und gießt sie an, damit sie zum Anwachsen Wasser zur Verfügung hat. Den Rest macht die Natur schon, vor allem die Sonne und der Regen. Dann blüht eine wunderbare Blume in unserem Garten, wenn man den klimatischen Standort und die Bedürfnisse der Pflanze mit Bedacht gewählt hat.